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Ausgabe 13 - NH Projektstadt

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PolisVision<br />

Inhalt || 1<br />

MAGAZIN FÜR STADTENTWICKLUNG, FLÄCHEN- UND IMMOBILIEN-MANAGEMENT<br />

ausgabe <strong>13</strong><br />

Juli 2012<br />

Bauen mit<br />

Blick in die<br />

Zukunft<br />

<strong>13</strong><br />

Projektentwicklung klima und energie Stadtentwicklung aktuelleS/newS<br />

Frankfurter Europaviertel:<br />

Wohnen ganz hoch oben<br />

Impulse für die energetische<br />

Stadtsanierung<br />

Viel mehr als nur ein<br />

schönes Schloss –<br />

Stadtsanierung Weilburg<br />

Das lorcher hilchenhaus –<br />

Juwel im UnESCO-<br />

Weltkulturerbe


2 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || EDItOral<br />

liebe leserinnen, liebe leser!<br />

Keiner der Tage als Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte /<br />

Wohnstadt war je langweilig! Mein persönliches Fazit einer mehr als zwanzigjährigen<br />

leitenden Tätigkeit als Geschäftsführer fällt angesichts meines Ruhestands durchweg<br />

positiv aus: In einem zunehmend schwierigeren und anspruchsvolleren Marktumfeld<br />

haben wir uns bestens behauptet. Wir waren stets innovativ, haben kontinuierlich bestehende<br />

Geschäftsfelder gestärkt und – orientiert an aktuellen Entwicklungen – neue aufgelegt.<br />

All dies, ohne die eigene Identität aufzugeben und die Kernaufgaben des Unternehmens<br />

außer Acht zu lassen.<br />

Vieles hat sich geändert: In der Vergangenheit gab es vom Standort weitgehend unabhängige<br />

Zyklen von Nachfrage und Angebot am Wohnungsmarkt. Inzwischen haben sich<br />

Mikromärkte gebildet. Es gibt Regionen mit nachhaltigem Wohnungsbedarf – in Frankfurt<br />

spricht man bereits wieder von „Wohnungsnot“. Im ländlichen Raum, insbesondere<br />

Nordhessen, werden hingegen bereits Wohnungen abgerissen. Die Binnenwanderung<br />

junger und gut ausgebildeter Menschen hin zu Orten, an denen qualifi zierte Arbeitsplätze<br />

angeboten werden, verstärkt neben der demografi schen Entwicklung den Trend.<br />

Als ich 1989 in das Unternehmen kam, wurde noch an jedem Standort in Hessen investiert<br />

und neu gebaut, sofern es Grundstücke, Landesbaudarlehen und die kommunale<br />

Mitfi nanzierung gab. Heute sind Expansion und Schrumpfung gleichzeitig Bestandteil<br />

unserer anspruchsvollen Unternehmenspolitik. Wir haben als Antwort auf diese Herausforderungen<br />

eine differenzierte Portfolio-Strategie entwickelt. Auf ihr fußen alle<br />

Maßnahmen unserer Tätigkeit – vom Neubau und Verkauf von Wohnungen bis zu den<br />

Investitionsentscheidungen für Modernisierung und Instandhaltung.<br />

Die Regional- und Stadtentwicklungspolitik hat sich gewandelt. Heute tragen es die<br />

verantwortlichen Kommunalpolitiker mit, schmerzliche Schrumpfungsprozesse innovativ<br />

zu begleiten. Ebenso werden Wachstumsprozesse, wie im Rhein-Main-Gebiet,<br />

verstärkt. Die Unternehmensgruppe verfügt aus ihrer langjährigen Tätigkeit in der Stadtentwicklung<br />

über das Know-how, unterschiedlichste Entwicklungen zu begleiten. Mit<br />

der Produktmarke <strong>NH</strong> ProjektStadt unterstreichen wir seit einigen Jahren mehr denn je<br />

unser Profi l als kompetenter Partner der Kommunen.<br />

Der Geschäftsführung im neuen Zuschnitt und den Mitarbeitern wünsche ich Erfolg,<br />

auch weiterhin selbstbewusst und mutig Herausforderungen in Angriff zu nehmen.<br />

Ihnen, liebe Leser, unseren zum Teil seit Jahrzehnten treuen Kunden und Geschäftspartnern,<br />

wünsche ich auch in Zukunft eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe<br />

in all den Bereichen, in denen auch in dieser neuen, umfangreichen<br />

<strong>Ausgabe</strong> der PolisVision berichtet wird!<br />

Herzliche Grüße zum Abschied,<br />

Ihr<br />

Bernhard Spiller<br />

leitender geschäftsführer der Unternehmensgruppe<br />

nassauische heimstätte/Wohnstadt i. r.<br />

04 Bauen mit Blick in die Zukunft 10 energetische Stadtsanierung 12 interview mit rainer Bomba<br />

<strong>13</strong> Fulda: energie einsparen 26 mit worten korbball spielen 28 Frischer wind in Frankfurt Höchst<br />

Inhalt<br />

editorial/inhalt 02 – 03<br />

Projektentwicklung 04 – 08<br />

Bauen mit Blick in die Zukunft<br />

Weltweit erstes Mehrparteienhaus im<br />

Effi zienz-plus-Standard 04 – 05<br />

Perspektiven im Frankfurter Wohnungsbau<br />

Interview mit Olaf Cunitz, Bürgermeister und<br />

Planungsdezernent der Stadt Frankfurt/Main 06<br />

Wohnen – ganz hoch oben<br />

Frankfurter Europaviertel:<br />

Wandel zum trendigen Stadtviertel 07<br />

Architektur und Standort sind die Erfolgsgaranten für<br />

„WestPark 1“, Interview mit Peter Klarmann,<br />

Leiter Projektentwicklung <strong>NH</strong> <strong>Projektstadt</strong> 08<br />

Riedberg: Neuer Stadtteil für 15.000 Einwohner<br />

Größtes städtebauliches Vorhaben seiner Art<br />

in Deutschland 09<br />

klima und energie 10 – 17<br />

Impulse für die energetische Stadtsanierung 10 – 11<br />

Neu: Kompetenzentrum Klima und Energie 11<br />

Energetische Stadtsanierung – energieeffi ziente Quartiersversorgung<br />

Interview mit Staatssekretär Rainer Bomba 12<br />

Energetische Stadtsanierung:<br />

Langen modernisiert sozialverträglich <strong>13</strong><br />

Die Strategie in Fulda: Energie sparen! <strong>13</strong><br />

Der Überwald punktet bürgernah<br />

Einer für alle – alle für einen:<br />

Bau- und Energieberatung macht fi t für die Zukunft 14 – 15<br />

Bischofsheim: Energiemanager im Solarquartier 15<br />

Ökosiedlung Plantation: Stadtquartier mit Zukunft<br />

Beratungskompetenz beim Klimaschutz in Friedrichsdorf 16 – 17<br />

Stadtentwicklung 18 – 30<br />

Östliches Spessartviertel: ein Stadtteil im Wandel<br />

Sanierung, Soziale Stadt – positive Resonanz nach <strong>13</strong> Jahren 18 – 19<br />

Viel mehr als nur ein schönes Schloss<br />

Nach 36 Jahren Stadtsanierung in Weilburg:<br />

Rundgang mit Bürgermeister Schick 20 – 23<br />

„Neue Mitte Bruchköbel“ –<br />

Bürger und Experten gestalten die City 24<br />

Bischofsheim: Bahn frei für neue Nutzung 25<br />

Inhalt || 3<br />

Teppichmuster auf dem Marktplatz<br />

Mit einer außergewöhnlichen Idee setzt<br />

Münchenbernsdorf Akzente 26 – 27<br />

Mit Worten Korbball spielen<br />

Bad Hersfeld spricht in seiner revitalisierten<br />

Industriebrache eine ganz besondere Sprache 28 – 29<br />

Frischer Wind umweht den Bolongaropalast 30 – 31<br />

Friedberg startet Anreizprogramm für die Altstadt 31<br />

Events und mehr im Nadelwerk<br />

Ichtershausen: Industriebrache soll multifunktionales Zentrum werden 32<br />

Hanau: Neuer Anstrich für die Innenstadt<br />

Private Investoren können loslegen – CKP macht‘s möglich 33<br />

wohnen 33<br />

Ehrenamt stärkt Alltag im Alter 33<br />

aktuelles/news 34 – 35<br />

Thonet-Werk – eine Erfolgsgeschichte mit Raum für Neues 34<br />

Das Lorcher Hilchenhaus – Juwel im UNESCO-Weltkulturerbe 35<br />

impressum 35


4 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || EDItOral<br />

Bauen mit Blick in die Zukunft<br />

Die neugefasste Richtlinie des Europäischen Parlaments sieht vor,<br />

dass alle Gebäude, die nach dem 31. Dezember 2020 errichtet<br />

werden, ihren Energiebedarf im Wesentlichen selbst erzeugen<br />

müssen. Die Nassauische Heimstätte sieht dieser Energiewende im<br />

Gebäudebereich bereits jetzt gut gerüstet entgegen. Denn: Die Unternehmensgruppe<br />

setzt schon heute auf energieeffi ziente und zukunftsorientierte<br />

Bauweisen. Im Frankfurter Stadtteil Riedberg errichtet das<br />

Wohnungsunternehmen ein Effi zienzhaus-plus-Standard mit 20 Zwei-<br />

bis Fünf-Zimmer-Wohnungen mit 1.600 Quadratmetern Gesamtwohnfl<br />

äche in vier Vollgeschossen und einem Dachgeschoss. Noch in diesem<br />

Herbst soll der Bau beginnen, die ersten Mieter könnten im Frühjahr<br />

2014 einziehen.<br />

Energieüberschuss lässt Elektroautos rollen<br />

Das Konzept, mehr Energie zu erzeugen, als die Bewohner für Wärme<br />

und Haushaltsstrom benötigen, ist in Einfamilienhäusern bereits<br />

erprobt. „Nach unseren Recherchen bauen wir aber weltweit das erste<br />

Mehrparteienhaus im Effi zienz-plus-Standard, das zudem auch noch einen<br />

Energieüberschuss erzeugt. Damit ist dieses ‚Aktivhaus‘ ein echtes<br />

Pionierprojekt“, betont Geschäftsführer Prof. Thomas Dilger. Der Ener-<br />

Nassauische Heimstätte plant weltweit erstes<br />

Mehrparteienhaus im Effi zienz-plus-Standard.<br />

Energieautark und CO -frei wohnen in Frankfurt-Riedberg.<br />

2<br />

gieüberschuss soll – so die Planung – auch gleich vor Ort Verwendung<br />

fi nden. Damit werden die Elektroautos und E-Bikes in der Tiefgarage<br />

des Gebäudes aufgeladen, die die Mieter gemeinsam nutzen werden.<br />

Die Menge, die hierfür zur Verfügung steht, reicht rein theoretisch, um<br />

zehn Elektromobile jeweils <strong>13</strong>.200 Kilometer im Jahr fahren zu lassen.<br />

Gesucht wird für die Verbindung von Plus-Energie-Bauweise und Elektromobilität<br />

zurzeit noch ein Partner für ein Car-Sharing-Modell.<br />

Energieautark und CO 2 -frei wohnen<br />

Das Gebäude in Riedberg ist als „Nur-Stromhaus“ konzipiert. „Wir verbrennen<br />

keine Energieträger, der Strom wird ausschließlich über die<br />

hauseigenen Photovoltaik-Module erzeugt. Damit versorgt sich das Gebäude<br />

nicht nur völlig autark mit Energie, sondern ist auch noch frei<br />

von jeglichen CO 2 -Emissionen“, erläutert Prof. Manfred Hegger. Der<br />

Architekt hat das Effi zienzhaus-plus-Standard mit seinem Kasseler Büro<br />

HHS Planer + Architekten AG entworfen. Beim Thema Energieeffi zienz<br />

ist er international anerkannt. Bereits zweimal hat er mit seinen<br />

Studenten an der TU Darmstadt den Solar Decathlon gewonnen, den<br />

renommierten Preis des amerikanischen Energieministeriums für energieautarkes<br />

Bauen.<br />

„<br />

Wir verbrennen keine Energieträger, der Strom wird<br />

ausschließlich über die hauseigenen Photovoltaik-<br />

Module erzeugt. Damit versorgt sich das Gebäude<br />

nicht nur völlig autark mit Energie, sondern ist auch<br />

“<br />

noch frei von jeglichen CO -Emissionen.<br />

2<br />

Test für den Baustandard der Zukunft<br />

Die Baukosten von rund 3,4 Millionen Euro liegen um etwa 25 Prozent<br />

über denen eines herkömmlichen, nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung<br />

errichteten Gebäudes. Die Nassauische Heimstätte<br />

hat daher Mittel des Landes Hessen zur sozialen Wohnraumförderung<br />

beantragt. Die Kommune erhält dafür Belegungsrechte für andere<br />

Wohnungen der Unternehmensgruppe im Stadtgebiet. Hinzu kommen<br />

PrOJEKtEntWICKlUng || 5<br />

weitere Fördermittel des Bundesbauministeriums für Modellhäuser, die<br />

den Energie-plus-Standard erfüllen, sowie aus dem KfW-Programm<br />

Energieeffi zient Bauen. Nach einer dreijährigen wissenschaftlichen<br />

Begleitung des Projekts soll klar sein, ob sich die Bauweise bewährt<br />

hat. Dann könnte sie in großem Stil den Wohnungsneubau revolutionieren<br />

… •


6 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || PrOJEKtEntWICKlUng<br />

interView mit olaF cunitZ, BÜrgermeiSter und PlanungSdeZernent der Stadt FrankFurt am main<br />

