Obernsees - Geschichte des Ortes an der Grenze ... - Mistelgau
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Walter Tausendpfund:<br />
<strong>Obernsees</strong> - <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Grenze</strong> zwischen<br />
dem Bistum Bamberg und <strong>der</strong> Zollerschen Herrschaft<br />
Der Ortsname "<strong>Obernsees</strong>" leitet sich<br />
von dem mittelhochdeutschen Wort "gesaezze"<br />
ab und bedeutet so viel wie<br />
"Wohnsitz", also hier "oberer Wohnsitz".<br />
Der Ort mit ca. 700 Einwohnern liegt<br />
rund 380 m über dem Meer am Bußbach,<br />
<strong>der</strong> unterhalb <strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> in die Truppach<br />
fließt, die von Osten her kommt.Das heutige<br />
Wappen <strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> enthält einen<br />
Salzkübel und gekreuzte Pilgerstäbe,<br />
die auf die Kapelle St. Rupert mit <strong>der</strong> Mineralquelle<br />
und die Pfarrkirche St. Jakob<br />
hinweisen. Über beiden Zeichen sitzt die<br />
Rose <strong>der</strong> Familie von und zu Aufseß, die<br />
hier die bedeutendsten Grundherren seit<br />
dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t waren. Die im Wappen<br />
enthaltenen Farben Silber und<br />
Schwarz deuten auf die frühere Zugehörigkeit<br />
zur Markgrafschaft Bayreuth<br />
hin.<br />
Missionsauftrag<br />
Dieser "Sitz" dürfte in erster Linie von Beamten<br />
<strong>des</strong> im Jahre 1007 gegründeten<br />
Bistums Bamberg genutzt worden sein.<br />
Diesem oblag wohl hier die Aufgabe, die<br />
in dieses Gebiet von Osten her eingesickerten<br />
slawischen Bevölkerungsteile<br />
dem noch schwach entwickelten Christentum<br />
zuzuführen.Hierzu war sicherlich<br />
das Archidiakonat Hollfeld als obere Inst<strong>an</strong>z<br />
beauftragt, zu dem das Diakonat<br />
<strong>Obernsees</strong> gehörte.<br />
Anfänge politischer Herrschaft<br />
Maßgebliches Adelshaus in dieser frühen<br />
Zeit waren die Mer<strong>an</strong>ier, von denen<br />
zwischen 1177 bis 1248 drei Angehörige<br />
auf dem Bischofsstuhl von Bamberg saßen.<br />
In dieser Ära wird im Jahre 1180<br />
Heinrich von Oberngesaezze erwähnt,<br />
<strong>der</strong> sicherlich Ministeriale <strong>des</strong> Bischofs<br />
von Bamberg war.<br />
Das Erlöschen <strong>der</strong> Mer<strong>an</strong>ier im M<strong>an</strong>nesstamme<br />
im Jahre 1248 löste in Fr<strong>an</strong>ken<br />
erbitterte Erbstreitigkeiten aus, in die<br />
u.a. die Burggrafen von Nürnberg, die<br />
Grafen von Orlamünde und auch <strong>der</strong> Bischof<br />
von Bamberg verwickelt waren. An<br />
die Seite <strong>des</strong> letzteren schlug sich auch<br />
Joh<strong>an</strong>n, L<strong>an</strong>dgraf von Leuchtenberg.<br />
Im Jahre 1393 fiel <strong>Obernsees</strong> sowohl<br />
bezüglich <strong>des</strong> Einsetzungsrechtes <strong>des</strong><br />
Die St. Rupert-Kapelle bei <strong>Obernsees</strong> Photo: Kirchen-Archiv<br />
Titelbild: „Dorfmusik<strong>an</strong>ten“ vor <strong>der</strong> Silhouette von <strong>Obernsees</strong> Farbradierung von Fritz Föttinger (1988)<br />
1
Pfarrherrn als auch in lehensrechtlicher<br />
Hinsicht <strong>an</strong> die Burggrafen von Nürnberg<br />
und <strong>der</strong>en Erben. Damit war die Ortschaft<br />
nun ein richtiger Grenzort geworden.<br />
Es ist nicht mehr bek<strong>an</strong>nt, ob schon<br />
in damaliger Zeit <strong>Obernsees</strong> das Marktrecht<br />
verliehen und <strong>der</strong> Ort zu einem kleinen<br />
Mittelpunkt <strong>des</strong> H<strong>an</strong>dwerks in einem<br />
bäuerlichen Umfeld wurde. Es wäre aber<br />
denkbar, da so einem Abfluß <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong><br />
Vorschub geleistet werden konnte. Jedenfalls<br />
hatten die Sonntagmärkte in<br />
<strong>Obernsees</strong> eine beachtliche wirtschaftliche<br />
Bedeutung für die hiesige Bevölkerung.<br />
Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en spielte <strong>der</strong> Wallfahrtsbetrieb<br />
zur nahegelegenen Rupert-<br />
Kapelle eine nicht unwesentliche Rolle.<br />
Wallfahrtskirche: St. Rupert<br />
Unweit östlich <strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> <strong>Obernsees</strong> liegt<br />
die Kapelle, die heute dem heiligen Rupert,<br />
dem Stammheiligen <strong>der</strong> Baiern, geweiht<br />
ist. Beson<strong>der</strong>s auffallend ist <strong>der</strong><br />
mark<strong>an</strong>te hohe Turm, <strong>der</strong> aber heute<br />
durch mächtige Linden etwas verdeckt<br />
wird.<br />
Doch <strong>der</strong> Platz dieser Kapelle, <strong>der</strong> <strong>an</strong><br />
einer Straßengabelung liegt und von<br />
einer alten Friedhofsmauer umgeben<br />
ist, gilt als ein uralter Kultort; die Heilwirkung<br />
<strong>der</strong> unweit <strong>der</strong> Kapelle entspringenden<br />
mineralhaltigen Quelle ist<br />
schon seit urdenklichen Zeiten erwiesen.<br />
Heute allerdings muss vor dem<br />
Genuss lei<strong>der</strong> ausdrücklich gewarnt<br />
werden.<br />
Der mündlichen Überlieferung nach soll<br />
die erste Rupert-Kapelle im Jahre 1080<br />
von Bischof Rupert von Bamberg erbaut<br />
worden sein.<br />
Von den Sagen um diese Kapelle haben<br />
sich zwei Versionen erhalten: Nach <strong>der</strong><br />
einen Überlieferung soll ein Bauersm<strong>an</strong>n<br />
die Quelle mit seinem 12jährigen<br />
Sohn aufgesucht haben, da dieser zu<br />
erblinden drohte. Als Opfergabe wollte<br />
<strong>der</strong> Bauer einen Ochsen stiften. Als<br />
unweit <strong>der</strong> Kirche <strong>der</strong> Sohn ausrief:<br />
2<br />
"Vater, ich sehe ja, ist denn das nicht<br />
das Kappala?" Darauf hin verzichtete<br />
<strong>der</strong> Vater auf das Opfer und zog wie<strong>der</strong><br />
heim. Doch am nächsten Morgen war<br />
<strong>der</strong> Sohn wie<strong>der</strong> blind und blieb es zeitlebens.<br />
Nach <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>gabe soll zur<br />
Zeit <strong>der</strong> Einführung <strong>des</strong> Christentums<br />
ein Priester nach <strong>Obernsees</strong> gekommen<br />
sein, <strong>der</strong> bei einer armen Bauersfamilie<br />
einzog, <strong>des</strong>sen Tochter Ruppertha hieß.<br />
Die Heiden trachteten aber dem Gottesm<strong>an</strong>n<br />
nach dem Leben. Doch ein<br />
Wun<strong>der</strong> half ihm und er unterrichtete<br />
Ruppertha in den Geheimnissen <strong>der</strong><br />
wun<strong>der</strong>tätigen Pfl<strong>an</strong>zen. Im Traum erschien<br />
nun einmal dieser Ruppertha ein<br />
Engel und riet ihr, bei <strong>der</strong> Stelle,<br />
wo heute die Rupert-Kapelle steht, nach<br />
einer Quelle zu graben, die d<strong>an</strong>n<br />
wun<strong>der</strong>tätig wäre. Das Mädchen gehorchte,<br />
stieß auf Wasser und heilte<br />
damit einen glaubensstarken gelähmten<br />
M<strong>an</strong>n.<br />
Ruppertha soll nach ihrem Tode neben<br />
<strong>der</strong> später erbauten Kapelle begraben<br />
worden sein, weshalb die Kirche eigentlich<br />
ihren Namen trägt.<br />
Die heutige Kirche erhielt ihr spätgotisches<br />
Aussehen im Jahre 1479. Die<br />
Altäre aus dieser Zeit sind erhalten<br />
geblieben. Auf dem Hochaltar befindet<br />
sich ein Kruzifix, von dem sich abergläubische<br />
Verehrer Späne für Amulette<br />
abgeschnitten haben, die bei<br />
Wagnissen <strong>des</strong> Lebens wie Heirat,<br />
l<strong>an</strong>gen Reisen o<strong>der</strong> Kriegszügen helfen<br />
sollten.<br />
Die Rolle von <strong>Obernsees</strong> im Mittelalter<br />
Die <strong>Geschichte</strong> dieses Grenzortes in<br />
mittelalterlicher Zeit ist noch nicht so<br />
genau erforscht und gilt noch als wenig<br />
spektakulär.<br />
Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzungen zwischen rivalisierenden<br />
Grundherren werden nicht<br />
selten gewesen sein; auffallend ist,<br />
dass sich unterschiedliche Adelshäuser<br />
hier <strong>an</strong>gesiedelt haben und zw<strong>an</strong>gsläufig<br />
zu einer lehensrechtlichen Zersplitterung<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung beitrugen.<br />
So finden sich hier durch die Zeiten<br />
auf engstem Raum neben <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
markgräfliche aufseßische (Schloß<br />
Truppach und Mengersdorf), Egloffsteiner,<br />
pozlingersche, schlammersdorfische<br />
(Schloss Pl<strong>an</strong>kenfels) und Adlitzer<br />
(auch Rabensteiner) Untert<strong>an</strong>en.<br />
Schiedssprüche sorgten wohl für äußeren<br />
Frieden.<br />
Viele Geländenamen unterstreichen<br />
aber diese Grenzlage: Drei Kilometer<br />
westlich von <strong>Obernsees</strong> liegt Schnakenwöhr,<br />
nordöstlich davon <strong>der</strong> Wachstein<br />
und <strong>der</strong> Mahnstein (ahd. mahal =<br />
Gerichtsstätte); <strong>der</strong> Weg dorthin führt<br />
über das Flurstück "die <strong>Grenze</strong>". Nördlich<br />
<strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> liegen die Burgleite und<br />
<strong>der</strong> Burgstall, östlich die obere und<br />
untere Sorg. In unmittelbarer Nähe <strong>des</strong><br />
Altar und Innenraum von St. Jakob
Dorfes heißt eine Wiese <strong>der</strong> "Wolfsgalgen".<br />
Die Burg auf <strong>der</strong> Burgleite (950 m vom<br />
Ort entfernt) bef<strong>an</strong>d sich auf einem<br />
hufeisenförmigen Eisens<strong>an</strong>dsteinsporn<br />
und war durch zwei Gräben gut gesichert.<br />
Hier hatten im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
die Pozlinger ihren Sitz. Im Jahre 1594<br />
ging das Gut für 525 Gulden <strong>an</strong> die<br />
Markgrafen über, die es d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> die<br />
Aufseßer weiterverliehen. Die Gemahlin<br />
<strong>des</strong> Siegmund von Aufseß vermachte<br />
<strong>der</strong> Kirche von <strong>Obernsees</strong> einige<br />
Pfründe; sie liegt auch in <strong>der</strong> Kirche<br />
begraben.<br />
Die Zerrissenheit prägte die geschichtliche<br />
Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> über viele<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te.<br />
Dreißigjähriger Krieg<br />
Die zunächst im Konfessionsstreit noch<br />
unentschiedene Haltung <strong>der</strong> zollerschen<br />
Markgrafen gegenüber <strong>der</strong> Lehre<br />
Luthers löste auch bei <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
unterschiedliche Reaktionen aus. Während<br />
Kasimir bis 1527 eher <strong>der</strong> lutherischen<br />
Lehre zuneigte und somit sich<br />
<strong>der</strong>en Anhänger bestärkt fühlten, bek<strong>an</strong>nte<br />
sich nach <strong>des</strong>sen Tod sein<br />
Bru<strong>der</strong> Georg - nach 1528 - eher wie<strong>der</strong><br />
zur katholischen.<br />
In <strong>Obernsees</strong> gab es infolge dieser<br />
W<strong>an</strong>kelmütigkeit zu dieser Zeit drei religiöse<br />
Gruppen: die einen neigten zum<br />
Katholizismus und somit eher zum<br />
Bischof von Bamberg, die zweite war<br />
lutherisch, die dritte Gruppe schließlich<br />
best<strong>an</strong>d aus Wie<strong>der</strong>täufern. Erst 1538<br />
scheint unter Pfarrer Wilhelm Held die<br />
vollständige Durchsetzung <strong>des</strong> reformatorischen<br />
Glaubensgutes gelungen zu<br />
sein.<br />
Der Markgraf Christi<strong>an</strong> wollte zunächst<br />
die religiösen Streitigkeiten am Beginn<br />
<strong>des</strong> Dreißigjährigen Krieges aus seinem<br />
L<strong>an</strong>de fernhalten, doch 1631<br />
schloß er sich dem schwedischen<br />
König Gustav Adolf <strong>an</strong>. Nun nahmen<br />
auch die Gewalttätigkeiten in <strong>der</strong> Mark-<br />
grafschaft erheblich zu. Ein Großteil <strong>der</strong><br />
Bevölkerung entschied sich <strong>an</strong>gesichts<br />
durchziehen<strong>der</strong> Soldaten und damit<br />
verbundener Bedrohungen bald zur<br />
Flucht.<br />
Dorfbr<strong>an</strong>d von 1666<br />
Beson<strong>der</strong>s schwerer Schaden entst<strong>an</strong>d<br />
in <strong>Obernsees</strong> erst 1666, als das Pfarrhaus<br />
und damit wichtige archivarische<br />
Quellen verbr<strong>an</strong>nten. Pfarrer<br />
Braun schreibt zu diesem für die<br />
Geschichtsforschung schmerzlichen<br />
Verlust 1770 <strong>an</strong> das Regierungspräsidium<br />
in Bayreuth: "Euer Wohlgeborenen<br />
haben wir hiermit untertänigst<br />
berichten wollen, daß weilen hiesigen<br />
Pfarrgebäude 1666 durch einen unvermutheten<br />
Br<strong>an</strong>d in Asche gelegt wurden,<br />
auch die etwa vorh<strong>an</strong>denen Dokumenta<br />
verzehrt sind. Es ist also in hiesiger<br />
Pfarr-Registratur nicht das min<strong>des</strong>te <strong>an</strong><br />
brauchbaren Originalurkunden vorh<strong>an</strong>den."<br />
Mit diesem Br<strong>an</strong>d wurde auch ein großer<br />
Teil <strong>der</strong> Ortschaft vernichtet.<br />
Neubau <strong>der</strong> Kirche von <strong>Obernsees</strong><br />
Im Jahre 1707 beginnt m<strong>an</strong> in <strong>Obernsees</strong><br />
mit dem Neubau <strong>des</strong> Kirchturmes,<br />
da <strong>der</strong> alte Bau wohl baufällig und zu<br />
klein geworden war. Doch den Kirchturm<br />
ver<strong>an</strong>schlagte m<strong>an</strong> im Vergleich<br />
zum späteren Kirchenbau als zu groß.<br />
Das Geld hierzu wurde übrigens von<br />
<strong>der</strong> Gemeinde Bindlach geliehen.<br />
