Volltext Prokla 26
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allen Wirtschaftsunternehmungen zur Verhlnderung der Abwhlzung der Reparationszahlungen<br />
auf das Volk-; Arbeiterregierungen (= sozialdemokratische bzw. sozialdemokratisch-kommunistische<br />
in Gemeinden, in Liindern und auf<br />
Reichsebene zur Durchsetzung von und tibergangsforderungen. Damit wurden<br />
weitere innen- und auBenpolitische Forderungen verbunden wie die Entwaffnung<br />
der konterrevolutionaren militarischen Verbande und die Schaffung von Arbeitmilizen<br />
zum Schutz der Republik und ihrer Errungenschaften fUr die Arbeiterbewegung<br />
und die eines engen Biindnisses mit der Sowjetunion gegen den Entente<br />
Imperialismus. Als Kampforganen zur Durchsetzung dieses Programms kam den Raten<br />
oder rateahnlichen Institutionen eine entscheidende Funktion bei der Entfaltung<br />
der proletarischen Einheitsfront zu. Dabei wurde nun auch erkannt, daB es nicht so<br />
sehr darum gehe, ideale Ratesysteme zu sondern die real vorhandenen,<br />
wenn auch noch so verkrtippelten Ansatze zu Selbstorganisation zu starken, zu<br />
konzentrieren und weiterzuentwickeln.<br />
Die Erfolge def Einheitsfrontpolitik blieben, gemessen am Ziel def proletarischen<br />
Machteroberung, begrenzt, die relativen Fortschritte der Partei wahrend def<br />
Phase 1921 - 23 sind jedoch nicht zu leugnen: Hatte sie bei den preuBischen Landtagswahlen<br />
im Februar 1921 1.2 Millionen Stimmen (7,4 %) erhalten, so waren es<br />
bei den Reichstagswahlen im Mai 1924 - ebenfalls auf PreuBen bezogen - 2.4 Millionen<br />
(13 %), wobei zu berticksichtigen ist, daB die okonomische und politische<br />
Stabilisierung bereits mehrere Monate wirkte. Bei der Beurteilung def vielen Kampagnen<br />
und Aktionen def KPD seit 1921 ist nicht so sehr die vollstiindige oder teilweise<br />
unmittelbare Erfolgslosigkeit der meisten von ihnen hervorzuheben, sondern<br />
die in der Geschichte def KPD (bis auf 1945) einmalige Annaherung an die nichtkommunistischen<br />
Arbeiter, zumal wenn man die hemmenden Faktoren in Betracht<br />
zieht: die Folgen def Marzniederlage, die nich't nur in einem erheblichen Rtickgang<br />
def Mitgliederzahlen, sondern auch in einer vortibergehenden verstarkten Isolierung<br />
von der SPD· und USPD-Basis bestanden; die kaum verhtillte Sabotage def neuen<br />
Politik durch die - durchaus nicht nur intellektueUe - linke Opposition innerhalb<br />
der Partei; nicht zuletzt die Schwankungen und Widersprtiche, die sich nicht allein<br />
aus den KPD-internen Fraktionskiimpfen, sondern vor allem aus dem empirischen<br />
und schrittweisen Ubergang ZUI Einheitsfrontpolitik sowie der Ambivalenz des Konzepts<br />
selbst ergaben.<br />
Die Einheitsfrontpolitik identifizierte Parteipolitik und Klassenpolitik miteinander.<br />
Bis zu einem gewissen Grade entsprach das der Realitat: ultralinke "Kinderkrankheiten"<br />
wie abstrakte Revolutionspropaganda, Ablehnung alier Teilforderungen<br />
und Verachtung allef Machtpositionen der Arbeiterbewegung unterhalb der Diktatur<br />
des Proletariats waren tiberwunden. Indessen blieb die SteHung zu den reformistischen<br />
Parteien unklar. Waren sie ein fUr alle mal konterrevolutionar, also Agenturen<br />
der Bourgeoisie innerhalb def Arbeiterklasse und insofern ein entscheidendes Hindernis<br />
auf dem Wege zur Revolution, so dall> die Aufgabe nach wie vor darin bestehe,<br />
sie zu zerschlagen, nur eben mit einer kltigeren Taktik? Oder drtickten sie nicht in<br />
erster Linie ein bestimmtes BewuBtsein der von ihnen vertretenen Arbeiterschlchten<br />
aus, so dall> ihre poHtische Funktion ein Problem der Arbeiterklasse selbst (und<br />
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