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Einzelhandelsentwicklungskonzept - Gemeinde Uedem

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<strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong><br />

<strong>Uedem</strong>


<strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong><br />

<strong>Uedem</strong><br />

Stefan Kruse<br />

Andreas Mayer<br />

Eva Stubert<br />

Junker und Kruse<br />

Stadtforschung ���� Planung<br />

Markt 5 44137 Dortmund<br />

Tel. 02 31. 55 78 58-0 Fax 02 31. 55 78 58-50<br />

www.junker-kruse.de info@junker-kruse.de<br />

Juli 2006


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

1 AUSGANGSSITUATION UND ZIEL DER UNTERSUCHUNG 5<br />

2 TRENDS UND RAHMENBEDINGUNGEN IM EINZELHANDEL 8<br />

3 METHODIK 10<br />

3.1 Untersuchungsaufbau und Kommunikationsstruktur 17<br />

4 ÜBERGEORDNETE STANDORTRELEVANTE RAHMENBEDINGUNGEN<br />

DER ZENTREN- UND EINZELHANDELSSTRUKTUR IN UEDEM 19<br />

5 DIE EINZELHANDELSSTRUKTUR IN UEDEM - ANGEBOTSSEITE 22<br />

5.1 Überblick über die Angebotsstruktur im <strong>Gemeinde</strong>gebiet 22<br />

5.2 Einzelhandelsschwerpunkte in <strong>Uedem</strong> 28<br />

6 ANALYSE DER NACHFRAGESEITE, ZENTRALITÄTEN 35<br />

6.1 Einzugsgebiet 35<br />

6.2 Kaufkraftbindung und Kaufkraftabfluss 37<br />

6.3 Umsätze und Zentralität des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels 41<br />

6.4 Sichtweise der Kunden 45<br />

7 ENTWICKLUNGSSPIELRÄUME UND SZENARIEN 47<br />

7.1 Absatzwirtschaftliche Entwicklungsspielräume 47<br />

7.2 Räumliche Entwicklungsbereiche 50<br />

7.3 Szenarien zur Einzelhandelsentwicklung 52<br />

8 DAS EINZELHANDELSENTWICKLUNGSKONZEPT 58<br />

8.1 Ziele der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung 58<br />

8.2 Ausweisung von Entwicklungs- und Tabubereichen 59<br />

8.3 Die <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste 61<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

3


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

8.4 Weitere Empfehlungen 66<br />

8.5 Schlusswort 73<br />

9 KURZFASSUNG 75<br />

10 GLOSSAR 82<br />

11 VERZEICHNISSE 86<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

4


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

1 Ausgangssituation und Ziel der Untersuchung<br />

Der nunmehr seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Strukturwandel im Einzelhandel hat, so<br />

macht es angesichts der angekündigten Expansionsbestrebungen einiger Konzerne zumindest den<br />

Anschein, noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Obgleich diese Feststellung auf nahezu alle Bran-<br />

chen und Betriebsformen zutrifft, ragt eine Branche heraus: der Lebensmittelsektor. Nicht nur die<br />

immer größer werdenden Betriebsformen und die damit einhergehende Ausdifferenzierung des<br />

Warenangebotes (auch in Richtung Nicht-Lebensmittel), auch die in vielen Regionen dramatisch<br />

angestiegene Anzahl der Betriebe hat bei einem nahezu gleichbleibenden Nachfragepotenzial zu<br />

einem verschärften Konkurrenzwettbewerb geführt, der in einzelnen Fällen bereits „kannibalöse<br />

Ausmaße“ annimmt.<br />

Der Druck auf die (auf Expansion ausgerichteten) Konzerne und Betriebe wird zunehmend größer,<br />

was sich derzeit insbesondere in neuen Betriebskonzepten und –strategien ausdrückt, jedoch mit<br />

nicht unerheblichen potenziellen Folgewirkungen für Städte und <strong>Gemeinde</strong>n. Denn für die raum-<br />

bezogene Planung ist diese Neuorientierung insbesondere auch mit neuen Standortanforderungen<br />

und –mustern verbunden: integrierte, in der Regel den Nachfrageschwerpunkten zugeordnete<br />

Standorte werden zunehmend in Frage gestellt und dezentrale Standorte (in Gewerbegebieten, an<br />

Hauptverkehrsachsen) verstärkt nachgefragt. Die mögliche Folge: ehemals funktionierende Nah-<br />

versorgungsnetze werden zunehmend grobmaschiger und die Standorte in der Regel rein auto-<br />

kundenorientiert, wodurch insbesondere nicht-Pkw-mobile Menschen in ihrer Grund- bzw. Nahver-<br />

sorgungsqualität und somit letztlich auch in ihrer Lebensqualität eingeschränkt werden.<br />

Eine ähnliche Problemkonstellation ist bei den Fachmärkten festzustellen. Auch hier geht es um<br />

neue Standortmuster und größer werdende Betriebseinheiten ebenso wie um sich ändernde Be-<br />

triebskonzepte, die im Wesentlichen durch die immer größer werdenden Anteile in den sogenann-<br />

ten Rand- oder Nebensortimenten zum Ausdruck kommen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung<br />

konzentrieren sich jedoch auf gewachsene Versorgungsbereiche, die in Folge potenzieller Kunden-<br />

und somit Umsatzverluste deutlich an Prosperität verlieren können, wodurch letztendlich der ge-<br />

samte Standortbereich (Zentrum / Nebenzentrum) gefährdet sein kann.<br />

Trotz der in manchen Regionen zu beobachtenden Sättigungserscheinungen werden nach wie vor<br />

zahlreiche Ansiedlungsanfragen an Städte gerichtet oder in der Stadt selbst wird die Entwicklung<br />

einzelner Flächen mit i.d.R. großflächigem Einzelhandel ins Spiel gebracht. Für eine gesamtstädti-<br />

sche Betrachtung und Bewertung fehlt jedoch häufig nach wie vor eine fachlich fundierte Grundla-<br />

ge.<br />

Parallel dazu sind in der jüngsten Vergangenheit verschiedene obergerichtliche Urteile insbeson-<br />

dere durch das OVG Münster ergangen (u.a. OVG Münster AZ 10a D 76/01.NE vom 09. Oktober<br />

2003), die die „Messlatte“ für die Steuerung des Einzelhandels (klein- und großflächig) deutlich<br />

höher gehängt haben: Bei Einzelfallbeurteilungen sind für jedes Sortiment flächenscharfe Berech-<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

5


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

nungen anzustellen, während ein weiteres Urteil vom 22. April 2004 (OVG Münster AZ 7a D<br />

142/02.NE) ein fachlich fundiertes und das gesamte <strong>Gemeinde</strong>gebiet umfassendes Einzelhandels-<br />

konzept als ausreichendes Steuerungsinstrumentarium angesehen hat, mit Hilfe dessen für einzel-<br />

ne Standortbereiche Einzelhandelsentwicklungen gefördert bzw. verhindert werden können.<br />

Auch in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> ist trotz ihrer geringen Einwohnerzahl eine ähnliche Problemkons-<br />

tellation anzutreffen. So entwickelt der Standort im Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn (L 77)<br />

und an der Bahnhofsstraße zwischen Kreisverkehr und Boxteler Bahn eine große Eigendynamik<br />

und es existiert ein Verlagerungswunsch eines zentrumsnahen Nahversorgungsbetriebes an den<br />

Rand der <strong>Gemeinde</strong>, während das Geschäftszentrum gleichzeitig einen großen Leerstand zu be-<br />

wältigen hat. Daher wurde im Mai 2005 das Planungsbüro Junker und Kruse, Stadtforschung �<br />

Planung, Dortmund mit der Erstellung eines gesamtstädtischen Konzeptes zu den Entwicklungs-<br />

spielräumen und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> beauftragt.<br />

Das Einzelhandelskonzept soll auf der einen Seite eine fundierte Basis für künftige, gemeinschaft-<br />

lich getragene Entscheidungen zum Wohle der Einzelhandels- und Stadtentwicklung in <strong>Uedem</strong><br />

darstellen, auf der anderen Seite aber auch die Grundlage bilden für eine „zukunftsfähige Positio-<br />

nierung der <strong>Gemeinde</strong> innerhalb der regionalen Konkurrenzsituation“.<br />

Ziel soll es demnach sein, verlässliche Grundlagen für eine sachgerechte und empirisch abgesi-<br />

cherte Beurteilung aktueller Fragestellungen, aber auch zukünftig anstehender (großflächiger) Ein-<br />

zelhandelsansiedlungen und möglicher Entwicklungspotenziale zu erarbeiten. Diese sollen in ein<br />

Standort- und Strukturkonzept einfließen, das sowohl <strong>Gemeinde</strong>verwaltung als auch Politiker in<br />

die Lage versetzt, gemeindeentwicklungspolitische Grundsatzentscheidungen zu treffen sowie<br />

mögliche Auswirkungen einzelner Standortentscheidungen auf die städtische Versorgungsstruktur<br />

einschätzen zu können.<br />

Ein besonderer Fokus wird im Rahmen der Untersuchung der Entwicklungsspielräume und Entwick-<br />

lungsperspektiven auf den Hauptgeschäftsbereich der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> gelegt.<br />

Für die Erarbeitung der Entwicklungsperspektiven und Entwicklungsspielräume für den Einzelhan-<br />

del der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> stehen folgende Fragestellungen im Mittelpunkt der Untersuchung:<br />

� Wie stellt sich die gegenwärtige Angebots- und Nachfragesituation in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

dar? Welche regionalen angebots- und nachfrageseitigen Rahmenbedingungen sind für die<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> relevant?<br />

� Welche Stärken und Defizite weist der Einkaufsstandort <strong>Uedem</strong> (differenziert nach Angebots-<br />

und Nachfrageseite) auf?<br />

� Wie stellen sich die (aus Handelssicht relevanten) städtebaulichen Rahmenbedingungen der<br />

wesentlichen <strong>Uedem</strong>er Einkaufsbereiche dar?<br />

� Welche absatzwirtschaftlichen und städtebaulichen Folgewirkungen resultieren aus einzelnen<br />

derzeit bekannten Vorhaben?<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

6


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

� Welche Entwicklungsperspektiven lassen sich für den Einkaufsstandort <strong>Uedem</strong> formulieren<br />

(Szenarien)?<br />

� Welche grundsätzlichen bau- und planungsrechtlichen Steuerungsstrategien sind zur (inner)gemeindeverträglichen<br />

bzw. regionalverträglichen Realisierung einzelner Vorhaben /<br />

Standorte erforderlich?<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

7


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

2 Trends und Rahmenbedingungen im Einzelhandel<br />

Nur in wenigen Wirtschaftsbereichen zeigten sich in den letzten Jahrzehnten derart dynamische<br />

Veränderungen wie im Einzelhandelssektor. Sowohl das Erscheinungsbild als auch die Funktions-<br />

bedingungen im Einzelhandelsbereich und die räumliche Struktur stellen sich in diesem Wirt-<br />

schaftssektor heute nachhaltig anders dar als noch vor wenigen Jahrzehnten. Verantwortlich für<br />

diese Entwicklungen sind Veränderungen auf der Angebots- und Nachfrageseite, die in einem ge-<br />

genseitigen Wirkungszusammenhang stehen. Nachstehend werden diese Entwicklungen und aktu-<br />

ellen Trends zusammenfassend dargestellt.<br />

Auf der Angebotsseite zeigen sich folgende Tendenzen:<br />

� Eine fortschreitende Unternehmenskonzentration.<br />

� Damit eng verbunden ein anhaltendes Verkaufsflächenwachstum bei sinkenden Flächenproduktivitäten<br />

und Rentabilitäten.<br />

� Eine sinkende Zahl von Einzelhandelsbetrieben, nicht zuletzt bedingt durch Nachfolgeprobleme.<br />

� Ein Wandel der Betriebsformen und Konzepte; zunehmende Großflächigkeit und Discountorientierung<br />

bei gleichzeitig steigendem Druck auf inhabergeführte Geschäfte.<br />

� Ein Wandel der Standortpräferenzen.<br />

� Eine zunehmende Konkurrenz zwischen den einzelnen Betrieben und Branchen.<br />

� Eine Zunahme neuer Vertriebs- und Absatzschienen.<br />

Aus Sicht der Nachfrageseite sind folgende Entwicklungen zu beobachten:<br />

Eine in den nächsten Jahren tendenziell sinkende Bevölkerung mit erheblichen regionalen Un-<br />

terschieden, abgeschwächt durch eine steigende Mobilitätsbereitschaft.<br />

� Eine Aufspaltung des Einkaufs in die Segmente „Erlebniskauf“ und „Versorgungskauf“.<br />

� Ein zunehmendes Preisbewusstsein (Stichwort: Schnäppcheneinkauf), wovon insbesondere<br />

discountorientierte Anbieter profitieren.<br />

� Eine zunehmende Akzeptanz großflächiger Einzelhandelsangebote<br />

� Eine zunehmende Akzeptanz autokundenorientierter Standorte<br />

Für die Stadtentwicklung resultieren daraus, zusätzlich zu den vorstehend genannten Aspekten,<br />

bei einer ungesteuerten Entwicklung weitere Konsequenzen und Entwicklungen. Dazu zählen u. a:<br />

� Ein verstärkt zu beobachtender Funktionsverlust zentraler Bereiche, der nicht nur den Einzelhandel<br />

umfasst.<br />

� Eine zunehmende Ausdünnung des Nahversorgungsnetzes mit einer Verschlechterung der<br />

(fußläufigen) Erreichbarkeit von Versorgungsstandorten.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

8


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

� Eine sinkende Individualisierung des Einzelhandels und damit letztlich auch der Individualität<br />

der Städte.<br />

� Ein zunehmender Konflikt zwischen den Flächenansprüchen der Handelsbetriebe und den<br />

kompakten und kleinteiligen Siedlungsstrukturen der Städte mit der Folge zunehmender Diskrepanzen<br />

zu den regionalen und städtischen Zielvorstellungen und Leitbildern. Wachsende<br />

Umweltbeeinträchtigungen, die aus dem Flächenverbrauch sowie Lärm- und Abgasemissionen<br />

durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen resultieren. Des Weiteren ist eine steigende<br />

Fluktuation im Einzelhandel zu beobachten, mit der Folge häufigerer Neu- und Umnutzungen.<br />

� Durch die Dynamik im Einzelhandel sind auch die (Innen-)Städte in einem zunehmenden<br />

Konkurrenzwettbewerb.<br />

� Eine steigende Bedeutung spektakulärer Vorhaben in größeren Städten (Oberzentren) mit<br />

negativen Folgewirkungen für kleinere Städte (Klein- und Mittelzentren).<br />

� Eine zunehmende Regionalisierung von Einzelhandelsentwicklungen bei gleichzeitiger<br />

Reduzierung der politischen Entscheidungen auf den kommunalen Raum.<br />

� Einzelhandel als zunehmend einzige Entwicklungsoption für Standortbereiche, insbesondere<br />

im Zusammenhang mit der Revitalisierung von Gewerbebrachen.<br />

� Eine häufig einseitig in den Vordergrund gestellte Bedeutung der Pkw-Erreichbarkeit von<br />

Einkaufsbereichen.<br />

� Eine insgesamt zu beobachtende Politisierung von Entscheidungen zur Standortentwicklung.<br />

Die aufgeführten Umstrukturierungen und Tendenzen haben im Falle einer „ungezügelten Ent-<br />

wicklung“ aus Sicht der Kommunen zum Teil schwerwiegende Konsequenzen für die Versorgung,<br />

die städtebaulich-funktionale Struktur sowie die wirtschaftliche und ökologische Situation. Diese<br />

allgemein zu beobachtenden Entwicklungen lassen sich auch auf <strong>Uedem</strong> übertragen.<br />

Die aus den räumlich-strukturellen Veränderungen im Einzelhandelssektor erwachsenden Flächen-<br />

ansprüche der Handelseinrichtungen führen zu veränderten Standortpräferenzen, die sich aus be-<br />

trieblicher Perspektive in zunehmendem Maße von städtischen Zentren abkoppeln. Es entwickelt<br />

sich ein sekundäres Versorgungsnetz mit eigenen Zentralitäten, das nur noch in geringem Umfang<br />

einen innerstädtischen Standort braucht. Daraus resultiert auch, dass sich für den Einzelhandel die<br />

Wertigkeit von Standorten wandelt und mit ihr die existierende Symbiose „Handel und (In-<br />

nen)Stadt“.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

9


3 Methodik<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Die vorliegende Untersuchung stützt sich auf die Ergebnisse aus primär- wie auch sekundärstatisti-<br />

schen Erhebungen. Für die primärstatistischen Erhebungen wurde eine Vollerhebung aller Einzel-<br />

handelsunternehmen 1 sowie der Leerstände im <strong>Uedem</strong>er <strong>Gemeinde</strong>gebiet durchgeführt. Weiter<br />

wurde eine telefonische Haushaltsbefragung und eine Kundenherkunftsbefragung in <strong>Uedem</strong> vor-<br />

genommen. Hinzu kommt eine auf einzelhandelsrelevante Belange abgestellte, städtebauliche<br />

Analyse <strong>Uedem</strong>s, die einen weiteren Baustein der Gesamtuntersuchung darstellt.<br />

Für die sekundärstatistischen Daten wurde auf spezifische Quellen (Pläne, Entwicklungspläne und -<br />

programme, Zeitschriften) zurückgegriffen, die in erster Linie dem interregionalen Vergleich der für<br />

die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> gewonnenen Daten dienen. Dazu zählen insbesondere auch die verschie-<br />

denen Kennziffern aus dem Bereich der Handelsforschung und hier vor allem die einzelhandelsre-<br />

levanten Kaufkraftkennziffern der BBE Handelsforschung, Köln. Insgesamt ergibt sich somit in der<br />

Gesamtschau ein detailliertes Bild zur Einkaufssituation in <strong>Uedem</strong>.<br />

Angebotsanalyse<br />

Zur Analyse der <strong>Uedem</strong>er Angebotsituation wurde im September 2005 eine Vollerhebung aller<br />

Einzelhandelsunternehmen inkl. Leerstände im <strong>Gemeinde</strong>gebiet durchgeführt. Hierzu wurde eine<br />

flächendeckende Begehung des gesamten <strong>Gemeinde</strong>gebietes mit gleichzeitiger Erfassung und Kar-<br />

tierung des Einzelhandels durchgeführt. Bei der Vollerhebung wurden die jeweils geführten Sorti-<br />

mentsgruppen und Verkaufsflächen erhoben und eine räumliche Zuordnung der Geschäfte vorge-<br />

nommen. Unterschieden wurden drei Lagekategorien<br />

� integriert,<br />

� nicht integriert und<br />

� Hauptgeschäftsbereich<br />

bei gleichzeitiger Aufnahme weiterer Charakteristika (z. B. Fachmarktagglomeration in nicht integ-<br />

rierten Lagen) und die ortsteilspezifische Zugehörigkeit der Betriebe. Hierfür wurde das <strong>Uedem</strong>er<br />

<strong>Gemeinde</strong>gebiet in 3 Erhebungseinheiten auf Grundlage der Ortsteilgrenzen eingeteilt (vgl.<br />

Tabelle 1).<br />

Zur Vermeidung einer missverständlichen Verwendung typischer <strong>Uedem</strong>er Redewendungen wur-<br />

den für die folgenden Ausführungen die aufgeführten Begrifflichkeiten verwandt.<br />

1 Hierbei wurde ausschließlich der funktionelle Einzelhandel aufgenommen. Zum funktionellen Einzelhandel (auch<br />

Einzelhandel im engeren Sinne genannt) werden neben dem eigentlichen Einzelhandel auch das Nahrungsmittelhandwerk<br />

(Bäckerei, Metzgerei, Konditorei) sowie weitere, in ihrer Funktion vergleichbare Einzelhandelseinrichtungen<br />

gezählt. Kfz- und Brennstoffhandel werden nicht dem Einzelhandel im engeren Sinne zugerechnet.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

10


Tabelle 1: Erhebungseinheiten in <strong>Uedem</strong><br />

Erhebungseinheit Ortsteile<br />

<strong>Uedem</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Keppeln Ortslage Keppeln<br />

Außenbereich<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

In der späteren Auswertung und Analyse wurden die Sortimentsgruppen den der folgenden Tabelle<br />

zu entnehmenden 17 (Haupt-) Branchen zugeordnet.<br />

Tabelle 2: Branchenschlüssel zur Unternehmenserhebung in <strong>Uedem</strong><br />

Hauptbranchen Sortimentsgruppen<br />

1. Lebensmittel / Nahrungs- und Genussmittel<br />

2. Blumen / Zoo<br />

3. Gesundheit und Körperpflege<br />

4. Schreibwaren, Papier, Bücher<br />

5. Bekleidung/ Wäsche<br />

6. Schuhe/ Lederwaren<br />

7. Hausrat, Glas, Porzellan<br />

8. Spielwaren/Hobby/Basteln/Musikinstrumente<br />

9. Sport und Freizeit<br />

Außenbereich Keppeln, <strong>Uedem</strong>erfeld,<br />

<strong>Uedem</strong>erbruch<br />

Nahrungs- und Genussmittel (inkl. Tabakwaren)<br />

Bäckerei / Konditorei<br />

Metzgerei / Fleischerei<br />

Getränke<br />

Blumen, Zoo<br />

Drogerie, Körperpflege<br />

Parfümerie<br />

Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel<br />

Sortimentsbuchhandel<br />

Papier, Schreibwaren, Bürobedarf<br />

Zeitschriften<br />

Herren, Damen- und Kinderbekleidung<br />

Bekleidung und Textilien allgemein<br />

Meterware für Bekleidung, Kurzwaren, Handarbeitswaren<br />

Schuhe<br />

Lederwaren (Koffer, Taschen, Kleinteile)<br />

Hausrat, Schneidwaren, Bestecke<br />

Glas, Porzellan, Keramik<br />

Geschenkartikel<br />

Spielwaren<br />

Musikinstrumente<br />

Hobby- und Bastelbedarf<br />

Sportbekleidung<br />

Sportschuhe<br />

Sportartikel<br />

Sportgeräte<br />

Campingartikel<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

11


10. Wohnungseinrichtungsbedarf/ Teppiche<br />

11. Möbel<br />

12. Elektrogeräte/ Leuchten<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

13. Unterhaltungselektronik, Informationstechnik, Telekommu-<br />

nikation<br />

14. Pharmazeutische, medizinische und orthopädische Artikel<br />

15. Uhren, Schmuck<br />

16. Bau- und Gartenmarktsortimente<br />

17. Sonstiges<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung<br />

Wohn- und Einrichtungsbedarf<br />

Haus- und Heimtextilien, Gardinen<br />

Sicht- und Sonnenschutz<br />

Teppiche (Einzelware)<br />

Kunst, Bilder, Rahmen<br />

Bettwaren, Matratzen<br />

Haus-, Bett- und Tischwäsche<br />

Inkl. Bad-, Küchen, Büro- und Gartenmöbel<br />

Öfen, Herde, Kühlschränke (weiße Ware)<br />

Elektrobedarf, hochwertige Elektrohaushaltsgeräte<br />

Leuchten<br />

Rundfunk-, Fernseh- und phonotechnische Geräte, Tonträger<br />

Videokameras und –geräte<br />

Mobiltelefone, Telefone- und Faxgeräte und Zubehör<br />

Personal Computer, Peripheriegeräte, Zubehör, Software<br />

Foto<br />

Hörgeräte<br />

Sanitätsbedarf<br />

Optik, Augenoptik<br />

Apotheken<br />

Uhren/Schmuck<br />

Baumarktspezifisches Sortiment (Tapeten, Lacke, Farben, Baustoffe,<br />

Bauelemente, Schrauben, Kleineisen, Installationsbedarf,<br />

Teppiche (Auslegware), Werkzeuge, Elektrogeräte und<br />

Zubehör)<br />

Pflanzen, Sämereien<br />

Gartenbedarf<br />

Kfz-Zubehör<br />

Aktionswaren, Kinderwagen<br />

Die in Anlehnung an diese Tabelle durchgeführte flächendeckende Begehung und Vollerhebung<br />

des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels stellt eine wesentliche Grundlage zur Analyse und Bewertung des Ein-<br />

zelhandelsangebotes der <strong>Gemeinde</strong> dar.<br />

Nachfrageseite<br />

Die Analyse der Nachfrage bildet die zweite wichtige Säule der Grundlagenermittlung. Sie muss<br />

ein ebenso umfassendes Bild über die spezifischen Einkaufsgewohnheiten und –präferenzen der<br />

<strong>Uedem</strong>er Bevölkerung liefern wie Rückschlüsse über den Angebots- und Leistungsstand des Einzel-<br />

handels ermöglichen.<br />

Haushaltsbefragung<br />

Um einen umfassenden Einblick in das räumliche und branchenspezifische Versorgungsverhalten<br />

und die daraus resultierende Kaufkraftorientierung der <strong>Uedem</strong>er Bevölkerung zu erhalten, wurde<br />

eine über das <strong>Gemeinde</strong>gebiet gewichtete Haushaltsbefragung durchgeführt. Hieraus lassen sich<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

12


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

die für <strong>Uedem</strong> spezifischen Kaufkraftbindungs- und -abflussquoten ermitteln. Neben diesen Kenn-<br />

größen dient die Befragung auch der Erschließung von Gründen und Motiven für Einkaufsgewohn-<br />

heiten im <strong>Uedem</strong>er Zentrum bzw. in den umliegenden Einzelhandelsstandorten.<br />

Die Haushaltsbefragung wurde am Donnerstag, den 08.09.2005 entsprechend der stadträumli-<br />

chen Verteilung der Wohnbevölkerung von der Firma marketing consulting systems GmbH, Erfurt<br />

(mcs GmbH) im Auftrag des Büros Junker und Kruse, Stadtforschung – Planung, Dortmund durch-<br />

geführt. Es wurden insgesamt 150 Haushalte telefonisch befragt. Diese Stichprobe repräsentiert<br />

etwa 1,8 % der Einwohner <strong>Uedem</strong>s.<br />

Die Befragung wurde in Form eines sogenannten Computer-Assistend-Telefon-Interviewings (CATI)<br />

durchgeführt. Hierbei handelt es sich um einen elektronischen Fragebogen, der es ermöglicht, be-<br />

reits während der Interviewdurchführung eine analoge Datensatzspeicherung vorzunehmen (Ein-<br />

gabe während der Befragung in eine Datenbank). Die Telefonnummern werden nach dem statisti-<br />

schen Zufallsprinzip aus der zugrundeliegenden Datenbank ausgewählt. Die Telefondaten unter-<br />

liegen zur zusätzlichen Kontrolle einer Geocodierung, die auch eine Filterfunktion nach Kommu-<br />

nen und Postleitzahlen zulässt.<br />

Um die Geduld der befragten Haushaltsmitglieder nicht über Gebühr zu strapazieren und die Ver-<br />

weigerungsquote im Rahmen des Üblichen zu halten, ist der Fragebogen bewusst kurz gehalten<br />

worden. Adressat der Befragung ist jeweils das sich für den Einkauf verantwortlich zeigende Haus-<br />

haltsmitglied. Die folgenden Tabellen verdeutlichen räumliche Verteilung der Interviews sowie Al-<br />

ter und Geschlecht der Befragten.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

13


Tabelle 3: Struktur der Haushaltsbefragung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Ortsteil Befragte Haushalte<br />

Einwohner in %<br />

Anzahl Interviews<br />

in % der Einwohner<br />

<strong>Uedem</strong> 5.970 70,3 105 1,7<br />

<strong>Uedem</strong>erfeld 369 4,3 7 1,9<br />

Keppeln 1.627 19,2 29 1,8<br />

<strong>Uedem</strong>erbruch 529 6,2 9 1,7<br />

Gesamt 8.495 100 150 1,8 Ø<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung, Einwohner Stand 31.12.2004, inkl. Zweitwohnsitz, Haushaltsbefragung <strong>Uedem</strong>, mcs<br />

GmbH im Auftrag von Junker und Kruse, Dortmund, 09/05<br />

Tabelle 4: Alter der Befragten Geschlecht der Befragten<br />

Altersstruktur Geschlecht<br />

Anzahl in % Anzahl in %<br />

unter 20 Jahre 3 2 männlich 38 25<br />

21 bis 30 Jahre 13 9 weiblich 112 75<br />

31 bis 40 Jahre 23 15 gesamt 150 100,0<br />

41 bis 50 Jahre 43 29<br />

51 bis 60 Jahre 17 11<br />

über 60 Jahre 51 34<br />

gesamt 150 100,0<br />

Quelle: eigene Zusammenstellung, Haushaltsbefragung <strong>Uedem</strong>, mcs GmbH im Auftrag von Junker und Kruse, Dortmund,<br />

