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Das Nürnberger Schwein oder: Wohnungsbau ... - Kunstlexikon Saar

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Fritz Schmoll gen. Eisenwerrth, <strong>Das</strong> <strong>Nürnberger</strong> <strong>Schwein</strong>, Beitrag zur Festschrift J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, 2005, S. 21 /<br />

24<br />

Verfügung. Auf die Eigentumsförderung besteht demgegenüber ein Rechtsanspruch: wer die<br />

Bedingungen erfüllt, erhält die Steuervergünstigung bzw. Zulage.<br />

Auf dieser Grundlage dehnten sich im ländlichen Bereich und im Umland der Städte die Einfamilienhausgebiete<br />

aus, eine Entwicklung, die bis heute ungebrochen ist. Ökologisch und<br />

auch hinsichtlich der Auswirkungen auf die Kernstädte ist dies kritisch zu sehen. Aber die<br />

jeweiligen Umland-Gemeinden sind zuständig für die Bauleitplanung. Deren Organe sind<br />

oftmals Teil eines Interessenkartells für die Ausweisung neuer Baugebiete und für die Schaffung<br />

entsprechender Infrastruktureinrichtungen: die örtlichen Eigentümer ehemals landwirtschaftlicher<br />

Flächen realisieren (zumindest einen Teil) der Grundrentensteigerung; das örtliche<br />

Gewerbe gewinnt mit Einwohnern aus eher zahlungskräftigen Schichten (zumindest Teile<br />

eines) zusätzlichen Nachfragepotentials, die Gemeinde gewinnt zusätzliche Steuerzahler. Die<br />

Kosten für Infrastrukturinvestitionen werden entweder im Rahmen zweckgebundener Finanzzuweisungen<br />

vom Land und Bund mit getragen, <strong>oder</strong> sie werden – zunehmende Praxis – im<br />

Rahmen städtebaulicher Verträge von den Investoren/Bauträgern übernommen. Die baulichen<br />

Wucherungen am Rande der Ballungsgebiete vollziehen sich weitgehend konfliktfrei und<br />

depolitisiert.<br />

VII Sozialer Mietwohnungsbau und große Siedlungen<br />

Der soziale Mietwohnungsbau, der auf die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen<br />

zugeschnitten war, aber auch für Einzeleigentümer innerstädtischer Baugrundstücke (z.B.<br />

kriegszerstörte Gebäude) attraktiv war, wurde im Laufe der 1960er Jahre das zentrale<br />

Finanzierungsinstrument auch für die Entwicklung der Trabantensiedlungen am Rande der<br />

großen Städte. <strong>Das</strong> Konzept des Siedlungsbaus der 1920er Jahre wurde wieder aufgegriffen,<br />

aber in den Dimensionen vervielfacht, Siedlungen in der Größenordnung von 25.000 bis zu<br />

100.000 Einwohner entstanden. Die Namen der neuen Stadtteile – München-Neuperlach,<br />

Köln-Chorweiler, Berlin-Märkisches Viertel – haben heute noch einen ambivalenten Klang.<br />

Die ursprünglichen Bewohner der Großsiedlungen haben vor ihrem Umzug meist bereits in<br />

der jeweiligen Stadt <strong>oder</strong> in deren nahem Umland gewohnt: oft in innenstadtnahen<br />

Altbauquartieren, unter sehr beengten, häufig auch hinsichtlich der Sanitärausstattung<br />

unzureichenden Verhältnissen. Mit Beginn der Innenstadtsanierung in vielen Großstädten in<br />

den 60er Jahren gehörten dann auch vermehrt ”Umsetzmieter” zur ersten<br />

Bewohnergeneration. Zuwanderer von außerhalb waren dagegen selten. Es waren also<br />

hauptsächlich die mittleren Schichten der jeweils ortsansässigen Bevölkerung, die in die<br />

Großsiedlungen umgezogen sind. Sie haben damit ihren Wohnungsversorgungsstandard<br />

hinsichtlich Wohnfläche und Ausstattung erhöht.<br />

Der Bevorzugung einer sozial relativ homogenen Bevölkerungsauswahl entspricht die<br />

Standardisierung der Wohnungen: mit dem sozialen <strong>Wohnungsbau</strong> und insbesondere mit<br />

Großsiedlungsprojekten bot sich für Architekten und <strong>Wohnungsbau</strong>gesellschaften die<br />

Chance, gemäß den im Fachdiskurs bereits entwickelten Kriterien und Vorstellungen vom<br />

”richtigen” Wohnen die Produktion für einen anonymen Markt nun rationell und in großem<br />

Maßstab zu planen und umzusetzen. Auch hierin wird die in den 1920er Jahren begonnene<br />

Entwicklung fortgesetzt und potenziert. Den Bewohnern sollten Wohnungen zur Verfügung<br />

gestellt werden, die m<strong>oder</strong>ne Ansprüche im Hinblick auf Größe, Grundrissgestaltung,<br />

technische Ausstattung und Hygiene erfüllen. Dabei galt Rationalisierung und<br />

Standardisierung der Bauproduktion und Normung von Bauteilen als wesentliches Moment,<br />

um im Rahmen der ökonomischen Restriktionen, denen der Massenwohnungsbau stets<br />

unterlag, die Wohnqualität zu optimieren. Wohnungen und Gebäude des sozialen<br />

<strong>Wohnungsbau</strong>s sind somit häufig als Kombination relativ weniger standardisierter Elemente

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