Das Nürnberger Schwein oder: Wohnungsbau ... - Kunstlexikon Saar
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Fritz Schmoll gen. Eisenwerrth, <strong>Das</strong> <strong>Nürnberger</strong> <strong>Schwein</strong>, Beitrag zur Festschrift J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, 2005, S. 22 /<br />
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und einer begrenzten Zahl von Wohnungstypen entstanden. Nutzungsmöglichkeiten und<br />
Grundrissdisposition sind auf die vermuteten Standardbedürfnisse anonymer Mieterhaushalte<br />
ausgerichtet und vereinheitlicht.<br />
Die ersten innerstädtischen Sanierungsvorhaben, die von den späten 1960er Jahren in Berlin<br />
<strong>oder</strong> im Frankfurter Westend begonnen wurden, folgten noch der für Großsiedlungen<br />
entwickelten Konzeption: flächenhafter Abriss der Stadtteile des 19. Jahrhunderts und<br />
Bebauung in der Art von Neubausiedlungen. Aber der gesellschaftliche Konsens mit der<br />
permanenten M<strong>oder</strong>nisierung der Stadt kippte innerhalb eines Jahrzehnts: um 1980 galt<br />
Sanierung bereits als der sichtbare Beweis für die Unfähigkeit von Staat, Gemeinden und<br />
großen Wohnungsunternehmen, mit dem komplexen Problem der Stadterneuerung fertig zu<br />
werden. Nur kleinteiliges und flexibles Vorgehen, Rückbesinnung auf die Qualitäten der<br />
Gründerzeit-Stadt, soziale und partizipatorische Orientierung der Verfahren – so die<br />
herrschende Meinung um 1980 - könne das Problem lösen. Ein weiteres Moment hat zur<br />
Umorientierung auf die Innenstadt und auf die Erhaltung vorhandener Bausubstanz<br />
beigetragen: Die Gemeindefinanz-Reform von 1972 hat die Städte an der Einkommensteuer<br />
beteiligt und dadurch den Wegzug einkommensstärkerer Bewohner ins Umland zu einem<br />
fiskalischen Problem gemacht - einer der Anlässe für die ”Stadtflucht-Debatte” jener Jahre.<br />
Die kulturelle Abwertung der Großsiedlungen und ihrer Bewohner, die schon Mitte der 60er<br />
Jahre begann, hat sich in den 80er Jahren in dem Maße verstärkt, wie standardisierte<br />
Konsumgüter an Symbolwert verloren haben. Gerade die Höherbewertung ökologischer und<br />
psychologischer Maßstäbe und die Formulierung ganzheitlicher Ansprüche, die von der linksalternativen<br />
Opposition gegen das Projekt einer konsumorientierten M<strong>oder</strong>nisierung<br />
vorgetragen worden sind, haben zur zunehmenden Differenzierung und Heterogenisierung<br />
von Lebensstilen und Konsummustern geführt. Vor diesem Hintergrund kam die<br />
Architektursprache des „Funktionalismus“ der Nachkriegszeit sehr schnell in Misskredit. Die<br />
Bauformen des Massenwohnungsbaus erschienen ebenso unzeitgemäß und rückständig, wie<br />
die Alltagspraktiken ihrer Bewohner.<br />
VIII Ende des <strong>Wohnungsbau</strong>s für die breiten Schichten des Volkes<br />
Die Förderung des sozialen <strong>Wohnungsbau</strong>s, wie sie sich seit der Hauszinssteuer-Ära<br />
herausgebildet hatte, ist 2002 eingestellt worden. Die Kritik an diesem Förderungssystem<br />
knüpfte nicht nur an den baulich-räumlichen Ergebnissen an, sondern wesentlich auch an der<br />
Ökonomie. Trotz hohem staatlichem Mitteleinsatz wurde die Zielgruppe der bedürftigen<br />
Haushalte nicht erreicht – das Stichwort lautete Fehlsubventionierung und Fehlbelegung der<br />
Wohnungen. Zudem wurden durch die staatliche Subvention private Investitionen in den<br />
<strong>Wohnungsbau</strong> verdrängt: das oben skizzierte crowding-out.<br />
Die staatliche Förderung des <strong>Wohnungsbau</strong>s schien immer weniger notwendig. Die<br />
demographische Entwicklung auf der Nachfrageseite und die hohen Neubauzahlen auf der<br />
Angebotsseite haben seit Mitte der 1990er Jahre in den meisten deutschen Regionen zu<br />
ausgeglichenen Wohnungsmärkten geführt, mit Engpässen nur noch in stark wachsenden<br />
Regionen wie etwa München/Oberbayern. Der Markt schien erstmals seit 150 Jahren für ein<br />
quantitativ ausgeglichenes Wohnungsangebot zu sorgen. Einen ersten Liberalisierungsschritt<br />
hatte bereits die Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes von 1940 zum<br />
Jahresende 1989 gebracht. Ehemals gemeinnützige Wohnungsunternehmen verloren ihre<br />
Steuervergünstigungen, zugleich aber auch die Beschränkung ihres Geschäftsfeldes auf den<br />
<strong>Wohnungsbau</strong> und die Begrenzung der Gewinnausschüttung auf 4% vom Eigenkapital. <strong>Das</strong><br />
System des Sozialen <strong>Wohnungsbau</strong>s wurde überdies schon seit langem vor allem wegen der<br />
Ineffizienz der Subvention und Allokation kritisiert: die wirklich bedürftigen werden mit