09/05<br />

Insgesamt liegt mit der stadträumlichen Differenzierung sowie der Alters- und Geschlechtsstruktur<br />

der Haushaltsbefragung eine notwendige und zugleich ausreichende Repräsentativität vor. Die ü-<br />

berdurchschnittliche Berücksichtigung weiblicher Befragter spiegelt die generell zu beobachtende<br />

Zuständigkeit dieses Bevölkerungsanteils für den Einkauf im Rahmen familiärer Aufgabenteilung<br />

wider, denn als Zielperson wurde dasjenige Haushaltsmitglied angesprochen, das die Einkäufe<br />

hauptsächlich tätigt.<br />

Kundenherkunftserhebung<br />

Ergänzt wird die Betrachtung der Nachfrageseite durch eine Kundenherkunftserhebung, welche in<br />

Kooperation mit ausgewählten Einzelhändlern in <strong>Uedem</strong> durchgeführt wurde. Hierzu wurden in<br />

einem Zeitraum von einer Woche (07. bis 12. November 2005) Listen in insgesamt 15 Ladenloka-<br />

len ausgelegt, in denen die für den Zahlvorgang zuständigen Personen jeweils den Wohnort der<br />

Kunden eintragen. Berücksichtigt wurden insbesondere strukturprägende und großflächige Einzel-<br />

handelsbetriebe in ganz <strong>Uedem</strong>, wobei ein räumlicher Schwerpunkt im Hauptgeschäftsbereich ge-<br />

setzt wurde. Daneben wurde die Datenbasis durch Angaben einzelner Händler, die selbst in re-<br />

gelmäßigen Abständen Kundenwohnorterhebungen durchführen, ergänzt. Hierdurch ergibt sich<br />

ein realistisches Bild über das derzeitige Einzugsgebiet der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>. In der Verknüpfung<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

14


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

der Nachfragebausteine ergibt sich ein umfassendes und für die weiteren Bearbeitungsschritte<br />

notwendiges Grundlagenmaterial.<br />

Sekundärstatistische Daten<br />

Die modellgestützte Schätzung der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft innerhalb von Einzelhan-<br />

delsgutachten und -analysen zählt zu den Arbeitsschritten, die methodisch nur unzureichend abge-<br />

sichert sind. Da sowohl in der amtlichen Statistik als auch in sonstigen statistischen Quellen keine<br />

Daten und Angaben über Einkommen und Kaufkraftpotenzial zu Verfügung stehen, muss der Wert<br />

der vorhandenen, einzelhandelsrelevanten Kaufkraft durch Regionalisierung entsprechender Daten<br />

des privaten Verbrauchs aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung induziert werden.<br />

In diesem Zusammenhang wird in der Praxis u. a. auf Daten der BBE, Köln zurückgegriffen. Bei<br />

den Berechnungen des Kaufkraftpotenziales und des einzelrelevanten Ausgabevolumens werden<br />

diese Werte um einen Anteil für „rezeptpflichtige Apothekenwaren“ bereinigt. Die einzelhandelsre-<br />

levanten Kaufkraftkennziffern, die jährlich von der BBE veröffentlicht werden, vermitteln das Kauf-<br />

kraftpotenzial einer räumlichen Teileinheit (<strong>Gemeinde</strong>) im Verhältnis zu dem des gesamten Bun-<br />

desgebietes. Liegt der errechnete Wert unter dem Wert 100 (Bundesdurchschnitt), so ist die Region<br />

durch ein um den entsprechenden Prozentsatz niedriges Kaufkraftniveau im Vergleich zum Bun-<br />

desdurchschnitt gekennzeichnet. Liegt der lokalspezifische Wert über dem Indexwert 100, liegt ent-<br />

sprechend ein vergleichsweise höheres Kaufkraftniveau vor.<br />

Ergänzend zu den vorab beschriebenen primärstatischen Quellen bilden die Literaturanalyse, se-<br />

kundärstatistische Materialien (u.a. Gutachten, Pläne, Vorlagen und Veröffentlichungen) und sons-<br />

tige Quellen (u.a. lokale Tageszeitungen) weitere wichtige Informationsgrundlagen der vorliegen-<br />

den Untersuchung.<br />

Städtebauliche Analyse<br />

Im Rahmen der städtebaulichen Analyse werden das Geschäftszentrum ebenso wie die für die Ein-<br />

zelhandelsstruktur relevanten weiteren Einzelhandelsstandorte bezüglich ihrer räumlichen Lage,<br />

der Funktionen der Teilbereiche und der funktionalen Vernetzung untersucht. Folgende Kriterien<br />

sind Bestandteile der städtebaulichen Analyse:<br />

� Lage im <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />

� Struktur und Ausdehnung<br />

� Verkehrliche Erreichbarkeit und ruhender Verkehr<br />

� Bebauungsstruktur<br />

� Gestaltung des öffentlichen Raumes / Eingangssituation sowie<br />

� räumliche / synergetische Effekte und Erweiterungsmöglichkeiten.<br />

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15


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Darüber hinaus dient die städtebauliche Analyse zusammen mit den einzelhandelsrelevanten Er-<br />

hebungen als Grundlage für die Definition des zentralen Versorgungsbereiches im Sinne des § 34<br />

Abs. 3 BauGB.<br />

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16


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

3.1 Untersuchungsaufbau und Kommunikationsstruktur<br />

Unter Berücksichtigung der methodischen Bausteine gliedert sich die Untersuchung wie folgt:<br />

Abbildung 1: Untersuchungsaufbau<br />

Grundunter-<br />

suchung<br />

Voruntersuchung<br />

Rahmen-<br />

bedingungen<br />

Konzeptionierung<br />

Untersuchungs-<br />

design<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung<br />

Begleitung des Arbeitsprozesses durch einen Arbeitskreis<br />

Erhebungen<br />

Einzelhandelsbestandsaufnahme<br />

Kundenherkunfts-<br />

erhebung<br />

Expertengespräche<br />

Städtebauliche<br />

Analyse<br />

Einrichtung eines begleitenden Arbeitskreises<br />

Neben einer umfassenden Analyse der Angebot- und Nachfragestruktur ist es sinnvoll, gleichran-<br />

gig die Akteure aus der lokalen Kaufmannschaft sowie der Politik und Verwaltung für Fragen im<br />

Überschneidungsbereich von Einzelhandels- und Stadtentwicklung in den Arbeitsprozess einzubin-<br />

den. Ein entsprechender fachbezogener Dialog verbessert die Qualität der Untersuchung und stößt<br />

einen Diskussionsprozess an. Nur wenn dieser Dialog bereits während der Untersuchung beginnt<br />

und die Akteure Einfluss auf die Fragestellungen nehmen können, ist die Basis für eine konstrukti-<br />

ve Fortsetzung nach Abschluss der Untersuchung gegeben. Wenn aus einer Beteiligung eine Mit-<br />

wirkung geworden ist, kann auch mit einer breiten Akzeptanz der Ergebnisse und Empfehlungen<br />

gerechnet werden. Aus diesem Grund wurde die Untersuchung durch einen Arbeitskreis begleitet,<br />

der Ergebnisse diskutierte und seinen lokalen Sachverstand in die Untersuchung einbrachte und<br />

somit nicht zuletzt zu einer größeren Transparenz der Ergebnisse und ihrer Transformation in die<br />

entsprechenden Stellen, Institutionen, Gremien und Akteure führte. Folgende Institutionen / Perso-<br />

nen, für deren Mitwirken und konstruktive Mitarbeit nochmals ausdrücklich gedankt wird, haben<br />

an den verschiedenen Arbeitskreissitzungen teilgenommen:<br />

Auswertung<br />

Analyse der<br />

Empirie<br />

Korrelation<br />

Verkaufsflächen-<br />

prognose<br />

Bewertung/<br />

Einordnung<br />

Entwicklungsszenarien<br />

Empfehlung und<br />

Umsetzung<br />

Stadtentwicklung<br />

Einzelhandel<br />

Städtebau<br />

Einzelhandels-<br />

konzept<br />

Ziel: Grundlagen und Handlungsempfehlungen für zukunftsfähige Entwicklungsspielräume<br />

und Entwicklungsperspektiven des Einzelhandels in der<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

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17


Tabelle 5: Teilnehmer der Arbeitskreissitzungen<br />

Binn, Heidi Werbering<br />

Guntlisbergen, Erwin Werbering<br />

Verhaelen, Heinrich Werbering<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Haack, Andree Industrie- und Handelskammer Duisburg<br />

Dreis, Manfred Einzelhandelsverband Kleve e.V.<br />

Kanders, Walter CDU-Fraktion<br />

Dr. Bremers, Markus SPD-Fraktion<br />

Verhaelen, Paul FDP-Fraktion<br />

Meyer, Berno Fraktion B’90/GRÜNE<br />

Weber, Rainer Bürgermeister <strong>Uedem</strong><br />

Kolender, Thomas <strong>Gemeinde</strong>verwaltung <strong>Uedem</strong><br />

Mayer, Andreas Büro Junker + Kruse<br />

Kruse, Stefan Büro Junker + Kruse<br />

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18


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

4 Übergeordnete standortrelevante Rahmenbedingungen der<br />

Zentren- und Einzelhandelsstruktur in <strong>Uedem</strong><br />

Zur grundsätzlichen Einordnung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> hinsichtlich der handels- und städtebauli-<br />

chen Situation erfolgt nachstehend eine Übersicht der Rahmenbedingungen, die sich direkt oder<br />

indirekt auf die Positionierung, kundenseitige Inanspruchnahme und somit auch Prosperität des<br />

Handelsstandortes <strong>Uedem</strong> auswirken können.<br />

Rolle in der Region und verkehrliche Anbindung<br />

Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> liegt am linken unteren Niederrhein im Kreis Kleve im nordrhein-<br />

westfälischen Regierungsbezirk Düsseldorf. Der Kreis, mit der rd. 49.000 Einwohner zählenden<br />

Kreisstadt Kleve, umfasst 16 Städte und <strong>Gemeinde</strong>n in denen insgesamt rund 302.000 Einwohner<br />

leben. Der Kreis hat in seinen heutigen Grenzen eine Fläche von 1.232 km². Im Westen und Nor-<br />

den grenzt der Kreis Kleve auf einer Länge von 138 Kilometern an die Niederlande mit den Ge-<br />

bietsteilen der Provinzen Gelderland und Limburg. Damit sind die Städte Amsterdam und Rotter-<br />

dam und die Zentren des Ballungsraums Rhein-Ruhr gut erreichbar. Die vorhandenen Wirtschafts-<br />

betriebe in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> sind u.a. in der Elektrobau-, Maschinenbau- und Schuhindustrie<br />

zu finden. Der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> ist im zentralörtlichen Gliederungssystem die Funktion eines<br />

Grundzentrums zugewiesen. Das nächstgelegene Oberzentrum ist das südöstlich gelegene Duis-<br />

burg.<br />

Abbildung 2: Lage im Raum<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

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19


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Die nachfolgende Tabelle 6 gibt einen Überblick, wie sich die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> aus einzelhan-<br />

delsrelevanter Sicht im Vergleich zu seinen Nachbargemeinden darstellt. Landesplanerisch sind<br />

Bedburg-Hau, Kalkar, Rees, Sonsbeck und Weeze als Grundzentren eingestuft, während Goch, Ke-<br />

velaer, Kleve und Xanten als Mittelzentren eingeordnet sind. In Abhängigkeit von der Einwohner-<br />

zahl und einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkennziffer ergeben sich unterschiedliche, einzelhan-<br />

delsrelevante Kaufkraftpotenziale für die einzelnen Kommunen. Mit einer einzelhandelsrelevanten<br />

Kaufkraftkennziffer von 94,20 bewegt sich <strong>Uedem</strong> im Durchschnitt seiner Nachbarstädte, die,<br />

bis auf das Mittelzentrum Xanten mit einem Wert von 102,72, eine einzelhandelsrelevante Kauf-<br />

kraftkennziffer von unter 100 und damit ein unter dem Durchschnitt liegendes Kaufkraftniveau<br />

aufweisen.<br />

Tabelle 6: Kaufkraft im regionalen Vergleich<br />

Einwohner Einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraftkennziffer<br />

Kaufkraftpotenzial<br />

in Mio. Euro<br />

Bedburg-Hau 12.736 92,05 56,6<br />

Goch 33.538 95,07 153,9<br />

Kalkar 13.996 93,01 62,8<br />

Kevelaer 27.824 96,49 129,6<br />

Kleve 49.105 97,69 231,5<br />

Sonsbeck 8.608 94,81 39,4<br />

Weeze 10.125 89,76 43,9<br />

Xanten 21.281 102,72 105,5<br />

<strong>Uedem</strong> 8.495 94,20 38,7 2<br />

Quelle: BBE Köln, 2005<br />

Auf der Basis eines einzelhandelsrelevanten, jährlichen Pro-Kopf-Verbrauches im Bundesdurch-<br />

schnitt von 4.963 Euro / Kopf ergibt sich für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> in Abhängigkeit von der Ein-<br />

wohnerzahl und dem einzelhandelsrelevanten Kaufkraftniveau ein Kaufkraftpotenzial von rund<br />

39 Mio. Euro (Stand 2005).<br />

<strong>Uedem</strong> verfügt mit einem Autobahnanschluss an die südlich verlaufende A 57 über eine gute inf-<br />

rastrukturelle Anbindung. Die Autobahn führt in Richtung Nordwesten in die Niederlande und im<br />

Verlauf nach Südosten in Richtung Ruhrgebiet. Des weiteren besteht in einer Entfernung von ca. 20<br />

km an der Anschlussstelle Rees die Anbindung an die nördlich verlaufende A 3. Überörtliche Ver-<br />

kehrsanbindungen bestehen über die B 9, B 57 und B 67. Einige Buslinien erschließen das Uede-<br />

mer Umland.<br />

2 Bei der Berechnung des Kaufkraftniveaus auf der Grundlage der BBE-Zahlen wurden „rezeptpflichtige Apotheken-<br />

waren“ anteilig herausgerechnet.<br />

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20


Bevölkerung und Siedlungsstruktur<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

In ihrer heutigen Struktur ist die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> im Jahre 1969 im Rahmen der kommunalen<br />

Gebietsreform aus den ehemals selbständigen <strong>Gemeinde</strong>n <strong>Uedem</strong>, Keppeln, <strong>Uedem</strong>erbruch und<br />

<strong>Uedem</strong>erfeld entstanden. Die <strong>Gemeinde</strong> gliedert sich in einen zentralen Siedlungsbereich, den<br />

Ortsteil <strong>Uedem</strong>, der mit 70 % der Einwohner den Bevölkerungsschwerpunkt stellt und den in Rich-<br />

tung Norden abgesetzten Ortsteil Keppeln, in dem 19 % der Einwohner leben. Des weiteren befin-<br />

den sich im Außenbereich östlich des Ortsteils <strong>Uedem</strong> zwei kleinere Ortsteile mit dem Charakter<br />

von Streusiedlungen: <strong>Uedem</strong>erfeld und <strong>Uedem</strong>erbruch (11 % der Einwohner).<br />

Auf einer Fläche von knapp 61 km² leben in <strong>Uedem</strong> rd. 8.500 Einwohner. Die <strong>Gemeinde</strong> weist<br />

nach einem starken Einwohneranstieg von 1990 bis 2003 (ca. 25% von 6.822 Einwohner auf<br />

8.501 Einwohner) seit 2004 eine stagnierende Bevölkerungsentwicklung auf.<br />

Abbildung 3: Siedlungsstruktur der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

<strong>Uedem</strong>, als zentral im Kreis gelegene Kommune, liegt im ländlich strukturierten Raum des Nieder-<br />

rheins westlich des Ballungskerns Ruhrgebiet. Benachbarte Zentren sind das Grundzentrum Kalkar,<br />

die Mittelzentren Goch, Kleve, Kevelaer, Bocholt und Moers sowie die übergeordneten Oberzent-<br />

ren Duisburg und Krefeld.<br />

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21


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

5 Die Einzelhandelsstruktur in <strong>Uedem</strong> - Angebotsseite<br />

Unter Berücksichtigung der standortrelevanten Rahmenbedingungen werden im Folgenden die<br />

Einzelhandelsstandorte und Handelsstrukturen in <strong>Uedem</strong> unter einzelhandelsrelevanten und städ-<br />

tebaulichen Gesichtspunkten analysiert. Hierfür wird zunächst ein gesamtörtlicher Betrachtungsbo-<br />

gen gespannt, bevor in einem vertiefenden Schritt die detaillierte Betrachtung der Handelsstandor-<br />

te sowie der Grundversorgungssituation der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> erfolgt.<br />

5.1 Überblick über die Angebotsstruktur im <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />

Zum Zeitpunkt der Erhebung im September 2005 ergibt sich folgendes Bild der Einzelhandelssitua-<br />

tion in <strong>Uedem</strong> 3 :<br />

� Insgesamt bestehen 56 Betriebe des Ladeneinzelhandels und Ladenhandwerks mit einer<br />

Gesamtverkaufsfläche von rund 9.100 m².<br />

� Die durchschnittliche Verkaufsfläche je Betrieb beträgt etwa 163 m² und liegt damit<br />

deutlich unter dem bundesdeutschen Schnitt von rund 230 m².<br />

� Die einwohnerbezogene Verkaufsflächenausstattung beträgt 1,07 m² und rangiert damit<br />

– losgelöst von branchenspezifischen Betrachtungen – deutlich unter dem bundesdeutschen<br />

Referenzwert von ca. 1,4 m² pro Einwohner.<br />

� Es bestehen im <strong>Gemeinde</strong>gebiet 9 Leerstände mit einer geschätzten Verkaufsfläche von rund<br />

920 m². Dies entspricht einer Leerstandsquote von 10,1 %. Bis zu 10 % Leerstand in einer<br />

<strong>Gemeinde</strong> werden hierbei noch als üblich bewertet, da diese Größenordnung als Obergrenze<br />

für eine Fluktuationsrate gilt.<br />

3 Im Dezember 2005 wurde der Spar-Markt in der Mühlenstraße geschlossen. Dieser Leerstand ist in der o.g. Auflis-<br />

tung mit berücksichtigt worden.<br />

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22


Verteilung der Betriebe im <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Die Verkaufsflächen und die Anzahl der Betriebe verteilen sich in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> wie folgt:<br />

Tabelle 7: Anzahl der Einzelhandelsbetriebe und Verkaufsfläche nach Erhebungseinheiten<br />

Ortsteil Anzahl der Betriebe<br />

Verkaufsfläche<br />

<strong>Uedem</strong> 42 8.356<br />

Keppeln 1 100<br />

Außenbereich 13 655<br />

Gesamt 56 9.111<br />

Quelle: Unternehmenserhebung <strong>Uedem</strong>, September 2005<br />

Die Betrachtung der Verteilung der insgesamt 56 Betriebe und der entsprechenden Verkaufsflä-<br />

chen auf die einzelnen <strong>Uedem</strong>er Ortsteile zeigt, dass der quantitative Einzelhandelsschwerpunkt<br />

mit 42 Betrieben und rund 8.360 m² Verkaufsfläche im Ortsteil <strong>Uedem</strong> angesiedelt ist. In der Orts-<br />

lage Keppeln befindet sich nur eine sehr geringe Verkaufsfläche. Die Verkaufsfläche im Außenbe-<br />

reich setzt sich vor allem aus Sortimenten des Landhandels zusammen; der „Bauernmarkt Lind-<br />

chen“ stellt für diesen Bereich einen ungewöhnlich großen Anbieter dar, was zum Teil auf dessen<br />

Großhandelsfunktion zurückzuführen ist.<br />

Angebotsprofil nach Warengruppen<br />

Die Differenzierung der Gesamtverkaufsfläche in Höhe von 9.111 m² nach Sortimenten wird in<br />

Abbildung 4 dargestellt. Mit 3.740 m² liegt der Verkaufsflächenschwerpunkt in der Warengruppe<br />

Nahrungs- und Genussmittel, der im Hinblick auf die Grundversorgung der Bevölkerung ein tra-<br />

gendes Element in der Einzelhandelsstruktur darstellt. Daneben sind weitere Verkaufsflächen-<br />

schwerpunkte in den Hauptwarengruppen Bau- und Gartenbedarf (2.540 m²) und Schuhe / Le-<br />

derwaren (590 m²) festzustellen. Dabei ergibt sich der hohe Anteil der Verkaufsfläche in den Wa-<br />

rengruppen Bau- und Gartenmarktsortimente aus der Großflächigkeit der entsprechenden Betriebe<br />

und entspricht damit einem üblichen Bild. Das überdurchschnittliche Verkaufsflächenangebot in<br />

der Warengruppe Schuhe / Lederwaren ist auf einen größeren Betrieb zurückzuführen, der im<br />

Ortsteil <strong>Uedem</strong> angesiedelt ist (Schuhmarkt mit rd. 520 m² Verkaufsfläche). Ein verhältnismäßig<br />

geringes Angebot besteht in den Warengruppen Drogerie / Parfümerie / Kosmetik sowie Beklei-<br />

dung / Wäsche.<br />

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23


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Abbildung 4: Verkaufsflächenausstattung in m² nach Hauptwarengruppen 4<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Blumen / Zoo<br />

Drogerie / Parfümerie / Kosmetik<br />

PBS / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher<br />

Bekleidung / Wäsche<br />

Schuhe / Lederwaren<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel<br />

Spielwaren / Hobby / Basteln / Musikintrumente<br />

Sport und Freizeit<br />

Wohneinrichtung<br />

Möbel<br />

Elektro / Leuchten / sonst. hochwertige. Haushaltsgeräte<br />

Medien<br />

pharmazeutische, med. und orthopäd. Artikel<br />

Uhren / Schmuck<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente<br />

Sonstiges<br />

90<br />

70<br />

80<br />

50<br />

100<br />

80<br />

30<br />

20<br />

310<br />

270<br />

270<br />

160<br />

260<br />

490<br />

590<br />

Quelle: Unternehmenserhebung <strong>Uedem</strong>, September 2005; gerundete Werte<br />

2.540<br />

3.740<br />

- 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000<br />

Verkaufsfläche in m²<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> ein Warenangebot besteht, das in seiner<br />

Verteilung auf die einzelnen Branchen mit Blick auf vergleichbare Kommunen ein durchaus übli-<br />

ches Bild wiedergibt.<br />

Großflächiger Einzelhandel<br />

Aktuell bestehen in <strong>Uedem</strong> rund 4 großflächige Anbieter 5 mit einer Verkaufsfläche von insge-<br />

samt ca. 3.950 m² sowie 4 größere Betriebe (Verkaufsfläche >400 m²) mit einer Verkaufsfläche<br />

von ca. 2.170 m². Obwohl diese Betriebe nur 14 % aller Anbieter präsentieren, vereinen sie rund<br />

67 % der Gesamtverkaufsfläche. Der sortimentspezifische Schwerpunkt liegt in den Warengruppen<br />

Nahrungs- und Genussmittel und Bau- und Gartenmarktsortimente. Größte Anbieter vor Ort sind<br />

der Supermarkt Edeka (ca. 1.300 m²) in der Meursfeldstraße, das Grüne Warenhaus (ca. 1.040<br />

4 PBS – Papier, Bücher, Schreibwaren; GPK – Glas, Porzellan, Keramik<br />

Gesamtverkaufsfläche 9.110 m²<br />

- ohne Leerstände -<br />

5 Großflächige Einzelhandelsbetriebe sind in Abgrenzung zum sonstigen Einzelhandel planungsrechtlich eine eigenständige<br />

Nutzungsart. Die Einstufung als großflächiger Betrieb erfolgt nach § 11 (3) Bau NVO ab einer Verkaufsfläche<br />

von etwa 700 m²; dies entspricht einer Bruttogeschossfläche von 1.200 m². Ein neueres Urteil besagt allerdings,<br />

dass die Großflächigkeit zukünftig bei 800 m² VK anzusiedeln ist; vgl. Bundesverwaltungsgericht Leipzig, Pressemitteilung:<br />

Entscheidung zum großflächigen Einzelhandel. Demnach ist ein Einzelhandelsbetrieb als großflächig einzuordnen,<br />

wenn er eine Verkaufsfläche von 800 m² überschreitet (Urteile vom 24.11.2005: BVerwG 4 C 10.04, 4 C<br />

14.04, 4 C 3.05 und 4 C 8.05)<br />

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24


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

m²) am Südwall, der Lebensmitteldiscounter Aldi (ca. 810 m²) im Gewerbegebiet südlich der Boxte-<br />

ler Bahn (L 77) sowie ein Pflanzencenter mit rd. 800 m² in der Mühlenstraße. Alle Anbieter befin-<br />

den sich im Ortsteil <strong>Uedem</strong>.<br />

Abbildung 5: Standorte des großflächigen und größeren Einzelhandels im Ortsteil <strong>Uedem</strong>, 2005<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Dem allgemeinen Strukturwandel im Einzelhandel folgend, wird auch in <strong>Uedem</strong> die Handelsland-<br />

schaft zunehmend durch groß- bzw. größerflächige Betriebsformen bestimmt. Derzeit sieht sich die<br />

<strong>Gemeinde</strong> mit einem Projekt zur Umsiedlung und Erweiterung eines Betriebes der Lebensmittel-<br />

branche konfrontiert. Grundsätzlich sind großflächige Betriebe wichtig für einen zukunftsfähigen<br />

Branchen- und Betriebs(formen)mix und für eine gute Grundversorgungssituation. Ansiedlungen<br />

von zu groß dimensionierten Betrieben in peripherer Lage können jedoch zu negativen Auswirkun-<br />

gen auf das Zentrum führen.<br />

Die Grundversorgungssituation<br />

Einen besonderen Stellenwert im Rahmen der Versorgungsstruktur, aber auch im Rahmen der<br />

kommunalen Daseinsvorsorge, nimmt die Grundversorgung und dabei vorrangig die Versorgung<br />

mit Nahrungs- und Genussmitteln ein. Neben einer rein quantitativen Betrachtung sind zur Beur-<br />

teilung der Grundversorgungsstruktur vor allem auch räumliche (Erreichbarkeit) und strukturelle<br />

Aspekte (Betriebsformenmix) unerlässlich.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

25


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Eine rein quantitative Einordnung geschieht über die Betrachtung der Ausstattung an Lebensmittel-<br />

verkaufsfläche pro Einwohner im <strong>Gemeinde</strong>gebiet. In der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> ergibt sich für die Wa-<br />

rengruppe Lebensmittel ein Wert von 0,44 m² / Einwohner. Dieser liegt deutlich über dem bun-<br />

desdurchschnittlichen Referenzwert von 0,33 – 0,35 m² Lebensmittelverkaufsfläche / Einwohner<br />

und weist somit in einer ersten gesamtstädtischen Einschätzung auf eine gute quantitative Ausstat-<br />

tung hin.<br />

� Der rechnerische Ausstattungsquotient (Lebensmittel) für den Ortsteil <strong>Uedem</strong> in Höhe von 0,44<br />

m² Lebensmittelverkaufsfläche / Einwohner ist sowohl auf städtischem als auch Bundesniveau<br />

deutlich überdurchschnittlich. Im Hinblick auf einen ausgewogenen Branchen- und Betriebsformenmix<br />

im innerstädtischen Zentrum und auf eine ergänzende Versorgung benachbarter<br />

Ortsteile ist dieser Wert aus qualitativen Gesichtspunkten positiv zu bewerten. Dem Ortsteil<br />

<strong>Uedem</strong> kommt in Punkto Nahversorgung eine zentrale Bedeutung innerhalb des <strong>Gemeinde</strong>gebietes<br />

zu.<br />

� Die Ortslage Keppeln mit gut 1.600 Einwohnern weist keine Verkaufsfläche im Bereich Lebensmittel<br />

auf. Die Lebensmittelverkaufsfläche aus dem Außenbereich (Außenbereich Keppeln,<br />

<strong>Uedem</strong>erfeld, <strong>Uedem</strong>erbruch) rekrutiert sich aus den Bereich Landhandel. In den angesprochenen<br />

Siedlungsbereichen ist wegen einer zu geringen Mantelbevölkerung aus rein betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht die Ansiedlung von strukturprägenden Lebensmittelanbietern auszuschließen<br />

