Volltext Prokla 26

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25.01.2013 Aufrufe

ser Gruppe fire Verluste def Vorwahl 1972 teilweise wieder kompensieren konnen Betrachtet man nunjenen Filior, der die CDU-Wahler am signiflkantesten von SPD-Wahlern namlich das Bekenntnis zur kathoHschen Konfession, so wird bei def Stabilitat seines Einflusses auf die von der CDU erzielten Stimmenanteile seine abnehmende Bedeutung fliI: die Wahl 1972 klar: Denn damals stimmten immerhin 43 % der Katholikenflir die SPD (1965: 26 %,1969: 38 %) und nur noch 48 % fUr die CDU/CSU (1965: 59 %) (31). Fiir das Abschneiden der CDU/CSU ist festzusteHen, daf!J fire Verluste in jenen Gebieten gering waren, in denen dieNPD bei der Vorwahl gut abgeschnitten hatte (32), Entsprechend den Gewinnen der SPD verlor die CDU eindeutig in Arbeiterwohngegenden. Aus Urnfragen ergibt sich, dafl. 1972 nur 27 % der Arbeiter fliI: diese Partei stimmten. Auch unter den Selbstandigen verschlechterte sich die Position der CDU. Dies trifft insbesondere fur Katholiken zu, wovon die FDP besonders profiHerte. Unter den protestantischen Selbstandigen hingegen blieb def EinfluB der CDU stabller, was hauptsachlich auf die Rlickwanderung ehemaliger NPD-Wahler dieser Gruppe zUrUckzuflihren ist. Trotz wer Verluste blieb die CDU hier dominierende Partei, und sie konnte zudem unter Landwirten fire hegemoniale SteHung wieder erteichen. Wie fUr die SPD und die CDU/CSU so lassen sich auch fliI: die FDP strukturell eindeutige Tendenzen feststellen. Ihre Gewinne verdankt diese Partei namlich tiberwiegend den Beamten und Angestellten im nicht-landlichen Bereich mit einem hohen Antell von Beschaftigten in Dienstleistungsbetrieben(33). So erreichte die FDP 1972 unter AngesteHten und Beamten gegenliber 1969 einen Zuwachs von 10 Prozentpunkten, der hauptsachlich auf das Wahlverhalten der Katholiken in dieser Berufsgruppe zUrUckzuflihren ist. Detailliertere Untersuchungen der FDP-Wlihlervon 1972 in dieser Gruppe haben ergeben, dafl. die Wahrscheinlichkeit der Wahl dieser Partei bei steigender SteHung in der Betriebshierarchie zunimmt (34). Der aufsteigenden Tendenz unter Angestellten und Beamten, aber auchbei Landwirten, steht eine fallende unter den Selbstandigen gegentiber. Hatte die FDP noch 1969 unter den(protestantischen) Selbstandigeniiberdurchschnittlich abgenommen, so gewann sie bei dieser Berufsgruppe 1972 wieder, allerdings unterdurchschnittlich, hinzu. Erstreckten sich die Verluste weitgehend auf die fur noch verbliebenen Selbstandigen in Handel, Handwerk und Gewerbe, so erzielte sie ihre Zugewinne bei freiberuflich Tatigen, vor aHem wohl Arzten, Rechtsanwalten, Ingenieuren usw. 30 Ebd., S. 166 f. sowie Werner Kaltefleiter, Zwischen Konsens und Krise, S. 150 und 159. 31 Vgl. Tabelle 8, in: Prokla 25, S. 34/35 32 Max Kaase, Die Bundestagswahl 1972, S. 164 sowie Werner Kaltefleiter, Zwischen Konsens und Krise, S. 150. 33 Franz Urban Pappi, Parteiensystern und Sozialstruktur, S. 200 sowie Max Kaase, Die Bundestagswahl1972, S. 167. 34 Vgl. Institut fUr politische Planung und Kybernetik, Planungsstab, Serie A-l8, Die BUndestagswahl 1972. Ihre Bedeutung fUr die FDP. Ergebnisse, Analysen, Konsequenzen, Bonn-Bad Godesberg 7. Miirz 1973, S. 13 - 20. 130

ser Gruppe fire Verluste def Vorwahl 1972 teilweise wieder kompensieren konnen<br />