Perspektiven im<br />

Frankfurter Wohnungsbau<br />

Welche Perspektiven sehen Sie in der Zukunft für einen energieeffi<br />

zienten Frankfurter Wohnungsbau und welche Projekte<br />

haben in diesem Kontext für Sie Priorität?<br />

Beim Passivhausbau ist Frankfurt durch die Wohnungsbautätigkeit der<br />

stadteigenen Holding europaweit führend. Auch alle Neubauprojekte<br />

der Stadt Frankfurt oder städtischer Gesellschaften, also etwa Kitas,<br />

Schulen oder Verwaltungsgebäude, werden in der Regel im Passivhausstandard<br />

realisiert. Eine besondere Herausforderung stellt die Sanierung<br />

des Wohnungsbestands dar. Hier sind sowohl im privaten, wie<br />

auch im öffentlichen Bereich noch erhebliche Investitionen nötig, um<br />

zeitgemäße energetische Standards zu erreichen. Bei der anstehenden<br />

Umwandlung des bisherigen Universitätscampus in Bockenheim<br />

können wir zeigen, wie ein neues, in jeder Hinsicht nachhaltiges Stadtquartier,<br />

auch im Hinblick auf eine maximale Energieeffi zienz, im 21.<br />

Jahrhundert aussehen sollte.<br />

Frankfurt hat als eine der wenigen Städte in Hessen noch eine<br />

Wachstumsperspektive. Schon jetzt stößt der Wohnungsmarkt<br />

aber an seine Grenzen. Wo sehen Sie noch Entwicklungspotenzial<br />

für weiteren Wohnraum?<br />

An erster Stelle steht die Baulandbereitstellung, um keine Engpässe<br />

bei der Deckung der hohen Nachfrage nach Wohnbaufl ächen entstehen<br />

zu lassen. Dem folgt eine umfassende Wohnungsbauförderung,<br />

die Anreize schaffen muss, damit breite Bevölkerungs- und Einkommensschichten<br />

in Frankfurt mit Wohnraum versorgt werden, denn<br />

der Markt allein kann das in hochverdichteten Ballungsräumen nicht<br />

gewährleisten. Ein weiterer Schritt ist die Umwandlung von Bürofl<br />

ächen zu Wohnfl ächen. Bei einem Leerstand von rund 2 Millionen<br />

Quadratmetern auf dem Büromarkt in Frankfurt wird die Gewinnung<br />

von Wohnraum auch für die Immobilienbesitzer zunehmend attraktiv.<br />

Daneben müssen dort, wo es für das Stadtklima verträglich ist und die<br />

Wohnqualität der Nachbarschaft nicht unzumutbar beeinträchtigt wird,<br />

die Möglichkeiten zur Nachverdichtung im Bestand geprüft werden.<br />

Kann Frankfurt das Wachstum in seinen Stadtgrenzen alleine<br />

bewältigen oder braucht es eine abgestimmte Zusammenarbeit<br />

mit dem Umland? Wie kann die aussehen?<br />

Frankfurt am Main ist eine Stadt, die seit Jahren eine stetig wachsende<br />

Einwohnerzahl verzeichnet. Im Jahr 2030 sollen es 724.000 Einwohner<br />

sein, die in Frankfurt leben werden. Langfristig kann das nur bedeuten,<br />

dass voraussichtlich nicht der gesamte Flächenbedarf, der sich aus<br />

dem Wachstum für Frankfurt abzeichnet, auch in Frankfurt gedeckt<br />

werden kann. Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet müssen sich als<br />

eine Wachstumsregion begreifen und entsprechend danach handeln.<br />

Wir müssen mit den Umlandkommunen eine gemeinsame Flächenentwicklung<br />

betreiben, um zukunftsfähig zu bleiben. •<br />

Wohnen – ganz hoch oben<br />

55<br />

Frankfurter Europaviertel: Wandel zum trendigen Stadtviertel<br />

Direkt neben der Messe, auf dem ehemaligen Gelände des<br />

Frankfurter Hauptgüterbahnhofs entsteht seit einigen Jahren<br />

ein komplett neues Stadtviertel. Ein 19-geschossiges Wohnhochhaus<br />

– entwickelt von der Unternehmensgruppe Nassauische<br />

Heimstätte/Wohnstadt – wird das Gesicht des modernen Quartiers<br />

nachhaltig prägen.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Europapark liegt das 5.000 Quadratmeter<br />

große Grundstück. Hier ist ab 20<strong>13</strong> das Wohnhochhaus<br />

mit rund 25.000 Quadratmetern Wohn- und ca. 2.000 Quadratmetern<br />

Gewerbefl äche geplant. „WestPark 1“ lautet der Arbeitstitel<br />

des engagierten Projektes, eines der komplexesten Bauvorhaben<br />

der Unternehmensgeschichte. Bereits ab Anfang 20<strong>13</strong> dieses Jahres<br />

soll der Vertrieb für die rund 225 modernen Eigentumswohnungen<br />

beginnen.<br />

Ausdrucksvolle Formen sprechen eine markante<br />

Hochhaus-Sprache<br />

Den von der Stadt geforderten Architekten-Wettbewerb entschied<br />

das Frankfurter Architekturbüro Dietz Joppien für sich. Beeindruckende<br />

Formen zeichnen den Bau aus: Der langgezogene Baukörper<br />

ist in ein Gebäude mit sieben Geschossen und ein Hochhaus mit<br />

19 Geschossen gegliedert. Um die „Härte“ der 60 Meter hohen Fas-<br />

PrOJEKtEntWICKlUng || 7<br />

sade zu mildern, knickt diese am Übergang beider Gebäudeteile<br />

leicht ab. An der Südseite ist eine gestaffelte Fassade vorgesehen.<br />

Für Peter Klarmann, Projektverantwortlicher bei der <strong>NH</strong> ProjektStadt,<br />

ist ausschlaggebend, dass die moderne urbane Architektur nicht nur<br />

baurechtliche, sondern auch ökonomische Vorgaben berücksichtigt.<br />

55 – eine magische energetische Zahl<br />

Die Ausrichtung vieler Wohnungen und Balkone nach Süden unterstützt<br />

die ehrgeizigen Ziele der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt<br />

hinsichtlich der Energiebilanz. „Wir streben die Werte eines<br />

KfW-Effi zienzhauses 55 an“, erläutert Klarmann. So sieht der Entwurf<br />

vor, die Balkone in Teilbereichen zu einem Wintergarten zu erweitern.<br />

Somit kann mit der Sonneneinstrahlung auf der Südseite passiv solare<br />

Wärme gewonnen und genutzt werden.<br />

Der Charme des Wohnhochhauses wird neu entdeckt<br />

Mit der Rückkehr in die Städte erlebt das Wohnen im Hochhaus eine<br />

neue Beachtung. Ausschlaggebend ist dabei ein nutzerfreundliches<br />

Konzept. Neben einer hohen Wohnqualität und einer ausgezeichneten<br />

Verkehrsanbindung sind Orte der Begegnung unabdingbar. Daher sind<br />

für „WestPark 1“ zwei Lobbys als zentrale Plattformen für die Bewohner<br />

vorgesehen. Gewerbe soll den gesamten Gebäudekomplex beleben<br />

und damit maßgeblich die Attraktivität steigern. •


8 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || PrOJEKtEntWICKlUng<br />

interView mit Peter klarmann,<br />

leiter Projektentwicklung der<br />

nH ProjektStadt<br />

architektur und Standort sind die Erfolgsgaranten für „WestPark1“<br />

Peter Klarmann ist als Leiter der Projektentwicklung für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts<br />

„WestPark1“ verantwortlich. Er erklärt im Interview, warum es an der Zeit ist, den Gebäudetypus<br />

des Wohnhochhauses wiederzubeleben.<br />

Das Wohnen im Hochhaus galt lange Jahre als unattraktiv. Wie ist<br />

die Situation heute? Was macht das Bauvorhaben WestPark1 für<br />

Sie als Projektentwickler besonders interessant?<br />

Klarmann: Wohnhochhäuser hatten ihre Blütezeit in den 1960er und<br />

70er Jahren. Danach kam dieser Typus des Wohngebäudes in Verruf –<br />

aus heutiger Sicht leicht nachvollziehbar, wenn man sich die damals<br />

gängige Architektur und bauliche Umsetzung anschaut. Mit der Renaissance<br />

des urbanen Wohnens erlebt das Wohnhochhaus derzeit ein<br />

neues Interesse, sowohl auf Seite der Kommunen als auch bei den<br />

potenziellen Bewohnern. Für uns als Projektentwickler ist es an sich<br />

schon eine reizvolle Aufgabe, für diesen Gebäudetyp ein modernes<br />

und nutzerfreundliches Konzept zu entwickeln. Das gilt umso mehr,<br />

als wir mit dem Bauvorhaben „WestPark1“ das Gesicht eines neuen<br />

Stadtviertels maßgeblich prägen werden.<br />

Mit dem Wohnhochhaus im Europaviertel betritt die Unternehmensgruppe<br />

im wahrsten Sinne des Wortes Neuland. Wo liegen<br />

die Herausforderungen für die kommenden Monate?<br />

Klarmann: Im Hinblick auf die fi nanzielle Größenordnung und die Komplexität<br />

setzt das Bauvorhaben im Europaviertel neue Maßstäbe. Wir<br />

scheuen uns daher nicht, neben dem Architektenteam auf weiteres<br />

Know-how und Ressourcen von externen Experten zurückzugreifen,<br />

wie etwa einen erfahrenen Projektsteuerer oder eine Vertriebsunterstützung<br />

für unsere Kollegen im Haus. Die Herausforderung wird in den<br />

kommenden Wochen und Monaten darin bestehen, ein gut harmonierendes<br />

Team zu formen, das das Projekt WestPark1 innerhalb der<br />

vorgegebenen Zeit und unter Einhaltung des veranschlagten Budgets<br />

realisiert.<br />

Die Klientel, die sich für eine Eigentumswohnung im neuen<br />

Europaviertel interessiert, dürfte gehobene Vorstellungen vom<br />

Wohnen in der Stadt mitbringen. Kann die Unternehmensgruppe<br />

diese erfüllen?<br />

Klarmann: Das von uns geplante Wohnhochhaus unterscheidet sich<br />

deutlich von den Bauten früherer Zeiten. Die Wohnungszuschnitte sind<br />

so gewählt, dass bis auf wenige Ausnahmen alle zur sonnigen Südseite<br />

orientiert sind. Begrünte Flächen im und außerhalb des Gebäudes<br />

bilden ein Gegengewicht zum Volumen des Baukörpers. Übersichtlich<br />

gehaltene Flure und Treppenhäuser mit natürlichem Lichteinfall sowie<br />

Blick nach draußen auf die Europaallee sorgen für Leichtigkeit und<br />

Transparenz. Nicht zuletzt ist die Bautechnik heute so weit entwickelt,<br />

dass sich ein Wohnhochhaus mit hoher Qualität und vollem Komfort<br />

realisieren lässt.<br />

Wird die zentrale Lage zwischen Messegelände und Bankenviertel<br />

ausreichen, um die Anhänger des urbanen Lebensstils<br />

zu begeistern?<br />

Klarmann: Die zentrale Lage ist eine wichtige Voraussetzung, reicht<br />

aber allein nicht aus. In den kommenden Jahren wird es darauf ankommen,<br />

dem neuen Stadtviertel Leben und Flair einzuhauchen. Neben<br />

einer hohen Wohnqualität und ausgezeichneten Verkehrsanbindung<br />

gehören dazu auch Orte der Begegnung. Für WestPark1 sind vor diesem<br />

Hintergrund zwei Lobbys als zentrale Anlaufstelle für die Bewohner<br />

beider Gebäudeeinheiten vorgesehen. Auch die Gastronomie mit<br />

Blick in den Europapark und die Ladengalerie an der Nordseite werden<br />

für eine Belebung des Gebäudekomplexes sorgen. Beides zusammen,<br />

eine für den Gebäudetypus Maßstäbe setzende Architektur sowie der<br />

außergewöhnlich attraktive Standort, sind aus meiner Sicht die Erfolgsgaranten<br />

für das Projekt „WestPark1“. •<br />

riedberg: neuer Stadtteil für<br />

Ein urbaner Stadtteil mit viel grün und Blick auf den taunus,<br />

vielfältige Wohnkonzepte, dazu Schulen und Kitas –<br />

das entsteht am Frankfurter riedberg.<br />

PrOJEKtEntWICKlUng || 9<br />

Im Frankfurter Nordwesten entstehen 235 Miet- und Eigentumswohnungen. Das städtebauliche Konzept<br />

zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung zählt zu den größten Vorhaben dieser Art in Deutschland.<br />

Zusammen mit der HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH (HA-<br />

