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Volltext Prokla 26

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der Tagesinteressen tiber die Initiierung einer "Einheits-Gewerkschaftsbewegung"<br />

bestunde. Die "Arbeiterfront" wiirde dann "Kreise des pauperisierten und deklassierten<br />

Kleinburgertums und Mittelstandes" sowie religioser und anderer opposi­<br />

Honeller Gruppen an sich ziehen, ohne daB programmatische Zugestandnisse gemacht<br />

werden miill>ten (52).<br />

Dieser Alternativplan zur Volksfrontpolitik der KPD, der auch die Stol),rich<br />

tung der Programme der anderen Splittergruppen fiir den antifaschistischen<br />

Kampf anzeigte, war schwerlich sehr vie! realistischer als die Vorstellungen def<br />

KPD, was die aktuellen Bedingungen unter dem FascWsmus betrifft. Offensichtlich<br />

lag auch eine Unterschatzung der Biindnisproblematik hinsichtlich der Mittelschichten<br />

vor. Die Ausftihrungen machen aber deutlich, daB die Gruppen links von<br />

der Sopade - das galt auch flir die Illegalitat - wenig von def KPD-Biindnispolitik<br />

Welten; diese sei eine "opportunisHsche Auslegung def ,Volksfront' " und als solche<br />

eine "ernste Gefahr fiir die Entwicklung def Einheitsbewegung" def klassenbewuBten<br />

Arbeiter (53). Die KPD drohte sich also zwischen zwei St(ihle zu setzen:<br />

Nicht nur fehlten die biirgerlichen Partner fUr eine Volksfront im Reich, auch die<br />

Sopade verweigerte sich, deren gesellschaftspolitische Zielvorstellungen den von<br />

der KPD bezugnehmend auf Spanien propagierten nahestanden (54). Andererseits<br />

gab es viele Sozialisten, die nichts sehnlicher wiinschten als die Schaffung einer festen<br />

Aktions- und moglichst auch programmatischen Einheit aller Gruppen der<br />

Arbeiterbewegung, denen aber das Verstandnis flir die Biindnispolitik der KPD abging,<br />

wenn sie sie nicht sogar aggressiv zumckwiesen.<br />

Anslitze einer "Deutschen Volksfront"<br />

Diese These wird durch die beiden relevantesten Versuche, eine "Deutsche Volksfront"<br />

zu initiieren - einer davon im Widerstand, eiller in def Emigration - nur<br />

bestatigt. Nach def Zerschlagung der relativen "Massenillegalitat" in den ersten<br />

Jahren der NS-Diktatur entstanden allenthalben kleinere, aber "hartere" Widerstandsgruppen.<br />

Es handelte sich zum Tell urn eine Weiterentwicklung der aus<br />

def vorangegangenen Phase ubriggebliebenen Zirkel, zum Teil urn Neugmndungen.<br />

Die alten Parteigrenzen verloren an Gewicht, so daB gemischte Gruppen immer azhlreicher<br />

wurden. In diesen Zusammenhang gehort auch eine vorwiegend sozialdemokratische<br />

Widerstandsorganisation unter Leitung der friiher dem hnken Hugel der<br />

Partei angehorenden ehemaligen SPD-Politiker Brill und Brass. Der "Deutschen<br />

52 Nach ebd., S. <strong>26</strong>2 ff.<br />

53 Zit. nach ebd., S. <strong>26</strong>7.<br />

54 Der ehemalige "Vorwiirts"-Redakteur Kuttner schrieb am 4.6.1937 aus Spanien an Friedrich<br />

Stampfer: ,,1m konntet hier das sehen, was uns doch immer als Ziel vorgeschwebt<br />

hat: eine demokratische Entwicklung auf der Grundlage eines gebandigten Kapitalismus,<br />

eines aufgeteilten Gro1l>grundbesitzes und sozialisierter Schli.isseHndustrien. Wennjemand<br />

Grund hat, mitvolier Begeisterung flir die hiesige Sache einzutreten, dann wirklich wir. "<br />

In: E. Matthias/Link (Hg.), Mit dem Gesicht ... , S. 294.<br />

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