6 .<br />

Ergänzend zur rein quantitativen Betrachtung wurde eine räumliche Bewertung der Lebensmittel-<br />

einzelhandelsstandorte vorgenommen. Dabei wird die fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittel-<br />

betrieben als Bewertungsmaßstab herangezogen. Unterschiedliche Untersuchungen haben ein<br />

Entfernungsmaß von ca. 600 bis 1.000 m als maximal akzeptierte Distanz für Fußgänger 7 heraus-<br />

gestellt. Für die Wegstrecke zwischen Wohnstandorten und Standorten mit Grundversorgungsan-<br />

geboten wird für diese Untersuchung daher ein Wert von 600 m als Radius angesetzt, um eine<br />

möglichst optimale Versorgungsstruktur darzustellen.<br />

In der folgenden Abbildung wurden die strukturprägenden Lebensmittelanbieter im <strong>Uedem</strong>er Ge-<br />

meindegebiet mit einem Radius von 600 m dargestellt.<br />

6 Ein Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 1.000 m² bedarf etwa einer Mantelbevölkerung von min-<br />

destens 5.000 Einwohnern.<br />

7 Auch der Einzelhandelserlass des Landes Nordrhein-Westfalen nennt die zumutbare Grenze von 10 Gehminuten.<br />

Legt man eine Laufgeschwindigkeit von 5,4 km/h bzw. 1,5 m/s zu Grunde, wird in 10 min eine Distanz von 900 m<br />

zurückgelegt!<br />

Vgl. Gem. Rd.Erl. d. Ministeriums für Stadtentwicklung, Kultur und Sport, d. Ministeriums für Wirtschaft und Mittelstand,<br />

Technologie und Verkehr, d. Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft u. d. Ministeriums<br />

für Bauen und Wohnen: Ansiedlung von Einzelhandelsgroßbetrieben; Bauleitplanung und Genehmigung von Vorhaben<br />

(Einzelhandelserlass) vom 7.5.1996, in: Ministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Nr. 38, 49. Jg..<br />

Düsseldorf, 20.06.1996<br />

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26


Abbildung 6: Fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage der Unternehmenserhebung <strong>Uedem</strong> September 2005<br />

Die Abbildung zeigt, dass große Teile des Ortsteils <strong>Uedem</strong> gut mit Lebensmittelanbietern versorgt<br />

sind. Im Ortskern an der Mühlenstraße befindet sich noch einen weiterer Lebensmittelanbieter, der<br />

aufgrund seiner geringen Betriebsgröße (ca. 120 m²) jedoch nicht als Vollversorger gezählt werden<br />

kann und lediglich ein ergänzendes Angebot bereitstellt. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich al-<br />

lerdings ein wesentlich differenzierteres und „problematischeres“ Bild.<br />

Der Lebensmitteldiscounter Aldi liegt südlich der Boxteler Bahn (L 77) im Gewerbegebiet und er-<br />

reicht in seiner Funktion als wohnortnaher Nahversorger lediglich kleine Randbereiche der Sied-<br />

lungsstrukturen. Der Standort ist rein auotokundenorientiert. Der Lebensmitteldiscounter Plus am<br />

Ostwall möchte zur Optimierung seiner Betriebsform an einen Standort am südlichen Ende der<br />

Bahnhofstraße verlagern. Dieser Standort liegt peripher zu den Siedlungsbereichen und ist für die<br />

Nahversorgung der umliegenden Bevölkerung ebenfalls nur von untergeordneter Bedeutung. Dar-<br />

über hinaus existieren in diesem Bereich bereits zwei Anbieter (Edeka und Aldi), die eine ausrei-<br />

chende Versorgung der Bevölkerung gewährleisten. Die Verlagerung ist daher rein betriebswirt-<br />

schaftlich zu begründen. Die dadurch entstehende Standortgemeinschaft mit den anderen Anbie-<br />

tern an der Bahnhofsstraße und im Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn (L 77) würde den<br />

Hauptgeschäftsbereich zusätzlich schwächen. Gleichzeitig entsteht bei einer Verlagerung des Le-<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

27


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

bensmitteldiscounters Plus eine signifikante Versorgungslücke für den gesamten nördlichen und<br />

östlichen Bereich des Ortsteils <strong>Uedem</strong> sowie für Teile des Ortskernes.<br />

Die übrigen nicht innerhalb der 600 m-Radien liegenden Bereiche sind zu vernachlässigen. Der<br />

Ortsteil Keppeln mit einer Bevölkerung von weniger als 2.000 Einwohnern verfügt ebenfalls über<br />

eine zu geringe Mantelbevölkerung, so dass die Ansiedlung eines Lebensmittelanbieters nicht ge-<br />

rechtfertigt ist.<br />

Für die Qualität der Grundversorgung ist auch das strukturelle Angebot, insbesondere der<br />

Betriebsformenmix maßgeblich. Es bleibt festzuhalten, dass in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> im Bereich<br />

der Versorgung mit Lebensmitteln ein insgesamt ausgewogener Betriebsformenmix existiert. Ne-<br />

ben einem Supermarkt gibt es zwei Lebensmitteldiscounter im <strong>Gemeinde</strong>gebiet. Daneben runden<br />

kleinere Fachgeschäfte und Betriebe des Lebensmittelhandwerks (Bäckereien, Metzgereien) sowie<br />

mehrere Betriebe des Landhandels im Außenbereich das Handelsangebot ab.<br />

Fazit<br />

� Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> weist eine verhältnismäßig geringe Verkaufsflächenausstattung auf. Mit<br />

einem Wert von 1,07 m² Verkaufsfläche pro Einwohner liegt die Ausstattung unter dem bundesdurchschnittlichen<br />

Wert von 1,4 m².<br />

� Auch die durchschnittliche Verkaufsfläche je Betrieb rangiert mit 163 m² unter dem bundesdurchschnittlichen<br />

Wert von rd. 230 m². Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass unterdurchschnittlichen<br />

Werte in diesem Bereich in <strong>Gemeinde</strong>n in der Größenordnung von <strong>Uedem</strong> oft<br />

vorzufinden sind.<br />

� Positiv anzumerken ist die Ausstattung im Bereich Lebensmittel. Der sich hier ergebende überdurchschnittliche<br />

Ausstattungswert je Einwohner von 0,44 m² unterstreicht die Funktion als<br />

Nahversorgungszentrum. Dies entspricht auch der landesplanerischen Einordnung der <strong>Gemeinde</strong>.<br />

� Der Ortsteil <strong>Uedem</strong> ist Haupthandelsstandort.<br />

Trotz eines allgemeinen guten Ausstattungsgrades mit Nahrungs- und Genussmitteln, besteht im<br />

Ortsteil <strong>Uedem</strong> die Gefahr, dass der nordöstliche Bereich zukünftig keinen siedlungsnahen Le-<br />

bensmittelanbieter mehr aufweisen wird. Dieser Entwicklung gegenzusteuern, stellt eine wichtige<br />

Aufgabe für die Zukunft dar.<br />

5.2 Einzelhandelsschwerpunkte in <strong>Uedem</strong><br />

Wie vorstehend bereits aufgezeigt, bildet der Ortsteil <strong>Uedem</strong> sowohl von der Verteilung der Ver-<br />

kaufsflächen als auch von der Lage der Betriebe den Handelsschwerpunkt im <strong>Gemeinde</strong>gebiet. Im<br />

Folgenden soll daher vor allem die aktuelle Angebotsstruktur im Ortsteil <strong>Uedem</strong> detaillierter be-<br />

trachtet werden, da die vorhandene Verkaufsflächenausstattung sowie der vorherrschende Be-<br />

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28


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

triebstypen- und Branchenmix ein wichtiges Indiz für die Ausstrahlung und Stärke dieses Standortes<br />

ist. In <strong>Uedem</strong> können folgende Einzelhandelsschwerpunkte unterschieden werden:<br />

Hauptgeschäftsbereich<br />

Im zentralen Versorgungsbereich (vgl. Kapitel 8.2) im historischen Ortskern von <strong>Uedem</strong> liegt der<br />

Hauptgeschäftsbereich. Er stellt den wichtigsten Einzelhandelsbaustein im Zentrum <strong>Uedem</strong>s dar.<br />

Er ist ähnlich wie eine Ladenzeile organisiert und lässt sich klar abgrenzen. Der dichte Einzelhan-<br />

delsbesatz mit einem weitgehend innenstadtrelevanten Einzelhandelsangebot an der Mühlenstraße<br />

reicht von der Neustraße bis zur Viehstraße. In diesem Abschnitt sind auch zahlreiche Dienstleis-<br />

tungsangebote verortet. Im Übergang zur Mosterstraße prägen öffentliche Nutzungen (Rathaus,<br />

Kirche) den Platzbereich. Am Rand dieses Platzes befinden sich weitere innenstadtrelevante Einzel-<br />

handelsnutzungen und Dienstleistungsangebote, die sich bis in die Mosterstraße ziehen.<br />

Abbildung 7: Abgrenzung des Hauptgeschäftsbereichs<br />

Hauptgeschäftsbereich<br />

744 m² VKF, 600 m² Leerstand<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Mosterstraße<br />

Discounter<br />

116 m² VKF, 200 m² Leerstand<br />

Mit nur 12 Einzelhandelsbetrieben entfallen insgesamt 21 % der Einzelhandelsbetriebe bzw. rund<br />

740 m² Verkaufsfläche auf den Hauptgeschäftsbereich. Durch die Schließung des Supermarktes<br />

Spar (600 m²) hat sich die Verkaufsfläche deutlich verringert und es existiert aktuell nur noch ein<br />

kleiner Lebensmittelsanbieter im Hauptgeschäftsbereich. Bei einer Wiederbelebung dieses Leer-<br />

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29


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

standes weist der Hauptgeschäftsbereich insgesamt 1.344 m² Verkaufsfläche auf, was einem Anteil<br />

von 15% an der Gesamtverkaufsfläche von <strong>Uedem</strong> entspricht.<br />

Die Betrachtung der nach Sortimenten differenzierten Angebotssituation erfolgt in der nachfolgen-<br />

den Tabelle. Der quantitative Verkaufsflächenschwerpunkt liegt demnach in der Warengruppe<br />

Nahrungs- und Genussmittel (24 % der im Hauptgeschäftsbereich vorhandenen Verkaufsfläche)<br />

sowie in der Leitbranche des Innenstadthandels Bekleidung / Wäsche und Gesundheits- und Kör-<br />

perpflegeartikel, die jeweils rd. 16 % der im Hauptgeschäftsbereich vorhandenen Verkaufsfläche<br />

ausmachen. Daneben existiert in den innenstadttypischen und zentrenrelevanten Warengruppen<br />

wie u. a. Schreibwaren / Papier / Bücher und GPK / Hausrat / Geschenkartikel ein z.T. sehr klein-<br />

teiliges und rudimentäres Angebot. Dieses findet sich überwiegend im Hauptgeschäftsbereich.<br />

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30


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Tabelle 8: Angebotssituation im Hauptgeschäftsbereich von <strong>Uedem</strong>, 2005<br />

Warengruppe (WG)<br />

Anzahl<br />

der Betriebe<br />

Anteil in %<br />

an Gesamtbestand<br />

dieser WG<br />

Verkaufsfläche<br />

in m²<br />

Anteil in %<br />

an Gesamtbestand<br />

dieser WG<br />

Nahrungs- und Genussmittel 4 13 179 5<br />

Blumen / Zoo 0 0 24 5<br />

Gesundheits- und Körperpflege 1 100 119 38<br />

Schreibwaren / Papier / Bücher 1 100 57 63<br />

überwiegend kurzfristiger Bereich 6 18 379 8<br />

Bekleidung / Wäsche 2 0 120 44<br />

Schuhe / Lederwaren 0 0 0 0<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel 1 50 95 35<br />

Spielw. / Hobby / Basteln / Musikinstr. 0 0 39 56<br />

Sport und Freizeit 0 0 0 0<br />

überwiegend mittelfristiger Bereich 3 50 254 20<br />

Wohneinrichtung 0 0 0 0<br />

Möbel 0 0 0 0<br />

Elektro / Leuchten 0 0 0 0<br />

Medien 0 0 5 17<br />

pharmazeut., med. und orthop. Artikel 1 25 55 34<br />

Uhren / Schmuck 0 0 0 0<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente 1 13 17 1<br />

überwiegend langfristiger Bereich 2 13 77 3<br />

Sonstiges 1 100 34 13<br />

Gesamt 13 21 744 8<br />

Quelle: Einzelhandelserhebung <strong>Uedem</strong>, Juli 2005<br />

Insgesamt präsentiert sich der Hauptgeschäftsbereich entlang des Marktes und der Mühlenstraße<br />

als freundliche Geschäftsstraße mit intimer, kleinstädtisch dörflicher Atmosphäre. Die weitgehend<br />

hohe Qualität im öffentlichen Raum ist positiv hervorzuheben. Mängel sind lediglich in Details fest-<br />

zustellen, wie z.B. Fahrradständer, die teilweise den Lauf entlang der Ladenzeile stören. Die ge-<br />

stalterisch integrierten Stellplätze nahe den Geschäften und die hohe Handelsdichte in einer kom-<br />

pakten Anordnung der Geschäfte sind die Stärken des Hauptgeschäftsbereichs. Der Leerstand des<br />

ehemaligen SB-Marktes Spar stellt einen Mangel dar, er birgt gleichzeitig aber auch Potenzial für<br />

neue Ansiedlungen. Die handelsseitige Wiedernutzung durch eine attraktiven Einzelhandelsmag-<br />

neten mit innenstadtrelevanten Sortimenten ist die zentrale Aufgabe im Hauptgeschäftsbereich.<br />

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31


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Die Mosterstraße ist mit einer sehr geringen Verkaufsfläche von 116 m² quantitativ schwach auf-<br />

gestellt und weist ca. 200 m² leerstehende Ladenfläche 8 auf. Es ist zu beobachten, dass in diesem<br />

Bereich schon seit längerer Zeit ehemalige gewerbliche Nutzungen in Wohnnutzungen oder auch<br />

in Büronutzungen umgewandelt wurden. Trotzdem besitzt insbesondere der nördliche Abschnitt<br />

der Straße noch eine wichtige Versorgungs- und Ergänzungsfunktion des Hauptgeschäftsbereiches.<br />

Abbildung 8: Markt und Mosterstraße<br />

Quelle: Eigene Fotos<br />

Leerstände<br />

Die Leerstandssituation im <strong>Uedem</strong>er Hauptgeschäftsbereich stellt sich als problematisch dar. Mit<br />

9 leerstehenden Ladeneinheiten entfallen auf diesen Bereich rund 50 % der gesamtstädtischen<br />

Leerstände und rund 43 % der leerstehenden Verkaufsfläche (836 m²). Allerdings ist für diese hohe<br />

Quote in erster Linie der Leerstand des ehemaligen SB-Marktes verantwortlich. Der räumliche<br />

Schwerpunkt ist in der Mosterstraße und der Mühlenstraße mit 5 Leerständen.<br />

Standort Discounter Plus, Nordwall<br />

Zentrumsnah, in leicht abgesetzter Lage nordöstlich des Hauptgeschäftsbereichs, ist der Lebensmit-<br />

tel Discounter Plus angesiedelt, der mit ca. 20 Stellplätzen und einer Verkaufsfläche von 340 m²<br />

nicht den marktüblichen Anforderungen entspricht. Der Betreiber beabsichtigt den Standort auf-<br />

zugeben. Der Standort Nordwall stellt einen wichtigen Nahversorgungsstandort am Rand des zent-<br />

ralen Versorgungsbereiches für den Ortsteil <strong>Uedem</strong> dar. Das Zentrum sowie der gesamte nördliche<br />

und östliche Siedlungskörper des Ortsteils <strong>Uedem</strong> liegen im Naheinzugsbereich dieses Standorts,<br />

dem somit eine besondere Bedeutung für die Nahversorgung der <strong>Uedem</strong>er Bevölkerung zu-<br />

kommt.<br />

8 In der Mosterstraße 30 konnte sich in der Zwischenzeit ein Antikmöbelverkauf etablieren, so dass sich die Gesamt-<br />

größe der Leerstände dort um 62 m² verringert.<br />

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32


Abbildung 9: Standort Plus<br />

Quelle: Eigenes Foto<br />

Standort Edeka, Meursfeldstraße<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Südwestlich, deutlich abgesetzt vom zentralen Versorgungsbereich, liegt der größte Lebensmittel-<br />

anbieter im <strong>Gemeinde</strong>gebiet, der Supermarkt Edeka mit rd. 1.300 m² Verkaufsfläche. Er präsen-<br />

tiert sich als moderne Verkaufsstätte. Der Standort besitzt hauptsächlich Nahversorgungsfunktion<br />

für die südlich gelegenen Siedlungsbereiche.<br />

Abbildung 10: Standort Edeka<br />

Quelle: Eigenes Foto<br />

Standort Aldi u.a., Gewerbegebiet südlich Boxteler Bahn (L 77)<br />

Das am südlichen Ortsrand gelegene Gewerbegebiet ist Standort einiger großflächiger Einzelhan-<br />

delsbetriebe. Mit einer Gesamtverkaufsfläche von rd. 2.500 m² sind hier Betriebe mit z.T. zentren-<br />

relevanten Sortimenten (Aldi, Getränkemärkte) angesiedelt, aber auch ein Fachmarkt mit Bau- und<br />

Gartenmarktsortimenten (Raab Karcher Baustoffe mit rd. 660 m² Verkaufsfläche). Der Standort ist<br />

autokundenorientiert. Aus Investorensicht bietet er „Reserveflächen“ für weitere Ansiedlungsvorha-<br />

ben. Im Sinne einer nachhaltigen Ortsentwicklung ist der nicht integrierte Standort problematisch<br />

und aus heutiger Sicht nicht mehr genehmigungsfähig.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

33


Abbildung 11: Gewerbegebiet<br />

Quelle: Eigene Fotos<br />

Fazit<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Trotz eines quantitativ kleinen Hauptgeschäftsbereiches besitzt dieser eine zentrale Bedeutung für<br />

die Versorgung und die Identität <strong>Uedem</strong>s. Als Stärken könne die städtebaulich und funktional gut<br />

integrierten Stellplätze und die kompakte Anordnung des Geschäftsbesatzes genannt werden. Wei-<br />

terhin ist die freundliche Atmosphäre zu nennen. Für die Zukunft gilt es vor allem, den Leerstand<br />

im Hauptgeschäftszentrum wieder handelsseitig zu nutzen und die Attraktivität durch einen zu-<br />

kunftsfähigen Magneten zu steigern. Gleichzeitig muss ein weiteres Anwachsen des Einzelhandels-<br />

standortes südlich der Boxteler Bahn, L 77 verhindert werden.<br />

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34


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

6 Analyse der Nachfrageseite, Zentralitäten<br />

Das folgende Kapitel analysiert die nachfrageorientierten Rahmenbedingungen des <strong>Uedem</strong>er Ein-<br />

zelhandels insgesamt, dazu gehören insbesondere Betrachtungen zum Einkaufsverhalten der Ue-<br />

demer Bevölkerung mit einem Focus auf das Zentrum. Wesentliche Grundlage für diese Analyse<br />

sind die im September 2005 durchgeführten Haushaltsbefragungen im <strong>Uedem</strong>er <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />

sowie die in der Zeit von 07. bis 12. November 2005 angestellte Kundenherkunftserhebung in<br />

ausgewählten Einzelhandelsbetrieben im <strong>Uedem</strong>er <strong>Gemeinde</strong>gebiet.<br />

6.1 Einzugsgebiet<br />

Vor dem Hintergrund der weiter steigenden Mobilität für die Versorgung mit mittel- und langfristi-<br />

gen Bedarfsgütern vollziehen sich räumliche Austauschbeziehungen zwischen Handelszentren und<br />

Wohnorten der Nachfrager. Im Zuge zunehmender Mobilitätsanforderungen werden erhöhte Zeit-<br />

und Entfernungswiderstände sowohl für das Einkaufen als auch die Funktionen Arbeit, Dienstleis-<br />

tungsinanspruchnahme und Freizeitgestaltung wahrgenommen. Daneben führen auch Einzelhan-<br />

delsagglomerationen, deren kollektives Einzugsgebiet über das der einzelnen, jeweils dort ange-<br />

siedelten Betriebe bzw. Betriebsformen hinausgeht, zur Vergrößerung des Einzugsgebietes einer<br />

Stadt als Handelsstandort. Andererseits ist aber auch zu berücksichtigen, dass ab spezifischen<br />

Raum-Zeit-Distanzen (Entfernung zur Innenstadt bzw. zum Einkaufsstandort) die Bereitschaft der<br />

Kunden abnimmt, diese aufzusuchen, weil wiederum andere Zentren bzw. Standorte geringere<br />

Raum-Zeit-Distanzen aufweisen. Einfacher ausgedrückt bedeutet dies, dass mit zunehmender Ent-<br />

fernung zum Angebotsstandort die Kundenbindung immer weiter nachlässt. Aus diesem räumli-<br />

chen Spannungsgeflecht resultiert schließlich ein Einzugsgebiet.<br />

Die Abgrenzung des Einzugsgebietes dient als Grundlage zur Ermittlung des externen Nachfrage-<br />

potenzials. Auf der Grundlage der Kundenherkunftserhebung sowie der Berücksichtigung von<br />

Raumwiderständen und der Einordnung / Bewertung von Konkurrenzstandorten / -zentren lässt<br />

sich das Einzugsgebiet <strong>Uedem</strong>s wie folgt abgrenzen:<br />

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35


Abbildung 12: Verflechtungsbereiche des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Quelle: Eigene Darstellung auf Grundlage der Kundenherkunftserhebung November 2005<br />

Kerneinzugsgebiet<br />

Das <strong>Gemeinde</strong>gebiet <strong>Uedem</strong> mit einem Kundenpotenzial von rund 8.500 Einwohnern wird als<br />

Kerneinzugsgebiet definiert, da es mit rund 86 % der Kunden aus dem gesamten Einzugsgebiet<br />

den überwiegenden Anteil der Kunden des Untersuchungsgebietes stellt.<br />

Näheres Einzugsgebiet<br />

Dem näheren Einzugsgebiet werden in der Regel Kommunen zugeordnet, die in direkter Nachbar-<br />

schaft zur Untersuchungsregion liegen und noch eine nennenswerte Orientierung zum Einkaufs-<br />

standort <strong>Uedem</strong> aufweisen. Dazu zählen mit einem Kundenpotenzial von rund 98.000 Einwohnern<br />

die <strong>Gemeinde</strong>n Bedburg-Hau, Goch, Kalkar, Kevelaer und Weeze. Aus dem näheren Einzugsge-<br />

biet wurden noch etwa 10 % aller Kunden des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels generiert.<br />

Ferneinzugsgebiet<br />

Das Ferneinzugsgebiet umfasst all diejenigen Besucher und Kunden, die zwar den <strong>Uedem</strong>er Ein-<br />

zelhandel noch regelmäßig aufsuchen, jedoch zwischen verschiedenen Handelsstandorten wählen<br />

können und demnach keine ausschließliche Ausrichtung auf <strong>Uedem</strong> besitzen. Im Ferneinzugsge-<br />

biet lebt mit rund 136.600 Einwohner mehr als die Hälfte des Einwohnerpotenzials im gesamten<br />

Einzugsgebietes, jedoch werden nur 4 % der hier lebenden Bevölkerung als Kunden des <strong>Uedem</strong>er<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

36


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Einzelhandels registriert. Als sogenannte Streuumsätze des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels werden<br />

daneben „Zufallskäufe“ von Personen von außerhalb des abgegrenzten Einzugsgebietes bezeich-<br />

net. Dieses Kundenpotenzial wird auch dem Ferneinzugsgebiet zugerechnet.<br />

Alle drei Einzugsgebiete zusammengefasst ergeben ein „theoretisches“ Kundenpotenzial von rund<br />

243.100 Einwohnern, was einem einzelhandelsrelevanten Kaufkraftvolumen in Höhe von rd.<br />

1.370 Mio. Euro entspricht. Im Kerneinzugsgebiet und im näheren Einzugsgebiet zusammengefasst<br />

wohnen rd. 106.500 Einwohnern, was einem einzelhandelsrelevanten Kaufkraftvolumen in Höhe<br />

von rd. 490 Mio. Euro entspricht. Allerdings zeigt die Kundenherkunftserhebung deutlich, dass sich<br />

mit steigender Entfernung die Anteile am Kaufkraftpotenzial, das durch den <strong>Uedem</strong>er Einzelhandel<br />

abgeschöpft werden kann, verringern. Schließlich zeigen die o.g. Werte, dass das <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />

von <strong>Uedem</strong> gleichzeitig den Einzugsbereich des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels darstellt.<br />

6.2 Kaufkraftbindung und Kaufkraftabfluss<br />

Zur Beschreibung der Situation und der Attraktivität eines Einkaufsstandortes ist die Kaufkraftbin-<br />

dung bzw. der Kaufkraftabfluss eine wichtige Größe. Um das räumliche Nachfrageverhalten der<br />

Konsumenten zu analysieren, wurden insgesamt 150 <strong>Uedem</strong>er Haushalte befragt.<br />

Mit der Kaufkraftbindungsquote wird der Anteil der lokal vorhandenen Kaufkraft beschrieben, die<br />

in <strong>Uedem</strong> verbleibt und durch den örtlichen Einzelhandel abgeschöpft wird. Der Kaufkraftanteil der<br />

Bevölkerung, der von anderen Einzelhandelsstandorten gebunden wird, ist im Umkehrschluss der<br />

Kaufkraftabfluss.<br />

Die ermittelten räumlichen Einkaufsorientierungen bilden für zukünftige Planungen und Hand-<br />

lungsempfehlungen zur Einzelhandelsentwicklung eine hilfreiche Orientierungsgrundlage. Sie ge-<br />

ben Aufschluss sowohl über die Kundenbindung der eigenen Bevölkerung als auch über die rele-<br />

vanten Konkurrenzstandorte des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels.<br />

Zur Ermittlung der Kaufkraftbindungsquoten, wurden die <strong>Uedem</strong>er Haushalte befragt, wo sie ver-<br />

schiedene Einkaufsartikel hauptsächlich erwerben. Die Ergebnisse sind in Abbildung 13 dargestellt.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

37


Abbildung 13: Kaufkraftbindung und -abflussquoten in % 9<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Gesundheits- und Körperpflegeartikel<br />

PBS / Zeitungen / Zeitschriften<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Bekleidung / Wäsche<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel<br />

Spielwaren / Hobby<br />

Sportartikel / Fahrräder / Camping<br />

Möbel / Wohneinrichtungsbedarf<br />

Elektro / Leuchten / Haushaltsgeräte<br />

UE / IT / Kommunikation<br />

Medizinische und orthopädische Artikel<br />

Uhren / Schmuck<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente<br />

Quelle: Haushaltsbefragung <strong>Uedem</strong>, mcs GmbH im Auftrag von Junker und Kruse, Dortmund 09/2005<br />

6%<br />

14%<br />

1%<br />

12%<br />

12%<br />

25%<br />

21%<br />

15%<br />

29%<br />

� In der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel belegt eine hohe Bindungsquote von 95 % 10<br />

eine starke Einkaufsorientierung auf die eigene <strong>Gemeinde</strong>. Dies ist zum einen ein Indiz für die<br />

gute Ausstattung des städtischen Einzelhandels in diesem Bereich, liegt zum anderen vor allem<br />

an der Lage <strong>Uedem</strong>s in einem eher ländlich strukturierten Bereich. In den weiteren Warengruppen<br />

des kurzfristigen Bedarfsbereichs spiegeln Bindungsquoten von 41 % bis 51 % eine<br />

quantitativ geringe Ausstattung wider.<br />

� Im Bereich Bekleidung ist eine geringe Bindungsquote in Höhe von 6 % für das Grundzentrum<br />

festzuhalten. Das ist zum einen ein Beleg dafür, dass es eine sehr geringe Verkaufsflächenausstattung<br />

in dieser Warengruppe gibt, zum anderen bestehen z.T. starke Wettbewerbsstandorte<br />

im <strong>Uedem</strong>er Umland. Dies bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Kaufkraft in diese Konkurrenzstandorte<br />

abfließt. Als einzelhandelsrelevante Konkurrenzstandorte können hierbei Kleve,<br />

Goch, Bocholt und das CentrO Oberhausen festgehalten werden.<br />

� Weitere Defizite bei den Bindungsquoten mit Werten z.T. deutlich unter 20 % sind für die Warengruppen<br />