Die eigentliche Ortskirche St. Jakob<br />
entst<strong>an</strong>d d<strong>an</strong>n - nachdem <strong>der</strong> Vorgängerbau<br />
1727/28 abgetragen worden<br />
war - zwischen 1727 und 1729.<br />
Der zuständige Pfarrer war damals<br />
Laurentius Friedrich Eck. Die Bauausführung<br />
wurde dem Baumeister Georg<br />
Friedrich Müller aus Creußen, dem,<br />
Schieferdecker Joh<strong>an</strong>n Meier aus<br />
Steinbach und dem Maurer Joh<strong>an</strong>n<br />
Kemnitzer aus Bayreuth übertragen.<br />
Braurecht<br />
Eine Beson<strong>der</strong>heit war in <strong>Obernsees</strong><br />
die Tatsache, dass alle Einwohner das<br />
Recht zum Brauen hatten. Außerdem<br />
gab es aber im Ort noch neun Wirtschaften:<br />
drei Schild- und sechs Kegelwirte.<br />
Zu diesen "alten Gasthäusern" kamen<br />
später noch drei weitere hinzu. Für die<br />
Hausbrauereien entst<strong>an</strong>d auch ein<br />
gemeinsames Kommunbrauhaus.<br />
Die Maisel-Brauerei in <strong>Obernsees</strong> Photo: Dieter Jenß<br />
3
Im Ort selbst gab es außerdem am<br />
Bußbach zwei Mühlen, wovon eine den<br />
Markgrafen und die <strong>an</strong><strong>der</strong>e den Aufseßern<br />
unterst<strong>an</strong>d.<br />
Erweiterung <strong>der</strong> Rupert-Kapelle im<br />
Jahre 1710 - und Mo<strong>der</strong>nisierungen<br />
d<strong>an</strong>ach<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation<br />
wurde - wie die Inschrift am<br />
Nordportal verrät - die Kirche im Jahre<br />
1710 (A.C.MDCCX) unter Markgraf<br />
Christi<strong>an</strong> Ernst (CEMZB) erweitert und<br />
erhöht. Nur ein einziges <strong>der</strong> alten schönen<br />
Ölgemälde, die einst die Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Empore zierten, ist erhalten geblieben.<br />
Im Jahre 1730 wurde das südlich gelegene<br />
Brunnenhäuschen neu errichtet.<br />
Auch in <strong>der</strong> Folgezeit wurden in <strong>der</strong><br />
Rupert-Kapelle immer wie<strong>der</strong> Renovierungen<br />
vorgenommen: 1833 wurde die<br />
neue K<strong>an</strong>zel eingeweiht und 1847<br />
wurde <strong>der</strong> neue Hauptaltar errichtet.<br />
1894 ließ <strong>der</strong> Bürgermeister Andreas<br />
Maisel die drei alten Linden <strong>an</strong> St.<br />
Rupert fällen, um vom Erlös die Kosten<br />
zur Eisenbahnprojektierung zu bezahlen;<br />
<strong>an</strong>stelle <strong>der</strong> gefällten Linden wurden<br />
junge gepfl<strong>an</strong>zt. Die letzte größere<br />
S<strong>an</strong>ierung dieses örtlichen Schmuckstückes<br />
erfolgte 1988/89. Beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Turm war sehr gefährdet und musste<br />
wie<strong>der</strong> stabilisiert werden, ebenso<br />
war eine gründliche Entfeuchtung <strong>des</strong><br />
gesamten Kirchenschiffes erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die Rupert-Kapelle ist seither die ökumenische<br />
Kirche <strong>des</strong> gesamten Hummelgaus,<br />
in <strong>der</strong> auch die Katholiken von<br />
<strong>Obernsees</strong> ihren Gottesdienst abhalten.<br />
<strong>Obernsees</strong> im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Die Reisewelle nach <strong>der</strong> "Entdeckung<br />
<strong>der</strong> Fränkischen Schweiz" durch<br />
Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich<br />
Wackenro<strong>der</strong> lockte auch viele <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
auswärtige Gäste in die Region. Von<br />
einem Aufenthalt in <strong>Obernsees</strong> berichtet<br />
beispielsweise Ernst Moritz Arndt<br />
in seiner "Reise von Baireuth nach Wien"<br />
4<br />
im Jahre 1798. Auch Je<strong>an</strong> Paul soll hier<br />
eingekehrt sein. In den "Biographischen<br />
Belustigungen unter <strong>der</strong> Gehirnschale<br />
einer Riesin" bringt er einen satirischen<br />
Anh<strong>an</strong>g unter <strong>der</strong> Überschrift "Die<br />
Salatkirchweih in <strong>Obernsees</strong>". Dieses<br />
Fest wird am ersten Sonntag nach<br />
Walburgi, also im Mai, wenn es den<br />
ersten Salat gibt, gefeiert.<br />
Andreas Maisel - die bedeutendste<br />
Persönlichkeit <strong>der</strong> neueren Ortsgeschichte<br />
von <strong>Obernsees</strong><br />
Um 1900 wurde das wirtschaftliche<br />
Leben in <strong>Obernsees</strong> maßgeblich durch<br />
die Brauerei Maisel bestimmt. Die<br />
Familie ist aus <strong>Obernsees</strong> gebürtig.<br />
Bereits um 1800 gehörte die hintere<br />
Mühle einem Müllermeister Joh<strong>an</strong>n<br />
Georg Maisel. Einer seiner ferneren<br />
Nachkommen, Friedrich Maisel, kaufte<br />
das Wirtschafts- und Bäckerei<strong>an</strong>wesen<br />
von Michael Trip für 9000 Gulden.<br />
F. Maisels Ehe mit Barbara Steger entsprossen<br />
sieben Kin<strong>der</strong>.<br />
Beson<strong>der</strong>s Andreas (geb. am 4. 2.<br />
1843) blieb auf dem elterlichen Anwesen<br />
und baute dieses zu einer mo<strong>der</strong>nen<br />
Brauerei und Mälzerei aus. Die<br />
eheliche Verbindung mit Kunigunda<br />
Herath von Jakobshof bei Bayreuth<br />
erbrachte neun Kin<strong>der</strong>. Andreas Maisel<br />
war von 1876 bis 1920 Bürgermeister<br />
von <strong>Obernsees</strong>, von 1894 bis 1906<br />
L<strong>an</strong>drat und von 1875 bis 1920 Distriktrat.<br />
Am 1. J<strong>an</strong>uar 1901 erhielt er<br />
von Seiner königlichen Hoheit, dem<br />
Prinzregenten Luitpold, die silberne<br />
Verdienstmedaille zum Kronenorden.<br />
Im Jahre 1920 ehrte die Gemeinde von<br />
<strong>Obernsees</strong> Andreas Maisel mit <strong>der</strong><br />
Der Dorfplatz in <strong>Obernsees</strong> mit <strong>der</strong> Kirche St. Jakob Photo: Dieter Jenß
Verleihung <strong>des</strong> Ehrenbürgerrechtes. Andreas<br />
Maisel starb im Alter von 85 Jahren<br />
am 30 August 1928.<br />
Dessen Brü<strong>der</strong> Eberhard (geb. 1841)<br />
und H<strong>an</strong>s (geb. 1859) bauten die Brauerei<br />
Maisel in Bayreuth auf.<br />
Marktleben<br />
Das Marktleben spielte in <strong>Obernsees</strong> im<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>t eine beachtliche Rolle.<br />
Im Jahre 1861 erhielt <strong>der</strong> Ort das Recht,<br />
von Ostern bis Martini jeden Jahres alle<br />
14 Tage einen Viehmarkt abzuhalten -<br />
und zwar jeden Dienstag nach dem<br />
Creussener Viehmarkt.<br />
1893/94 betrug <strong>der</strong> Auftrieb <strong>an</strong> Rindvieh<br />
beispielsweise zwischen 80 und 120<br />
Stück, ebenso viele Ferkel st<strong>an</strong>den zum<br />
Verkauf. Aus <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Umgebung<br />
kamen die Bauern mit ihren "Steuerwägeln",<br />
die nur zwei Sitze und hinten<br />
einen kastenartigen, mit einem Netz<br />
abgedeckten Behälter für die Schweine<br />
hatten. Der Marktbetrieb dauerte im<br />
Freien in <strong>der</strong> Regel bis zum Mittag, aber<br />
in den Wirtschaften ging <strong>der</strong> H<strong>an</strong>del<br />
weiter.<br />
Am Walpurgi-, Jakobi- und Michaelimarkt<br />
wurde alles <strong>an</strong>geboten, was m<strong>an</strong><br />
so auf dem L<strong>an</strong>de brauchte: Stoffe,<br />
Mützen, Seile, Sensen, Körbe und vor<br />
allem auch Thurnauer Häfnerwaren.<br />
Stiftungen<br />
Das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t war auch die Zeit<br />
<strong>der</strong> Stiftungsgründungen. Sechs verschiedene<br />
wohltätige Einrichtungen<br />
suchten punktuell die Not <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
zu lin<strong>der</strong>n:<br />
- neben dem Schulwitwenfond von<br />
1822<br />
- best<strong>an</strong>den die Kauper'sche Schulstiftung<br />
von 1866<br />
- sowie die Maisel'sche Schulstiftung<br />
von 1873;<br />
- die St. Rupert- o<strong>der</strong> April-Stiftung,<br />
- die Glenk'sche Stiftung<br />
- und die Trip'sche Stiftung von 1852<br />
kamen den Armen zugute.<br />
Im Jahre 1860 wurde in dem <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Pferdepostlinie Bayreuth-Waischenfeld<br />
gelegenen <strong>Obernsees</strong> eine Brief- und<br />
Fahrpostexpedition eingerichtet.<br />
Am 15. Oktober 1871 wird in <strong>Obernsees</strong><br />
die Freiwillige Feuerwehr gegründet.<br />
Im Jahr darauf wird ein neues Schulhaus<br />
errichtet.<br />
Der Bedeutungsverän<strong>der</strong>ung im 20.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t - ein Dorf im Umbruch<br />
Nach <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Eisenbahn am<br />
12. März im Jahre 1904, mit <strong>der</strong>en Bau<br />
1902 begonnen wurde, ging die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Jahrmärkte sehr schnell<br />
zurück. Am Eisenbahnbau waren neben<br />
vielen deutschen vor allem italienische<br />
- in den Provinzen Veltre und<br />
Udine beheimatete - sowie böhmische<br />
Arbeiter beteiligt. Mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>des</strong><br />
Eisenbahnbetriebes endete die Pferdepostlinie<br />
Bayreuth-Waischenfeld.<br />
Im Jahre 1900 wurde Oberseess erstmals<br />
auch Sitz eines Arztes; Dr. Hugo<br />
Hösch eröffnete im Hause <strong>des</strong> Flaschners<br />
Dörfler eine Praxis. Am 1. Oktober<br />
1901 läßt sich als erste Hebamme<br />
Katharina Bernreuther nie<strong>der</strong>. Ab 1.<br />
September 1919 gibt es in <strong>Obernsees</strong><br />
auch einen eigenen Tierarzt.<br />
1912 wurde eine Fernsprechvermittlung<br />
in die Leitung Bayreuth-Hollfeld geschaltet<br />
und sechs öffentliche Sprechstellen<br />
in Betrieb genommen; die bisherige<br />
Telegraphenstation konnte aufgehoben<br />
werden.<br />
Eine Belebung <strong>der</strong> Viehmärkte nach<br />
dem 1. Weltkrieg scheiterte ebenso wie<br />
ein späterer Versuch in den zw<strong>an</strong>ziger<br />
Jahren sowie in nationalsozialistischer<br />
Zeit.<br />
1920 kommt auch das elektrische Licht<br />
in den Ort. 1922 fuhr <strong>der</strong> praktische Arzt<br />
Dr. Neitzsch das erste Auto in <strong>Obernsees</strong>,<br />
1938 schaffte <strong>der</strong> Bauer Joh<strong>an</strong>n<br />
Friedrich den 1. Traktor <strong>an</strong>.<br />
1932 wird das neue Schulhaus fertig;<br />
seine Kosten haben damals 55.045,50<br />
Mark betragen.<br />
Der 2. Weltkrieg prägt auch das Leben<br />
in <strong>Obernsees</strong> neu: aus <strong>der</strong> Rheinpfalz<br />
kommen Aussiedler, viele Bombenflüchtlinge<br />
suchen Unterkünfte, fr<strong>an</strong>zösische<br />
Kriegsgef<strong>an</strong>gene werden im<br />
Webersaal untergebracht. Die Lebensmittelversorgung<br />
ist knapp und je<strong>der</strong><br />
versucht sich selbst so gut wie möglich<br />
durchzuschlagen.<br />
Vor Beginn <strong>des</strong> 2. Weltkrieges zählte<br />
m<strong>an</strong> in <strong>Obernsees</strong> noch 62 größere und<br />
kleinere l<strong>an</strong>dswirtschaftliche Betriebe.<br />
Tagelöhner, Knechte und Mägde f<strong>an</strong>den<br />
in <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Brauerei ein bescheidenes Auskommen.<br />
Im Jahre 1963 gibt es gerade<br />
noch 25 L<strong>an</strong>dwirte; die <strong>an</strong><strong>der</strong>en, die<br />
ihre Höfe aufgegeben haben, gehen<br />
nun in Bayreuth <strong>der</strong> Arbeit nach. Im<br />
Jahre 1963 waren es wohl um die 120<br />
Personen, die zwischen <strong>Obernsees</strong> und<br />
Bayreuth pendelten: das Dorf war ein<br />
Pendlerort geworden.<br />
1973 endet die etwa 120jährige Schulgeschichte<br />
in <strong>Obernsees</strong>. Die beiden<br />
Schulhäuser müssen einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
Nutzung zugeführt werden; die <strong>Obernsees</strong>er<br />
Kin<strong>der</strong> besuchen nun die Gesamtschule<br />
Hollfeld.<br />
1974 endet die Eisenbahnverbindung<br />
Bayreuth - Hollfeld; möglicherweise gab<br />
die notwendige S<strong>an</strong>ierung einiger Brükken<br />
den letztendlichen Ausschlag dafür.<br />
Auf <strong>der</strong> Bahntrasse wird von Bayreuth<br />
bis zur Rupert-Kapelle ein Fahrradweg<br />
und von <strong>der</strong> Kapelle bis Pl<strong>an</strong>kenfels die<br />
neue Staatsstraße 2186 gebaut.<br />
1978 endet die Selbständigkeit <strong>der</strong><br />
Gemeinde <strong>Obernsees</strong>; das Protokoll<br />
<strong>der</strong> letztmaligen Gemein<strong>der</strong>atssitzung<br />
stammt vom 30. April 1978. Auf Grund<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Vorgaben <strong>der</strong> bayerischen<br />
Staatsregierung wird <strong>Obernsees</strong><br />
nach <strong>Mistelgau</strong> "zw<strong>an</strong>gseingemeindet".<br />
Im gleichen Jahre wird auch die Post-<br />
5
stelle <strong>Obernsees</strong> geschlossen; <strong>der</strong> Ort<br />
gehört nun zur Poststelle <strong>Mistelgau</strong>.<br />
Die Bohrung nach <strong>der</strong> Therme - Entwicklungsgesellschaft<br />
"Rund um die<br />
Neubürg"<br />
Die Bohrungen <strong>des</strong> Bayerischen Geologischen<br />
L<strong>an</strong><strong>des</strong>amtes sollten grundsätzlich<br />
große Lücken im Netz nordbayerischer<br />
Tiefbohrungen schließen<br />
und neuere Erkenntnisse über die Erdschichte<br />
bringen. Die Bohrungen in<br />
<strong>Obernsees</strong> waren vom 24. März bis 21.<br />
Mai 1983. In <strong>der</strong> Tiefe von 1280 Metern<br />
stieß m<strong>an</strong> auf arthesisch gesp<strong>an</strong>ntes<br />
Thermalwasser mit einer Temperatur<br />
von ca. 60 Grad C. Nach Abschluss <strong>der</strong><br />
Bohrungen übernahm das Bayerische<br />
