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Volltext Prokla 26

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heitsgewerkschaft" als Gegenbegriff zu "Richtungsgewerkschaft" zuniichst das Zusammengehen<br />

der Anhiinger verschiedener politischer Stromungen innerhalb der<br />

Arbeiterbewegung, also msbesonaere aer :soZlalaemOlaaten und Kommunisten, gemeint,<br />

so entwickelte sich im Zuge der Ausschaltung der Kommunisten zunehmend<br />

ein Verstiindnis von Einheitsgewerkschaft als Koalition von den staatstragenden Parteien<br />

nahestehenden Apparaten mit einem freilich eindeutigen Obergewicht der<br />

SPD gegeniiber der CDU.<br />

Trotz der SPD-Dominanz blieb jedoch der Anspruch der Gewerkschaften,<br />

auch die politische Vertretung der Lohnabhiingigen zu sein, gewahrt: Das Miinchener<br />

DGB-Programm der "Neuordnung" formulierte umfassender als gleichzeitige<br />

SPD-Programme langfristige Zielsetzungen einer reformistischen Politik; in der<br />

Mitbestimmungsfrage erwiesen sich die Gewerkschaften 1951 als in der Lage, der<br />

biirgerlichen Mehrheit in Parlament und Regierung glaubwiirdig und erfolgreich mit<br />

einem politischen Streik zu drohen. Selbst in tagespolitischen Einzelfragen bewahrte<br />

der DGB demonstrativ seine politische Autonomie gegeniiber der SPD, so am<br />

deutlichsten bei seiner Zustimmung zu dem von der SPD abgelehnten Schuman­<br />

Plan (31).<br />

Andererseits riiumten die DGB-Gewerkschaften der SPD die Federftihrung in<br />

allen Fragen ein, die gewerkschaftliche Interessen nicht unmittelbar zu beriihren<br />

schienen; vor allem aber entwickel ten sie keine Strategie zur Durchsetzung ihres umfassenden<br />

Neuordnungsprograrnms, sondern iiberlie1ilen dies dem Parlament und der<br />

im Parlament agierenden SPD. Insgesamt ist diese Phase durch einen partiellen politischen<br />

Dualismus von SPD und DGB gekennzeichnet, der sich freilich zunehmend<br />

in Richtung auf die Wiederherstellung der traditionellen Arbeitsteilung von nur parlamentarisch<br />

agierender Partei und nur tarifpolitisch tiitiger Gewerkschaft hinentwickelte.<br />

Die endgiiltige Durchsetzung dieser Arbeitsteilung geschah aber erst im Gefolge<br />

der Niederlage der Gewerkschaften in der Frage des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

1952.<br />

3. Phase 1952 - 1959: Die klassische Arbeitsteilung als Durchgangsstadium<br />

Die Niederlage von 1952, bei der die Gewerkschaften ohnmiichtig der Verabschiedung<br />

eines sozialfriedlichen Betriebsverfassungsgesetzes durch den Bundestag zusahen,<br />

ftihrte zu zwei Konsequenzen: Zum einen wurde der Anspruch, eine politische<br />

Kraft zu sein, weitgehend aufgegeben und stattdessen Gewerkschaftspolitik aufTarifpolitik<br />

reduziert. Zum anderen wurde durch die Wahl einer unbedingt SPD-loyalen<br />

DGB-Fiihrung eine Garantie daftir hergestellt, da£, die Gewerkschaftendie SPD-Politik<br />

nicht mehr durch Querschiisse behinderten (32).<br />

Diese Phase ist gerade deshalb am ehesten der "klassischen" Arbeitsteilung, wie<br />

sie sich im deutschen Reformismus nach der Massenstreikdebatte 1905/06 herausgebildet<br />

batte, zu vergleichen, weil sich in ihr "okonomische" Politik der Gewerkschaf-<br />

31 vgl. Theo Pirker: Die blinde Macht, Band I, MUnchen 1960, s. 213 ff.<br />

32 vgl. Pirker, Band II, S. 34 ff.<br />

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