REPORT - FEhS - Institut für Baustoff-Forschung
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<strong>FEhS</strong> – INSTITUT<br />
FÜR BAUSTOFF-FORSCHUNG e.V.<br />
<strong>REPORT</strong><br />
Bliersheimer Str. 62<br />
47229 DUISBURG<br />
Telefon: 02065/9945 - 0<br />
Telefax: 02065/9945 - 10<br />
E-Mail: fehs @ fehs.de<br />
Internet: http://www.fehs.de<br />
Juli 2006 ISSN 0948-4795 13. Jahrgang Nr. 1<br />
40 Jahre RAL-Gütesicherung <strong>für</strong> Eisenhüttenschlacken<br />
Die Qualitätssicherung von <strong>Baustoff</strong>en <strong>für</strong><br />
den Straßenbau soll sicherstellen, dass die<br />
eingesetzten Stoffe den Anforderungen des<br />
jeweiligen Anwendungsbereichs genügen.<br />
Zu diesem Zweck erfolgen seit Jahren regelmäßige<br />
Prüfungen in einem System von<br />
Eignungsnachweis, Eigen- und Fremdüberwachung.<br />
Dieses System wird derzeit auf<br />
Basis der harmonisierten europäischen Normen<br />
in Teilbereichen abgelöst durch ein<br />
Konformitätsnachweisverfahren, das eine zu<br />
zertifizierende werkseigene Produktionskontrolle<br />
beinhaltet, also auf Produktprüfungen<br />
durch externe Stellen verzichtet.<br />
Bereits mit Einführung der "Richtlinien <strong>für</strong><br />
die Güteüberwachung von Straßenbaustoffen"<br />
[1] im Jahre 1970 wurden nicht nur<br />
die natürlichen Gesteine erfasst, sondern<br />
auch "künstliche Gesteine, z. B. Hochofenschlacke",<br />
mit einbezogen. Nun stellt sich<br />
die Frage einer Gütesicherung <strong>für</strong> Hochofenstückschlacke<br />
jedoch nicht erst seit<br />
1970. Mit der Umstellung der Hochofenbetriebe<br />
von Holzkohle auf Koks seit Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Änderung<br />
des Chemismus der Hochofenschlacke, die<br />
nunmehr kalkreicher ("basischer") wurde<br />
und sich hinsichtlich der Zusammensetzung<br />
zunehmend der heutigen Hochofenschlacke<br />
näherte. So wird auch bereits aus dem<br />
19. Jahrhundert berichtet, dass <strong>für</strong> den Bau<br />
von "Packlage und Steindecke auf Chausseen"<br />
[2] Hochofenschlacke eingesetzt<br />
wurde. Erste "Richtlinien <strong>für</strong> Hochofenschlacke<br />
als Straßenbaustoff" gibt es in<br />
Dr.-Ing. Th. Merkel<br />
Deutschland seit 1927 [3], seit 1941 sogar<br />
eine eigene Norm [4]. Diese und nachfolgend<br />
erschienene Vorschriften enthielten<br />
zwar Anforderungen an Straßenbaustoffe<br />
aus Hochofenschlacke, einen Hinweis auf<br />
eine regelmäßige Überwachung sucht man<br />
jedoch vergebens.<br />
Zur Sicherung der gleich bleibenden Qualität,<br />
aber auch zur Dokumentation dieser<br />
Qualitätssicherung nach außen, wurde daher<br />
seitens der Hüttenwerke und Aufbereiter die<br />
Gründung einer Gütegemeinschaft unter<br />
dem Dach von RAL beschlossen. Die<br />
Gründung der Gütegemeinschaft Hochofenschlacke<br />
e.V. erfolgte vor nunmehr 40 Jahren<br />
- im Jahr 1966. Bereits damals umfasste<br />
die Gütesicherung ein Nebeneinander von<br />
Eigen- und Fremdüberwachung [5]. Die<br />
Eigenüberwachung sollte dem Werk laufend<br />
einen Überblick über die hergestellte<br />
Qualität liefern, durch die Fremdüberwachung<br />
wurde die Durchführung der<br />
Eigenüberwachung kontrolliert, Vergleichsprüfungen<br />
vorgenommen und zusätzliche<br />
Prüfungen durchgeführt.<br />
Inzwischen wurde die 1966 begründete<br />
RAL-Gütesicherung auch auf andere Eisenhüttenschlacken<br />
ausgedehnt. Hochofenstückschlacke<br />
und Hüttensand werden seit<br />
langem im Bauwesen eingesetzt. Dagegen<br />
herrschten bei Stahlwerksschlacken lange<br />
Zeit andere Nutzungsgebiete vor. Dies<br />
waren in erster Linie die Nutzung als Kalk-<br />
und Eisenträger im metallurgischen Kreis-<br />
Inhalt Seite<br />
40 Jahre RAL-Gütesicherung <strong>für</strong><br />
Eisenhüttenschlacken<br />
Th. Merkel<br />
Hüttensand aus dem Corex-Verfahren<br />
A. Ehrenberg<br />
Mineralische Bindung von Spurenelementen<br />
in Stahlwerksschlacken<br />
P. Drissen<br />
Auswirkungen der Düngemittelverordnung<br />
und Düngeverordnung auf<br />
den Einsatz von Kalkdüngemitteln<br />
aus Eisenhüttenschlacken<br />
M. Kühn<br />
Einführung einer Bundesverwertungsverordnng<br />
– Historie und Stand der<br />
Diskussionen<br />
R. Bialucha<br />
Eisenhüttenschlacken im Jahr 2005<br />
– Daten zu Produktion und Einsatz<br />
Th. Merkel<br />
lauf und die Verwendung in der Düngemittelindustrie.<br />
Seit langem werden Düngemittel<br />
aus Eisenhüttenschlacken hergestellt,<br />
die auch den strengen Anforderungen des<br />
ökologischen Landbaus genügen.<br />
Etwa seit 1970 aber wird darüber hinaus<br />
vermehrt nach weiteren Einsatzmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> Stahlwerksschlacken gesucht.<br />
Aufgrund der guten Erfahrungen mit den<br />
Hochofenstückschlacken lag es nahe, eine<br />
Nutzung im Verkehrswegebau anzustreben,<br />
zunächst auch einfach, um die bestehenden<br />
Vertriebswege nutzen zu können. Zur Vorbereitung<br />
wurden Laborkennwerte ermittelt<br />
und anschließend das Verhalten in der Baupraxis<br />
untersucht. Zum Teil wurden in<br />
diesem Zusammenhang auch Prüfverfahren<br />
neu entwickelt. Nachdem durch die durch-<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 1<br />
1<br />
2<br />
6<br />
9<br />
11<br />
12
geführten Untersuchungen ausreichende<br />
Erfahrungen vorlagen, erfolgte die Ausweitung<br />
der Gütesicherung auf die Stahlwerksschlacke<br />
– zunächst in der Gütegemeinschaft<br />
Stahlwerksschlacke e.V., seit<br />
1998 gemeinsam mit der Hochofenschlacke<br />
in der Gütegemeinschaft Eisenhüttenschlacken<br />
e.V.<br />
Hinter der Gütegemeinschaft Eisenhüttenschlacken<br />
steht die <strong>Institut</strong>ion RAL –<br />
Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Gütesicherung und<br />
Kennzeichnung e.V., ein gemeinnütziger<br />
und interessenneutraler Spitzenverband, der<br />
unter definierten Voraussetzungen Gütezeichen<br />
an Produkthersteller aus unterschiedlichen<br />
Bereichen vergibt. Bevor eine Gütegemeinschaft<br />
durch RAL anerkannt wird,<br />
werden <strong>für</strong> die zu überwachenden Produkte<br />
Güte- und Prüfbestimmungen erarbeitet.<br />
Durch die Einbeziehung der betreffenden<br />
Fach- und Verkehrskreise entsprechend den<br />
Vorgaben von RAL wird gewährleistet, dass<br />
die hohe Qualität der zur Auslieferung kommenden<br />
Produkte nach objektiv nachprüfbaren<br />
Kriterien gesichert ist.<br />
Wichtiger Bestandteil der RAL-Gütesicherung<br />
ist neben den Güte- und Prüfbestimmungen<br />
die Kennzeichnung durch ein allgemein<br />
bekanntes und anerkanntes Zeichen,<br />
das Gütezeichen. Durch die Verleihung<br />
1. Einleitung<br />
Hüttensand, der bei der Roheisengewinnung<br />
im Hochofen aus der flüssigen Schlacke<br />
durch schlagartige Abkühlung mittels<br />
Wasser- und/oder Luft (Granulation oder<br />
Pelletierung) entsteht, wird in Deutschland<br />
seit über 140 Jahren auf verschiedene Weise<br />
genutzt. Die dominierende Anwendung<br />
erfolgt heute als Hauptbestandteil von Portlandhütten-<br />
(früher Eisenportland-) und<br />
dieses Gütezeichens soll dokumentiert<br />
werden, dass das spezifische Produkt gegenüber<br />
allgemeinen Normen und sonstigen<br />
Regelwerken erweiterte Anforderungen<br />
erfüllt. Das Gütezeichen ist als Kollektivmarke<br />
beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />
eingetragen.<br />
Ziel der Gütegemeinschaft Eisenhüttenschlacken<br />
ist es, die Qualität der aus Eisenhüttenschlacken<br />
gewonnenen Gesteinskörnungen<br />
<strong>für</strong> den Straßen-, Wege-, Erd- und<br />
Wasserbau dauerhaft zu sichern. Produkte<br />
aus Eisenhüttenschlacken, die den Güte-<br />
und Prüfbestimmungen entsprechen, dürfen<br />
mit dem Gütezeichen gekennzeichnet<br />
werden.<br />
Zusätzliche Bedeutung bekommt das<br />
System der RAL-Gütegemeinschaften derzeit<br />
durch die Umstellung der Qualitätssicherungsverfahren<br />
im Zuge der Umsetzung<br />
der europäischen Normen <strong>für</strong> Gesteinskörnungen.<br />
Während nach dem <strong>für</strong> den<br />
