Volltext Prokla 26

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25.01.2013 Aufrufe

und def Verringerung zukUnftiger Betriebskonflikte umKurzarbeit und Entlassungen, zweitens in den kalkulierbar niedrigeren Kosten der Mehrarbeit. Verursacht diese nm einen Mehrarbeitszuschlag von 25 % in def Stunde, so entstehen bei Neueinstellungen: Anwerbungs- und Einstellungskosten, Kosten fUr Arbeitsplatzinvestition, Einarbeitungskosten; zusatzliche soziale, gesetzliche Lohnneben- und tarifliche Lohnkosten. Flir die erste Gruppe der "Fluktuationskosten" wurden bei einem Facharbeiter schon 26.000,- DM errechnet (56). Bei def zweiten Kostengruppe ergibt sich eine Einsparung von 25 % der Lohnkosten (57). Noch nicht eingeschlossen in die Berechnung sind die Kosten eines zusatzlichen Arbeitsplatzes. 1m Gegensatz zu den Uberstunden sind Sonderschichten in der Krise vall eingestellt worden, gewannen aber besonders in def Automobilindustrie schon mit den ersten Auftragsausweitungen wieder an Bedeutung. Teilweise schon einen Monat nach der letzten Kurzarbeitsphase wurden Anfang 1975 wieder die ersten Sonderschichten beantragt. Uberstunden, Sonderschichten und Einstellungen waren fUr die Betriebsrate Ansatzpunkte, Forderungen zur Verringerung der Arbeitsplatzbedrohung einzubringen. Die Grundlage bildet die Mitbestimmungspflicht des BR nach § 87 Abs. 1, Ziff. 3 BetrVG, die auBer in akuten Notstanden und bei Einzelmehrarbeit gegeben ist. In vielen Fallen wurde dmchaus erkannt, daE das Akzeptieren von Mehrarbeit auBer def kurzfristigen Einkommenssteigerung eine Reihe von Nachteilen beinhaltet wie: Druchbrechen des Achtstundentages bzw. der Vierzigstundenwoche und damit gleichzeitig Schwachung von zukiinftigen Forderungen nach Arbeitszeitverklirzungen, die Oberforderung des Arbeitsvermbgens mit gesundheitlichen Folgeschaden und letztlich Entsolidarisierung durch individuelle Einkommensverbesserungen bzw. -differenzierungen innerhalb def Belegschaft und ill Verhaltnis zu den Arbeitslosen. Dementsprechend wurden von Belegschaften, VL und BR u. a. gefordert: Festlegung einer lahl von gleichzeitigen Neueinstellungen; Verbesserung def betrieblichen Personalplanung; Kiindigungsverbot fUr einen bestillmten Zeitraum; Erholungspausen zur Kompensation der Mehrbelastung (58) Exemplarisch sind im folgenden die Auseinandersetzungen urn soIche Forderungen in zwei Betrieben dargestellt. : a) Versuch der Durchsetzung einer Beschdftigungsgarantie bei der Firma A. Pierburg Autogeriitebau KG 1975 waren bei Pierburg 760 Entlassungen geplant. DUICh die Einigungsstelle wurde diese Zahl auf 450 herabgesetzt, die bis zum 30.11. 7 5 durch Fluktuation oder Aufhebungsvertrage ausscheiden sollten (vgl. Express 6/75, S. 10). Schon kurz nach der Abfindungsaktion wurde deutlich, da1l> ca. 270 Arbeitspliitze neu zu 56 VgL das Berechnungsbeispiel im Handelsblatt vom 21.12.76, in dem die Einarbeitungskosten mit 23 000 DM den weitaus grii1l>ten Posten ausmachen. 57 Vgl. die genaue Aufstellung bei Ernst Wolf/Gunter Rose, Mehrarbeit bei hoher Arbeitslosigkeit - Herausforderung fUr Betriebsrat und Gewerkschaft, in: Der Betriebsrat 8/7 6, S. 298 ff. 58 VgL Referentenleitfaden des DGB, Themenkreis Betrieb - Auswirkungen der Krise fUr die Arbeitnehmer im Betrieb und Miiglichkeiten gewerkschaftlicher Gegenwehr - August 1976, S. 30 f. 181

und def Verringerung zukUnftiger Betriebskonflikte umKurzarbeit und Entlassungen,<br />

zweitens in den kalkulierbar niedrigeren Kosten der Mehrarbeit. Verursacht diese nm<br />

einen Mehrarbeitszuschlag von 25 % in def Stunde, so entstehen bei Neueinstellungen:<br />