Sportartikel, Möbel / Wohneinrichtungsbedarf, Elektro / Leuchten, Unterhaltungselektronik<br />

sowie Bau- und Gartenmarktsortimente feststellbar. Allerdings korrespondieren diese<br />

Werte mit Ergebnissen aus anderen <strong>Gemeinde</strong>n ähnlicher Größenordnungen und spiegeln<br />

somit die geringe Größe der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>.<br />

9 PBS – Papier, Bücher, Schreibwaren; GPK – Glas, Porzellan, Keramik; UE – Unterhaltungselektronik; IT - Informati-<br />

onstechnologie<br />

10 Die Haushaltsbefragung in <strong>Uedem</strong> ergab für die Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel einen niedrigeren<br />

Kaufkraftbindungswert von knapp 80 %; bei einer im Mai 2003 durchgeführten Befragung in <strong>Uedem</strong> im Rahmen<br />

des Stadtmarketing ergab sich ein Wert von ca. 96 %; dieses Ergebnis, der hohe Ausstattungsgrad in dieser Warengruppe<br />

und die geringen Zuflüsse von außen rechtfertigen die Korrektur des Wertes nach oben<br />

41%<br />

51%<br />

47%<br />

95%<br />

94%<br />

99%<br />

76%<br />

79%<br />

86%<br />

85%<br />

88%<br />

88%<br />

72%<br />

59%<br />

49%<br />

53%<br />

5%<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

38


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

� Das Einkaufsverhalten in der Sortimentsgruppe Möbel / Wohnungseinrichtungsbedarf in den<br />

letzten Jahren hat sich dahingehend verändert, dass die Kunden zu immer längeren Einkaufswegen<br />

bereit sind. Daher werden in der Regel, auch bei einem guten Angebot vor Ort, kaum<br />

Bindungsquoten von über 50 % erzielt. Die sehr niedrige Bindungsquote in <strong>Uedem</strong> von 1% belegt<br />

die geringe Ausstattung in dieser Warengruppe.<br />

Das bundesdurchschnittliche, einzelhandelsrelevante Pro-Kopf-Ausgabevolumen für das Jahr 2005<br />

beträgt rund 4.515 Euro 11 . Für das Grundzentrum <strong>Uedem</strong> weist die BBE eine einzelhandelsrelevan-<br />

te Kaufkraftkennziffer von 94,20 für das Jahr 2005 aus. Dieser Wert liegt damit unter dem Index-<br />

wert von 100 für die Bundesrepublik Deutschland und nimmt im regionalen Vergleich einen deut-<br />

lich unter dem Durchschnitt liegenden Platz ein. Er impliziert ein durchschnittliches, einzelhand-<br />

lesrelevantes Ausgabevolumen von rund 4.228 Euro pro Kopf 12 der <strong>Uedem</strong>er Bevölkerung.<br />

Anhand der bevölkerungs- und einzelhandelsrelevanten Kaufkraftdaten lässt sich das in <strong>Uedem</strong><br />

vorhandene Kaufkraftpotenzial im Einzelhandel insgesamt und nach Branchen differenziert darstel-<br />

len (vgl. Tabelle 9). Die einzelhandelsrelevanten Kennziffern der BBE wurden dabei mit den erho-<br />

benen Bestandsdaten kompatibel gemacht, da sich in der Zusammenfassung einzelner Warenbe-<br />

reiche zum Teil geringfügige Unterschiede ergeben.<br />

Die Verbraucherausgaben pro Warengruppe sind dabei sehr unterschiedlich, wobei der Bereich<br />

Nahrungs- und Genussmittel / Lebensmittel mit rund 14,3 Mio. Euro am gesamten einzelhandels-<br />

relevanten Potenzial den höchsten Einzelanteil bildet. Erst mit deutlichem Abstand folgen Bau- und<br />

Gartenmarktsortimente und Bekleidung / Wäsche. Weitere monetär bedeutsame Warengruppen<br />

sind Unterhaltungselektronik / Telekommunikation und Möbel.<br />

11 nach BBE Köln 2005 für den Einzelhandel i.e. S. ohne KfZ- und Brennstoffhandel, inkl. Lebensmittelhandwerk und<br />

Apotheken<br />

12 nach BBE Köln 2005 für den Einzelhandel i.e. S. ohne KfZ- und Brennstoffhandel, inkl. Lebensmittelhandwerk und<br />

Apotheken. Bei der Berechnung wurden „rezeptpflichtige Apothekenwaren“ anteilig herausgerechnet.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

39


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Tabelle 9: Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> 2005<br />

Kaufkraftpotenzial<br />

Warengruppe<br />

in Mio. Euro<br />

Nahrungs- und Genussmittel 14,3<br />

Blumen / Zoo 0,5<br />

Gesundheits- und Körperpflege 2,1<br />

Schreibwaren/Papier/Bücher 1,5<br />

überwiegend kurzfristiger Bedarf 18,4<br />

Bekleidung / Wäsche 3,8<br />

Schuhe / Lederwaren 0,8<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel 0,6<br />

Spielw. / Hobby / Basteln / Musikinstr. 0,8<br />

Sport und Freizeit 0,7<br />

Überwiegend mittelfristiger Bedarf 6,7<br />

Wohneinrichtung 1,0<br />

Möbel 2,2<br />

Elektrogeräte / Leuchten 1,0<br />

Unterhaltungselektronik, Foto etc. 2,9<br />

Pharmaz., med. und orthopäd. Artikel 1,0<br />

Uhren / Schmuck 0,4<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente 4,6<br />

Überwiegend langfristiger Bedarf 13,1<br />

Sonstiges 0,5<br />

Gesamt 38,7<br />

Quelle: BBE, Köln 2005<br />

Mit Blick auf die Darstellung der absatzwirtschaftlichen Ausgangslage in <strong>Uedem</strong> gilt es an dieser<br />

Stelle die Kaufkraftbindungen und -abflüsse unter monetären Gesichtspunkten zu betrachten (vgl.<br />

Abbildung 14). Insbesondere lässt sich anhand dieser Werte ablesen, in welchem Umfang die<br />

Kaufkraft der <strong>Uedem</strong>er Bürger vom ortsansässigen Einzelhandel gebunden werden.<br />

Die höchsten monetären Kaufkraftabflüsse sind analog zu den relativen Abflussquoten in den Wa-<br />

rengruppen Bau- und Gartenmarktsortimente, Bekleidung und Wäsche sowie Möbel zu verzeich-<br />

nen.<br />

Als Konkurrenzstandorte des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels sind hinsichtlich der Warengruppe Bau- und<br />

Gartenmarktsortimente die Mittelzentren Goch und Kleve anzuführen. Als wesentliche Konkurrenz-<br />

standorte für den Möbelfachhandel sind ebenfalls die beiden Mittelzentren Goch und Kleve sowie<br />

das Oberzentrum Duisburg anzugeben.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

40


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Abbildung 14: Monetäre Kaufkraftbindungen und –abflüsse (in Mio. Euro)<br />

Nahrungs- und Genussmittel<br />

Gesundheits- und Körperpflege<br />

PBS / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher<br />

Bekleidung / Wäsche<br />

Schuhe, Lederwaren<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel<br />

Spielwaren / Hobby / Basteln / Musikinstr.<br />

Sport und Freizeit<br />

Möbel / Wohneinrichtung<br />

Elektro / Leuchten<br />

Medien<br />

Med. und orthop. Artikel<br />

Uhren / Schmuck<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente<br />

Kaufkraftbindung Kaufkraftabfluss<br />

Quelle: Haushaltsbefragung <strong>Uedem</strong>, mcs GmbH im Auftrag von Junker und Kruse, Dortmund 09/05, BBE, Köln 2005<br />

Fazit<br />

Die durch die Haushaltsbefragungen ermittelten Werte zu den Kaufkraftbindungen und –abflüssen<br />

spiegeln insgesamt ein für eine <strong>Gemeinde</strong> dieser Größenordnung nicht ungewöhnliches Bild wi-<br />

der. Gute Bindungsquoten werden vor allem im Lebensmittelbereich erreicht. Erwartungsgemäß<br />

hohe Abflussquoten sind in den Warengruppen der mittelfristigen (z.B. Bekleidung) und langfristi-<br />

gen Bedarfsstufe (z.B. Möbel) zu verzeichnen. Als Hauptkonkurrenzstandorte werden Goch und<br />

Kleve genant. Darüber hinaus ist aber auch ein breite Streuung anderer besuchter Einkaufsstand-<br />

orte (z.B. Bochholt, Kalkar oder CentrO) signifikant.<br />

6.3 Umsätze und Zentralität des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels<br />

Als weitere Ansatzpunkte zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit des Einzelhandels kann der gene-<br />

rierte Umsatz der ortsansässigen Betriebe, der sich aus der Kaufkraftbindung vor Ort sowie den<br />

Zuflüssen von außerhalb des <strong>Gemeinde</strong>gebietes zusammensetzt, sowie die einzelhandelsrelevante<br />

Zentralität herangezogen werden.<br />

-3,60<br />

-4,00<br />

-3,20<br />

-0,71<br />

-2,70<br />

-1,10<br />

-0,90<br />

-0,60<br />

-0,40<br />

-0,60<br />

-0,60<br />

-0,90<br />

-0,50<br />

-0,30<br />

Bei der Ermittlung der aktuellen Umsätze werden bundesdurchschnittliche Flächenproduktivitäten,<br />

d. h. sortimentsspezifische Umsätze je m² Verkaufsfläche differenziert für einzelne Vertriebsformen<br />

angesetzt, die unter Berücksichtigung der lokalen Einzelhandelssituation modifiziert werden. Hoch-<br />

0,20<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,20<br />

0,09<br />

0,05<br />

0,20<br />

0,20<br />

0,50<br />

0,10<br />

1,10<br />

0,60<br />

0,50<br />

13,59<br />

-6,00 -4,00 -2,00 0,00 2,00 4,00 6,00 8,00 10,00 12,00 14,00<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

41


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

gerechnet auf den Verkaufsflächenbestand ergeben sich für die einzelnen Warengruppen daraus<br />

folgende branchenspezifische Umsätze in <strong>Uedem</strong>. Dabei wurden z.T. Aggregationen vorgenom-<br />

men, um eine Kompatibilität mit den Angaben der BBE, Köln zu erzielen. Insgesamt setzt der<br />

<strong>Uedem</strong>er Einzelhandel aktuell ca. 26 Mio. Euro um.<br />

Die Ausstrahlungskraft des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels in die Nachbarkommunen wird durch die ein-<br />

zelhandelsrelevante Zentralitätskennziffer abgebildet. Diese wird durch das Verhältnis von Einzel-<br />

handelsumsatz und vorhandenem Nachfragevolumen (Kaufkraftpotenzial) berechnet. Ein Wert von<br />

100 bedeutet, dass der Einzelhandelsumsatz genauso groß ist wie das lokal vorhandene Kauf-<br />

kraftpotenzial, während Abweichungen über den Basiswert auf eine Leistungsstärke bzw. Abwei-<br />

chungen unterhalb des Basiswertes auf Strukturschwächen des Einzelhandels hinweisen können.<br />

Stellt man den ermittelten Umsatz dem auf Grundlage der BBE-Kennziffern ermittelten einzelhan-<br />

delsrelevanten Kaufkraftpotenzial gegenüber (rund 38,7 Mio. Euro) ergibt sich daraus die Zentra-<br />

lität von 67 über alle Warengruppen, d. h. der Einzelhandel in <strong>Uedem</strong> besitzt eine unterdurch-<br />

schnittliche Versorgungsbedeutung über die Stadtgrenzen hinaus. Dieser Wert ist im Vergleich zu<br />

anderen <strong>Gemeinde</strong>n dieser Größenordnung als durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich<br />

einzustufen. Vor dem Hintergrund der ländlich geprägten Umgebung und dem Vorhandensein<br />

deutlich stärkerer Konkurrenzstandorte entspricht dieses Ergebnis aber auch den „Erwartungen“.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

42


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Tabelle 10: Umsätze und Zentralitäten des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels, branchenspezifisch<br />

Warengruppe<br />

Umsatz<br />

in Mio. Euro<br />

Kaufkraftpotenzial<br />

in Mio. Euro<br />

Zentralität<br />

Nahrungs- und Genussmittel 14,9 14,3 104<br />

Blumen / Zoo 0,8 0,5 177<br />

Gesundheits- und Körperpflege 1,3 2,1 59<br />

Schreibwaren/Papier/Bücher 0,6 1,5 39<br />

überwiegend kurzfristiger Bedarf 17,6 18,4 96<br />

Bekleidung / Wäsche 0,8 3,8 21<br />

Schuhe / Lederwaren 1,3 0,8 154<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel 0,5 0,6 91<br />

Spielw. / Hobby / Basteln / Musikinstr. 0,2 0,8 26<br />

Sport und Freizeit 0,2 0,7 28<br />

Überwiegend mittelfristiger Bedarf 3,0 6,7 45<br />

Wohneinrichtung 0,07 1,0 7<br />

Möbel 0,1 2,2 7<br />

Elektrogeräte / Leuchten 0,3 1,0 27<br />

Unterhaltungselektronik, Foto etc. 0,2 2,9 7<br />

Pharmaz., med. und orthopäd. Artikel 0,8 1,0 77<br />

Uhren / Schmuck 0,1 0,4 34<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente 2,3 4,6 50<br />

Überwiegend langfristiger Bedarf 3,9 13,1 30<br />

Sonstiges 1,4 0,5 299<br />

Gesamt 25,9 38,7 67<br />

Quelle: Eigene Berechnungen<br />

Die „Zentralitätskennziffern“ erreichen in den wenigsten Warengruppen Werte von über Hundert<br />

und belegen eine geringe Ausstrahlungskraft des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels nach außen. Im Bereich<br />

des überwiegend kurzfristigen Bedarfs und dabei in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmit-<br />

tel / Lebensmittel zeigt die Zentralität von 104 eine überdurchschnittliche Versorgungsbedeutung<br />

der Lebensmittelbetriebe im <strong>Gemeinde</strong>gebiet. Positiv zu bewerten sind die hohen Zentralitätswerte<br />

in der Warengruppe Blumen / Zoo und Schuhe / Lederwaren sowie der relativ hohe Wert von 91<br />

in der Warengruppe Porzellan, Keramik, Hausrat und Geschenkartikel. Diese Zahlen belegen eine<br />

bereits vorhandene attraktive sortimentspezifische Ausstattung des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels in den<br />

aufgeführten Bereichen.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

43


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Ein deutliches Angebotsdefizit ist in der innenstadtprägenden Warengruppe Bekleidung und Wä-<br />

sche zu verzeichnen. Auch die Warengruppen Gesundheits- und Körperpflege sowie Schreibwaren<br />

/ Papier / Bücher weisen leicht unterdurchschnittliche Werte auf. Diese Werte stellen insgesamt<br />

deutliche Hinweise auf erforderliche zukünftige Verbesserungen im Angebot in diesen Warengrup-<br />

pen dar.<br />

Augenfälligere Defizite bestehen in den Warengruppen Baumarktsortiment, Möbel, Wohneinrich-<br />

tungsbedarf, Medien und Spielwaren / Hobby / Basteln und Musikinstrumente. Trotz der niedrigen<br />

Zentralitäten, leitet sich daraus kein Handlungsbedarf für <strong>Uedem</strong> ab. Aufgrund der Größe der<br />

<strong>Gemeinde</strong> und auch aufgrund des sehr großen Einzugsgebietes von Anbietern dieser Warengrup-<br />

pe, ist eine Ansiedlung von Anbietern mit entsprechenden Sortimenten weder realistisch noch ziel-<br />

führend.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

44


6.4 Sichtweise der Kunden<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Über die Einkaufsorientierung der Bewohner von <strong>Uedem</strong> hinaus sind weitere Aspekte der Nachfra-<br />

ge untersucht worden. Neben einer gesamtstädtischen Betrachtung wurden insbesondere Maß-<br />

nahmen zu Erhöhung der Attraktivität des Zentrums erfragt.<br />

Auf die Frage nach vermissten Sortimenten oder Angeboten in <strong>Uedem</strong> ergab sich, dass weit über<br />

zwei Drittel der befragten Personen angaben, bestimmte Sortimente zu vermissen, während nur<br />

knapp 30 % der Meinung sind, dass in der <strong>Gemeinde</strong> keine Angebote fehlen. Abbildung 13 ver-<br />

deutlicht, dass den meisten Befragten Sortimente in den innerstädtischen Leitbranchen Bekleidung<br />

und Schuhe fehlen.<br />

Abbildung 15: Welche Sortimente fehlen Ihrer Meinung nach in <strong>Uedem</strong>?<br />

Top-6-Nennungen<br />

Bekleidung<br />

Schuhe<br />

Unterhaltungselektronik /<br />

Telekommunikation<br />

Hausrat / Glas / Porzellan<br />

Baumarktsortiment /<br />

Gartenbedarf<br />

Bücher<br />

5,9%<br />

5,1%<br />

7,4%<br />

7,0%<br />

9,4%<br />

32,4%<br />

0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0%<br />

Quelle: Haushaltsbefragung <strong>Uedem</strong>, mcs GmbH im Auftrag von Junker und Kruse, Dortmund 09/05<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

45


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

In einer weiteren Frage wurde ermittelt, wodurch die Innenstadt von <strong>Uedem</strong> attraktiver werden<br />

könnte. Als Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Attraktivitätssteigerung der Innenstadt<br />

wurde von gut 15 % der Befragten der Wunsch nach mehr und besseren Parkmöglichkeiten ge-<br />

nannt. Im Dezember 2005 wurde im Ortskern eine Parkraumbewirtschaftung mit Parkscheibenre-<br />

gelung (2 Stunden zu festgelegten Zeiten und Wochentagen) eingeführt. Hierdurch konnte das<br />

Angebot der vorhandenen Stellplätze optimiert werden.<br />

Ein Prozentsatz von knapp 9 spricht sich für ein besseres Freizeitangebot für Jugendliche aus. Als<br />

weitere wesentliche Anregung wurde eine attraktivere Gestaltung der Innenstadt genannt. Von nur<br />

knapp 4 % der interviewten Personen wurde der Wunsch nach mehr Fachgeschäften geäußert. Fast<br />

die Hälfte der Befragten machten keine Angaben zu dieser Frage.<br />

Abbildung 16: Wodurch könnte die Innenstadt von <strong>Uedem</strong> attraktiver werden?<br />

Top-8- Nennungen<br />

Keine Angaben<br />

Mehr / bessere<br />

Parkmöglichkeiten<br />

Mehr / besseres<br />

Freizeitangebot<br />

Attraktive Gestaltung der<br />

Innenstadt<br />

Mehr Fachgeschäfte<br />

Verbessertes ÖPNV-<br />

Angebot<br />

Mehr / bessere<br />

Gastronomie<br />

sonstiges<br />

3,1<br />

3,1<br />

2,5<br />

3,7<br />

5,6<br />

8,6<br />

15,4<br />

46,3<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

Quelle: Haushaltsbefragung <strong>Uedem</strong>, mcs GmbH im Auftrag von Junker und Kruse, Dortmund 09/05<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

46


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

7 Entwicklungsspielräume und Szenarien<br />

Nicht nur für den Einzelhandel, der seit Jahren einem anhaltenden Wandel hinsichtlich der Stand-<br />

ortentwicklung, Betriebs- und Vertriebstypen unterliegt, ist eine neutrale Abschätzung mittelfristiger<br />

Entwicklungsperspektiven von Bedeutung 13 . Eine wesentliche Grundlage hierfür ist die Ermittlung<br />

der in <strong>Uedem</strong> bestehenden, zusätzlich absatzwirtschaftlich tragfähigen Verkaufsflächenspielräume.<br />

Sie stellen ein Bindeglied zwischen den Ergebnissen der empirischen Untersuchungen aus den Ka-<br />

piteln 5 und 6 und des mit Hilfe der Szenariotechnik entwickelten räumlichen Leitbildes, das<br />

Grundlage für die abschließende Formulierung der zukünftigen Entwicklungsperspektiven in Ue-<br />

dem ist (vgl. Kapitel 8), dar.<br />

7.1 Absatzwirtschaftliche Entwicklungsspielräume<br />

Die Ermittlung der Verkaufsflächenpotenziale dient der rechnerischen Orientierung des bis zum<br />

Zeitraum 2015 zu erwartenden Verkaufsflächenbedarfs in <strong>Uedem</strong>. Das Aufzeigen dieser quantita-<br />

tiven Entwicklungsspielräume liefert dabei einen realistischen Orientierungsrahmen, innerhalb<br />

dessen bestehende Kaufkraftabflüsse gemindert werden können und somit die Attraktivität des<br />

Standortes <strong>Uedem</strong> gesteigert werden kann. Dabei ist auch klar, dass in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> zu-<br />

sätzliche Kaufkraft nur begrenzt und nicht in allen Warengruppen mobilisiert werden kann. Die<br />

ermittelten Werte stellen lediglich einen Orientierungsrahmen dar, der in begründeten Einzelfällen<br />

unter- bzw. auch überschritten werden kann.<br />

Bei der Ermittlung des aus dem Kaufkraftpotenzial abzuleitenden Verkaufsflächenbedarfs ist fol-<br />

gendes zu berücksichtigen: Einzelhandelsumsatz und Kaufkraftpotenzial bedingen sich weitestge-<br />

hend und entwickeln sich parallel. Daraus folgt, dass die Prognose der Verkaufsflächenpotenziale<br />

sich überwiegend aus einer Nachfrageentwicklung ableitet. Gleichwohl kann aber auch unter spe-<br />

zifischen Voraussetzungen durch die Angebotsentwicklung zusätzlicher Verkaufsflächenbedarf ent-<br />

stehen. Daher wird bei der Prognose des zukünftigen Verkaufsflächenbedarfs auf eine Verbindung<br />

von Status-Quo-Werten und von Zielgrößen angebots- wie nachfrageseitig zurückgegriffen.<br />

In den nächsten 10 Jahren werden Kaufkraft- und Umsatzveränderungen eintreten, die sowohl<br />

angebotsseitig als auch nachfrageseitig Auswirkungen auf die zukünftig erforderliche Verkaufsflä-<br />

che haben werden. Dabei werden grundsätzlich folgende Kriterien zugrunde gelegt:<br />

� Gegenwärtige Angebots- und Nachfragesituation<br />

� Bevölkerungsentwicklung<br />

� Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben<br />

13 Auch für die (politischen und fachlichen) Entscheidungsträger sind Aussagen zu quantifizierbaren Entwicklungsgrößen<br />

als Entscheidungshilfe mittlerweile eine unverzichtbare Grundlage geworden.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

47


� Haushaltseinkommen<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

� Umsatzentwicklung und einzelhandelsrelevante Umsatzkennziffern<br />

� Kaufkraftentwicklung und einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern<br />

� Zentralitäten, branchenspezifisch und gesamtstädtisch<br />

� Natürliche Verkaufsflächenentwicklung<br />

� Flächenproduktivitäten<br />

Bei der Berechnung der zusätzlichen Verkaufsflächenpotenziale für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> wurden<br />

insbesondere folgende Parameter zugrunde gelegt.<br />

� Prognostizierte Einwohnerentwicklung:<br />

Steigerung um 2,3 % bis 2010 und 4 % bis 2015 (LDS, Kreis Kleve); die Zahlen, auf die <strong>Gemeinde</strong><br />

<strong>Uedem</strong> übertragen, ergeben einen Einwohnerzuwachs von ca. 340<br />

� Einzelhandelsrelevante Verbrauchsausgaben:<br />

Die einzelhandelsrelevante Verbrauchsausgaben sind stagnierendend bzw. leicht rückläufig 14 .<br />

� Angebotssituation zum Erhebungszeitpunkt:<br />

unter Berücksichtigung bereits erfolgter oder absehbarer Entwicklungen; vgl. Tabelle 7<br />

� Errechnete Kaufkraftbindungs- und Abschöpfungsquoten<br />

Erhöhung teilweise möglich (Zielzentralität, vgl. Kapitel 6.3)<br />

Trotz der positiven Bevölkerungsprognose von 4 % bis zum Jahr 2015 sind die Einflüsse auf die<br />

Kaukraftentwicklung insgesamt als gering einzuschätzen. Zum einen liegt das an der geringen<br />

Einwohnerzahl der <strong>Gemeinde</strong> und den geringen Summen der Verkaufsflächen in den einzelnen<br />

Warengruppen. Eine Steigerung von 4% wirkt sich nominal nur geringfügig aus, bzw. führt kaum<br />

zu Größenordnungen, die zusätzliche Angebote rechtfertigen. Betrachtet man darüber hinaus die<br />

stagnierende bzw. leicht rückläufige Entwicklung der einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausga-<br />

ben, so werden die o.g. positiven Effekte weitgehend neutralisiert. Daher geht von den Parametern<br />

Bevölkerungsentwicklung und einzelhandelsrelevante Verbrauchsausgaben kein wesentlicher Ein-<br />

fluss auf die Berechnung zusätzlicher absatzwirtschaftlich verträglicher Potenziale aus.<br />

Ein entscheidender Einfluss zur Berechnung der Potenziale geht von der Zentralität aus und basiert<br />

auf einer moderaten Erhöhung der Zielzentralität auf realistische Zielgrößen. Diesen Annahmen<br />

liegen Überlegungen zur stärkeren Eigenbindung der Kaufkraft aufgrund einer besseren quantita-<br />

tiven und auch qualitativen Ausstattung zugrunde. Darüber hinaus sollen bestehende Defizite und<br />

Schwächen in einem angemessenen Rahmen ausgeglichen werden.<br />

Es ist ausdrücklich an dieser Stelle noch einmal darauf hinzuweisen, dass der prognostizierte Ver-<br />

kaufsflächenbedarf nur „Orientierungscharakter“ besitzt. Erst durch eine Abwägung der ermit-<br />

14 Quelle: EHI: Handel aktuell, Köln, 2005<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

48


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

telten Verkaufsflächenpotenziale mit der jeweiligen Veranschlagung der potenziellen<br />

Verkaufsfläche eines konkreten Planvorhabens nach<br />

� Art (Betriebsform und –konzept),<br />

� Lage (Standort: Lage im Stadt- und Zentrenkontext) und<br />

� Umfang (teilweiser oder gesamter Marktzugang des ermittelten Verkaufsflächenpotenzials)<br />

kann die absatzwirtschaftliche Tragfähigkeit und städtebauliche Verträglichkeit dieser (zu-<br />

künftigen) Verkaufsfläche(n) abgeschätzt werden. So bleibt außerdem bereits an dieser Stelle fest-<br />

zuhalten, dass bei einer kurzfristigen und einmaligen Realisierung des prognostizierten Verkaufs-<br />

flächenbedarfs nicht auszuschließen ist, dass es durch die zusätzliche Konkurrenz zu spürbaren<br />

Umsatzumverteilungen und in deren Folge zur Verdrängung bestehender Einzelhandelseinrichtun-<br />

gen kommen kann. Dies ist aber wiederum abhängig von Art, Lage und Umfang der zusätzlichen<br />

Konkurrenz. Daneben sind einer zügellos über die ermittelten Potenziale hinausgehenden Auswei-<br />

tung der Verkaufsflächen Grenzen gesetzt, da zusätzliche Kaufkraft grundsätzlich nur bis zu einem<br />

bestimmten Maße und in bestimmten Branchen mobilisiert werden kann. Werden darüber hinaus<br />

Einzelhandelsvorhaben realisiert, führt dies ebenso zu Umsatzumverteilungen innerhalb der loka-<br />

len Einzelhandelslandschaft und somit zu Umsatzverlusten bzw. einer Marktverdrängung beste-<br />

hender Betriebe, jeweils in Abhängigkeit der Relevanz eines Vorhabens. Dies trifft insbesondere<br />

auf den hier im Fokus der Betrachtung stehenden Lebensmittelbereich zu. Schließlich wird dieser<br />

Sortimentsbereich in erster Linie am Wohnstandort nachgefragt, so dass sich eine Überversorgung<br />

somit auch vorrangig auf die entsprechenden (Wohn-)siedlungsbereiche auswirkt. In der Folge<br />

kann es zu Funktionsverlusten zentraler Geschäftsbereiche bzw. der Nahversorgungsstandorte so-<br />

wie zu negativen städtebaulichen Auswirkungen kommen. In <strong>Uedem</strong> ist dies am Beispiel des aktu-<br />

ellen Leerstandes des ehemaligen Spar-Marktes im Hauptgeschäftsbereich besonders deutlich zu<br />

sehen. Im Umkehrschluss können Vorhaben an innerstädtischen bzw. städtebaulich sinnvollen<br />

