MIND Magazin - Das Schweizer MännerLifestyleMagazin Dezember 2012
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Klassiker Bordeaux<br />
Klassiker<br />
Die klassische Wein-Kapitalanlage ist<br />
der Bordeaux. Kein anderer Wein der<br />
Welt ist so begehrt wie er. Die weltweite<br />
Nachfrage nach Pétrus, Château<br />
Mouton-Rothschild und anderen erstklassifizierten<br />
Gewächsen hat deren<br />
Preise oft schon im ersten Jahr nach<br />
Freigabe um bis zu 100 Prozent steigen<br />
lassen. Die besten der zweitklassifizierten<br />
Weine, etwa Château Léoville-Las-<br />
Cases und Château Pichon Longueville<br />
de Lalande, erlebten nicht selten<br />
Wertsteigerungen von 50 Prozent. Erst<br />
Ende der 1990er Jahre liess der Boom<br />
etwas nach. Die Erstnotierungen waren<br />
bereits so hoch, dass kaum mehr<br />
Spielraum für Preissteigerungen blieb.<br />
Futures auf Wein<br />
Futures<br />
Der Erstkauf junger Bordeaux-Weine<br />
erfolgt per Subskription en primeur<br />
über Fachhändler. <strong>Das</strong> bedeutet: Der<br />
Anleger erwirbt den Wein, während<br />
dieser auf dem Château noch im Fass<br />
liegt. Genau genommen, kauft er nur<br />
Berechtigungsscheine für den späteren<br />
Erwerb. Denn die Châteaux geben ihre<br />
Weine erst nach knapp drei Jahren<br />
frei. Für die frühzeitige Zahlung und<br />
sein blindes Vertrauen in die Qualität<br />
kommt der Erwerber in den Genuss<br />
eines günstigen Preises. In der Börsensprache<br />
heissen diese Berechtigungsscheine<br />
„Futures“. Sie sind ihrerseits<br />
handelbar. Ihr Wert kann sich bei Auslieferung<br />
des Weins schon verdoppelt<br />
haben. Aber er kann natürlich auch<br />
fallen, wenn Wein oder Jahrgang den<br />
hohen Erwartungen nicht entsprechen.<br />
Jedenfalls ist es keine Seltenheit, dass<br />
manche Weine schon mehrfach den<br />
Besitzer gewechselt haben, bevor sie<br />
überhaupt ausgeliefert worden sind.<br />
Jahrgang statt Château<br />
Jahrgang<br />
Eine alte Weinhändlerregel lautet: In<br />
Bordeaux werden Jahrgänge verkauft,<br />
keine Weine. Mit anderen Worten: <strong>Das</strong><br />
Renommee des Jahrgangs bestimmt<br />
massgeblich die Wertentwicklung<br />
eines Weins. Die 1982er, 1986er und<br />
1990er waren zum Beispiel Jahrgänge,<br />
bei denen Weininvestoren, die früh<br />
gekauft haben, voll auf ihre Kosten<br />
kamen. Die Qualität war exzellent,<br />
die Eröffnungspreise der Châteaux<br />
vergleichsweise niedrig. Binnen eines<br />
Jahres stiegen sie um nahezu 100<br />
Prozent. In den 1990er Jahren war<br />
der Preis einiger 1982er sogar um fast<br />
1000 Prozent geklettert. Doch es kann<br />
auch anders kommen. Die Jahrgänge<br />
1995 und 1996 haben Anlegern beispielsweise<br />
wenig Freude bereitet, auch<br />
die der berühmten Châteaux. Der Kurs<br />
vieler verharrt noch immer auf dem<br />
hohen Ausgangsniveau. Beim 1997er<br />
haben Investoren, die früh gekauft<br />
haben, sogar verloren. Die Qualität des<br />
Jahrgangs wurde überschätzt. Die Preise<br />
sanken im Nachhinein. Freilich gibt<br />
es immer wieder einzelne Châteaux,<br />
die auch in kleinen Jahren gegen den<br />
Trend mit guten Qualitäten aufwarten.<br />
Sie aus der Masse der angebotenen<br />
Weine herauszufinden, ist der Ehrgeiz<br />
der Kapitalanleger.<br />
Urteil der Experten<br />
Urteil<br />
Da Bordeaux-Frühkäufer die Weine in<br />
der Regel nicht selbst probiert haben,<br />
sind sie auf Expertenurteile angewiesen.<br />
In der ersten Aprilwoche des auf<br />
die Lese folgenden Jahres öffnen die<br />
Bordelaiser Châteaux ihre Tore und<br />
bieten die jungen, noch unfertigen<br />
Weine Händlern und Kritikern zur<br />
Vorprobe an. Von deren Urteil hängt<br />
ab, zu welchem Preis der Wein „rauskommt“.<br />
Der bekannteste und einflussreichste<br />
dieser Weinkritiker ist der<br />
Amerikaner Robert Parker. Ein Wein,<br />
den er mit 99 oder gar 100 Punkten<br />
bewertet, verdoppelt binnen Tagesfrist<br />
seinen Preis. Eine Bewertung von<br />
unter 85 Punkten entspricht praktisch<br />
einem Verriss – zumindest bei den<br />
klassifizierten Bordeaux. Neben Parker,<br />
der seinen eigenen Weinbrief her-<br />
ausgibt („The Wine Advocate“) gibt es<br />
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