L<strong>an</strong><strong>des</strong>amt für Wasserwirtschaft die<br />
Bohrstelle. Die Bauarbeiten am "Warmbad<br />
<strong>Obernsees</strong>" beg<strong>an</strong>nen nach gründlichen<br />
Prüfungen im Herbst 1997 und<br />
wurden bis 21. Mai 1998 abgeschlossen.<br />
Die offizielle Eröffnungsfeier f<strong>an</strong>d<br />
am 28. Mai 1998 statt (vgl. DIE<br />
FRÄNKISCHE SCHWEIZ 3/2001,<br />
S. 22 f).<br />
Zur weiteren Erschließung <strong>des</strong> L<strong>an</strong><strong>des</strong><br />
in <strong>der</strong> nord-östlichen Fränkischen<br />
Schweiz entst<strong>an</strong>d im Jahre 1999 aus elf<br />
Gemeinden die Regionale Entwicklungsgesellschaft<br />
"Rund um die Neubürg"<br />
(vgl. DIE FRÄNKISCHE<br />
SCHWEIZ 3/2001, S. 12-20). Deren<br />
Ziel ist es, den hier rund 31 000 <strong>an</strong>sässsigen<br />
Menschen neue Entwicklungsch<strong>an</strong>cen<br />
zu eröffnen. Hierzu werden die<br />
Bereiche L<strong>an</strong>dwirtschaft und Direktvermarktung,<br />
Fremdenverkehr, H<strong>an</strong>dwerk<br />
und Gewerbe, Kunst und Kultur sowie<br />
Öffentlichkeitsarbeit beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t<br />
(zur neueren Entwicklung siehe in<br />
diesem Heft S. 12 f).<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>des</strong> "Barockgarten"<br />
- Erweiterung <strong>der</strong> Anlagen auf<br />
dem "Knock"<br />
Ein beson<strong>der</strong>s schönes Kleinod erhält<br />
<strong>Obernsees</strong> 1988 mit <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />
<strong>des</strong> bis dahin heruntergekommenen<br />
6<br />
Pfarrgartens zurück. Nach Vorgaben<br />
aus <strong>der</strong> markgräflichen Zeit wurde die<br />
Anlage unter <strong>der</strong> Leitung von Paul<br />
Eisenhuth vom Verschönerungsverein<br />
<strong>Obernsees</strong> mit sehr viel Mühe und im<br />
Verlaufe von immerhin zweieinhalb Jahren<br />
wie<strong>der</strong> hergerichtet.<br />
Ebenfalls dem Verschönerungsverein<br />
fällt das Verdienst zu, dass die von diesem<br />
erst im Jahre zuvor gegründeten<br />
Verein in den Jahren 1973/4 errichtete<br />
Anlage auf dem ca. 1700 m vom Dorf<br />
entfernten "Knock" erweitert und ein<br />
Getränkekeller sowie neue Toiletten ein-<br />
gerichtet und eine Stromversorgung<br />
realisiert werden konnten.<br />
Dorferneuerung<br />
Die in jüngster Zeit ins Auge gefaßte<br />
Dorferneuerung und systematische S<strong>an</strong>ierung<br />
<strong>des</strong> <strong>Ortes</strong> sucht auch eine<br />
Nutzung <strong>des</strong> leerstehenden Brauereigebäu<strong>des</strong>.<br />
Eine Idee hierfür sieht ein<br />
Museum mit Gaststätte vor.<br />
Literatur:<br />
"Ortsgeschichte von <strong>Obernsees</strong>" (Materialsammlung).<br />
Gemeinde <strong>Obernsees</strong>.<br />
Von Othmar Breyer.<br />
Der Barockgarten in <strong>Obernsees</strong> mit <strong>der</strong> Kirche St. Jakob Photo: Kirchen-Archiv
H<strong>an</strong>s Stef<strong>an</strong>:<br />
Die Begeisterung <strong>der</strong> Menschen, sich in<br />
Bä<strong>der</strong>n zu tummeln, gemeinsam zu<br />
schwimmen und es sich gut gehen zu<br />
lassen, ist ungebrochen: ein Trend, <strong>der</strong><br />
sich in <strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong> geradezu<br />
exemplarisch ablesen lässt. Die<br />
erweiterte Badewelt öffnete im Herbst<br />
2003 ihre Tür.<br />
Nachdem im Mai 1998 <strong>der</strong> erste Bauabschnitt<br />
<strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong> abgeschlossen<br />
war, hat m<strong>an</strong> bereits zwei<br />
Jahre später feststellen müssen, dass<br />
die Therme dem Besucher<strong>an</strong>dr<strong>an</strong>g<br />
nicht mehr gewachsen war und somit<br />
wurde beschlossen, einen zweiten Bauabschnitt<br />
<strong>an</strong>zugehen.<br />
Als die Zuschüsse bewilligt waren, ging<br />
m<strong>an</strong> zuerst den Erweiterungsbau <strong>der</strong><br />
Saunal<strong>an</strong>dschaft <strong>an</strong>: Umklei<strong>der</strong>äume,<br />
Die Erweiterung <strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong><br />
Die Doppelstocksauna, hinter <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> große Saunagarten<br />
<strong>an</strong>schließt. Photos: Therme <strong>Obernsees</strong><br />
Duschen, Sitz- und Schwitzräume<br />
wurden großzügig<br />
erweitert und dem Anspruch<br />
<strong>der</strong> Besucher <strong>an</strong>gepasst.<br />
Im Oktober 2001 wurde die<br />
Eröffnung <strong>der</strong> neuen Saunal<strong>an</strong>dschaft<br />
vorgenommen, dabei<br />
gel<strong>an</strong>g das Kunststück,<br />
während <strong>der</strong> Bauzeit den gesamten<br />
Thermenbetrieb aufrechtzuerhalten.<br />
Die Beschwernisse<br />
für die Gäste -<br />
die Besucherzahlen belegten<br />
das - hielten sich in <strong>Grenze</strong>n.<br />
Im September 2003 - nach<br />
einer Bauzeit von einem Jahr<br />
wurde die erweiterte Badewelt<br />
<strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong> eröffnet.<br />
Am Tag <strong>der</strong><br />
offenen Tür<br />
kamen ca.<br />
15.000 Besucher<br />
aus<br />
<strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen<br />
Region, nach<br />
den Autokennzeichen<br />
zu urteilen,<br />
auch aus<br />
dem Raum Nürnberg-<br />
Erl<strong>an</strong>gen, aus Bamberg,<br />
Kulmbach und<br />
sogar aus Hof.<br />
Die neuen Attraktionen<br />
<strong>der</strong> Badewelt<br />
<strong>Obernsees</strong><br />
Die neue Badewelt <strong>der</strong><br />
Therme <strong>Obernsees</strong><br />
weist mit dem 25 Meter<br />
l<strong>an</strong>gen Schwimm- und<br />
Erlebnisbecken mit<br />
großzügigem Außenschwimmbereich,<br />
<strong>der</strong><br />
Der Außenbereich <strong>des</strong> 25-m-Schwimmbeckens in <strong>der</strong><br />
Therme - im Hintergrund die 90-m-Wasserrutsche<br />
90-m-Wasserrutsche, <strong>der</strong> Solo-Dampfgrotte,<br />
den Wasserkaskaden sowie<br />
dem Meditationsbecken eine breite<br />
Palette zur Erholung auf - Attraktionen,<br />
„die es als Unikate nur in <strong>der</strong> Therme<br />
<strong>Obernsees</strong> gibt“, wie L<strong>an</strong>drat Dr. Dietel<br />
<strong>an</strong>merkte. Des Weiteren gibt es nun<br />
einen neuen Wellness- und Fitnessbereich<br />
<strong>des</strong> physiotherapeutischen<br />
Dienstleistungszentrums Physiofit Hentes<br />
sowie einen Frisier- und einen Kosmetiksalon<br />
in <strong>der</strong> Therme.<br />
Nicht vergessen sei <strong>der</strong> neue Außenbereich<br />
<strong>des</strong> Bistros in <strong>der</strong> Therme, <strong>der</strong><br />
vom Foyer aus zugänglich ist.<br />
7
Walter Tausendpfund:<br />
Zu Besuch im Atelier von Fritz Föttinger in <strong>Obernsees</strong><br />
Wer ihn bei sich daheim aufsuchen<br />
möchte, muss in <strong>Obernsees</strong> die Vor<strong>der</strong>e<br />
Dorfstraße <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hausnummer<br />
12 verlassen und sich durch das schon<br />
etwas enge Gartentürchen in <strong>der</strong> überm<strong>an</strong>nshohen<br />
Hecke zwängen.<br />
Ein eigenes Reich<br />
D<strong>an</strong>n befindet er sich plötzlich in einer<br />
etwas <strong>an</strong><strong>der</strong>en Welt: Ein Garten öffnet<br />
den Blick auf ein in den 30er Jahren <strong>des</strong><br />
vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts bungalowartig erbautes<br />
Gebäude, dem m<strong>an</strong> nicht unbedingt<br />
<strong>an</strong>sieht, dass es ein ehemaliges<br />
Schulhaus ist. Hier im Garten herrscht<br />
pralles Wachstum vor: zahlreiche Blumen,<br />
halbhohes Gras, einige alte Bäume,<br />
üppige Büsche, dort <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hausw<strong>an</strong>d<br />
einige Tomatenpfl<strong>an</strong>zen in Töpfen<br />
aufgereiht... Durch die Haustüre kommt<br />
m<strong>an</strong> in das Innere, das sich wie<strong>der</strong> in einige<br />
inein<strong>an</strong><strong>der</strong> übergehende Räume<br />
aufteilt: M<strong>an</strong> fühlt sich nicht wie in einem<br />
Labyrinth, schon eher wie in einem<br />
großen Schneckenhaus mit diversen<br />
Windungen.<br />
An den Wänden begegnet m<strong>an</strong> natürlich<br />
sofort vielen <strong>der</strong> so typischen<br />
Föttinger-Bil<strong>der</strong>: die bek<strong>an</strong>nten Kopfformen,<br />
die gedrungenen Körper, allein<br />
o<strong>der</strong> bei einem Haus, bei einer Blume ...<br />
und immer wie<strong>der</strong> die <strong>an</strong>sprechende<br />
durchgestaltete Farbigkeit, die fast<br />
schon klassisch wirkt. D<strong>an</strong>eben aber<br />
auch diverse neue Versuche: abstraktkonkrete<br />
L<strong>an</strong>dschaftsbil<strong>der</strong> - ein vielfältiges<br />
Spiel mit neuen Formen und<br />
Farben, zuweilen durchsetzt von wie<strong>der</strong>erkennbaren<br />
Geländeformationen<br />
z.B. aus Tüchersfeld. Im nächsten<br />
Raum hat er seine Staffelei, m<strong>an</strong> sieht<br />
die Spuren harter Arbeit, aber im Eck<br />
auch eine gemütlich-kuschelige Sitzecke<br />
am offenen Kamin, die auch vom<br />
Künstler selbst gestaltet wurde, <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
W<strong>an</strong>d eine bunte Reihe von Photo-<br />
8<br />
graphien: Sind es Freunde, beson<strong>der</strong>e<br />
Originale? ... Wohl von allem etwas.<br />
Dahinter noch ein weiterer Raum, eine<br />
Art Lager: <strong>an</strong> den Wänden zahlreiche<br />
verschiedene Bil<strong>der</strong>, in Schubladen<br />
viele Bil<strong>der</strong> und und und... Und über<br />
eine enge Holztreppe könnte m<strong>an</strong> auch<br />
noch in das entkernte wohlig eingerichtete<br />
Dachgeschoss gel<strong>an</strong>gen.<br />
Wir sind hier im g<strong>an</strong>z persönlichen<br />
Reich <strong>des</strong> Fritz Föttinger; hier spielen<br />
sich seine schöpferischen Prozesse zwischen<br />
den ersten vagen Intuitionen und<br />
dem späteren Ausgestalten ab. In diesem<br />
Ambiente entfaltet er sein Selbst.<br />
Seit 1988 betätigt sich <strong>der</strong> gelernte<br />
Volksschullehrer als freier Künstler. In<br />
diesem g<strong>an</strong>z persönlichen Laboratorium<br />
gestaltet er zumeist in Bil<strong>der</strong>n, aber<br />
auch in Keramiken o<strong>der</strong> sonstigen künstlerischen<br />
Ausdrucksformen die Quintessenz<br />
seiner augenblicklichen Lebenserkenntnisse.<br />
Beson<strong>der</strong>e Welterfahrung<br />
Diese Einsichten fokusieren um verschiedene<br />
Thematiken, die sich im<br />
Laufe <strong>der</strong> zurückliegenden Jahrzehnte<br />
beson<strong>der</strong>s aufdrängt haben. Auf diesen<br />
beson<strong>der</strong>en Reigen von thematischen<br />
Schwerpunkten sollte m<strong>an</strong> sich einlasssen,<br />
wenn m<strong>an</strong> den umtriebigen und<br />
vielschichtigen Künstler Fritz Föttinger<br />
näher kennenlernen will:<br />
So hat er als Lehrer schon von Berufs<br />
wegen viel mit den verschiedensten<br />
jungen Menschen und ihren Eltern zu<br />
tun gehabt, er lernte mit den Jahren die<br />
verschiedenen Variationen und Entwicklungsstadien<br />
kennen, studierte ihre<br />
sich ausprägenden Physiognomien,<br />
weiß in ihren Gesichtern zu lesen und<br />
erkennt in ihnen die unterschiedlichsten<br />
Spuren früherer Erfahrungen o<strong>der</strong> mark<strong>an</strong>ter<br />
Erlebnisse. Fritz Föttinger spricht<br />
hiervon in seinen Portraits, die aus diesem<br />
Erleben heraus entst<strong>an</strong>den.<br />
Lässt m<strong>an</strong> sich auf diese Bil<strong>der</strong> näher<br />
ein, erkennt m<strong>an</strong>, daß es sich zumeist<br />
um sehr abgeklärte Menschen nicht genau<br />
bestimmbaren Alters, kaum jedoch<br />
exakter ausgeprägten Geschlechts, die<br />
mit riesigen Augen meist unbewegt den<br />
Betrachter fixieren o<strong>der</strong> in eine ewig<br />
weite Ferne blicken. Föttinger will hier<br />
das gelegentlich <strong>an</strong>zutreffende völlig<br />
naive, grundsätzliche und von Herzenkommende,<br />
vollkommen <strong>an</strong>gstfreie,<br />
unerschütterliche Vertrauen festhalten,<br />
das diese - sicherlich sehr seltenen -<br />
Individuen unserer Region zuweilen<br />
erkennen lassen.<br />
Diese für Fritz Föttingerso typischen<br />
Gestalten befinden sich in einer sehr<br />
schlichten, eher kargen, aber oft doch<br />
recht vielfarbigen Umgebung, die herrlich<br />
schön zu sein scheint, auch wenn<br />
sie sich kaum konkretisieren läßt. Diese<br />
in sich versunkenen Gesichter wurden<br />
für Fritz Föttinger sein unverkennbares<br />
Markenzeichen für viele Jahre.<br />
In zahlreichen Variationen konnte er sie<br />
gestalten, z.B. <strong>an</strong> Sonnenblumen, vor<br />
Ortssilhouetten, auf einer schlichten<br />
B<strong>an</strong>k o<strong>der</strong> einfach im freien Feld neben<br />
einem Pferd o<strong>der</strong> einer Kuh. Eine <strong>der</strong>artige<br />
Figur steht beispielsweise im Mitttelpunkt<br />
seiner kurzen Episode "Hollerbusch"<br />
in "Wegwarte“ (S. 24 f).<br />
Durch einst im Haus einquartierte<br />
Flüchtlinge aus Bosnien und die<br />
dadurch intensiv erfahrene Lebensaufgeschlossenheit<br />
konnten diese so<br />
eigenartigen Föttingerschen Individuen<br />
auch zu Musik<strong>an</strong>ten o<strong>der</strong> Tänzern werden.<br />
Einige afrik<strong>an</strong>ische Masken mit<br />
schrillen Gesichtsfratzen haben Freunde<br />
aus Nigeria und dem Kongo zurückgelassen.