Standorten aber auch zu einer Schwächung städtebaulich nicht-integrierter Standorte beitragen<br />

und dem Ziel einer geordneten und nachhaltigen Stadtentwicklung Vorschub leisten.<br />

Bereits diese Erläuterungen zeigen die Vielschichtigkeit der Prognose der Verkaufsflächenpotenzia-<br />

le auf und legen nahe, dass die Einordnung der Berechnungswerte in einen städtebaulichen und<br />

absatzwirtschaftlichen Kontext unabdingbar ist.<br />

Für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> ergeben sich folgende Flächenpotenziale:<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

49


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Tabelle 11: Rechnerische Verkaufsflächenpotenziale in m² differenziert nach Warengruppen<br />

Warengruppe Potenziale<br />

Nahrungs- und Genussmittel -<br />

Blumen / Zoo -<br />

Gesundheits- und Körperpflege 200<br />

Schreibwaren / Papier / Bücher 70<br />

überwiegend kurzfristiger Bereich 270<br />

Bekleidung / Wäsche 120<br />

Schuhe / Lederwaren -<br />

GPK / Hausrat / Geschenkartikel -<br />

Spielw. / Hobby / Basteln / Musikinstr. 10<br />

Sport und Freizeit -<br />

überwiegend mittelfristiger Bereich 130<br />

Wohneinrichtung 80<br />

Möbel 200<br />

Elektro / Leuchten -<br />

Medien 50<br />

pharmazeut., med. und orthop. Artikel -<br />

Uhren / Schmuck -<br />

Bau- und Gartenmarktsortimente -<br />

überwiegend langfristiger Bereich 330<br />

Sonstiges -<br />

Gesamt 730<br />

Quelle: Eigene Berechnung<br />

Fazit<br />

Vor dem oben dargelegten Hintergrund ergeben sich für <strong>Uedem</strong> Potenziale zur Abrundung des<br />

Angebotes insbesondere in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege sowie in der Waren-<br />

gruppe Bekleidung/Wäsche, Größenordnung 120 – 250 m².<br />

7.2 Räumliche Entwicklungsbereiche<br />

Neben der Ermittlung absatzwirtschaftlicher Spielräume und der Diskussion zukünftig möglicher<br />

Entwicklungsszenarien bildet der Baustein der Potenzialflächenanalyse eine weitere Grundlage zur<br />

Erstellung des Einzelhandelskonzeptes für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>. Hierbei wird untersucht, ob, und<br />

wenn ja, welche Bereiche im <strong>Gemeinde</strong>gebiet zukünftig für die Fortführung von Handelsnutzungen<br />

bzw. für neue Einzelhandelseinrichtungen geeignet erscheinen bzw. wo im Umkehrschluss keine<br />

Einzelhandelsansiedlungen zu befürworten sind. Kriterien bei der Festlegung solcher Entwicklungs-<br />

bereiche sind u.a. die Standortfaktoren<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

50


� Lage und Größe der Fläche,<br />

� mögliche Synergien mit dem Hauptgeschäftszentrum,<br />

� Verkehr, Stellplätze sowie<br />

� vorhandene Nutzungen am Standort.<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Darüber hinaus ist für eine Verortung von Lebensmittelanbietern in <strong>Uedem</strong> vor allem<br />

� die Lage zu den Wohnsiedlungsbereichen<br />

von entscheidender Bedeutung. In <strong>Uedem</strong> kann die Suche nach neuen Standorten für Einzelhandel<br />

nicht losgelöst von der bestehenden Versorgungssituation betrachtet werden. So gilt es zum einen<br />

unter Berücksichtigung der absatzwirtschaftlichen Verträglichkeit das Zentrum und insbesondere<br />

den Hauptgeschäftsbereich zu stärken, zum anderen ist von Seiten der <strong>Gemeinde</strong> dafür Sorge zu<br />

tragen, dass die Versorgung der Wohnbevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfes möglichst<br />

wohnortnah gewährleistet werden kann. Unter dieser Prämisse bieten sich zwei Flächen an:<br />

� Der Leerstand an der Mühlenstraße im Geschäftszentrum, ehemals von einem Lebensmittelanbieter<br />

genutzt. Aufgrund des in <strong>Uedem</strong> ausreichend vorhandenen Angebotes in der Warengruppe<br />

Nahrungs- und Genussmittel und aufgrund der vorhandenen modernen Lebensmittelanbieter<br />

(Edeka und Aldi) ist bei dieser Fläche davon auszugehen, dass eine handelsseitige<br />

Nachnutzung nicht mit einem Lebensmittelanbieter erfolgen wird, sondern mit anderen innenstadtrelevanten<br />

Sortimenten bewerkstelligt wird.<br />

� Eine Fläche am Ostwall südlich des Standortes des Lebensmitteldiscounters Plus, die geeignet<br />

ist einen modernen Lebensmittelanbieter aufzunehmen. Entscheidender Vorteil dieser Fläche<br />

ist deren Lage innerhalb <strong>Uedem</strong>s, in räumlicher Nachbarschaft zu den umliegenden Wohnsiedlungsbereichen<br />

und die Randlage zum zentralen Versorgungsbereich. Die Fläche kann daher<br />

für eine wohnortnahe Versorgung der Bürger mit Waren des täglichen Bedarfes zukünftig<br />

eine zentrale Rolle spielen. Synergien zum Hauptgeschäftsbereich werden aufgrund der abgesetzten<br />

Lage eingeschränkt möglich sein: Ein dortiges Einzelhandelsangebot stärkt den Ortskern<br />

und damit letztlich auch das Geschäftszentrum.<br />

Die nachfolgende Karte gibt einen Überblick über die beiden „Potenzialflächen“ im <strong>Gemeinde</strong>ge-<br />

biet, die sich zu einer Ansiedlung weiterer Handelseinrichtungen oder zur Verlagerung bestehen-<br />

der Betriebe eignen.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

51


Abbildung 17: Potenzialflächen in <strong>Uedem</strong><br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

7.3 Szenarien zur Einzelhandelsentwicklung<br />

Welche Richtung die Einzelhandels- und Zentrenentwicklung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> einschlagen<br />

wird, hängt zu einem großen Teil von dem „Schärfegrad“ der Anwendung des städtebaulichen und<br />

baurechtlichen Instrumentariums ab. Im nächsten Schritt werden unterschiedliche und teilweise<br />

entgegengesetzte Optionen einer zukünftige Einzelhandelsentwicklung in <strong>Uedem</strong> aufgezeigt. Diese<br />

„Szenarien“ gehen von unterschiedlichen politischen und planerischen Modellen aus. Sie sind be-<br />

wusst überzeichnet und zeigen die Bandbreite möglicher Entwicklungen auf. Dabei werden für die<br />

unterschiedlichen Entwicklungen die Folgen und Konsequenzen detailliert dargestellt und bewertet.<br />

Die Erarbeitung von Szenarien bildet eine wichtige Grundlage für ein nachhaltiges Entwicklungs-<br />

konzept und für die Definitionen von übergeordneten Zielen. Szenarien dienen als Denkmodelle<br />

und schärfen das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Stadt- und Einzelhandelsentwick-<br />

lung. Sie können ein Anstoß für Diskussionen liefern und fördern den politischen Willensbildungs-<br />

prozess.<br />

Leerstand im<br />

Zentrum 600 m²<br />

Ergänzungsbereich<br />

Ostwall<br />

In <strong>Uedem</strong> werden bei der Erarbeitung der Szenarien die Verlagerungsabsichten des LM-<br />

Discounters Plus und der Leerstand im Zentrum besonders berücksichtigt.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

52


Szenario 1: „Freies Spiel der Kräfte“<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Im Szenario 1 findet die Einzelhandelsentwicklung weitgehend ohne Steuerung durch die Gemein-<br />

de <strong>Uedem</strong> statt. Dabei werden die Anforderungen der Betreiber nach Standorten ihrer Wahl opti-<br />

mal erfüllt und stellen das einzige verbleibende Kriterium zur Ansiedlung weiterer Einzelhan-<br />

delseinrichtungen. Die aktuelle Dynamik im Einzelhandelssektor wird schneller und stärker als bis-<br />

her auch in <strong>Uedem</strong> sichtbar werden.<br />

Das bedeutet, dass vor allem die autokundenorientierten Standorte im Gewerbegebiet südlich der<br />

Boxteler Bahn (L77) und an der südlichen Bahnhofstraße (zwischen Kreisverkehr und Boxteler<br />

Bahn) in den Focus der Investoren geraten werden. Der Lebensmitteldiscounter Plus wird seinen<br />

alten Standort aufgeben und an die Bahnhofstraße verlagern und vergrößern. Weiter ist damit zu<br />

rechnen, dass sich insbesondere im Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn (L77) weitere Einzel-<br />

handelsanbieter (SB-Märkte oder Fachmärkte) mit zentrenrelevanten Angeboten ansiedeln kön-<br />

nen. Der Einzelhandel im Zentrum wird massiv an Bedeutung verlieren; gegebenenfalls werden die<br />

verbleibenden Anbieter den Standort ihrerseits verlassen und sich zur südlichen Bahnhofstraße<br />

(zwischen Kreisverkehr und Boxteler Bahn) oder zum Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn<br />

umorientieren. Leerstände im Zentrum werden nicht mehr mit Einzelhandel nachgenutzt werden<br />

können, so dass das Zentrum mittelfristig ohne Einzelhandelsangebote dastehen wird. Darüber<br />

hinaus sind grundsätzlich in einem solchen Szenario auch andere Standorte denkbar.<br />

Abbildung 18: Szenario 1: „Freies Spiel der Kräfte“<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

53


Bewertung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Politisch Planerisch Ökonomisch Rechtlich<br />

Abkehr von stringenter<br />

Planung und bisherigen<br />

Zielen,<br />

Verlässlichkeit nicht<br />

gegeben<br />

Aufgabe der Planungshoheit,<br />

Verlust von Steuerungsmöglichkeiten<br />

investorenfreundlicher<br />

Ansatz, aber fehlender<br />

absatzwirtschaftlicher<br />

Spielraum,<br />

Aufgabe der Einzelhandelsnutzungen<br />

im<br />

Zentrum<br />

Aufgabe der kommunalen<br />

Planungshoheit<br />

- - - -<br />

Die modellhaft gezeichnete Entwicklung des Szenarios 1 ist nicht empfehlenswert, da Planungs-<br />

kompetenzen nicht wahrgenommen werden und das Zentrum als Handelsstandort faktisch aufge-<br />

geben wird.<br />

Szenario 2: „Optimale Einzelhandelsstruktur“<br />

Szenario 2 geht von einer restriktiven Steuerung der Einzelhandelsstruktur durch die <strong>Gemeinde</strong><br />

<strong>Uedem</strong> aus. Die Ziele der <strong>Gemeinde</strong>entwicklung stellen dabei das einzige Kriterium für Ansied-<br />

lungsvorhaben dar. Die Anforderungen der Betreiber an Standorte stehen im Hintergrund.<br />

Für die Einzelhandelsentwicklung im <strong>Gemeinde</strong>gebiet bedeutet dies das Einfrieren des autokun-<br />

denorientierten Handelsstandorts im Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn (L77) und an der<br />

südlichen Bahnhofstraße (zwischen Kreisverkehr und Boxteler Bahn). Erweiterungen und Neuan-<br />

siedlungen sind dort nicht mehr vorgesehen. Trotz dieser restriktiven Vorgehensweise ist davon<br />

auszugehen, dass sich der dort ansässige Einzelhandel auf dem heutigen Niveau halten wird. Dar-<br />

über hinaus werden keine weiteren Einzelhandelsstandorte ausgewiesen. Das Zentrum wird durch<br />

eine Verlagerung des Plus-Marktes in den vorhandenen Leerstand gestärkt. Es erhält dadurch ei-<br />

nen starken Entwicklungsimpuls, der es stabilisiert. Der ehemalige Einzelhandelsstandort des Le-<br />

bensmitteldiscounters am Nordwall wird aufgegeben.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

54


Abbildung 19: Szenario 2: „Optimale Einzelhandelsstruktur“<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Bewertung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Politisch Planerisch Ökonomisch Rechtlich<br />

Durchsetzung einer<br />

sehr stringenten Planung<br />

mit klaren Zielen<br />

eine eindeutige Positionierung<br />

von Politik<br />

und Verwaltung ist<br />

Voraussetzung<br />

Wahrnehmung der<br />

Planungshoheit<br />

Stärkung des Zentrums<br />

optimale Verteilung der<br />

Betriebe vor dem Hintergrund<br />

des absatzwirtschaftlichenSpielraums <br />

Betreiberanforderungen<br />

an Standorte von<br />

LM-Märkten nicht berücksichtigt<br />

Eingriffs- und Lenkungsmöglichkeiten<br />

werden ausgeschöpft<br />

+ + +/- +<br />

Das Szenario ist zwar wünschenswert für die <strong>Gemeinde</strong>, da es das Zentrum schützt und stärkt, let-<br />

ztendlich aber unrealistisch, da die Anforderungen von Betreibern von SB-Märkten an moderne<br />

Einrichtungen mit dem Standort im Hauptgeschäftsbereich nicht zu erfüllen sind.<br />

Szenario 3: „Steuerung der Einzelhandelsentwicklung“<br />

Im Szenario 3 wird die Einzelhandelsentwicklung durch die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> aktiv gesteuert. Ne-<br />

ben den Zielen der <strong>Gemeinde</strong>entwicklung werden auch die Anforderungen der Betreiber berück-<br />

sichtigt. Die Handelsentwicklung am Standort im Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn (L77)<br />

und an der südlichen Bahnhofstraße (zwischen Kreisverkehr und Boxteler Bahn) wird „eingefroren“.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

55


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Als weiterer Standort für Lebensmitteleinzelhandel wird ein integrierter Standort im Bereich Ostwall<br />

ins Spiel gebracht. Der Lebensmittel-Discounter Plus könnte hierhin verlagern.<br />

Durch diese Verlagerung ist die Nahversorgung im Ortskern weiterhin gegeben. Trotz lediglich un-<br />

tergeordneter Synergien mit dem Hauptgeschäftsbereich kann dieser gestärkt werden. Durch einen<br />

restriktiven Umgang mit Erweiterungsmöglichkeiten und Neuansiedlungen an anderen Standorten,<br />

können die vorhandenen Potenziale z.B. in den Warengruppen Gesundheit und Körperpflege ins<br />

Zentrum gelenkt werden. Die handelsseitige Aktivierung des großflächigen Leestandes mit zent-<br />

renrelevanten Sortimenten und Shop in Shop Lösungen erfordert verstärkt Initiativen der Verwal-<br />

tung und des Werberings, bewirkt aber langfristig eine Stärkung und Stabilisierung des Zentrums.<br />

Der ehemalige Einzelhandelsstandort am Nordwall wird aufgegeben.<br />

Abbildung 20: Szenario 3: „Steuerung der Einzelhandelsentwicklung“<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

56


Bewertung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Politisch Planerisch Ökonomisch Rechtlich<br />

Durchsetzung einer<br />

stringenten Planung<br />

mit klaren Zielen<br />

eine eindeutige Positionierung<br />

von Politik<br />

und Verwaltung ist erforderlich<br />

Wahrnehmung der<br />

Planungshoheit<br />

Stärkung des Zentrums<br />

gute Verteilung der Betriebe<br />

vor dem Hintergrund<br />

des absatzwirtschaftlichen<br />

Spielraums<br />

eingeschränkte Entwicklung<br />

des Einzelhandels<br />

außerhalb des<br />

Zentrums<br />

Eingriffs- und Lenkungsmöglichkeiten<br />

werden ausgeschöpft<br />

+ + + +<br />

Szenario 3 ist positiv zu bewerten, da das Zentrum gestärkt wird. Die Realisierung ist allerdings<br />

schwer einzuschätzen, da die Verfügbarkeit des neuen Standortes zur Zeit unklar ist.<br />

Zusammenfassung<br />

Die zuvor beschriebenen Szenarien 1, 2 und 3 stellen bewusst in Form überzogener Modelle -<br />

extreme Gegenpole der Einzelhandelsentwicklung dar, die als Grundlage für Diskussionen äußerst<br />

nützlich sind. Die konsequente Realisierung eines dieser Szenarien ist unwahrscheinlich und auch<br />

nicht zu empfehlen.<br />

Für eine konsequente und zielgerichtete Weiterentwicklung des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels ist jedoch<br />

eine klare Zielvorstellung (als internes und externes Signal) dringend erforderlich. Ein Konzept auf<br />

der Grundlage des Szenarios 3 erscheint unter Berücksichtigung der im Rahmen der Analyse auf-<br />

gezeigten Probleme und vor allem vor dem Hintergrund der begrenzten Entwicklungsspielräume<br />

am folgerichtigsten. Hierdurch können Entwicklungsimpulse in zweierlei Hinsicht sinnvoll gesteuert<br />

werden: Zum einen kann eine sinnvolle Grundversorgung erzielt und zum anderen eine Stärkung<br />

des Zentrums vollzogen werden.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

57


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

8 Das <strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong><br />

Die Ziele der Einzelhandelsentwicklung in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> und die wesentlichen Maßnah-<br />

men zur Umsetzung werden im Folgenden dargestellt. Neben den beiden zentralen Steuerungs-<br />

mechanismen, der Festlegung von Entwicklungs- und Tabubereichen und der Erstellung der Ue-<br />

demer Sortimentsliste, werden in Kapitel 8.4 weitere Empfehlungen und Maßnahmen für die Ein-<br />

zelhandelsentwicklung beschrieben.<br />

8.1 Ziele der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung<br />

Die übergeordneten Steuerungs- und Handlungsleitlinien zur Einzelhandels- und Zentrenentwick-<br />

lung leiten sich aus der einzelhandels- und zentrenspezifischen Situation der <strong>Gemeinde</strong>, den dar-<br />

aus resultierenden Bewertungen sowie weiteren allgemeinen Rahmenbedingungen (wie z.B. Bevöl-<br />

kerungsentwicklung und -verteilung, siedlungsräumliche und verkehrliche Situation) ab. Auf dieser<br />

Grundlage werden Ziele und Maßnahmen definiert, die eine positive, zukunftsorientierte Stadtent-<br />

wicklung gewährleisten sollen. Bei der Formulierung der Ziele und Maßnahmen geht es vor allem<br />

darum, den Wettbewerb im Einzelhandel auf bestimmte Standorte bzw. Standortbereiche zu len-<br />

ken. Dabei ist diese räumliche Lenkung und Steuerung des Einzelhandels nicht fehl zu interpretie-<br />

ren bzw. gleichzusetzen ist mit Planwirtschaft oder auch Verhinderung eines freien Wettbewerbs. Es<br />

geht vielmehr und eine aktive Flächenpolitik zur Lenkung der Investitionen an die städtebaulich<br />

geeigneten Standorte und zur Sicherung stadtentwicklungspolitischer Ziele. Davon profitieren so-<br />

wohl neue als auch bestehende Betriebe.<br />

Sicherung und Stärkung des Grund- und Nahversorgungsstandortes <strong>Uedem</strong><br />

Aus landesplanerischer Sicht sind die Städte und <strong>Gemeinde</strong>n in ein hierarchisches, zentralörtliches<br />

Gliederungssystem eingeordnet. Als Grundzentrum kommt <strong>Uedem</strong> dabei die zentrale Grundver-<br />

sorgungsfunktion mit Waren für den täglichen Bedarf für die eigene Bevölkerung zu. Maßnahmen<br />

zur Einzelhandelsentwicklung müssen daher – im gesamtörtlichen Kontext – dieser Funktion ent-<br />

sprechen, um so eine Sicherung und Stärkung des Handelsstandortes zu gewährleisten.<br />

In der Regel bilden Lebensmittelanbieter in Grundversorgungszentren eine wichtige Magnetfunkti-<br />

on für weitere Nutzungen wie z.B. Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie. Zunehmend ste-<br />

hen diesen planerisch wie gesamtstadtentwicklungspolitisch sinnvollen Standorten jedoch be-<br />

triebswirtschaftliche Notwendigkeiten (Mindestgrößen, Mindestumsätze, ein entsprechendes Kauf-<br />

kraftpotenzial im Einzugsgebiet) gegenüber, die den Zielen einer geordneten Nahversorgungs-<br />

struktur entgegenlaufen. Es muss daher darauf geachtet werden, eine räumlich wie funktional ab-<br />

gestufte und ausgewogene Grundversorgungsstruktur in <strong>Uedem</strong> zu schaffen bzw. zu erhalten.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

58


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Aktive Steuerung der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung durch die <strong>Gemeinde</strong><br />

Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> muss ihre Planungshoheit wahrnehmen. Nur so wird das Ziel einer geord-<br />

neten <strong>Gemeinde</strong>-, Einzelhandels- und Zentrenentwicklung erreicht. Dabei müssen die absatzwirt-<br />

schaftlich verträglichen Spielräume bei zukünftigen Entwicklungen berücksichtigt werden, um vor-<br />

handene Einzelhandelsstrukturen nicht unnötig aufs Spiel zu setzen. Bei der Diskussion um neue<br />

Einzelhandelsentwicklungen in einer Kommune wird der bestehende Einzelhandel nach wie vor zu<br />

oft nur spärlich in die entsprechenden Überlegungen und Entwicklungsvorstellungen mit einbezo-<br />

gen. Dabei ist es der vorhandene Bestand, der die Attraktivität und Ausstrahlungskraft eines Ein-<br />

kaufsstandortes nicht unwesentlich mitbestimmt. Dies ist jedoch nicht mit einer „Schutzglocke“ für<br />

den bestehenden Einzelhandel gleichzusetzen. Es bedeutet vielmehr, dass im Sinne der Bestands-<br />

pflege auf der einen wie auch von Planungs- und Investitionssicherheit auf der anderen Seite bei<br />

zukünftigen Planungen die bestehenden Strukturen verstärkt in die Überlegungen und Diskussio-<br />

nen mit einzubeziehen sind.<br />

Ausbau und Stärkung des zentralen Versorgungsbereiches<br />

Die vorrangige Entwicklung des zentralen Versorgungsbereichs dient zur Sicherung der im Orts-<br />

zentrum verorteten Einzelhandelsnutzungen und dient dem Erhalt des multifunktionalen Zentrums<br />

der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>. Mit Hilfe einer konsequenten Anwendung des Planungsinstrumentariums<br />

sollen jene Planungen, die den Zielvorstellungen des vorliegenden Konzeptes entgegenstehen und<br />

den zentralen Versorgungsbereich gefährden, ausgeschlossen werden. Dadurch kann eine nach-<br />

haltige <strong>Gemeinde</strong>entwicklung gewährleistet werden. Diese kann nur durch klare räumlich-<br />

funktionale Zuordnungen vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung erfolgen.<br />

8.2 Ausweisung von Entwicklungs- und Tabubereichen<br />

Um zu verhindern, dass die Einzelhandelslandschaft in <strong>Uedem</strong> weiter zersplittert, ist die Definition<br />

von Entwicklungsbereichen (mit Einzelhandelsentwicklung) und Tabubereichen (ohne weitere Ein-<br />

zelhandelsentwicklung) erforderlich<br />

� Entwicklungsbereich ist der zentrale Versorgungsbereich (Vgl. Abbildung 21). Hier soll sich die<br />

zukünftige Einzelhandelsentwicklung mit zentrenrelevanten Sortimenten konzentrieren. Außerhalb<br />

dieses klar umgrenzten Bereiches ist die Ansiedlung weiterer Einzelhandelsbetriebe mit<br />

nahversorgungs- oder zentrenrelevanten Sortimenten auszuschließen, da unmittelbare negative<br />

Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich die Folge sein könnten. Von dieser<br />

Regel kann im Einzelfall abgewichen werden, wenn z.B. augrund fehlender oder unzureichender<br />

Potenzialflächen im abgegrenzten zentralen Versorgungsbereich keine Ansiedlung möglich<br />

ist und der zentrale Versorgungsbereich <strong>Uedem</strong>s durch das Vorhaben gestärkt würde. Diese<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

59


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Ausnahmen sind nur in einem Abstand von maximal ca. 100 m zur Abgrenzung des zentralen<br />

Versorgungsbereich vertretbar. 15<br />

� Als Tabubereiche werden explizit das Gewerbegebiet südlich der Boxteler Bahn (L 77) und die<br />

südliche Bahnhofstraße (zwischen Kreisverkehr und Boxteler Bahn/L 77) sowie die übrigen Gebiete<br />

in <strong>Uedem</strong> definiert. Hier soll zukünftig kein neuer Einzelhandel mehr angesiedelt werden.<br />

� In den Tabubereichen verortete Betriebe genießen Bestandsschutz und dürfen im Rahmen der<br />

betriebswirtschaftlichen Erfordernis erweitert werden. Wird dabei die Großflächigkeit überschritten<br />

(>800m²) hat eine Einzelfallprüfung zu erfolgen.<br />

Zentraler Versorgungsbereich<br />

Im zentralen Versorgungsbereich soll die zukünftige Einzelhandelsentwicklung von <strong>Uedem</strong> stattfin-<br />

den. Er umfasst den Hauptgeschäftsbereich (vgl. Kapitel 5.2) sowie angrenzende Flächen, die funkti-<br />

onal und gestalterisch dem Versorgungsbereich zuzurechnen sind und Entwicklungsspielräume bie-<br />

ten. Zur Abgrenzung wurden folgende Kriterien herangezogen:<br />

� Die räumlich funktionale Struktur, bzw. die räumlich funktionale Einheit<br />

� Qualitätsaspekte des Einzelhandels, der Außendarstellung und des öffentlichen Raumes<br />

� Städtebauliche Kriterien, insbesondere Kontinuität, Barrieren, Straßen, Raumeindruck<br />

� Zukünftige Ergänzungs- und Erweiterungsflächen<br />

Der zentrale Versorgungsbereich liegt im historischen Ortskern von <strong>Uedem</strong> und wird durch die<br />

Stadtwege begrenzt, innerhalb derer sich die zentralen Einzelhandelseinrichtungen und die für den<br />

Ortskern von <strong>Uedem</strong> typische kleinstädtische Bebauung befinden. Der zentrale Versorgungsbereich<br />

setzt sich aus unterschiedlichen Abschnitten zusammen. Zum einen ist dies der Hauptgeschäftsbe-<br />

reich in der Mühlenstraße, der ähnlich wie eine Ladenzeile organisiert ist und sich klar abgrenzen<br />

lässt. Der dichte Einzelhandelsbesatz mit einem weitgehend innenstadtrelevanten Einzelhandels-<br />

angebot (insgesamt 744 m² Verkaufsfläche) an der Mühlenstraße reicht von der Neustraße bis zur<br />

Viehstraße und wird ergänzt von Dienstleitungsangeboten.<br />

Im Übergang zur Mosterstraße prägen öffentliche Nutzungen (Rathaus, Kirche) den Platzbereich.<br />

Am Rand dieses Platzes befinden sich weitere innenstadtrelevante Einzelhandelsnutzungen in einer<br />

Größenordnung von 116 m² VK und Dienstleistungsangebote, die sich bis in die Mosterstraße zie-<br />

hen. In den übrigen Straßen innerhalb der Stadtwege sind kleinere Einzelhandelsbetriebe mit einer<br />

Gesamtverkaufsfläche von 184 m² verortet. Insgesamt weist der zentrale Versorgungsbereich<br />

15 Dieser Abstand ergibt sich aus der Tatsache, dass mit 100 m noch eine relativ große räumliche Nähe gegeben ist,<br />

aus der sich Synergien mit dem Hauptgeschäftsbereich bzw. dem zentralen Versorgungsbereich ergeben können.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

60


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

1.044 m² Verkaufsfläche auf und ist wie unten dargestellt zu begrenzen. Bezieht man den aktu-<br />

ellen Leerstand von 600 m² des ehemaligen Spar-Marktes mit ein, so kommt man auf eine Summe<br />

von 1.644 m² Verkaufsfläche was 18 % der Gesamtverkaufsfläche von <strong>Uedem</strong> entspricht.<br />

