MIND Magazin - Das Schweizer MännerLifestyleMagazin Dezember 2012
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Die Chinesen verboten praktisch jegliches<br />
Studium des Buddhismus und<br />
jegliche religiöse Praxis. 1969 gab es<br />
in Tibet keine einzige praktizierende<br />
Nonne und keinen einzigen praktizierenden<br />
Mönch mehr! Alle waren<br />
sie entweder geflohen, hingerichtet,<br />
verhaftet oder zumindest ihres Amtes<br />
enthoben worden. Vor der Invasion<br />
überzog ein Netz von mehr als 6.000<br />
Klöstern das Land, 1979 waren alle<br />
bis auf 13 geplündert und zerstört<br />
worden. Tausende Tonnen religiöser<br />
Statuen und anderer Kunstwerke aus<br />
edlen Metallen waren gestohlen und<br />
in Chinas Gießereien eingeschmolzen<br />
oder ins Ausland verkauft worden.<br />
Studium und Praxis des Buddhismus<br />
sind inzwischen wieder gestattet,<br />
jedoch unter strengen Auflagen der<br />
chinesischen Regierung. Es wurde<br />
den Tibetern erlaubt, einige Klöster<br />
wiederaufzubauen, aber die chinesischen<br />
Behörden begrenzen die Anzahl<br />
der jeweils zugelassenen Mönche und<br />
Nonnen. Zusätzlich sind Vertreter der<br />
Kommunistischen Partei entweder<br />
dauerhaft im Kloster positioniert oder<br />
statten ihm häufige Überwachungsbe-<br />
122 <strong>MIND</strong>`DAS SCHWEIZER MÄNNER-LIFESTYLEMAGAZIN`<br />
suche ab, um die Bewohner „umzuerziehen“.<br />
Die „Umerziehungsversammlungen“<br />
sind darauf ausgerichtet,<br />
Mönche und Nonnen zu zwingen,<br />
den Dalai Lama zu denunzieren, die<br />
chinesische kommunistische Ideologie<br />
zu preisen und der tibetischen Freiheitsbewegung<br />
abzuschwören.<br />
Gefängnisse und Arbeitslager sind<br />
zu einem beherrschenden Aspekt im<br />
Leben der Tibeter unter chinesischer<br />
Besatzung geworden. Jede Kritik<br />
und jeder Widerstand gegenüber der<br />
chinesischen Besatzungsmacht ist ein<br />
Grund zur Verhaftung. Es gibt heute<br />
nicht einen einzigen Tibeter, in dessen<br />
Familie nicht zumindest ein Mitglied<br />
gefangengenommen oder getötet wurde.<br />
Die genaue Anzahl der politischen<br />
Gefangenen, die vor 1979 verhaftet<br />
wurden, ist unbekannt, aber Schätzungen<br />
zufolge starben mehr als 70 Prozent<br />
während ihrer Gefangenschaft.<br />
Einige Häftlinge wurden gezwungen,<br />
in chinesischen Minen und Fabriken<br />
unter menschenunwürdigen Bedingungen<br />
zu arbeiten - von 10.000 Gefangenen<br />
eines Arbeitslagers für Boraxminen<br />
in den nördlichen Hochebenen<br />
von Jang Tsalaka starben Berichten<br />
zufolge 8.000 innerhalb eines einzigen<br />
Jahres. In einer Bleimine in Dhartsedo<br />
(chin. Kangting), Kham, starben mehr<br />
als 12.000 Arbeiter in nur zwei Jahren.<br />
Auch heute noch wird jede politische<br />
Aktivität und jeder Einsatz für Menschenrechte,<br />
wie friedlich er auch sein<br />
mag, als Schwerverbrechen angesehen<br />
und mit Haftstrafen zwischen einem<br />
Jahr und lebenslänglich geahndet.<br />
Auch jede Sympathiebezeugung<br />
gegenüber dem Dalai Lama, selbst der<br />
Besitz seines Bildes oder der verbotenen<br />
tibetischen Nationalflagge sind<br />
Grund für Gefangennahme und hohe<br />
Haftstrafen.<br />
“Heute muss das Leben<br />
mehr als jemals zuvor<br />
von einem Sinn der<br />
Universalverantwortung,<br />
nicht nur einer Nation<br />
zu Nation und Menschen<br />
zu Menschen, aber<br />
auch einem Menschen<br />
zu anderen Formen des<br />
Lebens charakterisiert<br />
werden. ”<br />
DALAI LAMA