Volltext Prokla 26

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25.01.2013 Aufrufe

2. Antifaschistische Volksfront def Arbeiterklasse mit allen iibrigen Lohnabhiingigen, den Handwerkern und Kleinhandlern sowie der HU"lu,o"aUo 3. Zusammenarbeit mit Vertretern der religi6sen und konservativen Opposition, die man in Anhangern der ehemaligen Zentrumspartei, der Volkskonservativen und auch def Deutschnationalen Partei und des Stahlhelms zu erkennen glaubte. 4. Zersetzungsarbeit in den nationalsozialistischen Massenorganisationen, die unterer Ebene umzufunktionalisieren seien (Taktik des "Trojanischen Pferdes"). Der gemeinsame Bezugspunkt dieser verschiedenen, sich nur teilweise gegenseitig bedingenden Ansatze einer breitangelegten Strategie und Taktik des antifaschistischen Kampfes war zunachst nm negativ bestimmt: es war der Sturz des NS­ Regimes, der dmch die Betonung gemeinsamer Interessen (politische und religiose Erhaltung des Friedens) beschleunigt werden sollte. Was den Charakter des Nach-Hitler-RegLrnes angeht, hielt die KPD wie die Komintern zunachst noch am traditionellen Schema fest: Das kommunistische Zid bHeb die "Sowjetmacht", wahrend die M6glichkeit einer Staatsordnung neuen Typs, die weder als "Diktatur des Proletariats" noch rus klassische biirgerHche Demokratie ("Diktatur der Bourgeoisie") bestimmt werden kanne, von Dimitroff auf dem WeltkongreB noch nachdrucklich zuruckgewiesen wurde (43). Die Bestimmung def Aufgaben einer "Einheitsfront-" oder "Volksfront-"Regierung bezog sich ausdrucklich auf die Diskussionen der 20er Jahre tiber "Arbeiter-" bzw. "Arbeiter- und Bauern-Regierungen", hob also deren Obergangscharakter hervor (44). Sywottek hat aufgezeigt, daB das Schwergewicht wahrend der ersten Phase der KPD-Volksfrontpolitik (1935) auf der Herstellung des Btindnisses von unten lag, unter Fiihrung der KPD bzw. def - wie man hoffte - von fur politisch dominierten proletarischen Einheitsfront (45). Die Organe dieser Volksfront von unten sonten m6glichst umfassende antinazistische Volksausschiisse im Reich sein. Die Verbindung zu btirgerlichen NS-Gegnern in def Emigration hatte die HersteUung einer solchen Volksfront von unten zu erleichtern, war diesem Ziel aber eindeutig untergeordnet. Die Kritik an dieser Konzeption der KPD hat zunachst von def Frage auszugehen, inwieweit hier -- nach def, wenn auch halbherzigen, Selbstkritik an der ultralinken Politik - eine realistische Perspektive deutlich wmde. Von daher scheinen mir, neben def ganz unzulanglichen Analyse der "Blocks an der Macht" im Faschismus und seinen inneren Widerspruchen (46), vor allem zwei Aspekte hervorzustechen: die Oberschatzung def Agitation und Propaganda der KPD fUr den illegruen in Deutschland und - damit eng - die Anlehnung an die poHtischen Organisations- und in der Zeit der Weimarer Republik. Die Form, in def die KPD sich an das deutsche V olk wandte - namHch vermittels eines Aufrufs (47) - zeugte in Hinsicht von Illusionen: erstens war davon 43 Ders., eM., S. 1434 f. 44 Ders., ebd., S. 1429 ff. 45 Sywottek, S. 51 ff. 46 Dam jetzt N. Poulantzas, Faschismus und Diktatur. Die Kommunistische Internationale und der Faschismus, Miinchen 1973. 47 An das werktatige deutsche Yolk! Arbeiter, Angestellte, Beamte, Intellektuelle, Mittelstandler, Bauern!, in: K. Mammach, Die Briisseler Konferenz der KPD, S. 606 ff. 56