D<strong>an</strong>n aber sieht m<strong>an</strong> diese typischen<br />
Föttinger-Wesen auch <strong>an</strong> Schiffen.<br />
Warum jetzt das?<br />
Teilt Fritz Föttinger die unstillbare<br />
Sehnsucht <strong>des</strong> Fr<strong>an</strong>ken nach dem<br />
unerreichbaren Meer?<br />
Fritz Föttinger hatte schon seit seiner<br />
Jugend eine sehr große Nähe zur endlosen<br />
Weite <strong>des</strong> Meeres, insbeson<strong>der</strong>e<br />
zum ungestümen Atl<strong>an</strong>tik <strong>an</strong> den<br />
schroffen Felsriffen <strong>der</strong> Bretagne, seiner<br />
zweiten Heimat mit ihren geheimnisvollen<br />
Calvaires und immer wechselnden<br />
L<strong>an</strong>dschaftsbil<strong>der</strong>n, wo Wind,<br />
Wolken und Licht die Küstenbil<strong>der</strong><br />
ununterbrochen neu gestalten.<br />
Ihn fasziniert bis heute die Urgewalt <strong>des</strong><br />
nassen Elements, das ständige Auf und<br />
Ab, das Auftauchen <strong>der</strong> schwarzen<br />
Felsenriffe, ihr plötzliches Versinken in<br />
den Fluten, <strong>der</strong> endlos weite, ständig<br />
sich verän<strong>der</strong>nde Himmel, das dynamische<br />
Spiel <strong>des</strong> ewig wechselnden<br />
Lichteinfalles. Föttinger kennt das Meer<br />
recht gut, ihn beängstigt es nicht, er war<br />
mal Schiffsjunge und beteiligt sich noch<br />
heute gerne <strong>an</strong> Segeltouren. Ihn fasziniert<br />
die ewige, wohl nie beherrschbare<br />
Bewegung, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Mensch so<br />
winzig klein und ausgeliefert vorkommen<br />
muss. Das Schiff symbolisiert diese<br />
Ferne, diese Weite, dieses Klammern<br />
<strong>des</strong> gebeutelten Menschen <strong>an</strong> einige<br />
wohl gezimmerte Holzpl<strong>an</strong>ken.<br />
Föttinger sprechen ursprüngliche Naturgewalten<br />
intensiv <strong>an</strong>. Auch in <strong>der</strong><br />
Fränkischen Schweiz sucht er <strong>der</strong>en<br />
Spuren auf, studiert die verschiedenen<br />
Formationen <strong>der</strong> dolomitisierten Korallenriffe,<br />
vertieft sich in Geologie, erkundet<br />
aber auch die vielgestaltige Flora,<br />
die auf diesem Jura sich <strong>an</strong>gesiedelt<br />
hat. Diesem unergründlichen Gestaltungswillen<br />
steht er mit größter Hochachtung<br />
gegenüber. Sein Respekt hierfür<br />
lässt ihn in Erregung geraten, wenn<br />
diese erhabene Würde vom Menschen<br />
durch technische Eingriffe o<strong>der</strong> sonsti-<br />
ge unadäquate "Umgestaltung" mißachtet<br />
wird. Hiervon „spricht“ auch sein<br />
100 x 80 cm großes Bild im Fränkische<br />
Schweiz-Museum mit dem Titel „Tüchersfeld<br />
leuchtet“.<br />
Neuerdings erinnert sich Fritz Föttinger<br />
wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> weit zurückliegenden vulk<strong>an</strong>ischen<br />
Verg<strong>an</strong>genheit, die wir ja auch<br />
noch in letzten Resten in unserer<br />
Region erkennen können: Kleiner Kulm<br />
9
ei Pegnitz, Rauher Kulm bei Neustadt.<br />
Bei einer Reise nach Neapel lernte er<br />
den Vesuv kennen, die riesigen Lavamassen,<br />
den Kampf <strong>der</strong> Natur gegen<br />
die Kräfte aus dem Inneren <strong>der</strong> Erde,<br />
die verschiedenen Farben <strong>des</strong> Feuers.<br />
Ihn fasziniert - wie auch schon <strong>an</strong> den<br />
Küsten <strong>der</strong> Bretagne - das unmittelbare<br />
Erleben <strong>der</strong> meist verdrängten Tatsache,<br />
wie extrem dünn doch die<br />
Lebensplattform <strong>des</strong> Menschen auf dieser<br />
Erde letztlich ist. Italien hat ihm hier<br />
erneut die Augen geöffnet und sieht er<br />
so nach erstem authentischen Augenschein<br />
unter einem g<strong>an</strong>z eigenen<br />
Aspekt ... und sein Bedarf, sich hier<br />
noch weiter einzuarbeiten, ist riesig.<br />
Von da ist natürlich nur ein kleiner<br />
Ged<strong>an</strong>kensprung hin zu dem großen<br />
Künstler und ewigen Naturforscher<br />
Joh<strong>an</strong>n Wolfg<strong>an</strong>g von Goethe, <strong>der</strong> ja<br />
auch nicht nur in Italien son<strong>der</strong>n im<br />
Fichtelgebirge von den dortigen einzigartigen<br />
geologischen Eigenheiten so<br />
begeistert war. Fritz Föttinger gesteht<br />
seine Bewun<strong>der</strong>ung für den Weimarer<br />
unumwunden und lobt <strong>des</strong>sen hervorragenden<br />
und fundamentalen Kenntnisse<br />
gerade in den Bereichen <strong>der</strong> Bot<strong>an</strong>ik<br />
und sonstiger naturwissenschaftlicher<br />
Gebieten, die immer wie<strong>der</strong> aus seinen<br />
Schriften sprechen.<br />
Verschiedene Techniken - erfolgreiche<br />
Ausstellungen - Auszeichnungen<br />
In seinem Studio in <strong>Obernsees</strong> sucht<br />
nun <strong>der</strong> Künstler Fritz Föttinger mit seinen<br />
Mitteln nach Ausdrucksformen für<br />
dieses vielfältige Erlebnis. Er weiß<br />
dabei oft selbst nicht so genau, ob er<br />
sich gerade noch in <strong>der</strong> Intuitionsphase<br />
o<strong>der</strong> schon in den ersten Regungen<br />
einer Schaffensphase befindet. In seinen<br />
Arbeitsphasen rackert er sich ab,<br />
probiert dies und das, erprobt jenes und<br />
verwirft auch wie<strong>der</strong>. Ein breites Feld <strong>an</strong><br />
künstlerischen Fertigkeiten und Techniken<br />
hat er sich dafür <strong>an</strong>geeignet und<br />
steht ihm nun bei seiner Suche nach<br />
<strong>der</strong> adäquaten Aussage zur Verfügung.<br />
10<br />
Er könnte es über Aquarell, Acrylrtechnik<br />
versuchen. Früher betätigte er sich<br />
auch in Collagen, Keramik<strong>des</strong>ign usw.<br />
Aber was für einen Künstler g<strong>an</strong>z beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig ist, mit diesen Bil<strong>der</strong>n<br />
konnte Fritz Föttinger schon früh auf<br />
sich aufmerksam machen und seine<br />
Bil<strong>der</strong> bei Kunstausstellungen präsentieren.<br />
Er ist heute noch d<strong>an</strong>kbar, dass<br />
damalige För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Künste in<br />
Bayreuth ihn trotz seiner Jugend akzeptierten<br />
und respektierten.<br />
Er hat sich so nach und nach einen<br />
guten Ruf geschaffen und präsentiert<br />
seine Werke mittlerweile vielerorts<br />
sowohl in <strong>der</strong> Region in Bayreuth o<strong>der</strong><br />
Nürnberg als auch weit darüber hinaus,<br />
sogar im Ausl<strong>an</strong>d. Wichtige Ausstellungen<br />
sind ihm dabei die in <strong>der</strong> Galerie<br />
Putti in Groningen (1997), in <strong>der</strong> Galerie<br />
Barazer in Roscoff (Bretagne) o<strong>der</strong> im<br />
Museum für Literatur und Theaterkunst<br />
in Sarajevo, die von <strong>der</strong> dortigen<br />
Deutschen Botschaft org<strong>an</strong>isiert und<br />
präsentiert wurden.<br />
Immer wie<strong>der</strong> aber hat Fritz Föttinger<br />
die <strong>Grenze</strong>n seiner hauptsächlichen<br />
Kunstsprache überschritten und sich<br />
auch in Texten artikuliert. Er weiß, dass<br />
diese Annäherung <strong>an</strong> die so komplexe<br />
Gestalt <strong>der</strong> uns umgebenden und beherrschenden<br />
Natur auf soliden Kenntnissen<br />
und einem stabilen Wissensfundament<br />
basieren muss. Er sucht sich<br />
über Bücher, aber noch lieber über<br />
Gespräche und menschliche Begegnungen<br />
weiter in diese vielleicht nie<br />
g<strong>an</strong>z ergründbaren Geheimnisse hineinzuarbeiten.<br />
Dieses Bemühen treibt<br />
ihn herum, hält ihn aber auch beweglich.<br />
Beson<strong>der</strong>e Auszeichnungen für Fritz<br />
Föttingers Werk sind <strong>der</strong> Kulturpreis<br />
<strong>des</strong> L<strong>an</strong>dkreises Bayreuth (1989), <strong>der</strong><br />
Kunstpreis <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Selbständiger Unternehmer (1991) und<br />
<strong>der</strong> Kulturpreis <strong>der</strong> Oberfr<strong>an</strong>kenstiftung<br />
(1999).<br />
Freude am Leben<br />
Auch wenn er sich in seinem heimischen<br />
Reich gelegentlich wie ein Einsiedlerkrebs<br />
in einer Meeresschnecke<br />
gibt, er liebt die fränkische Gemütlichkeit<br />
nicht von ungefähr und bietet dem<br />
Gast zuweilen einen Schluck von seinem<br />
köstlichen "Künstlerwein" <strong>an</strong>. Er<br />
sitzt auch gerne im urigen Wirtshaus<br />
und versenkt sich in das dortige Treiben<br />
<strong>der</strong> Menschen, in ihre erkennbaren<br />
Stärken und Schwächen.<br />
Auch seine Frau steht ihm bei seiner<br />
künstlerischen Entfaltung hilfreich zur<br />
Seite. Kommt ihm aber eigentlich nicht<br />
so richtig ins Gehege, denn sie betätigt<br />
sich als aktive Photographin und hat so<br />
einen eigenen Weg in die Kunstszene<br />
erschlossen.<br />
Der Weg aus dem Reich <strong>des</strong> Künstlers<br />
führt natürlich wie<strong>der</strong> durch den Garten,<br />
durch die enge Gartenpforte und hinaus<br />
auf die <strong>Obernsees</strong>er Dorfstraße. Dort in<br />
einer völlig <strong>an</strong><strong>der</strong>en Umgebung muss<br />
m<strong>an</strong> sich erst wie<strong>der</strong> neu orientieren.<br />
Denn m<strong>an</strong> hatte gerade das Glück<br />
genießen dürfen, einen kleinen Blick in<br />
eine völlig eigene Welt zu erhaschen.<br />
Und bald wächst die Sehnsucht, dorthin<br />
wie<strong>der</strong> einmal zurückzukehren und<br />
neue Eindrücke zu sammeln. Denn bei<br />
einem Besuch bekommt m<strong>an</strong> sicherlich<br />
nur einen kleinen Teil all <strong>der</strong> dort<br />
schlummernden Schätze mit..., aber er<br />
freut sich, wenn m<strong>an</strong> öffter vorbeischaut<br />
(Tel.: 0 92 06 / 2 22).<br />
Literatur:<br />
Fritz Föttinger: Do freisd di fei driebe" Mundartgedichte.<br />
Eigenverlag<br />
<strong>der</strong>s.: erdfarben. Verlag Ellw<strong>an</strong>ger. Bayreuth<br />
1990<br />
<strong>der</strong>s.: herbstweiß. Mit einem Vorwort von Gero<br />
von Billerbeck. Verlag Ellw<strong>an</strong>ger. Bayreuth<br />
1994<br />
<strong>der</strong>s.: L<strong>an</strong>d in Sicht.Verlag Ellw<strong>an</strong>ger. Bayreuth<br />
1999<br />
<strong>der</strong>s.: Wegwarte. Ein fränkisches Herbarium..<br />
Verlag Ellw<strong>an</strong>ger. Bayreuth 2001
Helmut Häfner:<br />
Im Jahre 1978, <strong>an</strong>gespornt von einer<br />
Familie aus Eckersdorf die bereits eine<br />
Ferienwohnung vermietete, hat <strong>der</strong><br />
spätere 1. Vorsitzende Helmut Häfner<br />
zusammen mit seiner Ehefrau im neu<br />
errichteten Wohnhaus Zimmer vermietet.<br />
Kurz darauf haben sie diese Zimmer in<br />
eine Ferienwohnung umgew<strong>an</strong>delt und<br />
im Textkatalog <strong>des</strong> Fremdenverkehrsverb<strong>an</strong><strong>des</strong><br />
Fr<strong>an</strong>ken "Zu Gast in Fr<strong>an</strong>ken"<br />
werblich <strong>an</strong>geboten.<br />
Das Schicksal spielte d<strong>an</strong>n im April<br />
1980 eine entscheidende Rolle. Das<br />
Wohnhaus <strong>der</strong> Familie Sch<strong>an</strong>z in<br />
<strong>Obernsees</strong> br<strong>an</strong>nte bis auf die Grundmauern<br />
ab. Sie wurden von <strong>der</strong> Familie<br />
Häfner aufgenommen und wohnten dort<br />
bis zum 23. 4. 1981. In den Wie<strong>der</strong>-<br />
12<br />
Die Entstehungsgeschichte <strong>des</strong><br />
Fremdenverkehrsvereins <strong>Obernsees</strong> und Umgebung e.V.<br />
Ortsteile <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Mistelgau</strong><br />
aufbau ihres neuen Wohnhauses pl<strong>an</strong>ten<br />
sie ebenfalls eine Ferienwohnung<br />
und vermieteten diese sofort nach<br />
Fertigstellung.<br />
Bis zum Jahre 1984 entst<strong>an</strong>den im Ort<br />
insgesamt 14 Ferienwohnungen. Am<br />
24. Mai 1984 setzte m<strong>an</strong> sich zusammen<br />
und pl<strong>an</strong>te gemeinsam mit dem<br />
Verschönerungsverein <strong>Obernsees</strong> unter<br />
seinem 1. Vorsitzenden Paul Eisenhuth<br />
das vorh<strong>an</strong>dene W<strong>an</strong><strong>der</strong>wegenetz zu<br />
mo<strong>der</strong>nisieren und fremdenverkehrsfreundlich<br />
zu gestalten.<br />
Ab diesem Zeitpunkt haben die Ferienwohnungsbesitzer<br />
als Personengemeinschaft<br />
gewirkt, sich <strong>der</strong> Tourismuszentrale<br />
Fränkische Schweiz <strong>an</strong>geschlossen<br />
und im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
den Fremdenverkehr in sehr<br />
kleinen Schritten weiterentwickelt.<br />
Als erste größere Maßnahme wurde<br />
das bestehende W<strong>an</strong><strong>der</strong>wegenetz in<br />
<strong>Obernsees</strong> zusammen mit dem Fränkische<br />
Schweiz-Verein e.V., dem Naturpark<br />
Fränkische Schweiz - Veldensteiner<br />
Forst gemeinsam mit dem Verschönerungsverein<br />
<strong>Obernsees</strong> ausgebaut.<br />
Der Verschönerungsverein fungierte<br />
als Träger <strong>der</strong> Maßnahme.<br />
Es wurden neue W<strong>an</strong><strong>der</strong>wege erstellt,<br />
Markierungen <strong>an</strong>gebracht, vier große<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>tafeln, W<strong>an</strong><strong>der</strong>hinweisschil<strong>der</strong>,<br />
Tische und Bänke aufgestellt. Die Gesamtmaßnahme<br />
wurde über das L<strong>an</strong>dratsamt<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Naturparkmaßnahmen<br />
bezuschusst. Weitere Unterstützung<br />
erhielten wir von <strong>der</strong> Gemeinde<br />
<strong>Mistelgau</strong>.<br />
<strong>Obernsees</strong> - im Vor<strong>der</strong>grund die Therme Photo: Wolfg<strong>an</strong>g Bärnreuther
Am 2. November 1988 wurde <strong>der</strong><br />
Fremdenverkehrsverein <strong>Obernsees</strong> und<br />
Umgebung e.V. gegründet. Zum ersten<br />
Vorsitzenden wurde Helmut Häfner, zum<br />
2. Vorsitzenden Wolfg<strong>an</strong>g Röthel, zum<br />
Kassier Gottlob Schramm, zur Schriftführerin<br />
Gisela Kunze und zum Stellvertreter<br />
von Kassier und Schriftführer<br />
Fritz Häfner, gewählt.<br />
Mitgliedschaften beim Fränkische<br />
Schweiz-Verein e.V. und beim Naturpark<br />
Fränkische Schweiz wurden<br />
erworben. Seit <strong>der</strong> Vereinsgründung ist<br />
m<strong>an</strong> zusätzlich als Ortsgruppe für den<br />
Fränkische Schweiz Verein tätig. Zeitgleich<br />
wurde die Arbeit in <strong>der</strong> Tourismuszentrale<br />
Fränkische Schweiz aktiv<br />
aufgenommen. M<strong>an</strong> erk<strong>an</strong>nte sehr früh,<br />
dass <strong>Obernsees</strong> für einen alleinigen<br />
Auftritt als Fremdenverkehrsort zu klein<br />
und zu unbedeutend ist.<br />
M<strong>an</strong> suchte zu den umliegenden Fremdenverkehrsorten<br />
Kontakt um den<br />
Fremdenverkehr auszubauen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die geschichtlichen, die l<strong>an</strong>dschaftlichen,<br />
die Wellness- und Freizeit-<br />