Anwerbungs- und Einstellungskosten, Kosten fUr Arbeitsplatzinvestition, Einarbeitungskosten;<br />

zusatzliche soziale, gesetzliche Lohnneben- und tarifliche Lohnkosten.<br />

Flir die erste Gruppe der "Fluktuationskosten" wurden bei einem Facharbeiter<br />

schon <strong>26</strong>.000,- DM errechnet (56). Bei def zweiten Kostengruppe ergibt sich eine<br />

Einsparung von 25 % der Lohnkosten (57). Noch nicht eingeschlossen in die Berechnung<br />

sind die Kosten eines zusatzlichen Arbeitsplatzes.<br />

1m Gegensatz zu den Uberstunden sind Sonderschichten in der Krise vall eingestellt<br />

worden, gewannen aber besonders in def Automobilindustrie schon mit den<br />

ersten Auftragsausweitungen wieder an Bedeutung. Teilweise schon einen Monat<br />

nach der letzten Kurzarbeitsphase wurden Anfang 1975 wieder die ersten Sonderschichten<br />

beantragt.<br />

Uberstunden, Sonderschichten und Einstellungen waren fUr die Betriebsrate Ansatzpunkte,<br />

Forderungen zur Verringerung der Arbeitsplatzbedrohung einzubringen.<br />

Die Grundlage bildet die Mitbestimmungspflicht des BR nach § 87 Abs. 1, Ziff. 3<br />

BetrVG, die auBer in akuten Notstanden und bei Einzelmehrarbeit gegeben ist. In<br />

vielen Fallen wurde dmchaus erkannt, daE das Akzeptieren von Mehrarbeit auBer<br />

def kurzfristigen Einkommenssteigerung eine Reihe von Nachteilen beinhaltet wie:<br />

Druchbrechen des Achtstundentages bzw. der Vierzigstundenwoche und damit gleichzeitig<br />

Schwachung von zukiinftigen Forderungen nach Arbeitszeitverklirzungen, die<br />

Oberforderung des Arbeitsvermbgens mit gesundheitlichen Folgeschaden und letztlich<br />

Entsolidarisierung durch individuelle Einkommensverbesserungen bzw. -differenzierungen<br />

innerhalb def Belegschaft und ill Verhaltnis zu den Arbeitslosen.<br />

Dementsprechend wurden von Belegschaften, VL und BR u. a. gefordert:<br />

Festlegung einer lahl von gleichzeitigen Neueinstellungen;<br />

Verbesserung def betrieblichen Personalplanung;<br />

Kiindigungsverbot fUr einen bestillmten Zeitraum;<br />

Erholungspausen zur Kompensation der Mehrbelastung (58)<br />

Exemplarisch sind im folgenden die Auseinandersetzungen urn soIche Forderungen<br />

in zwei Betrieben dargestellt. :<br />

a) Versuch der Durchsetzung einer Beschdftigungsgarantie bei der Firma A. Pierburg Autogeriitebau<br />

KG<br />

1975 waren bei Pierburg 760 Entlassungen geplant. DUICh die Einigungsstelle wurde diese Zahl<br />

auf 450 herabgesetzt, die bis zum 30.11. 7 5 durch Fluktuation oder Aufhebungsvertrage ausscheiden<br />

sollten (vgl. Express 6/75, S. 10).<br />

Schon kurz nach der Abfindungsaktion wurde deutlich, da1l> ca. 270 Arbeitspliitze neu zu<br />

56 VgL das Berechnungsbeispiel im Handelsblatt vom 21.12.76, in dem die Einarbeitungskosten<br />

mit 23 000 DM den weitaus grii1l>ten Posten ausmachen.<br />

57 Vgl. die genaue Aufstellung bei Ernst Wolf/Gunter Rose, Mehrarbeit bei hoher Arbeitslosigkeit<br />

- Herausforderung fUr Betriebsrat und Gewerkschaft, in: Der Betriebsrat<br />

8/7 6, S. 298 ff.<br />

58 VgL Referentenleitfaden des DGB, Themenkreis Betrieb - Auswirkungen der Krise fUr<br />

die Arbeitnehmer im Betrieb und Miiglichkeiten gewerkschaftlicher Gegenwehr - August<br />

1976, S. 30 f.<br />

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