25.01.2013 Aufrufe

„Seniorensport ist der Markt der Zukunft“ - Badischer Sportbund ...

„Seniorensport ist der Markt der Zukunft“ - Badischer Sportbund ...

„Seniorensport ist der Markt der Zukunft“ - Badischer Sportbund ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nr. 6/2008 BSB-Info – Seite 9<br />

Eindrücke und Einsichten:<br />

Kontakte in ein fremdes Land<br />

Sabrina Skorski aus Eichstetten besuchte mit 100 an<strong>der</strong>en jungen<br />

Deutschen eine Woche lang China – Kontakte zu Sportlern kamen<br />

kaum zustande – Dennoch hält sie <strong>der</strong>artige Austausche für wichtig<br />

beim Wunsch nach Annäherung und Öffnung des Landes in Sachen<br />

Menschenrechte<br />

8.8.08: ein magisches Datum, nicht nur für<br />

tausende von Sportlerinnen und Sportler, für<br />

die an diesem Tag die Olympischen Spiele in<br />

Peking beginnen. Was wurde nicht alles geschrieben<br />

und geredet in den letzten Tagen<br />

und Wochen, nicht selten von Unbeteiligten,<br />

dafür aber um so mehr Voreingenommenen<br />

und solchen, die sich bemüßigt fühlen, zu jedem<br />

und allem eine Meinung zu haben. Sollen<br />

die Spiele in China stattfinden o<strong>der</strong> nicht, gerade<br />

wegen <strong>der</strong> Tibet-Frage o<strong>der</strong> nicht? Die<br />

Sportler, sie sind alle für eine Teilnahme, die<br />

me<strong>ist</strong>en Funktionäre auch. Warum auch nicht,<br />

legitim <strong>ist</strong> es aus ihrer Sicht allemal. Gescholten<br />

wird jetzt das IOC, zuweilen auch <strong>der</strong><br />

DOSB, vor sieben Jahren bei <strong>der</strong> Vergabe <strong>der</strong><br />

Olympischen Spiele nach Peking war das<br />

Häuflein <strong>der</strong> Kritiker jedoch noch weitaus geringer<br />

– obwohl die Lage <strong>der</strong> Tibeter sich damals<br />

von <strong>der</strong> im Frühjahr 2008 kaum unterschied.<br />

We<strong>der</strong> eine Politikerin, noch eine Funktionärin<br />

und eigentlich auch keine Le<strong>ist</strong>ungssportlerin<br />

<strong>ist</strong> Sabrina Skorski aus Eichstetten am<br />

Kaiserstuhl, wohlweislich aber trotz ihres jungen<br />

Alters eine Fachfrau in Sachen Ostasien.<br />

Japan kennt die in Saarbrücken Diplomsport<br />

studierende von mehreren Reisen, u.a. einem<br />

dreimonatigen Auslandssemester her recht<br />

gut. Nun war Sabrina Skorski auch für eine<br />

Woche in China zu Gast, als eine von rund 100<br />

Deutschen, die sich im Vorfeld <strong>der</strong> Spiele von<br />

Peking einen Eindruck von Land und Leuten<br />

verschaffen durften.<br />

Engagement im Jugendsport<br />

Doch <strong>der</strong> Reihe nach: Bis zum Alter von 21<br />

Jahren war Sabrina Skorski Leichtathletin beim<br />

TV Eichstetten und TuS Teningen, danach zog<br />

es sie aus Studiengründen nach Saarbrücken,<br />

wo sie Ende des Jahres ihre letzten Prüfungen<br />

ablegen will und danach in <strong>der</strong> Sporttherapie<br />

o<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Jugendarbeit tätig sein<br />

