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Volltext Prokla 26

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Aufruf des vereinigungsbereiten "Zentralausschusses" der SPD urn Otto Grotewohl,<br />

der Urabstimmung fernzubleiben, folgten 30 % der Westberliner Sozialdemokraten<br />

(75). Statt die Spaltung der Arbeiterbewegung aufzuheben, wobei die Motive<br />

dieses Strebens stark emotional bestimmt und politisch durchaus nicht einheitlich<br />

waren, ftigte die SED-Grundung def richtungsma£igen Spaltung eine geographische<br />

hinzu.<br />

Die Block-Konzeption, die in def Ostzone die Parteidiktatur der zur SED erweitereten<br />

KPD verschleierte, hatte in den Westzonen den Effekt. Sie<br />

veranla£te die Kommunisten, wenn moglich, zur Teilnahme an Koalitionsregierungen<br />

auf lokaler und Landerebene, wo sie angesichts wer Schwache und der Anwesenheit<br />

westlicher Besatzungsmachte kaum Einflu£ auf die allgemeine Richtung der Politik<br />

nehmen konnte. Zudem diskreditierte sich die KPD durch die anHingliche ma£.<br />

Beteihgung an der westalliierten "Entnazifizierung" (76). Eine<br />

Wende der KPD-Politik Ende def 40er/ Anfang def 50er larue zur Einheit aller "Patrioten"<br />

gegen den US-Imperialismus bei gleichzeitigen ultralinken Tendenzen in der<br />

Gewerkschaftsarbeit (77) beschleurugte eher den Abstieg def Partei zur Bedeutungslosigkeit<br />

schon vor wem VerboL Die Identifikation mit def durch die Abtrennung<br />

der Oder-Nei£e-Gebiete und anschlieBende Vertreibungder Deutschen, durch besondefs<br />

brutales Auftreten def sowjetischen Truppen bei der Eroberung Ostdeutschlands,<br />

durch rucksichtslose Demontagen und Reparationen aus der Produktion usw.<br />

belasteten UdSSR, machte jeden nur denkbaren tatkischen Scruitt weitgehend wirkungslos.<br />

Die insofern, begtinstigt durch den wirtschaftlichen Aufschwung im Westen,<br />

objektiv begrundete "Sozialdemokratisierung" def KPD-Anhanger - 1946/47 konnte<br />

die KPD noch auf ca. 10 % der Wahler in den Westzonen rechnen und dominierte<br />

in vielen Gro£betrieben, 1953 erhielt sie noch 2,2 % def Stimmen bei entsprechendef<br />

Verringerung ihres Einflusses in Betrieben und Gewerkschaften - machte die<br />

SPD in den 50er Jahren zur Einheitspartei der westdeutschen Arbeiter. Irue auf der<br />

spezifischen okonomischen und gesellschaftspolitischen Situation in der Bundesrepublik<br />

beruhende Dominanz tiber die Arbeiterbewegung, vor allem vermittels def<br />

Gewerkschaftsflihrung, wurde auf parteipolitischer Ebene wm zentralen btindnisstrategischen<br />

Problem der westdeutschen Linken.<br />

Fragestellungen linker HUlIlru1IISP heute<br />

Die politische Praxis def KPD zu der 20er Jahre hat gezeigt, da£ konsequente<br />

Einheitsfrontpolitik dazu tendiert, sowohl die Fiihrungsrolle der Kommunistischen<br />

75 Absolute Zahlen z. B. in F. Osterroth/D. Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie,<br />

Hannover 1963, S. 412.<br />

76 L. Niethammer, Entnazifizierung in Bayern. Sauberung und Rehabilitierung unter amerikanischer<br />

Besatzung, Frankfurt/M. 1972, bes. S. 338 ff.<br />

77 Marxistische Aufbauorganisation, Die Krise der kommunistischen Parteien. Probleme der<br />

gegenwiirtigen Revisionismuskritik, Miinchen/Erlangen 1973, S. 77 ff.; T. Fichter, Betriebspolitik<br />

der KPD nach 1945. Am Beispiel der Firma Bosch, in: ders./E. Eberle, Kampf<br />

urn Bosch, Berlin (West) 1974, S. 115 ff.<br />

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