Einrichtungen mit einzubinden. Unter<br />
Fe<strong>der</strong>führung unseres Vereins wurde<br />
als erste gemeinsame Maßnahme die<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>karte "Nordöstliche Fränkische<br />
Schweiz" zusammen mit dem Fritsch<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>kartenverlag aufgelegt.<br />
Es beteiligten sich dar<strong>an</strong> 11 Gemeinden.<br />
Es wurde das gesamte W<strong>an</strong><strong>der</strong>gebiet<br />
neu überarbeitet, eine einheitliche<br />
Markierung <strong>der</strong> W<strong>an</strong><strong>der</strong>wege nach<br />
den Richtlinien von Leo Jobst für die<br />
Ortswege und den überregionalen W<strong>an</strong><strong>der</strong>wegen<br />
eingeführt. So entst<strong>an</strong>den in<br />
dieser Region über 1.500 km W<strong>an</strong><strong>der</strong>wege.<br />
Da <strong>der</strong> Fremdenverkehr sich in <strong>Obernsees</strong><br />
und <strong>der</strong> näheren Umgebung sehr<br />
positiv entwickelte, hat m<strong>an</strong> zusammen<br />
mit dem Fremdenverkehrsverein Hollfeld<br />
e.V. im Jahre 1997 die "Fremdenverkehrsgemeinschaft<br />
Nördliche Fränkische<br />
Schweiz" ins Leben gerufen um<br />
effektiver, gemeinsam und erfolgreicher<br />
den Fremdenverkehr zu betreiben und<br />
weiterzuentwickeln. Unser erklärtes Ziel<br />
ist es, die umliegenden Fremdenverkehrsvereine<br />
und ihre Gemeinden unter<br />
dem Dach <strong>der</strong> Fremdenverkehrsgemeinschaft<br />
zu vereinen, um für die<br />
Zukunft den touristischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
gerecht zu werden.<br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong>,<br />
<strong>der</strong> Regionalen Entwicklungsgesellschaft<br />
„Rund um die Neubürg“, <strong>der</strong><br />
Tourismuszentrale Fränkische Schweiz<br />
und den beteiligten Gemeinden, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Stadt Hollfeld, den Ge-<br />
meinden Aufseß, Pl<strong>an</strong>kenfels und<br />
<strong>Mistelgau</strong> werden immer wie<strong>der</strong> Werbeaktionen<br />
bei großen Messen und Tourismusbörsen<br />
durchgeführt.<br />
Als nächste größere Maßnahme steht<br />
<strong>der</strong> Bau <strong>des</strong> Touristinfo-Terminals bei<br />
<strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong> durch die Gemeinde<br />
<strong>Mistelgau</strong> <strong>an</strong>. Eröffnung ist am<br />
17. August 2004. Seit 9. J<strong>an</strong>uar 2002<br />
wird <strong>der</strong> Verein vom ersten Vorsitzenden<br />
H<strong>an</strong>s Stef<strong>an</strong>, seiner Stellvertreterin<br />
Gisela Kunze, <strong>der</strong> Kassiererin Rosemarie<br />
Hergl, <strong>der</strong> Schriftführerin Eveline<br />
Jenß-Hergl und <strong>der</strong> Vertreterin von<br />
Kassier und Schriftführerin Frau Sabine<br />
Engelm<strong>an</strong>n geführt. W<strong>an</strong><strong>der</strong>wart ist<br />
H<strong>an</strong>s Engelm<strong>an</strong>n. Der Verein hat eine<br />
Mitglie<strong>der</strong>zahl von 52. Die Zahl <strong>der</strong><br />
Ferienwohnungen hat sich auf 23 erhöht.<br />
Wir sind stolz auf unsere stattliche Zahl<br />
von Stammgästen. Die treuesten Gäste<br />
durften wir bereits über 40 Mal bei uns<br />
begrüßen. Für 5-, 10- und 25malige<br />
Besuche durften wir <strong>an</strong> die treuen Gäste<br />
Erinnerungsgeschenke verteilen.<br />
Alle diese Gäste bestätigen uns immer<br />
wie<strong>der</strong> die große Gasftreundlichkeit in<br />
<strong>der</strong> herrlichen Fränkischen Schweiz<br />
und dass sie bei jedem Urlaub "Neues"<br />
entdecken. Die Therme <strong>Obernsees</strong> rundet<br />
das Freizeit<strong>an</strong>gebot ab.<br />
13
H<strong>an</strong>s Stef<strong>an</strong>:<br />
Die W<strong>an</strong><strong>der</strong>ung beginnt<br />
ab dem oberen Thermen-<br />
Parkplatz auf dem Lochautalweg<br />
Richtung Truppach.<br />
Nach ca. 500 m<br />
nach rechts Richtung<br />
Wachstein - längerer, „giftiger“<br />
Anstieg. Auf halber<br />
Höhe steht auf <strong>der</strong> linken<br />
Seite eine B<strong>an</strong>k. Von hier<br />
aus hat m<strong>an</strong> eine herrliche<br />
Sicht auf die Neubürg<br />
mit Wohnsgehaig<br />
sowie auf Mengersdorf<br />
und auf <strong>der</strong> rechten Seite<br />
zum Wachstein.<br />
Beim Weiterw<strong>an</strong><strong>der</strong>n<br />
sieht m<strong>an</strong> auf <strong>der</strong> rechten<br />
Seite durch einen Buchenwald<br />
den Mohrenstein<br />
o<strong>der</strong> Mahnstein, wie<br />
er richtig heißt. Nach<br />
wenigen Metern gel<strong>an</strong>gt<br />
m<strong>an</strong> auf ein Hochplateau.<br />
Hier führt ein schöner<br />
Feldweg zum Wachstein,<br />
auf <strong>der</strong> linken Seite<br />
begleitet von <strong>der</strong> Neubürg<br />
auf <strong>der</strong> rechten<br />
Seite von sehr steinigen<br />
Fel<strong>der</strong>n.<br />
Am Wachstein <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt<br />
steht m<strong>an</strong> am Tor zur<br />
Fränkischen Schweiz mit<br />
seinem Gegenüber <strong>der</strong><br />
Neubürg. Der erste<br />
Höhepunkt <strong>der</strong> W<strong>an</strong><strong>der</strong>ung<br />
mit einem wun<strong>der</strong>schönen<br />
Rundblick: Therme und Ort <strong>Obernsees</strong>,<br />
Burgstall, St. Rupert, Truppach und<br />
Mengersdorf, die Neubürg und am<br />
Horizont das Fichtelgebirge, im Rücken<br />
das Bamberger L<strong>an</strong>d.<br />
14<br />
Der Lochautalweg - Natur pur<br />
Therme <strong>Obernsees</strong> - Meuschlitz - Pl<strong>an</strong>kenstein - Wohnsdorf - Knockhütte - Therme <strong>Obernsees</strong><br />
Rundw<strong>an</strong><strong>der</strong>weg 16,5 km - Gehzeit ca. 5 Stunden - Einige mittlere Steigungen - Überwiegend sonnig<br />
Der Lochautalweg ist mit einem gelben Kreis gekennzeichnet.<br />
Von hier geht es weiter in Richtung<br />
Pl<strong>an</strong>kenstein. Nach ein paar scharfen<br />
Rechts-Kurven und Links-Kehren (immer<br />
<strong>an</strong> die guten Ausschil<strong>der</strong>ungen<br />
halten), kommt m<strong>an</strong> nach Meuschlitz<br />
einem kleinen, verträumten fränkischen<br />
Ort. Hier beginnt eine<br />
Teerstraße, sie führt<br />
durch den Ort und geht<br />
d<strong>an</strong>n geradeaus Richtung<br />
Pl<strong>an</strong>kenstein, den<br />
m<strong>an</strong> gleich nach dem Ort<br />
auf <strong>der</strong> rechten Seite<br />
sehen k<strong>an</strong>n. Als nächstes<br />
kommt m<strong>an</strong> <strong>an</strong> den<br />
Ortsteil Pl<strong>an</strong>kenstein.<br />
Hier geht m<strong>an</strong> bis zum<br />
grünen Ortsschild und<br />
d<strong>an</strong>n rechts zum Pl<strong>an</strong>kenstein.<br />
Der Pl<strong>an</strong>kenstein ist ein<br />
weiterer wun<strong>der</strong>schöner<br />
Aussichtspunkt auf <strong>der</strong><br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>ung auf dem<br />
Lochautalweg: In Blickrichtung<br />
Pl<strong>an</strong>kenfels, Stechendorf,<br />
rechter H<strong>an</strong>d<br />
Hollfeld und das weite<br />
Bamberger L<strong>an</strong>d, unten<br />
das Lochautal.<br />
Wenn m<strong>an</strong> den Pl<strong>an</strong>kenstein<br />
umkreist hat,<br />
kommt m<strong>an</strong> zu dem<br />
Schild: Lochautal. M<strong>an</strong><br />
geht auf einem schönen<br />
Wiesenweg, rechter H<strong>an</strong>d<br />
ein Mischwald, links noch<br />
einmal <strong>der</strong> Blick auf die<br />
Neubürg. D<strong>an</strong>n geht es<br />
durch einen Mischwald<br />
bergab. In <strong>der</strong> Talsohle<br />
sieht m<strong>an</strong> rechts die<br />
alte Eisenbahnbrücke, auf<br />
<strong>der</strong> die Züge zwischen Bayreuth und<br />
Hollfeld verkehrten. Unter <strong>der</strong> Brücke<br />
fließt die Lochau die dem Tal den<br />
Namen gibt.<br />
Nun geht es scharf rechts weiter am
Wald entl<strong>an</strong>g im Lochautal Richtung<br />
Wohnsdorf.<br />
Dieses idyllische Dorf mit seiner Ruhe,<br />
m<strong>an</strong>chmal unterbrochen vom Vogelgezwitscher<br />
und dem zeitweiligen Gurgeln<br />
<strong>der</strong> Lochau - hervorgerufen durch alte<br />
„Schütze“ o<strong>der</strong> Stromschnellen die den<br />
trägen Fluss <strong>der</strong> Lochau unterbrechen.<br />
Wenn m<strong>an</strong> mit offenen Augen durch<br />
das Tal geht sieht m<strong>an</strong> auch immer wie<strong>der</strong><br />
in den bewaldeten Höhen die für die<br />
Fränkische Schweiz nicht unbedingt<br />
typischen S<strong>an</strong>dsteinfelsen.<br />
Kurz vor Wohnsdorf tritt m<strong>an</strong> aus dem<br />
Wald heraus. Es geht nun die Asphaltstraße<br />
nach rechts in das ruhig gelegene<br />
Dorf, d<strong>an</strong>ach über die Brücke scharf<br />
links.<br />
In Wohnsdorf verläßt m<strong>an</strong> das Tal <strong>der</strong><br />
Lochau und erklimmt in einem steilen<br />
Anstieg ein weiteres Hochplateau. Auf<br />
halber Höhe - unterhalb eines Einödhofes<br />
- fällt <strong>der</strong> scharfe Geruch von<br />
Bärlauch auf.(Auf <strong>der</strong> linken Seite, ins Tal<br />
<strong>der</strong> Lochau abfallend, wächst hier im<br />
Frühjahr auf großer Fläche Bärlauch).<br />
Es geht weiter auf einem gut beschil<strong>der</strong>ten<br />
Schotterweg durch Mischwald<br />
zu einem Hochplateau. Am Ende dieses<br />
Weges befindet sich auf <strong>der</strong> linken<br />
Seite eine B<strong>an</strong>k zum Rasten.<br />
Auf einem Flurbereinigungsweg geht<br />
es nach links Richtung Schönfeld und<br />
nach einigen hun<strong>der</strong>t Metern nach<br />
rechts Richtung Knock.<br />
Nach einiger Zeit - m<strong>an</strong> glaubt <strong>an</strong> eine<br />
Halluzination - taucht zuerst die Neubürg<br />
und gleich d<strong>an</strong>ach <strong>der</strong> Umsetzer auf dem<br />
Knock auf.<br />
Auf zur Knockhütte - einem Pfahlbau<br />
<strong>der</strong> <strong>an</strong> allen Sonn- und Feiertagen<br />
bewirtschaftet ist, die Aussicht - und<br />
wer eine Brotzeit dabei hat, k<strong>an</strong>n auch<br />
diese - genießen.<br />
Der Abstieg nach <strong>Obernsees</strong> führt vorbei<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> Schieß<strong>an</strong>lage <strong>des</strong> Schützenvereins<br />
Rupertus <strong>Obernsees</strong>. Am<br />
Tr<strong>an</strong>sformatorhäuschen geht es rechts<br />
ab und m<strong>an</strong> hat den Ausg<strong>an</strong>gspunkt die<br />
Therme <strong>Obernsees</strong> erreicht.<br />
Hier k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auf vielerlei Art und<br />
Weise den Tag ausklingen lassen.<br />
Großer Saunabereich, viele Wasserbecken<br />
mit verschiedenen Wassertemperaturen,<br />
90-m-Wasserrutsche, Kleinkin<strong>der</strong>becken,<br />
Bistro im Innen- und<br />
Außenbereich <strong>der</strong> Therme.<br />
Unsere Hinweise zu Höhepunkten:<br />
Wachstein<br />
Vom Wachstein, einer Weißjurafelsformation,<br />
hat m<strong>an</strong> einen herrlichen<br />
Ausblick. Der Felsen wurde<br />
2003 freigelegt.<br />
Alte Geleitstraße<br />
Ein Teil <strong>des</strong> Weges (von Meuschlitz<br />
bis Pl<strong>an</strong>kenstein) folgt einer alten<br />
Geleitstraße, die von Hollfeld kommmend<br />
nach Wohnsgehaig führte,<br />
von da über die Höhenrücken nach<br />
Muthm<strong>an</strong>nsreuth, wo sie sich aufzweigte<br />
nach Bayreuth und Pottenstein<br />
und weiter bis nach Eger. In<br />
einer Urkunde von 1408 wird sie als<br />
„<strong>des</strong> hl. Reichs Straße“ gen<strong>an</strong>nt,<br />
also Straße <strong>des</strong> heiligen Deutschen<br />
Reiches. Ein Brief aus dem Jahre<br />
1406 zeigt die Bedeutung <strong>der</strong><br />
Straße. In ihm beschwert sich <strong>der</strong><br />
Burggraf, <strong>der</strong> das Geleitrecht (also<br />
den Schutz <strong>der</strong> Reisenden) hatte,<br />
beim Bamberger Bischof, dass bei<br />
<strong>der</strong> Neubürg vom bambergischen<br />
Amtm<strong>an</strong>n zu Hollfeld Kaufleute aus<br />
Eger beraubt und gef<strong>an</strong>gen genommen<br />
wurden.<br />
Pl<strong>an</strong>kenstein<br />
Der Name <strong>der</strong> Festung wurde erstmals<br />
1217 erwähnt. Um 1255 fiel sie<br />
<strong>an</strong> das Bistum Bamberg. Bei <strong>der</strong><br />
stark befestigten Anlage, in die das<br />
heutige Dorf Pl<strong>an</strong>kenstein mit einbezogen<br />
war, muss es sich um eine<br />
große Burg mit viel Besitz geh<strong>an</strong>delt<br />
haben. Die Festung lag <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Geleitstraße über Meuschlitz nach<br />
Bayreuth. Vermutlich wurde die Burg<br />
wegen <strong>der</strong> Untaten und Grausamkeiten<br />
<strong>der</strong> dort herrschenden Raubritter<br />
zerstört. Der Ausweichbau in<br />
Pl<strong>an</strong>kenfels wird erstmals 1255 erwähnt.<br />
Die Anlage auf dem Pl<strong>an</strong>kenstein<br />
verfiel und ist heute kaum noch<br />
auszumachen.<br />
Lochautal<br />
Entl<strong>an</strong>g <strong>des</strong> Weges findet m<strong>an</strong><br />
Feuchtwiesen mit Orchideen- und<br />
Wollgrasbest<strong>an</strong>d. Bis zu <strong>der</strong> Zeit, als<br />
vor einigen Jahrzehnten <strong>der</strong> Kunstdünger<br />
Verbreitung f<strong>an</strong>d, staute<br />
m<strong>an</strong> mit den „Schützen“, die noch<br />
<strong>an</strong> einigen Stellen zu sehen sind,<br />
den Bach und überschwemmte die<br />
Wiesen, um sie mit Nährstoffen zu<br />
versorgen.<br />
Steinbruch<br />
Bei <strong>der</strong> Weg-Brücke über die Lochau<br />
befindet sich ein ehemaliger Steinbruch.<br />
Hier wurde Kalkstein abgebaut.<br />
Wenn m<strong>an</strong> sich etwas Zeit<br />
nimmt und sucht, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier<br />
Kleinfossilien (Versteinerungen) finden.<br />
Knockhütte<br />
Am Knock, einer 547 m hohen<br />
Weißjura-Erhebung, die seit 1997<br />
Naturschutzgebiet ist, befindet sich<br />
auf 517 Metern die Knockhütte. Der<br />
Pfahlbau <strong>des</strong> Verschönerungsvereines<br />
<strong>Obernsees</strong> wird seit 1974 <strong>an</strong><br />
Sonn- und Feiertagen von 10 - 22 Uhr<br />
von den Vereinsmitglie<strong>der</strong>n bewirtschaftet.<br />
In <strong>der</strong> 30 Personen fassenden<br />
Hütte und im Anbau mit 50 Plätzen<br />
gibt es Getränke und Brotzeiten.<br />
Im Außenbereich findet sich eine<br />
Grill<strong>an</strong>lage und Platz für 30 Gäste<br />
und ein Kin<strong>der</strong>spielplatz.<br />
Therme <strong>Obernsees</strong><br />
Hier k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich im 28 ° bis 38 °<br />
warmen Thermalwasser, in den<br />
15
Veitskirche gen<strong>an</strong>nt,<br />
die um 1700<br />
baufällig war. So<br />
wurde 1707 ein<br />
neuer Turm und<br />
1724 bis 1728 ein<br />
