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katalog-overlapping voices - Ritesinstitute

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der ansicht, dass die ermordung von 49 unschuldigen<br />

staatsbürgern in kafr Qasim am 29. oktober<br />

1956 darauf abzielte, die araber in furcht zu versetzen<br />

und viele von ihnen durch die gleichen methoden<br />

wie 1948 loszuwerden.<br />

in vielen gegenden in israel, besonders jenen, die<br />

dem jüdischen staat durch den teilungsplan der<br />

Uno zugewiesen worden waren, fand eine fast vollständige<br />

ethnische säuberung statt. an der küste,<br />

von haifa im norden bis zum gazastreifen im süden,<br />

überlebten nur zwei kleine arabische orte.<br />

sogar nördlich von haifa bis zur libanesischen<br />

grenze blieb nur ein Dorf (mazr’ah) bestehen. es<br />

wurde bereits gesagt, dass seit 1948 die meisten<br />

Palästinenser in israel in galiläa leben. einige wenige<br />

Bezirke dieser Region erlitten jedoch ein ähnliches<br />

schicksal wie die küstengebiete. Die meisten<br />

arabischen orte in den Bezirken safad und<br />

tiberias wurden zerstört und ihre einwohner wurden<br />

zu flüchtlingen in syrien und im libanon. in<br />

ostgaliläa überdauerten nur wenige palästinensische<br />

orte bis heute.<br />

im so genannten kleinen Dreieck, angrenzend an<br />

das westjordanland von Umm al-fahm im norden<br />

bis nach kafr Qasim im süden, überlebten 27 palästinensische<br />

Dörfer, weil Jordanien im waffenstillstandsabkommen<br />

vom frühjahr 1949 zustimmte,<br />

die meisten von ihnen israel zu<br />

überlassen. im südlichen teil des landes, dem<br />

negev, wurden die meisten arabischen Beduinen<br />

in den gazastreifen und gebiete östlich des Jordans<br />

vertrieben, und nur ein kleiner teil lebte auf<br />

seinem land weiter. Die israelische Regierung erkennt<br />

jedoch das Recht vieler arabischer Beduinen<br />

auf ihr land nicht an und bezeichnet ihre<br />

siedlungen als „nicht anerkannte Dörfer“. als<br />

folge dieser Politik und der fehlgeschlagenen versuche<br />

der Regierung, die einwohner der Dörfer in<br />

anerkannte ortschaften umzusiedeln, haben die<br />

arabischen Beduinen unter einer besonderen Politik<br />

der ausgrenzung und Diskriminierung zu leiden.<br />

Die einzige arabische stadt in dieser Region<br />

vor 1948, Beer al-sabi’, wurde in eine jüdische<br />

stadt umgewandelt, was sich auf die ansässige Beduinenbevölkerung<br />

negativ auswirkte.<br />

Das verschwinden der palästinensischen städte<br />

aus israel ab dem Jahr 1948 hatte negative auswirkungen<br />

auf die soziale und kulturelle Realität<br />

der arabischen minderheit. während sie früher<br />

eine organische gesellschaft mit Zusammenhalt<br />

bildeten, wurden die in israel überlebenden Palästinenser<br />

durch den krieg und die israelische Politik,<br />

die die Rückkehr von flüchtlingen verhinderte,<br />

zu einer traumatisierten und marginalisierten minderheit.<br />

außerdem verwandelte die Unterstellung<br />

der arabischen gebiete unter militärische kontrolle<br />

die arabischen siedlungen in isolierte orte. Die zugesagten<br />

gleichen Rechte und chancen für die<br />

arabischen Bürger im jüdischen staat blieben leere<br />

versprechen angesichts der Realität von ausgrenzung<br />

und missachtung der grundlegenden men-<br />

schenrechte unter dem militärregime (1948–<br />

1966). während dieser Zeit wurden die arabischen<br />

gebiete von armeeoffizieren verwaltet, und die<br />

Umsetzung der britischen notstandsgesetze von<br />

1945 erlegte den arabischen staatsbürgern viele<br />

einschränkungen im hinblick auf ihre Bewegungsfreiheit<br />

sowie ihre wirtschaftlichen und politischen<br />

aktivitäten auf. somit wurden die arabischen<br />

staatsbürger in israel ausgegrenzt und aus der israelischen<br />

gesellschaft und wirtschaft ausgeschlossen.<br />

für etwa 20 Jahre ab 1948 genossen<br />

die araber in israel keine echte staatsbürgerschaft<br />

und konnten sich kaum gegen die diskriminierende<br />

Politik wehren, mit der ihnen die Regierung,<br />

das militär und andere zionistische institutionen<br />

begegneten.<br />

nach der Beschlagnahme des landes der palästinensischen<br />

flüchtlinge und der „present absentees“<br />

(anwesende abwesende) begannen die israelischen<br />

Behörden das land der arabischen<br />

gemeinden systematisch zu verkleinern. Die meisten<br />

enteignungen arabischer staatsbürger fanden<br />

in der Zeit nach der nakba im Jahr 1948 statt. ein<br />

großteil des in arabischen händen verbliebenen<br />

landes wurde beschlagnahmt und hunderte<br />

von jüdischen siedlungen wurden darauf erbaut.<br />

Diese Politik und vorgangsweise wirkte sich signifikant<br />

auf die geografische und demografische Realität<br />

der arabischen Bürger aus. maßnahmen zur<br />