SEG) haben die Nassauische Heimstätte und die GWH Wohnungsgesellschaft<br />

mbH ein Gutachterverfahren zur Bebauung<br />

am Niederurseler Hang abgeschlossen. Das Projektmanagement für<br />

diese städtebauliche Entwicklungsmaßnahme im Auftrag der Stadt<br />

Frankfurt liegt in den Händen der HASEG. Das Frankfurter Büro Stefan<br />

Forster Architekten konnte sich mit seinem Entwurf für die Bauwerks-<br />

und Freianlagenplanung gegen vier Mitbewerber durchsetzen.<br />

Niederurseler Hang: 235 Wohnungen mit Blick auf<br />

Taunus und Skyline<br />

Mit 267 Hektar Bruttobauland ist der Riedberg eines der größten<br />

städtebaulichen Vorhaben Deutschlands. Mit Blick auf den Taunus im<br />

Norden und die Skyline im Süden wächst hier ein kompletter neuer<br />

Stadtteil für 15.000 Einwohner. In insgesamt sieben Quartieren werden<br />

Wohnprojekte in großer Vielfalt und mit hoher architektonischer Qualität<br />

errichtet. Derzeit leben hier bereits über 5.000 Menschen, ca. 1.000<br />

Wohneinheiten befi nden sich aktuell im Bau. Gemäß städtebaulichem<br />

Konzept entstehen auf 19.000 Quadratmetern Grundstücksfl äche nun<br />

zusätzlich 235 Miet- und Eigentumswohnungen mit einer Wohnfl äche<br />

von insgesamt 18.077 Quadratmetern.<br />

15.000 Einwohner<br />

Dabei wird die Nassauische Heimstätte auf ihrem mit 12.000 Quadratmetern<br />

deutlich größeren Baufeld den geförderten Mietwohnungsbau<br />

übernehmen. Etwa zwei Drittel der 162 Wohnungen werden nach den<br />

Förderrichtlinien des Landes Hessen sowie der Stadt Frankfurt am Main<br />

geplant. Das restliche Drittel nach Maßgabe des Frankfurter Programms<br />

für familien- und seniorengerechten Mietwohnungsbau. Die Gesamtwohnfl<br />

äche von 11.637 Quadratmetern verteilt sich auf 64 Zwei-Zimmer-Wohnungen,<br />

66 Drei-Zimmer-Wohnungen und 32 Vier- bis Fünf-<br />

Zimmer-Wohnungen, alle barrierefrei angelegt. Die GWH plant den Bau<br />

von sechs Stadtvillen mit 73 Eigentumswohnungen – Zwei- bis Fünf-<br />

Zimmer-Wohnungen mit insgesamt 6.440 Quadratmetern Wohnfl äche.<br />

Urbaner Stadtteil im Grünen<br />

Parallel werden soziale Einrichtungen wie Schulen und Kitas errichtet.<br />

Leitgedanken der Planung: qualitätsorientierter Städtebau, nachhaltige<br />

Siedlungsentwicklung, Vielfalt bei Architektur und Wohnkonzepten.<br />

Entstehen soll eine „Stadt der kurzen Wege“ mit guter Infrastruktur und<br />

hervorragender ÖPNV-Anbindung sowie mit zahlreichen Einkaufs- und<br />

Freizeitmöglichkeiten. Integraler Bestandteil des Konzepts sind zudem<br />

attraktive parkähnliche Grünfl ächen, die von den Bewohnern gemeinschaftlich<br />

genutzt werden sollen. •


10 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || KlIma UnD EnErgIE<br />

Impulse für die energetische<br />

Stadtsanierung<br />

Energieziel<br />

2050:<br />

nahezu klimaneutral<br />

Bis zum Jahr 2020 bzw. 2050 will die Bundesregierung ambitionierte Klimaschutz- und Effi zienzziele<br />

erreichen. Daher unterstützte sie bereits in der Vergangenheit diesbezügliche Investitionen<br />

im Gebäudebereich mit Fördermitteln. Neu hinzugekommen ist nun das umfassendere KfW-Förderprogramm<br />

„Energetische Stadtsanierung“, das insbesondere für die Wohnungswirtschaft interessant<br />

ist. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt betreut drei der fünf Pilotprojekte in Hessen – darunter zwei Wohnquartiere<br />

im eigenen Bestand.<br />

Erstmalig vorgestellt wurde das neue Förderprogramm mit Best-<br />

Practice-Beispielen am 26. April 2012 von Peter Ramsauer,<br />

Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, beim<br />

Kongress „Energetische Stadtsanierung und Denkmalschutz“ in Berlin.<br />

Die Bundesregierung stellt allein in diesem Jahr hierfür rund 700 Millionen<br />

Euro bereit.<br />

Die neue Förderung hat erstmals zum Ziel, energetische Veränderungen<br />

an Gebäuden und Infrastrukturen in Quartieren aufeinander abzustimmen.<br />

Dabei sollen weitere Gruppen – wie beispielsweise Investoren –<br />

in den Sanierungsprozess eingebunden werden. Im Fokus stehen<br />

sowohl kommunale Einrichtungen wie Schulen, Schwimmbäder oder<br />

Rathäuser, aber auch Immobilien mit Wohnungen und gewerblicher<br />

Nutzung werden energetisch überprüft. Mit einbezogen werden auch<br />

die öffentliche Infrastruktur sowie Wärme- und Energieversorgung. Be-<br />

sonderes Augenmerk gilt dem Verhalten der Nutzer. Ungewöhnlich ist,<br />

dass die Initiative nicht von der jeweiligen Kommune ausgehen muss,<br />

die bei der KfW den Förderantrag stellt. Auch kommunale Eigenbetriebe,<br />

Wohnungsgesellschaften, Eigentümer oder Eigentümer-Standortgemeinschaften<br />

können den Impuls geben und die Förderung nutzen.<br />

Ganzheitlicher Ansatz: das komplette Quartier im Blick<br />

Das neue KfW-Förderprogramm besteht aus zwei Bausteinen, die sich<br />

ergänzen. Im ersten Schritt wird ein Quartierskonzept entwickelt. In<br />

dieser Phase können Partner aus unterschiedlichen Bereichen ihre<br />

Ideen einbringen: Somit wird das Know-how von öffentlicher Verwaltung,<br />

Wohnungswirtschaft, Energieversorgern, Stadtwerken und Denkmalschutz-<br />

oder Straßenverkehrsbehörden gebündelt und effektiv genutzt.<br />

Weg von einzelnen Modernisierungsmaßnahmen – hin zu einem<br />

umfassenden, sinnvollen Konzept für größere Gebiete, so lautet das<br />

Motto. Aus diesen Synergien können beispielsweise Anforderungen für<br />

den Bau von Blockheizkraftwerken entstehen, die sowohl für Immobilienbestände<br />

der Wohnungswirtschaft als auch von Schulen, Kitas oder<br />

auch dem örtlichen Hallenbad genutzt werden.<br />

Im zweiten Schritt kann ein sogenannter Quartiersmanager die Maßnahme<br />

begleiten. Er stellt sicher, dass das Vorhaben entsprechend der<br />

Programm-Philosophie realisiert wird. Peter Ramsauer erklärte während<br />

des Berliner Kongresses: „Bei der energetischen Stadtsanierung<br />

betreten wir nun mit der Förderung von Sanierungsmanagern Neuland.<br />

Dieser Programm-Baustein ist mir besonders wichtig. Damit können<br />

wir alle Akteure vor Ort, insbesondere die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner, besser einbeziehen und unterstützen. Auch hier gilt: fördern<br />

und informieren.“<br />

Darüberhinaus können Kommunen und kommunale Unternehmen ein<br />

zinsgünstiges Darlehen erhalten, um damit die Wärme- und Wasserver-<br />

sowie -entsorgung zu optimieren.<br />

Neues Tool für die Wohnungswirtschaft<br />

„Das Förderprogramm ermöglicht die Synergie von Städtebau, Quartiersentwicklung<br />

und Wohnungswirtschaft. Es ist ganz besonders für<br />

größere Bestandshalter mit gleichartigen Beständen interessant. Sie<br />

können so ihre Investitionen mit Maßnahmen der Kommunen abstimmen,<br />

nachhaltig sichern und nicht zuletzt wirtschaftlicher umsetzen“,<br />

neue marke:<br />

komPetenZ-Zentrum klima und energie<br />

KlIma UnD EnErgIE || 11<br />

Neben den bereits bestehenden Kompetenzzentren „Bürgerhäuser“<br />

und „Wettbewerblicher Dialog“ initiiert die Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt das „Kompetenzzentrum Klima<br />

und Energie“. „Wir bündeln unsere umfangreiche Fachkenntnis in<br />

den Bereichen Stadtentwicklung und -sanierung, Städtebau, Klimaschutz<br />

sowie der energetischen Stadtsanierung“, erläutert Michael<br />

Schreier, Unternehmensbereichsleiter Stadtentwicklung <strong>NH</strong> Projekt-<br />

Stadt. „Mit unserem interdisziplinär ausgerichteten Spektrum an<br />

Dienstleistungen sind wir kompetenter Partner für Kommunen und<br />

die Wohnungswirtschaft. Neben der Akquisition von Fördermitteln<br />

erstellen wir integrierte Konzepte nach dem Handlungsleitfaden zur<br />

energetischen Stadterneuerung des Bundesministeriums für Verkehr,<br />

Bau und Stadtentwicklung sowie Klimaschutzkonzepte nach den<br />

Richtlinien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit. Die Umsetzung der Maßnahmen begleiten wir je<br />

nach Projektart durch einen Klimaschutz- bzw. Sanierungsmanager<br />

und führen in diesem Rahmen auch europaweite Wettbewerbsausschreibungen<br />

durch.“ Die Eintragung beim Deutschen Patent- und<br />

Markenamt (DPMA) ist bereits beantragt.<br />

erläutert Monika Fontaine-Kretschmer, Leiterin Fachbereich Stadtentwicklung<br />

Hessen der <strong>NH</strong> ProjektStadt. Das Programm ist somit bestens<br />

für private Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften, aber<br />

auch für kommunale Wohnungsunternehmen geeignet, die ihre Investitionsvorhaben<br />

zusammen mit der Stadt oder Gemeinde umsetzen.<br />

Wichtig dabei ist es, betroffene Mieter durch gezielte Ansprache frühzeitig<br />

in das Energiesparen einzubinden. So ist gewährleistet, dass der<br />

einzelne Nutzer das Vorhaben versteht und es von Anfang an mitträgt.<br />

Vorreiterin mit drei Pilotprojekten<br />

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt ist der<br />

größte Immobilienbestandshalter in Hessen. Sie ist bereits mit zwei<br />

Quartieren in Langen und Fulda (siehe Seite 15) in der Pilotphase, um<br />

Erfahrungen für den eigenen Wohnungsbestand zu sammeln.<br />

Insgesamt hat die <strong>NH</strong> ProjektStadt drei der fünf hessischen Standorte in<br />

der Antragsphase bearbeitet. Alle drei sind als Pilotprojekte des Bundes<br />

ausgewählt worden und werden während der einjährigen Pilotphase<br />

vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung begleitet.<br />

Mittlerweile liegen für diese Best-Practice-Beispiele positive Förderbescheide<br />

vor, so dass konkrete Maßnahmen in Kürze starten könnten. •<br />

<br />

Ihr ansprechpartner: michael Schreier, Unternehmensbereichsleitung<br />

Stadtentwicklung nh ProjektStadt, t. + +49 (0)69 6069-1471,<br />

F. +49 (0)69 6069-1446, michael.schreier@nh-projektstadt.de


interView mit StaatSSekretÄr rainer BomBa<br />

Energetische Stadtsanierung –<br />

Energieeffi ziente<br />

Quartiersversorgung<br />

Um die ambitionierten Klimaschutz- und Effi zienzziele bis 2020<br />

bzw. 2050 zu erreichen, setzt die Bundesregierung auf einen<br />

Instrumentenmix aus „Fördern und Informieren“. Wie sieht<br />

dieser aus?<br />

Im Gebäudebereich fördern wir durch ordnungsrechtliche Vorgaben,<br />

die sich am technisch Machbaren und wirtschaftlich Vertretbaren orientieren.<br />

Hier steht vor allem die Novellierung des Energieeinsparrechts<br />

(EnEG, EnEV) im Jahr 2012 im Vordergrund. Die Kabinettsbeschlüsse<br />

zum Energiekonzept und zur Energiewende sowie die Vorgaben der<br />

EU-Gebäuderichtlinie werden hiermit umgesetzt.<br />

Ergänzend hierzu fördern wir durch attraktive fi nanzielle Anreize Maßnahmen,<br />

die ein besseres energetisches Niveau erreichen, als es das<br />

Ordnungsrecht fordert. Das zentrale Instrument bilden hier die KfW-<br />

Förderprogramme zum energieeffi zienten Bauen und Sanieren im<br />

Rahmen des CO 2 -Gebäudesanierungsprogramms. Hierfür stellen wir in<br />

den Jahren 2012 bis 2014 jährlich 1,5 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen<br />

Energie- und Klimafonds zur Verfügung.<br />

Zugleich müssen wir Interessierte und Beteiligte durch eine breit angelegte<br />