neues Schiff <strong>an</strong>gebaut.<br />
Das Kircheninnere<br />
ist von beson<strong>der</strong>er<br />
Farbigkeit<br />
geprägt: Blaues<br />
Therme <strong>Obernsees</strong> mit Wachstein Photo: H<strong>an</strong>s Stef<strong>an</strong><br />
Gestühl und blaue<br />
Säulen mit Blumenbemalung.<br />
Außenbecken o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ruhegalerie<br />
entsp<strong>an</strong>nen. Kin<strong>der</strong> wird die 90-m-<br />
Wasserrutsche, das Kletternetz, die<br />
Stromschnellen und die Wasserspieloase<br />
begeistern. Das Saunaparadies<br />
mit Fränkischem Kräuters<strong>an</strong>arium,<br />
Jura-Steinbad, Aromadampfbad<br />
und vielen weiteren Angeboten<br />
lässt keine Wünsche offen,<br />
außerdem besteht die Möglichkeit<br />
zur Physiotherapie, Kosmetik-Studio,<br />
Fußpflege/M<strong>an</strong>iküre, Friseursalon<br />
im Haus. Für das leibliche Wohl sorgt<br />
ein Bistro inner- und außerhalb <strong>der</strong><br />
Therme.<br />
Barockgarten <strong>Obernsees</strong><br />
Sowohl die Markgrafen als auch die<br />
Barone von Aufseß weilten zur Jagd<br />
in <strong>Obernsees</strong>. Das Pfarrhaus diente<br />
ihnen dabei als „Jagdschlösschen“.<br />
Zu dieser Zeit wurde auch die<br />
barocke Garten<strong>an</strong>lage geschaffen,<br />
die aber im Laufe <strong>der</strong> Jahre verfiel.<br />
Durch den Verschönerungsverein<br />
<strong>Obernsees</strong> wurde 1989 <strong>der</strong> Barockgarten<br />
mit dem Pavillon wie<strong>der</strong> hergerichtet<br />
und ist heute für die Öffentlichkeit<br />
je<strong>der</strong>zeit zugänglich.<br />
Rupertskapelle<br />
Öffnungszeiten:<br />
J<strong>an</strong>uar bis April:<br />
Mo.-Sa. 9.00-22.00 Uhr<br />
So. u. Feiertag 8.30-22.00 Uhr<br />
Mai bis September:<br />
Mo.-Sa. 9.00-22.00 Uhr<br />
So. u. Feiertag 8.30-20.00 Uhr<br />
Die heutige Rupertskapelle, umgeben<br />
von einer alten Friedhofsmauer<br />
und mächtigen Linden, wurde 1479<br />
<strong>an</strong> diesem Ort mit <strong>an</strong>geblichen<br />
Heilkräften errichtet. 1710 wurde<br />
das Kirchenschiff erweitert und mit<br />
einem Zwiebelturm versehen. Auf<br />
<strong>der</strong> Südseite befindet sich das um<br />
Oktober bis Dezember:<br />
Mo.-Sa. 9.00-22.00 Uhr<br />
So. u. Feiertag 8.30-22.00 Uhr<br />
Telefon 0 92 06 / 99 30 00<br />
www.therme-obernsees.de<br />
1730 neu errichtete Brunnenhäuschen.<br />
Das mineralhaltige Wasser<br />
aus <strong>der</strong> Quelle soll unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />
gegen Gicht und Augenleiden helfen,<br />
zum Trinken ist es aber nicht geeignet.<br />
Abstecher:<br />
Empfohlener Start<br />
Ev<strong>an</strong>gelische Pfarrkirche St. Jakob in Therme <strong>Obernsees</strong><br />
<strong>Obernsees</strong><br />
Parkplätze<br />
Bereits im Jahre 1390 wird <strong>an</strong> dieser Therme <strong>Obernsees</strong><br />
Stelle eine schon l<strong>an</strong>ge bestehende Festplatz am Sportheim<br />
16<br />
Gaststätten<br />
Für das Wegstück von Pl<strong>an</strong>kenstein<br />
bis nach <strong>Obernsees</strong> (9,5 km) Getränke<br />
und Brotzeit einpacken, da die<br />
Knockhütte nicht immer geöffnet ist.<br />
Mit einem Abstecher von ca. 600 m<br />
sind Gasthäuser in Schönfeld errreichbar.<br />
Truppach<br />
Gaststätte Krauß, Do. Ruhetag<br />
Mengersdorf<br />
Gasthaus „Zur Linde“, Mo. Ruhetag<br />
„Gutshof Mengersdorf“ mit Biergarten,<br />
Di. Ruhetag<br />
Knockhütte<br />
Nur <strong>an</strong> Sonn- und Feiertagen von<br />
10 - 22 Uhr geöffnet.<br />
<strong>Obernsees</strong><br />
Gaststätte „Zur Eisenbahn“ mit Biergarten,<br />
kein Ruhetag<br />
Mit einem kleinen Abstecher erreichbar:<br />
Pl<strong>an</strong>kenfels<br />
Gasthaus „Goldenes Lamm“, Di.<br />
Ruhetag<br />
Schönfeld<br />
„Gasthaus Seidlein, kein Ruhetag<br />
„Schönfel<strong>der</strong> Hof“ mit Biergarten,<br />
Mo. Ruhetag<br />
Die erläuternden Texte wurden freundlicherweise<br />
von <strong>der</strong> „Regionalen Entwicklungsgesellschaft<br />
Fränkische Schweiz“ in<br />
<strong>Mistelgau</strong> zur Verfügung gestellt.<br />
Hier erhalten Sie weitere W<strong>an</strong><strong>der</strong>- und<br />
Rad-Karten „Rund um die Neubürg“.<br />
Die Anschrift:<br />
Regionale Entwicklungsgesellschaft<br />
(GbR) „Rund um die Neubürg -<br />
Fränkische Schweiz“, Bahnhofstr. 35<br />
(Rathaus <strong>Mistelgau</strong>), 95490 <strong>Mistelgau</strong>,<br />
Tel. 0 92 79 / 92 32 41.<br />
www.neubuerg.de
Rückblick mit Gesamtbewertung<br />
seit 1999<br />
Das Regionalm<strong>an</strong>agement "Rund um<br />
die Neubürg - Fränkische Schweiz" existiert<br />
seit Oktober 1999. Seitdem wur-den<br />
48 Projekte umgesetzt, 100 Informationsver<strong>an</strong>staltungen<br />
durchgeführt,<br />
über 10.000 Produkte verkauft und es<br />
wurde 30 Mal mit dem Infost<strong>an</strong>d <strong>der</strong><br />
Entwicklungsgesellschaft auf eigenen<br />
und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ver<strong>an</strong>staltungen aufgetreten.<br />
Zu den 23 von <strong>der</strong> Entwicklungsgesellschaft<br />
ausgerichteten Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
plus geführten W<strong>an</strong><strong>der</strong>ungen<br />
und Radtouren kamen etwa<br />
32.000 Besucher.<br />
Um den Wirtschaftsraum "Rund um die<br />
Neubürg" zu unterstützen, wurden<br />
Projekte wie <strong>der</strong> NaturKunstRaum<br />
Neubürg umgesetzt, <strong>der</strong> u.a. Gastronomie-<br />
und Übernachtungsbetrieben<br />
einen Zulauf bringen soll. W<strong>an</strong><strong>der</strong>- und<br />
Radtouren auf praktischen Einzelkarten<br />
wurden ausgearbeitet, die die Attraktivität<br />
<strong>der</strong> Region hervorheben und<br />
den Gastronomen - insbeson<strong>der</strong>e den<br />
Brauereien <strong>an</strong> den Brauereiwegen -<br />
einen starken Besucher-Zuwachs bringen.<br />
Die beiden Leistungsschauen mit<br />
durchschnittlich 9.000 Besuchern und<br />
<strong>der</strong> Br<strong>an</strong>chenwegweiser bieten den<br />
Unternehmern und <strong>der</strong> gesamten Region<br />
als Wirtschaftsst<strong>an</strong>dort eine Werbeplattform.<br />
Bauernmärkte, "Regionale<br />
Speisekarte" und "Gefüllter Kühlschr<strong>an</strong>k"<br />
erschließen den Direktvermarktern<br />
neue Absatzwege. Neue<br />
Unternehmernetzwerke wie z.B. die<br />
Ortsgruppen <strong>des</strong> BDS / Dt. Gewerbeverb<strong>an</strong>d<br />
haben sich gegründet. Ein direkter<br />
fin<strong>an</strong>zieller Mehrwert zeigt sich<br />
in <strong>der</strong> Summe von etwa 360.000 Euro,<br />
die seit 1999 durch Aufträge o<strong>der</strong> Ver-<br />
18<br />
Regionale Entwicklungsgesellschaft<br />
"Rund um die Neubürg - Fränkische Schweiz"<br />
<strong>an</strong>staltungen <strong>der</strong> Entwicklungsgesellschaft<br />
<strong>an</strong> Betriebe in <strong>der</strong> Region verausgabt<br />
wurden.<br />
Die regelmäßigen Berichte in den<br />
Medien (über 400 in Printmedien, 5 TV-<br />
Berichte, etwa 100 im Lokalradio), wie<br />
auch die Reson<strong>an</strong>z durch Anfragen aus<br />
<strong>der</strong> Region und von außerhalb zu<br />
Produkten, Projekten und Erfahrungsaustausch<br />
zeigen, dass die Arbeit<br />
Früchte trägt.<br />
Projekte 2004 - 2005<br />
In den Jahren 2004 - 2005 werden unter<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>em folgende Projekte fortgeführt<br />
bzw. neu in Angriff genommen:<br />
Strategische Weiterentwicklung und<br />
Bewusstseinsbildung<br />
Aktionsfeld Schule<br />
In Zusammenarbeit mit Lehrern und<br />
Schülern <strong>der</strong> Volks- und Grundschulen<br />
entst<strong>an</strong>d eine Ausstellung zum Thema<br />
"Ehemalige Eisenbahnstrecken Rund<br />
um die Neubürg". Ausstellungseröffnung<br />
war am 13. 6. 2004 beim Bürgerfest<br />
Hummeltal in <strong>der</strong> Volksschule. Beson<strong>der</strong>es<br />
Schmuckstück war ein Modell <strong>der</strong><br />
Bahnstrecke Hummeltal-<strong>Mistelgau</strong> mit<br />
den beiden Bahnhöfen, gefertigt von<br />
Hummeltaler Schülern.<br />
Begrüßungspaket für Neu-Bürger<br />
Für neu zugezogene Bürger wurde ein<br />
Grundpaket mit Informationen über die<br />
Entwicklungsgesellschaft und Beson<strong>der</strong>heiten<br />
<strong>der</strong> Region zusammengestelllt,<br />
das die Gemeinden in ihre individuelllen<br />
Begrüßungstaschen stecken könnnen.<br />
Wirtschaft<br />
Gastronomie-Führer Rund um die Neubürg<br />
Ein Verzeichnis <strong>der</strong> Gastronomen Rund<br />
um die Neubürg soll umfassende Infor-<br />
mationen zur Vielfalt <strong>der</strong> kulinarischen<br />
Erlebnisse bieten. Die Verteilung über<br />
Verkehrsämter, Gemeinden, Vermieter<br />
sowie den Infopavillon bewirkt einen<br />
großräumigen Werbeeffekt für die eingetragenen<br />
Gastronomen. Ab Herbst<br />
2004.<br />
3. Regionale Leistungsschau<br />
Nach Hollfeld und <strong>Mistelgau</strong> wird die<br />
dritte Leistungsschau am 24./25. 9. 2005<br />
in Heinersreuth stattfinden.<br />
"Immobilien-Marktplatz" im Internet<br />
Über die Entwicklungsgesellschaft soll<br />
ab 2005 eine Plattform geschaffen werden<br />
zur Unterstützung <strong>der</strong> Vermarktung<br />
kommunaler Baugebiete, öffentlicher/<br />
privater Miet- und Kaufobjekte sowie<br />
leer stehen<strong>der</strong> Gebäude in <strong>der</strong> Region.<br />
Tourismus<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>paradies Rund um die Neubürg<br />
Von den im Sommer 2001 erstellten<br />
10.000 Sammelmappen wurden bisher<br />
über die Hälfte verkauft. Bis September<br />
2004 wird ein Ergänzungspaket mit elf<br />
neuen Rundtouren wie z. B. dem "Arzloch"<br />
bei Mistelbach/Eckersdorf nach<br />
gleichem Schema erarbeitet.<br />
Kin<strong>der</strong>erlebnisweg<br />
Zusammen mit <strong>der</strong> "Projektgruppe<br />
Zukunft Oberfr<strong>an</strong>ken" wurde die Konzeption<br />
für einen Kin<strong>der</strong>erlebnisweg<br />
erstellt. Ausgewählt wurde ein Waldstück<br />
in Mengersdorf (Gemeinde<br />
<strong>Mistelgau</strong>), das die Familie von Aufseß<br />
hierfür gerne zur Verfügung stellte. Für<br />
den etwa 2 km l<strong>an</strong>gen Weg wurde ein<br />
eigenes Märchen geschrieben, das sich<br />
<strong>an</strong> heimischen Sagenfiguren orientiert.<br />
Die 10 Spielstationen fertigte ein heimischer<br />
Holzverarbeiter. Seit Juli sam-<br />
(Fortsetzung auf Seite 19)
Trachten in <strong>der</strong> Fränkischen Schweiz (Folge IX)<br />
Die Hummelgauer Volkstracht<br />
Die <strong>Mistelgau</strong>er Hummelbauern führen die Tradition <strong>der</strong> Hummelgauer Volkstracht fort<br />
Während in <strong>Mistelgau</strong> die Tracht nur<br />
noch von Vereinen zu beson<strong>der</strong>en Anlässen<br />
getragen wird, waren es bereits<br />
um die Jahrhun<strong>der</strong>twende nur noch<br />
zwei, die <strong>an</strong> <strong>der</strong> alten Tracht festhielten:<br />
"Nämlich <strong>der</strong> Altsitzer Joh. Georg<br />
Fichtel, <strong>der</strong> trotz seiner 82 Lebensjahre<br />
noch in einem <strong>der</strong> letzten Sommer für<br />
seinen damals erkr<strong>an</strong>kten Sohn die<br />
g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>dwirtschaft (Ackern, Heuladen<br />
usw.) besorgte, und sein gegenüberwohnen<strong>der</strong><br />
Nachbar Gg. Goldfuß<br />
(bek<strong>an</strong>nt unter dem Hausnamen<br />
"Fr<strong>an</strong>k"). Für das Verschwinden <strong>der</strong><br />
Tracht führt m<strong>an</strong> verschiedene Gründe<br />
<strong>an</strong>. M<strong>an</strong>che meinen, daß <strong>der</strong> Spott <strong>der</strong><br />
Städter das meiste hierzu beigetragen<br />
habe. Mag sein, daß <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong><br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e sich hierdurch einschüchtern<br />
ließ, aber im Großen und G<strong>an</strong>zen sind<br />
die Hummelbauern keineswegs so zimperlich<br />
<strong>an</strong>gelegt, daß sie sich gerade<br />
durch Städter irre machen ließen, auch<br />
wenn bei einer stark abgenützten<br />
Le<strong>der</strong>hose, die nach innen kein Futter<br />
mehr hat, nach außen aber umso<br />
glänzen<strong>der</strong> geworden ist, das neckische<br />
Rätsel zutreffen mag: ‘Es hat kein Futter<br />
und braucht kein Futter und wird doch<br />
von Tag zu Tag fetter.’<br />
Zum Verschwinden <strong>der</strong> Hummeltracht<br />
hat wohl am meisten die seit dem<br />
15. März 1868 bestehende allgemeine<br />
Wehrpflicht beigetragen.<br />
Wer beim Militär zwei Jahre hindurch<br />
die l<strong>an</strong>gen Beinklei<strong>der</strong> getragen hat, hat<br />
sich <strong>an</strong> diese gar bald gewöhnt, auch<br />
wenn er vorher die kurzen Le<strong>der</strong>hosen<br />
getragen haben sollte. Haben doch die<br />
ersteren gleichfalls ihre Vorzüge. Und<br />
wer zwei Jahre hindurch, wie es beim<br />
Militär doch <strong>der</strong> Fall ist, propere und<br />
saubere Beinklei<strong>der</strong> getragen hat, <strong>der</strong><br />
wird nur mit Wi<strong>der</strong>willen solche tragen,<br />
die mit <strong>der</strong> Zeit ein wenig einladen<strong>des</strong><br />
Aeußere <strong>an</strong>nehmen."<br />
Wie <strong>an</strong> <strong>der</strong> Mundart, so konnte m<strong>an</strong><br />
auch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Tracht die Herkunft <strong>der</strong><br />
Bauern ablesen. Damals waren die<br />
Trachten festgelegten Vorschriften unterworfen:<br />
es gab Arbeits-, Sonntags-,<br />
Hochzeits- und Trauerkleidung. Die<br />
Jugend trug überall hell leuchtende<br />
Farben, die Erwachsenen oft braun<br />
o<strong>der</strong> violett, die Alten kleideten sich<br />
meistens schwarz.<br />
Die Kirche verbot den Frauen, ohne<br />
Kopfbedeckung in den Gottesdienst zu<br />
kommen. So entst<strong>an</strong>den Frauenhaube<br />
und Jungfernkränze. Die jungen Mädchen<br />
b<strong>an</strong>den also einen Kr<strong>an</strong>z in ihr<br />
Haar, <strong>der</strong> später zum Wahrzeichen <strong>der</strong><br />
Jungfräulichkeit wurde. Aus diesen<br />
Jungfernkränzen entwickelte sich im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit ein üppiger Kopfputz mit<br />
Flittergold, Glasperlen, bunten Bän<strong>der</strong>n<br />
und Blumen.<br />
Die ausführlichste Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hummelgauer<br />
Tracht stammt von Eduard<br />
Fentsch aus <strong>der</strong> Bavaria von 1865:<br />
„Oberfr<strong>an</strong>ken - Volkstrachten.<br />
So treffen wir in <strong>der</strong> Weibertracht noch<br />
Charakter, während die Männerkleidung<br />
eines solchen völlig entbehrt. Nur in einem<br />
kleinen Bezirke hat sich nach dieser Richtung<br />