Straßenbau vorgegebenen Konformitätsnachweisverfahren<br />
Stoffprüfungen durch<br />
unabhängige <strong>Institut</strong>e nicht mehr gefordert<br />
werden [6], bleibt beim Güteschutzverfahren<br />
der Gütegemeinschaft Eisenhüttenschlacken<br />
[7] die Kombination aus Eigen-<br />
und Fremdüberwachung die Grundlage der<br />
Beurteilung. Alle Mitglieder der Gütegemeinschaft<br />
haben sich diesen Anforderungen,<br />
welche sowohl <strong>für</strong> die technischen<br />
Eigenschaften als auch <strong>für</strong> die wasserwirtschaftlichen<br />
Merkmale gelten, zu unterwerfen.<br />
Auf wie bisher freiwilliger Basis<br />
unterliegen die Produkte der Mitglieder<br />
der Gütegemeinschaft deutlich schärferen<br />
Bedingungen, was zu einem fühlbaren<br />
Qualitätsgewinn und damit zu einem Vertrauensvorsprung<br />
bei den Auftraggebern<br />
führt. Wie schon seit 40 Jahren wird auch in<br />
Zukunft das Gütezeichen "Eisenhüttenschlacken"<br />
<strong>für</strong> die Sicherheit stehen, quali-<br />
Hüttensand aus dem Corex-Verfahren<br />
Dr.-Ing. A. Ehrenberg<br />
Hochofenzementen, in denen Hüttensand zu<br />
maximal 95 M.-% enthalten sein kann.<br />
Über die Verfahrensroute Hochofen und<br />
LD-Konverter erfolgten in Deutschland im<br />
Jahr 2004 69 % der Stahlerzeugung. 31 %<br />
wurden im Elektrostahlverfahren produziert<br />
[1]. Die älteren Thomas- und Siemens-<br />
Martin-Verfahren haben in Deutschland seit<br />
Anfang der 1970er- bzw. 1980er-Jahre<br />
keine Bedeutung mehr. Seit den 1970er-<br />
tätsgeprüfte Gesteinskörnungen im Straßen-<br />
und Wasserbau einsetzen zu können.<br />
Literatur<br />
[1] <strong>Forschung</strong>sgesellschaft <strong>für</strong> das<br />
Straßenwesen (Hrsg.): Richtlinien <strong>für</strong><br />
die Güteüberwachung von Straßenbaustoffen,<br />
Teil I: Straßenbaugesteine<br />
(RGS-I), Ausgabe 1970<br />
[2] N. N.: Ueber die Verwerthung der<br />
Hohofenschlacken zu baulichen und<br />
anderen Zwecken. Zeitschrift des<br />
Vereines deutscher Ingenieure,<br />
12 (1868) 1, Sp. 31-40<br />
[3] Kommission zur Untersuchung der<br />
Verwendbarkeit von Hochofenschlacke<br />
(Hrsg.): Richtlinien <strong>für</strong> die<br />
Herstellung und Lieferung von Hochofenschlacke<br />
als Straßenbaustoff,<br />
Ausgabe 1927<br />
[4] DIN 4301: Vorschriften über die<br />
Beschaffenheit von Hochofenschlacke<br />
als Straßenbaustoff, Ausgabe 03/1941<br />
[5] RAL Ausschuß <strong>für</strong> Lieferbedingungen<br />
und Gütesicherung (Hrsg.): Güteschutzverfahren<br />
<strong>für</strong> Hochofenschlacke,<br />
Ausgabe 04/1967<br />
[6] <strong>Forschung</strong>sgesellschaft <strong>für</strong> Straßen-<br />
und Verkehrswesen (Hrsg.): Technische<br />
Lieferbedingungen <strong>für</strong> Gesteinskörnungen<br />
im Straßenbau<br />
– TL Gestein-StB, Ausgabe 2004<br />
[7] RAL Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Gütesicherung<br />
und Kennzeichnung<br />
(Hrsg.): Güte- und Prüfbestimmungen<br />
<strong>für</strong> Eisenhüttenschlacken im Straßen-<br />
und Wegebau sowie im Wasserbau,<br />
Ausgabe 01/1999<br />
Jahren wurde als Alternative zur Herstellung<br />
des flüssigen Roheisens im Hochofen<br />
in Deutschland und Österreich das so genannte<br />
Corex-Verfahren entwickelt [2-6].<br />
Auch bei diesem Schmelzreduktionsverfahren<br />
kann Hüttensand gewonnen werden.<br />
Anlass zur Beschreibung der Untersuchungen,<br />
die bereits vor einigen Jahren im<br />
<strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong> durchgeführt wurden, war die<br />
Tatsache, dass ergänzend zu den bisher ope-<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 2
ierenden vier kleineren Anlagen weltweit<br />
erstmals eine neue Corex-Anlage mit einer<br />
Jahreskapazität von 1,5 Mio. t Roheisen<br />
und damit der Kapazität eines mittleren<br />
Hochofens im Bau ist, die 2007 in Betrieb<br />
gehen soll [7, 8]. Steigende Roheisen- und<br />
damit Schlackenkapazitäten derartiger<br />
Anlagen führen dazu, dass auch der als<br />
Nebenprodukt hergestellte Hüttensand<br />
zunehmend Anwendung im Zement und<br />
Beton finden kann [9]. Somit stellt sich<br />
in verstärktem Maß die Frage, ob Hüttensand<br />
aus dem Corex-Verfahren andere<br />
Eigenschaften aufweist als der seit vielen<br />
Jahrzehnten bekannte, aus Hochofenschlacke<br />
entstandene Hüttensand [10].<br />
2. Das Corex-Verfahren<br />
Um den kosten- und emissionsintensiven<br />
Einsatz von Koks bei der Roheisenherstellung<br />
zu umgehen und um geringere Investitionskosten<br />
zu erreichen, wurden verschiedene<br />
Direktreduktionsverfahren entwickelt.<br />
Eines davon und das einzige, das auch flüssiges<br />
Roheisen erzeugt, ist das Corex-Verfahren<br />
[2-6]. Es handelt sich um ein 2-stufiges<br />
Schmelzreduktionsverfahren, bei dem<br />
auf der Basis von nicht verkokter Kohle und<br />
Eisenstückerz sowie -pellets in einer Kombination<br />
von Kohlevergasung, Direktreduktion<br />
und Schmelzprozess flüssiges Roheisen<br />
gewonnen wird. Die Roheisenqualität entspricht,<br />
mit Ausnahme der kohlebedingt<br />
höheren Schwefelgehalte, der von Hochofenroheisen<br />
[6]. Es wird wie dieses im LD-<br />
Konverter oder im Elektroofen zu Stahl<br />
weiterverarbeitet. Beim Corex-Verfahren<br />
entstehen große Mengen an Prozessgas, das<br />
<strong>für</strong> verschiedene Zwecke genutzt werden<br />
kann und muss, um den Gesamtprozess rentabel<br />
zu gestalten. Es kann z. B. <strong>für</strong> die<br />
parallele Direktreduktion von Erzen zu<br />
Eisenschwamm oder als Erdgasersatz <strong>für</strong><br />
den Strombedarf von Elektroöfen herangezogen<br />
werden [11]. Entstehende Reststoffe<br />
(Schlämme und Stäube) können nach<br />
entsprechender Aufbereitung intern rezykliert<br />
oder z. B. in der Zementindustrie bei<br />
der Herstellung von Portlandzementklinker<br />
als Korrekturstoff (Fe-Träger) genutzt<br />
werden [5].<br />
Bild 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau von<br />
Hochofen-, Corex- und Direktreduktionsanlagen<br />
im Vergleich [11]. Bild 2 zeigt den<br />
charakteristischen Corex-Tower bei<br />
Saldanha Steel in Südafrika [7].<br />
Die wesentlichen Vorteile dieses Verfahrens<br />
sind im Ersatz des im Hochofen benötigten<br />
Kokses durch preiswertere Kohle (und<br />
damit im Verzicht auf investitionsintensive<br />
Bild 1: Hochofen-, Corex- und Direktreduktionsanlagen [11]<br />
Kokereien), im Einsatz von Stückerz und<br />
Pellets (und damit im Verzicht auf investitionsintensive<br />
Sinteranlagen) sowie in der<br />
Nutzung der erheblichen Mengen an Corex-<br />
Gas in Kuppelprozessen zu sehen. Diese<br />
Vorteile werden durch den Trend zu einer<br />
Verteuerung der Rohstoffe (Kokskohle) und<br />
Energieträger (Erdgas) sowie zu verschärften<br />
Umweltanforderungen, auch hinsichtlich<br />
der CO 2-Emissionen, unterstützt. Die<br />
spezifischen Investitionskosten (€/(t RE⋅a))<br />
sind standortabhängig, können aber mit<br />
denen <strong>für</strong> Großhochöfen inkl. deren Nebenanlagen<br />
vergleichbar sein [2, 4, 11].<br />
Ein großer Nachteil des Verfahrens ist es,<br />
dass die bisher realisierten vier Anlagen<br />
lediglich die Roheisenkapazität kleinerer<br />
Hochöfen haben (40-125 t/h, 0,4-1 Mio. t/a)<br />
[7]. Die Kapazitäten moderner Großhochöfen<br />
werden bislang nicht erreicht (460 t/h,<br />
4 Mio. t/a). Auch aus diesem Grund stellt<br />
bisher in Deutschland die klassische Roheisenherstellung<br />
im Hochofen inkl. der Kokereivorstufe<br />
die kostengünstigste Verfahrensroute<br />
dar [4].<br />
Bild 2: Corex-Tower bei<br />
Saldanha Steel [7]<br />
Je Tonne Roheisen entstehen beim Corex-<br />
Prozess ca. 350 kg Schlacke [6, 12], die zu<br />
Hüttensand granuliert werden können. Die<br />
im <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong> untersuchte Probe aus dem<br />
Jahr 1999 stammt aus einem südafrikanischen<br />
Werk, in dem Ende 1998 eine<br />
5 mm<br />
Bild 3: Hüttensand aus dem Corex-Verfahren (LM)<br />
5 mm<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 3
Corex-HS Ø HS-Datei<br />
Glasgehalt 99,8 94,8 Vol.-%<br />