Öffentlichkeitsarbeit umfassend informieren und integrieren –<br />

zum Beispiel durch Modellvorhaben, gute Beispiele oder auch Wettbewerbe.<br />

Denn ein erfolgreiches Instrumentarium muss kontinuierlich<br />

weiter gedacht und entwickelt werden. So haben wir beispielsweise<br />

Anfang dieses Jahres einen weiteren wichtigen Schritt in der Förderung<br />

mit unserem neuen KfW-Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung“<br />

unternommen. Hierfür stehen im Jahr 2012 rund 70 Millionen<br />

Euro zur Verfügung.<br />

Welchen Stellenwert hat insbesondere die energetische Stadtsanierung<br />

für die Regierung?<br />

Es wird zukünftig noch stärker darauf ankommen, den Sanierungsprozess<br />

über die Einzelgebäude hinaus auf eine breitere städtebauliche<br />

Basis zu stellen. Diesen quartiersbezogenen Ansatz haben wir in<br />

unserem neuen KfW-Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung“<br />

verankert. Hier werden im Quartier private Eigentümer und Vermieter<br />

intensiver in den energetischen Sanierungsprozess einbezogen.<br />

Zusätzliche Maßnahmen in Energieeffi zienz und Infrastruktur werden<br />

angestoßen. Auf diese Weise erhalten auch erneuerbare Energien breitere<br />

Einsatzmöglichkeiten in innerstädtischen Altbauquartieren. Über<br />

eine gemeinsame Wärmeversorgung können so zusätzliche Energieeinsparpotenziale<br />

für Private, Wohnungsunternehmen und Kommunen<br />

erschlossen werden.<br />

Bei der energetischen Stadtsanierung haben Sie Pilotprojekte aus<br />

allen 16 Bundesländern ins Auge gefasst. Wie viele Kommunen<br />

beteiligen sich in dieser Phase aktiv? Handelt es sich hierbei<br />

primär um Großstädte oder befi nden sich dabei auch Ober- und<br />

Mittelzentren?<br />

Die Pilotvorhaben spiegeln eine breite Varianz der in Deutschland bestehenden<br />

Stadt- und Gemeindestrukturen wider. Von der Metropole<br />

Berlin über Chemnitz (Oberzentrum), Fellbach (Mittelzentrum) bis zur<br />

Gemeinde Markt Zapfendorf sind alle Größenordnungen vertreten. •<br />

Energetische Stadtsanierung:<br />

langen modernisiert<br />

sozialverträglich<br />

Die energetische Sanierung von Wohngebäuden steht in langen ganz<br />

oben auf der kommunalpolitischen agenda.<br />

Die Strategie in Fulda:<br />

Energie einsparen!<br />

Fulda will – strategisch durchdacht – Energie einsparen! Daher bewirbt<br />

sich die Stadt in Kooperation mit der Unternehmensgruppe nassauische<br />

heimstätte/Wohnstadt um die Förderung zur Erstellung eines Konzeptes<br />

zur integrierten Quartiersentwicklung. Der antrag läuft unter dem KfW-<br />

Programm Energetische Stadtsanierung, das sich zum Ziel gesetzt hat,<br />

klimaschädliche CO 2 -Emissionen zu reduzieren.<br />

Beispielhaft für zahlreiche vergleichbare Standorte im Stadtgebiet<br />

wurde der Stadtteil Ziehers-Nord ausgewählt. Dabei handelt es sich<br />

um ein Wohnquartier, das in den 1950er und 1960er Jahren errichtet<br />

wurde. Es befi nden sich dort weiträumige öffentliche und kommunale<br />

Einrichtungen wie weiterführende Schulen und Berufsschulen. Diese<br />

Gebäude bieten hohes Potenzial, Energie einzusparen beziehungsweise<br />

effi zienter zu nutzen.<br />

Die Wohnstadt unterhält hier eigene umfangreiche zusammenhängende<br />

Mietwohnungsbestände. Einzelne dieser Liegenschaften<br />

wurden bereits energetisch saniert.<br />

Inhaltlich soll sich das Konzept an dem bereits erprobten Ansatz des<br />

Wettbewerbes „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf<br />

der Grundlage integrierter Stadtteilentwicklungskonzepte“ orientieren.<br />

Damit stehen folgende Aspekte im Fokus: Energieeffi zienz, wohnungswirtschaftliche<br />

Nachfrage, städtebauliche Stadtteilentwicklung, Partizipation,<br />

Finanzierung und Durchführung. Für die entstehenden Kosten<br />

ist jeweils ein 35-prozentiger Eigenanteil zu erbringen. •<br />

KlIma UnD EnErgIE || <strong>13</strong><br />

Das Quartier Südliche ringstraße in langen wird energetisch auf<br />

den neuesten Stand gebracht. Für insgesamt 22 Wohngebäude mit<br />

283 Wohneinheiten in unterschiedlichen Sanierungszuständen stellte<br />

die nassauische heimstätte einen antrag für das neue Förderprogramm<br />

der Bundesregierung (s. Seiten 10 – 11). Dieses ergänzt die bisherigen<br />

gebäudesanierungsprogramme und bezieht sich auf die Energiebilanz<br />

eines gesamten Quartiers.<br />

Bereits 2011 erstellte die Stadt Langen ein integriertes Klimaschutzkonzept.<br />

Schon dieses wies erhebliche Entwicklungspotenziale bei<br />

der energetischen Sanierung von Wohngebäuden auf. Durchschnittlich<br />

ließen sich bis zu 50 Prozent des Energieverbrauchs einsparen.<br />

Im Rahmen des Programms Energetische Stadtsanierung soll in der<br />

Ringstraße der Energieverbrauch entsprechend reduziert werden. Hier<br />

ist geplant, erneuerbare Energien einzusetzen und dadurch Einsparmöglichkeiten<br />

abzuschöpfen.<br />

Für die Verantwortlichen ist es besonders wichtig, die einzelnen<br />

Modernisierungsmaßnahmen sozialverträglich zu realisieren. Bei den<br />

Mietern handelt es sich schließlich vorwiegend um sozial schwächer<br />

gestellte Haushalte. Gerade deshalb hat es sich die Nassauische<br />

Heimstätte als Eigentümerin der Liegenschaften zum Ziel gesetzt,<br />

Maßnahmen zu entwickeln, um die Warmmiete möglichst konstant zu<br />

halten. Zusätzlich werden Mieter, Techniker und Hausbetreuer sensibilisiert,<br />

um noch weiter Energiekosten zu sparen. •<br />

<br />

Ihre ansprechpartnerin: monika Fontaine-Kretschmer, leiterin Fachbereich<br />

Stadtentwicklung hessen Unternehmensbereich Stadtentwicklung nh ProjektStadt,<br />

t. +49 (0)69 6069-1473, monika.fontaine@nh-projektstadt.de<br />

auf grundlage des Konzepts erwartet Ziehers-nord mit seinen Wohn- und<br />

öffentlichen gebäuden eine energetische Sanierung.


14 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || KlIma UnD EnErgIE<br />

Der Überwald punktet bürgernah<br />

Wald-Michelbach und Grasellenbach verfügen über viel Energie – und<br />

zwar über Einspar-Energie! Wie auch sonst in Hessen fallen hier rund<br />

40 Prozent des Endenergieverbrauchs auf die Gebäudeheizung. Mindestens<br />

die Hälfte davon könnte eingespart werden. Ein enormes<br />

Potenzial, das aber häufig nicht genutzt wird. Um dem Abhilfe zu<br />

schaffen, wurden die Kommunen zukunftsweisend aktiv: Die Diplom-<br />

Ingenieurin Claudia Fleske steht bei sämtlichen Fragen rund um das<br />

Thema Bauen und Energie den Bürgern zur Verfügung.<br />

Anziehungskraft stärken<br />

Die Gemeinden gehören – neben Abtsteinach – zur Region Überwald<br />

im UNESCO-Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald. Wald-Michelbach<br />

ist der zentrale Ort des Überwaldes, dessen gesamtes Gebiet circa<br />

18.000 Einwohner zählt. Die interkommunale Kooperation zur Bau-<br />

und Energieberatung ist Teil des Programms Aktive Kernbereiche Hessen.<br />

Für die Beratung und Antragstellung zeichnet die <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />

Einer für alle – alle für einen:<br />

Bau- und Energieberatung macht<br />

fit für die Zukunft<br />

verantwortlich. Ziel ist es, die Fördergebiete in ihrer Gesamtattraktivität<br />

zu stärken und aufzuwerten. Dabei zählt, dass für die nachhaltige<br />

Anziehungskraft eines Ortes nicht nur das äußere Erscheinungsbild<br />

ausschlaggebend ist. Ebenso bedeutend ist die Frage, inwieweit die<br />

privaten Wohn- und Geschäftshäuser zeitgemäß und nachfrageorientiert<br />

nutzbar sind.<br />

Energiesparen für jedermann<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, richteten die beiden Orte 2010 eine<br />

bürgernahe Bau- und Energieberatung ein. Sie folgten damit dem<br />

nachdrücklichen Wunsch der Bevölkerung. Der Service umfasst das<br />

beratende Gespräch mit den Bürgern, die Öffentlichkeitsarbeit, den<br />

Netzwerkaufbau sowie die unterschiedlichsten Aktionen und Events.<br />

An festen Terminen ist die Expertin in einem Büro vor Ort und unterstützt<br />

aktiv die fast ausschließlich privaten Eigentümer. Sie erklärt<br />

ihnen, wie sie ihre Wohnungen und Häuser energetisch optimieren<br />

und sanieren können. Die klassischen Energiethemen wie Wärmedämmung,<br />

effiziente Heiztechnik und Stromnutzung, richtiges Heizen<br />

und Lüften, aber auch das Beantragen von Fördermitteln werden<br />

erarbeitet. Bauliche Fragen stehen ebenso auf dem Programm. Der<br />

Schwerpunkt liegt auf Informationen, wie man denkmalgeschützt,<br />

barrierefrei oder seniorengerecht umbaut. Dies gilt insbesondere vor<br />

dem Hintergrund des demografischen Wandels. Dieser zeigt bereits<br />

heute signifikante Veränderungen hinsichtlich des Bedarfs. So werden<br />

beispielsweise zunehmend Kleinwohnungen für unterschiedliche Zielgruppen<br />

nachgefragt.<br />

Investitions-Anreize schaffen<br />

Auch zahlreiche Events und Aktionen sensibilisieren die Bürger zum<br />

Thema Bauen und Energie: Fachvorträge, Schulprojekte, Kinder-Aktionstage,<br />

Stromspar-Kampagnen, Netzwerktreffen, ein Gassenmarkt<br />

und Wanderausstellungen begleiten das Projekt.<br />

Die Beratungstätigkeit ergänzt die Arbeit des Kernbereichsmanagements<br />

der <strong>NH</strong> ProjektStadt. Insgesamt ist bereits jetzt eine positive<br />

Bilanz zu ziehen: So fanden im Jahr 2011 schon 171 Bürgerberatungen<br />

mit 368 unterschiedlichen Themen statt. Die gesamten<br />

Maßnahmen tragen dazu bei, Hemmschwellen zu überwinden und<br />

die Eigentümer als Investoren zu gewinnen. Es werden Anregungen<br />

gegeben und Anreize geschaffen, das eigene Haus fit für die Zukunft<br />

zu machen – und dadurch die Attraktivität einer ganzen Region nachhaltig<br />

zu stärken. •<br />

<br />

Ihr ansprechpartner: Felix lüter, Projektleiter Integrierte Stadtentwicklung,<br />

nh ProjektStadt, t. +49 (0)69 6069-1280, Felix.lueter@nh-projektstadt.de<br />

Mit Fördermitteln aus dem Sonderprogramm HEGISS und einem politischen<br />

Beschluss der lokalen Verantwortlichen machte sich das<br />

Quartiersmanagement im Solarquartier „Am Alten Gerauer Weg“ in<br />

Bischofsheim ans Werk. Unterstützt von Energie-Experten galt es, ein<br />

Informations- und Beratungsangebot für die Bewohner ins Leben zu<br />

rufen. Denn: Steigende Kosten für Strom und Heizung sind mittlerweile<br />

ein enormer Kostenfaktor – diese Nebenkosten belasten nicht nur einkommensschwache<br />

Haushalte.<br />

Ein zentrales Ziel der Aktivitäten: Die Mieter im Viertel sollten informiert<br />

werden, wie man bis zu 40 Prozent Energie- und somit auch<br />

Nebenkosten sparen kann. Dass dies schon mit kleinen Verhaltensänderungen<br />

möglich ist und dadurch auch die Lebensqualität erhöht<br />

wird, war für viele eine ganz neue Erkenntnis.<br />

Gleichzeitig sollte privates Kapital aktiviert werden: Die Besitzer von<br />

Ein- und Zweifamilienhäusern wurden ebenfalls intensiv beraten. Welche<br />

energetischen Modernisierungen sind machbar und sinnvoll? Um<br />

wie viel senke ich meinen Energieverbrauch dadurch? Wie sehr wird<br />

mein Wohnkomfort erhöht? Welche Förderungen kann ich erwarten?<br />

Auch mit Wohnungsbaugesellschaften und Wohneigentumgemeinschaften<br />

wurden die nötigen Szenarien durchgespielt.<br />

Bereits im ersten Jahr, 2011, wurde bei 23 konkreten Projekten beraten,<br />

11 Sanierungsmaßnahmen wurden auf den Weg gebracht, ein<br />

KlIma UnD EnErgIE || 15<br />

Im rahmen der Beratung lernt jeder seinen Energieverbrauch gezielt im auge zu behalten.<br />

Die heizkosten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen – Kontrolle ist daher angesagt!<br />

