Die Herrschaft Pöhlberg - geschichte-ana.de

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nämlich die Schilderung der k i r c h l i c h e n Verhältnisse in der Herrschaft Pöhlberg. Sie lag gerade in der Südwestecke des Bistums M e i ß e n, wo dasselbe an die Diözesen von N a u m b u r g (Elterlein) und P r a g (Schlettau u. a. mit Cunersdorf und Königswalde links der Pöhla, auch seit 1501 Buchholz) stieß. Sie war ferner der C h e m n i t z e r K i r c h e n p r o v i n z des gedachten Sprengels zugeteilt, dessen Leitung seit 1312 dem Abte des dortigen Bergklosters als einem Archidiakonus des Hochstiftes übertragen worden war. Sie und die Herrschaften Greifenstein (Thum mit Jahnsbach, Ehrenfriedersdorf und Geyer mit Tannenberg links der Zschopau), Wolkenstein und Scharfenstein (Drebach mit Herold, Gelenau mit Weißbach, Schönbrunn mit Wiesa, Wolkenstein mit Großolbersdorf, Mildenau, Großrückerswalde mit Mauersberg und Arnsfeld mit Steinbach, Satzung, Grumbach und Jöhstadt) bildeten einen der vier Kreise jener Kirchenprovinz, das L a n d k a p i t e l (sedes) z u W o l k e n - s t e i n. Die Herrschaft Pöhlberg selber aber hat anfänglich nicht nur eine politische, sondern auch eine k i r c h l i c h e E i n h e i t dargestellt. Die Pfarrkirche des ganzen Gebietes befand sich zu Kleinrückerswalde. Noch im J. 1495 wird dieselbe in der Matrikel des Meißner Bistums als Ruckerswalde prope Sleten mit einem Zins von 4 Mark Silber (etwa 16 Reichsmark) aufgeführt, wozu eine jüngere Hand vermerkt hat: Est filiatio cum Monte S. Anne facta 1514. 34 Am 8. Mai dieses Jahres verleibte sie nämlich der Bischof Johann VI. (von Salhausen) der Parochie der hiesigen Annenkirche ein. 35 Ihr ursprünglicher Bezirk deckte sich, wie gesagt, mit demjenigen der weltlichen Herrschaft, d. h. die Kirchfahrt umfaßte neben Kleinrückerswalde die Orte G e y e r s - d o r f, Witzsdorf und Burg Wildeck, Frohnau, Dörfel, Tannenberg (am Sauwalde) und H e r m a n n s d o r f. In dem ersten und letzten dieser sechs Dörfer aber standen K a - p e l l e n, die der Kleinrückerswalder Pfarrer wohl mit Hilfe eines Kaplans versorgte. 36 Diejenige zu Hermannsdorf war dem Erzengel M i c h a e l geweiht, 37 und zu ihr hielten sich die Einwohner von D ö r f e l und von T a n n e n b e r g rechts der Zschopau. Als dann eine Pfarrkirche an ihrer Stelle entstand und ein besonderes Kirchspiel sich von Kleinrückerswalde absonderte, verblieben die genannten Niederlassungen mit Hermannsdorf zusammen. Erst im Jahre 1502, als Tannenberg links der Zschopau (s. o.) durch die Bemühungen des damaligen Rittergutsbesitzers, Matthäus von Reitzenstein, eine eigene Pfarrkirche erhielt, ist auch das Dorf auf dem gegenüberliegenden Ufer zu ihrem Sprengel gezogen worden. Hermannsdorf selber scheint im J. 1308 oder nach demselben ausgepfarrt worden zu sein, da der Kirchensatz (Patronat) dem Kloster Grünhain zustand. Dasselbe wird dafür Sorge getragen haben, das ihm überlassene Dorf kirchlich selbständig und auch in dieser Hinsicht von seiner neuen Grundherrschaft abhängig zu machen. Zum e n g e r e n Sprengel der Kleinrückerswalder Kirche, die der M a r i a gewidmet war, sind also außer dem Pfarrorte Witzsdorf und Frohnau zu rechnen. Letzteres hat merkwürdigerweise die alte K i r - m e s seiner früheren Mutterkirche beibehalten, 38 während das Pfarrdorf selbst die Feier um 14 Tage verschoben hat. Nachdem übrigens Kleinrückerswalde der Annaberger Parochie inkorporiert worden war, stand es ebenso wie Geyersdorf (Pfarrei: 1902 34 N. Arch. f. Sächs. Gesch. XXII, 208. Die Mark ward zu 4 silbernen Groschen gerechnet. 35 Richter, Chronik d. Bergstadt S. Annaberg. II, S. 9: „... atque parochiam in Ruckerswalde cum omnibus eius iuribus, proventibus et redditibus quibuscunque … ecclesie montis sancte Anne incorporamus“. 36 Die Geyersdorfer Kapelle wurde 1508 von neuem erbaut. 37 Sie stand auf dem 5. Gute unterhalb der Pfarre. 38 Im J. 1906 hat auch hier eine Verlegung stattgefunden. 14

