Parrhesia israeli-Palestinian art Collective 2003 established List of ProjeCts 2008 “<strong>overlapping</strong> <strong>voices</strong> – israeli and palestinian artists”, Essl museum, Klosterneuburg / Wien, a (Group) 2007 “Sedek” (“crack”) a magazine dealing with the Nakba, in collaboration with Zochrot (“remembering”) Organization 2006 – 2007 “Through language”, Neighborhood Works project, Jerusalem, israel & “autobiography of a City project”, ayam association, Jaffa, israel 2006 “Thoughts about Surrender”, Hearat Shulaym event No.10, Bloomfield Science museum, Jerusalem, israel “physicians for Human rights”, a modular presentation for the israeli organization Shtoukee, The Golem, The lab, performing arts Center, Jerusalem, israel 156 OVERLAPPING VOICES Parrhesia GrouP MeMbers ayyub aa‘Mar 1974 born in Faradeis, refuge family from Tanatura village, palestine/israel lives and works in Faradeis, israel osnat bar-or 1960 born in Kiryat Haim, israel lives and works in pardes-Hanna, isreal toMer Gardi 1974 in Kibuts Dan, israel lives and works in Tel aviv, israel ursuLa hofbauer 1964 in Wien, austria lives and works in Wien, austria ofer Kahana 1968 in ashkelon, israel lives and works in pardes-Hanna, israel
artist stateMent „throuGh LanGuaGe“ in Wien EiN GEmEiNSCHaFTSprOJEKT vON parrHESia, ZOCHrOT uND urSula HOFBauEr „Through Language“ in Wien ist ein öffentliches Kunstprojekt: ein arabischdeutsch-hebräisches Wörterbuch und ortsspezifisches Glossar. Das projekt wurde an zwei Orten in israel – Jerusalem und Jaffa – unter verwendung von arabischen und hebräischen Transkriptionen und Übersetzungen verwirklicht. Es entstand als antwort auf die verbreitete praxis israelischer Extremisten, die das arabische auf Straßenschildern durch aufkleber oder Sprühfarbe auslöschen, und auf die staatliche praxis der unterdrückung palästinensischer Kultur durch die marginalisierung und unterprivilegierung des arabischen, einer offiziellen landessprache israels. Diese arabischen Wörter sind Schlüssel zu Geschichten, Erinnerungen, Hoffnungen und Ängsten, die zumeist nur in privaten räumen zu Gehör kommen, ohne in der öffentlichen Sphäre oder ihrem Diskurs gegenwärtig zu sein. Dem arabischen soll ein Ort in unserem öffentlichen leben eingeräumt werden. Wir möchten die kulturelle Gegenwart der palästinensischen Bürger israels stärken, der einheimischen Bewohner und ihrer Kultur, auf deren Zerstörung unser Staat errichtet wurde, und unseren Wunsch zum ausdruck bringen, uns im Nahen Osten kulturell zu integrieren. arabische und hebräische Zeichen in der öffentlichen Sphäre Europas sichtbar zu machen, mag Fragen hervorrufen nach der anwesenheit unserer Sprachen und Kultur in Europa. Wir hoffen, die derzeitige Tendenz in der westlichen Welt zu hinterfragen, das arabische und das Hebräische und die mit ihnen verknüpfte Kultur als Bedrohung wahrzunehmen, und beziehen uns daher auf die Fremdenfeindlichkeit und den antisemitismus, die sich in Europa fortgesetzt zeigen. Wir schlagen außerdem vor, Sprache und Kultur als arena des gegenseitigen Zuhörens und des Dialogs mit dem anderen zu betrachten. unsere Wahl ist nicht zufällig auf die „augartenStadt“ in Wien gefallen; als „verlorene insel“ war sie ein Hauptschauplatz der vertreibung von Juden im Jahr 1938 – und als Ort neuer migration ist sie derzeit Schauplatz von Konflikten zwischen populismus, Fremdenfeindlichkeit und muslimischer Selbstbehauptung. „Through Language“ wurde zuerst im august 2006 im rahmen der ausstellung „Neighborhood Works“ (kuratiert von der Gruppe Sala-manca) im Deutsche-Kolonie-viertel von Jerusalem gezeigt. Die zweite, von der Künstlergruppe „ayam“ kuratierte präsentation fand in Jaffa statt, unterstützt vom Kunstamt der abteilung Kultur und Kunst der Stadtverwaltung Tel aviv-Jaffa, dem israeli Center for Digital art, Holon, und dem New israel Fund. Parrhesia ist eine Gruppe von pädagogen, Sozialaktivisten und Künstlern (aus den Bereichen Grafik- und industriedesign, Kinofilm, Fotografie, video und bildende Kunst), die sich in israel gesellschaftlich engagieren. Die Gruppe arbeitet mit Organisationen, die gesellschaftlichen Wandel vorantreiben, und aktivisten vor Ort zusammen und produziert daneben eigene arbeiten in der Öffentlichkeit. Zochrot („Erinnerung“) ist eine Gruppe von israelischen Bürgern, die sich bemühen, das Bewusstsein für die Nakba, die palästinensische Katastrophe des Jahres 1948, zu schärfen. Zochrot ist bestrebt, die Geschichte der Nakba der israelischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um