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katalog-overlapping voices - Ritesinstitute

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Al-Za’arura – Suleiman Abu Adschadsch und Muhammad Abu Dschude<br />

Suleiman Abu Adschadsch sitzt im Schiq; einem beduinischen Gastzelt, vor ihm die<br />

wispernde Glut. Suleimans Schiq ist dunkel, doch draußen fällt viel Licht auf die Ruinen<br />

der zerstörten Moschee direkt gegenüber. Das Minarett der Moschee liegt am<br />

Rande der Schalom-Straße (Friedensstraße), auf den zerschmetterten Ziegel- und<br />

Betonresten – der Straße, die Dimona mit Arad und Kseife mit Arara verbindet.<br />

Suleiman erzählt mir, wie aufgeregt alle vor einigen Jahren waren, als sie die<br />

Moschee bauten. Sein Gesicht ist versiegelt, als er beschreibt, wie sich alle Familien<br />

zusammentaten, wie sich alle freuten, wie alle für das Projekt eingespannt<br />

wurden. Einige spendeten Geld, andere trugen Baumaterial oder Arbeitsstunden<br />

bei. Die Moschee wurde auf Suleimans Land erbaut, war jedoch für alle Familien<br />

auf der einen Seite des Dorfes gedacht – für die, die den Bach überqueren mussten,<br />

der in der Vergangenheit bereits Opfer gefordert hatte, um zur Moschee auf<br />

der anderen Seite des Dorfes zu gelangen. Im Winter mussten sie sich ihren Weg<br />

dorthin auch durch Kilometer von Schlamm bahnen.<br />

Ein Jahr intensiver, aufopfernder Arbeit war nötig, um die Moschee zu errichten.<br />

Als der Bau fertiggestellt war, als nur noch die Fenster fehlten, tauchten im Dorf<br />

Regierungsangestellte auf und hefteten den Abbruchbefehl an die Türen der neuen<br />

Moschee. „Warum haben sie ein Jahr gewartet, bis wir mit dem Bauen fertig waren?“,<br />

stellt Suleiman die rhetorische Frage. Die Dorfbewohner taten sich wieder<br />

zusammen und nahmen sich einen Rechtsanwalt. Papiere und Gesuche wurden<br />

eingereicht. 50.000 Dollar hatte der Bau gekostet. Die Bürokratie war teurer. Es gelang<br />

ihnen ein ums andere Mal, die Vollstreckung der Zerstörung aufzuschieben.<br />

Ein Jahr dauerte der Bau der Moschee. Und ein Jahr lang konnten sich die Dorfbewohner<br />

darüber freuen. Eines Morgens wurde das stille, abgelegene Dorf von<br />

Hundertschaften der Armee und Polizei überflutet. Als sei es ein Schlachtfeld geworden.<br />

Es waren Kampfsoldaten der israelischen Armee darunter, Grenzpolizisten,<br />

Spezialeinsatztrupps, Polizeiwagen. Alle Eingänge ins Dorf wurden blockiert,<br />

und die bewaffneten Kampfsoldaten schwärmten aus. Dann kamen die Bulldozer.<br />

Suleiman wurde alarmiert. Als er ankam und die Gesichter der Soldaten und Polizisten<br />

und ihre Anzahl sah, flehte er die Dorfbewohner an, die sich um die Moschee<br />

herum versammelt hatten, dass sie nichts unternehmen sollten. Dass sie die Bulldozer<br />

gewähren lassen sollten. „Als ich die Soldaten sah, habe ich begriffen, wenn<br />

es jemand wagen würde, sich zu widersetzen, würde hier Blut fließen“, erklärt er.<br />

„Dazu bin ich nicht bereit. Nicht einmal für die Moschee.“<br />

Innerhalb einer knappen Stunde verließen die Kämpfer das Dorf, hinter ihnen eine<br />

Staubwolke über einem Haufen von Beton und Eisen.<br />

„Noch einen Kaffee?“, fragt mich Suleiman im dunklen Schiq.<br />

76 OVERLAPPING VOICES<br />

Al-Za’arura – Suleiman Abu-Ajaj and Muhammad Abu-Judeh<br />

Suleiman Abu-Ajaj sits in the Shiq; a Bedouin hospitality tent, facing whispering,<br />

glowing embers. The tent is dark, but outside considerable light falls on the ruins<br />

of the demolished mosque, right opposite. The minaret lies on top of the remains<br />

of the shattered bricks and concrete on the edge of the Shalom (Peace) Road –<br />

the road linking Dimona with Arad, and Kuseife with Ara’ra.<br />

Suleiman recounts the excitement everyone felt several years ago, when they built<br />

the mosque. His expression is immobile as he describes how the whole family got<br />

together, how they were all so exited, how they all supported the project. Some<br />

donated money, others contributed building materials or put in hours of work. The<br />

mosque was built on Suleiman’s land, but was meant for all the families on the<br />

one side of the village. Those on the other side of the village would have to cross<br />

a river that had already claimed lives in the past. In winter, they would have to<br />

forge a way there through miles of mud as well.<br />

A year of intensive and dedicated work was needed to build the mosque. When<br />

construction ended, and only windows had to be put in, Government officials appeared<br />

in the village and affixed a demolition order to the doors of the new mosque.<br />

“Why did they wait a year until we finished construction?”, Suleiman asks<br />

rhetorically. The village residents got together again and hired a lawyer. Papers<br />

and applications were submitted. The construction had cost 50 thousand dollars.<br />

The bureaucracy cost more money. Time and again they managed to postpone<br />

the demolition.<br />

Construction of the mosque lasted a year. And one year is the time that the residents<br />

had to enjoy it. One morning, this quiet, remote village was inundated with<br />

hundreds of military personnel, as if it were a battlefield. There were IDF combat<br />

soldiers, ‘Border Patrol’ police, members of the ‘Special Patrol Unit’, and police<br />

vans. All the entrances to the village were sealed off, and the armed units deployed<br />

around it. Then the bulldozers came.<br />

Suleiman was summoned to the scene by his neighbours. When he arrived and<br />

saw the faces of the soldiers and police, and their numbers, he begged the<br />

residents who had gathered around the mosque not to do anything. To allow the<br />

bulldozers to demolish it. “When I saw the soldiers I understood that if anyone<br />

dared to resist, blood would be spilt here”, he explains. “That I am not prepared<br />

to allow. Not even for the mosque”.<br />

In less than an hour, the forces left the village, leaving behind them a heap of concrete<br />

and iron in a haze of dust.<br />

“More coffee?”, Suleiman offers in the dark tent.

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