Volltext Prokla 26

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25.01.2013 Aufrufe

honoriert er die Politik def "eurokommunistischen" Parteien Westeuropas als Gefahr fUr den und plant in seine Strategie die kommende groBe Krise ein. Kaltefleiter scheint dagegen politisch-strategisch naiver (59) zu argumentieren, well er von Klassenkampfen in globalem MaBstab ebenso abstrahiert wie von okonomischen Krisen und hlstorisch gewachsenen Klassenverhaltnissen. Und er scheint von dem "Stabilitatsbeweis deutscher Demokratie" angesichts def Bundestagswahlen und der "realen Chance eines Machtwechsels" auszugehen und die damit bestehenden politischen Verhaltnisse zu verabsolutieren. Richtig an Kaltefleiters Argumentation ist aber sicherlich die Stabilitat def Wahlerbindungen, die SchwerHilligkeit def Bewegung der Wechselwahler und die mit dem Basiskonsens verbundene geringe politische und soziale Polarisierung, die zudem seit etwa 1974 riicklaufig ist. Die empirisch festmachbaren Entwicklungstendenzen im Parteiensystem bilden keine Argumentationshilfe fUr die reaktionaren Krafte innerhalb der Unionsparteien. 1m Gegenteil: 1972 und regional begrenzt auch 1976 konnten sie lemen, daB ein politischer Konfrontationskurs zur Mobilisierung der Sozial­ Liberalen beitragt. Technokratisch und damit eben auch hilflos ist dagegen Kaltefleiters Hinweis auf die Notwendigkeit einer ErhOhung der Problemlosungskompetenz der Unionsparteien. Denn dies erforderte eine Antwort auf die Frage nach der politischen Bewaltigung def okonomischen Krise. Und diese Antwort vermag die innerparteiliche Opposition zum Kurs der reaktionaren Konservativen seit 1966/67 nicht zu geben: Politische und okonomische Krise Einige Uberiegungen In der Vorbemerkung zu diesem Aufsatz wurde das Problem des Verhaltnisses von politischer und okonomischer Krise thematisiert. Es wurde vorab darauf hingewiesen, daB eine Betrachtung der sozialen Basis politischer Parteien anhand def Bundestagswahlergebnisse zu dem Ergebnis kommen wird, daB zwischen der wachsenden Krisenhaftigkeit des Kapitalismus in def Bundesrepublik einerseits und der Stabilitat und Integrationsfahigkeit ihrer politischen Ordnung andererseits eine deutliche Diskrepanz besteht, die darauf schlieBen BiBt, dai1 bkonomische Krisen vorubergehend oder fUr langere Zeit politisch abgefangen werden konnen. Als wesentliche Ursache fUr die politische Stabilitat wurde die Herausbildung eines Basiskonsens zwischen den Klassen tiber die wesentHchen bkonomischen, und ideologischen Grundlagen def westdeutschen Gesellschaft benannt. Dieser Basiskonsens soll Ausgangspunkt fUr die folgenden Ubedegungen sein. Der Basiskonsens in der'Bundesrepublik bildet innenpolitisch die Voraussetzung fur einen weitgehend konfliktfreien VerwertungsprozeB. Optirnale Akkumulations- 59 StrauJi, sprach in seiner "Wienerwald-Rede" vor dem Landesausschu!?' der Jungen Union Bayern Ende November letzten Jahres (teilw. abgedr. nach einem Tonband-Protokoll in: Der Spiegel, Nr. 49 v. 29. November 1976) von "politischen Pygmaen der CDU", von "Zwerge(n) im Westentaschenformat" und von "Reclamausgabe(n) von Politikern". 147

honoriert er die Politik def "eurokommunistischen" Parteien Westeuropas als Gefahr<br />

fUr den und plant in seine Strategie die kommende groBe Krise ein.<br />

Kaltefleiter scheint dagegen politisch-strategisch naiver (59) zu argumentieren, well<br />

er von Klassenkampfen in globalem MaBstab ebenso abstrahiert wie von okonomischen<br />

Krisen und hlstorisch gewachsenen Klassenverhaltnissen. Und er scheint von<br />

dem "Stabilitatsbeweis deutscher Demokratie" angesichts def Bundestagswahlen<br />

und der "realen Chance eines Machtwechsels" auszugehen und die damit bestehenden<br />

politischen Verhaltnisse zu verabsolutieren.<br />

Richtig an Kaltefleiters Argumentation ist aber sicherlich die Stabilitat def Wahlerbindungen,<br />

die SchwerHilligkeit def Bewegung der Wechselwahler und die mit dem<br />

Basiskonsens verbundene geringe politische und soziale Polarisierung, die zudem seit<br />

etwa 1974 riicklaufig ist. Die empirisch festmachbaren Entwicklungstendenzen im<br />

Parteiensystem bilden keine Argumentationshilfe fUr die reaktionaren Krafte innerhalb<br />

der Unionsparteien. 1m Gegenteil: 1972 und regional begrenzt auch 1976 konnten<br />

sie lemen, daB ein politischer Konfrontationskurs zur Mobilisierung der Sozial­<br />

Liberalen beitragt.<br />

Technokratisch und damit eben auch hilflos ist dagegen Kaltefleiters Hinweis<br />

auf die Notwendigkeit einer ErhOhung der Problemlosungskompetenz der Unionsparteien.<br />

Denn dies erforderte eine Antwort auf die Frage nach der politischen Bewaltigung<br />

def okonomischen Krise. Und diese Antwort vermag die innerparteiliche<br />

Opposition zum Kurs der reaktionaren Konservativen seit 1966/67 nicht zu geben:<br />

Politische und okonomische Krise<br />

Einige Uberiegungen<br />

In der Vorbemerkung zu diesem Aufsatz wurde das Problem des Verhaltnisses von<br />

politischer und okonomischer Krise thematisiert. Es wurde vorab darauf hingewiesen,<br />

daB eine Betrachtung der sozialen Basis politischer Parteien anhand def Bundestagswahlergebnisse<br />

zu dem Ergebnis kommen wird, daB zwischen der wachsenden<br />

Krisenhaftigkeit des Kapitalismus in def Bundesrepublik einerseits und der Stabilitat<br />

und Integrationsfahigkeit ihrer politischen Ordnung andererseits eine deutliche<br />

Diskrepanz besteht, die darauf schlieBen BiBt, dai1 bkonomische Krisen vorubergehend<br />

oder fUr langere Zeit politisch abgefangen werden konnen. Als wesentliche<br />

Ursache fUr die politische Stabilitat wurde die Herausbildung eines Basiskonsens zwischen<br />

den Klassen tiber die wesentHchen bkonomischen, und ideologischen<br />

Grundlagen def westdeutschen Gesellschaft benannt. Dieser Basiskonsens<br />

soll Ausgangspunkt fUr die folgenden Ubedegungen sein.<br />

Der Basiskonsens in der'Bundesrepublik bildet innenpolitisch die Voraussetzung<br />

fur einen weitgehend konfliktfreien VerwertungsprozeB. Optirnale Akkumulations-<br />

59 StrauJi, sprach in seiner "Wienerwald-Rede" vor dem Landesausschu!?' der Jungen Union<br />

Bayern Ende November letzten Jahres (teilw. abgedr. nach einem Tonband-Protokoll in:<br />

Der Spiegel, Nr. 49 v. 29. November 1976) von "politischen Pygmaen der CDU", von<br />

"Zwerge(n) im Westentaschenformat" und von "Reclamausgabe(n) von Politikern".<br />

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