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katalog-overlapping voices - Ritesinstitute

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Al-Fura’a – Taleb Suleiman, Mussa Ibrahim und Muhammad Salama Qabu’a<br />

Einmal, vor langer Zeit, da gehörte der ganze Negev den Beduinen. Damals, vor<br />

langer Zeit, da ritten sie auf Kamelen und überwanden blitzschnell sagenhafte<br />

Entfernungen. Damals, vor langer Zeit, da gab es Weizen- und Gerstefelder, und<br />

die Beduinen ließen ihre Viehherden frei weiden. Damals, vor langer Zeit, da gab<br />

es keine planierten Straßen, und die Autos donnerten nicht von Ort zu Ort. Damals,<br />

da gab es keine Schulen, Polikliniken, Universitäten, Einkaufszentren.<br />

Die Welt hat sich verändert, doch in den nicht anerkannten Dörfern gibt es noch<br />

immer keine befestigten Straßen. Im Winter, nach den Regenfällen, verwandeln<br />

sich die Wege in den Dörfern in langgezogene Schlammfallen. Jede Vertiefung<br />

im Weg wird zu einem Schlammloch, jede Rinne zu einem Bach, der gefährlich<br />

zu passieren ist. Im Winter ist das Leben siebenmal so schwer. In den Wellblechhütten<br />

ist es bitterkalt. Es gibt keinen Strom, und mit dem kleinen Generator<br />

draußen lässt sich ein Haus nicht heizen. Es ist gefährlich, das Wadi auf dem<br />

Weg zur Schule, zur öffentlichen Krankenstation, zur Arbeit oder zu den Nachbarn<br />

zu durchqueren – man kann von der Strömung mitgerissen werden. Es sind<br />

dabei schon Leute umgekommen.<br />

Wenn sie aus dem Haus gehen, sind die Einwohner der nicht anerkannten Dörfer<br />

gezwungen, durch den kalten Schlamm zu waten. Im Winter versäumen die<br />

Kinder häufig den Unterricht. Die Schulbusse weigern sich, in die Dörfer hineinzufahren.<br />

Zu viel Schlamm, man kann stecken bleiben. Sind die Kinder schon<br />

in der Schule und es beginnt zu regnen, müssen sie in den Klassenzimmern<br />

oder bei Leuten übernachten, die in der Umgebung wohnen. Die wenigen, denen<br />

es gelingt, Studenten zu werden, verlassen das Haus zwei Stunden vor dem<br />

Unterrichtsbeginn, stapfen etwa eine halbe Stunde durch den Schlamm bis zur<br />

Hauptstraße, wechseln die Schuhe und die Hosen und warten auf eine Fahrgelegenheit<br />

nach Be’er-Scheva.<br />

Die medizinischen Notfälle sind im Winter besonders schlimm, doch die Krankenwagen<br />

fahren zu keiner Jahreszeit ins Dorf hinein. Wenn man wegen eines<br />

Notfalls den Roten Davidstern anruft, erhält man die immer gleiche Anweisung:<br />

außerhalb des Dorfes auf die Ambulanz warten, an der Hauptstraße. Wenn kein<br />

Privatfahrzeug vorhanden ist, das eine Frau in den Wehen oder einen blutenden<br />

Verletzten zur Straße bringt, kann das ein schlimmes Ende nehmen.<br />

Das nicht anerkannte Dorf al-Fura’a hat ca. 4.500 Einwohner, davon um die<br />

1.200 Kinder. Einige der Wohlhabenden unter den Dorfbewohnern haben beschlossen,<br />

etwas zu tun, und haben eine Straße von der Hauptstraße zur Schule<br />

gebaut. Da man keine Genehmigung für eine Asphaltstraße bekam, hat man das<br />

Erdreich planiert. 60.000 Schekel wurden in diese kleine Straße investiert. Als<br />

der Regen kam, wurde alles davongeschwemmt<br />

70 OVERLAPPING VOICES<br />

Al-Fura’a – Taleb Suleiman, Mussa Ibrahim and Muhammad Salama Qabu’a<br />

Once upon a time, the entire Negev belonged to the Bedouin. Once upon a<br />

time, they rode camels and travelled legendary distances with speed. Once<br />

upon a time, there were fields of wheat and barley, and Bedouin shepherds<br />

tended their flocks freely. Once upon a time, there were no paved roads, no<br />

cars racing from place to place. Once upon a time, there were no schools, or<br />

health clinics, or university, or shopping malls.<br />

The world has changed, but the unrecognized villages still do not have paved<br />

roads. In winter, after it rains, all the paths in the village are transformed into<br />

long muddy traps. Every depression becomes a puddle, every gully becomes<br />

a hazardous river to cross. In winter, life is difficult sevenfold. It is very cold in<br />

the corrugated iron shacks. There is no electricity, and the small generator outside<br />

cannot heat the home. It is dangerous to cross the valley on the way to<br />

school, to the health clinic, to work or to the neighbours; one can get swept<br />

away in the current. People have already died that way.<br />

Upon leaving home, residents of an unrecognized village are obliged to tramp<br />

through the cold mud. In winter, children miss many days of school. The special<br />

buses that take the children to school refuse to enter the village. There is<br />

a lot of mud around, and they are liable to get stuck. If the children are already<br />

at school, and it begins to rain, they have to stay over in the classrooms or with<br />

people who live in the area. The few who do manage to become students of<br />

higher learning leave home two hours before classes start, walking for an hour<br />

in the mud to the main road, changing shoes and trousers, and waiting for<br />

transportation to Beer Sheva.<br />

Medical emergencies are particularly difficult in winter, but ambulances do not<br />

enter the village in any season. When the ambulance service is called in an<br />

emergency, inhabitants are always given the same instructions: to wait for the<br />

ambulance outside the village, on the main road. If no private car is available<br />

to take a woman in labour or an injured person who is bleeding to the road,<br />

things can end badly.<br />

The unrecognized village of Al-Fura’a has 4,500 inhabitants, of whom 1,200<br />

are children of school age. Several persons of means living in the village got<br />

together and decided to do something. They built a road from the main road<br />

to the school. In the absence of authorization to build an asphalt road, they levelled<br />

the earth. They invested 60 thousand shekels in this small road, and<br />

when the rains came, everything was washed away.

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