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katalog-overlapping voices - Ritesinstitute

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des landes dar. Daher war diese strategie der totalen<br />

verweigerung aus ihrer warte sinnvoll. sie<br />

führte allerdings auch zur entwicklung einer kultur<br />

des extremismus und der verweigerungshaltung<br />

unter den Palästinensern, die letztlich zu ihrer<br />

tragödie führte.<br />

1936 kam es zum arabischen aufstand in Palästina<br />

(einer art intifada). ihr Ziel war es, die britischen<br />

Behörden zu zwingen, die jüdische einwanderung<br />

ins land, die sich seit hitlers machtergreifung in<br />

Deutschland beschleunigt hatte, zu stoppen. eine<br />

königliche kommission unter lord Peel untersuchte<br />

die vorkommnisse und empfahl in ihrem Bericht im<br />

Jahr 1937, das land in zwei staaten zu teilen – einen<br />

jüdischen und einen arabischen. Damit war<br />

zum ersten mal international anerkannt, dass die<br />

jüdische gemeinde in Palästina die merkmale einer<br />

nation besaß und über die für einen eigenen<br />

staat erforderlichen fähigkeiten verfügte. Der vorschlag<br />

wurde unter den Zionisten heiß debattiert.<br />

wozu war ein jüdischer staat gut, so fragten viele,<br />

wenn er nicht Jerusalem und andere historisch bedeutsame<br />

stätten einschließen würde? Der teilungsplan<br />

sah nur einen kleinen teil des landes<br />

für die Juden vor; würde ein so kleines gebiet für<br />

die errichtung eines staates und die aufnahme<br />

von massen jüdischer flüchtlinge genügen? Doch<br />

trotz der ideologischen und pragmatischen mängel<br />

des Plans und der in ihm enthaltenen einschränkungen<br />

unterstützte eine mehrheit ihn. Zum<br />

ersten mal seit zweitausend Jahren war eine jüdische<br />

herrschaft im land Yisrael für die Juden in<br />

greifbare nähe gerückt.<br />

an der spitze dieser mehrheit stand David Bengurion,<br />

der später israels Unabhängigkeit erklären<br />

und den neuen staat durch den daraufhin einsetzenden<br />

krieg führen würde. er verstand den<br />

palästinensischen nationalismus und respektierte<br />

ihn. er suchte daher nach einer kompromisslösung,<br />

die den Juden souveränität sichern würde,<br />

ohne sie den arabern zu verweigern. Die araber<br />

andererseits wiesen den Plan rundweg zurück, und<br />

so war es das schicksal der vorschläge der Peelkommission,<br />

in den archiven des British colonial<br />

office auf immer zu verschwinden. am vorabend<br />

des bevorstehenden weltkriegs war den Briten<br />

daran gelegen, die araber milde zu stimmen, um<br />

sich ihrer loyalität zu versichern. Die loyalität der<br />

Juden war in einem krieg gegen hitler selbstverständlich.<br />

Die Briten gaben daher dem verlangen<br />

der araber nach und stoppten die vergrößerung<br />

der „nationalen heimat“. Die tragischste seite dieser<br />

Politik war, dass die jüdische einwanderung<br />

just zu dem Zeitpunkt zum erliegen kam, als die<br />

not der Juden ihren höhepunkt erreichte und sie<br />

mehr denn je einen Zufluchtsort benötigten. liest<br />

man Protokolle aus den Jahren des Zweiten weltkriegs<br />

über arabische vetostimmen, die einigen<br />

tausend jüdischen kindern die einreise nach Palästina<br />

verweigerten (und so die Rettung ihrer leben<br />

verhinderte), fällt es schwer, ob des mangels<br />

an großzügigkeit seitens der palästinensischen araber<br />

nicht eine gewisse frustration zu empfinden.<br />

seit 1937 hat sich die selbe szene wieder und wieder<br />

abgespielt – die araber leiten eine neue welle<br />

der gewalt ein, die Juden antworten mit gegengewalt,<br />

und ein vorschlag für einen kompromiss zwischen<br />

den beiden streitenden nationen kommt auf<br />

den tisch. Die Juden sind bereit, den kompromiss<br />

zu akzeptieren; die araber weisen ihn zurück. seitdem<br />

sind es zwei arten von kompromiss, die auf<br />

der tagesordnung standen und stehen: teilung der<br />

souveränität und territoriale teilung. in den frühen<br />

1940er Jahren schlugen Juden, die nach einem<br />

modell für jüdisch-arabische koexistenz suchten,<br />

einen binationalen staat vor, in dem beide völker<br />

unabhängig vom zahlenmäßigen verhältnis zwischen<br />

ihnen in gleichheit leben sollten. solche vorschläge<br />

sind seither beliebt in radikal-zionistischen<br />

kreisen, die der jüdisch-arabischen konfrontation<br />

entkommen und eine gemeinsame loyalität gegenüber<br />

einer vereinigten jüdisch-arabischen staatsbürgerschaft<br />

in einem staat entwickeln wollen. Doch<br />

wenngleich diese idee von großer intellektueller anziehungskraft<br />

ist, ist sie weit davon entfernt, die<br />

grundlegenden interessen beider völker sicherzustellen.<br />

für die Palästinenser wie die Juden ist ein<br />

unabhängiger staat ein symbol ihrer identität und<br />

ein mittel, ihre würde und ihren stolz wiederherzustellen.<br />

nicht zufällig hat der binationale staat auf<br />