Schüttdichte 1,252 1,174 g/cm³<br />
Rohdichte 2,797 2,593 g/cm³<br />
Reindichte 2,912 2,921 g/cm³<br />
Porosität 3,9 11,2 Vol.-%<br />
Anteil < 3,15 mm 91,9 96,8 M.-%<br />
Anteil < 0,5 mm 8,8 23,6 M.-%<br />
Anteil < 0,063 mm 0,2 1,0 M.-%<br />
Mahlbarkeit [cm²/J]<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
Fraktion 0,5-1,0 mm<br />
Bild 4: Hüttensand aus dem Corex-Verfahren (REM)<br />
Tabelle 1: Physikalische Eigenschaften<br />
Untere Spannweite<br />
Corex-HS<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000<br />
Spezif. Oberfläche nach Blaine [cm²/g]<br />
Bild 5: Mahlbarkeit nach Zeisel<br />
Obere Spannweite<br />
2000 cm²/g: 13,8 cm²/J<br />
4000 cm²/g: 13,5 cm²/J<br />
6000 cm²/g: 5,2 cm²/J<br />
Corex-Anlage mit ca. 0,65 Mio. t/a Roheisenkapazität<br />
in Betrieb gegangen war.<br />
3. Physikalische Eigenschaften<br />
Bild 3 zeigt den Hüttensand aus dem Corex-<br />
Verfahren. Es handelt sich um ein splittriges<br />
Granulat, dessen Sieblinie gröber als die üblicher<br />
Hüttensande ist. Der Faseranteil ist<br />
etwas erhöht. REM-Aufnahmen belegen,<br />
dass die meisten Hüttensandpartikel eine<br />
sehr dichte, porenarme Struktur aufweisen<br />
(Bild 4).<br />
In Tabelle 1 sind die Kenndaten der physikalischen<br />
Eigenschaften im Vergleich zu<br />
mittleren Daten der <strong>FEhS</strong>-Hüttensanddatei<br />
[10] zusammengestellt. Die hohen Werte <strong>für</strong><br />
die Schütt- und Rohdichte sowie der niedrige<br />
Wert <strong>für</strong> die Porosität bestätigen die in<br />
Bild 4 erkennbare dichte Kornstruktur.<br />
Diese ist von Vorteil hinsichtlich des geringeren<br />
Feuchtegehalts des ungemahlenen<br />
Hüttensands, ist jedoch von Nachteil hinsichtlich<br />
der Mahlbarkeit, wie die Ergebnisse<br />
des Mahlbarkeitstests nach Zeisel<br />
belegen (Bild 5). Die Mahlbarkeit, ausgedrückt<br />
als Feinheitszuwachs je Energieeinheit,<br />
liegt im untersten Bereich der Erfahrungswerte<br />
<strong>für</strong> Hüttensand.<br />
4. Chemische Eigenschaften<br />
Von maßgeblicher Bedeutung <strong>für</strong> die latenthydraulischen<br />
Eigenschaften eines Hüttensands<br />
ist seine chemische Zusammensetzung.<br />
In Tabelle 2 sind die Analysenergebnisse<br />
sowie abgeleitete Kennwerte <strong>für</strong><br />
den Corex-Hüttensand im Vergleich zu den<br />
mittleren Daten der <strong>FEhS</strong>-Hüttensanddatei<br />
zusammengestellt. Die Ergebnisse bestätigen<br />
Angaben aus der Literatur [6, 9].<br />
Man erkennt, dass der Hüttensand aus dem<br />
Corex-Verfahren mit 1,58 eine hohe erweiterte<br />
Basizität (CaO+MgO)/SiO 2 und mit<br />
1,90 einen außerordentlich hohen F-Wert<br />
aufweist. Deutlich überdurchschnittlich sind<br />
auch mit 16,6 M.-% der Al 2O 3-Gehalt und<br />
mit 14,0 M.-% der MgO-Gehalt. Gleichzeitig<br />
liegt der MnO-Gehalt mit 0,15 M.-%<br />
unter dem Durchschnitt, was typisch <strong>für</strong><br />
das Corex-Verfahren ist. Dies gilt auch <strong>für</strong><br />
den erhöhten S-Gehalt in Höhe von<br />
1,47 M.-%.<br />
Zusammenfassend kann man feststellen,<br />
dass die chemische Zusammensetzung des<br />
untersuchten Corex-Hüttensands als sehr<br />
günstig <strong>für</strong> seinen Einsatz als Bindemittel<br />
zu bewerten ist.<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 4
5. Zementtechnische Eigenschaften<br />
Zur Beurteilung der latent-hydraulischen<br />
Eigenschaften wurde der Hüttensand in<br />
der Laborkugelmühle auf ca. 4200 cm 2 /g<br />
gemahlen und anschließend gemäß<br />
Hüttensand-Datei mit Portlandzementklinker<br />
(4200 cm²/g) und Sulfatträger<br />
(4,5 M.-% SO 3) im Verhältnis HS/KL<br />
= 75/25 gemischt. Mörtel- und Zementleimuntersuchungen<br />
erfolgten gemäß<br />
DIN EN 196.<br />
Wie auf Grund der vorstehend beschriebenen<br />
positiven chemischen Zusammensetzung<br />
und des hohen Glasgehalts zu erwarten<br />
war, zeigte der mit Corex-Hüttensand<br />
hergestellte Hochofenzementmörtel bei<br />
vergleichbaren Verarbeitungseigenschaften<br />
eine überdurchschnittliche Festigkeitsentwicklung,<br />
insbesondere nach 2 und 7 Tagen<br />
(Tabelle 3). Um das Festigkeitsniveau abzusenken,<br />
z. B. mit dem Ziel der Vermeidung<br />
von Überfestigkeiten, könnte die Feinheit<br />
des Hüttensands vermindert werden. Dies<br />
ist vor dem Hintergrund der relativ schweren<br />
Mahlbarkeit des Corex-Hüttensands von<br />
großer wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
6. Zusammenfassung<br />
Die vorstehend beschriebenen Untersuchungen<br />
wurden bisher nur an einer einzigen<br />
Probe durchgeführt. Sie lassen aber<br />
den Schluss zu, dass sich Hüttensand aus<br />
dem Corex-Verfahren offenbar weder hinsichtlich<br />
seiner chemischen und physikalischen<br />
noch hinsichtlich seiner zementtechnischen<br />
Eigenschaften signifikant von<br />
Hüttensand aus dem Hochofenprozess<br />
unterscheidet. Die beschriebenen Eigenschaften<br />
reihen sich vielmehr in die<br />
Spannweite der im <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong> vorliegenden<br />
Erfahrungen mit konventionellen<br />
Hüttensanden ein. Demnach müssen die<br />
wesentlichen Einflussgrößen, die die Eigenschaften<br />
des ungemahlenen Hüttensands<br />
bestimmen (chemische Zusammensetzung,<br />
Glasgehalt, Art und Menge der kristallinen<br />
Anteile, Schmelzvergangenheit, Granulationstechnik<br />
und -bedingungen), bei beiden<br />
Verfahrensrouten gleichermaßen beachtet<br />
werden.<br />
7. Literatur<br />
[1] Stahlinstitut VDEh (Hrsg.): Stahl in<br />
Zahlen http://www.stahl online.de/<br />
wirtschafts und Politik/stahl in<br />
zahlen/stahl in zahlen.htm<br />
[2] Verein Deutscher Eisenhüttenleute<br />
(Hrsg.): Stahlfibel, Düsseldorf, 1999<br />
[3] Gudenau, H. W.: Eisenhüttenmännische<br />
Verfahrenstechnik, 4. Auflage,<br />
Aachen, 1989<br />
[4] Lüngen, B., Steffen, R.: Vergleichende<br />
Bewertung der Erzeugungskosten<br />
<strong>für</strong> Roheisen und Eisenschwamm,<br />
Stahl und Eisen 118<br />
(1998) Nr. 3, S. 87-93<br />
[5] Kepplinger, W. L., Grünbacher, H.,<br />
Schrey, G.: Die Corex/DR/EAF-<br />
Route - Ein Hüttenwerkskonzept mit<br />
weitreichender Kreislaufwirtschaft,<br />
Stahl und Eisen 119 (1999) Nr. 9,<br />
S. 61-64<br />
[6] Eberle, A. F., Schiffer, W., Kastner,<br />
R.-W.: Betriebsergebnisse der Corex-<br />
und Direktreduktionsanlage von<br />
Saldanha Steel, Stahl und Eisen 120<br />
(2000) Nr. 11, S. 43-46<br />
[7] Eberle, A., Siuka, D., Böhm, C.: Neue<br />
Corex-Anlage <strong>für</strong> Baosteel und aktueller<br />
Stand des Corex-Verfahrens,<br />
Stahl und Eisen 126 (2006) Nr. 3,<br />
S. 31-38<br />
Corex-HS Ø HS-Datei<br />
SiO 2 31,5 36,5 M.-%<br />
Al 2O 3 16,6 11,4 M.-%<br />
FeO 0,28 0,63 M.-%<br />
TiO 2 0,54 0,85 M.-%<br />
MnO 0,15 0,52 M.-%<br />
CaO 35,8 39,7 M.-%<br />
MgO 14,0 8,2 M.-%<br />
Na 2O 0,09 0,42 M.-%<br />
K 2O 0,25 0,61 M.-%<br />
Na 2O-Äquivalent * 0,25 0,83 M.-%<br />
S ges. 1,47 1,17 M.-%<br />
CO 2 0,23 0,26 M.-%<br />
H 2O 0,60 0,36 M.-%<br />
C+M+S 81,3 84,5 M.-%<br />
C/S 1,14 1,09 -<br />
(C+M)/S 1,58 1,32 -<br />
F-Wert ** 1,90 1,52 -<br />
* Na 2O + 0,658·K 2O ** (CaO+0,5·S 2- +0,5·MgO+Al 2O 3)/(SiO 2+MnO)<br />
Tabelle 2: Chemische Eigenschaften<br />
Corex-HS Ø-Beispiel<br />
HS-Datei<br />
HS/KL 75/25 75/25 -<br />
S m (HS) 4120 4270 cm²/g<br />
Wasseranspruch 28,0 24,5 M.-%<br />
Erstarrungsbeginn 4:55 5:10 h:min<br />
Erstarrungsende 5:45 6:15 h:min<br />
Ausbreitmaß 220 234 mm<br />
R c, 2d 24,7 14,5 MPa<br />
R c, 7d 41,0 34,9 MPa<br />
R c, 28d 54,1 49,2 MPa<br />
R c, 91d 61,4 57,0 MPa<br />
Tabelle 3: Zementtechnische Eigenschaften<br />
[8] Siemens / VAI (Hrsg.): COREX ® –<br />
Durchbruch <strong>für</strong> eine komplett neue<br />
Technologie http://www.industry.<br />
siemens. com/metals-mining/de/processes/mp<br />
proc 02 04.htm<br />
[9] Alexander, M. G. et al.: Corex-Hüttensand<br />
− Materialeigenschaften und<br />
Anwendung eines neuen Bindemittels,<br />
ZKG International 57 (2004) Nr. 10,<br />
S. 68-75<br />
[10] Ehrenberg, A.: Überblick über die<br />
"Hüttensand-Kartei" der <strong>FEhS</strong>, Report<br />