Betrachtet man nunjenen Filior, der die CDU-Wahler am signiflkantesten von<br />

SPD-Wahlern namlich das Bekenntnis zur kathoHschen Konfession, so wird<br />

bei def Stabilitat seines Einflusses auf die von der CDU erzielten Stimmenanteile<br />

seine abnehmende Bedeutung fliI: die Wahl 1972 klar: Denn damals<br />

stimmten immerhin 43 % der Katholikenflir die SPD (1965: <strong>26</strong> %,1969: 38 %) und<br />

nur noch 48 % fUr die CDU/CSU (1965: 59 %) (31).<br />

Fiir das Abschneiden der CDU/CSU ist festzusteHen, daf!J fire Verluste in jenen<br />

Gebieten gering waren, in denen dieNPD bei der Vorwahl gut abgeschnitten hatte (32),<br />

Entsprechend den Gewinnen der SPD verlor die CDU eindeutig in Arbeiterwohngegenden.<br />

Aus Urnfragen ergibt sich, dafl. 1972 nur 27 % der Arbeiter fliI: diese Partei<br />

stimmten. Auch unter den Selbstandigen verschlechterte sich die Position der CDU.<br />

Dies trifft insbesondere fur Katholiken zu, wovon die FDP besonders profiHerte. Unter<br />

den protestantischen Selbstandigen hingegen blieb def EinfluB der CDU stabller,<br />

was hauptsachlich auf die Rlickwanderung ehemaliger NPD-Wahler dieser Gruppe<br />

zUrUckzuflihren ist. Trotz wer Verluste blieb die CDU hier dominierende Partei, und<br />

sie konnte zudem unter Landwirten fire hegemoniale SteHung wieder erteichen.<br />

Wie fUr die SPD und die CDU/CSU so lassen sich auch fliI: die FDP strukturell<br />

eindeutige Tendenzen feststellen. Ihre Gewinne verdankt diese Partei namlich tiberwiegend<br />

den Beamten und Angestellten im nicht-landlichen Bereich mit einem hohen<br />

Antell von Beschaftigten in Dienstleistungsbetrieben(33). So erreichte die FDP 1972<br />

unter AngesteHten und Beamten gegenliber 1969 einen Zuwachs von 10 Prozentpunkten,<br />

der hauptsachlich auf das Wahlverhalten der Katholiken in dieser Berufsgruppe<br />

zUrUckzuflihren ist. Detailliertere Untersuchungen der FDP-Wlihlervon 1972 in dieser<br />

Gruppe haben ergeben, dafl. die Wahrscheinlichkeit der Wahl dieser Partei bei steigender<br />

SteHung in der Betriebshierarchie zunimmt (34). Der aufsteigenden Tendenz unter<br />

Angestellten und Beamten, aber auchbei Landwirten, steht eine fallende unter<br />

den Selbstandigen gegentiber.<br />

Hatte die FDP noch 1969 unter den(protestantischen) Selbstandigeniiberdurchschnittlich<br />

abgenommen, so gewann sie bei dieser Berufsgruppe 1972 wieder, allerdings<br />

unterdurchschnittlich, hinzu. Erstreckten sich die Verluste weitgehend auf die<br />

fur noch verbliebenen Selbstandigen in Handel, Handwerk und Gewerbe, so erzielte<br />

sie ihre Zugewinne bei freiberuflich Tatigen, vor aHem wohl Arzten, Rechtsanwalten,<br />

Ingenieuren usw.<br />

30 Ebd., S. 166 f. sowie Werner Kaltefleiter, Zwischen Konsens und Krise, S. 150 und 159.<br />

31 Vgl. Tabelle 8, in: <strong>Prokla</strong> 25, S. 34/35<br />

32 Max Kaase, Die Bundestagswahl 1972, S. 164 sowie Werner Kaltefleiter, Zwischen Konsens<br />

und Krise, S. 150.<br />

33 Franz Urban Pappi, Parteiensystern und Sozialstruktur, S. 200 sowie Max Kaase, Die Bundestagswahl1972,<br />

S. 167.<br />

34 Vgl. Institut fUr politische Planung und Kybernetik, Planungsstab, Serie A-l8, Die BUndestagswahl<br />

1972. Ihre Bedeutung fUr die FDP. Ergebnisse, Analysen, Konsequenzen,<br />

Bonn-Bad Godesberg 7. Miirz 1973, S. 13 - 20.<br />

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