Volltext Prokla 26
Volltext Prokla 26
Volltext Prokla 26
- TAGS
- volltext
- prokla
- www.prokla.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Motiv ihres politischen Handelns - auch bei den rechtssozialistischen Arbeitern instaUierte<br />
bzw. befesHgte, forderte die "ihrem Wesen nach antirevolutionare" (17)<br />
SPD-Politik aufseiten der Kommunisten gerade jenes Sektierertum und jenen<br />
"Putschismus", die sie zu bekampfen vorgab. Innerhalb def SPD stellte sich die politische<br />
Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung praktisch nur dem linken Hugel<br />
als strategisches und taktisches Problem dar. Solange die USPD als selbstandige Formation<br />
neben def SPD bestand - bis 1922 - , war die Linke in der Mehrheitspartei<br />
auBerst schwach vertreten. Erst die Wiedervereingigung der beiden sozialdemokratischen<br />
Parteien machte die Linke wieder zu einem gewichtigen innerparteilichen<br />
Faktor. Wahrend die rechte Mehrheit Regierungskoalitionen mit burgerlichen Parteien<br />
favorisierte, war die Linke unter def Perspektive def Klasseneinheit zur Zusammenarbeit<br />
mit def KPD, sofern moglich, auch auf Regierungsebene, bereit (18).<br />
1923 kam es sogar zur offenen Konfrontation dieser beiden sich ausschlieBenden<br />
sozialdemokratischen Richtungen, als die Reichswehrftihrung mit Billigung des Kabinetts<br />
def Gro£en Koalition den Eirunarsch ihrer Truppen in Sachsen anordnete,<br />
def den Sturz der dortigen SPD-KPD-"Arbeiterregierung" ZUI Folge hatte (19).<br />
Die rechte Ftihrung der Sozialdemokratie und wohl auch groBe Teile der Mitgliedschaft<br />
sahen bereits in den 20er Jahren in der KPD ein kiinstliches Produkt Moskaus,<br />
das sich auf unsolide Klassenelemente stiitzte. Die moralische Abqualifizierung<br />
der Kommunisten ( 19 a) schloB eine ernsthafte Diskussion des Btindnisproblems der<br />
deutschen Arbeiterbewegung aus. Die Kommunisten muBten fUr die SPD gewonnen,<br />
ihr unbelehrbarer Teil mu£te isoliert werden. Inwieweit sich diese Linie, die notwendig<br />
zu einer Vertiefung der Spaltung der Arbeiterbewegung ftihrte, innerhalb der<br />
SPD durchzusetzen vermochte, hing wiederum nicht zuletzt von der Glaubwtirdigkeit<br />
der KPD bei der nichtkommunistischen Majoritat def Arbeiterklasse abo<br />
Es wird im allgemeinen tibersehen, daB die Einheitsfrontpolitik der KPD wahrend<br />
der frtihen 20er Jahre bereits manche der Probleme anzugehen suchte, die spater<br />
unter def Parole der Volksfront ins Blickfeld der Partei geruckt wurden: die<br />
Einbeziehung christlicher Arbeiter, das Btindnis mit den Mittelschichten, die Verteidigung<br />
der btirgerlich-demokratischen Republik und die nationale Frage. Mit der<br />
Einbeziehung der Christlichen Gewerkschaften in ihre Einheitsfront-Angebote machte<br />
die KPD den Versuch, ein langjahriges Versaumnis der Freien Gewerkschaften<br />
nachzuholen, die die Zusammenarbeit mit der zweitstarksten gewerkschaftlichen<br />
Arbeiterorganisation, die 1922 immerhin 1 Million Mitglieder zahlte CADGB 7,8<br />
MilL) und besonders im Ruhrgebiet einen nicht zu vernachlassigenden Faktor bilde-<br />
17 P. Liische, Der Bolschewismus im Urteil der deutschen Sozialdemokratie 1903 - 1920,<br />
Berlin (West) 1967, S. 165.<br />
18 Fiir die innerparteiliche Diskussion iiber die Frage de! Regierungsbeteiligung der SPD und<br />
damit auch ihres Verhiiltnisses ZUI biirgerlichen Republik siehe A. Kastning, Die deutsche<br />
Sozialdemokratie zwischen Koalition und Opposition 1919 - 1923, Paderborn 1970; M.<br />
Stiirmer, Koalition und Opposition in der Weimarer Republik 1924 - 1928, Diisseldorf<br />
1967.<br />
19 Angress, S. 413 ff.; W. Fabian, Klassenkampf um Sachs en. Ein Stiick Geschichte 1918 -<br />
1930, Liibau, S. 131 ff.<br />
19 a Mommsen (Anm. <strong>26</strong>), S. 122.<br />
44