des <strong>Forschung</strong>sinstituts 4 (1997)<br />
Nr. 2, S. 6-7<br />
[11] Reinitzhuber, F.: Energiewirtschaftliche<br />
Auswirkungen bei der Stahlerzeugung<br />
durch den Einsatz von<br />
Corex-Anlagen, Stahl und Eisen 120<br />
(2000) Nr. 9, S. 57-64<br />
[12] Steffen, R.: Das Corex-Verfahren:<br />
Erste Betriebsergebnisse zur Roheisenerzeugung,<br />
Stahl und Eisen 110<br />
(1990) Nr. 3, S. 107- 10<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 5
1. Einleitung<br />
Mineralische Bindung von Spurenelementen in Stahlwerksschlacken<br />
Gesteinskörnungen aus Stahlwerkschlacken<br />
aus der Qualitätsstahlerzeugung und aus<br />
Naturstein stehen heute gleichrangig nebeneinander<br />
in den entsprechenden Regelwerken<br />
<strong>für</strong> den Verkehrsbau [1, 2]. Die<br />
technologischen Eigenschaften der Produkte<br />
aus Stahlwerksschlacken sind allgemein<br />
anerkannt. Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung,<br />
beispielsweise der Raumbeständigkeit,<br />
haben neue Märkte bzw. Absatzgebiete<br />
erschlossen [3-6]. Die gegenwärtige Diskussion<br />
zur Umweltverträglichkeit von <strong>Baustoff</strong>en<br />
im Zusammenhang mit der Bundesverwertungsverordnung<br />
könnte jedoch zu<br />
Einschränkungen bei der Vermarktung der<br />
industriellen Nebenprodukte führen, wenn<br />
insbesondere die niedrigen Geringfügigkeitsschwellenwerte<br />
<strong>für</strong> Chrom und Vanadium<br />
den Maßstab <strong>für</strong> die zukünftige Festsetzung<br />
von Grenzwerten bilden sollten.<br />
Die Beurteilung der Auswirkungen eines<br />
<strong>Baustoff</strong>s auf die Umwelt, insbesondere auf<br />
Oberflächen- und Grundwässer, erfolgt im<br />
allgemeinen durch Auslaugeversuche. Dabei<br />
wird die Freisetzung umweltrelevanter<br />
Bestandteile in Abhängigkeit von den im<br />
Auslaugeverfahren festgelegten Bedingungen,<br />
wie dem Wasser/Feststoff-Verhältnis<br />
und der Korngröße des Feststoffs, untersucht.<br />
Die stoffspezifische Ursache <strong>für</strong> die<br />
im Auslaugetest ermittelten Eluatkonzentrationen<br />
ist jedoch nur bedingt erkennbar.<br />
So erlauben die Chrom- und Vanadiumgehalte<br />
im Feststoff keine Rückschlüsse auf<br />
die entsprechenden Konzentrationen im<br />
Eluat. Die Mechanismen, die zur Auslaugung<br />
dieser Spurenelemente führen, sind<br />
noch weitgehend unbekannt. Dies ist unter<br />
anderem darin begründet, dass bei der Auslaugung<br />
der Feststoff als einheitliche Masse<br />
betrachtet wird.<br />
Eine differenziertere Betrachtung, welche<br />
die mineralische Zusammensetzung einer<br />
Gesteinskörnung und die Zusammensetzung<br />
dieser Minerale berücksichtigt, eröffnet ein<br />
weitergehendes Verständnis dieser Mechanismen.<br />
Jedes Mineral wird auf die jeweiligen<br />
Bedingungen eines Auslaugeverfahrens<br />
in spezifischer Weise reagieren. Die<br />
Reaktion der Stahlwerksschlacke im Auslaugetest<br />
setzt sich somit aus der Summe<br />
der Reaktionen einzelner mineralischer<br />
Bestandteile zusammen.<br />
Dr.-Ing. P. Drissen<br />
Im Folgenden werden Untersuchungen mit<br />
der Elektronenstrahl-Mikrosonde (ESM) zur<br />
mineralischen Bindung von Chrom und<br />
Vanadium in LD-Schlacken vorgestellt. Ein<br />
Vergleich dieser Ergebnisse mit Eluatkonzentrationen<br />
aus Auslaugeversuchen erlaubt<br />
Rückschlüsse auf den Mechanismus der<br />
Freisetzung von Chrom und Vanadium in<br />
Gegenwart wässriger Lösungen.<br />
2. Kennzeichnung der untersuchten<br />
Proben<br />
Für die Untersuchungen wurden 3 LD-<br />
Schlackenproben LDS1 bis LDS3 gezielt in<br />
Hinblick auf den Freikalkgehalt, die Basizität<br />
CaO/SiO 2 und die Chrom- und Vanadiumgehalte<br />
ausgewählt, um eine Differenzierung<br />
der Ergebnisse zu ermöglichen. Die<br />
Feststoffgehalte der untersuchten Proben<br />
sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />
Tabelle 2 enthält Konzentrationen von<br />
Eluaten, die nach dem modifizierten DEV-<br />
S4-Verfahren an der Körnung 8/11 mm<br />
hergestellt wurden [7]. Neben pH-Wert,<br />
elektrischer Leitfähigkeit, Calcium, Chrom<br />
und Vanadium sind zusätzlich die Konzentrationen<br />
<strong>für</strong> Eisen und Silicium bestimmt<br />
worden, da sie Hinweise auf den Mechanismus<br />
der Freisetzung von Chrom und Vanadium<br />
liefern.<br />
Die mineralische Zusammensetzung der<br />
Proben wurde mittels Röntgenbeugung<br />
(XRD) und mikroskopischer Untersuchung<br />
von Anschliffen bestimmt. Tabelle 3 enthält<br />
halbquantitative Angaben zur mineralischen<br />
Zusammensetzung.<br />
Alle Schlackenproben enthalten Dicalciumsilikat<br />
(2CaO x SiO 2), Dicalciumferrit<br />
(2CaO x Fe 2O 3), Wüstit (FeO x) und Freikalk<br />
(CaO). In den meisten Proben sind<br />
mikroskopisch reliktartige Leisten zu<br />
erkennen, die als Tricalciumsilikat<br />
(3CaO x SiO 2) gedeutet werden können.<br />
Röntgenographisch lässt sich Tricalciumsilikat<br />
aber nur in der Probe LDS2<br />
nachweisen. Dies wird durch die ESM-<br />
Messungen anhand des CaO/SiO 2-Verhältnisses<br />
entsprechender Kristalle bestätigt.<br />
In der Probe LDS3 ist röntgenographisch<br />
anstelle des Dicalciumferrits<br />
ein komplex zusammengesetzter Spinell<br />
(MeO x Me 2O 3) nachweisbar, wobei Me<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche metallische Kationen<br />
steht.<br />
Probe: SiO2 CaO CaOfrei MgO FeO Fe2O3 Al2O3 MnO TiO2 Cr2O3 V2O3<br />
LDS1 12,6 52,4 8,2 3,1 12,6 11,7 1,6 4,3 0,5 0,40 0,33<br />
LDS2 14,8 51,4 4,8 4,1 12,7 10,8 1,3 4,9 0,9 0,31 0,29<br />
LDS3 23,7 44,2 < 0,2 2,1 12,2 11,6 1,6 2,4 0,7 0,16 0,12<br />
Tabelle 1: Chemische Zusammensetzung der untersuchten Proben in M.-%<br />
Probe: pH Ca Cr ges V Fe Si<br />
LDS1 11,9 190 < 0,01 0,01 < 0,01 1,0<br />
LDS2 11,7 122 < 0,01 0,09 0,01 8,0<br />
LDS3 11,4 72 < 0,01 0,16 < 0,01 23,4<br />
Tabelle 2: Eluatkonzentrationen in mg/l und pH-Werte der untersuchten Proben<br />
Mineral: Tricalciumsilikat <br />
Dicalciumsilikat <br />
Dicalciumferrit<br />
Spinell Wüstit Freikalk<br />
Formel: 3CaO x SiO 2 2CaO x SiO 2 2CaO x Fe 2O 3 MeO x Me 2O 3 FeO x CaO<br />
LDS1 0 40 30 0 20 10<br />
LDS2 20 35 25 0 15 5<br />
LDS3 0 70 0 20 10 0<br />
Tabelle 3: Mineralische Zusammensetzung der untersuchten Proben in M.-%<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 6
Bild 1: Anschliff der Probe LDS2<br />
mit Lage der ESM-Meßpunkte<br />
3. Ergebnisse der ESM-Messungen<br />
Die Anschliffe der mikroskopischen Untersuchungen<br />
dienten gleichzeitig als Präparate<br />
<strong>für</strong> die Untersuchungen mit einer ESM. Mit<br />
der ESM wird durch einen Elektronenstrahl<br />
ein punktförmiger Bereich auf der Oberfläche<br />
des Anschliffs zur Röntgenfluoreszenz<br />
angeregt. Aus der Analyse der<br />
erzeugten Fluoreszenzstrahlung lässt sich<br />
die chemische Zusammensetzung des angeregten<br />
Bereichs bestimmen. Der Anregungsbereich<br />
beträgt etwa 2 µm im Durchmesser.<br />
Unter den üblichen Abkühlungsbedingungen<br />
im Schlackenbeet bilden sich<br />
Kristalle von etwa 5 bis 80 µm Durch-<br />
Bild 2: Anschliff der Probe LDS3<br />
mit Lage der ESM-Meßpunkte<br />
messer (Bilder 1 und 2). Daher kann mittels<br />
ESM die quantitative chemische Zusammensetzung<br />
einzelner Minerale der Proben<br />
bestimmt werden.<br />
In Tabelle 4 sind die aus den ESM-<br />
Messungen bestimmten chemischen Zusammensetzungen<br />
der Minerale der Proben<br />
aufgelistet. Durch ESM-Messungen an verschiedenen<br />
Kristallen eines Minerals wurde<br />
sichergestellt, dass <strong>für</strong> jede Probe repräsentative<br />
Zusammensetzungen bestimmt<br />
wurden. In Tabelle 4 sind Mittelwerte angegeben.<br />
Mit der ESM-Messung kann die<br />
Wertigkeit eines Elements nicht bestimmt<br />
werden. Der von der ESM-Software ausge-<br />
SiO2 CaO MgO FeO Fe2O3 Al2O3 MnO TiO2 Cr2O3 V2O3<br />
Probe LDS1<br />
Tricalciumsilikat<br />
- - - - - - - - - -<br />
Dicalciumsilikat<br />
31,21 65,01 0,02 0,83 - 0,28 0,05 0,29 - 0,16<br />
Dicalciumferrit<br />
0,86 44,08 0,56 - 39,74 4,84 1,13 5,84 0,47 0,83<br />
