Handlungsbedarf im Schadenmanagement: Betrugsprüfung, Begut ...
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<strong>Handlungsbedarf</strong> <strong>im</strong> <strong>Schadenmanagement</strong>: <strong>Betrugsprüfung</strong>, <strong>Begut</strong>achtung<br />
und IT auf dem Prüfstand<br />
von Andreas Achner, Vorstand der PPI AG, und Uwe Sasse, Unit Manager Consulting<br />
Versicherungen der PPI AG<br />
Deutsche Versicherer sind unzufrieden mit ihrem <strong>Schadenmanagement</strong>: Nur bei jedem sechs-<br />
ten Unternehmen funktionieren die Prozesse zur Bearbeitung von Schadensmeldungen rei-<br />
bungslos. Dabei gilt ein effizientes <strong>Schadenmanagement</strong> für mehr als 90 Prozent der Versiche-<br />
rungsmitarbeiter als entscheidendes Kundenbindungsinstrument. Viele Assekuranzen sehen<br />
daher <strong>Handlungsbedarf</strong>. Insbesondere in den Bereichen <strong>Begut</strong>achtung und <strong>Betrugsprüfung</strong><br />
sowie bei der zur Schadensregulierung verwendeten Software gibt es Verbesserungspotenzia-<br />
le. Dies ergab die Studie „Stau-Atlas: Schaden- und Unfallmanagement“ des Consulting-<br />
Unternehmens PPI AG in Zusammenarbeit mit dem IMWF Institut für Management- und Wirt-<br />
schaftsforschung.<br />
Die zügige und problemlose Abwicklung von Schadensmeldungen entscheidet über das Ansehen ei-<br />
ner Versicherung: Für 73 Prozent der Deutschen gehört dies zu den wichtigsten Kriterien bei der Aus-<br />
wahl einer Assekuranz. Ein effektives <strong>Schadenmanagement</strong> ist damit deutlich wichtiger für Reputation<br />
und Kundenbindung als beispielsweise besonders günstige Prämien. Zum Vergleich: Der Preis spielt<br />
nicht einmal für die Hälfte der deutschen Versicherungsnehmer die ausschlaggebende Rolle. Lieber<br />
zahlen die Kunden höhere Beiträge, erwarten dafür jedoch auch zügige Hilfe <strong>im</strong> Schadensfall.<br />
Probleme bei <strong>Begut</strong>achtung und <strong>Betrugsprüfung</strong><br />
Diese schnelle und einfache Dienstleistung kann jedoch nicht jeder Anbieter garantieren. Verbesse-<br />
rungsbedarf sehen Versicherungsmitarbeiter und -vermittler insbesondere bei den Arbeitsschritten, die<br />
sich mit standardisierten Vorgehensweisen unzureichend abbilden lassen. So sieht beispielsweise je-<br />
der fünfte Befragte Schwierigkeiten bei der individuellen <strong>Begut</strong>achtung eines Schadens und der Regu-<br />
lierung. Die <strong>Betrugsprüfung</strong> hält sogar annähernd ein Drittel der Befragten für verbesserungsbedürftig.<br />
Mit den Prozessen bei Schadensmeldung, Deckungsprüfung und abschließender Leistung sind die<br />
Befragten dagegen weitgehend zufrieden.<br />
IT ohne Medienbruch<br />
Ein große Herausforderung bei der effizienten Schadensregulierung sind die vielfach historisch ge-<br />
wachsenen Bearbeitungssysteme. Drei von vier Versicherungen haben keine Möglichkeit, einen<br />
Schadensfall mit ihrer IT von der Meldung bis zur Abwicklung ohne Medienbrüche zu bearbeiten. Da-<br />
bei liegen die Vorteile einer vernetzten Infrastruktur auf der Hand: Im System ist stets der aktuelle Be-<br />
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arbeitungsstand hinterlegt, so dass ein Kunde auf Anfrage sofort eine kompetente, informierte Antwort<br />
erhalten kann. Auch doppelte Datenbestände in verschiedenen Abteilungen werden überflüssig. Zu-<br />
dem entfällt die Bearbeitungszeit für die Rückübertragung neuer Entwicklungen ins Hauptsystem,<br />
wenn jeder Arbeitsschritt von vornherein dort eingepflegt wurde und nicht in einem Parallelsystem, das<br />
nur für einzelne Unterprozesse benötigt wird.<br />
Vermeiden lassen sich solche Quellen für Fehler und Verzögerung durch eine elektronische Scha-<br />
densakte: In einem solchen System wird der Schadensfall von Beginn an in einem einheitlichen EDV-<br />
System erfasst. Alle Dokumente, die mit dem Fall in Zusammenhang stehen, werden mit dem Haupt-<br />
eintrag verknüpft: So haben alle Bearbeiter jederzeit Zugriff auf relevante Gutachten, Fotos oder<br />