so Juden und palästinenser an einer unverstellten Erzählung ihrer schmerzlichen gemeinsamen Geschichte zu beteiligen. Zochrot hofft, durch eine Übersetzung der Nakba ins Hebräische, die Sprache der jüdischen mehrheit in israel, den politischen Diskurs der region qualitativ zu verändern. Ein anerkennen der vergangenheit ist der erste Schritt auf dem Weg, für ihre Konsequenzen verantwortung zu übernehmen. Dies muss gleiche rechte für alle völker, die dieses land bewohnen, beinhalten, einschließlich des rechts der palästinenser auf rückkehr in ihre Heimat. Parrhesia und Zochrot arbeiten fortlaufend zusammen an der veröffentlichung von Sedek, einem magazin über die andauernde Nakba. Die ersten zwei ausgaben sind unter den folgenden links zu finden: http://parrhesia.org/sedek2. pdf, http://www.parrhesia.org/sedek.pdf Wir danken aktionsradius Wien am Gaussplatz (www.aktionsradius.at) für die zahlreichen informationen, ihre Gastfreundschaft und die großzügige unterstützung. about the ConfLiCt Ganz Wien hat angst. Die verschiedenen Dienststellen, magistrate und Ämter haben unterschiedliche Ängste. Die Straßenverwaltung hat zum Beispiel angst, dass jemand stolpern könnte. Einige Bewohner des 20. Bezirks haben angst, dass eine geplante moschee zu viel verkehr ins Wohnquartier bringen könnte. manche von ihnen haben auch angst, im eigenen land nicht mehr zuhause zu sein. Der Bezirk hat angst, dass seine Bewohner nicht alles verstehen könnten, was sich auf den Straßen abspielt. Dass Kunst irritieren, womöglich sogar verstören könnte. Eine Gruppe jüdischer und palästinensischer Künstlerinnen und Künstler aus israel plant, arabische und hebräische Schriftzeichen im öffentlichen raum in Wien anzubringen. in den Straßen der Brigittenau soll ein Gehsteiglexikon entstehen, das den Bewohnern und den Besuchern eines museums für moderne Kunst ermöglichen soll, die Schönheit der arabischen und der hebräischen Sprache zu genießen. auf Gehsteigen und in den Schaufenstern der lokalen Kaufleute sollen alltagsgegenstände beschriftet werden. mit deutscher Übersetzung und deutscher lautschrift. „Wofür ist das gut?“, fragt mich der ägyptische Feinkosthändler, und ich sage: „Damit wir endlich verstehen, dass man in diesen beiden Sprachen nicht nur Holocaust oder Dschihad buchstabieren kann, sondern auch Tomate, Eiscreme und Telefonzelle.“ „Okay“, sagt der Feinkosthändler und wünscht sich, dass in seinem Schaufenster „Eiscreme“ stehen soll. „auf arabisch heißt das Gelati“, sagt er noch, und dass er glaubt, dass es wohl irgendwie um den Frieden geht. Er ist einer der wenigen, die ich in der vorbereitung dieses projektes treffe, die keine angst haben. Der Schneiderin zwei Geschäfte weiter sind Schriftzeichen vor ihrer Tür unheimlich. „ich kenne die Österreicher inzwischen“, sagt sie, und: „ich habe schon so viel mitgemacht“. ihre Heimatstadt im ehemaligen Jugoslawien hat sie verlassen, als ihr Haus unter schwerem Beschuss lag. ich verstehe, dass ihre ökonomische Existenz auf dem Spiel steht. Sie könnte ihre österreichische Kundschaft verlieren. und wenn sie auf die arabische Schrift in meiner mappe zeigt und mit sorgenvoller miene sagt, dass sie muslimin ist, dann verstehe ich auch, dass sie angst hat, mit jenen verwechselt zu werden, die das Kopftuch als Zeichen tragen. Die Hausbesitzerin, deren Fassade wir gerne benutzen würden, wünscht sich andere Sprachen. Tibetisch zum Beispiel, das sei doch ein aktueller Konflikt, man sollte sich doch nicht immer nur um das Historische kümmern. ich finde, das ist eine gute idee, aber auch ein ganz anderes projekt. Einige andere wünschen sich, wir sollten doch lieber Wörter wie Frieden, Freundschaft oder liebe verwenden. Für den Weltfrieden sind alle. allein, wie legen wir es an? Ein Bezirkspolitiker erklärt es mir. Wir in Österreich hätten ja zum Glück einen Weg gefunden, wie wir unter den vielen volksgruppen, die hier leben, ruhe halten. Das könnten ja nicht alle völker in der Welt. Dass man den israelisch-palästinensischen Konflikt auf die Dimension eines volksgruppenproblems am alsergrund herunterbrechen kann, verblüfft mich am Ende doch. Nach diesem Gespräch möchte ich zehn minuten lang auswandern. Einerseits weil meine bereits ausgeheilt geglaubte allergie gegen die sprichwörtliche Wiener Konfliktscheu ein akutes rezidiv ausbildet. andererseits weil es abscheulich ist, zuzusehen, wie immer wieder versucht wird, alle Konflikte zum verschwinden zu bringen – und am Ende ist dann das Erstaunen groß, 157
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