April 1.) in einem Filialverhältnis zur Hauptkirche, bis beide 1540 (definitiv 1555) wegen seelsorgerlicher Unzuträglichkeiten der Hospitalkirche vor den Mauern der Stadt überwiesen wurden. Nur Frohnau verblieb bei der Hauptkirche bis auf den heutigen Tag, vermutlich auf Begehr seiner Einwohner. So sind denn an die Stelle des e i n e n Pfarrsystems im Laufe der Zeit deren v i e r getreten. N a c h t r a g : Was die Grenze im Norden anlagt, so gehörten die D r e i -Güter, das P l a t t e n -, das N e u e , das W e i ß - und das P r a g e r -Gut wie auch die R i e s e n - b u r g zur Flur und Kirche von W i e s a. (Oesfeld, a. a. O. II, 208; Franz, a. a. O. S. 6). – Bemerkenswert ist ferner, daß der S a u w a l d s e l b s t anfangs nach Kleinrückerswalde pfarrte (Ziehnert, Kleine Kirchen- und Schulchronik der Eph. Annaberg. S. 26), daß das S a u w a l d g u t nach Hermannsdorf, das Sauwald v o r w e r k nach Tannenberg kircht. (Alte Sächs. K. Gal. XII, 64. 168. Ziehnert, a. a. O. S. 193). Das G u t „Neudeck“ gehört kirchlich nach Annaberg, das V o r w e r k gleichen Namens nach Tannenberg. – „Burckwalde“ tritt noch in einer Verschreibung des Annaberger Pfarrers Wolfgang von Elterlein vom 5. Juni 1508 auf (Richter, a. a. O. II, 46) und erstreckte sich bis zum Galgenberge. (Ebenda S. 15.) Sein Dezem ward mit 3 Gulden abgelöst. Der eben erwähnte Geistliche, der mit seinem Familiennamen M e s s e r s c h m i d t hieß, bezeichnet sich in der gedachten Urkunde „nhwmals als Besitzer solcher Pfarhen Ruckerswalde“. Die früheren Pfarrer von Kleinrückerswalde hatten nämlich in Burgwalde „Tetzen an korn, habern und Gersten“ zu fordern; er aber war ihr Rechtsnachfolger geworden. Denn Herzog Georg hatte in einem Vertrage, den er zwischen dem Rate und dem Pfarrer von Annaberg am 20. Juli 1506 zustande brachte, sich auch zu folgendem anheischig gemacht: „Wir wollen auch, das in der Confirmation vnd bestetigung beurter pfarren die Pfarre zu Ruckerswalde als ein F i l i a l derselbigen pfarren uff sant Annaperg anhengig gemacht vnd eingeleybt, Auch dasselbige Filial durch den Itzigen (Magister Wolfgang Messerschmidt) und zukunfftigen Pfarher mit aller notturft, wie das vormals gewest vnd herkhommen ist, genuglich soll versorget werden“. (Richter, a. a. O. S. 7f.) Die kirchliche Verbindung Kleinrückerswaldes mit Annaberg würde also aus den ersten Jahren des Pfarrers Messerschmidt stammen, der 1504 sein Amt antrat; jedenfalls bestand sie bereits im J. 1506. Wir müssen nämlich wissen, daß seinerzeit Johannes G u t k ä s, Pfarrer zu Kleinrückerswalde, der interimistisch auch das Pfarramt zu Annaberg in den Jahren 1497 und 1498 sowie 1501, d. h. vor und nach D. Pfennig, verwaltete, der letzte v o r der Einverleibung der dortigen Pfarrkirche gewesen ist. Er siedelte n i c h t nach Annaberg über, sondern nach seinem Tode, der wahrscheinlich zwischen 1504 und 1506 erfolgte, übernahm Mag. Messerschmidt zugleich seine Stelle. (Richter, a. a. O. S. 43f.) Aus Angaben des Annaberger Pfarrers Z e i d l e r ergeben sich übrigens für die Dotierung der Kleinrückerswalder Pfarrstelle nachstehende Posten: 39 a) 1 Schock Acker- und Wisenzins, gefelt auf Michaelis; (NB. Es war dies die Pachtsumme für das Pfarrlehn; späterhin war dieselbe, etwas kleiner, zwischen den Kirchen von Annaberg und Kleinrückerswalde geteilt worden. Denn laut Matricul vndt Abschiede der Svperintendentz S. An- 39 Vgl. Richter, a. a. O. S. 14f. 15