Schriftsätze. Verzögerungen durch fehlende Anlagen oder Transporte entfallen.<br />
Bei vielen Versicherungen ist eine solche integrierte <strong>Schadenmanagement</strong>lösung aber von der Reali-<br />
tät noch weit entfernt. Branchenkenner schätzen, dass beispielsweise in der Kompositversicherung<br />
noch 75 Prozent der Schäden anhand von Papierakten bearbeitet werden.<br />
Günstige und schnellere Bearbeitung durch Outsourcing<br />
Der Verzicht auf moderne IT fällt besonders dann ins Gewicht, wenn externer Sachverstand benötigt<br />
wird, etwa für die Schadensbegutachtung. Der Versand der Informationen an unabhängige<br />
Dienstleister dauert tendenziell noch länger als innerhalb des eigenen Hauses, wenn keine modernen<br />
Kommunikationsmittel eingesetzt werden.<br />
Dennoch überwiegen die Vorteile solcher Kooperationen deutlich: Insbesondere bei der Senkung der<br />
Fixkosten bewährt es sich, Teile der Schadensbearbeitung auszulagern. Kommt es beispielsweise in<br />
Folge saisonaler Einflüsse – wie einem Wintereinbruch in der Kfz-Versicherung – zu einem unerwarte-<br />
ten Anstieg an Schadensfällen, so kann dieser zusätzliche Aufwand bedarfsgerecht vom Outsourcing-<br />
Partner aufgefangen werden. Das Versicherungsunternehmen selber muss für solche Fälle keine<br />
Überkapazitäten vorhalten und kann eine schlankere Struktur bewahren.<br />
Darüber hinaus arbeiten die externen Sachverständigen nicht nur wirtschaftlicher, sondern in vielen<br />
Fällen auch professioneller: Sie haben gegenüber den Versicherungsmitarbeitern den Vorteil, dass sie<br />
sich auf ein konkretes Aufgabengebiet spezialisieren können. So erreichen sie eine höhere Qualität<br />
und effizientere Routine als Mitarbeiter, die für eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsschritte verant-<br />
wortlich sind.<br />
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Diese Vorteile haben viele Assekuranzen erkannt. Jedes dritte Haus nutzt bereits Outsourcing, um die<br />
Schadensbearbeitung professioneller und günstiger zu gestalten. Besonders etabliert hat sich dabei<br />
die Verpflichtung externer Schadensgutachter: Annähernd zwei Drittel der Versicherungen, die Out-<br />
sourcing betreiben, arbeiten mit externen Gutachtern zusammen. Schadensmeldung, Deckungsprü-<br />
fung und später die Leistung werden in den meisten Fällen <strong>im</strong> Haus selbst abgewickelt. Bei der Regu-<br />
lierung und <strong>Betrugsprüfung</strong> ist das Outsourcing dagegen stärker akzeptiert: Drei von zehn Versiche-<br />
rungen die Aufgaben auslagern, entscheiden sich für eine externe <strong>Betrugsprüfung</strong>.<br />
Outsourcing-Anteil <strong>im</strong> <strong>Schadenmanagement</strong><br />
Meldung des Schadens<br />
Anlage/Deckungsprüfung<br />
<strong>Begut</strong>achtung/Prüfung des Schadens<br />
<strong>Betrugsprüfung</strong><br />
Regulierung<br />
Schadenbegleichung/-ablehnung<br />
18%<br />
18%<br />
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20%<br />
29%<br />
30%<br />
63%<br />
-80% N=145; Mehrfachnennungen -55% -30% möglich -5% 20% 45% 70% © PPI AG<br />
Insbesondere bei Gutachtertätigkeiten ist Outsourcing mittlerweile Standard.<br />
Willkommener Nebeneffekt: Verbesserte <strong>Betrugsprüfung</strong> senkt Kosten<br />
Ein positiver Nebeneffekt der integrierten IT in Kombination mit qualifizierten Outsourcing-Partnern ist<br />
die verbesserte Aufdeckungsquote bei Versicherungsbetrügen. Investitionen in diesen Bereich sind<br />
nach Auffassung deutscher Versicherungsmanager überfällig: Jeder dritte Befragte sieht hier Verbes-<br />
serungsbedarf. Kein anderer Prozessschritt erhält so schlechte Noten.<br />
Die Schaffung einer einheitlichen digitalen Infrastruktur eröffnet dabei völlig neue Möglichkeiten, um<br />
Betrugsversuche abzuwehren: Mit modernen Data Mining-Ansätzen kann jeder eingehende Scha-<br />
densfall auf Unregelmäßigkeiten überprüft werden. Liegt die Betrugswahrscheinlichkeit oberhalb eines<br />
vorab festgelegten Schwellenwertes, wird der Fall automatisch an einen internen oder externen Gut-<br />
achter zur Überprüfung weitergegeben.