Bischofsheim: Energiemanager im Solarquartier<br />

Quartiersenergiemanager wurde eingestellt. Ferner wurde eine Gebäudetypologisierung<br />

für alle Wohngebäude im betreffenden Stadtteil<br />

erstellt. Somit stehen für die energetische Sanierung zukünftig wichtige<br />

Fakten zur Verfügung •<br />

Struktur des Energieverbrauchs der privaten Haushalte<br />

nach eingesetzten Energieträgern<br />

Sonstige 2) 7 %<br />

Fernwärme 4 %<br />

Strom <strong>13</strong> %<br />

Erdgas 25 %<br />

Heizöl 1) 17 % Kraftstoffe 33 %<br />

(PKW und Zweiräder)<br />

<br />

Ihr ansprechpartner: Felix lüter, Projektleiter Integrierte Stadtentwicklung,<br />

nh ProjektStadt, t. +49 (0)69 6069-1280, Felix.lueter@nh-projektstadt.de


16 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || KlIma UnD EnErgIE<br />

Ökosiedlung Plantation:<br />

Stadtquartier mit Zukunft<br />

Beratungskompetenz beim Klimaschutz in Friedrichsdorf<br />

Auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern plant Friedrichsdorf<br />

eine klimagerechte Ökosiedlung: ein attraktives, zukunftsorientiertes<br />

Quartier. Nach Plan wird es in architektonischer, städtebaulicher,<br />

soziokultureller und ökologischer Hinsicht in der Region<br />

Frankfurt-Rhein-Main eine herausragende Position einnehmen.<br />

Das Areal befindet sich zwischen Plantation und Peterweiler Holzweg.<br />

Gezielt soll ein breites Angebot an ökologisch gerechten Wohnungen<br />

und Haustypen die Ansprüche von Familien und Senioren gleichermaßen<br />

bedienen und so Verbindung schaffen. Insgesamt sind rund<br />

250 Wohneinheiten auf dem Gelände vorgesehen. Damit reagiert die<br />

Stadt auf die hohe Nachfrage nach Wohnraum sowie auf den demografischen<br />

Wandel. Ein besonderer Schwerpunkt liegt darin, sämtliche<br />

Aspekte des städtebaulichen Klimaschutzes fundiert und ausgewogen<br />

in die Entwicklung mit einzubeziehen.<br />

Kommission setzt Ziele<br />

Bereits im Herbst 2011 richtete der Magistrat eine Kommission ein,<br />

die bei der Vorbereitung und der Durchführung des Vergabeverfahrens<br />

berät. Sie hatte zur Aufgabe, Ziele und Kriterien für die Planung<br />

und den Bau der Ökosiedlung zu erarbeiten und final zu formulieren.<br />

Mitglieder waren unter anderem der Bürgermeister sowie Vertreter<br />

der Fraktionen und der Stadtverwaltung. Aber auch Bürger, zahlreiche<br />

Vertreter von Vereinen und Verbänden, der Senioren- und der Ausländerbeirat<br />

sowie der NABU Friedrichsdorf brachten sich aktiv ein. In der<br />

Kommission ging es vorrangig um häufig gestellte Fragen: Was ist eine<br />

Ökosiedlung? Welche Wohnformen sollten und werden letztendlich<br />

dort zu finden sein? Welche rechtlichen Vorgaben müssen eingehalten<br />

werden? Bevor das eigentliche Planungsverfahren beginnen kann, sind<br />

diese Ergebnisse in einer Bewertungsmatrix zu definieren.<br />

Passendes areal: am grünen Stadtrand Friedrichsdorfs liegt das<br />

gebiet für die zukünftige Ökosiedlung.<br />

Externe Experten unterstützen<br />

Die <strong>NH</strong> ProjektStadt übernahm die fachliche Beratung in allen Belangen<br />

der energetischen und integrierten Stadtentwicklung sowie die<br />

Moderation der Kommission. Sie begleitete die dreimonatige intensive<br />

Arbeit und moderierte an sechs Terminen. Experten lieferten mit<br />

mehreren Impulsvorträgen zu ausgewählten Themen den Kommissionsmitgliedern<br />

zusätzlichen fachlichen Background. Im Fokus standen:<br />

nachhaltige Stadtentwicklung, Klimaschutz und Energieeffizienz im<br />

Bauwesen, Verfahrensmöglichkeiten und juristische Rahmenbedingungen.<br />

Auf dieser Grundlage wurden unterschiedliche Qualitätsbereiche<br />

konzipiert – untergliedert in eine planerisch-funktionale, eine<br />

ökologische, eine soziokulturell funktionale, eine ökonomische und in<br />

eine Prozess-Qualität. Für jeden dieser Qualitätsbereiche wurden spezifische<br />

Ziele formuliert.<br />

Besonders im Fokus: ökologische Ziele<br />

Zu den ökologischen Zielen gehört es beispielsweise, möglichst wenig<br />

Flächen zu versiegeln, Regenwasser optimal zu nutzen und den Bedarf<br />

an Heizenergie zu minimieren. Auch wird der Einsatz regenerativer<br />

Energie angestrebt. „Es sollen Maßnahmen umgesetzt werden, die den<br />

Klimaschutz in vielerlei Hinsicht aktiv befördern“, führt Marion Schmitz-<br />

Stadtfeld von der <strong>NH</strong> ProjektStadt aus. „Denn: Klimaschutz ist ein wichtiger<br />

Baustein unserer Beratungskompetenz als Stadtentwickler.“<br />

KlIma UnD EnErgIE || 17<br />

„ Es sollen Maßnahmen umgesetzt werden, die<br />

den Klimaschutz in vielerlei Hinsicht aktiv<br />

befördern. Denn: Klimaschutz ist ein wichtiger<br />

Baustein unserer Beratungskompetenz als<br />

Stadtentwickler.<br />

“marion Schmitz-Stadtfeld,<br />

nh ProjektStadt<br />

Mehr für die Menschen tun: soziokulturelle Ziele<br />

Angestrebt sind Wohnmodelle für unterschiedliche Alters-, Einkommens-<br />

und soziale Gruppen, die eine solidarische Nachbarschaft fördern.<br />

Geplant sind Mehrgenerationen-Wohnen und Wohnen für Singles,<br />

Alleinerziehende und Pflegebedürftige. Der öffentliche Raum wird sich<br />

dadurch auszeichnen, dass er barrierefrei, einsehbar, beleuchtet und<br />

begrünt ist. Vorgesehen ist ferner eine Kinderbetreuung, die den Bedarf<br />

des Quartiers sowie des Einzugsgebietes deckt.<br />

Private Partner<br />

Abschließend hat die Kommission im Konsens eine Empfehlung an den<br />

Magistrat gegeben. Wenn die Beratungen im Magistrat abgeschlossen<br />

sind und die Stadtverordnetenversammlung zustimmt, möchte die<br />

Stadt über ein Vergabeverfahren private Partner und Investoren für das<br />

Projekt interessieren und gewinnen. Geplant ist, dass diese dann die<br />

Ökosiedlung realisieren und die öffentlichen Bauaufträge für die Stadt<br />

umsetzen. •<br />

<br />

Ihre ansprechpartnerin: marion Schmitz-Stadtfeld, leiterin Fachbereich<br />

Integrierte Stadt- und gewerbeflächenentwicklung nh ProjektStadt,<br />

t. + 49 (0) 69 60 69 11 42, marion.schmitz-stadtfeld@nh-projektstadt.de


18 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

Östliches Spessartviertel:<br />

ein Stadtteil im Wandel<br />

Stabilisierung der Wohnanlage Rosenpark in Dietzenbach nach <strong>13</strong> Jahren abgeschlossen.<br />

Prämiertes Projekt im Förderprogramm „Soziale Stadt“ stärkt nachhaltig die Nachbarschaftsstrukturen.<br />

Nassauische Heimstätte zieht positive Bilanz.<br />

Vorher nachher<br />

Vor Jahren: ramponiert! Die unschöne Briefkastenanlage … … ist heute sauber und gepflegt!<br />

Defekte Klingeln, eine ramponierte Briefkastenanlage, dunkle<br />

Flure, kaputte Aufzüge sowie eine unansehnliche und verwahrloste<br />

Außenanlage: Dieses Bild prägte lange Zeit das<br />

Quartier „Östliches Spessartviertel“ mit seiner Wohnanlage Rosenpark.<br />

Doch in den letzten <strong>13</strong> Jahren hat sich am ehemaligen Starkenburgring<br />

viel bewegt.<br />

1997 beauftragte die Kreisstadt Dietzenbach die Nassauische Heimstätte<br />

mit der Sanierung des Stadtteils. Die Unternehmensgruppe übernahm<br />

dabei Projektleitung und Quartiersmanagement. Die Modernisierung<br />

startete im Rahmen des Hessischen Landesbauprogramms<br />

„Einfache Stadterneuerung“. 1999 wurde das östliche Spessartviertel<br />

dann als einer der ersten Standorte in Hessen in das Förderprogramm<br />

„Soziale Stadt“ aufgenommen.<br />

Sanierung mit Hindernissen<br />

Die geplanten Maßnahmen stellten das Team allerdings vor große<br />

Herausforderungen: Schließlich ist die Siedlung stark verdichtet. In den<br />

Vorher nachher<br />

fünf neun- bis siebzehngeschossigen Hochhäusern im „Rosenpark“<br />

leben rund 3.300 Menschen – davon ca. 1.000 Kinder und Jugendliche –<br />

in 1.019 Wohnungen. Ein erheblicher Anteil der Familien lebt durchaus<br />

beengt. Zudem zeichnet sich der multikulturell geprägte Stadtteil durch<br />

eine besondere Bevölkerungsstruktur aus: 96 Prozent der Bewohner<br />

haben einen Migrationshintergrund. Über 80 unterschiedliche Nationen<br />

sind hier vertreten. Zahlreiche Menschen aus dem Wohngebiet<br />

sind bei ihrem Lebensunterhalt auf fi nanzielle Hilfe öffentlicher Stellen<br />

angewiesen.<br />

Parallel zur Mieterstruktur sah sich die Nassauische Heimstätte schwierigen<br />

Eigentümerverhältnissen gegenüber: Über die insgesamt 1.019<br />

Wohnungen verfügen derzeit noch etwas mehr als 600 Eigentümer<br />

mit teilweise äußerst unterschiedlichen Vorstellungen. Das Projekt<br />

erwies sich daher als sehr mühsam – galt es doch, die zahlreichen<br />

unterschiedlichen Interessen miteinander zu vereinen. Um diese Aufgabe<br />

zu bewerkstelligen und auf das Geschehen direkten Einfl uss nehmen<br />

zu können, gründeten Kreisstadt Dietzenbach und Nassauische<br />

Schließlich ist die Siedlung stark verdichtet.<br />

In den fünf neun- bis siebzehngeschossigen<br />

hochhäusern im „rosenpark“ leben rund<br />

3.300 menschen – davon ca. 1.000 Kinder<br />

und Jugendliche – in 1.019 Wohnungen.<br />

nicht nur in den häusern hat sich etwas getan –<br />

auch die außenanlagen können sich jetzt sehen lassen!<br />

Ein großer Erfolg war das Buchprojekt „Wir wollen, dass ihr uns zuhört!“ (v.l.n.r.):<br />

autor tijani Errais, Jan thielmann, Projektleiter im Fachbereich Integrierte Stadt- und gewerbeflächenentwicklung<br />

der nh ProjektStadt, und autor Samir amyay.<br />

Heimstätte im Jahre 2000 die Wohnungsgesellschaft Dietzenbach mbH<br />

und erwarben rund 90 Wohnungen in der Wohnanlage. Auf dieser Basis<br />

konnte die Arbeit dann richtig beginnen …<br />

Vielfältige Maßnahmen für ein neues Image<br />

Gleich zu Beginn wurden die Briefkasten- und Klingelschilder erneuert,<br />

Aufzüge saniert, Treppenhäuser und Flure renoviert. Für mehr Sicherheit<br />

in den Hochhäusern sorgte ein Video-Überwachungssystem<br />

und ein Concierge-Dienst in Kooperation mit Pro Arbeit, Kreis Offenbach.<br />

Auch die Neugestaltung der Außenanlagen stand auf der langen<br />

Liste der Maßnahmen, die in den letzten <strong>13</strong> Jahren abgearbeitet<br />

wurde. Baulich hat sich viel verändert: 80 Prozent dessen, was die<br />

Nassauische Heimstätte als Konzeption 1998 erarbeitet hat, ist – trotz<br />

aller Widrigkeiten – bis heute in die Tat umgesetzt worden! In den vergangenen<br />

Jahren fl ossen circa 2,2 Millionen Euro von Bund und Land in<br />

die Sanierungsmaßnahmen. Etwa 1,3 Millionen Euro steuerte die Stadt<br />

bei. Auch die Eigentümer der Wohnungen am Rosenpark beteiligten<br />

sich an den Kosten: Bei den Modernisierungsmaßnahmen in und an<br />

den Gebäuden mussten sie etwa 70 Prozent an Eigenmitteln aufbringen<br />

– insgesamt ca. drei Millionen Euro.<br />

Über 50 Einzelprojekte für ein starkes Miteinander<br />

Parallel zu den baulichen Veränderungen lag der Schwerpunkt des<br />

Konzepts darauf, soziale Strukturen in der Wohnsiedlung aufzubauen.<br />

Ein wesentlicher Baustein war – und ist – dabei die Aktivierung sowohl<br />

der Eigentümer als auch der Bewohner. Bislang herrschte hier<br />

große Anonymität, die durch diverse Bürgerbeteiligungsprojekte, das<br />

Stadtteil-Büro, den Stadtteil-Treff sowie über zahlreiche Projekte an<br />

weiteren Stellen aufgebrochen werden konnte.<br />

Ob im neuen Bildungshaus oder bei Festen draußen:<br />

Im Spessartviertel wird soziales miteinander großgeschrieben!<br />

StaDtEntWICKlUng || 19<br />

So beispielsweise durch das Projekt „Wir bewegen uns“, das mit Fokus<br />

auf Sport und Gesundheit im Jahre 2008 startete. Diese Initiative sollte<br />

die Bewohner gezielt in Integrations- und Bildungsprozesse einbinden.<br />

Das „Boxprojekt Dietzenbach“, das folgte und der Gewaltprävention<br />

dient, hatte ebenfalls das Ziel, die Lebenssituation der Jugendlichen<br />

aus dem Wohngebiet nachhaltig zu verbessern. Auch das kürzlich eröffnete<br />

Bildungshaus, das vielfältige Angebote für Bildung, Begegnung<br />

und Kultur unter einem Dach vereint, entstand als Bestandteil des Programms<br />