noch ein achtbarer Grad von Volksthümlichkeit<br />
erhalten. Wir meinen <strong>der</strong><br />
<strong>Mistelgau</strong>. - Ein meist tafelförmiges Getreidel<strong>an</strong>d,<br />
vom Ostabh<strong>an</strong>ge <strong>der</strong> sog. Neubürg<br />
(bei Wohnsgehaig) bis <strong>an</strong> den Sophienberg<br />
und die waldbewachsenen Hügel um Dondorf<br />
zunächst Bayreuth reichend, umfaßt<br />
<strong>der</strong>selbe lediglich die Ortschaften Bärenreuth,<br />
Brenz, Forkendorf, Gesees, Haag,<br />
Mistelbach, <strong>Mistelgau</strong>, Obernschrenz, Pettendorf,<br />
Pittersdorf, Seitenbach, Trebersdorf<br />
und Voitsreuth. Vorzugsweise nur im<br />
Hauptdorfe <strong>Mistelgau</strong> und seiner näheren<br />
Umgebung gilt jene volksthümliche, eigenheitliche<br />
Nationaltracht, <strong>der</strong> wir eine ausführlichere<br />
Schil<strong>der</strong>ung gönnen müssen.<br />
Der <strong>Mistelgau</strong>er streicht sein l<strong>an</strong>ges Haupthaar<br />
nach slawischer Sitte von <strong>der</strong> Stirne<br />
zurück. Unterhalb <strong>des</strong> Wirbels wird es<br />
durch einen halbrunden Kamm, wie wir ihn<br />
bereits oben beschrieben, festgehalten. Ein<br />
breitkrempiger, unaufgestülpter Schlapphut<br />
mit rundem Köpfchen sitzt ihm keck auf<br />
den Ohren. Schnüre, die vom R<strong>an</strong>de <strong>der</strong><br />
Krempe zur Mitte <strong>des</strong> Gupfes laufen, halten<br />
jene, damit sie nicht zu schlaff nie<strong>der</strong>hänge.<br />
An <strong>der</strong> inneren rechten Seite <strong>der</strong> mehr<br />
als schuhbreiten Krempe aber pr<strong>an</strong>gt eine<br />
Rosette von schwarzen Seidenbän<strong>der</strong>n mit<br />
einem golddurchsponnenen Knopf in <strong>der</strong><br />
Mitte, das eigentliche Abzeichen <strong>des</strong><br />
<strong>Mistelgau</strong>ers, dem <strong>der</strong> Volksmund die Bezeichnung<br />
„Hummelnest“ beilegte. Denn<br />
<strong>der</strong> Bauer dieses Gaul<strong>an</strong><strong>des</strong> heißt durchweg<br />
nur „Hummelbauer“, ein Spitzname,<br />
<strong>des</strong>sen Deutung wir bereits gegeben haben.<br />
Nachdem <strong>der</strong> Hummelbauer l<strong>an</strong>ge Zeit hindurch<br />
h<strong>an</strong>dgreiflichen Protest gegen diesen<br />
Gattungsnamen eingelegt und hiedurch<br />
denselben allerwärts nur noch mundgerechter<br />
gemacht hat, bequemt er sich <strong>des</strong>ssen<br />
neuerlich, o<strong>der</strong> zahlt mit gleicher Münze<br />
aus, und heißt seine Nachbarn auf <strong>der</strong><br />
steinreichen Dondorfer Gemarkung und<br />
Umgebung die ,Steinwespen’.<br />
Die Stelle <strong>des</strong> breitkrempigen Filzhutes vertritt<br />
Werktags häufig die grüne Sammtmütze<br />
mit einer Verbrämung von Mar<strong>der</strong>fell,<br />
von gleicher Form, wie sie <strong>der</strong> Bauer im<br />
Waldsassener Stifte trägt, nur daß <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e<br />
Theil <strong>des</strong> Pelzumschlages bedeutend<br />
höher ist. Die ältere Generation stülpt<br />
selbst den Hut über diese Mütze. Ein<br />
schwarzes, halbseidenes Halstuch, vorne in<br />
einer Masche geschlungen und überdieß<br />
durch eine Art fibula mit gewaltig großer<br />
I
Glasperle zusammengehalten, läßt den<br />
oberen Theil <strong>des</strong> Hemdkragens noch sichtbar.<br />
Aehnliche in Tombak gefaßte Glasknöpfe<br />
dienen, das Hemd um den Hals und<br />
vorne <strong>an</strong> den Aermeln zusammen zu halten.<br />
An diesen Kleinigkeiten hängt <strong>der</strong> <strong>Mistelgau</strong>er<br />
mit aller Entschiedenheit. Ein<br />
schmales, abgenähtes Unterleibchen von<br />
buntem Perse, bisweilen mit Goldschnüren<br />
besetzt, reicht bis zur Hälfte <strong>der</strong> Brust, so<br />
daß <strong>der</strong> obere Theil <strong>des</strong> Hem<strong>des</strong><br />
sichtbar bleibt, und vertritt die<br />
Stelle <strong>der</strong> Weste. Darüber wird <strong>der</strong><br />
le<strong>der</strong>ne Hosenträger gelegt, ein<br />
Hauptstück <strong>des</strong> Gew<strong>an</strong><strong>des</strong>, <strong>der</strong><br />
nicht <strong>an</strong>geknöpft, son<strong>der</strong>n mit<br />
h<strong>an</strong>dfesten Hacken am Beinkleide<br />
befestigt wird. An die vor<strong>der</strong>e Quergurte<br />
<strong>des</strong>selben ist <strong>der</strong> „Brusterfleck“<br />
<strong>an</strong>gesteppt, eine le<strong>der</strong>ne<br />
Zunge von <strong>der</strong> Größe einer <strong>der</strong>ben<br />
H<strong>an</strong>dfläche, welche just über <strong>der</strong><br />
Herzgrube den größten Theil <strong>des</strong><br />
Unterleibchens deckt. Was <strong>der</strong><br />
schmucke Le<strong>der</strong>gurt dem bayerischen<br />
Hochlän<strong>der</strong> und Tyroler, das<br />
ist <strong>der</strong> Brusterfleck dem Hummelbauern.<br />
Zierlich durchschlagen,<br />
gesteppt, mit Seide und Pfauenfe<strong>der</strong>n<br />
gestickt, gilt er als Hauptzier<br />
<strong>des</strong> g<strong>an</strong>zen Anzuges, als son<strong>der</strong>liches<br />
Augenmerk <strong>des</strong> ländlichen Stutzers<br />
und zumeist auch als Dokument bäuerlichen<br />
Wohlst<strong>an</strong><strong>des</strong>. Es liegt ein ausgesprochenes<br />
Selbstgefühl schon in <strong>der</strong> Art,<br />
wie <strong>der</strong> <strong>Mistelgau</strong>er das Wort „Brusterfleck“<br />
mit dem vollen Gewicht seiner<br />
Consen<strong>an</strong>ten herausstößt!<br />
Als Kirchenstaat gilt <strong>der</strong> kurze, kaum bis <strong>an</strong><br />
die Kniee reichende Rock von schwarzem<br />
Bei<strong>der</strong>gem<strong>an</strong>g o<strong>der</strong> „Weschert“, wie <strong>der</strong><br />
Stoff hie zu L<strong>an</strong>de heißt. Grünes Futter und<br />
gleicher Vorstoß ist unerläßlich. Die Taille<br />
<strong>des</strong> Rockes steht kaum eine Sp<strong>an</strong>ne vom<br />
Halse ab, und die Falteneinschläge <strong>der</strong> beiden<br />
Schöße sitzen schier unter <strong>der</strong> Achsel.<br />
Knopf und Knopfloch sind durch Häkkelchen<br />
und Schlinge wie beim Menoniten<br />
vertreten. Im Wirthshause o<strong>der</strong> sonst, wo<br />
<strong>der</strong> Bauer nicht mit allem Aufw<strong>an</strong>de <strong>des</strong><br />
II<br />
Respektes zu erscheinen hat, vertauscht er<br />
den Rock mit dem hellblauen Tuch<strong>an</strong>ker<br />
(Schal) mit weißem Futter und Vorstoß und<br />
einer doppelten Reihe engzusammengestellter,<br />
halbkugelförmiger Metallknöpfe.<br />
Die schwarzle<strong>der</strong>nen weiten Pumphosen<br />
sind unterm Kniee zusammengezogen und<br />
mit den Hosenriemen gebunden, welche zugleich<br />
als Strumpfbän<strong>der</strong> gelten. Weiß ausgenähte,<br />
ziemlich stramm <strong>an</strong>gezogene<br />
Hummelbauern-Tracht (um 1865).<br />
Wadenstiefel lassen noch einen Theil <strong>der</strong><br />
weißen o<strong>der</strong> grauwollenen Strümpfe unterm<br />
Knie unbedeckt.<br />
Also gew<strong>an</strong>det sich <strong>der</strong> gerechte <strong>Mistelgau</strong>er<br />
vom Schuljungen bis zum ehrwürdigen<br />
Altsitzer, und ob auch Einer hie und da<br />
am Schnitte seines Klei<strong>des</strong> etwas zu tadeln<br />
fände, so muß er doch gestehen, daß die<br />
Tracht im G<strong>an</strong>zen - ungerechnet ihre Originalität<br />
- nicht übel <strong>an</strong>läßt. Im Durchschnitte<br />
sind die Burschen <strong>des</strong> Gaues gelenkig<br />
und geschmeidig, und <strong>der</strong> breitkrempige<br />
Hut, <strong>der</strong> kurze Kittel und die weiten<br />
Beinklei<strong>der</strong> geben ihrer Erscheinung etwas<br />
Keckes und Malerisches, das nur durch die<br />
verschobene Hifte Schaden leidet.<br />
Min<strong>der</strong> kleidsam, aber nicht weniger<br />
eigenthümlich ist die Weibertracht. Die<br />
Hauptrolle am Kopfschmucke spielt das<br />
Schlingtuch. Im Sonntagsstaate ist es von<br />
roth und schwarz gestreiftem Wollenzeuge,<br />
in <strong>der</strong> Trauer weiß mit feinen schwarzen<br />
Streifen. Gleich einem Turb<strong>an</strong> sitzt es, durch<br />
eine Einlage von Pappe gehalten, ziemlich<br />
senkrecht am Vor<strong>der</strong>haupte, wohl schuhhhoch<br />
über die Stirne hinausreichend und die<br />
Haare fast gänzlich verhüllend. Die schmal<br />
und glatt zusammen gelegten Zipfel sind im<br />
Nacken einfach geschlungen, und während<br />
<strong>der</strong> eine über den Rücken hinunter<br />
fällt, wird <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e mit unverbrüchlicher<br />
Regelmäßigkeit über die<br />
rechte Schulter nach vorne geworfen.<br />
Unter dem Kopftuche sitzt das Neschenhäubchen.<br />
Es gleicht dem<br />
Bayreuther; doch sind die Neschen<br />
am Vor<strong>der</strong>haupte nicht umgeschlagen,<br />
son<strong>der</strong>n stehen aufrecht, und<br />
reichen über die Höhe <strong>des</strong> Kopftuches<br />
hinaus. Das sog. abgestickte<br />
Bödchen ist im Genicke zusammengezogen<br />
und mit schwarzseidenen,<br />
fliegenden, l<strong>an</strong>gen B<strong>an</strong>dmaschen<br />
versehen. Um den Hals schlingt sich<br />
die Paterlschnur o<strong>der</strong> eine silberne<br />
Kette. Das gestickte, dunkelgrüne,<br />
kurztaillige Mützchen (Schoßwams)<br />
mit hellgrüner Einfassung bleibt<br />
vorne <strong>an</strong> <strong>der</strong> Brust gewöhnlich offen,<br />
und läßt das Leibchen sehen, <strong>an</strong> welchem<br />
<strong>der</strong> Rock hängt. Ersteres hat womöglich<br />
eine noch kürzere Taille als das<br />
Schoßwams, ist sehr weit ausgeschnitten,<br />
zumeist von schwarzem Halbseidenstoffe<br />
und häufig mit Silberborten o<strong>der</strong> Goldschnüren<br />
verbrämt.<br />
Darüber ist ein seidenes, meist schwarz und<br />
roth gestreiftes Brusttuch gelegt, welches<br />
den vom Leibchen freigelassenen und blos<br />
mit dem Hemde bedeckten Busen schützt.<br />
Das Hemd selbst ist l<strong>an</strong>gärmelig, am Halse<br />
und <strong>an</strong> den H<strong>an</strong>dbündchen reich mit Spitzen<br />
garnirt. Ein faltenreicher, schwarzer<br />
o<strong>der</strong> dunkelblauer Wollrock, in <strong>der</strong> Hälfte<br />
<strong>der</strong> Höhe mit zwei Reihen hellblauen B<strong>an</strong><strong>des</strong><br />
eingefaßt, wird hart unter <strong>der</strong> Achsel<br />
vom Leibchen festgehalten und reicht bis <strong>an</strong><br />
die Knöchel; darüber <strong>der</strong> grüne Fürfleck,<br />
durch bunte Seidenbän<strong>der</strong> gehalten, die
vorne in l<strong>an</strong>ger Masche herabflattern. Weiße<br />
Strümpfe mit rothen Zwickeln und Schuhe,<br />
vielfach auch Knöchelstiefelchen, vollenden<br />
den Anzug. Aeltere Frauen tragen<br />
noch über den Rist ausgeschnittene Schuhe,<br />
wie sie zur Renaiss<strong>an</strong>cezeit üblich waren,<br />
und das drei bis vier H<strong>an</strong>d breite weiße<br />
Kirchentuch, glatt über den Rücken gelegt,<br />
vorne <strong>an</strong> <strong>der</strong> Brust nicht geschlungen<br />
son<strong>der</strong>n flach gekreuzt, <strong>an</strong> das weiße Tuch<br />
<strong>der</strong> slavischen Klageweiber gemahnend. -<br />
Eine originelle Sitte <strong>der</strong> Jungfrauen und<br />
Weiber macht den Pelzmuff Jahr aus Jahr<br />
ein zu einem ergänzenden Best<strong>an</strong>dtheil <strong>des</strong><br />
Kirchenstaates. Er ist nicht selten von kostbarem<br />
Feh und - um diesen zu schonen - mit<br />
Seidenstoff überzogen. In <strong>der</strong> Kirche wird<br />
er auf <strong>der</strong> Brüstung <strong>des</strong> betstuhles aufgepfl<strong>an</strong>zt,<br />
am Schlusse aber während <strong>des</strong> Vaterunsers<br />
vor das Gesicht gehalten. Auf den<br />
harmlosen Fremdling macht dieser Brauch<br />
einen überraschenden, nahezu komischen<br />
Eindruck. Dagegen ist ein <strong>an</strong><strong>der</strong>er Gew<strong>an</strong>dtheit<br />
seit den ersten Dezennien dieses<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts in Abnahme gerathen und<br />
nun fast völlig verschwunden. Das sind die<br />
breiten, mit metallenen Buckeln und Beschlägen<br />
zierlich ausgeschmückten Le<strong>der</strong>gürtel,<br />
welche gleich den altdeutschen Besteckgürteln<br />
schief von <strong>der</strong> Hifte herabhingen<br />
und son<strong>der</strong>lich dazu dienten, das<br />
Schnappmesser zu tragen und den Rock zu<br />
schürzen.“<br />
Etwas älter (aus dem Jahre 1856) ist<br />
eine Trachtenschil<strong>der</strong>ung von Ludwig<br />
Storch, <strong>der</strong> wie Fentsch ein Verfechter<br />
<strong>der</strong> slawischen Abstammungstheorie<br />
war:<br />
"Der Hummelbauer ist meist kleiner,<br />
untersetzter Statur und noch weit schärfer,<br />
als bei seinen Nachbarn, tritt <strong>der</strong><br />
slavische Typus in ihm hervor; die ihm<br />
eigenthümliche Volkstracht besteht bei<br />
dem männlichen Geschlechte aus<br />
einem dunkeln, kurzen Rocke mit merkwürdig<br />
hoher Taille und ohne Knöpfe,<br />
<strong>der</strong> über <strong>der</strong> Brust zusammengehäkelt<br />
werden k<strong>an</strong>n, meist aber offen steht<br />
und so das bunte, prächtige Brustfleck<br />
den künstlich und geschmackvoll gesteppten<br />
schwarzle<strong>der</strong>nen Hosenträger<br />
sehen läßt. Der Stoff <strong>des</strong> Rockes ist<br />
schwarzes und hellgrünes Tuch, jenes<br />
als Hauptbest<strong>an</strong>dtheil, dieses als Unterfutter,<br />
bei<strong>des</strong> Erzeugniß <strong>des</strong> Hauses.<br />
Die selbstgezüchtete Schafwolle kardätscht,<br />
färbt und spinnt die Bäuerin,<br />
webt <strong>der</strong> Bauer. Dieses kurze, knappe<br />
Kleidungsstück heißt ,das Hummelröcklein’.<br />
Doch hat je<strong>der</strong> Bauer auch<br />
einen l<strong>an</strong>gen Rock von demselben<br />
Zeuge, von <strong>der</strong>selben Art. Der kurze ist<br />
für den Verkehr mit den Menschen, <strong>der</strong><br />
l<strong>an</strong>ge für den Verkehr mit dem lieben<br />
Herrgott bestimmt: es ist <strong>der</strong> Kirchenrock.<br />
Der Brustfleck ist von grünem<br />
Tuch, mit bunten Blümchen reich<br />
bestickt und mit gelben Schnüren<br />
besetzt. Es ist das malerischste und<br />
eigenthümlichste Kleidungsstück <strong>der</strong><br />
Hummeln. Darüber sieht m<strong>an</strong> die breiten<br />
le<strong>der</strong>nen Hosenträger mit reicher Steppperei,<br />
vorn mehrfach verschlungen, <strong>an</strong><br />
welchem die kurzen schwarzle<strong>der</strong>nen<br />
Beinklei<strong>der</strong> mit messingnen, <strong>an</strong> den<br />
Hosen festgenähten Haken <strong>an</strong>gehängt<br />
werden. Der Hals ist mit einem schwarzseidnen,<br />
meist rotberän<strong>der</strong>ten Tuche<br />
umwunden; auf dem kurz geschnittenen,<br />