möchte. Über die saarländische und rheinlandpfälzische<br />

Sportjugend nahm sie 2006 am<br />

Deutsch-Japanischen Jugendaustausch teil,<br />

zeigte dann gesteigertes Interesse, „sich selbst<br />

in <strong>der</strong> Jugendarbeit zu engagieren“, wie sie<br />

sagt, sie knüpfte Verbindungen zu Andreas<br />

Herrmann von <strong>der</strong> Badischen Sportjugend,<br />

war in Eichstetten zuständig für die „In“-Maßnahme<br />

2007 mit japanischen Jugendlichen<br />

und <strong>ist</strong> nun Gruppenleiterin <strong>der</strong> bsj für die Reise<br />

in den Sommerferien nach Japan. Elf Sportlerinnen<br />

und Sportler, insgesamt rund 120 aus<br />

ganz Deutschland, verbringen vier Wochen in<br />

Fernost. „Ein tolles Erlebnis für jeden – und<br />

wenn möglich will ich mich auch zukünftig in<br />

<strong>der</strong> Badischen Sportjugend mit Jugendarbeit<br />

beschäftigen und an jüngere das weitergeben,<br />

was ich in Eichstetten und Teningen an tollem<br />

erfahren durfte“, so Skorski, die vor wenigen<br />

Monaten dann aber rein zufällig auf <strong>der</strong> Internetseite<br />

<strong>der</strong> Deutschen Sportjugend in Frankfurt<br />

von <strong>der</strong> vorgenannten China-Reise erfuhr.<br />

400 Personen bewarben sich, 100 wurden genommen,<br />

„warum gerade ich, keine Ahnung,<br />

ich habe mich kurz beworben und wurde genommen.<br />

Kontakte zu Sportlern<br />

waren Mangelware<br />

Letztlich handelte es sich um eine Einladung<br />

des chinesischen Min<strong>ist</strong>erpräsidenten an<br />

Kanzlerin Angela Merkel für 400 junge deutsche.<br />

100 davon sollten aus dem Bereich des<br />

Sports kommen. Organisiert wurde die Reise in<br />

erster Linie vom Min<strong>ist</strong>erium für Familien, Senioren,<br />

Frauen und Jugend und <strong>der</strong> dsj, die<br />

Vorbereitung bestand gerade einmal aus einem<br />

Tag, nämlich dem Ostersamstag.“ Und dann?<br />

China im Schnelldurchgang? „Im Prinzip war<br />

die Reise ein tolles Erlebnis, keine Frage, sie<br />

war von deutscher Seite, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> dsj,<br />

hervorragend vorbereitet und organisiert. Auch<br />

in China mangelte es an <strong>der</strong> Organisation<br />

nicht“, so Sabrina Skorski, die aus südbadischer<br />

Sicht begleitet wurde von Claudia Trichtinger<br />

vom PTSV Jahn Freiburg. Sightseeing in<br />

Shanghai, Peking und Tianjin stand freilich<br />

ganz oben auf dem Programm. Rein in den<br />

Bus, raus aus dem Bus, jeden Abend ein an<strong>der</strong>er<br />

Empfang, viele Reden. Der sportliche<br />

Aspekt kam zugegebenermaßen etwas zu kurz<br />

– gemeint <strong>ist</strong> weniger das eigene Sporttreiben,<br />

was höchstens beim Erklimmen <strong>der</strong> Chinesischen<br />

Mauer angesagt war. „Wir besichtigten<br />

zwar ein gigantisch großes Le<strong>ist</strong>ungszentrum<br />

in Shanghai, sahen einige Olympiastätten,<br />

doch alles praktisch ohne Kontakt zu chinesischen<br />

Sportlern.“ Lediglich beim Besuch einer<br />

Highschool kam man mit Schülern ins Gespräch,<br />

„wenn man denn bei <strong>der</strong> Sprachbarriere<br />

von Gespräch reden kann“. Ob sie aufgrund<br />

dieser Tatsache enttäuscht gewesen<br />

sei? „Auf <strong>der</strong> einen Seite ja, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