„Soziale Stadt“. Die Ergebnisse zeigen Außenwirkung und bestätigen<br />

das Konzept: Für die Initiative „Wir bewegen uns“ mit mehr<br />

als 50 Einzelprojekten in den Bereichen Sport, Bewegung, Ernährung<br />

und Gesundheit wurden die Kreisstadt Dietzenbach und die Nassauische<br />

Heimstätte im vergangenen Jahr schon zum zweiten Mal mit<br />

dem Preis „Soziale Stadt“ ausgezeichnet. Zusätzlich gehörten sie 2011<br />

zu den Preisträgern des Hessischen Integrationspreises.<br />

Mit dem Ende des Programms „Soziale Stadt“ gehen die Aktivitäten<br />

der nun mittlerweile entstanden <strong>NH</strong> <strong>Projektstadt</strong> als Marke der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt im östlichen<br />

Spessartviertel zu Ende. Die Anteile an der Wohnungsgesellschaft<br />

Dietzenbach wird die Unternehmensgruppe allerdings vorerst behalten.<br />

Damit steht sie auch weiterhin als Dienstleister zur Verfügung. •<br />

<br />

Ihre ansprechpartnerin: marion Schmitz-Stadtfeld, leiterin Fachbereich<br />

Integrierte Stadt- und gewerbeflächenentwicklung nh ProjektStadt,<br />

t. +49 (0)69 6069-1142, marion.schmitz-stadtfeld@nh-projektstadt.de


20 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || EDItOral<br />

Viel mehr<br />

als nur ein<br />

schönes<br />

Schloss<br />

Als eine der ersten Kommunen hat Weilburg an der Lahn im Rahmen<br />

der Städtebauförderung eine Stadtsanierung komplett abgeschlossen:<br />

In 36 Jahren wurden dort rund 23 Millionen Euro<br />

an öffentlichen Geldern sowie ein Vielfaches an privaten Mitteln investiert,<br />

150 Wohnungen und 50 gewerbliche Objekte nach wirtschaftlichen<br />

und demografischen Kriterien instand gesetzt und ein attraktives<br />

Stadtbild geschaffen. Zeit für einen Rundgang mit Rückblick, sagten<br />

sich Bürgermeister Hans-Peter Schick und Ruth Kugelstadt-Braun, die<br />

für das Sanierungsbüro vor Ort verantwortliche Projektleiterin der <strong>NH</strong><br />

<strong>Projektstadt</strong>. „Ohne die Sanierung hätten wir ein Schloss – sonst aber<br />

nichts“, erklärt Weilburgs Bürgermeister Hans-Peter Schick. „Wenn die<br />

Altstadt heute lebenswert ist, dann dank einer umfassenden und behutsamen<br />

Sanierung im Lauf von über drei Jahrzehnten.“ Schließlich<br />

ist schon die Silhouette der 14.000-Einwohner-Stadt Weilburg etwas<br />

Besonderes: Altstadt, Schloss, Schlossgärten sowie Terrassen und deren<br />

Stützmauern liegen auf einem von der Lahn umflossenen Bergkegel.<br />

Eine vielfältige Dachlandschaft vermittelt schon aus der Ferne ein<br />

stimmungsvolles Bild. Die Altstadt lockt Einheimische und Touristen<br />

mit ihren verwinkelten Gassen, die allesamt hinauf zu Marktplatz und<br />

Schloss führen.<br />

Mit Weitblick haben die Verantwortlichen der „Perle an der Lahn“ sich<br />

früh mit den Herausforderungen der Zukunft auseinandergesetzt. Für<br />

Bürgermeister Schick gehört das 36-Jahres-Projekt zu den wichtigsten<br />

Aktivitäten in der neueren Entwicklung Weilburgs.<br />

Ein finaler rundgang mit einem für alle Seiten zufriedenstellenden Fazit:<br />

Bürgermeister hans-Peter Schick und ruth Kugelstadt-Braun, Projektleiterin Stadtentwicklung nh ProjektStadt, Sanierungsbüro<br />

StaDtEntWICKlUng || 21<br />

„ Ohne die Sanierung hätten wir ein Schloss – sonst aber nichts.<br />

Wenn die Altstadt heute lebenswert ist, dann dank einer<br />

umfassenden und behutsamen Sanierung im Lauf von über<br />

“<br />

drei Jahrzehnten. hans-Peter Schick, Bürgermeister Weilburg<br />

Ein beeindruckendes Panorama bietet das taunusstädtchen<br />

Weilburg dem Besucher schon aus der Ferne.<br />

Der Startschuss fiel zwischen 1972 und 1974. Damals führte die Nassauische<br />

Heimstätte im Auftrag der Kommune eine ‚Vorbereitende<br />

Untersuchung zur Sanierung der Innenstadt‘ durch. Das Ergebnis:<br />

89 Prozent der Bausubstanz in der Altstadt und in den umgrenzenden<br />

Bereichen wiesen erhebliche Mängel auf. Auch Struktur und Erschließung<br />

des Gebietes wiesen zahlreiche städtebauliche Defizite auf. Erste<br />

Sanierungsziele wurden definiert: Das Areal sollte sich in einen attraktiven<br />

Standort für Handel und Dienstleistungen mit hoher Wohn- und >


22 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

Aufenthaltsqualität verwandeln. Parallel war der Wert der historisch ge-<br />

wachsenen Stadt als touristischer Magnet zu bewahren und zu stärken.<br />

Zentrale Anlaufstelle: das Sanierungsbüro<br />

1975 wurde das 16,5 Hektar große Areal innerhalb der Lahnschleife<br />

offiziell zum Sanierungsgebiet erklärt – mit 360 privaten und rund 80<br />

öffentlichen Grundstücken. Zunächst erneuerte die Stadt selbst Ver- und<br />

Entsorgungsleitungen, gestaltete öffentliche Straßen und Plätze. Seit<br />

1981 unterstützt die Nassauische Heimstätte sie als Sanierungsträger<br />

und Treuhänder, unterhält ein Sanierungsbüro vor Ort. „Wie ein Amt<br />

auf Leasingbasis decken wir für die Stadt alle Aufgaben aus einer Hand<br />

ab: von der städtebaulichen Beratung über die Akquisition und Bewirtschaftung<br />

von Förder- und Finanzierungsmitteln bis hin zur Abwicklung<br />

aller Anforderungen beim Kauf oder Verkauf von Grundstücken“, erklärt<br />

<strong>NH</strong>-Projektleiterin Ruth Kugelstadt-Braun, die bereits seit 1983 für die<br />

Kommune im <strong>NH</strong>-Büro vor Ort arbeitet.<br />

„Wir berieten und förderten in den vergangenen Jahrzehnten vor allem<br />

private Grundstückseigentümer bei ihren Modernisierungen. Ebenso<br />

unterstützten wir Wohnungsmieter und Gewerbetreibende, die ihren<br />

Wohn- bzw. Geschäftsstandort wegen Abbruch- oder Sanierungsmaßnahmen<br />

aufgeben oder ändern mussten. Im Zuge derartiger Prozesse<br />

wurden sie von uns begleitet und erhielten finanzielle Unterstützung<br />

im Rahmen des Sozialplans. Dieser war Teil der ‚Vorbereitenden Untersuchungen‘<br />

und von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen<br />

worden. Insgesamt hat die Unternehmensgruppe in rund 20 Jahren Tätigkeit<br />

als Treuhänder mehr als 150 Maßnahmen an Wohnungen sowie<br />

rund 50 Gewerbeeinheiten initiiert und betreut.<br />

Aus dem Dornröschen-Schlaf erwacht<br />

Da sich nicht die gesamte alte Bausubstanz der über Jahrhunderte<br />

gewachsenen Stadt modernisieren und neu nutzen ließ, waren in begrenztem<br />

Umfang sanierungsbedingte Abbrüche oder Teilabrisse nötig.<br />

So entstanden Frei- und Grünflächen, die zur Verbesserung der<br />

Wohnqualität beitragen. Bürgermeister Schick weiß beim Rundgang zu<br />

berichten: „Umfangreichstes Beispiel für eine Neuordnung der Grundstücksverhältnisse<br />

und der Bausubstanz ist der<br />

„<br />

Neubau des Hotels<br />

‚Lahnschleife’ an der Hainallee.“ Auch das zentrale Rathaus verdanke<br />

Weilburg der Altstadtsanierung, ergänzt das Stadtoberhaupt: Früher sei<br />

die Verwaltung auf fünf innerstädtische Standorte verteilt gewesen.<br />

Im Zuge der Sanierung habe Weilburg das Haus neben dem Rathaus<br />

erworben, beide Gebäude durch ein Treppenhaus miteinander verbunden<br />

und dort die gesamte Verwaltung konzentriert. Für die aufgegebenen<br />

Liegenschaften fanden Stadt und Sanierungsbüro Erwerber bzw.<br />

Investoren. „Das ‚Alte Rathaus‘ selbst hat durch die vom Landesamt<br />

für Denkmalpflege unterstützte umfangreiche Modernisierung Ende<br />

der 1980er-Jahre enorm gewonnen: Es beinhaltet nun zwei sorgfältig<br />

restaurierte öffentliche Veranstaltungsräume für je rund 50 Personen,<br />

Lager- und Proberäume für mehrere Musikvereine und ein gemütliches<br />

Café mit Außenbewirtung“, freut sich Schick.<br />

Einige der großen und anspruchsvollen Objekte – wie etwa „Komödienbau“<br />

und „Altes Gymnasium“ – sanierte die Nassauische Heimstätte<br />

als Treuhänder selbst. Dazu erwarb sie 1998 die beiden einst als<br />

Schule genutzten Immobilien vom Landkreis Limburg-Weilburg und<br />

verwandelte sie in ein 3.000 Quadratmeter großes Kultur- und Dienstleistungszentrum<br />

mit einen Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Veranstaltungsforum,<br />

Seniorentreff sowie Kreis- und Stadtbücherei. Das<br />

stilvolle Ensemble verfügt zudem über ein ungewöhnliches Detail: Ein<br />

Fußgängertunnel führt unter der ehemaligen Bundesstraße hindurch<br />

und verbindet unterirdisch beide Komplexe.<br />

Ein Stadtbild wie aus dem Bilderbuch: So schön können sanierte gebäude sein.<br />