keiner seite je wirklich Unterstützung gefunden, von<br />

ein paar idealisten einmal abgesehen.<br />

Die funktionsfähige kompromisslösung ist seit jeher<br />

die territoriale teilung – eine art umgekehrtes<br />

‚salomonisches Urteil‘ dergestalt, dass „ich es behalte,<br />

und du behältst es auch“. ein territorialer<br />

kompromiss war keine ausgemachte sache, da sowohl<br />

die Juden als auch die araber den standpunkt<br />

vertraten: „es gehört ganz mir“. Doch in<br />

wirklichkeit hat die mehrheit der Juden in jedem<br />

kritischen augenblick der geschichte seither einem<br />

territorialen kompromiss zugestimmt. so beschloss<br />

zum Beispiel die generalversammlung der vereinten<br />

nationen am 29. november 1947, Palästina in<br />

einen jüdischen und einen arabischen staat zu teilen.<br />

Dieser Plan war weit von den ehrgeizigen Zielen<br />

der Juden entfernt: die zionistische Rechte und<br />

sogar teile der linken wiesen ihn zurück. Dennoch<br />

akzeptierten ihn die meisten Juden; menschenmassen<br />

ergossen sich auf die straßen und feierten<br />

mit tänzen bis spät in die nacht. Die araber wiesen<br />

den Plan zurück und führten bereits am nächsten<br />

tag die ersten gewaltsamen angriffe durch. so<br />

begann der israelische Unabhängigkeitskrieg als<br />

ein krieg zwischen den zwei nationalen gemeinschaften,<br />

die Palästina bewohnten, der sich dann<br />

in einen krieg zwischen dem neuen staat israel<br />

und den arabischen nachbarländern verwandelte.<br />

aus diesem krieg ging israel siegreich hervor; es<br />

gelang ihm, sich über die durch den teilungsplan<br />

der vereinten nationen festgelegten grenzen hinweg<br />

auszudehnen. Die meisten araber, die in den<br />

dem neuen staat eingegliederten gebieten<br />

wohnten, flohen während des krieges oder wurden<br />

vertrieben. es war ein grausamer krieg, in der<br />

die jüdische gemeinschaft ein Prozent ihrer Bevölkerung<br />

verlor. Die araber zerstörten jede jüdische<br />

siedlung, die sie eroberten, und töteten die<br />

Bewohner oder nahmen sie gefangen. Doch ist hier<br />

nicht der ort für eine aufrechnung des krieges von<br />

1948. von interesse allerdings ist das muster, das<br />

das verhalten der Palästinenser zeigt: die felsenfeste<br />

weigerung, die Rechte der gegenseite auch<br />

nur teilweise anzuerkennen, und der stetige versuch,<br />

eine lösung im eigenen sinn durch den einsatz<br />

von gewalt und die ablehnung jedes kompromisses<br />

zu erzwingen.<br />

1998 feierte israel sein 50-jähriges Jubiläum. es<br />

schien, als sei der zionistische traum weit über die<br />

visionen derjenigen, die ihn träumten, in erfüllung<br />

gegangen. in den fünfzig Jahren des israelischen<br />

staates hatte dieser 4,5 millionen jüdische einwanderer<br />

aufgenommen, darunter 500.000 Überlebende<br />

des holocaust und eine million flüchtlinge<br />

aus den arabischen ländern, die wegen der antijüdischen<br />

gewalt, die nach der arabischen niederlage<br />

im krieg von 1948 ausbrach, ihre heimat<br />

zu verlassen gezwungen waren. in der jüngeren<br />

vergangenheit sind zu ihnen beinahe eine million<br />

einwanderer aus der ehemaligen sowjetunion hinzugekommen.<br />

israels Dynamik ist unverkennbar<br />

in seinem kulturellen Reichtum, seiner gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen kreativität und<br />

dem wissenschaftlichen entwicklungsniveau, um<br />

das sogar die entwickelten länder es beneiden.<br />

Die verbindung westlicher und östlicher einflüsse<br />

hat eine einzigartige variante der mittelmeerkultur<br />

hervorgebracht, die in sprache, literatur, musik,<br />

kunst und vielen anderen gebieten zum ausdruck<br />

kommt. in ihrer mannigfaltigkeit, ihrem Pluralismus,<br />

ihrer zugleich ortsgebundenen und weltbürgerlichen<br />

Prägung ist die kultur israels faszinierender<br />

als je zuvor.<br />

Doch die krönende leistung des zionistischen Projekts<br />

zu israels 50. Jahrestag war die historische<br />

versöhnung, die zwischen israel und den Palästinensern<br />

einzutreten schien. Die gründer israels<br />

glaubten an den frieden und hatten den tag vor<br />

augen, da der frieden mit den arabern erreicht<br />

werden würde. sie waren überzeugt, dass dieser<br />

tag kommen werde, sobald die araber alle hoffnung<br />

aufgegeben haben würden, die Juden mittels<br />

gewalt zu vertreiben. Die osloer abkommen<br />

beruhten auf der unter den führenden Politikern<br />

israels verbreiteten Überzeugung, dass die Palästinenser<br />

in der tat zu diesem schluss gekommen<br />

seien und ihre kriegerische strategie aufgegeben<br />

hätten. Die darauffolgenden Jahre haben bewiesen,<br />

dass diese einschätzung voreilig war: letztendlich<br />

wird es zur versöhnung kommen, doch ist<br />

die Zeit noch nicht reif dafür. im Jahr 2000 wiederholte<br />

sich das traditionelle verhaltensmuster<br />

der Palästinenser in camp David. als ihnen ein ab-<br />

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