nein. Ein bisschen mehr hatten wir alle erwartet,<br />

doch kurioserweise kam Verärgerung bei<br />

fast niemandem von unserer Gruppe auf.<br />

Wenn man die Sache real<strong>ist</strong>isch betrachtet<br />

konnte man wahrscheinlich nicht viel mehr erwarten.“<br />

Man hatte aber nicht von morgens bis<br />

abends den Eindruck, sich in einem totalitären<br />

Regime zu bewegen, Poliz<strong>ist</strong>en waren natürlich<br />

stets präsent, natürlich war das Fernsehprogramm<br />

sehr eingeschränkt und es war allen<br />

klar, dass sich in den Hotels praktisch nur ausländische<br />

Tour<strong>ist</strong>en o<strong>der</strong> Geschäftsleute bewegen<br />

würden. Was die Tibet-Frage anbetrifft, so<br />

Skorski, habe man sich natürlich untereinan<strong>der</strong><br />

schon unterhalten, man habe aber auch mitbekommen,<br />

„wobei wir das ja auch zu Hause<br />

schon wussten, dass China ein Vielvölkerstaat<br />

<strong>ist</strong>. Ich will das keineswegs rechtfertigen o<strong>der</strong><br />

gar gutheißen, aber wenn die Chinesen in <strong>der</strong><br />

Tibetfrage nachgeben, haben sie mit an<strong>der</strong>en<br />

Völkern innerhalb ihres Reiches schon bald<br />

ähnliche Probleme. Dennoch sind die Vorkommnisse<br />

in Tibet natürlich nicht zu rechtfertigen“.<br />

Kontakte ausweiten<br />

Was bleibt <strong>ist</strong> dennoch die Frage nach Olympischen<br />

Spielen ja o<strong>der</strong> nein? „Auf jeden Fall,<br />

schon alleine wegen <strong>der</strong> Sportler, die man bei<br />

einem Boykott um ihre Erfolge bringen würde.“<br />

Viel wichtiger, so Skorski, seien konzertierte<br />

Meinungsäußerungen, auch während <strong>der</strong><br />

Spiele, gut abgestimmte, nicht in erster Linie<br />

provozierende. Und weiter gedacht sollten<br />

auch die Austausche mit China verstärkt werden.<br />

„Ich hoffe, dass ein Austausch in 20 Jahren<br />

an<strong>der</strong>s abläuft als dieser, freier, mit mehr<br />

Kontakt zu den Chinesen selbst. Vieles geht<br />

sicher nur Schritt für Schritt“. Dass nun auch<br />

400 junge Chinesen nach Deutschland kommen<br />

werden – nur ein Tropfen auf den heißen<br />

Stein, das weiß auch Sabrina Skorski, denn<br />

dass diese 400 ganz beson<strong>der</strong>s Ausgesuchte<br />

sein werden dürfte auf <strong>der</strong> Hand liegen. „Der<br />

Ferne Osten <strong>ist</strong> sehr unterschiedlich. Austausche<br />

mit Japan sind wichtig, bezüglich <strong>der</strong><br />

Kontakte zur Bevölkerung natürlich um einiges<br />

einfacher. Doch ich halte es auch für wichtig,<br />

dass man ähnlich wie mit Polen, Frankreich,<br />

Israel o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n auch mit China<br />

diese Kontakte verstärkt“. In <strong>der</strong> Hoffnung,<br />

dass Sightseeing dann auch weiterhin im Mittelpunkt,<br />

nicht aber im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Besuche<br />

steht und <strong>der</strong> Wandel auch in diesem Bereich<br />

durch Annäherung stattfinden kann. Vielleicht,<br />

das wünscht sich auch die junge<br />

Sabrina Skorski, könnten diese Kontakte, initiiert<br />

durch die Olympischen Spiele in Peking,<br />

mehr bewirken als man dies heute vermuten<br />

könnte. Joachim Spägele

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!