Abbildung 21: zentraler Versorgungsbereich<br />

8.3 Die <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste<br />

Neben der Abgrenzung der aus Handelssicht sinnvollen Entwicklungsbereiche und der hierfür for-<br />

mulierten Entwicklungsperspektiven wird der Verwaltung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> das Instrumentari-<br />

um <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste bereitgestellt. Diese dient der Feinsteuerung zentrenrelevanter und<br />

nicht-zentrenrelevanter Sortimente im Rahmen der Einzelhandelsentwicklung. Langfristig sollten<br />

die Inhalte dieser Liste in Baurecht umgesetzt werden.<br />

Begriffsdefinitionen<br />

Da es in der Planungspraxis neben der Diskussion über den eigentlichen Sinn und Nutzen von Sor-<br />

timentslisten durchaus auch unterschiedliche Definitionen grundlegender Begriffe gibt, wird im<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

61


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Folgenden ein Kriterienkatalog, nach dem zentrenrelevante und nicht-zentrenrelevante Sortimen-<br />

te 16 zu unterscheiden sind, dargelegt:<br />

Zentrenrelevant sind Sortimente, die<br />

� für einen attraktiven Branchenmix notwendig sind;<br />

einer zentralen Lage bedürfen, weil sie auf Frequenzbringer angewiesen sind;<br />

in der Innenstadt und den Stadtteilen am stärksten vertreten sind;<br />

(Kriterium: Einzelhandelsstruktur)<br />

� Innenstadtbesucher anziehen (Kriterium: Besucherfrequenz)<br />

� einen relativ geringen, spezifischen Flächenanspruch haben bzw. stapelbar sind (Kriterium:<br />

Integrationsfähigkeit)<br />

� häufig im Zusammenhang mit anderen Innenstadteinrichtungen besucht werden (Kriteri-<br />

um: Koppelungsaffinität)<br />

� leicht transportiert werden können, d.h. zum Transport der Waren ist nicht regelmäßig das<br />

private Kfz erforderlich (Kriterium: Transportfähigkeit, "Handtaschensortiment")<br />

Nicht-zentrenrelevant dagegen sind vor allem Sortimente, die<br />

� die zentralen Standorte nicht prägen;<br />

� auf Grund ihrer Größe und Beschaffenheit überwiegend an nicht integrierten Standorten<br />

angeboten werden (z.B. Baustoffe);<br />

� auf Grund ihres hohen Flächenbedarfs nicht für zentrale Lagen geeignet sind (z.B. Möbel);<br />

� eine geringe Flächenproduktivität aufweisen.<br />

Rechtliche Einordnung von Sortimentslisten<br />

Im Hinblick auf die Anwendung und Einordnung von Sortimentslisten besteht vielerorts noch eine<br />

gewisse Unsicherheit. Häufig werden die von den jeweiligen Landesplanungen vorgegebenen Sor-<br />

timentslisten oder einfach die sogenannte "Kölner Liste" oder „Bielefelder Liste“ in die eigenen Be-<br />

bauungspläne übertragen. Dies entspricht jedoch nicht den planungsrechtlichen Anforderungen an<br />

die Anwendung von Sortimentslisten:<br />

"... Diese Differenzierung zwischen innenstadt- bzw. innerortbedeutsamen oder nicht bedeutsamen<br />

Branchen kann verständlicherweise nur konkret und nur im Einzelfall bestimmt werden ..." 17 .<br />

Daraus ergibt sich, dass ein Rückgriff auf die Sortimentsliste des Einzelhandelserlasses oder auf die<br />

"Kölner Liste" nur dann möglich ist, wenn diese den örtlichen Gegebenheiten entspricht und im ge-<br />

16 Als Sortiment wird die Gesamtheit der von einem Handelsbetrieb angebotenen Warenarten (-sorten) verstanden.<br />

Der typische Charakter des Betriebes wird von seinem Kernsortiment (z.B. Möbel, Nahrungsmittel, Getränke) bestimmt.<br />

Das Randsortiment dient der Ergänzung des Angebotes und muss sich dem Kernsortiment deutlich unterordnen<br />

(s.B. Glas / Porzellan / Keramik im Möbelhaus).<br />

17 Vgl. Birk, H.J.: Der Ausschluss von Einzelhandelsbetrieben in Bebauungsplänen, in: Verwaltungsblätter für Baden-<br />

Württemberg, Heft 8, 1988, S. 288.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

62


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

samtörtlichen Kontext steht 18 . Der alleinige Rückgriff bei Bebauungsplanfestsetzungen auf "allge-<br />

meine Listen" kann daher zu Abwägungsfehlern führen 19 .<br />

Für ein Plangebiet bedeutet dies, dass Sortimentslisten für jede einzelne Kommune ge-<br />

sondert aufgestellt werden müssen. Der Rückgriff auf allgemeine Listen ist nur dann<br />

"planungsrechtlich sicher", wenn diese für die jeweilige Kommune überprüft wurde und<br />

keine Abweichungen festzustellen waren.<br />

Die „<strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste“ wurde unter Berücksichtigung der konkreten Situation und der<br />

räumlichen Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches sowie in Übereinstimmung mit den<br />

Entwicklungszielen erarbeitet und aktualisiert.<br />

Diskussion üblicherweise strittiger Sortimente<br />

Bei der Aufstellung einer Sortimentsliste gibt es grundsätzlich immer wieder Diskussionen zu ein-<br />

zelnen Sortimenten. Diese Diskussionen entstehen meistens dann, wenn ein Investor sich durch die<br />

Einstufung einzelner Sortimente im Hinblick auf sein Planvorhaben benachteiligt sieht. Im Folgen-<br />

den werden einige Sortimente, die häufig in der Diskussion stehen, aufgeführt und gutachterlich<br />

bewertet.<br />

Die Computerbranche ist starken Veränderungszyklen unterworfen. Vor allem ist hier zunehmend<br />

eine Veränderung der Zielkunden festzustellen: Während es lange Zeit eine nahezu ausschließlich<br />

beruflich orientierte Nutzung gab, erschließt diese Branche immer mehr den privaten Bereich. Be-<br />

zeichnend hierfür ist die Entwicklung und Verbreitung von Computerspielen: Eine Grenze zwischen<br />

den Branchen Spielwaren und Computer ist kaum noch zu ziehen. Darüber hinaus wird aus heuti-<br />

ger Sicht zukünftig eine Trennung zwischen Unterhaltungselektronik und Computerbranche eben-<br />

falls kaum möglich sein (Stichwort: Multimedia). Damit eine definitorische Ungenauigkeit vermie-<br />

den wird bzw. Einzelhandelsbetriebe nicht über die "Hintertür" Computer Sortimente wie Spielwa-<br />

ren oder Unterhaltungselektronik an nicht integrierten Standorten anbieten, sollte das Sortiment<br />

Computer als zentrenrelevant eingestuft werden.<br />

Mit den neuen Betriebsformen sowie neuer Technik hat sich zum Teil das Kundenverhalten geän-<br />

dert. Lebensmittel werden z.B. sehr häufig auf Vorrat eingekauft. Wegen dieser Verhaltensände-<br />

rung wird von den Betreibern die Zentrenrelevanz der Lebensmittel in Frage gestellt. Zur Erhaltung<br />

der Nahversorgung ist allerdings das Angebot von Lebensmitteln in zentralen Bereichen unab-<br />

dingbar. Insofern ist die Standortwahl hierfür weiter auf die zentralen Bereiche zu beschränken.<br />

Darüber hinaus ist durch die Veränderung der Altersstruktur (Erhöhung des Anteils alter Menschen)<br />

und der Haushaltsstruktur (Single-Gesellschaft) davon auszugehen, dass der Vorratseinkauf zu-<br />

rückgehen wird. Eine rückläufige Tendenz bei den großflächigen Anbietern ist dennoch eher un-<br />

18 Vgl. dazu z.B. OVG NRW: Urteil vom 22.06.1998, Az. 7a D 108/96.NE, insbesondere S. 19ff.<br />

19 Bestätigt durch zahlreiche Urteile des OVG Münster in den Jahren 2003 und 2004.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

63


wahrscheinlich.<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Außerdem sind Lebensmittelanbieter auf Grund ihrer hohen Kundenfrequenz insbesondere für die<br />

Erhaltung der Versorgungsfunktion in zentralen Bereichen der Stadtteile aber auch insbesondere in<br />

klein- und mittelstädtischen Zentren von herausragender Bedeutung. Im Übrigen wandeln sich die<br />

Einzelhandelsbetriebe zunehmend zu Kaufhäusern; dies ist insbesondere bei einigen Discountern<br />

festzustellen. Insofern ist auch vor diesem Hintergrund grundsätzlich eine Zentrenrelevanz gege-<br />

ben.<br />

Getränke werden ebenfalls häufig nicht mehr als zentrenrelevant angesehen, da diese in der Re-<br />

gel in Kisten und größeren Mengen eingekauft werden. In diesem Fall ist das Herauslösen nach-<br />

vollziehbar, da mit dem Betrieb eines Getränkemarktes eine Reihe störender Faktoren einhergeht<br />

(An- und Ablieferverkehr mit Lkws, Be- und Entladen im Kundenverkehr etc.). Eine Definition als<br />

nicht-zentrenrelevantes Sortiment ist dennoch problematisch, da damit eine Artikelgruppe und<br />

nicht mehr ein Sortiment bewertet wird. Es ist deshalb eine planungsrechtliche Möglichkeit zu fin-<br />

den (z.B. über eine Ausnahmeregelung), die der Besonderheit dieses Artikels Rechnung trägt.<br />

Im Freizeit- und Sportbereich haben sich in den letzten Jahren Sportarten mit Sportgroßgeräten<br />

wie Surfen, Drachenfliegen, Tauchen etc. immer weiter verbreitet, so dass der Nachfrage entspre-<br />

chende Einzelhandelsangebote gegenüber stehen. Die Einzelhandelsbetriebe erzielen mit diesen<br />

Teilsortimenten nur eine verhältnismäßig geringe Verkaufsflächenproduktivität und sind auf Grund<br />

der Beschaffenheit ihrer Waren auf die Pkw-Kunden angewiesen, womit die verstärkte Nachfrage<br />

nach preisgünstigen und autokundenorientierten Standorten häufig begründet wird. Im Allgemei-<br />

nen sind auch diese Sportgeschäfte jedoch durch einen erheblichen Umfang an Bekleidung ge-<br />

kennzeichnet, die Sportgroßgeräte werden oft nur über den Katalog angeboten, im Ladengeschäft<br />

hingegen sind nur wenige Exponate vorhanden.<br />

Die Besonderheit von Sportgroßgeräten im Hinblick auf ihre Transportfähigkeit bleibt unbestritten.<br />

Der Tatsache Rechnung tragend, dass der überwiegende Teil des Sortiments sportartenbezogene<br />

Sportbekleidung ist, mit der weiterhin der Hauptanteil des Umsatzes erzielt wird, und Sportbeklei-<br />

dung eindeutig zentrenrelevant ist, sollte das gesamte Sortiment als zentrenrelevant eingestuft<br />

bleiben. Im übrigen sind Sportfachgeschäfte, die tatsächlich den überwiegenden Anteil ihres Um-<br />

satzes mit den Geräten machen erfahrungsgemäß entweder nicht großflächig oder bedürfen auf<br />

Grund ihrer städtebaulichen und raumordnerischen Verträglichkeit keines Kern- oder Sonderge-<br />

bietes; daher kommen auch Mischgebiete als Standort in Frage.<br />

Sortimentsliste für <strong>Uedem</strong><br />

Mit dem nachfolgenden Vorschlag für eine Sortimentsliste für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> soll eine ein-<br />

heitliche Vorgehensweise bei der Steuerung von Einzelhandelssortimenten gewährleistet werden.<br />

Dabei wird nur mehr zwischen zentrenrelevanten und nicht-zentrenrelevanten Sortimenten unter-<br />

schieden, da Definitionen, die scheinbar einen gewissen Spielraum zulassen (z.B. "in der Regel"),<br />

dem Bestimmtheitsgrundsatz widersprechen (siehe Urteile des OVG Münster).<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

64


Tabelle 12: <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Hauptbranche Sortimente Zentrenrelevanz<br />

Lebensmittel / Nahrungs-<br />

und Genussmittel<br />

Backwaren, Fleischwaren, Getränke, Nahrungsund<br />

Genussmittel (inkl. Tabakwaren), Getränke<br />

(inkl. Wein, Sekt, Spirituosen)<br />

Gesundheit- Körperpflege Kosmetikartikel, Drogerie- und Körperpflegeartikel,<br />

pharmazeutische, medizinische und orthopädische<br />

Artikel<br />

Schreibwaren, Papier, Bücher<br />

Schreib- und Papierwaren, Schul- und Büroartikel<br />

Sortimentsbuchhandel<br />

Zeitungen / Zeitschriften<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

Blumen, Schnittblumen<br />

Schnittblumen<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

Bekleidung Herrenbekleidung, Damenbekleidung, Kinderbekleidung,<br />

Lederbekleidung, Meterware für Bekleidung,<br />

Kurzwaren, Handarbeitswaren<br />

Bekleidung allgemein, Dessous/Nachtwäsche, Berufsbekleidung<br />

zentrenrelevant<br />

Schuhe, Lederwaren Schuhe, Sportschuhe, Lederwaren, Taschen zentrenrelevant<br />

Sportartikel, -bekleidung Sportartikel und -geräte, Sportbekleidung, Waffen<br />

& Jagdbedarf<br />

zentrenrelevant<br />

Spielwaren, Hobby, Basteln Spielwaren, Bastelbedarf im weitesten Sinne, Musikinstrumente,<br />

Sammlerbriefmarken, Pokale<br />

zentrenrelevant<br />

Hausrat, Glas, Porzellan Hausrat, Schneidwaren, Bestecke, Haushaltswaren,<br />

Glas, Feinkeramik, Geschenkartikel<br />

zentrenrelevant<br />

Unterhaltungselektronik Rundfunk-, Fernseh-, phonotechnische Geräte, Video-kameras,<br />

-rekorder, Telefone und Zubehör,<br />

Audio / CD, DVD, Zubehör zur Unterhaltungselektronik,<br />

PC und Zubehör, Software, Bild- und Tonträger,<br />

Foto<br />

zentrenrelevant<br />

Elektrogeräte, Leuchten Elektrogroßgeräte, Elektrokleingeräte (Toaster, zentrenrelevant<br />

Kaffeemaschinen, Rühr- und Mixgeräte, Staubsau-<br />

Sonstiges<br />

ger, Bügeleisen etc.), Leuchten<br />

Babyartikel zentrenrelevant<br />

Uhren, Schmuck Uhren, Schmuck zentrenrelevant<br />

Optik Optik zentrenrelevant<br />

Wohneinrichtungsbedarf Gardinen, Wohneinrichtungsbedarf (Holz, Korb-,<br />

Korkwaren), Haus- und Tischwäsche, Kunstgewerbe<br />

, Bilder, Rahmen, Heimtextilien, Dekostoffe, Antiquitäten<br />

Nicht-zentrenrelevant<br />

Camping Campingartikel & Zubehör, Zelte nicht-zentrenrelevant<br />

Rollläden und Markisen Rollläden, Markisen nicht-zentrenrelevant<br />

Möbel Möbel, Büromöbel, Küchenmöbel, Gartenmöbel nicht-zentrenrelevant<br />

Bau- und Gartenmarktsorti- Baumarktspezifische Waren, Bodenbeläge, Teppi- nicht-zentrenrelevant<br />

mentche,<br />

Eisenwaren und –beschläge, Elektroinstallationsbedarf,<br />

Tapeten, Lacke, Farben, Fliesen, Baustoffe,<br />

Bauelemente, Schrauben, Kleineisen, Installationsbedarf,<br />

Gartengeräte, Gartenbedarf, Werkzeuge<br />

und Maschinen, Elektrozubehör (z. B. Bohrmaschinen,<br />

Rasenmäher), Pflanzen, Sämereien,<br />

Holz, Kamine, Sanitärbedarf<br />

Kfz / Zweiräder Kfz- und Motorradzubehör; Fahrräder und Zubehör nicht-zentrenrelevant<br />

Zoologischer Bedarf Zoologischer Bedarf (Tierfutter, -zubehör, lebende<br />

Tiere)<br />

nicht-zentrenrelevant<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

65


8.4 Weitere Empfehlungen<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Im Folgenden sind weitere Maßnahmen aufgeführt, die zu einer Steigerung der Attraktivität des<br />

Einzelhandelsstandortes <strong>Uedem</strong> beitragen.<br />

Der richtige Branchenmix für den zentralen Versorgungsbereich<br />

Ein wichtiger Indikator für die Attraktivität eines Einzelhandelsstandortes ist dessen Branchenmix.<br />

Der Kunde erwartet eine angemessene und abwechslungsreiche Auswahl von Waren aller Be-<br />

darfsgruppen. Obwohl in <strong>Uedem</strong> im Verhältnis zur Gesamtstadt nur eine quantitativ geringe Ver-<br />

kaufsfläche im Hauptgeschäftsbereich vorhanden ist, besitzt der zentrale Versorgungsbereich eine<br />

positiv zu bewertende Mischung aus eigentümergeführten Fachgeschäften und Filialbetrieben. Zu-<br />

dem sind nahezu alle Warengruppen und Betriebsformen, die zum erweiterten Angebot eines<br />

Grundversorgungszentrums gehören, im Geschäftszentrum zu finden.<br />

Für eine Ansiedlung empfehlenswert sind sämtliche Warengruppen, die zu einer idealtypischen<br />

Ausstattung eines Grundversorgungszentrums zählen. Auch wenn diese heute schon weitgehend<br />

im Geschäftszentrum vorhanden sind, ist eine Ergänzung und Verbesserung des Angebotes für Ue-<br />

dem von Bedeutung. Zur Erläuterung des Begriffes Grundversorgungszentrum sind nachstehend<br />

einige Ausstattungsmerkmale „idealtypischer Zentren“ aufgelistet.<br />

� In einem Ortszentrum sieht die „idealtypische“ Ausstattung wie folgt aus:<br />

Grundausstattung Anbieter Einzelhandel:<br />

SB-Markt/Lebensmitteldiscounter<br />

Bäcker, Fleischer, Drogerie/Markt, Kiosk,<br />

Anbieter mit Tabakwaren, Zeitungen, Zeitschriften<br />

Zusatzausstattung Dienstleister:<br />

Postagentur, Kreditinstitut, Ärzte, Friseur, Lotto-Annahme<br />

Cafe, Gasstätte, Reinigung, Reisebüro, Internetpool, Fax, Kopiergerät<br />

Erweiterte Ausstattung Einzelhandel:<br />

Apotheke, Parfümerie, Buchhandlung, Zoo, Blumenladen<br />

Anbieter mit Schreibwaren/Papier, Feinkost/Gemüse<br />

Textilanbieter, Schuhgeschäft, Geschenkartikel<br />

Mit Bezugnahme auf die vorhandenen Potenziale sind folgende Warengruppen für eine<br />

Ansiedlung im Hauptgeschäftsbereich besonders geeignet: Drogeriebedarf, Parfümerie,<br />

Kosmetik, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher sowie Bekleidung und Wäsche.<br />

Ansiedlung/Erhalt eines zukunftsfähigen Lebensmittelangebotes im Ortskern<br />

Wenn der bisherige Standort des Lebensmittlers an der Mühlenstraße auf Grund der Stellplatzsitu-<br />

ation nicht erhalten werden kann, ist für die Neuansiedlung eines solchen Betriebes, der für die<br />

Sicherung des zentralen Versorgungsbereichs und die wohnungsnahen Versorgung der umliegen-<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

66


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

den Bevölkerung unbedingt erforderlich ist, der Standort am Ostwall vorzusehen. Auch wenn die<br />

Synergien mit dem Hauptgeschäftszentrum eingeschränkt sind, so ist durch die enge Nachbar-<br />

schaft mit dem zentralen Versorgungsbereich davon auszugehen, dass das Zentrum von <strong>Uedem</strong><br />

durch die Ansiedlung eines modernen Anbieters nachhaltig gestärkt wird. Darüber hinaus ist nur<br />

dieser Standort geeignet, eine wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Auf-<br />

grund der hochwertigen städtebaulichen Situation in der Umgebung dieser Fläche ist bei einer<br />

Entwicklung unbedingt darauf zu achten, dass „gute“ Architektur und ein attraktiver Stadtbaustein<br />

entsteht, der das Zentrum nicht nur funktional stärkt, sondern auch gestalterisch und architekto-<br />

nisch bereichert.<br />

Entwicklung des zentralen Leerstandes im Hauptgeschäftsbereich, aktives Flächenmanagement<br />

Die leerstehenden Ladeneinheiten im Zentrum <strong>Uedem</strong>s stellen eine zentrale Aufgabe für die Ein-<br />

zelhandelsentwicklung der <strong>Gemeinde</strong> dar. Dabei spielt der Leerstand des ehemaligen Spar-<br />

Marktes eine besondere Rolle, da dem Hauptgeschäftsbereich dort der erforderliche Frequenzbrin-<br />

ger fehlt. Obwohl die Immobilie zur Zeit für einen Nutzer ausgelegt ist, ist es gut möglich, dass die<br />

gesamte Fläche zukünftig durch mehrere Nutzer belebt wird. Daher ist es sinnvoll, Entwicklungs-<br />

modelle für mehrere Parteien (Stichwort: Shop-in-Shop) zu entwerfen. Dabei kommen auch zent-<br />

renrelevante Dienstleister oder aber auch ein partieller Rückbau der Immobilie in Frage.<br />

Aufgrund der Marktsituation müssen Impulse für eine Umstrukturierung der Gewerbefläche von<br />

allen relevanten Akteuren (vor allem Einzelhändler, Grundeigentümer, Werbering und <strong>Gemeinde</strong>-<br />

verwaltung) ausgehen. Dabei sollen bestehende Initiativen weitergeführt und ausgebaut werden.<br />

Denkbare Ansätze sind dabei:<br />

� Runde Tische mit Geschäftsleuten und Interessierten<br />

� Ansprachen von möglichen Betreibern; Filialisten oder lokale Händler und Anbieter<br />

� Kontakte zu Experten wie Projektentwicklern oder Maklern<br />

� Vermittlung zwischen Grundeigentümern, Vermietern und potenziellen Mietern<br />

� Zwischennutzungen, „Raum für Ideen“ (z.B. Gestaltung der Schaufenster der Leerstände durch<br />

Kunst oder lokale Initiativen oder Vereine)<br />

Bei einer Nachnutzung ist auf „Innenstadtqualität“ mit möglichst hochwertigen Angeboten zu ach-<br />

ten. Die o.g. Ansätze und Stichpunkte könne auch zur Belebung der anderen Leerstände herange-<br />

zogen werden. Das Ziel besteht darin, ein aktives Flächenmanagement zu initiieren.<br />

Förderung von Gastronomie, Belebung des Marktplatzes<br />

Als wichtiger Bestandteil des „Einkaufserlebnisses“ gilt mittlerweile überall die Gastronomie. Im<br />

Ortskern von <strong>Uedem</strong> ist in diesem Zusammenhang vor allem eine gut funktionierende und attrak-<br />

tive Außengastronomie von Bedeutung. Diese hilft mit, das Zentrum interessanter zu machen und<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

67


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

die Aufenthaltsdauer der Besucher zu erhöhen. In <strong>Uedem</strong> bietet sich hierfür neben der Mühlen-<br />

straße insbesondere der Marktplatz an. Hier können zusätzliche Angebote für Besucher, Tagestou-<br />

risten oder Radfahrer geschaffen werden. Auch die Westseite des Platzes sollte mit öffentlichkeits-<br />

wirksamen Angeboten wie Dienstleistungen, Ladenlokalen, Gewerbeeinheiten oder Gastronomie<br />

belebt werden. Bei allen Bemühungen sollte auf qualitätsvolle Außendarstellung und Außenmöb-<br />

lierung (Tische, Stühle, Schirme und Pflanzgefäße) geachtet werden.<br />

Serviceorientierung ausbauen<br />

Serviceorientierung ist ein Erfolgsfaktor im Einzelhandel, der heute große Bedeutung besitzt, die<br />

zukünftig noch weiter ansteigen wird. Der Standort Südlich Boxteler Bahn kann „nur“ mit seinem<br />

Warenangebot, aber nicht mit Vielfalt und Einzigartigkeit werben. Für den Hauptgeschäftsbereich<br />

ist Serviceorientierung eine Möglichkeit, sich zu profilieren und damit Kunden zu binden. Daher ist<br />

eine Verbesserung der Serviceorientierung ein wichtiges Ziel für den Einzelhandel im Hauptge-<br />

schäftsbereich.<br />

� Mit Blick auf die genannten Hauptziele des <strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong>es, die <strong>Gemeinde</strong><br />

<strong>Uedem</strong> auch weiterhin als attraktiven Nahversorgungsstandort zu erhalten und auszubauen,<br />

ist die Serviceorientierung der Betriebe im Hauptgeschäftsbereich gezielt zu fördern.<br />

� Die Händlerschaft, aber auch die handelsnahen Dienstleister (z.B. Friseure, Banken, Gastronomie)<br />

sollten kritisch prüfen, welche Möglichkeiten und Maßnahmen sowohl einzelbetrieblich<br />

als auch betriebsübergreifend für eine Verbesserung der Serviceorientierung ergriffen werden<br />

können.<br />

� Aus handelsspezifischer Sicht ist die Schaffung einheitlicher Öffnungszeiten im Hauptgeschäftsbereich<br />

eine wichtige Maßnahme. Auch wenn es zu diesem Thema schon Initiativen gegeben<br />

hat und die Erfahrung aus vielen Kommunen zeigt, dass eine einheitliche Regelung nur<br />

schwer durchzusetzen ist, sollten weitere Initiativen gestartet werden. Eine Einführung von<br />

Kernöffnungszeiten und deren Vermarktung stellt dabei eine gute Zwischenlösung dar. Dabei<br />

werden nicht nur die Einwohner von <strong>Uedem</strong> angesprochen, sondern auch die Besucher aus<br />

den umliegenden Kommunen.<br />

� Eine weitere Servicemaßnahme könnte die Einrichtung von Abhol- und Lieferservices (ggf. über<br />

die Stadtgrenzen hinaus) darstellen. Die einzelnen Betriebe können die Aufwendungen durch<br />

einen gemeinsam organisierten Service minimieren und gleichzeitig ein wichtiges Serviceangebot<br />

schaffen.<br />

� Weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Services und damit der Kundenbindung beziehen<br />

sich auf originär einzelbetriebliche Maßnahmen, wie z.B. Wettbewerbs- und Zielgruppenanalysen<br />

oder serviceorientierte Schulungen des Personals. Maßnahmen können jedoch auch betriebs-<br />

bzw. gemeindeübergreifend vorgenommen werden. Beispiele hierfür: Kundenbindung<br />

durch Kundenkarten, Einkaufskooperationen oder auch Zusammenarbeit verschiedener Betriebe.<br />

� Zur Koordination von Servicemaßnahmen und zur Beratung der Geschäftsleute können vorhandene<br />

Institutionen (z.B. Werbering, Einzelhandelsverband) genutzt werden.<br />

Marketing und Serviceorientierung stellen zwei wichtige Bausteine zur Profilierung des <strong>Uedem</strong>er<br />

Hauptgeschäftsbereich dar. Diese Chance muss ergriffen werden, um die Vorteile des Standortes<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

68


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

südlich Boxteler Bahn Straße in punkto Erreichbarkeit, Großflächigkeit der Betriebsformen und An-<br />

gebot in bestimmten Warengruppen auszugleichen.<br />

Verbesserungen im öffentlichen Raum durch die <strong>Gemeinde</strong> und Private<br />

Da der öffentliche Raum im Zentrum von <strong>Uedem</strong> aufwändig und weitgehend hochwertig gestaltet<br />

wurde, ist dessen Qualität relativ hoch. Verbesserungen sind nur im Detail möglich. Hierzu zählen<br />

z.B. Veränderungen bei der Verortung der Fahrradständer in der Mühlenstraße, die teilweise den<br />

Lauf der Fußgänger entlang der Ladenzeile stören. Ähnliches gilt für die Fahrradständer am Ende<br />

des Sparkassendurchganges. Hier sollte nach geeigneteren Standorten gesucht werden. Initiative<br />

und Durchführung liegen in den Händen der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung.<br />

Atmosphärische Verbesserungen können darüber hinaus auch mit einfachen Mitteln wie Grün,<br />

Licht oder Blumengestecke dem Verlauf der Jahreszeiten angepasst erreicht werden. Geeignete<br />

Möglichkeiten sind z.B. hochwertige Blumenkübel zur Markierung der Geschäftseingänge oder<br />

