Volltext Prokla 26
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erzielten Ergebnis 0,5 Prozentpunkte. Dieses Wahlergebnis zog fUr die SPD den Verlust<br />
von 17 Mandaten und fur die FDP von 2 Mandaten nach sich, wahrend die CDU!<br />
CSU 19 Mandate gewann. ,<br />
Vergleicht man nun den Ausgang dieser Wahl mit dem des Jahres 1969, so<br />
sank die SPD ziemlich genau auf ihre damals erreichte Position (Differenz der Parteianteile<br />
1969 - 1972: - 0,1 Prozentpunkte), wahrend CDU!CSU (+ 2,5) und FDP<br />
(+ 2,1) per Saldo positiv abschnitten. .<br />
Das auf Bundesebene festgestellte Ergebnis varHert freilich regional sehr deutlich.<br />
In eher katholischen Liindern und Regionen ohne traditionell sozialdemokratische,<br />
homogene ,Arbeitermilieus verlor die SPD tiberdurchschnittlich viele Stimmen,<br />
und die CDU gewann dort tiberdurchschnittlich hinzu. In katholischen Regionen,<br />
wie beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und im Saarland, mit traditionell homogenen<br />
Arbeitermilieus entsprachen die Verluste der SPD dem Bundesdurchschnitt.<br />
1m protestantischen Norden dagegen behielt sie eine recht einheitlich stabilere Position.<br />
Die Gewinne der CDU waren dort entsprechend niedriger (43).<br />
Diese regionalen Veranderungen zwischen 1972 und 1976 sind vor aHem auf<br />
die wieder zunehmende Bedeutung des Faktors Konfession zuruckzufiihren. Denn<br />
der (ansteigende ) Einfluf> der ka tholischen Konfession - in der Form einer christlichkonservativen<br />
Wertorientierung - auf die Wahlentscheidung ist eines der wesentli-<br />
. chen Momente zur Erkliirung des Wahlausgangs. Der Faktor Konfession unterscheidet<br />
1976 in der Form der Trennung der Katholiken vom Rest der Bevolkerung auf<br />
Stimmbezirksebene wieder deutlicher als 1972 zwischen CDU-Anteilen einerseits<br />
(KorrelationskoefflZient r = + 0,63) und Anteilen der SPD (r = -0,57) und FDP<br />
(r =.0,45) andererseits (44).<br />
Hinter diesen Zusammenhiingen verbergen sich tiefgreifende Veranderungen<br />
in. den sozialen Basen alIer Parteien im Vergleich zu den Bundestagswahlen 1972. Diese<br />
Veriinderungen konnen - urn es zu wiederholen - vor allem durch die wieder zunehmende<br />
Bedeutung des konfessionellen Schismas erkliirt werden. Ihr Ausmaf> wird<br />
in den in Tabelle 12 dargestellten Prozentwerten deutlich, die auf Ergebnissen von<br />
Meinungsumfragen beruhen.<br />
Ihre schwerwiegendsten Verluste im Bundesmaf3stab mUfSte die SPD nach diesen<br />
Utnfrageergebnissen (45) bei den Arbeitern hinnehmen, bei denen sie aUf das Niveau<br />
der Bundestagswahl1965 herabsank.<br />
Hatten noch 1972 zwei Drittel der Arbeiter SPD gewiihlt, so gaben ihr 1976<br />
43 Forschungsgruppe Wahlene. V., Bundestagswahl197 6. Eine Analyse der Wahl zum 8. Deu tschen<br />
Bundestag am 3. Oktober 1976, Berichte der Forschungsgruppe Wahlen e.V., Nr.<br />
12, Mannheim 7. Oktober 1976, S. 22<br />
44 Ebd., S. 64 f., sowie S. A 2. Vgl. auch: Ebd., S. 64 und S. 71. Sowie Dieter Obernd6rfer<br />
Das Nord-Siid-Gefalle entschied die Wahl, in: Die Weit, Nr. 232 v. 5.10.1976, S. 3.<br />
45 Die Ergebnisse der Nachwahlumfrage 1976 (vgl. Tabelle 12) wurden uns freundlicherweise<br />
von der Forschungsgruppe Wahlen e. V. in Mannheim zur Verftigung gestellt. Zu weiteren<br />
Analysen der Bundestagswahl 1976 sei auf den Aufsatz von Manfred Berger et. al.<br />
verwiesen, der in H. 2/77 der Zeitschrift fUr Parlamentsfragen erscheinen wird.<br />
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