Spinell - - - - - - - - - -<br />
Wüstit - 8,11 8,16 64,08 - - 18,56 - 0,28 -<br />
Freikalk 1,30 84,71 0,18 7,22 - 0,07 4,90 - - -<br />
Probe LDS2<br />
Tricalciumsilikat<br />
25,00 71,15 0,04 1,75 - 0,47 1,02 0,09 - 0,12<br />
Dicalciumsilikat<br />
30,81 65,49 0,01 0,93 - 0,27 0,04 0,11 - 0,12<br />
Dicalciumferrit<br />
1,04 43,43 0,29 - 45,17 4,26 0,80 2,50 0,59 0,50<br />
Spinell - - - - - - - - - -<br />
Wüstit - 3,92 6,58 69,79 - - 19,61 - 0,27 -<br />
Freikalk 0,16 82,69 0,40 12,13 - - 5,81 0,03 - -<br />
Probe LDS3<br />
Tricalciumsilikat<br />
- - - - - - - - - -<br />
Dicalciumsilikat<br />
32,10 63,72 0,18 0,53 - 0,06 0,22 0,06 - 0,14<br />
Dicalciumferrit<br />
- - - - - - - - - -<br />
Spinell - 0,68 3,97 24,44 54,36 6,43 4,78 1,07 0,53 0,12<br />
Wüstit - 0,61 7,58 78,33 - 0,38 9,89 0,08 0,22 -<br />
Freikalk - - - - - - - - - -<br />
- = in der Probe nicht nachweisbar<br />
Tabelle 4: Zusammensetzung der Minerale in M.-%, ESM-Messungen<br />
wiesene FeO-Gehalt wurde daher <strong>für</strong> das<br />
Mineral Dicalciumferrit in Fe 2O 3 umgerechnet.<br />
Für den Spinell wurde ein Teil des FeO<br />
auf Fe 2O 3 umgerechnet, so dass die Summe<br />
aller Komponenten 100 % ergab.<br />
Aus Tabelle 4 ist ersichtlich, dass die<br />
Minerale der LD-Schlacken Fremdionen<br />
eingebaut haben. Tri- und Dicalciumsilikate<br />
enthalten neben Calcium und Silicium unter<br />
anderem Eisen, Aluminium, Mangan und<br />
auch Phosphor, das aber aus messtechnischen<br />
Gründen hier nicht bestimmt<br />
wurde. Das Verhältnis CaO/SiO 2 ist höher<br />
als es den stöchiometrischen Angaben<br />
3CaO x SiO 2 bzw. 2CaO x SiO 2 entspricht.<br />
Dies ist darin begründet, dass in den Kalksilikaten<br />
der LD-Schlacke ein Teil des<br />
Siliciums durch Phosphor ersetzt ist.<br />
Außerdem ist im Dicalciumsilikat feinst<br />
verteilter Freikalk enthalten, der bei der<br />
Abkühlung aus der Umwandlung von<br />
Tricalciumsilikat zu Dicalciumsilikat und<br />
Freikalk entsteht. Dieser Freikalk ist bei der<br />
ESM-Analyse messtechnisch zumeist nicht<br />
als eigene Mineralphase erkennbar und wird<br />
dem CaO des Dicalciumsilikats zugeschlagen.<br />
Der Wüstit enthält neben FeO etwa 10 bzw.<br />
20 M.-% MnO, rund 7 M.-% MgO und bis<br />
zu 8 M.-% CaO. Im Freikalk sind neben<br />
CaO etwa 7 bzw. 12 M.-% FeO und rund<br />
5 M.-% MnO gebunden. Das in LD-<br />
Schlacken enthaltene Al 2O 3 und TiO 2 bildet<br />
keine eigenständigen Minerale. Es ist weitgehend<br />
im Dicalciumferrit bzw. Spinell<br />
gebunden.<br />
Die vorgestellten Angaben zur mineralischen<br />
Zusammensetzung der Proben<br />
(Tabelle 3) und der Chemie der Minerale<br />
(Tabelle 4) sind plausibel, wie die folgende<br />
Betrachtung zeigt. Aus den Angaben der<br />
Tabellen 3 und 4 kann die pauschale<br />
Feststoffanalyse der Proben berechnet<br />
werden. In Tabelle 5 ist beispielhaft <strong>für</strong> die<br />
Probe LDS2 die aus den Tabellen 3 und 4<br />
berechnete Feststoffanalyse der entsprechenden<br />
chemisch analysierten Feststoffanalyse<br />
aus Tabelle 1 gegenübergestellt. Die<br />
Angaben sind auf 100 % normiert.<br />
Der Vergleich der numerischen Werte in<br />
Tabelle 5 zeigt, abgesehen vom MgO-<br />
Gehalt, eine gute Übereinstimmung. Der<br />
gewählte methodische Ansatz aus halbquantitativer<br />
mineralischer Analyse mittels<br />
XRD und Analyse der Minerale mittels<br />
ESM ist somit vertrauenswürdig und kann<br />
<strong>für</strong> weitergehende Interpretationen genutzt<br />
werden.<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 7
Bestimmt<br />
nach:<br />
ESM /<br />
XRD<br />
SiO 2 CaO MgO FeO Fe 2O 3 Al 2O 3 MnO TiO 2 Cr 2O 3 V 2O 3<br />
16,2 53,3 1,1 11,9 11,4 1,3 3,7 0,7 0,2 0,2<br />
Chemie 14,6 50,6 4,0 12,5 10,6 1,3 4,8 0,9 0,3 0,3<br />
Tabelle 5: Nach verschiedenen Methoden bestimmte Feststoffgehalte der Probe LDS2<br />
4. Mineralische Bindung von Chrom<br />
und Vanadium<br />
Aus den Ergebnissen der mineralischen<br />
Zusammensetzung und den ESM-Messungen<br />
kann die relative Verteilung des<br />
gesamten in einer Probe enthaltenen<br />
Chroms und Vanadiums auf die einzelnen<br />
Minerale abgeschätzt werden. Die entsprechenden<br />
Werte sind in Tabelle 6 angegeben.<br />
Die Werte wurden auf jeweils 10 %<br />
gerundet, um Schwankungsbereiche in den<br />
Mineralzusammensetzungen und methodische<br />
Fehler auszugleichen.<br />
Anhand dieser Betrachtung wird deutlich,<br />
dass die Kalksilikate Di- und Tricalciumsilikat<br />
kein Chrom enthalten. Etwa 70 bzw.<br />
80 % des gesamten Chroms sind im Dicalciumferrit<br />
bzw. als Spinell gebunden. Im<br />
Wüstit sind rund 20 bis 30 % des Chroms<br />
gebunden.<br />
Vanadium wird in den Proben LDS1 Und<br />
LDS2 zu rund 20 bis 30 % in den Kalksilikaten<br />
und zu rund 70 bis 80 % im Dicalciumferrit<br />
gebunden. In der Probe LDS3<br />
beträgt der im Kalksilikat gebundene Anteil<br />
80 % und im Spinell 20 %. Im Wüstit aller<br />
untersuchten Proben ist kein Vanadium enthalten.<br />
Vanadium verhält sich hinsichtlich seiner<br />
mineralischen Bindung in LD-Schlacken<br />
deutlich anders als Chrom. Vanadium wird<br />
sowohl in eisenhaltige als auch in kalksilikatische<br />
Minerale eingebaut. Chrom hingegen<br />
wird ausschließlich in die eisenhaltigen<br />
Minerale eingebaut. Darüber hinaus wird<br />
Vanadium eher im Dicalciumferrit als im<br />
Spinell eingebaut, während das Chrom in<br />
beiden Mineralen in ähnlichen Gehalten<br />
auftritt.<br />
5. Auslaugemechanismen von Chrom<br />
und Vanadium<br />
Nach den in Tabelle 6 vorgestellten<br />
Ergebnissen ist in LD-Schlacken Chrom in<br />
den Mineralen Dicalciumferrit bzw. Spinell<br />
und Wüstit gebunden. In den Eluaten der<br />
Proben ist die Chromkonzentration stets<br />
< 0,01 mg/l. Daraus folgt, dass die eisenreichen<br />
Minerale Dicalciumferrit, Spinell<br />
und Wüstit im Auslaugeversuch nicht oder<br />
nur in einem sehr geringen Maße vom<br />
Wasser angegriffen werden. Für die Stabilität<br />
dieser Minerale im Auslaugeversuch<br />
sprechen auch die sehr niedrigen Eisenkonzentrationen<br />
von ≤ 0,01 mg/l in den<br />
Eluaten (Tabelle 2). Ein Anlösen der<br />
eisenhaltigen Minerale hätte zu erkennbaren<br />
Eisen-, aber auch Chromkonzentrationen im<br />
Eluat führen müssen.<br />
Vanadium tritt in den untersuchten LD-<br />
Schlacken in den Kalksilikaten und im<br />
Dicalciumferrit bzw. im Spinell auf. Da sich<br />
das Dicalciumferrit und der Spinell<br />
gegenüber einem wässrigen Angriff im<br />
Auslaugeversuch aber als stabil erwiesen<br />
haben, können die im Eluat festgestellten<br />
Vanadiumkonzentrationen (Tabelle 2) lediglich<br />
aus den Kalksilikaten stammen. Die<br />
Schlussfolgerung, dass die Vanadiumauslaugung<br />
einer LD-Schlacke im wesentlichen<br />
Probe: LDS1 LDS2 LDS3<br />
Element: Cr V Cr V Cr V<br />
Kalksilikate - 20 - 30 - 80<br />
Dicalciumferrit 70 80 80 70 - -<br />
Spinell - - - - 80 20<br />
Wüstit 30 - 20 - 20 -<br />
Freikalk - - - - - -<br />
- = nicht nachweisbar<br />
Tabelle 6: Relative prozentuale Verteilung von Cr und V auf die Schlackenminerale<br />
über ein Anlösen der Kalksilikate erfolgt,<br />
wird durch zwei weitere Hinweise bestätigt.<br />
Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, dass die<br />
Eluatkonzentrationen von Vanadium und<br />
Silicium korrelieren. Das Silicium in den<br />
Eluaten kann aber nur aus den Kalksilikaten<br />
stammen, da diese rund 99,5 % des<br />
gesamten Siliciums binden (vergleiche<br />
Tabellen 3 und 4).<br />
Einen weiteren Hinweis liefert die Probe<br />
LDS3. Diese Probe weist einen Freikalkgehalt<br />
< 0,2 M.-% auf. Da das Dicalciumferrit<br />
nach den obigen Ausführungen nicht<br />
angelöst wird, kann das im Eluat bestimmte<br />
Calcium nur aus dem Dicalciumsilikat<br />
stammen. Im Dicalciumsilikat der Probe<br />
LDS3 wurde mit der ESM-Messung ein<br />
Verhältnis von Ca/Si = 3,03 bestimmt. Wird<br />
dieser Wert mit der Siliciumkonzentration<br />
des Eluats von 23,4 mg/l multipliziert,<br />
entspricht dies mit 70,9 mg/l nahezu exakt<br />
dem gemessenen Wert von 72 mg/l <strong>für</strong><br />
