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Das Nürnberger Schwein oder: Wohnungsbau ... - Kunstlexikon Saar

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Fritz Schmoll gen. Eisenwerrth, <strong>Das</strong> <strong>Nürnberger</strong> <strong>Schwein</strong>, Beitrag zur Festschrift J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, 2005, S. 15 /<br />

24<br />

Im Prinzip muss eine staatliche Subvention die Differenz ausgleichen zwischen einer Rendite,<br />

die in der Gesamtwirtschaft mit Investitionen durchschnittlich erzielt wird, und der im spezifischen<br />

Sektor – hier: im sozialer <strong>Wohnungsbau</strong> – erzielbaren Rendite. Dabei ist es von großer<br />

Bedeutung, wie hoch die durchschnittlich erzielbare Rendite ist. Privates Kapital kann in<br />

jedem Sektor angelegt werden, Maßstab wird immer eine gesamtwirtschaftliche Rendite sein.<br />

Sozial gebundenes Kapital kann nicht in jedem beliebigen Sektor eingesetzt werden. <strong>Das</strong> Kapital<br />

der gemeinnützigen <strong>Wohnungsbau</strong>gesellschaften und Genossenschaften war sozial gebunden.<br />

Die von der Wohnungsreform-Bewegung entwickelten Grundsätze der Gemeinnützigkeit<br />

sehen vor, dass das Kapital<br />

��nur im <strong>Wohnungsbau</strong> eingesetzt wird<br />

��dass Überschüsse in den <strong>Wohnungsbau</strong> reinvestiert werden<br />

��dass die Rendite auf 4% begrenzt ist.<br />

Die Konzentration der Subventionen auf gemeinnützige Wohnungsunternehmen bedeutet,<br />

dass nur die Differenz zwischen dieser auf 4% begrenzten Renditeerwartung und der tatsächlich<br />

im sozialen <strong>Wohnungsbau</strong> erzielbaren subventioniert werden muss. Die Konzentration<br />

auf gemeinnützige Wohnungsunternehmen hat also dazu geführt, dass mit gleichen Mitteln<br />

mehr Wohnungen gefördert werden konnten, als bei einer Förderung privater Investoren möglich<br />

gewesen wäre.<br />

Die Neubauleistung von zwei bis zweieinhalb Millionen Wohnungen bedeutete, dass etwa<br />

14% der Menschen um 1930 in einer Neubauwohnung lebten. Die Belegungsdichte der Wohnungen<br />

sank, sowohl durch die Ausweitung des städtischen Wohnungsangebots, als auch<br />

durch Verbesserung der städtischen Verkehrsmittel, die nun erlaubten, auch vom Stadtrand<br />

<strong>oder</strong> aus dem Umland innerstädtische Arbeitsplätze zu erreichen. 30 Ein nicht unerheblicher<br />

Teil der städtischen Bevölkerung war also mit neuen Wohnungen versorgt. Dies war Ergebnis<br />

der ersten Phase des sozialen Miet- und Genossenschafts-<strong>Wohnungsbau</strong>s in Deutschland.<br />

Während der Wirtschaftskrise wurde 1930 zunächst die Hälfte, 1931 dann das gesamte Aufkommen<br />

der Hauszinssteuer in den allgemeinen Staatshaushalt gelenkt, <strong>Wohnungsbau</strong>kredite<br />

wurden nur noch aus den geringen Rückflüssen finanziert. <strong>Das</strong> war das Ende des sozialen<br />

<strong>Wohnungsbau</strong>s der Weimarer Republik: 1932 wurde nur noch etwa ein Viertel der Neubauleistung<br />

des Spitzenjahres 1929 erreicht.<br />

V Sozialer <strong>Wohnungsbau</strong>, gesellschaftliche M<strong>oder</strong>nisierung und<br />

rationalisierte Produktion<br />

Der soziale <strong>Wohnungsbau</strong> der Weimarer Republik war nicht nur und vielleicht nicht einmal<br />

in erster Linie Angelegenheit der Ökonomen. Die Neubauwohnung in der Neubausiedlung<br />

war ein städteplanerisches, architektonisches und sozialreformerisches Projekt von hohem<br />

Rang und großer, vor allem auch kommunalpolitischer Bedeutung. Gerade die architekturgeschichtlich<br />

bedeutsamen Beispiele, die sich in fast allen deutschen Großstädten finden, brechen<br />

radikal mit der Stadt des 19. Jhs.. Man denke etwa die Siedlungsbauten von Bruno Taut<br />

und Martin Wagner in Berlin <strong>oder</strong> von Ernst May in Frankfurt am Main. Wohl gab es vor<br />

1914 bereits vereinzelte Vorläufer wohnungsreformersicher Architektur, aber eine Breitenwirkung<br />

entfalteten sie nicht. Angesichts der berühmten Beispiele des m<strong>oder</strong>nen Siedlungsbaus<br />

der zwanziger Jahre darf aber nicht übersehen werden, dass es um Gestaltungsfragen<br />

heftige Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit und unter Architekten gab, insbesondere<br />

Kontroversen zwischen Traditionalisten und Verfechtern des Neuen Bauens. In dieser Debatte<br />

konnten sich zunächst die Funktionalisten als kulturelle Avantgarde etablieren. Die Gestaltung<br />

der Wohnungsgrundrisse war demgegenüber viel weniger kontrovers, auch Gebäude, die<br />

30 Ebenda mit weiteren Nachweisen

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