Blumenampeln an den Straßenlaternen. Eine einheitliche Bepflanzung und Form der Pflanzgefäße<br />

erhöht dabei die Wirkung deutlich. Blumenschmuck an den Obergeschossen der Häuser kann e-<br />

benfalls die Atmosphäre im Zentrum von <strong>Uedem</strong> verbessern. Auch hier gilt, dass eine einheitliche<br />

bzw. auch eine koordinierte Gestaltung mehr Aufmerksamkeit erzeugen kann als einzelne Initiati-<br />

ven oder „zufällig“ wirkende Maßnahmen. Mit Blumengestecken an Eingängen zu bestimmten An-<br />

lässen oder zu bestimmten Jahreszeiten können ebenfalls werbewirksame Effekte erzielt werden.<br />

Vor dem Hintergrund eines eher als gepflegt und hochwertig einzuschätzenden Umfeldes im Zent-<br />

rum von <strong>Uedem</strong>, ist allerdings auch darauf zu achten, dass keine „Überladung“ des öffentlichen<br />

Raumes erreicht wird.<br />

Eine einheitliche, hochwertige Ausführung der Beleuchtung, die sich dem kleinteiligen Ambiente<br />

anpasst, ist wichtig für die Qualitätssteigerung der Gestaltung des öffentlichen Raums im Ortszent-<br />

rum. Mit den vorhandenen historisierenden Straßenleuchten ist ein Gestaltungsrahmen vorgege-<br />

ben. Zu differenzieren ist insgesamt zwischen punktuellen Beleuchtungselementen, die eine Hin-<br />

weisfunktion wahrnehmen und damit beispielsweise Eingangs- oder Platzsituationen akzentuieren<br />

und Leitelementen, die zur visuellen Verknüpfung verschiedener Bereiche beitragen. Besondere<br />

Höhepunkte der <strong>Uedem</strong>er Innenstadt, prägende Identitätsmerkmale, Plätze oder Gebäude können<br />

durch Beleuchtung betont werden. Einzelne Straßenzüge wie z.B. die Mühlenstraße können ebenso<br />

in Szene gesetzt werden. Dort können auch unterschiedliche Abschnitte (Ladenzeile, Marktplatz<br />

oder aber auch der Durchgang an der Sparkasse) unterschiedlich illuminiert werden. Mit Streiflicht<br />

oder Bodenleuchten können Lichteffekte erzielt werden, die in den dunklen Jahreszeiten zur Gel-<br />

tung kommen.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

69


Verbesserungen der Außendarstellung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Die Außendarstellung ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt und zur Verbesserung der Außenwir-<br />

kung des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels. Die Strahlkraft des Geschäftszentrums kann dadurch deutlich<br />

verbessert werden. Neben der Schaufenstergestaltung als „Visitenkarte“ des Geschäftes oder der<br />

Dekoration der Geschäftseingänge spielen vor allem Werbeanlagen eine wichtige Rolle. Viele<br />

Werbeanlagen entsprechen nur gestalterischen Mindestanforderungen. Daher ist eine allgemeine<br />

Aufwertung anzustreben. Initiativen können dabei von der <strong>Gemeinde</strong> ausgehen. Hauptakteure<br />

dieses Maßnahmenbausteines sind jedoch die Gewerbetreibenden sowie die Immobilienbesitzer.<br />

Einzusetzende, unterstützende Mittel sind<br />

� Initiierung von Gestaltungswettbewerben<br />

� Aufbau einer Anreizförderung<br />

� Besichtigung von „best-practices“ in anderen Kommunen und<br />

� Empfehlungen durch die <strong>Gemeinde</strong>, ggf. Satzungen.<br />

Weiterhin können gemeinsame Aktionen in Schaufenstern - Ausstellungen oder jahreszeitliche Ak-<br />

tionen - Interesse und Aufmerksamkeit wecken. Interessant sind möglicherweise auch (Ausstel-<br />

lungs)Projekte in Zusammenarbeit mit Schulen und Schulklassen, die wiederum die Elternschaft<br />

und andere Besucher ins Zentrum locken. Attraktive Fassaden können durch gemeinsam organi-<br />

sierten Blumenschmuck oder durch Beflaggung an besonderen Tagen zusätzliche Qualitäten erhal-<br />

ten und zu einer Steigerung der Attraktivität im Ortszentrum beitragen.<br />

Gemeinsame Werbung und Werbeaktionen<br />

Zielrichtung ist, gemeinsam für das Zentrum zu werben und dessen Vorzüge herauszustellen. Dar-<br />

über hinaus ist es vor dem Hintergrund der Größe der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> sinnvoll, Werbestrategien<br />

zu entwickeln, die gezielt sowohl die Vorzüge der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> mit dem Standort Zentrum<br />

verknüpfen. Dabei soll auf bestehende Initiativen aufgebaut werden.<br />

Fortführung des Stadtmarketingprozesses<br />

Die Einrichtung „runder Tische“ zu Themen der Ortsentwicklung ist gerade für eine <strong>Gemeinde</strong> in<br />

der Größenordnung <strong>Uedem</strong>s zu empfehlen. Die runden Tische dienen dazu Interesse für die Be-<br />

lange der Ortsentwicklung zu wecken, sie sollen aber auch gezielt bürgerschaftliches Engagement<br />

entwickeln. Hierbei sollen die Projektideen, die im Zusammenhang mit dem Stadtmarketing Ue-<br />

dem 20 erarbeitet wurden, fortgeführt und vertieft werden. Die Themen Kundenbindung und Orts-<br />

20 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong>: Handbuch Stadtmarketing <strong>Uedem</strong>, Abschlussbereicht zu Stadtmarketingprozess, Junker und<br />

Kruse, Stadtforschung, Planung, September 2005<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

70


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

kern, erlebnisorientierter Landschaftsweg und Veranstaltungsmanagement bilden dabei weiterhin<br />

die zentralen Anknüpfungspunkte. Aspekte, die sich darüber hinaus für die Projektgruppen aus<br />

den Inhalten dieses Gutachtens ergeben sind: Die Nahversorgung im Ortskern, die Entwicklung<br />

des ehemaligen Spar-Marktes, Verknüpfung der bestehenden/zukünftigen Lebensmittelanbieter<br />

mit dem Zentrum oder aber auch die anderen, in diesem Kapitel genannten Punkte wie z.B. Ver-<br />

besserungen der Außendarstellung oder im öffentlicher Raum etc.<br />

Klare Weichenstellung durch Rat und Verwaltung<br />

Zum Erhalt vorhandener Handelsstrukturen ist ein klares Signal des Rates erforderlich, die Aussa-<br />

gen dieses Gutachtens zur Grundlage weiterer Planungen für die Entwicklung des Handelsstandor-<br />

tes <strong>Uedem</strong> zu machen. Dieses kann nur durch eine Verabschiedung des Gutachtens im Rat der<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> gegeben werden. Für Händler und potenzielle Investoren im Hauptgeschäftsbe-<br />

reich wird somit deutlich, dass einer Vermehrung der Handelsflächen in den Außenbereichen<br />

Grenzen gesetzt sind. Der Handel im Hauptgeschäftsbereich wird dadurch geschützt, ein Abwan-<br />

dern weiterer Geschäfte kann verhindert werden und Investitionen im Zentrum bleiben lohnens-<br />

wert.<br />

Planungsrechtliche Umsetzung in der Bauleitplanung<br />

Das wichtigste Instrumentarium zur Steuerung des Einzelhandels ist das Planungsrecht. Nur mit<br />

Hilfe dieses Instrumentariums kann eine verbindliche Lenkung erreicht werden. Dabei ist es von<br />

zentraler Bedeutung, räumliche Entwicklungs- und Tabubereiche für den Handel zu defi-<br />

nieren und planungsrechtlich entsprechend festzusetzen. Hierzu dienen die Aussagen dieses<br />

Gutachtens als Grundlage.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Steuerung des Einzelhandels in den Gewerbegebie-<br />

ten (insbesondere südlich der Boxteler Bahn) zu. Folgende Aspekte sollten dabei berücksichtigt<br />

werden:<br />

� Umstellung auf die neuste BauNVO (1990) (soweit noch nicht erfolgt)<br />

� konsequenter Ausschluss von zentrenrelevanten Sortimenten (auch kleinflächig!) mit dem Ziel,<br />

die Entwicklung des zentralen Versorgungsbereichs von <strong>Uedem</strong> nicht zu gefährden<br />

� Ausschluss auch des kleinflächigen Einzelhandels mit zentrenrelevanten Sortimenten wichtig<br />

und zielführend. Zwar sind nicht von jeder kleinflächigen Einzelhandelsnutzung bei isolierter<br />

Betrachtung bereits negative Auswirkungen auf die Versorgungssituation im <strong>Uedem</strong>er zentralen<br />

Versorgungsbereich zu erwarten. Diese würden sich jedoch zwangsläufig bei einer summarischen<br />

Betrachtung eines größeren oder auch mehrerer Gewerbegebiete im <strong>Uedem</strong>er <strong>Gemeinde</strong>gebiet<br />

einstellen, die dann greift, wenn man z.B. nur den großflächigen Einzelhandel<br />

mit zentrenrelevanten Sortimenten ausschlösse<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

71


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

� direkte Bezugnahme auf die sog. „<strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste“ (und nicht den Einzelhandelserlass<br />

o..a. vergleichbare, nicht ortsspezifische Listen)<br />

� Einzelhandel mit nicht-zentrenrelevanten (Kern-)Sortimenten (gem. <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste )<br />

sollte – bis zur Schwelle der Großflächigkeit (800 qm Verkaufsfläche) - grundsätzlich zulässig<br />

sein. Denn: ein grundsätzlicher Ausschluss auch des kleinflächigen Einzelhandel mit nichtzentrenrelevanten<br />

(Kern-)Sortimenten erfordert „höchste Ansprüche“ an die städtebauliche Begründung<br />

nach § 1 Abs. 9 BauNVO. Auch ist hier zu beachten, dass das Ziel „Stärkung des<br />

zentralen Versorgungsbereichs“ von <strong>Uedem</strong> in diesem Zusammenhang nicht greift.<br />

Ausnahme: Ansiedlungsperspektiven für Verkaufsstätten in Verbindung mit Gewerbebetrieben in GE-<br />

und GI-Gebieten (sog. Handwerkerprivileg):<br />

Ausnahmsweise können Verkaufsstätten von produzierenden, weiterverarbeitenden oder Hand-<br />

werksbetrieben in GE- und / oder GI-Gebieten zugelassen 21 werden, wenn die Verkaufsfläche<br />

� dem Hauptbetrieb räumlich zugeordnet ist,<br />

� in betrieblichem Zusammenhang errichtet ist,<br />

� dem Hauptbetrieb flächenmäßig und umsatzmäßig deutlich untergeordnet ist und<br />

� die Grenze der Großflächigkeit nach § 11 Abs. 3 BauNVO nicht überschritten ist.<br />

Ausnahme: Randsortimente<br />

Einzelhandelsbetriebe mit nicht zentrenrelevanten (Kern-)Sortimenten führen regelmäßig soge-<br />

nannte Ergänzungs- oder Randsortimente. Während von nicht zentrenrelevanten Randsortimenten<br />

definitionsgemäß keine Gefährdung für die Entwicklung der zentralen Versorgungsbereiche aus-<br />

gehen, sind bei zentrenrelevanten Randsortimenten außerhalb der städtebaulich-funktionalen<br />

Zentren Auswirkungen auf das Hauptgeschäftszentrum oder die Stadtteil- und Nahversorgungs-<br />

zentren möglich. Obwohl das Anbieten von zentrenrelevanten Randsortimenten den städtebauli-<br />

chen Zielen dieses Einzelhandelskonzeptes widerspricht, wäre ein völliger Ausschluss unrealistisch,<br />

da sich diese Angebotsform bereits in vielen Branchen etabliert hat (bei Möbeln z.B. Glas / Porzel-<br />

lan / Keramik). Diese zentrenrelevanten Randsortimente sollten jedoch nur in begrenztem Umfang<br />

und vor allem nur dann, wenn ein direkter Bezug zum Hauptsortiment vorhanden ist (z.B. Lebens-<br />

mittel im Baumarkt nicht zulässig), zulässig sein.<br />

Bisher hat sich eine Begrenzung auf max. 10 % der gesamten Verkaufsfläche als praktikabel erwie-<br />

sen.<br />

Unabhängig von der Größe der für zentrenrelevante Randsortimente insgesamt zulässigen Fläche<br />

sollte dabei sichergestellt werden, dass diese nicht von einem einzigen Sortiment belegt werden<br />

21 Formulierung ist nicht gleichzusetzen mit bauplanungsrechtlicher Festsetzung. Hier sind ggf. differenzierte Vorga-<br />

ben erforderlich.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

72


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

kann. D.h., dass weiterhin angegeben sein sollte, wie groß die Fläche für ein einzelnes Sortiment<br />

maximal sein darf. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass eine solche Regelung nicht zur Einrich-<br />

tung eines Shop-in-Shop-Systems genutzt wird, denn dieses käme einem Einkaufszentrum gleich.<br />

Ausnahme: Nahversorgungsrelevanter Einzelhandel auch außerhalb des zentralen Versorgungsbereiches<br />

(Kleinflächige) Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten können auch<br />

außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs (z.B. im Ortsteil Keppeln) realisiert werden, wenn sie<br />

der Nahversorgung der im unmittelbaren Umfeld vorhandenen Wohnbevölkerung dienen.<br />

Dies ist dann der Fall, wenn die sortimentsspezifische Kaufkraftabschöpfung des Planvorhabens in<br />

einem 500 m Radius eine Quote von 35 % der sortimentsspezifischen Kaufkraft nicht überschreitet.<br />

Diese Ausnahmeregelung gilt nicht für Standorte innerhalb von GE- / GI-Gebieten.<br />

Aus jüngsten Erfahrungen insbesondere im Zusammenhang mit der Diskussion um Verkaufsflä-<br />

chenbegrenzungen ist es sinnvoll, eine einheitliche Definition für den Begriff „Verkaufsfläche“ zu<br />

formulieren, der wiederum Eingang finden sollte sowohl in Besprechungen mit möglichen Investo-<br />

ren / Projektentwicklern / Betreibern als auch in zukünftige Bauleitplanverfahren. In Einzelfällen<br />

kann es sich sogar anbieten, die Definition mit in die textlichen Festsetzungen des Bebauungsplans<br />

zu übernehmen.<br />

Gemäß des aktuellen Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 24. November 2005 (BVerwG 4<br />

C 10.04) sind in die Verkaufsfläche eines Einzelhandelsbetriebes auch Thekenbereiche, die vom<br />

Kunden nicht betreten werden können, die Vorkassenzone sowie ein ggf. vorhandener Windgang<br />

einzubeziehen. Ohnehin gilt die Definition, dass Verkaufsfläche diejenige Fläche ist, die dem Ver-<br />

kauf dient einschließlich der Gänge, Treppen in den Verkaufsräumen, Standflächen für Einrich-<br />

tungsgegenstände, Kassenzonen, Schaufenster, und sonstige Flächen, soweit sie dem Kunden zu-<br />

gänglich sind, sowie Freiverkaufsflächen, soweit sie nicht nur vorübergehend genutzt werden (vgl.<br />

auch Einzelhandelserlass des Landes NRW).<br />

8.5 Schlusswort<br />

Die aufgezeigte zielgerichtete Weiterentwicklung des Einzelhandelsstandortes <strong>Uedem</strong> bietet viele<br />

Ansatzpunkte, im Nahversorgungszentrum auch zukünftig ein attraktives Handelsangebot bereit-<br />

zuhalten. Mit dem vorgelegten <strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong> liegt nunmehr ein Plan vor, der<br />

durch seine umfassende Analyse und seine Empfehlungen den verantwortlichen Akteuren aus Ein-<br />

zelhandel, Verwaltung und Politik sowie weiteren relevanten Institutionen einen langfristigen Ent-<br />

scheidungs- und Orientierungsrahmen liefert.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

73


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Der Umfang und die Komplexität der zu ergreifenden Maßnahmen machen ein zielgerichtetes und<br />

möglichst abgestimmtes Engagement aller Akteure erforderlich. Nur im Konsens ist eine Umset-<br />

zung der Empfehlungen möglich.<br />

Dabei sollte jeder der beteiligten Akteure seine spezifischen Möglichkeiten einbringen:<br />

� Händler, Eigentümer und Investoren sind aufgefordert, die aufgezeigten Perspektiven zu diskutieren<br />

und sich in einem umfassenden Kommunikationsprozess zur Zukunft des Einzelhandelsstandortes<br />

<strong>Uedem</strong> einzubinden. Auch gilt es, die Vorschläge des Konzeptes zu prüfen und<br />

Schritt für Schritt umzusetzen.<br />

� Die Verwaltung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> wird angesprochen, die planerischen und planungsrechtlichen<br />

Voraussetzungen für die Umsetzung der aufgeführten Empfehlungen und Anregungen<br />

zu schaffen und relevante Maßnahmen im öffentlichen Raum zu forcieren.<br />

� Für eine stringente Umsetzung der Empfehlungen ist zudem die Politik gefordert, die Ziele des<br />

<strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong>s langfristig durch entsprechende Beschlüsse politisch zu sichern.<br />

� Zudem sind alle Akteure aufgefordert, das <strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong> fortzuschreiben,<br />

um neue Entwicklungen berücksichtigen zu können. Dazu zählen insbesondere größere Veränderungen<br />

in der <strong>Uedem</strong>er Angebotsstruktur (z. B. Veränderungen im Verkaufsflächenangebot),<br />

die Veränderungen der wirtschaftlichen Situation oder Entwicklungen im Umland von <strong>Uedem</strong>.<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

74


9 Kurzfassung<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analysen und die Empfehlungen des Einzelhan-<br />

delsentwicklungskonzeptes zusammengefasst.<br />

Analyse<br />

Die Angebotsseite<br />

Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> weist eine verhältnismäßig geringe Verkaufsflächenausstattung<br />

auf. Mit einem Wert von 1,07 m² Verkaufsfläche pro Einwohner liegt die Ausstattung un-<br />

ter dem bundesdurchschnittlichen Wert von 1,4 m². Auch die durchschnittliche Verkaufs-<br />

fläche je Betrieb rangiert mit 163 m² unter dem bundesdurchschnittlichen Wert von rd.<br />

230 m². Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass unterdurchschnittlichen Werte in diesem<br />

Bereich in <strong>Gemeinde</strong>n in der Größenordnung von <strong>Uedem</strong> oft vorzufinden sind. Positiv an-<br />

zumerken ist die Ausstattung im Bereich Lebensmittel. Der sich hier ergebende über-<br />

durchschnittliche Ausstattungswert je Einwohner von 0,44 m² unterstreicht die Funktion<br />

als Nahversorgungszentrum. Dies entspricht auch der landesplanerischen Einordnung der<br />

<strong>Gemeinde</strong>. Der Ortsteil <strong>Uedem</strong> ist Haupthandelsstandort.<br />

Trotz eines allgemeinen guten Ausstattungsgrades mit Nahrungs- und Genussmitteln, be-<br />

steht im Ortsteil <strong>Uedem</strong> die Gefahr, dass der nordöstliche Bereich zukünftig keinen sied-<br />

lungsnahen Lebensmittelanbieter mehr aufweist. Dieser Entwicklung gegenzusteuern,<br />

stellt eine wichtige Aufgabe für die Zukunft dar.<br />

Nachfragesituation<br />

Umsatzschwerpunkte ergeben sich erwartungsgemäß in den kurzfristigen Warengruppen<br />

insbesondere Nahrungs- und Genussmittel sowie in der Warengruppe Schuhe / Lederwa-<br />

ren und der langfristigen Warengruppen Bau- und Gartenmarktsortimente. Mit einem<br />

einzelhandelsrelevanten Kaufkraftpotenzial von rund 39 Mio. Euro weist <strong>Uedem</strong> bei der<br />

gegebenen Einwohnerzahl ein durchschnittliches Kaufkraftniveau auf.<br />

Die durch die Haushaltsbefragungen ermittelten Werte zu den Kaufkraftbindungen und –<br />

abflüssen spiegeln insgesamt ein für eine <strong>Gemeinde</strong> dieser Größenordnung nicht unge-<br />

wöhnliches Bild wider. Hohe Kaufkraftbindungen bestehen in den Warenbereichen des<br />

kurzfristigen Bedarfs, insbesondere im Lebensmittelbereich. Aufgrund des starken Ange-<br />

bots im Umland und des niedrigen Ausstattungsgrades in <strong>Uedem</strong> weisen vor allem die<br />

Warengruppen der mittelfristigen Bedarfsstufe (Bekleidung, Sportartikel) sowie der lang-<br />

fristigen Bedarfsstufe (Unterhaltungselektronik / Telekommunikation, Möbel) hohe Kauf-<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

75


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

kraftabflüsse auf. Als Hauptkonkurrenzstandorte werden Goch und Kleve genant. Dar-<br />

über hinaus ist aber auch ein breite Streuung anderer besuchter Einkaufsstandorte (z.B.<br />

Bochholt, Kalkar oder CentrO) signifikant.<br />

Die im Durchschnitt niedrigen Zentralitätskennziffern belegen den allgemeinen geringen<br />

Ausstrahlungsgrad des ortsansässigen Einzelhandels über die <strong>Gemeinde</strong>grenzen hinaus.<br />

Die Versorgungsaufgabe beschränkt sich weitgehend auf das eigene <strong>Gemeinde</strong>gebiet.<br />

Eine Ausnahme hiervon bildet die Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel, in der ein<br />

überdurchschnittliches Angebot besteht. Weitere Ausnahmen bilden die Warengruppen<br />

Blumen / Zoo und Schuhe / Lederwaren, die durch die vorhanden Anbieter eine größere<br />

Ausstrahlung besitzen.<br />

Entwicklungsspielräume<br />

Neben den üblichen Arrondierungsspielräumen ergeben sich für die Warengruppen Ge-<br />

sundheits- und Körperpflege und Bekleidung (Größenordnung 120-250 m²) deutlichere<br />

Spielräume. Die errechneten Werte sind als Orientierungswerte einzustufen, von denen<br />

im Einzelfall und nach Prüfung abgewichen werden kann.<br />

Entwicklungskonzept<br />

Die wichtigsten Instrumentarien zur Umsetzung des Entwicklungskonzeptes sind:<br />

Ausweisung von Entwicklungs- und Tabubereichen<br />

Um zu verhindern, dass die Einzelhandelslandschaft in <strong>Uedem</strong> weiter zersplittert, ist die<br />

Definition von Entwicklungsbereichen (mit Einzelhandelsentwicklung) und Tabubereichen<br />

(ohne weitere Einzelhandelsentwicklung) erforderlich<br />

� Entwicklungsbereich ist der zentrale Versorgungsbereich. Hier soll sich die zukünftige<br />

Einzelhandelsentwicklung mit zentrenrelevanten Sortimenten konzentrieren. Außerhalb<br />

dieses klar umgrenzten Bereiches ist die Ansiedlung weiterer Einzelhandelsbetriebe<br />

mit nahversorgungs- oder zentrenrelevanten Sortimenten auszuschließen, da<br />

unmittelbare negative Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich die Folge<br />

sein könnten. Augrund fehlender bzw. unzureichender Potenzialflächen im zentralen<br />

Versorgungsbereich ist in einem Abstand von maximal ca. 100 m zur Grenze des<br />

zentralen Versorgungsbereich die Ansiedlung von zentrenrelevanten Einzelhandelsbetrieben<br />

ausnahmsweise vertretbar. 22<br />

22 Dieser Abstand ergibt sich aus der Tatsache, dass mit 100 m noch eine relativ große räumliche Nähe<br />

gegeben ist, aus der sich Synergien mit dem Hauptgeschäftsbereich bzw. dem zentralen Versorgungsbereich<br />

ergeben können.<br />

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76


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

� Außerhalb des o.g. Bereiches darf zukünftig kein neuer Einzelhandel mehr angesiedelt<br />

werden (Tabubereiche). Dies gilt insbesondere für das Gewerbegebiet südlich der<br />

Boxteler Bahn (L 77) und die Bahnhofstraße zwischen Kreisverkehr und Boxteler Bahn<br />

(L 77).<br />

Sortimentsliste<br />

In Form der <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste ist das entscheidende Instrument vorhanden, mit<br />

Hilfe dessen rechtsverbindliche Aussagen zur Steuerung des Einzelhandels getroffen wer-<br />

den können. Aufgrund der Versorgungsfunktion der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> kommt den Wa-<br />

rengruppen des kurzfristigen Bedarfs bzw. den nahversorgungsrelevanten Sortimenten<br />

Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheits- und Körperpflege (Drogeriebedarf) sowie<br />

Schreibwaren, Papier eine besondere Leitfunktion für den Hauptgeschäftsbereich zu.<br />

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77


<strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Hauptbranche Sortimente Zentrenrelevanz<br />

Lebensmittel / Nahrungs-<br />

und Genussmittel<br />

Backwaren, Fleischwaren, Getränke, Nahrungsund<br />

Genussmittel (inkl. Tabakwaren), Getränke<br />

(inkl. Wein, Sekt, Spirituosen)<br />

Gesundheit- Körperpflege Kosmetikartikel, Drogerie- und Körperpflegeartikel,<br />

pharmazeutische, medizinische und orthopädische<br />

Artikel<br />

Schreibwaren, Papier, Bücher<br />

Schreib- und Papierwaren, Schul- und Büroartikel<br />

Sortimentsbuchhandel<br />

Zeitungen / Zeitschriften<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

Blumen, Schnittblumen<br />

Schnittblumen<br />

nahversorgungsrelevant,<br />

zentrenrelevant<br />

Bekleidung Herrenbekleidung, Damenbekleidung, Kinderbekleidung,<br />

Lederbekleidung, Meterware für Bekleidung,<br />

Kurzwaren, Handarbeitswaren<br />

Bekleidung allgemein, Dessous/Nachtwäsche, Berufsbekleidung<br />

zentrenrelevant<br />

Schuhe, Lederwaren Schuhe, Sportschuhe, Lederwaren, Taschen zentrenrelevant<br />

Sportartikel, -bekleidung Sportartikel und -geräte, Sportbekleidung, Waffen<br />

& Jagdbedarf<br />

zentrenrelevant<br />

Spielwaren, Hobby, Basteln Spielwaren, Bastelbedarf im weitesten Sinne, Musikinstrumente,<br />

Sammlerbriefmarken, Pokale<br />

zentrenrelevant<br />

Hausrat, Glas, Porzellan Hausrat, Schneidwaren, Bestecke, Haushaltswaren,<br />

Glas, Feinkeramik, Geschenkartikel<br />

zentrenrelevant<br />

Unterhaltungselektronik Rundfunk-, Fernseh-, phonotechnische Geräte, Video-kameras,<br />

-rekorder, Telefone und Zubehör,<br />

Audio / CD, DVD, Zubehör zur Unterhaltungselektronik,<br />

PC und Zubehör, Software, Bild- und Tonträger,<br />

Foto<br />

zentrenrelevant<br />

Elektrogeräte, Leuchten Elektrogroßgeräte, Elektrokleingeräte (Toaster, zentrenrelevant<br />

Kaffeemaschinen, Rühr- und Mixgeräte, Staubsau-<br />

Sonstiges<br />

ger, Bügeleisen etc.), Leuchten<br />

Babyartikel zentrenrelevant<br />

Uhren, Schmuck Uhren, Schmuck zentrenrelevant<br />

Optik Optik zentrenrelevant<br />

Wohneinrichtungsbedarf Gardinen, Wohneinrichtungsbedarf (Holz, Korb-,<br />

Korkwaren), Haus- und Tischwäsche, Kunstgewerbe<br />

, Bilder, Rahmen, Heimtextilien, Dekostoffe, Antiquitäten<br />

nicht-zentrenrelevant<br />

Camping Campingartikel & Zubehör, Zelte nicht-zentrenrelevant<br />

Rollläden und Markisen Rollläden, Markisen nicht-zentrenrelevant<br />

Möbel Möbel, Büromöbel, Küchenmöbel, Gartenmöbel nicht-zentrenrelevant<br />

Bau- und Gartenmarktsorti- Baumarktspezifische Waren, Bodenbeläge, Teppi- nicht-zentrenrelevant<br />

mentche,<br />

Eisenwaren und –beschläge, Elektroinstallationsbedarf,<br />

Tapeten, Lacke, Farben, Fliesen, Baustoffe,<br />

Bauelemente, Schrauben, Kleineisen, Installationsbedarf,<br />

Gartengeräte, Gartenbedarf, Werkzeuge<br />

und Maschinen, Elektrozubehör (z. B. Bohrmaschinen,<br />

Rasenmäher), Pflanzen, Sämereien,<br />

Holz, Kamine, Sanitärbedarf<br />

Kfz / Zweiräder Kfz- und Motorradzubehör; Fahrräder und Zubehör nicht-zentrenrelevant<br />