die Calciumkonzentration dieses Eluats.<br />
Auch die im Feststoff des Dicalciumsilikats<br />
bestimmten Verhältnisse Si/V = 158<br />
und Ca/V = 479 entsprechen weitgehend<br />
den im Eluat bestimmten Verhältnissen<br />
Si/V = 146 und Ca/V = 450.<br />
Die Freisetzung von Vanadium aus den<br />
Kalksilikaten wird jedoch nicht nur von<br />
deren Vanadiumgehalten bestimmt. Aufgrund<br />
der raschen Hydratation von Freikalk<br />
und der Löslichkeit des Reaktionsprodukts<br />
Calciumhydroxid bewirken bereits geringe<br />
Freikalkgehalte einer LD-Schlacke im<br />
Auslaugeversuch einen basischen pH-Wert<br />
und einen Anstieg der Calciumkonzentration<br />
im Eluat. Dies wiederum hat Einfluss<br />
auf das Anlösen der Kalksilikate der<br />
LD-Schlacke und damit auf die Freisetzung<br />
von Vanadium. Durch die aus dem Freikalk<br />
stammenden Calciumionen des Eluats wird<br />
das Anlösen der Kalksilikate unterdrückt,<br />
da dabei weitere Calciumionen in Lösung<br />
gehen müssten. Durch das erschwerte<br />
Anlösen der Kalksilikate kann dann auch<br />
das in den Kalksilikaten enthaltene Vanadium<br />
nicht freigesetzt werden. Höhere Calciumkonzentrationen<br />
im Eluat korrelieren<br />
daher im allgemeinen mit niedrigen Vanadiumkonzentrationen,<br />
wie aus Tabelle 2<br />
ersichtlich.<br />
6. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Für die stabile Einbindung von Chrom und<br />
Vanadium in LD-Schlacken sind nach<br />
Erkenntnis dieser Untersuchungen insbesondere<br />
die eisenreichen Minerale Dicalciumferrit,<br />
Wüstit und Spinell geeignet.<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 8
Während <strong>für</strong> eine umweltfreundliche Einbindung<br />
des Chroms offensichtlich keine<br />
weitergehenden Maßnahmen erforderlich<br />
sind, könnte die vermehrte Bildung eisenreicher<br />
Minerale einen Beitrag zur<br />
Absenkung der Auslaugung von Vanadium<br />
leisten.<br />
Vanadium liegt sowohl in den eisenreichen<br />
als auch in den kalksilikatischen Mineralen<br />
der LD-Schlacke vor. Die Auslaugung von<br />
Vanadium erfolgt über die kalksilikatischen<br />
Minerale. Die Vanadiumkonzentration eines<br />
Eluats ist daher von der aktuellen Verteilung<br />
des Vanadiums auf die verschiedenen<br />
Minerale und insbesondere der<br />
Menge der Kalksilikate abhängig. Auch die<br />
Calciumkonzentration im Eluat beeinflusst<br />
die Vanadiumauslaugung.<br />
Die vorgestellten Untersuchungen werden<br />
gegenwärtig mit Elektroofenschlacken aus<br />
der Qualitätsstahlerzeugung fortgeführt.<br />
7. Danksagung<br />
Die vorgestellten Untersuchungen wurden<br />
im Rahmen des AiF-<strong>Forschung</strong>svorhabens<br />
Nr. 14061 N aus Haushaltsmitteln des<br />
Bundesministeriums <strong>für</strong> Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi) über die Arbeitsgemeinschaft<br />
industrieller <strong>Forschung</strong>svereinigungen<br />
"Otto von Guericke" e. V. gefördert,<br />
wo<strong>für</strong> an dieser Stelle gedankt sei.<br />
4. Literatur<br />
[1] Technische Lieferbedingungen <strong>für</strong><br />
Gesteinskörnungen im Straßenbau<br />
– TL Gestein-StB 04, <strong>Forschung</strong>sgesellschaft<br />
<strong>für</strong> Straßen- und Verkehrswesen,<br />
Köln 2004<br />
[2] Technische Lieferbedingungen <strong>für</strong><br />
Wasserbausteine (TLW), BMVBS,<br />
Ausgabe 2003<br />
[3] Kühn, M., Drissen, P.: Untersuchungen<br />
zur Erzeugung raumbeständiger<br />
Mineralstoffe aus Stahlwerksschlacken,<br />
Abschlussbericht des<br />
EGKS-<strong>Forschung</strong>svorhabens Nr. 7210<br />
- CB/112, 1995<br />
[4] Drissen, P., Kühn, M., Schrey, H.:<br />
Successful Treatment of Liquid Steel<br />
Slag at ThyssenKrupp Steel Works<br />
to Solve the Problem of Volume<br />
Stability, Proceedings of the<br />
3 rd European Oxygen Steelmaking<br />
Conference, Birmingham, UK,<br />
30 th October – 1 st November 2000<br />
[5] Drissen, P., Merkel, Th., Motz, H.:<br />
Sustainable Road Making with Steel<br />
Slag Aggregates, Proceedings of the<br />
9 th International Road Conference<br />
Budapest – Roads for Sustainable<br />
Development, (CD-version only)<br />
23 rd – 25 th April 2006, Congress Park<br />
Hotel Flamenco, Budapest<br />
[6] Merkel, Th., Motz, H.: Verformungsbeständige<br />
und griffige Asphaltschichten<br />
mit Stahlwerksschlacke,<br />
FGSV-Mineralstofftagung 2003, Köln,<br />
Tagungsband, S. 86-89<br />
[7] Technische Prüfvorschriften <strong>für</strong> Mineralstoffe<br />
im Straßenbau – TP Min-StB<br />
Teil 7.1.1: Modifiziertes DEV-S4-<br />
Verfahren, <strong>Forschung</strong>sgesellschaft <strong>für</strong><br />
Straßen- und Verkehrswesen, Köln<br />
1999<br />
Auswirkungen der Neufassung von Düngemittelverordnung und Düngeverordnung<br />
auf den Einsatz von Kalkdüngemitteln aus Eisenhüttenschlacken<br />
Nachdem die Düngemittelverordnung zum<br />
4. Dezember 2003 in der novellierten Fassung<br />
veröffentlicht wurde, ist nun auch die<br />
überarbeitete Fassung der Düngeverordnung<br />
zum 14. Januar 2006 in Kraft getreten. Für<br />
die Düngeverordnung gibt es keine Übergangsfrist,<br />
wie sie <strong>für</strong> die Düngemittelverordnung<br />
galt. Nachfolgend wird auf die<br />
Verordnungen im Einzelnen eingegangen,<br />
und es werden die <strong>für</strong> die Düngemittel aus<br />
Eisenhüttenschlacken entstehenden Konsequenzen<br />
herausgestellt.<br />
1. Düngemittelverordnung (DüMV)<br />
Die Übergangsfrist <strong>für</strong> die Düngemittelverordnung<br />
endet am 3. Dezember 2006. Ab<br />
diesem Zeitpunkt müssen die in den<br />
Verkehr gebrachten Düngemittel den<br />
Vorschriften der DüMV entsprechen.<br />
Die wichtigsten Änderungen in der DüMV<br />
beziehen sich auf die Kennzeichnung der<br />
wesentlichen Nährstoffe und Spurenelemente<br />
sowie die Kennzeichnung und<br />
Begrenzung von so genannten "Schadstoffen"<br />
in den Düngemitteln.<br />
Dr.-Ing. M. Kühn<br />
Düngemittel, die die in Tabelle 1 angegebenen<br />
Grenzwerte nicht einhalten, dürfen<br />
ab dem 4. Dezember 2006 nicht mehr in den<br />
Verkehr gebracht werden. Hierbei gelten<br />
auch keine Toleranzen.<br />
Die Kennzeichnung der in Tabelle 1 angegebenen<br />
Grenzwerte gilt <strong>für</strong> alle Düngemittel<br />
gleichermaßen.<br />
Neu in der Düngemittelverordnung ist auch<br />
die Kennzeichnung von Nährstoff- und<br />
Spurennährstoffgehalten. In Tabelle 2 sind<br />
die Mindestgehalte <strong>für</strong> die Kennzeichnung<br />
aufgeführt:<br />
Wie die Tabelle 2 zeigt, ist <strong>für</strong> den Konverterkalk<br />
demnach der Phosphatgehalt<br />
anzugeben, wohingegen <strong>für</strong> Hüttenkalk und<br />
Konverterkalk aus Pfannenschlacke Schwefel<br />
eine wesentliche Rolle spielen kann.<br />
Man erkennt aber auch, dass beim Kupfer<br />
ein Widerspruch in der DüMV vorliegt. Der<br />
Grenzwert <strong>für</strong> Kupfer liegt bei 70 mg/kg,<br />
während eine Kennzeichnung erst ab<br />
100 mg/kg erfolgen muss. Dieser Widerspruch<br />
soll noch vor dem Ende der Über-<br />
gangsfrist durch den BMVEL aufgeklärt<br />
werden.<br />
2. Düngeverordnung (DüV)<br />
Die DüV regelt<br />
1. die gute fachliche Praxis bei der<br />
Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen,<br />
Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln<br />
auf landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen,<br />
2. das Vermindern von stofflichen Risiken<br />
durch die Anwendung von Düngemitteln,<br />
Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten<br />
und Pflanzenhilfsmitteln auf<br />
landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />
und auf anderen Flächen, soweit diese<br />
Verordnung dies ausdrücklich bestimmt.<br />
Neu in der Verordnung ist, dass Düngemittel,<br />
Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate und<br />
Pflanzenhilfsmittel mit wesentlichen Nährstoffgehalten<br />
an Stickstoff oder Phosphat<br />
nicht auf gefrorenen Böden ausgebracht<br />
werden dürfen. Diese Regelung war in der<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 9
Kennzeichnung ab ...<br />