Auf diese Weise kommen auch Betrugsfälle ans Licht, die vorher durchs Raster gefallen sind, weil<br />
beispielsweise die Prüfung erst ab einer gewissen Schadenshöhe wirtschaftlich sinnvoll erschien.<br />
Durch die erhöhte Aufdeckungschance können nun auch zahlreiche kleinere Betrugsversuche in wirt-<br />
schaftlicher Weise aufgedeckt werden. Damit hilft die Digitalisierung der Schadensabwicklung nicht<br />
nur dem einzelnen Versicherten durch schnellere Bearbeitung, sondern kommt der Versichertenge-<br />
meinschaft insgesamt zugute, indem unbegründete Ansprüche abgewehrt werden. In der Summe geht<br />
es hierbei um beträchtliche Ausgabenposten: Experten schätzen, dass beispielsweise in der Kfz-<br />
Haftpflicht bei jedem zehnten Schadensfall manipuliert wird.<br />
Regulierung durch Assistance-Leistungen<br />
Auch in der Schadensregulierung arbeiten <strong>im</strong>mer mehr Versicherer mit externen Partnern zusammen.<br />
Der Grund hierfür liegt in der wachsenden Popularität von Assistance-Leistungen: Als Kundenbin-<br />
dungsmaßnahme stellen Versicherer nicht nur die vertragliche vereinbarte Geldsumme bereit, son-<br />
dern unterstützen ihre Kunden mit Dienstleistungen. Für die Kunden vereinfacht und beschleunigt dies<br />
die Abwicklung. Die Versicherer hingegen können die entsprechende Dienstleistung oft günstiger ein-<br />
kaufen. Bereits seit längerem etabliert sind beispielsweise die Bereitstellung eines Leihwagens wäh-<br />
rend einer Fahrzeugreparatur oder juristischer Beistand gegen Haftungsforderungen. Zwei von fünf<br />
Versicherungen bieten diese Dienste an. Die Bandbreite der angebotenen Leistungen geht allerdings<br />
weit darüber hinaus: Zu den Assistance-Leistungen gehören so unterschiedliche Angebote wie psy-<br />
chologische Betreuung, ein Handwerker-Service oder die Unterbringung von Haustieren.<br />
Entwicklung <strong>im</strong> Einklang mit Kundenwünschen<br />
Durch eine leistungsfähige IT und gut konzipiertes Outsourcing erschließen sich den Assekuranzen<br />
neue Möglichkeiten, ihre Dienstleistung <strong>im</strong> Kundensinn zu opt<strong>im</strong>ieren und gleichzeitig langfristig ren-<br />
tabler zu arbeiten. Von den Wünschen ihrer Kunden haben die befragten Versicherungsentscheider<br />
dabei klare Vorstellungen: Als wichtigste Verbesserung gilt eine großzügigere und kulantere Scha-<br />
densregulierung, dicht gefolgt von einer schnelleren Abwicklung. Mehr als die Hälfte der Antworten<br />
entfallen auf diese beiden Punkte. Auf dem dritten Rang folgen günstigere Beiträge. Jeder fünfte Be-<br />
fragte sieht hierin den Königsweg zum zufriedeneren Kunden. Andere Maßnahmen gelten als kaum<br />
erfolgsträchtig: Lediglich die bessere Hotline-Erreichbarkeit bringst es noch auf acht Prozent der Nen-<br />
nungen, alle anderen Ansätze erreichen nicht einmal fünf Prozent.<br />
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Top 5 der Kundenwünsche ans <strong>Schadenmanagement</strong><br />
Großzügigere und kulantere Schadensregulierung<br />
(Einschätzung der Versicherungsmanager)<br />
schnellere Bearbeitung der Fälle<br />
günstigere Beiträge<br />
bessere Erreichbarkeit der Hotline<br />
individuelle Angebote<br />
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Kulanz bei der Schadensregelung gilt als wichtigster Kundenwunsch.<br />
Mit kulanter Schadensregelung, schneller Abwicklung und günstigeren Beiträgen stehen somit genau<br />
diejenigen Ziele an der Spitze der Wunschliste, die durch konsequente IT-Integration und kluges Out-<br />
sourcing erfüllt werden können: Eine zentrale <strong>Schadenmanagement</strong>-Software setzt nicht nur Kapazitä-<br />
ten frei, die zur schnelleren Bearbeitung genutzt werden können. Sie ermöglicht zudem Kosteneinspa-<br />
rungen, die an die Kunden weiter gereicht werden können oder mehr Spielraum für Kulanz schaffen.<br />
Ebenso können die Einsparungen durch eine effektivere <strong>Betrugsprüfung</strong> und bedarfsgerechtes Out-<br />
sourcing für diese Zwecke eingesetzt werden. Investitionen in diesen Bereichen helfen den Gesell-<br />
schaften daher, sich langfristig kundenfreundlicher aufzustellen.<br />
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4%<br />
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