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Das Nürnberger Schwein oder: Wohnungsbau ... - Kunstlexikon Saar

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Fritz Schmoll gen. Eisenwerrth, <strong>Das</strong> <strong>Nürnberger</strong> <strong>Schwein</strong>, Beitrag zur Festschrift J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, 2005, S. 13 /<br />

24<br />

hinzudeuten – er ging im Kaiserreich wohl ein wenig zurück 25 . Bereits das aber ist bemerkenswert,<br />

denn die Jahre zwischen 1870 und 1910 sind zugleich der Zeitraum der größten<br />

Zunahme der städtischen Bevölkerung in der deutschen Geschichte überhaupt. 26<br />

Die Entwicklung zwischen 1871 und 1914 erfolgte allerdings nicht kontinuierlich sondern in<br />

konjunkturellen Schüben, insbesondere konzentrierte sich die Bautätigkeit auf die Gründerjahre<br />

1871 – 1873 und die Zeit zwischen 1895 und 1910, unterbrochen durch kleinere Krisen.<br />

Der <strong>Wohnungsbau</strong> ist ein Nachzügler der Konjunktur. Im Aufschwung werden für die steigende<br />

industrielle Produktion zunächst mehr Arbeitskräfte nachgefragt, es kommt zur Zuwanderung<br />

in die Städte, die Wohnungsnachfrage nimmt zu. Zugleich steigen die Gewinnaussichten<br />

in der Industrie, die Kapitalanlage in den <strong>Wohnungsbau</strong> erscheint demgegenüber zunächst<br />

weniger attraktiv, der <strong>Wohnungsbau</strong> kommt noch nicht in Schwung. Erst wenn die<br />

gestiegene Nachfrage sich in steigenden Mieten niederschlägt, entscheiden sich mehr Investoren<br />

für den <strong>Wohnungsbau</strong>. Zwischen Investitionsentscheidung und Fertigstellung der Wohnung,<br />

das heißt marktwirksamem Angebot vergehen mehrere Jahre – das ist heute nicht anders,<br />

als im 19. und 20. Jh.. Je nach Länge des Konjunkturzyklus ist dann bereits der Abschwung<br />

<strong>oder</strong> die Talsohle erreicht, die fertiggestellten Wohnungen werden nicht mehr alle zu<br />

den ursprünglich kalkulierten Mieten abgenommen, es kommt zu Insolvenzen, Zwangsversteigerungen<br />

und Unternehmenszusammenbrüchen in der Bau- und Wohnungswirtschaft.<br />

IV Staatliche <strong>Wohnungsbau</strong>förderung<br />

Der Ruf nach staatlicher Intervention zur Beseitigung der Wohnungsnot kam schon um 1870<br />

auf, es dauerte aber noch fast zwei Generationen und bedurfte der Umwälzungen während<br />

und nach dem ersten Weltkrieg, ehe eine <strong>Wohnungsbau</strong>förderung aus Mitteln des staatlichen<br />

Haushalts etabliert wurde. In der preußischen Bürokratie wurde schon seit 1891 an einem<br />

Entwurf zu einem Wohnungsgesetz gearbeitet, das erst 1918 verabschiedet wurde. Es sollen<br />

hier nicht die verschiedenen Argumentationsstränge mit den dahinter stehenden, teilweise<br />

divergierenden Interessenlagen nachgezeichnet werden, die die Verabschiedung des preußischen<br />

Wohnungsgesetzes so schwierig gemacht haben. 27 Ferner waren auf Reichsebene 1917<br />

ein Mieterschutzgesetz und 1918 ein Wohnungsmangelgesetz (zunächst nur zum Schutz der<br />

Familien von Kriegsteilnehmern) erlassen worden. Die staatliche Subvention des <strong>Wohnungsbau</strong>s<br />

war in diesen Gesetzen bzw. Gesetzentwürfen zunächst gar nicht enthalten. Sie wurde in<br />

das preußische Wohnungsgesetz erst 1918 aufgenommen und auf Reichsebene in einer Bundesratsverordnung<br />

über Baukostenzuschüsse geregelt. Es zeichnete sich nämlich im letzten<br />

Kriegsjahr immer deutlicher ab, dass die vorhandenen Wohnungen auch nicht annähernd ausreichen<br />

würden, um die heimkehrenden Soldaten und ihre Familien aufzunehmen, nachdem<br />

der <strong>Wohnungsbau</strong> im Jahrzehnt 1909 - 1918 nahezu zum Erliegen gekommen war. Der Plan<br />

einer Staatsanleihe im Umfang von 20 Mio Mark zur Finanzierung staatlicher <strong>Wohnungsbau</strong>kredite<br />

wurde allerdings im Kaiserreich nicht mehr umgesetzt. Die Weimarer Republik hat<br />

also den staatlich geförderten <strong>Wohnungsbau</strong> nicht erfunden, sondern wichtige Instrumente<br />

vom Kaiserreich geerbt.<br />

Mietpreisstop schützt kurzfristig diejenigen Haushalte, die eine Wohnung haben, vor explodierenden<br />

Mieten. Mittel- und langfristig setzt ein Mietenstop die Knappheitssignale außer<br />

Kraft, die von steigenden Mieten ausgehen und führt damit zu mehr Wohnungs- / Wohnflä-<br />

25<br />

So – mit Hinweis auf die problematische Quellenlage – von Saldern, Adelheid, Häuserleben, Bonn 1997, S.<br />

46 f<br />

26<br />

Im einzelnen vgl. Reulecke, Jürgen, Geschichte der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt a. M. 1985, S.<br />

68 ff<br />

27<br />

Dazu im einzelnen: Niethammer, Lutz, Ein langer Marsch durch die Institutionen; in: Niethammer (Hg) Woh-<br />

nen im Wandel, Wuppertal 1979, S. 363 ff

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