Grenzwert<br />
mg/kg TM oder<br />
mg/kg TM oder<br />
andere angegebene<br />
Einheit<br />
andere angegebene Einheit<br />
1 2 3<br />
1 Arsen (As) 20 40<br />
2 Blei (Pb) 125 150<br />
Cadmium (Cd) 1,0 1,5<br />
3 Cadmium (Cd)<br />
<strong>für</strong> Düngemittel<br />
ab 5 % P2O 5<br />
4<br />
20 mg/kg P 2O 5<br />
ersten Fassung (10.01.2006) nicht enthalten,<br />
wurde aber mit der 1. Verordnung zur DüV<br />
(13.01.2006) wieder aufgenommen. Die<br />
bisherige Praxis, Kalkdüngemittel auf<br />
gefrorenem Boden auszubringen, hatte den<br />
Vorteil, dass die Bodenverdichtung durch<br />
die Befahrung mit schwerem Gerät weitgehend<br />
vermieden werden konnte. Deshalb<br />
enthält der Passus in der DüV auch den<br />
<strong>für</strong> das Produkt: 50 mg/kg P 2O 5<br />
<strong>für</strong> Ausgangsstoffe: 70 mg/kg P2O 5<br />
Chrom (ges.) 300 ---<br />
Chrom (VI) 1,5 2<br />
5 Nickel (Ni) 40 80<br />
6 Quecksilber (Hg) 0,50 1,0<br />
7 Thallium (Tl) 0,5 1,0<br />
8 Kupfer 70<br />
9 Zink 1000<br />
Tabelle 1: Kennzeichnungs- und Grenzwerte <strong>für</strong> bestimmte Elemente in Dünge-<br />
mitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten oder Pflanzenhilfsmitteln<br />
gemäß Tabelle 1 in Anlage 2 der Düngemittelverordnung<br />
Mindestgehalte <strong>für</strong> Kennzeichnung der<br />
Nährstoffgehalte in Düngemitteln<br />
N 1,5 %<br />
P 2O 5 0,5 %<br />
K 2O 0,75 %<br />
S ges. 0,3 %<br />
Hinweis, dass die örtlichen Landesbehörden<br />
das Ausbringen auch bei Frost genehmigen<br />
können. Der Landwirt muss also <strong>für</strong> jeden<br />
Schlag das Ausbringen von Kalkdüngemitteln<br />
auf gefrorenem Boden beantragen,<br />
sobald diese wesentliche Nährstoffgehalte<br />
enthalten. Diese Regelung betrifft alle Konverterkalke<br />
gleichermaßen, da diese in der<br />
Regel einen P 2O 5-Gehalt ≥ 0,5 % auf-<br />
Mindestgehalte <strong>für</strong> Kennzeichnung der<br />
Spurenelementgehalte in Düngemitteln<br />
(DüMV Anhang 1)<br />
Na 0,2 %<br />
Wasserlösl. B 0,01 %<br />
Cu 0,01 %<br />
Zn 0,01 %<br />
Co 0,001 %<br />
Tabelle 2: Mindestgehalte zur Kennzeichnung von Nährstoff-<br />
und Spurennährstoffgehalte in Düngemitteln<br />
weisen. Ansonsten werden keine weiteren<br />
Beschränkungen <strong>für</strong> das Ausbringen von<br />
Düngemitteln auferlegt. Es wird jedoch<br />
auch in dieser Verordnung auf Tabelle 1<br />
in Anlage 2 der DüMV hinsichtlich der<br />
Schwermetalle verwiesen (Tabelle 1).<br />
Ein weiterer wesentlicher Grundsatz ist in<br />
der DüV festgeschrieben. Mit der Ermittlung<br />
des Düngemittelbedarfs muss das<br />
Gleichgewicht zwischen dem voraussichtlichen<br />
Nährstoffbedarf und der Nährstoffversorgung<br />
gewährleistet werden. Hierüber<br />
muss der Landwirt in seinem Nährstoffvergleich<br />
jährlich Rechenschaft ablegen.<br />
Das heißt im Klartext, die zugeführte<br />
Menge an wesentlichen Nährstoffen (Stickstoff<br />
und Phosphat) muss dem Austrag<br />
durch Erosion und Aufnahme durch die<br />
Pflanze entsprechen.<br />
3. Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die<br />
Düngeverordnung gemeinsam mit der Düngemittelverordnung<br />
eine solide Basis zur<br />
Nutzung von Düngemitteln aus Eisenhüttenschlacken<br />
ist. So wird es in Zukunft<br />
möglich sein, auch weiterhin Böden mit den<br />
notwendigen Spurennährstoffen aus Eisenhüttenschlacken<br />
zu versorgen, deren positive<br />
Wirkung durch langjährige Labor- und<br />
Praxisversuche nachgewiesen werden<br />
konnte. Dies zeigt sich insbesondere durch<br />
die signifikant höheren Erträgen der Pflanzen<br />
gegenüber Versuchen mit anderen<br />
Kalken. Zusätzlich haben die silikatischen<br />
Kalke aus Eisenhüttenschlacken eine positive<br />
Wirkung auf die Pflanzengesundheit,<br />
wodurch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
vermindert werden kann.<br />
4. Literatur<br />
[1] Neufassung der Düngeverordnung:<br />
Bundesgesetzblatt Teil I, G5702,<br />
Nr. 2 vom 13.01.2006, S. 33<br />
[2] Verordnung über das in Verkehr<br />
bringen von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen,<br />
Kultursubstraten und<br />
Pflanzenhilfsmitteln (Düngemittelverordnung<br />
– DüMV) vom 26.11.2003;<br />
Bundesgesetzblatt Jahrgang 2003<br />
Teil I Nr. 57, 04. Dezember 2003<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 10
Einführung einer Bundesverwertungsverordnung – Historie und Stand der Diskussionen<br />
Die Länderarbeitsgemeinschaft Abfall<br />
(LAGA) hat vor einigen Jahren damit<br />
begonnen, das gesamte Regelwerk "Anforderungen<br />
an die stoffliche Verwertung von<br />
mineralischen Abfällen" zu überarbeiten.<br />
Grundlage hier<strong>für</strong> bildeten vor allem die<br />
veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
(wie z. B. die Einführung der Bundes-Bodenschutz-<br />
und Altlastenverordnung<br />
– BBodSchV im Juli 1999). Als erstes<br />
wurde der "Allgemeine Teil" I Ende 2003<br />
fertig gestellt. Der Teil II "Technische<br />
Regeln <strong>für</strong> die Verwertung" soll Abschnitte<br />
<strong>für</strong> die verschiedenen Abfallarten beinhalten,<br />
wobei mit dem Kapitel <strong>für</strong> Bodenmaterial<br />
begonnen wurde. Die heftige Kritik<br />
seitens der Industrie hatte jedoch dazu<br />
geführt, dass dieses Kapitel von der<br />
Umweltministerkonferenz Anfang November<br />
2004 nicht – wie ursprünglich vorgesehen<br />
– generell zur Einführung empfohlen<br />
wurde. Dennoch hatten einige Bundesländer<br />
angekündigt, das Papier auch ohne den<br />
UMK-Beschluss einzuführen, was inzwischen<br />
auch erfolgt ist (z. B. Berlin,<br />
Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern).<br />
Darüber hinaus hatten sich mehrere Länder<br />
mit der Bitte an das Bundesministerium <strong>für</strong><br />
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(BMU) gewandt, eine bundesweite Verordnung<br />
zur Verwertung von mineralischen<br />
Abfällen (inklusive Bodenaushub, Bauschutt,<br />
Schlacken und Aschen) zu erarbeiten.<br />
Auch die Wirtschaftsministerkonferenz<br />
hatte sich dagegen ausgesprochen, dass die<br />
Technischen Regeln der LAGA in einzelnen<br />
Ländern in den Vollzug übernommen<br />
werden, in anderen jedoch nicht, um einen<br />
"Abfalltourismus" zu verhindern.<br />
Um Informationen darüber zu sammeln, ob<br />
von Länderverwaltungen, Umweltbehörden<br />
und Industrie eine bundeseinheitliche Verordnung<br />
gewünscht wird, wurde vom BMU<br />
im Februar 2006 ein Workshop durchgeführt.<br />
Vorgeschlagen wurde von Behördenseite,<br />
als Basis <strong>für</strong> eine Bundesverwertungsverordnung<br />
(BVerwV) das Mitte 2004<br />
von ehemaligen Mitgliedern der LAGA-AG<br />
"Mineralische Reststoffe" entworfene "Eckpunktepapier"<br />
zugrunde zu legen. Als<br />
Ergebnis des Workshops waren − mit<br />
Ausnahme der Länder Bayern, Baden-<br />
Dr.-Ing. R. Bialucha<br />
Württemberg und Sachsen, die bereits<br />
eigene Regelungen haben –, die Länder<br />
sowie die Industrievertreter der Ansicht,<br />
dass eine bundeseinheitliche Regelung sinnvoll<br />
wäre. Sie würde <strong>für</strong> Rechtssicherheit<br />
und einheitliche Wettbewerbsbedingungen<br />
sorgen und eine administrative Erleichterung<br />
<strong>für</strong> Wirtschaft und Verwaltung schaffen.<br />
Von Seiten der Industrie wurde allerdings<br />
das Eckpunktepapier als Basis kritisiert.<br />
Dieses kann allenfalls als erste Diskussionsgrundlage<br />
dienen, ist aber stark<br />
überarbeitungsbedürftig. Vor allem müssen<br />
bereits bestehende Regelungen (beispielsweise<br />
aus dem Verkehrsbaubereich) stärker<br />
einbezogen werden.<br />
Im Nachgang zu dem Workshop wurden<br />
intensive Diskussionen zwischen dem BMU<br />
und verschiedenen Industrieverbänden<br />
geführt. Auch das <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong> hat – in<br />
Zusammenarbeit mit dem Stahlinstitut<br />
VDEh – versucht, die Position der Stahlindustrie<br />
darzulegen und auf die Besonderheiten<br />
dieses Industriezweigs mit großen<br />
Massenströmen an diversen Reststoffen und<br />