entwicklung und industrialisierung wurden zu<br />

gunsten von Juden und auf kosten von arabern<br />

geplant und durchgeführt. Die fortwährende landbeschlagnahme<br />

in den 70er Jahren – also noch<br />

nach der abschaffung der militärischen kontrolle<br />

– führte am 30. mai 1976 zu einer kollektiven Reaktion,<br />

dem „land Day“. Die an diesem tag stattfindenden<br />

streiks und konfrontationen wurden zu<br />

einem meilenstein in den jüdisch-arabischen Beziehungen<br />

in israel.<br />

Die abschaffung des militärregimes ende 1966<br />

und die neuen geopolitischen verhältnisse nach<br />

dem Juni 1967 führten zu allmählichen verbesserungen<br />

im status der arabischen staatsbürger in<br />

israel. Die veränderungen kamen angesichts der<br />

inhärenten Diskriminierungspolitik jedoch zu spät<br />

und waren nicht umfassend genug. Die meisten<br />

Juden in israel glauben wie ihre zionistische führerschaft,<br />

dass das gemeinwesen jüdischer natur<br />

sein sollte. Die arabischen staatsbürger sind im<br />

besten fall von diesem gemeinwesen ausgeschlossen,<br />

werden aber meist als fünfte kolonne oder<br />

feinde angesehen. Daher investiert demografisch<br />

gesprochen die israelische Politik weiterhin geld<br />

und kraft in die förderung von jüdischer immigration<br />

und hegt nach wie vor den gedanken, die<br />

arabische minderheit auszusiedeln. Das konzept,<br />

so wenige araber wie möglich im jüdischen staat<br />

zu haben, wird durch die alte zionistische Politik<br />

der landrückgewinnung ergänzt, was die Beschlagnahme<br />

von noch mehr arabischem land bedeutet.<br />

Diese Politik hat sich in den letzten 60 Jah-<br />

ren nicht geändert und manifestiert sich in der<br />

errichtung von mehr als 900 jüdischen orten seit<br />

1948, während für die arabischen Bürger so gut<br />

wie nichts gebaut wurde. sie leben weiterhin getrennt<br />

in den etwa 100 orten, die den krieg im<br />

Jahr 1948 überdauerten.<br />

Gesellschaftspolitischer Status<br />

Die Palästinenser, die nach 1948 in israel weiterlebten,<br />

wurden zu staatsbürgern des jüdischen<br />

staates gemacht. angesichts der brutalen trennung<br />

und der Diskriminierungspolitik des militärregimes<br />

war die der arabischen minderheit verliehene<br />

israelische staatsbürgerschaft bedeutungslos.<br />

sogar das grundlegende wahlrecht wurde von der<br />

herrschenden Partei und anderen zionistischen<br />

Parteien manipuliert. grundrechte und Dienstleistungen<br />

für arabische staatsbürger wurden von der<br />

Regierung und ihren Behörden nicht als Bürgerrechte,<br />

sondern als gefälligkeit dargestellt, für die<br />

im gegenzug vollständige loyalität gegenüber israel<br />

und das wählen der herrschenden Partei erwartet<br />

wurden. Jeder versuch, einer unabhängigen<br />

aktivität nachzugehen oder die einzige nicht zionistische<br />

Partei, die kommunisten, zu wählen,<br />

wurde von den Behörden negativ beurteilt und<br />

führte zu sanktionen und zur Bestrafung der „verdächtigen“.<br />

Unter solchen Bedingungen ging es<br />

für die große mehrheit der palästinensischen Bürger<br />

um das Überleben und nicht um chancengleichheit.<br />

Die meisten arabischen staatsbürger in<br />

israel beteiligten sich an den wahlkämpfen der<br />

ersten Jahrzehnte, konnten jedoch keine Änderung<br />

in der israelischen Politik herbeiführen.<br />

aus den arabern Palästinas, die in ihren orten<br />

überlebten, wurden die araber israels oder „israelische<br />

araber“. ihre höchste Priorität war es, in<br />

der heimat zu bleiben und dem flüchtlingsschicksal<br />

zu entgehen. außerdem kämpften sie darum,<br />

ihr heim und das wenige an grund und Boden,<br />

das nicht beschlagnahmt worden war, zu behalten.<br />

Die arabischen staatsbürger israels gaben<br />

sich keinerlei illusionen im hinblick auf die versprechen<br />

der Regierung auf chancengleichheit<br />

und gleiche Rechte hin. Bürgerrechte für die araber<br />

wurden weder von der israelischen Regierung<br />

noch von den palästinensischen Überlebenden im<br />

jüdischen staat tatsächlich als existent angesehen.<br />

Das war kurz gefasst die gesellschaftspolitische<br />

Realität der Palästinenser in israel während der<br />

knapp zwei Jahrzehnte von 1948 bis 1966.<br />

Die abschaffung der militärkontrolle gegen ende<br />

1966 und die neue lage in der Zeit nach Juni 1967<br />

wurden zu einem weiteren meilenstein in der geschichte<br />

der arabischen minderheit in israel. Bis<br />

zum sechstagekrieg waren die Palästinenser in israel<br />

doppelt isoliert, nicht nur von den Juden in israel,<br />

sondern auch von der arabischen welt im allgemeinen<br />

und anderen Palästinensern im<br />

speziellen. Unter diesen Umständen musste sich<br />

die entwicklung einer kollektiven identität den exis-<br />

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