nämlich die Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r k i r c h l i c h e n Verhältnisse in <strong>de</strong>r <strong>Herrschaft</strong><br />

<strong>Pöhlberg</strong>.<br />

Sie lag gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Südwestecke <strong>de</strong>s Bistums M e i ß e n, wo dasselbe an die Diözesen<br />

von N a u m b u r g (Elterlein) und P r a g (Schlettau u. a. mit Cunersdorf und Königswal<strong>de</strong><br />

links <strong>de</strong>r Pöhla, auch seit 1501 Buchholz) stieß. Sie war ferner <strong>de</strong>r<br />

C h e m n i t z e r K i r c h e n p r o v i n z <strong>de</strong>s gedachten Sprengels zugeteilt, <strong>de</strong>ssen<br />

Leitung seit 1312 <strong>de</strong>m Abte <strong>de</strong>s dortigen Bergklosters als einem Archidiakonus <strong>de</strong>s<br />

Hochstiftes übertragen wor<strong>de</strong>n war. Sie und die <strong>Herrschaft</strong>en Greifenstein (Thum mit<br />

Jahnsbach, Ehrenfrie<strong>de</strong>rsdorf und Geyer mit Tannenberg links <strong>de</strong>r Zschopau), Wolkenstein<br />

und Scharfenstein (Drebach mit Herold, Gelenau mit Weißbach, Schönbrunn<br />

mit Wiesa, Wolkenstein mit Großolbersdorf, Mil<strong>de</strong>nau, Großrückerswal<strong>de</strong> mit Mauersberg<br />

und Arnsfeld mit Steinbach, Satzung, Grumbach und Jöhstadt) bil<strong>de</strong>ten einen<br />

<strong>de</strong>r vier Kreise jener Kirchenprovinz, das L a n d k a p i t e l (se<strong>de</strong>s) z u W o l k e n -<br />

s t e i n. <strong>Die</strong> <strong>Herrschaft</strong> <strong>Pöhlberg</strong> selber aber hat anfänglich nicht nur eine politische,<br />

son<strong>de</strong>rn auch eine k i r c h l i c h e E i n h e i t dargestellt. <strong>Die</strong> Pfarrkirche <strong>de</strong>s ganzen<br />

Gebietes befand sich zu Kleinrückerswal<strong>de</strong>. Noch im J. 1495 wird dieselbe in <strong>de</strong>r Matrikel<br />

<strong>de</strong>s Meißner Bistums als Ruckerswal<strong>de</strong> prope Sleten mit einem Zins von 4 Mark<br />

Silber (etwa 16 Reichsmark) aufgeführt, wozu eine jüngere Hand vermerkt hat: Est filiatio<br />

cum Monte S. Anne facta 1514. 34 Am 8. Mai dieses Jahres verleibte sie nämlich<br />