Zoologischer Bedarf Zoologischer Bedarf (Tierfutter, -zubehör, lebende<br />

Tiere)<br />

nicht-zentrenrelevant<br />

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78


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Die im folgenden aufgeführten Maßnahmen dienen dazu das Zentrum zu stärken:<br />

Der richtige Branchenmix für den zentralen Versorgungsbereich<br />

Mit Bezugnahme auf die vorhandenen Potenziale sind folgende Warengruppen für eine<br />

Ansiedlung im Hauptgeschäftsbereich besonders geeignet: Drogeriebedarf, Parfümerie,<br />

Kosmetik; Zeitungen, Zeitschriften, Bücher sowie Bekleidung und Wäsche. Weiterhin sind<br />

sämtliche Warengruppen, die zu einer idealtypischen Ausstattung eines Grundversor-<br />

gungszentrums zählen, für eine Ansiedlung empfehlenswert.<br />

Ansiedlung/Erhalt eines zukunftsfähigen Lebensmittelangebotes im Ortskern<br />

Vor dem Hintergrund der Verlagerungsabsichten des Lebensmitteldiscounters am Ostwall<br />

ist unbedingt darauf zu achten, dass zukünftig ein Nahversorgungsanbieter im Ortskern,<br />

innerhalb des Siedlungsgefüges erhalten bleibt. So kann der Ortskern belebt und die um-<br />

liegende Wohnbevölkerung wohnortnah mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgt wer-<br />

den. Ein hierfür gut geeigneter Standort ist die Fläche vor dem Kloster am Ostwall.<br />

Entwicklung des zentralen Leerstandes im Hauptgeschäftsbereich, aktives Flächenmanagement<br />

Die leerstehenden Ladeneinheiten im Zentrum <strong>Uedem</strong>s stellen auch ein Potenzial für die<br />

Einzelhandelsentwicklung der <strong>Gemeinde</strong> dar. Dabei spielt der Leerstand des ehemaligen<br />

Spar-Marktes eine besondere Rolle, da dem Hauptgeschäftsbereich der erforderliche Fre-<br />

quenzbringer fehlt. Es gilt, einen oder mehrere attraktive Läden wieder im Zentrum, mög-<br />

licherweise in Form von Shop in Shop Lösungen im ehemaligen Spar-Markt, anzusiedeln.<br />

Aufgrund der Marktsituation müssen Impulse für eine Umstrukturierung von allen rele-<br />

vanten Akteuren (Einzelhändler, Grundeigentümer, Werbering und <strong>Gemeinde</strong>verwaltung)<br />

ausgehen.<br />

Förderung von Gastronomie, Belebung des Marktplatzes<br />

Gastronomie- bzw. Kultureinrichtungen spielen in den Innenstädten und auch im Zent-<br />

rum von <strong>Uedem</strong> eine besondere Rolle, auf die an dieser Stelle noch einmal hingewiesen<br />

werden soll. Der Markt und die Mühlenstraße eignen sich dazu, weitere Einrichtungen,<br />

die den Aufenthalt im Zentrum angenehmer machen und die Verweildauer verlängern,<br />

aufzunehmen.<br />

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79


Serviceorientierung ausbauen<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Serviceorientierung ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Einzelhandel. Besonders für den<br />

Hauptgeschäftsbereich sind zusätzliche Dienstleistungsangebote eine Möglichkeit, sich zu<br />

profilieren und Kunden zu binden. Relevante Themen sind u.a.: Einheitliche Öffnungszei-<br />

ten oder Kernöffnungszeiten, Einrichtung von Bring- und Abholdiensten, betriebsüber-<br />

greifende Konzepte und Aktionen, Kundenbindung, Kundenkarten, Schulungen und Fort-<br />

bildungsmaßnahmen.<br />

Weitere Maßnahmen<br />

� Gemeinsame Werbung und Werbeaktionen für den Standort, für das Zentrum aber<br />

auch für die Gesamtstadt<br />

� Ausbau bestehender Initiativen und Einrichtung runder Tische zu relevanten Themen,<br />

um Interesse und auch bürgerschaftliches Engagement zu wecken, Stichwort Stadtmarketing<br />

� Weiterhin sind gestalterische Verbesserungen in den Bereichen Öffentlicher Raum,<br />

Grün, Beleuchtung sowie Außendarstellung der Geschäfte und Fassaden zu initiieren.<br />

Dabei müssen auch hier Initiativen gleichermaßen von der <strong>Gemeinde</strong>verwaltung und<br />

den relevanten privaten Akteuren ausgehen.<br />

Um eine Umsetzung der Maßnahmen und Ziele des <strong>Einzelhandelsentwicklungskonzept</strong>es<br />

zu gewährleisten, sind folgende Voraussetzungen zu schaffen:<br />

Klare Weichenstellung durch Rat und Verwaltung<br />

Zum Erhalt vorhandener Handelsstrukturen ist ein klares Signal des Rates erforderlich, die<br />

Aussagen dieses Gutachtens zur Grundlage weiterer Planungen für die Entwicklung des<br />

Handelsstandortes <strong>Uedem</strong> zu machen. Dieses kann nur durch eine Verabschiedung des<br />

Gutachtens im Rat der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> gegeben werden. Für Händler und potenzielle<br />

Investoren im Hauptgeschäftsbereich wird somit deutlich, dass einer Vermehrung der<br />

Handelsflächen in den Außenbereichen Grenzen gesetzt sind. Der Handel im Hauptge-<br />

schäftsbereich wird dadurch geschützt, ein Abwandern weiterer Geschäfte kann verhin-<br />

dert werden und Investitionen bleiben lohnenswert.<br />

Planungsrechtliche Umsetzung in der Bauleitplanung<br />

Das wichtigste Instrumentarium zur Steuerung des Einzelhandels ist das Planungsrecht.<br />

Nur mit Hilfe dieses Instrumentariums kann eine verbindliche Lenkung erreicht werden.<br />

Dabei ist es von zentraler Bedeutung, räumliche Entwicklungs- und Tabubereiche für<br />

den Handel zu definieren und planungsrechtlich entsprechend festzusetzen.<br />

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80


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Hierzu dienen die Aussagen dieses Gutachtens als Grundlage. Folgende Aspekte bedür-<br />

fen hierbei einer besonderen Aufmerksamkeit:<br />

� Steuerung des Einzelhandels in den Gewerbegebieten (insbesondere südlich der Boxteler<br />

Bahn) (u.a. konsequenter Ausschluss von zentrenrelevanten Sortimenten (auch<br />

kleinflächig!))<br />

� direkte Bezugnahme auf die sog. „<strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste“ (und nicht den Einzelhandelserlass<br />

o..a. vergleichbare, nicht ortsspezifische Listen)<br />

� Ausnahmemöglichkeit: Ansiedlungsperspektiven für Verkaufsstätten in Verbindung<br />

mit Gewerbebetrieben in GE- und GI-Gebieten (sog. Handwerkerprivileg)<br />

� Zentrenrelevante Randsortimente sind möglich, wenn diese sich dem nichtzentrenrelevanten<br />

Kernsortiment deutlich unterordnen und gleichzeitig ein direkter<br />

Bezug zum Hauptsortiment vorhanden ist (z.B. Lebensmittel im Baumarkt nicht zulässig).<br />

Bisher hat sich eine Begrenzung auf max. 10 % der gesamten Verkaufsfläche als<br />

praktikabel erwiesen.<br />

� (Kleinflächige) Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten<br />

können auch außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs (z.B. im Ortsteil Keppeln)<br />

realisiert werden, wenn sie der Nahversorgung der im unmittelbaren Umfeld vorhandenen<br />

Wohnbevölkerung dienen.<br />

� Einheitliche Definition für den Begriff „Verkaufsfläche“, die wiederum Eingang finden<br />

sollte sowohl in Besprechungen mit möglichen Investoren / Projektentwicklern /<br />

Betreibern als auch in zukünftige Bauleitplanverfahren.<br />

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81


10 Glossar<br />

Einzelhandel im engeren<br />

Sinne<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Absatz von Waren an Endverbraucher ohne Kraftfahrzeug-Handel,<br />

Brenn-, Kraft- und Schmierstoffhandel sowie Apotheken.<br />

Einzelhandelsbetrieb Ein Einzelhandelsbetrieb ist ein Betrieb, der ausschließlich oder überwiegend<br />

an letzte Verbraucher verkauft. Hierzu zählen u.a. alle Kauf-<br />

und Warenhäuser, SB-Warenhäuser, SB-Kaufhäuser, Verbrauchermärkte<br />

sowie Fachmärkte. Dazu gehört auch der Direktverkauf an<br />

Endverbraucher, unabhängig davon, ob dieser am Standort des Fertigungsbetriebs<br />

oder in einem eigens dazu geschaffenen Zentrum (Factory-Outlet-Center)<br />

erfolgt.<br />

Einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraft<br />

Einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraftkennziffer<br />

Einzelhandelsrelevante<br />

Zentralität<br />

Einzelhandelsrelevante<br />

Zentralitätskennziffer<br />

Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft bezeichnet denjenigen Anteil an<br />

den privaten Verbrauchsausgaben, der dem Einzelhandel zufließt. Die<br />

Gesellschaft für Konsum- und Absatzforschung, Nürnberg (GfK) ermittelt<br />

diesen Schätzwert auf unterschiedlichen räumlichen Einheiten und<br />

in der Regel in regelmäßigen Abständen. Dabei werden die für jedes<br />

Gebiet unterschiedlichen Ausgaben für Dienstleistungen, Wohnung,<br />

Reisen und Zukunftsvorsorge (ermittelt durch Verbraucherstichproben)<br />

von der allgemeinen Kaufkraft des Gebietes abgezogen.<br />

Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer beschreibt das Verhältnis<br />

der in einer räumlichen Teileinheit vorhandenen einzelhandelsrelevanten<br />

Kaufkraft pro Einwohner zur einzelhandelsrelevanten einwohnerbezogenen<br />

Kaufkraft in der gesamten Bundesrepublik. Die einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraftkennziffer pro Kopf gibt die prozentuale<br />

Abweichung der Pro-Kopf-Einzelhandelsrelevanten-Kaufkraft vom<br />

Bundesdurchschnitt (Indexwert = 100) an. Die Kennziffern werden z.B.<br />

von der Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung (GfK)<br />

in Nürnberg ermittelt und jährlich aktualisiert. Daneben kann auch<br />

auf von der BBE-Unternehmensberatung GmbH, Köln ermittelte Kennziffern<br />

zurückgegriffen werden.<br />

Die einzelhandelsrelevante Zentralität einer Stadt / Region stellt ein<br />

maßgebliches Gütekriterium nicht zuletzt für die Leistungsstärke des<br />

Einzelhandels dar, denn sie ist Indikator dafür, wie weit es einem Teilraum<br />

gelingt, zur lokal gebundenen Kaufkraft zusätzliche Kaufkraft<br />

zugunsten des niedergelassenen Einzelhandels anzuziehen. Die Einzelhandelszentralität<br />

ist damit eine Maßzahl für den Kaufkraftzufluss<br />

oder den Kaufkraftabfluss einer Region.<br />

Die einzelhandelsrelevante Zentralitätskennziffer wird durch das Verhältnis<br />

von Einzelhandelsumsatz zu dem vorhandenen einzelhandelsrelevanten<br />

Nachfragevolumen berechnet. Ein Wert von 100 bedeutet,<br />

dass der Einzelhandelsumsatz genauso groß ist, wie die einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraft in dieser Region. Abweichungen über den Basiswert<br />

(Indexwert = 100) deuten auf eine Leistungsstärke hin bzw. eine<br />

Abweichung unterhalb des Basiswertes deuten auf Strukturschwächen<br />

des Einzelhandels in der untersuchten Region hin.<br />

Fachmarkt Großflächiger Einzelhandelsbetrieb, in der Regel ab 700 m² Verkaufsfläche,<br />

Konzentration des Sortiments auf eine oder mehrere Branchen<br />

des mittel- oder langfristigen Bedarfs (Non-Food, ausgenommen Kfz-<br />

Handel), meist Standorte außerhalb zentraler Einkaufsbereiche mit guter<br />

Pkw-Erreichbarkeit (v.a. in Gewerbe- und Sondergebieten, an Ausfallstraßen,<br />

im Außenbereich von Städten), Dominanz des Selbstbedienungsprinzips<br />

(z.B. Media-Markt).<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

82


Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Kaufkraftabfluss Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, die durch die am Ort vorhandenen<br />

Anbieter nicht gebunden werden kann und folglich in andere<br />

Orte / das Umland oder in den Versand- / Internethandel abfließt.<br />

Kaufkraftabflüsse zeigen die räumliche Einkaufsorientierung der ansässigen<br />

Bevölkerung auf.<br />

Kaufkraftbindung Die Kaufkraftbindung beschriebt den Anteil der einzelhandelsrelevanten<br />

Kaufkraft der Einwohner eines Ortes, der von den Anbietern gebunden<br />

und somit in Umsatz umgewandelt werden kann.<br />

Kaufkraftpotential Das am Ort vorhandene Kaufkraftvolumen, ermittelt aus der Einwohnerzahl<br />

und der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft.<br />

Lebensmitteldiscounter Ähnlich dem Supermarkt, jedoch Discountcharakter und i.d.R. keine<br />

Käse- oder Wursttheke, z.B. Aldi, Penny, Lidl. Verkaufsfläche mindestens<br />

800 – 1.000 qm, Selbstbedienung.<br />

Nahversorgungsrelevantes<br />

Sortiment<br />

Als nahversorgungsrelevantes Sortiment werden Warengruppen bezeichnet,<br />

die dem täglichen Bedarf dienen (Lebensmittel, Getränke<br />

sowie ggf. auch Drogerie- und Kosmetikartikel) und demzufolge wohnungsnah<br />

nachgefragt werden können. Die nahversorgungsrelevanten<br />

Sortimente können ggf. auch innenstadtrelevant sein.<br />

Nahversorgungsstandort Ein Nahversorgungsstandort ist ein solitärer Handelsstandort, bestehend<br />

aus einem Lebensmittelvollsortimenter oder Lebensmitteldiscounter.<br />

Aus städtebaulicher Sicht ist er nicht in eine funktionale Einheit<br />

eingebunden (somit kein Zentrum) und befindet sich in der Regel an<br />

einem städtebaulich integrierten Standort.<br />

Nahversorgungszentrum Ein Nahversorgungszentrum verfügt über eine erkennbare städtebauliche<br />

Einheit (z.B. durch Platz oder Straßengestaltung) und liegt im<br />

Siedlungsgefüge integriert in räumlicher Nachbarschaft zu Wohngebieten.<br />

Die Angebotsstruktur wird in der Regel durch einen Lebensmittelvollsortimenter<br />

und / oder Lebensmitteldiscounter, Lebensmittelfachgeschäfte,<br />

Lebensmittelhandwerksbetriebe sowie vereinzelt kleineren<br />

Fachgeschäften bestimmt. Darüber hinaus sind zum Teil Dienstleistungsbetriebe,<br />

wie beispielsweise Friseur, Bank, Sonnenstudio angegliedert.<br />

SB-Warenhaus Nach dem Discountprinzip arbeitendes Einzelhandelsgroßbetrieb,<br />

Selbstbedienung, Verkaufsfläche mindestens 3.000 qm, umfassendes<br />

Sortiment mit Schwerpunkt Nahrungs- und Genussmittel / Standort<br />

häufig in Stadtrandlagen, weiträumige Kundenparkplätze (z.B. Real,<br />

Wal-Mart).<br />

Sonderstandort<br />

Sonderstandorte des Einzelhandels sind Standorte des großflächigen<br />

Einzelhandels. Vorrangig handelt es dabei zum einen um Einkaufszentren<br />

und zum anderen um Handelsbetriebe aus dem nichtzentrenrelevanten<br />

Sortimentsbereich (Gartenmärkte, Baumärkte, Möbelmärkte).<br />

Kennzeichnend ist dabei eine autokundenorientierte Lage.<br />

Stadtteilzentrum Ein Stadtteilzentrum stellt eine städtebauliche Einheit dar. Aus städtebaulicher<br />

Sicht ist es abgesetzt vom Hauptsiedlungsgefüge und liegt in<br />

räumlicher Nähe zu Wohngebieten. Es dient zum einen der Nahversorgung<br />

und zum anderen der Grundversorgung eines Stadtteils (bzw.<br />

Versorgungsbereiches) mit Waren des mittel- bis langfristigen Bedarfs.<br />

Die Angebotsstruktur ist gekennzeichnet durch Lebensmittelvollsortimenter<br />

und / oder Lebensmitteldiscounter (z.T. mit Konkurrenzsituation),<br />

Lebensmittelfachgeschäfte und Lebensmittelhandwerksbetriebe.<br />

Darüber hinaus umfasst das Handelsangebot Warengruppen des mit-<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

83


Supermarkt (= Lebensmittelmarkt)<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

tel- und langfristigen Bedarfs, jedoch z.T. in geringer Tiefe und Breite.<br />

Darüber hinaus sind zentrentypische Dienstleistungen (z.B. Bank, Versicherungsbüro,<br />

Post, Friseur, Reisebüro, Ärzte, Gastronomie) vorhanden.<br />

Verkaufsfläche mind. 400 qm – max. 1.500 qm, Nahrungs- und Genussmittel<br />

einschl. Frischwaren und ergänzend Waren des täglichen<br />

und kurzfristigen Bedarfs, vorwiegend Selbstbedienung.<br />

Umsatzkennziffer Umsatzkennziffern bringen die regionale Verteilung der Einzelhandelsumsätze<br />

in Deutschland zum Ausdruck. Berechnungsgrundlage ist<br />

die Umsatzsteuerstatistik, wobei diese regional bereinigt werden muss.<br />

Der Umsatz in DM gibt den gesamten im jeweiligen Gebiet getätigten<br />

Einzelhandelsumsatz an. Der Umsatz pro Kopf gibt einen Durchschnittsbetrag<br />

des Einzelhandelsumsatzes für jeden Einwohner des<br />

Gebietes an.<br />

Die Umsatzkennziffer pro Kopf stellt somit die prozentuale Abweichung<br />

des Pro-Kopf-Umsatzes vom Durchschnitt der Bundesrepublik<br />

(Indexwert = 100) dar. Abweichungen über den Basiswert deuten auf<br />

einen umsatzstärkeren Einzelhandel im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt<br />

hin bzw. eine Abweichung unterhalb des Basiswertes deutet<br />

auf vergleichsweise niedrigere Umsätze im Einzelhandel in der untersuchten<br />

Region hin, und kann somit Hinweise auf die Attraktivität<br />

einer Stadt als Einzelhandelsstandort geben.<br />

Verbrauchermarkt Großflächiger Einzelhandelsbetrieb, Verkaufsfläche 1.500 – 3.000 qm,<br />

breites und tiefes Sortiment an Nahrungs- und Genussmitteln und an<br />

Ge- und Verbrauchsgütern des kurz- und mittelfristigen Bedarfs, überwiegend<br />

Selbstbedienung, häufig Dauerniedrigpreispolitik oder Sonderangebotspolitik,<br />

Standort meist autokundenorientiert.<br />

Verkaufsfläche Gemäß des aktuellen Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 24.<br />

November 2005 (BVerwG 4 C 10.04) sind in die Verkaufsfläche eines<br />

Einzelhandelsbetriebes auch Thekenbereiche, die vom Kunden nicht<br />

betreten werden können, die Vorkassenzone sowie ein ggf. vorhandener<br />

Windfang einzubeziehen. Ohnehin gilt die Definition, dass Verkaufsfläche<br />

diejenige Fläche ist, die dem Verkauf dient einschließlich<br />

der Gänge, Treppen in den Verkaufsräumen, Standflächen für Einrichtungsgegenstände,<br />

Kassenzonen, Schaufenster, und sonstige Flächen,<br />

soweit sie dem Kunden zugänglich sind, sowie Freiverkaufsflächen,<br />

soweit sie nicht nur vorübergehend genutzt werden (vgl. auch Einzelhandelserlass<br />

des Landes NRW).<br />

Verkaufsflächenausstattung<br />

je Einwohner<br />

Zentraler Versorgungsbereich<br />

Das Verhältnis der einzelhandelsrelevanten bzw. fachmarktspezifischen<br />

Verkaufsfläche bezogen auf die jeweilige Einwohnerzahl ist ein<br />

quantitativer Versorgungsindikator für den Ausstattungsstandard des<br />

jeweiligen Untersuchungsgebietes.<br />

Ein zentraler Versorgungsbereich ist ein (im Sinne des § 34 (3) BauGB)<br />

schützenswerter Bereich, der sich aus planerischen Festlegungen (Bauleitplänen,<br />

Raumordnungsplänen), raumordnerischen und oder städtebaulichen<br />

Konzeptionen sowie tatsächlichen, örtlichen Verhältnissen<br />

ergibt.<br />

Innerhalb einer Kommune kann es mehr als nur einen zentralen Versorgungsbereich<br />

geben (innerstädtisches Hauptzentrum sowie Stadtteil-/Neben<br />

oder Nahversorgungszentren). Daneben muss ein zentraler<br />

Versorgungsbereich zum Betrachtungszeitraum noch nicht vollstän-<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

84


Zentrenrelevante<br />

Sortimente<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

dig entwickelt sein, wobei eine entsprechende, eindeutige Planungskonzeption<br />

(zum Genehmigungszeitpunkt eines Vorhabens) vorliegen<br />

muss. Im Gegensatz z.B. zu einem Einkaufszentrum definiert sich der<br />

zentrale Versorgungsbereich über seine Multifunktionalität (Mischung<br />

aus Einzelhandel, Dienstleistungen, Kultur, Freizeit, Verwaltung etc.)<br />

Die Abgrenzung eines zentralen Versorgungsbereiches ist unter städtebaulichen<br />

und funktionalen Gesichtpunkten vorzunehmen. Dabei<br />

kann ein zentraler Versorgungsbereich über die Grenzen des Hauptgeschäftsbereiches<br />

hinausgehen und muss nicht zwingend mit einer<br />

Kerngebietsausweisung (in Bebauungsplänen) übereinstimmen. Wesentliche<br />

Abgrenzungskriterien sind:<br />

Funktionale Kriterien: Handelsdichte, Passantenfrequenz, Kundenorientierung<br />

der Anbieter (Autokunden, Fußgänger), Multifunktionalität<br />

(Dienstleistungen, Handel, Gastronomie).<br />

Städtebauliche Kriterien: Bebauungsstruktur, Gestaltung und Dimensionierung<br />

der Verkehrsstruktur, Barrieren (Straße, Bahnlinie etc.), Gestaltung<br />

öffentlicher Raum (Pflasterung, Begrünung etc.) und Ladengestaltung<br />

–präsentation.<br />

Zentrenrelevante Warengruppen zeichnen sich durch Besucherfrequenzerzeugung,<br />

Integrationsfähigkeit, Einzelhandelszentralität,<br />

Kopplungsaffinität und Transportfähigkeit (Handtaschensortimente)<br />

aus. Sie sind abzugrenzen von nahversorgungsrelevanten und nicht<br />

zentrenrelevanten Sortimenten.<br />

Für den zentrenbezogenen Einzelhandel besitzen Warensortimente mit<br />

Zentrenrelevanz eine hohe Bedeutung, die mit zunehmender Sortimentsüberschneidung<br />

der an den nicht-integrierten Standorten geführten<br />

Warensortimente geschwächt werden kann. Insbesondere Betriebe,<br />

die an dezentralen bzw. städtebaulich nicht-integrierten Standorten<br />

angesiedelt werden, können durch das Angebot von zentrenrelevanten<br />

Sortimenten, d.h. durch Angebotsüberschneidungen bei<br />

gleichzeitig wesentlich günstigeren Wettbewerbsbedingungen (Standortvorteile<br />

u. a. aufgrund günstiger Miet- bzw. Grundstückspreise; geringen<br />

Betriebs- und Personalkosten, besserer (Pkw-) Erreichbarkeit;<br />

kostenfreiem Parken), zu einem Bedeutungsverlust der Innenstädte<br />

und Stadtteilzentren beitragen. Die von zentrenrelevanten Sortimenten<br />

ausgehenden Gefährdungspotentiale für gewachsene Zentren sind<br />

zudem abhängig von der Größe und der zentralörtlichen Bedeutung<br />

der Kommune (z.B. kann der Lebensmitteleinzelhandel in Grundzentren<br />

- angesichts der daraus resultierenden Kundenfrequenz, von denen<br />

auch Anbieter in anderen Branchen profitieren - durchaus zentrentragend<br />

sein).<br />

Im Hinblick auf die Verwendung von Sortimentslisten als räumliches<br />

Steuerungsinstrument (Bauleitplanung) zur Sicherung städtebaulicher<br />

Ziele ist eine einzelfallbezogene bzw. stadtspezifische Konkretisierung<br />

notwendig (z.B. in Form von Positiv-, Negativlisten).<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

85


11 Verzeichnisse<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Abbildung 1: Untersuchungsaufbau 17<br />

Abbildung 2: Lage im Raum 19<br />

Abbildung 3: Siedlungsstruktur der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> 21<br />

Abbildung 4: Verkaufsflächenausstattung in m² nach Hauptwarengruppen 24<br />

Abbildung 5: Standorte des großflächigen und größeren Einzelhandels im Ortsteil <strong>Uedem</strong>, 2005 25<br />

Abbildung 6: Fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelmärkten 27<br />

Abbildung 7: Abgrenzung des Hauptgeschäftsbereichs 29<br />

Abbildung 8: Markt und Mosterstraße 32<br />

Abbildung 9: Standort Plus 33<br />

Abbildung 10: Standort Edeka 33<br />

Abbildung 11: Gewerbegebiet 34<br />

Abbildung 12: Verflechtungsbereiche des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels 36<br />

Abbildung 13: Kaufkraftbindung und -abflussquoten in % 38<br />

Abbildung 14: Monetäre Kaufkraftbindungen und –abflüsse (in Mio. Euro) 41<br />

Abbildung 15: Welche Sortimente fehlen Ihrer Meinung nach in <strong>Uedem</strong>? 45<br />

Abbildung 16: Wodurch könnte die Innenstadt von <strong>Uedem</strong> attraktiver werden? 46<br />

Abbildung 17: Potenzialflächen in <strong>Uedem</strong> 52<br />

Abbildung 18: Szenario 1: „Freies Spiel der Kräfte“ 53<br />

Abbildung 19: Szenario 2: „Optimale Einzelhandelsstruktur“ 55<br />

Abbildung 20: Szenario 3: „Steuerung der Einzelhandelsentwicklung“ 56<br />

Abbildung 21: zentraler Versorgungsbereich 61<br />

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86


Tabellenverzeichnis<br />

Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhandel der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong><br />

Tabelle 1: Erhebungseinheiten in <strong>Uedem</strong> 11<br />

Tabelle 2: Branchenschlüssel zur Unternehmenserhebung in <strong>Uedem</strong> 11<br />

Tabelle 3: Struktur der Haushaltsbefragung 14<br />

Tabelle 4: Alter der Befragten Geschlecht der Befragten 14<br />

Tabelle 5: Teilnehmer der Arbeitskreissitzungen 18<br />

Tabelle 6: Kaufkraft im regionalen Vergleich 20<br />

Tabelle 7: Anzahl der Einzelhandelsbetriebe und Verkaufsfläche nach Erhebungseinheiten 23<br />

Tabelle 8: Angebotssituation im Hauptgeschäftsbereich von <strong>Uedem</strong>, 2005 31<br />

Tabelle 9: Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Uedem</strong> 2005 40<br />

Tabelle 10: Umsätze und Zentralitäten des <strong>Uedem</strong>er Einzelhandels, branchenspezifisch 43<br />

Tabelle 11: Rechnerische Verkaufsflächenpotenziale in m² differenziert nach Warengruppen 50<br />

Tabelle 12: <strong>Uedem</strong>er Sortimentsliste 65<br />

Junker und Kruse Stadtforschung � Planung, Dortmund<br />

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