Der Stadterneuerung ist es zu verdanken, dass es in der<br />

Vorstadt keine Bretterverschläge mehr an den Häusern gibt<br />

und die Niedergasse zu einem wahren Aktivposten der<br />

Stadt geworden ist. Vor der Sanierung war dies die traurigste<br />

Straße im ganzen Oberlahn-Gebiet ...<br />

hans-Peter Schick, Bürgermeister Weilburg “<br />

Zu den herausragenden Sanierungsprojekten gehören ferner das Kino<br />

„Delphi“, das ehemalige Zollamt, Bergbau- und Stadtmuseum sowie die<br />

Musikschule in der Altstadt. Aber auch weniger Spektakuläres verdient<br />

Aufmerksamkeit: „Der Stadterneuerung ist es zu verdanken, dass es in<br />

der Vorstadt keine Bretterverschläge mehr an den Häusern gibt und<br />

die Niedergasse zu einem wahren Aktivposten der Stadt geworden ist.<br />

Vor der Sanierung war dies die traurigste Straße im ganzen Oberlahn-<br />

Gebiet ...“, erinnert sich Bürgermeister Schick. Die Stadt unterstützte<br />

die Sanierung durch ein selbstfinanziertes Programm, das sich besonders<br />

auf Fassaden-Maßnahmen konzentrierte, die nicht mit staatlichen<br />

Mitteln gefördert wurden. Das ansprechende Äußere wirkte sich auch<br />

auf den Wohnungsmarkt aus: Besonders junge Familien mit Kindern<br />

entdeckten das Viertel für sich!<br />

Vom Kreisbauamt zum „Haus für Kinder“<br />

Ende 2001 wurde das Sanierungsgebiet „Weilburger Brückenköpfe“ in<br />

die Städtebauförderung aufgenommen. Dadurch sind bereits bis heute<br />

weitere Projekte im Wert von 15 Millionen Euro zuzüglich Eigen- und<br />

Kapitalmarktmitteln möglich geworden – beispielsweise das Landratsamt:<br />

Die historisch wertvolle Immobilie aus der Gründerzeit war zuletzt<br />

Anfang der 70er Jahre umgebaut worden. Der Landkreis Limburg/<br />

Weilburg sah sich als Eigentümer nicht in der Lage, eine umfassende<br />

Modernisierung selbst durchzuführen. 2004 übertrug er die Liegenschaft<br />

der Nassauischen Heimstätte, die das Gebäude in Rekordzeit<br />

in ein bürgerfreundliches und bezahlbares Verwaltungszentrum verwandelte.<br />

„Den Charme der alten Bausubstanz haben unsere Fachleute<br />

im Detail bewahrt“, berichtet Kugelstadt-Braun. Das nun zeitgemäße,<br />

funktionsgerechte Bauwerk beherbergt heute die wichtigsten Behörden<br />

des ehemaligen Oberlahnkreises und ist als lokale Anlaufstelle für<br />

die Weilburger erhalten geblieben.<br />

Auch das ehemalige Kreisbauamt verwandelte sich – in ein „Haus für<br />

Kinder“. Dazu sanierte die Nassauische Heimstätte die denkmalgeschützte<br />

Jugendstilvilla umfangreich. Seit 2010 ist das 1912 errichtete<br />

Herrschaftshaus von Kinderlachen erfüllt. Als Ergänzung zum kommunalen<br />

Angebot werden dort zwei Gruppen mit 30 Kindern ganztägig<br />

betreut, im Rahmen der offenen Kinderarbeit stehen die Türen täglich<br />

zehn Stunden lang offen. „Dieses Haus ist mein ganz persönliches Projekt,<br />

für das ich selbst Spenden sammelte“, erklärt Schick. Insgesamt<br />

wurden in das Modellprojekt 1,3 Millionen Euro investiert – darunter<br />

über 43.000 Euro an Spenden.<br />

Weilburg kommt ‚zum Zug‘<br />

Auch größere Sanierungen von Privateigentümern – wie der Post sowie<br />

Wohn- und Bürogebäuden in der Frankfurter sowie der Bahnhofstraße –<br />

wurden bereits realisiert. Besonders interessant: die Neuordnung des<br />

Bahnareals. Seit Langem wurden Bahnhof und ehemaliger Güterbahnhof<br />

kaum noch genutzt. Das Gebiet zwischen Gleisanlagen und Lan-<br />

altstadtsanierung, neues und altes rathaus,<br />

Komödienbau, altes gymnasium, Brückenköpfe,<br />

Kino, Zollamt, museum, haus für<br />

Kinder, Bahnhof oder Kirchhofsmühle –<br />

alle sind gelungene Projekte, auf die die<br />

Verantwortlichen der Stadt, die Bürger und<br />

die nh ProjektStadt zu recht stolz sind.<br />

StaDtEntWICKlUng || 23<br />

desstraße L3020 war zu vier Fünfteln von der Bahn als Gewerbefläche<br />

vermietet. Die Mieter waren gleichzeitig Eigentümer aller Gebäude – im<br />

Kündigungsfall hätten sie diese auf eigene Kosten entfernen müssen.<br />

Ihre Bestrebungen, auch Grundstückseigentümer zu werden oder Erbbaurechte<br />

zu erhalten, verliefen in Gesprächen mit der Bahn mehr als<br />

20 Jahre ergebnislos. Folglich unterblieben bauliche Investitionen.<br />

Aufgrund gesetzlicher Änderungen wurden diese Flächen 2004 in das<br />

Sanierungsgebiet einbezogen. Die Nassauische Heimstätte übernahm<br />

als Treuhänderin die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG und<br />

unterzeichnete 2005 den Kaufvertrag für 30.000 Quadratmeter Fläche.<br />

Parallel verhandelte sie mit gewerblichen Mietern und potenziellen<br />

Investoren. Ziel: Weiterverkauf und sinnvolle Teilung der Liegenschaft.<br />

Dazu wurde das gesamte Grundstück im Rahmen der Bodenordnung<br />

neu vermessen und in acht Eigentumseinheiten unterteilt. Die Bahn<br />

übernahm den Rückbau der nicht mehr benötigten Gleisanlagen. Bis<br />

Ende 2005 waren alle Grundstücke privatisiert, Ende 2006 übernahm<br />

ein neuer Eigentümer das Bahnhofsgebäude. Zum guten Schluss wurde<br />

die historisch wertvolle Immobilie modernisiert.<br />

Von der Mühle zum stilvollen Wohndomizil<br />

Bis zum Jahr 2017 soll die Sanierung des Gebietes „Weilburger Brückenköpfe“<br />

abgeschlossen und abgerechnet sein. Aktuell in Arbeit ist<br />

die Kirchhofsmühle – ein ambitioniertes Projekt, das schon 1975 in das<br />

Sanierungsgebiet „Innenstadt Weilburg“ aufgenommen wurde. Erst<br />

jetzt – mit der Aufnahme ins Förderprogramm „Weilburger Brückenköpfe“<br />

– kann es realisiert werden.<br />

Das markante Gebäude am Stadteingang wurde erstmals 1421 als<br />

eine der beiden Hauptmühlen Weilburgs erwähnt. In dem verputzten<br />

Klinker-Industriebau wurde noch bis 1926 gemahlen. Seitdem dient es<br />

als Wasserkraftwerk, das bis heute Strom erzeugt. Nach gescheiterten<br />

Plänen für ein Pfadfinder-Zentrum stand das Mühlengebäude fast<br />

25 Jahre leer und verfiel … Seit 1995 versuchten die Eigentümerin, die<br />

„F.W. Engelmann Elektrizitätswerke GmbH & Co. KG“, und die Stadt, die<br />

Erbbaurechte aufzuheben. Dies gelang erst 2007. Umgehend startete<br />

die bauliche Sanierung. Bis 20<strong>13</strong> werden dort auf drei Etagen großzügige<br />

und offene Wohnungen mit Loft-Atmosphäre entstehen. Auch<br />

deren Lage wird die künftigen Bewohner freuen: direkt an der Lahn,<br />

mit Ausrichtung nach Süden und Blick ins Grüne!<br />

Die vielseitigen Aktivitäten in Weilburg freuen nicht nur die Menschen<br />

vor Ort. Schick berichtet: „Auch die Hessenagentur ist auf die bemerkenswerten<br />

Projekte in unserem Taunus-Städtchen aufmerksam geworden:<br />

Sie nahm einige Projekte in ihre Broschüre „Vorbildliche Maßnahmen<br />

im städtebaulichen Denkmalschutz“ und den dazugehörigen<br />

Internet-Auftritt auf.“ •


24 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

„ neue mitte Bruchköbel“ –<br />

Bürger und Experten gestalten die City<br />

Auf rund 12.000 Quadratmetern entsteht im Herzen Bruchköbels eine neu gestaltete<br />

Innenstadt. Das Projekt „Neue Mitte Bruchköbel“ sieht die Neuplanung des Areals um das<br />

Rathaus durch ein Investoren-Auswahlverfahren vor. Ziel ist es, die Kernstadt zu stärken<br />

und zu beleben wie auch den Einzelhandel zu sichern.<br />

Wohnen, Arbeiten, Erholen, Einkaufen, Gesundheit, Kultur und Bildung<br />

werden zunehmend zusammen – und auf kurzen Wegen – nachgefragt.<br />

Das Projekt entspricht genau diesen Erwartungshaltungen. Es schafft<br />

neue Ladenfl ächen, Arztpraxen, ein multifunktionales Mehrgenerationen-Haus,<br />

Sitzungs- und Tagungsräume, Büros für die Stadtverwaltung,<br />

ein Bürgerbüro und ein neues Parkhaus. Damit ist die City<br />

bestens für die Zukunft gerüstet. Parallel werden hohe energetische<br />

Standards eingehalten. Auch in diesen sehr aktuellen Fragen ist die <strong>NH</strong><br />

<strong>Projektstadt</strong> mit ihrem Fachbereich Integrierte Stadt- und Gewerbefl ächenentwicklung<br />

Berater der Kommune.<br />

Besonders an der „Neuen Mitte“ ist, dass die Bürger von Bruchköbel<br />

aktiv am Planungsprozess teilnehmen können. So begleitet bereits seit<br />

Ende März 2012 eine Arbeitsgemeinschaft das Projekt. Sie setzt sich<br />

zusammen aus 50 Vertretern sämtlicher politischer Fraktionen, lokalen<br />

Akteuren und Repräsentanten der Bürger. Sie alle werden in den Entwicklungsprozess<br />

eingebunden und beraten das Projektteam „Neue<br />

Mitte Bruchköbel“. Diesem gehören neben Vertretern der Verwaltung<br />

und des Stadtmarketings das Team um Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin<br />

des Fachbereichs Integrierte Stadt- und Gewerbefl ächenentwicklung<br />

der <strong>NH</strong> <strong>Projektstadt</strong>, sowie weitere Berater an. •<br />

auch für die Verwaltung sollen neue Flächen geschaffen werden. Blick vom hochhaus auf das zu gestaltende areal.<br />

Bahn frei für neue nutzung<br />

Im Rahmen des Förderprogramms Soziale Stadt realisierte die <strong>NH</strong> ProjektStadt in den letzten acht<br />

Jahren zahlreiche Maßnahmen. Besonders im Fokus: die Eisenbahnlandschaft in Bischofsheim.<br />

Seit 2004 nutzt die Stadt Bischofsheim das Förderprogramm Soziale<br />

Stadt, um das Quartier „Am Alten Gerauer Weg“ aufzuwerten. Die<br />

Nassauische Heimstätte, die unter ihrer Marke <strong>NH</strong> ProjektStadt die<br />

Gesamtsteuerung und das Quartiersmanagement übernommen hat,<br />

setzte bis heute bereits zahlreiche Projekte erfolgreich um.<br />

Neben dem Pilotprojekt Solarquartier (s. Seite 15) und der Umgestaltung<br />

des Friedrich-Ebert-Platzes zählte besonders ein Areal zu den vorrangigen<br />

Aufgaben der <strong>NH</strong> ProjektStadt: die industriekulturelle „Eisenbahnlandschaft<br />

Bischofsheim“. So hat das Team mithilfe des Städtebauförderprogramms<br />

in den vergangenen Jahren u. a. aus dem „Alten<br />

Trafohaus“ ein neues Quartiers- und Vereinszentrum geschaffen. In<br />

Zusammenarbeit mit fünf regionalen Qualifi zierungs- und Beschäftigungsträgern<br />

ist aus dem rein technischen Funktionsgebäude ein multifunktionaler<br />

Ort der Begegnung geworden. Nach dem Umbau steht<br />

der Treffpunkt nun Vereinen, Initiativen und Bewohnern zur Verfügung.<br />

Der teilbare Versammlungsraum kann zusätzlich auch für private Feiern<br />

oder Veranstaltungen von bis zu 65 Personen genutzt werden.<br />

Schlüsselprojekt: Trafohaus<br />

Die Umnutzung des denkmalgeschützten Gebäudes „Altes Trafohaus“<br />

ist dabei eines der Schlüsselprojekte. Zum Fördergebiet gehört neben<br />

dem Transformatorenhaus auch das Gelände der ehemaligen DB-Kantine.<br />

Hier ist ein Gemeinschaftliches Wohnprojekt realisiert worden.<br />

Neuer Eigentümer des 1.650 Quadratmeter großen Grundstücks ist die<br />

MAB Bauträgergesellschaft mbH. Vier frei fi nanzierte Wohnungen und<br />

hier galt es, im Einklang mit<br />

der natur sich das zurückzuholen,<br />

was sie sich über Jahre<br />

genommen hatte …<br />

StaDtEntWICKlUng || 25<br />

17 öffentlich geförderte Wohnungen mit Mietpreisbindung sind hier entstanden<br />

– alle barrierefrei. Dabei variieren die Größen der Ein- bis Vier-<br />

Zimmer-Wohnungen zwischen 40 bis 100 Quadratmetern. Für die passende<br />

Infrastruktur im Kleinen sorgen eine Bäckerei und eine Arztpraxis.<br />

Auch ein 1984 stillgelegter Rundlockschuppen gehört zum Fördergebiet.<br />

Nachdem das Quartiersmanagement bereits verschiedene Nachnutzungsszenarien<br />

erarbeitet hat, befi ndet sich das Gebäude heute in<br />

Privatbesitz. Auf einer rund 500 Quadratmeter großen Fläche entsteht<br />

hier nun in den nächsten Jahren Raum für eine Sammlung historischer<br />

Musikautomaten. Die Ausstellung, die auch für Besucher zugänglich<br />

sein wird, steht dabei in reizvollem industriegeschichtlichem Kontext<br />

zur Umgebung. Mit den realisierten Baumaßnahmen haben sich die<br />

Bahnliegenschaften von Brachfl ächen in neue soziale Kristallisationspunkte<br />

für das Viertel und die gesamte Gemeinde verwandelt.<br />

Bewegung für alle!<br />

2011 wurde das Sport-, Bewegungs- und Freizeitareal „Im Attich“ in<br />

das Förderprogramm aufgenommen. Auch dieses Gelände galt es im<br />

Sinne der Ziele der Sozialen Stadt aufzuwerten und für die Bewohner<br />

attraktiv zu gestalten. Das Gebiet umfasst neben der Gemeinde-Sportanlage<br />

„Im Attich“ das Jugendhaus, den Kindergarten sowie den Kinderspielplatz<br />

Schulstraße – jeweils mit dazugehörigen Freifl ächen. Ziel<br />

der Planungen ist es, ein multifunktional nutzbares Gelände mit Angeboten<br />

für alle Altersgruppen zu schaffen. Damit sollen besonders das<br />

Zusammenleben gefördert und soziale Aktivitäten gestärkt werden. •<br />

„Beeindruckender Backstein-Bau<br />

sucht neue nutzung!“ Und hat<br />

sie gefunden: als Quartiers- und<br />

Vereinszentrum.