2. Antifaschistische Volksfront def Arbeiterklasse mit allen iibrigen Lohnabhiingigen,<br />

den Handwerkern und Kleinhandlern sowie der HU"lu,o"aUo<br />

3. Zusammenarbeit mit Vertretern der religi6sen und konservativen Opposition,<br />

die man in Anhangern der ehemaligen Zentrumspartei, der Volkskonservativen<br />

und auch def Deutschnationalen Partei und des Stahlhelms zu erkennen glaubte.<br />

4. Zersetzungsarbeit in den nationalsozialistischen Massenorganisationen, die<br />

unterer Ebene umzufunktionalisieren seien (Taktik des "Trojanischen Pferdes").<br />

Der gemeinsame Bezugspunkt dieser verschiedenen, sich nur teilweise gegenseitig<br />

bedingenden Ansatze einer breitangelegten Strategie und Taktik des antifaschistischen<br />

Kampfes war zunachst nm negativ bestimmt: es war der Sturz des NS­<br />

Regimes, der dmch die Betonung gemeinsamer Interessen (politische und religiose<br />

Erhaltung des Friedens) beschleunigt werden sollte. Was den Charakter des<br />

Nach-Hitler-RegLrnes angeht, hielt die KPD wie die Komintern zunachst noch am<br />

traditionellen Schema fest: Das kommunistische Zid bHeb die "Sowjetmacht",<br />

wahrend die M6glichkeit einer Staatsordnung neuen Typs, die weder als "Diktatur<br />

des Proletariats" noch rus klassische biirgerHche Demokratie ("Diktatur der Bourgeoisie")<br />

bestimmt werden kanne, von Dimitroff auf dem WeltkongreB noch nachdrucklich<br />

zuruckgewiesen wurde (43). Die Bestimmung def Aufgaben einer "Einheitsfront-"<br />

oder "Volksfront-"Regierung bezog sich ausdrucklich auf die Diskussionen<br />

der 20er Jahre tiber "Arbeiter-" bzw. "Arbeiter- und Bauern-Regierungen",<br />

hob also deren Obergangscharakter hervor (44). Sywottek hat aufgezeigt, daB das<br />

Schwergewicht wahrend der ersten Phase der KPD-Volksfrontpolitik (1935) auf der<br />

Herstellung des Btindnisses von unten lag, unter Fiihrung der KPD bzw. def - wie<br />

man hoffte - von fur politisch dominierten proletarischen Einheitsfront (45). Die<br />

Organe dieser Volksfront von unten sonten m6glichst umfassende antinazistische<br />

Volksausschiisse im Reich sein. Die Verbindung zu btirgerlichen NS-Gegnern in def<br />

Emigration hatte die HersteUung einer solchen Volksfront von unten zu erleichtern,<br />

war diesem Ziel aber eindeutig untergeordnet.<br />

Die Kritik an dieser Konzeption der KPD hat zunachst von def Frage auszugehen,<br />

inwieweit hier -- nach def, wenn auch halbherzigen, Selbstkritik an der ultralinken<br />

Politik - eine realistische Perspektive deutlich wmde. Von daher scheinen<br />

mir, neben def ganz unzulanglichen Analyse der "Blocks an der Macht" im Faschismus<br />

und seinen inneren Widerspruchen (46), vor allem zwei Aspekte hervorzustechen:<br />

die Oberschatzung def Agitation und Propaganda der KPD fUr den illegruen<br />

in Deutschland und - damit eng - die Anlehnung an die poHtischen<br />

Organisations- und in der Zeit der Weimarer Republik. Die<br />

Form, in def die KPD sich an das deutsche V olk wandte - namHch vermittels eines<br />

Aufrufs (47) - zeugte in Hinsicht von Illusionen: erstens war davon<br />

43 Ders., eM., S. 1434 f.<br />

44 Ders., ebd., S. 1429 ff.<br />

45 Sywottek, S. 51 ff.<br />

46 Dam jetzt N. Poulantzas, Faschismus und Diktatur. Die Kommunistische Internationale<br />

und der Faschismus, Miinchen 1973.<br />

47 An das werktatige deutsche Yolk! Arbeiter, Angestellte, Beamte, Intellektuelle, Mittelstandler,<br />

Bauern!, in: K. Mammach, Die Briisseler Konferenz der KPD, S. 606 ff.<br />

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