Nebenprodukten hinzuweisen. Vom BMU<br />
wurde in einem Gespräch Anfang Juni 2006<br />
erläutert, dass eine Aufteilung in zwei<br />
Verordnungen vorgesehen ist, wobei die<br />
Definition der Schnittstelle zwischen den<br />
beiden Bereichen noch strittig ist:<br />
1. Der Einsatz von Böden und bodenähnlichen<br />
Stoffen soll im Rahmen der<br />
BBodSchV geregelt werden, die überarbeitet<br />
wird. Hierunter werden zum<br />
Beispiel Verfüllungsmaßnahmen fallen,<br />
nicht jedoch Böschungsstabilisierungen,<br />
Straßenunterbau etc.<br />
2. Die Verwendung mineralischer Abfälle<br />
in technischen Bauwerken, wie Straßen-<br />
und Landschaftsbau, wird Gegenstand<br />
der zu erarbeitenden BVerwV sein. Als<br />
Grundlage hier<strong>für</strong> wird der Teil<br />
"Verordnung über die Verwertung von<br />
mineralischen Abfällen in technischen<br />
Bauprodukten" des LAGA-Eckpunktepapiers<br />
dienen, das zur Zeit vom Umweltbundesamt<br />
im Auftrag des BMU<br />
überarbeitet wird, während der Teil<br />
"mineralische Abfällen in bodenähn-<br />
lichen Anwendungen" in die Überarbeitung<br />
der BBodSchV einfließen wird.<br />
Interne Überlegungen beim BMU sehen im<br />
Augenblick so aus, dass nur "umweltoffene"<br />
Verwendungen in der BBodSchV geregelt<br />
werden sollen, während die Einbindung von<br />
Abfällen in Bauprodukte nicht erfasst<br />
werden soll. Dies war eine der Forderungen,<br />
die das <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong> in einer Stellungnahme<br />
an das BMU bereits vor dem<br />
Workshop gestellt hatte. Begründung war,<br />
dass eine generelle Festlegung einer Obergrenze<br />
<strong>für</strong> Feststoffgehalte bei einem<br />
"Abfalleinsatz in Produkten" nicht gerechtfertigt<br />
ist, wenn nachgewiesen werden kann,<br />
dass umweltrelevante Stoffe nicht wasserlöslich<br />
oder pflanzenverfügbar sind. Weiterhin<br />
wurde vom BMU angekündigt, dass<br />
offiziell von Behördenseite als Produkte<br />
eingestufte "Abfälle zur Verwertung" aus<br />
dem Geltungsbereich der BVerwV ausgenommen<br />
werden sollen. Dies ist <strong>für</strong> die<br />
zukünftige Verwendung von EHS von großer<br />
Bedeutung, da es gerade in letzter Zeit<br />
gelungen ist, mit Umweltbehörden Vereinbarungen<br />
über die Anerkennung des Produktcharakters<br />
einiger gezielt hergestellter<br />
und vermarktungsfähiger EHS zu treffen.<br />
Der Ausschluss von dem Geltungsbereich<br />
der BVerwV bedeutet dabei nicht, dass<br />
keine Anforderungen an die Eigenschaften<br />
und die Verwendung solcher industrieller<br />
Nebenprodukte gestellt werden, weil ein<br />
nachhaltig umweltverträglicher Einsatz <strong>für</strong><br />
die <strong>Baustoff</strong>e gewährleistet sein muss.<br />
Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang<br />
das Vorhandensein einer mit Industrie und<br />
Umweltverwaltung abgestimmten Norm,<br />
die Merkmale und Anforderungen zu technischen<br />
Eigenschaften sowie zum Umweltverhalten<br />
enthält. Daher soll die Anfang<br />
2003 gescheiterte Überarbeitung der<br />
DIN 4301 "Eisenhüttenschlacke und Metallhüttenschlacke<br />
im Bauwesen" schnellstmöglich<br />
wieder aufgenommen werden.<br />
Welche Anforderungswerte in der BVerwV<br />
festgelegt werden und auf welche Verfahren<br />
sie sich beziehen, ist zur Zeit noch offen.<br />
Zeitliches Ziel des BMU ist, das förmliche<br />
Rechtsetzungsverfahren im Jahr 2007 abzuschließen.<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 11
Eisenhüttenschlacken im Jahr 2005 – Daten zu Produktion und Einsatz<br />
Die beim Fachverband Eisenhüttenschlacken<br />
e.V. erfassten Daten zur Erzeugung<br />
und Nutzung von Eisenhüttenschlacken<br />
im Jahr 2005 sind in den<br />
Tabellen 1 und 2 zusammengestellt worden.<br />
Aufgrund der weiterhin guten Stahlkonjunktur<br />
ist auch die Erzeugung von Hochofen-<br />
und Stahlwerksschlacken weiter auf<br />
hohem Niveau.<br />
Vergleicht man die Werte mit den Daten<br />
des Vorjahrs, ergibt sich bei der Erzeugung<br />
der Hochofenschlacken ein minimaler<br />
Rückgang der Schlackenerzeugung. Durch<br />
den Abbau bestehender Zwischenlager<br />
konnte jedoch die Nutzung der Hochofenschlacken<br />
nochmals gesteigert werden.<br />
Weiterhin bei etwa 75 % liegt der Anteil des<br />
schnell abgekühlten, glasig erstarrten Hüttensands,<br />
der überwiegend zur Herstellung<br />
von Hüttenzementen genutzt wird.<br />
Bei den Stahlwerksschlacken ist die Erzeugung<br />
von Schlacken aus der Oxygenstahlerzeugung<br />
(Konverterverfahren) genauso<br />
wie die Erzeugung von Schlacken im<br />
Elektrolichtbogenofen-Verfahren praktisch<br />
konstant geblieben. Leicht zugenommen hat<br />
die Menge der Schlacken aus Sonderverfahren.<br />
Unter diesem Begriff werden u. a.<br />
die Schlacken aus der Weiterbehandlung<br />
des Rohstahls ("Sekundärmetallurgie") zusammengefasst.<br />
Durch die großen Anstrengungen<br />
der Erzeuger und Vermarkter<br />
konnte unter den gegebenen schwierigen<br />
Marktbedingungen die Nutzung der Stahlwerksschlacken<br />
weiter ausgebaut werden.<br />
Trotz starker Konkurrenz durch Produkte,<br />
die teils unter Zuzahlung auf die Baustellen<br />
geliefert werden, konnten die im Bauwesen<br />
genutzten Mengen nochmals leicht erhöht<br />
werden. Damit einher geht eine Verrin-<br />
Dr.-Ing. Th. Merkel<br />
Erzeugung Mio. t<br />
Schlacke aus<br />
Stahlroheisenerzeugung<br />
Schlacke aus sonstiger<br />
Roheisenerzeugung<br />
Gesamterzeugung<br />
davon: HS 5,64<br />
HOS 1,71<br />
7,25<br />
0,10<br />
7,35<br />
Lagerabbau 0,47<br />
Summe 7,82<br />
Tabelle 1: Erzeugung und Nutzung von Hochofenschlacken 2005<br />
Erzeugung Mio. t<br />
Schlacke aus<br />
Oxygenstahlerzeugung<br />
Schlacke aus<br />
Elektrostahlerzeugung<br />
3,46<br />
1,87<br />
Schlacke aus Sonderverfahren 1,00<br />
Summe 6,33<br />
Tabelle 2: Erzeugung und Nutzung von Stahlwerksschlacken 2005<br />
gerung der Menge der deponierten Stahlwerksschlacken.<br />
Eine wirkliche Verbesserung<br />
in diesem Punkt ist jedoch erst bei<br />
einer weiteren konjunkturellen Belebung zu<br />
erwarten.<br />
Nächste Schlackenkonferenz 2007 in Luxemburg<br />
Nutzung Mio. t<br />
HOS-A < 0,01<br />
HOS-B (Lieferkörnungen) 0,20<br />
HOS-B (Mineralstoffgemische) 1,61<br />
HOS-C 0,12<br />
HOS-D < 0,01<br />
Hüttenkalk 0,02<br />
Hüttensand <strong>für</strong> Zement 5,16<br />
Hüttensand <strong>für</strong> Sonstiges 0,41<br />
Eigenverbrauch der Werke 0,30<br />
Summe 7,82<br />
Nutzung Mio. t<br />
Metallurg. Kreislaufführung 0,87<br />
Düngemittel 0,32<br />
<strong>Baustoff</strong>e (Straßenbau, Erdbau,<br />
Wasserbau etc.<br />
3,44<br />
Sonstiges 0,30<br />
Zwischenlager 0,40<br />
Deponie 1,00<br />
Summe 6,33<br />
Es kann jedoch festgehalten werden, dass es<br />
auch in der aktuellen schwierigen Lage<br />
gelungen ist, über 95 % der erzeugten<br />
Eisenhüttenschlacken im Markt zu platzieren.<br />
Vom 19. bis 21. September 2007 wird in Luxemburg die 5. Europäische Schlackenkonferenz stattfinden. Sie wird traditionell<br />
von der europäischen Schlackenorganisation EUROSLAG veranstaltet. Im Rahmen der Veranstaltung wird von Fachleuten aus<br />
Europa, Amerika und Japan über die Produktion, Verwendung und Vermarktung von Eisenhüttenschlacken in den Bereichen<br />
Zement, Beton sowie Straßen- und Wasserbau berichtetet. Schwerpunkte bilden dabei neue <strong>Forschung</strong>sergebnisse, Qualitätsmanagement<br />
sowie nationale und internationale Standards zur Anwendung aus technischer und wasserwirtschaftlicher Sicht.<br />
Die Europäische Kommission hat entschieden, dass Luxemburg im Jahr 2007 die Europäische Kulturhauptstadt sein wird. Dies<br />
gibt allen Besuchern der Schlackenkonferenz zugleich Gelegenheit, die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen ggf. im<br />
Anschluss an die Konferenz zu besuchen.<br />
Das Programm sowie die Anmeldeunterlagen werden Anfang Februar 2007 zur Verfügung stehen. Sie können dann über die<br />
Internetseite von EUROSLAG (www.euroslag.org) abgerufen werden.<br />
Report des <strong>FEhS</strong>-<strong>Institut</strong>s 1/2006 12