nicht selten gescheitelten Haupthaare<br />
sitzt <strong>der</strong> ungewöhnlich breite Hut mit<br />
herabhängen<strong>der</strong>, zuweilen einseitig aufgestülpter<br />
Krempe, <strong>an</strong> <strong>der</strong> inneren Seite<br />
<strong>der</strong>selben, wie schon bemerkt, das sogen<strong>an</strong>nte<br />
Hummelnest o<strong>der</strong> die schöne,<br />
sehr kleidsame, hoch aufragende, grünsammetne,<br />
meist mit Mar<strong>der</strong>pelz reich<br />
verbrämte Mütze.<br />
Nicht min<strong>der</strong> eigenthümlich und pittoresk<br />
ist die Tracht <strong>des</strong> weiblichen<br />
Geschlechts. Der ebenfalls schwarze,<br />
aus demselben Wollenstoffe gefertigte,<br />
kurze und faltenreiche Rock ist am<br />
unteren R<strong>an</strong>d mit breitem, halbwollenem<br />
B<strong>an</strong>de besetzt und wird oft von<br />
einem schwarzle<strong>der</strong>nen, mit kleinen<br />
Metallplatten reich verziertem Gürtel<br />
zusammengehalten. Die Jacke ist kurz,<br />
bei Frauen meist schwarz, bei Mädchen<br />
meist dunkelgrün, von selbstbereitetem<br />
Tuch. Ueber eine mit Seide und<br />
Flittergold gestickte kleine Haube wird<br />
ein schwarzes o<strong>der</strong> rothes Kopftuch<br />
hinten gebunden, getragen. Bei Festlichkeiten<br />
setzen die Mädchen auf den<br />
Zopfknoten am Hinterkopfe eine kleine,<br />
sternförmige Haube von dunkelrothen<br />
seidenen Bän<strong>der</strong>n, welche künstlich zu<br />
dieser Form zusammengeflochten werden<br />
und von welcher breite, gezackte<br />
Bän<strong>der</strong> <strong>des</strong>selben Stoffs den Rücken<br />
hinabhängen."<br />
"Eine g<strong>an</strong>z beson<strong>der</strong>e Eigenart war,<br />
daß die Frauen, Sommer wie Winter,<br />
wenn sie die Kirche besuchten, einen<br />
Pelzmuff o<strong>der</strong> einen mit Seide überzogenen<br />
und mit Pelz gefütterten Muff<br />
trugen, <strong>der</strong> während <strong>des</strong> Gebetes <strong>der</strong><br />
Länge nach vor das Gesicht gehalten<br />
wurde. Aeltere Frauen trugen auf dem<br />
Kopf ein weißes Tuch und warfen sich<br />
ein gleiches über die Schultern, <strong>des</strong>sen<br />
beide Enden nicht über <strong>der</strong> Brust verschlungen,<br />
son<strong>der</strong>n flach gekreuzt und<br />
mit den Händen festgehalten wurde.<br />
Statt <strong>des</strong> Regenschirms benützten die<br />
Frauen große weiße Tücher, <strong>der</strong>en<br />
Mitte einen schmalen roten Streifen<br />
aufwies. Auf diese Tracht war <strong>der</strong> Hummelbauer<br />
und die Bäuerin stolz, es galt<br />
bei ihnen das Wort: ,Selbst gesponnen,<br />
selbst gemacht, ist die echte Bauerntracht’."<br />
Aus den kleinen Unterschieden in diesen<br />
Trachtenschil<strong>der</strong>ungen mag m<strong>an</strong> erkennen,<br />
wie schwierig es ist, eine echte alte<br />
Hummelgauer Tracht zu rekonstruieren.<br />
Wie beliebt und bek<strong>an</strong>nt sie jedoch in<br />
g<strong>an</strong>z Europa ist, bewiesen die Einladungen<br />
<strong>des</strong> Hummeltrachtenerhaltungsvereins<br />
<strong>Mistelgau</strong> zu den Olympischen<br />
Spielen 1972 und zu einigen<br />
Trachteneuropeaden. Sogar das Fernsehen<br />
erk<strong>an</strong>nte die Schönheit <strong>der</strong><br />
<strong>Mistelgau</strong>er Tracht und zeigte sie <strong>an</strong>läßlich<br />
<strong>der</strong> Olympischen Schlußfeier am<br />
häufigsten. 1979 konnte m<strong>an</strong> in einer<br />
Sendung <strong>des</strong> ZDF über das Schmücken<br />
III
<strong>des</strong> <strong>Mistelgau</strong>er Osterbrunnens ebenfallls<br />
die Tracht bewun<strong>der</strong>n.<br />
Beson<strong>der</strong>s in den letzten beiden Jahrzehnten<br />
hatten die Trachtenvereine in<br />
<strong>Mistelgau</strong> und Gesees einen g<strong>an</strong>z<br />
beson<strong>der</strong>s großen Zustrom. Für den<br />
<strong>Mistelgau</strong>er Nachwuchs gilt jedenfalls<br />
wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zweizeiler:<br />
"Hummel, Hummel, Mislgaa, wer ka<br />
Hummel, krigt ka Fraa.“<br />
Von <strong>der</strong> Geburt bis zum Tod war das<br />
Leben <strong>des</strong> Hummelbauern von vielen<br />
Bräuchen geprägt. Größtenteils war es<br />
Aberglaube, ein Teil war aber auch<br />
christlichen Ursprungs. Heute erzählen<br />
nur noch wenige alte Leute vom<br />
Glaubensgut unserer Vorfahren. Doch<br />
was geschieht, wenn diese Generation<br />
nicht mehr lebt? Wer wird unseren<br />
Kin<strong>der</strong>n und Enkeln noch etwas erzählen<br />
können?<br />
Schon in den letzten Jahrzehnten ging<br />
mit dem raschen wirtschaftlichen Aufschwung<br />
und den damit verbundenen<br />
neuen Problemen viel altes Brauchtum<br />
verloren. An die Seite <strong>der</strong> bäuerlichen<br />
Menschen rückten im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
Gewerbetreibende, Arbeiter und Angestellte.<br />
<strong>Mistelgau</strong> wurde zur Großgemeinde<br />
und zum industriellen Schwerpunkt<br />
im westlichen Bayreuther L<strong>an</strong>dkreis.<br />
Natürlich k<strong>an</strong>n diese mo<strong>der</strong>ne<br />
Entwicklung nicht aufgehalten werden,<br />
aber trotzdem sollten sich alte Lebensgewohnheiten<br />
mit Wohlst<strong>an</strong>d und Fortschritt<br />
vereinen lassen. Hierin liegt die<br />
kulturelle Aufgabe unserer Trachtenvereine<br />
im Hummelgau. Noch mehr aber<br />
liegt es <strong>an</strong> jedem einzelnen, ob wir in<br />
absehbarer Zeit alte Traditionen pflegen<br />
o<strong>der</strong> l<strong>an</strong>gsam verlieren.<br />
Auszug aus <strong>der</strong> Vereinsgeschichte<br />
<strong>des</strong> Hummeltrachtenerhaltungsvereins<br />
<strong>Mistelgau</strong><br />
1928, April: Vereinsgründung<br />
1928, August: Gründung eines<br />
gemischten Chors (Heimat- und<br />
Volkslie<strong>der</strong>)<br />
IV<br />
1929, März: Beitritt zum L<strong>an</strong><strong>des</strong>verb<strong>an</strong>d<br />
Bayer. Heimat- und<br />
Volkstrachtenvereine<br />
1936, Mai: Aufnahme <strong>der</strong> Jugendarbeit<br />
Stilllegung <strong>des</strong> Vereins während <strong>des</strong><br />
2. Weltkrieges<br />
1947, Dezember: Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong><br />
Vereinstätigkeit<br />
1953, Mai: 25-jähriges Vereinsjubiläum<br />
mit 1. Fahnenweihe<br />
1954, Mai: Erstmals Maibaum in <strong>der</strong><br />
Ortsmitte von <strong>Mistelgau</strong> aufgestellt<br />
1956, Ostern: Erstmals Osterbrunnen in<br />
<strong>Mistelgau</strong> geschmückt<br />
1959, Oktober: Erstmals Erntekrone für<br />
Ernted<strong>an</strong>kfest in <strong>der</strong> Kirche von<br />
<strong>Mistelgau</strong> geschmückt<br />
1961, Dezember: Erstmals Weihnachtsbaum<br />
in <strong>der</strong> Ortsmitte von <strong>Mistelgau</strong><br />
aufgestellt<br />
1972, September: Teilnahme <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Schlussfeier <strong>der</strong> XX. Olympischen<br />
Spiele in München<br />
1974, Juli: Wahl von M<strong>an</strong>fred Bär zum<br />
1. Vorst<strong>an</strong>d <strong>des</strong> Hummeltrachtenvereins<br />
<strong>Mistelgau</strong>, er hat dieses Amt<br />
bis zum heutigen Tag inne<br />
1976, August: Erster Besuch einer<br />
Europeade (damals in Annecy, einer<br />
Partnerstadt von Bayreuth)<br />
Seit 1977: Knüpfung internationaler Beziehungen<br />
zu Gruppen aus Belgien<br />
und Schweden<br />
1984: Wahl von M<strong>an</strong>fred Bär, dem<br />
1. Vorst<strong>an</strong>d unseres Vereins, zum<br />
1. Vorsitzenden <strong>des</strong> Trachtengaus<br />
Oberfr<strong>an</strong>ken (er hat auch dieses Amt<br />
bis zum heutigen Tag inne)<br />
1986: Auszeichnung <strong>des</strong> Vereins mit<br />
dem Kulturför<strong>der</strong>preis <strong>des</strong> L<strong>an</strong>dkreises<br />
Bayreuth<br />
1986: Wie<strong>der</strong>gründung einer Theatergruppe<br />
1989, Juli: Erste Kontakte zu einer<br />
Jugend-Folkloregruppe aus Ostroleka,<br />
Polen<br />
1990: Erste Kontakte zum Kulturbund<br />
Elsterberg (Vogtl<strong>an</strong>d, Sachsen)<br />
1998, Mai: 70-jähriges Vereinsjubiläum<br />
mit 2. Fahnenweihe. H<strong>an</strong>s Stef<strong>an</strong><br />
Texte und Bil<strong>der</strong> wurden mit freundlicher<br />
Genehmigung von Helmut Pfaffenberger<br />
auszugsweise dem Buch „Unser Hummmelgau<br />
- Sitten und Brauchtum“ - Teil I -<br />
entnommen.<br />
T<strong>an</strong>zgruppe <strong>des</strong> Hummeltrachtenerhaltungsvereins <strong>Mistelgau</strong> Photo: M. Bär
(Fortsetzung von Seite 18)<br />
meln Kin<strong>der</strong> auf dem Weg ihre Erlebnisse.<br />
Via Imperiale<br />
Eine alte H<strong>an</strong>delsstraße führt durch die<br />
Neubürg-Region bis nach Eger in<br />
Tschechien. Das bei uns vorh<strong>an</strong>dene<br />
Teilstück soll bis September 2004 markiert<br />
und mit Informationen versehen<br />
zugänglich gemacht werden. Die sog.<br />
Via Imperiale wird in das Ergänzungspaket<br />
<strong>der</strong> W<strong>an</strong><strong>der</strong>karten-Sammelmappe<br />
aufgenommen.<br />
Radlerparadies Rund um die Neubürg<br />
In den Fahrradverleih-Verbund wurden<br />
zwei neue Verleihstationen aufgenommmen<br />
und Anf<strong>an</strong>g 2004 ein neuer<br />
Werbe-Flyer gedruckt. D<strong>an</strong>ach meldete<br />
sich eine zehnte Verleihstation. Seit<br />
Februar kennzeichnen eigens erstellte<br />
Hinweisschil<strong>der</strong> die Verleihstationen.<br />
Jahresprogramm "Aktiv Rund um die<br />
Neubürg"<br />
2004 erschien zum zweiten Mal das<br />
Jahresprogramm "Aktiv Rund um die<br />
Neubürg". Gemeinsam mit W<strong>an</strong><strong>der</strong>führern<br />
aus <strong>der</strong> Region haben wir wie<strong>der</strong><br />
über 100 geführte Rad- und W<strong>an</strong><strong>der</strong>touren<br />
zusammengestellt. Hier hat<br />
die Entwicklungsgesellschaft ein Angebot<br />
geschaffen, das es in dieser Fülle<br />
und kompakten Darstellung vorher nicht<br />
gab. Die Nachfrage nach den Touren ist<br />
sehr groß.<br />
Regionales Infozentrum<br />
Die Therme <strong>Obernsees</strong> als Besuchermagnet<br />
bietet den optimalen St<strong>an</strong>dort<br />
für ein regionales Informationszentrum.<br />
Ab September 2004 wird die Anlaufstelle<br />
für Gäste und Einheimische<br />
umfassen<strong>des</strong> Informationsmaterial zur<br />
Region Rund um die Neubürg und die<br />
gesamte Fränkische Schweiz bieten.<br />
Gleichzeitig wird das Fremdenverkehrsbüro<br />
<strong>Obernsees</strong> integriert sein.<br />
Im eingeglie<strong>der</strong>ten Neubürg-Shop - ver-<br />
gleichbar einem Souvenirladen - werden<br />
in <strong>der</strong> Region erzeugte, haltbare<br />
Produkte wie z.B. Honig, Bier, Schnaps,<br />
Bücher, Keramik, Korbwaren, Holzarbeiten<br />
usw. vermarktet. Die Org<strong>an</strong>isation<br />
<strong>des</strong> Shops erfolgt von privater<br />
Seite in Kooperation mit <strong>der</strong> Entwicklungsgesellschaft.<br />
F.X. Mayr - Therapie Rund um die<br />
Therme <strong>Obernsees</strong><br />
Gemeinsam mit <strong>der</strong> Therme <strong>Obernsees</strong>,<br />
einem <strong>an</strong>sässigen Arzt, einem<br />
Physiotherapeuten und vier Hoteliers<br />
wurde ein neues Angebot im Bereich<br />
Wellness & Gesundheit geschnürt und<br />
im März 2004 mit Aktionswochen gestartet.<br />
Angeboten werden 1- bis 3-<br />
Wochen-Pauschalen.<br />
Laufregion Rund um die Neubürg<br />
Auf vorh<strong>an</strong>denen Wegen haben die<br />
Mitgliedsgemeinden Rund um die<br />
Neubürg spezielle Strecken mit unterschiedlichen<br />
Längen und Schwierigkeitsgraden<br />
für Jogging und Nordic<br />
Walking ausgewiesen. Die Entwicklungsgesellschaft<br />
übernahm die Koordination<br />
und hat einen gemeinsamen<br />
Prospekt mit über 20 Strecken herausgegeben.<br />
Kunst & Kultur<br />
3. Regionaler Künstlermarkt<br />
Nach den großen Erfolgen <strong>der</strong> ersten<br />
beiden Künstlermärkte in Mengersdorf<br />
und Heinersreuth wird die Ver<strong>an</strong>staltungsreihe<br />
fortgesetzt. Der 3. Regionale<br />
Künstlermarkt wird am 7. 11. 2004 in<br />
Waischenfeld gemeinsam mit dem<br />
Kunstforum Burggalerie Waischenfeld<br />
stattfinden.<br />
Museumstag Rund um die Neubürg<br />
An einem Tag im Jahr 2005 sollen alle<br />
Museen Rund um die Neubürg gleichzeitig<br />
geöffnet haben und mit beson<strong>der</strong>en<br />
Aktionen beworben werden.<br />
Kultur-Tour (Führer)<br />
"Die vorh<strong>an</strong>denen Potenziale nutzen<br />
und sichtbar machen." Unter dieses<br />
Motto lässt sich <strong>der</strong> gepl<strong>an</strong>te Kultur-<br />
Führer einordnen. Ähnlich wie beim<br />
Br<strong>an</strong>chenwegweiser und Gastronomieführer<br />
werden ab 2005 die kulturellen<br />
Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong> Region kompakt<br />
und informativ zusammengestellt.<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
Gefüllter Kühlschr<strong>an</strong>k<br />
Gäste von Ferienwohnungen finden bei<br />
ihrer Ankunft einen nach ihren Wünschen<br />
mit regionalen Produkten gefüllten<br />
Kühlschr<strong>an</strong>k vor. Dieses Angebot<br />
hat die Entwicklungsgesellschaft im<br />
Jahr 2002 zum ersten Mal initiiert.<br />
Heute bieten 20 Vermieter in Ahorntal,<br />
<strong>Mistelgau</strong>-<strong>Obernsees</strong>, Pl<strong>an</strong>kenfels und<br />
Waischenfeld diesen Service ihren<br />
Gästen <strong>an</strong>. Die Entwicklungsgesellschaft<br />
unterstützt mit <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong><br />
Bestellformulare, H<strong>an</strong>dzettel und Werbung.<br />
Regionaltheken<br />
Neubürg-Produkte in eigenen Regalen<br />
<strong>der</strong> hiesigen Märkte präsentieren wollen<br />
wir mit den Regionaltheken. Hier wird mit<br />
Händlern <strong>der</strong> Region sowie heimischen<br />
Produzenten zusammengearbeitet. Die<br />
Eröffnung <strong>der</strong> ersten Theken ist für<br />
Herbst 2004 vorgesehen.<br />
<strong>Mistelgau</strong>, im Mai 2004<br />
Gabriela Leitl<br />
Geschäftsführerin <strong>der</strong> Regionalen Entwicklungsgesellschaft<br />
"Rund um die Neubürg - Fränkische<br />
Schweiz"<br />
Bahnhofstraße 35, 95490 <strong>Mistelgau</strong>, Telefon<br />
0 92 79 / 92 32 41, www.neubuerg.de<br />
För<strong>der</strong>hinweis:<br />
Unterstützt wird die Regionale Entwicklungsgesellschaft<br />
"Rund um die<br />
Neubürg - Fränkische Schweiz" aus<br />
Mitteln <strong>des</strong> Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Wirtschaft, Infrastruktur,<br />
Verkehr und Technologie und <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union - Europäischer Fond für<br />
regionale Entwicklung (EFRE)<br />
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