<strong>de</strong>r Bischof Johann VI. (von Salhausen) <strong>de</strong>r Parochie <strong>de</strong>r hiesigen Annenkirche ein. 35<br />

Ihr ursprünglicher Bezirk <strong>de</strong>ckte sich, wie gesagt, mit <strong>de</strong>mjenigen <strong>de</strong>r weltlichen<br />

<strong>Herrschaft</strong>, d. h. die Kirchfahrt umfaßte neben Kleinrückerswal<strong>de</strong> die Orte G e y e r s -<br />

d o r f, Witzsdorf und Burg Wil<strong>de</strong>ck, Frohnau, Dörfel, Tannenberg (am Sauwal<strong>de</strong>) und<br />

H e r m a n n s d o r f. In <strong>de</strong>m ersten und letzten dieser sechs Dörfer aber stan<strong>de</strong>n K a -<br />

p e l l e n, die <strong>de</strong>r Kleinrückerswal<strong>de</strong>r Pfarrer wohl mit Hilfe eines Kaplans versorgte.<br />

36 <strong>Die</strong>jenige zu Hermannsdorf war <strong>de</strong>m Erzengel M i c h a e l geweiht, 37 und zu ihr<br />

hielten sich die Einwohner von D ö r f e l und von T a n n e n b e r g rechts <strong>de</strong>r Zschopau.<br />

Als dann eine Pfarrkirche an ihrer Stelle entstand und ein beson<strong>de</strong>res Kirchspiel<br />

sich von Kleinrückerswal<strong>de</strong> abson<strong>de</strong>rte, verblieben die genannten Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

mit Hermannsdorf zusammen. Erst im Jahre 1502, als Tannenberg links <strong>de</strong>r Zschopau<br />

(s. o.) durch die Bemühungen <strong>de</strong>s damaligen Rittergutsbesitzers, Matthäus von<br />

Reitzenstein, eine eigene Pfarrkirche erhielt, ist auch das Dorf auf <strong>de</strong>m gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />

Ufer zu ihrem Sprengel gezogen wor<strong>de</strong>n. Hermannsdorf selber scheint im J.<br />

1308 o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>mselben ausgepfarrt wor<strong>de</strong>n zu sein, da <strong>de</strong>r Kirchensatz (Patronat)<br />

<strong>de</strong>m Kloster Grünhain zustand. Dasselbe wird dafür Sorge getragen haben, das ihm<br />

überlassene Dorf kirchlich selbständig und auch in dieser Hinsicht von seiner neuen<br />

Grundherrschaft abhängig zu machen. Zum e n g e r e n Sprengel <strong>de</strong>r Kleinrückerswal<strong>de</strong>r<br />

Kirche, die <strong>de</strong>r M a r i a gewidmet war, sind also außer <strong>de</strong>m Pfarrorte<br />

Witzsdorf und Frohnau zu rechnen. Letzteres hat merkwürdigerweise die alte K i r -<br />

m e s seiner früheren Mutterkirche beibehalten, 38 während das Pfarrdorf selbst die<br />

Feier um 14 Tage verschoben hat. Nach<strong>de</strong>m übrigens Kleinrückerswal<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Annaberger<br />

Parochie inkorporiert wor<strong>de</strong>n war, stand es ebenso wie Geyersdorf (Pfarrei: 1902<br />

34 N. Arch. f. Sächs. Gesch. XXII, 208. <strong>Die</strong> Mark ward zu 4 silbernen Groschen gerechnet.<br />

35 Richter, Chronik d. Bergstadt S. Annaberg. II, S. 9: „... atque parochiam in Ruckerswal<strong>de</strong> cum omnibus<br />

eius iuribus, proventibus et redditibus quibuscunque … ecclesie montis sancte Anne incorporamus“.<br />

36 <strong>Die</strong> Geyersdorfer Kapelle wur<strong>de</strong> 1508 von neuem erbaut.<br />

37 Sie stand auf <strong>de</strong>m 5. Gute unterhalb <strong>de</strong>r Pfarre.<br />

38 Im J. 1906 hat auch hier eine Verlegung stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

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