26 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

Wenn die Bewohner von Münchenbernsdorf sich künftig auf dem<br />

Markt treffen, fühlen sie sich wie zu Hause. In Anlehnung an die ehemals<br />

fl orierende Teppichherstellung in der Stadt wird der Markt in Form<br />

eines Teppichmusters gestaltet. So gelten die Seiten- und Gehbereiche<br />

als Bordüren. Die Fläche des Platzes durchkreuzen Pfl asterlinien, die<br />

ein Teppichmuster darstellen. Aber auch der Marktgarten und der begehbare<br />

Brunnen laden ein, zu verweilen, zu betrachten, sich Zeit zu<br />

nehmen und sich zu begegnen. Damit wird ein Teil des historischen<br />

Stadtkerns – mit Kirchberg, dem Markt und dem heute nicht mehr existenten<br />

Schlossbau – mit viel Kreativität wiederbelebt, obwohl der Platz<br />

selbst nicht mehr als administratives und geschäftliches Zentrum gewertet<br />

werden kann. Als Ensemble ist er ferner – aus geschichtlichen<br />

und städtebaulichen Gründen – unter Denkmalschutz gestellt.<br />

Stadtkern erhält neues Leben<br />

Der fantasievolle Entwurf ist Teil der Umgestaltung von Markt und<br />

Umfeld Münchenbernsdorf. Circa 3.100 Einwohner leben in der selbstständigen<br />

Gemeinde, die zum Landkreis Greiz in Ostthüringen gehört.<br />

Die <strong>NH</strong>ProjektStadt ist beauftragt, ein nachhaltiges Konzept für den<br />

historischen Stadtkern zu entwickeln. Gefördert wird es aus dem Landesprogramm<br />

für städtebauliche Sanierungsmaßnahmen und dem<br />

Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen<br />

Raumes (ELER). Ansatzpunkt ist die aktuell isolierte Lage des ehemaligen<br />

Zentrums. So befi nden sich bis auf die Kirche und die Bibliothek<br />

keine weiteren öffentlichen Einrichtungen im Plangebiet. Gewerbe,<br />

Läden und Gastronomie sind bis auf wenige Ausnahmen im Bereich<br />

des Marktes nicht mehr vorhanden, acht Gebäude stehen momentan<br />

teppichmuster auf<br />

dem marktplatz<br />

Mit einer außergewöhnlichen Idee setzt Münchenbernsdorf Akzente<br />

abriss und rückbau haben an einigen Stellen bereits begonnen. Viel grün – dieses Konzept soll mit gärten erhalten bleiben.<br />

komplett leer. Ziel des Projektes ist es, den historischen Kern wiederzubeleben<br />

und die geschichtlichen Wurzeln der Stadt in den Fokus seiner<br />

Bewohner zu rücken. Schließlich wuchs diese erst über ihre alten<br />

Grenzen hinaus, als das Teppichgewerbe mehr und mehr Menschen<br />

anlockte.<br />

Grüne Oasen der Entspannung<br />

Zu den Maßnahmen gehört es, den Marktplatz und die angrenzenden<br />

Straßen mit Natursteinpfl aster neu zu gestalten, einen begehbaren<br />

Brunnen zu errichten, die Randbereiche mit Grünfl ächen zu terrassieren<br />

und das gesamte Areal mit einem abgestimmten Gartenkonzept zu<br />

durchziehen. Topografi sch stellt sich der Bereich als ungewöhnlich dar:<br />

Zwischen dem tiefsten Punkt bis zum topografi sch höchsten Punkt exis-<br />

StaDtEntWICKlUng || 27<br />

tiert ein Höhenunterschied von siebeneinhalb Metern. Das erfordert<br />

eine anspruchsvolle Entwicklung. Beachtenswert ist das ausgefallene<br />

gärtnerische Konzept für das gesamte Areal. Vier unterschiedliche Themengärten<br />

sollen auf ihre ganz eigene Art und Weise die öffentlichen<br />

Freifl ächen bereichern und beleben: der Kirchgarten, der Marktgarten-<br />

Gartenmarkt, der Wortgarten und der Treppengarten.<br />

Der Rückbau ausgewählter Gebäude ist bereits erfolgt. Das gesamte<br />

Projekt soll bis Ende des Jahres 20<strong>13</strong> fertiggestellt sein. •<br />

<br />

Ihre ansprechpartnerin: Ines Klinke, nh <strong>Projektstadt</strong>, niederlassung Weimar,<br />

t. 03643 879-4220, F. 03643 879-4115, ines.klinke@nh-projektstadt.de


28 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

mit Worten<br />

Korbball spielen<br />

Bad Hersfeld spricht in seiner revitalisierten<br />

Industriebrache eine ganz besondere Sprache<br />

„wortreich“ –<br />

so heißt ein absolut ungewöhnliches Museum in Bad Hersfeld. Über 80<br />

Mitmach-Stationen verführen dazu, hinzusehen, zuzuhören und auszuprobieren.<br />

Nur mit Worten ist es dort möglich, Schiffe zu versenken<br />

oder beim Korbball zu punkten. Spielerisch und ganz ohne erhobenen<br />

Zeigefi nger führt die Wissens- und Erlebniswelt für Sprache und<br />

Kommunikation große und kleine Besucher durch die faszinierende<br />

Ausstellung. Erwartet werden zu diesem Spektakulum circa 100.000<br />

Besucher jährlich.<br />

Standort deutscher Industriegeschichte<br />

Das ScienceCenter mit dem „wortreich“ befi ndet sich auf dem ehemaligen<br />

Industriegelände Schilde-Park, benannt nach dem Firmengründer<br />

Benno Schilde. Die Maschinenfabrik stellt mit ihren imposanten<br />

Gebäudekomplexen ein eindrucksvolles Beispiel deutscher Industriegeschichte<br />

dar. Insgesamt wurden – und werden – 38 Millionen Euro<br />

investiert, um das sechs Hektar große Areal zu sanieren und zu entwickeln.<br />

Die <strong>NH</strong> ProjektStadt koordiniert und steuert von Beginn an das<br />

anspruchsvolle Revitalisierungsprojekt. Sie zeichnet verantwortlich für<br />

Beratung, Controlling und Management der Fördermittel sowie kontrollierten<br />

Rückbau von umfangreichen Gebäudekomplexen und versiegelten<br />

Flächen.<br />

Parklandschaft trifft auf Denkmäler<br />

Der abwechslungsreich gestaltete Park ist neuer Anziehungspunkt für<br />

Bad Hersfeld. Mit dem renaturierten Bachlauf der Geis verknüpft er<br />

auf gelungene Art die einzelnen historischen denkmalgeschützten<br />

Backsteingebäude, die erhalten wurden. Fontänen-Feld, Wasserspiele,<br />

diverse Spielmöglichkeiten und Sitzgelegenheiten beleben die Anlage<br />

und schaffen damit attraktive öffentliche Freifl ächen für die Stadtbewohner<br />

und touristische Gäste.<br />

StaDtEntWICKlUng || 29<br />

Der erste Meilenstein ist erreicht<br />

Der erste Abschnitt des Projektes ist jetzt abgeschlossen: Die denkmalgeschützte<br />

Architektur wurde energetisch saniert, die Geis freigelegt,<br />

die zentrale Plaza fertiggestellt und im Oktober 2011 das „wortreich“<br />

eröffnet. Seit 2012 folgen weitere Arbeiten. Am 15. Juni 2012 wurde<br />

die umgebaute und vollständige renovierte Schilde-Halle anlässlich der<br />

62. Bad Hersfelder Festspiele eingeweiht. Anschließend werden die<br />

verbleibenden Gebäude saniert. Hier wird unter anderem die Technische<br />

Hochschule Mittelhessen THM langfristig neue Räumlichkeiten<br />

fi nden. Außerdem auf der Agenda: die restlichen Parkabschnitte.<br />

Vorzeigeobjekt<br />

Die Konversion des Schilde-Areals gilt als Vorzeigeobjekt für nachhaltige<br />

Stadtentwicklung. Dazu gehören auch die vorbildliche Freiraum-<br />

Entwicklung, der demografi sch orientierte Nutzungsmix und letztendlich<br />

der effektive Einsatz der Mittel. •


(Fotos: Eva Kröcher/Wikimedia Commons, GNU Free Documentation License)<br />

30 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

(Fotos: Eva Kröcher/Wikimedia Commons, GNU Free Documentation License)<br />

Frischer Wind umweht den Bolongaropalast<br />

Vielfalt der Innenstadt soll mit weiteren Initiativen gestärkt werden.<br />

Bürger, Einzelhandel, Wirtschaft und Kultur stehen im Fokus der Maßnahmen.<br />

In einer europaweiten Ausschreibung hat<br />

die Stadt Frankfurt am Main einen qualifi<br />

zierten Dienstleister in der Stadtentwicklung<br />

gesucht, der für die nächsten drei<br />

Jahre das Quartiersmanagement im Stadtteil<br />

Höchst übernimmt. Nach Abschluss des<br />

zweistufi gen Verfahrens ging der Auftrag<br />

an die <strong>NH</strong> ProjektStadt, die Marke für Stadtentwicklung,<br />

Projektentwicklung und Consulting<br />

der Nassauischen Heimstätte Wohnungs-<br />

und Entwicklungsgesellschaft mbH.<br />

Sie startete am 1. April 2012 mit dem Pro-<br />

jekt. Frankfurt-Höchst, rund zehn Kilometer<br />

westlich der Frankfurter Innenstadt gelegen,<br />

ist ein Standort mit ausgeprägtem Profi l.<br />

Hier bestehen bereits zahlreiche Initiativen,<br />

die Bewohner identifi zieren sich mit ihrem<br />

Wohnort. Die historischen Fachwerkhäuser<br />

der Altstadt, die als Ensemble unter Denkmalschutz<br />

stehen, sind ein beliebtes Ausfl<br />

ugsziel. Auch der hufeisenförmig angelegte<br />

Bolongaro-Palast, das Höchster Schloss und<br />

der Schlossplatz sind Orte, die weit über den<br />

Stadtteil hinaus bekannt sind.<br />

Andererseits befi ndet sich Höchst im Umbruch.<br />

Die Neuausrichtung des Industrieparks mit den<br />

zentralen Eingangsbereichen nach Süden hat<br />

sich auf die Innenstadt ausgewirkt. Auch die<br />

Tendenz zu immer größeren Einkaufszentren<br />

außerhalb der gewachsenen Kerne führt zu Veränderungen.<br />

Bereits 2006 hat die Stadt Frankfurt<br />

am Main daher ein Förderprogramm für<br />

die Höchster City beschlossen: Eigentümer, die<br />

ihre Häuser und Wohnungen modernisieren<br />

möchten, können eine kostenlose Beratung in<br />

Anspruch nehmen und erhalten Zuschüsse.<br />

Klare Ziele für ein erfolgreiches<br />

Quartiersmanagement<br />

Dabei ist die Modernisierung von Immobilien<br />

und Wohnungen nur eine der zahlreichen<br />

Aufgaben, die es anzugehen gilt. Für die Innenstadt<br />

hat sich das <strong>NH</strong>-Expertenteam klare<br />

Ziele gesetzt: Der Einzelhandel soll gestärkt<br />

historische Fachwerkhäuser und frühe<br />

Industrie-architektur – beide Stile prägen<br />

das individuelle Stadtbild von höchst.<br />

Schmuckstück im herzen<br />

des Frankfurter Stadtteils<br />

höchst: Der aus dem<br />

18. Jahrhundert stammende<br />

und im barocken Stil erbaute<br />

Bolongaropalast der gleichnamigen<br />

italienischen Brüder.<br />

und öffentliche Plätze sollen aufgewertet und<br />

für Bürger und Besucher attraktiver werden.<br />

Zusätzlich gilt es, die Höchster City als Standort<br />

für Wirtschaft und Kultur sowie als lebendigen<br />

Stadtteil zu stabilisieren und zu entwickeln.<br />

Herausforderung hierbei: Die baugeschichtliche<br />

Vielfalt mit den verschiedenen Entwicklungsphasen<br />

soll bei der künftigen Planung im<br />

Grundsatz erhalten bleiben. Alle städtebaulichen<br />

Neuerungen sollen so gegliedert und<br />

gestaltet werden, dass sie sich harmonisch in<br />

das historisch gewachsene Stadtbild einfügen.<br />

Stadtteilbüro als Anlaufstelle<br />

Ein wesentlicher Grund, warum die Stadt<br />

Frankfurt am Main die <strong>NH</strong> ProjektStadt mit<br />

dem Quartiersmanagement beauftragt hat, ist<br />

das aktive Herangehen und das persönliche<br />

Ansprechen aller Handelnden. Das Team der<br />

<strong>NH</strong> ProjektStadt knüpft nahtlos an die bishe-<br />

Friedberg startet anreizprogramm<br />

für die altstadt<br />

Ladenlokale, Geschäftsfl ächen und Gastronomie-Betriebe<br />

im neuen Gewand<br />

Seit Anfang Mai können sich Eigentümer von Gewerbeimmobilien in der Friedberger Altstadt<br />

freuen: Im Rahmen eines neuen lokalen Förderprogramms der städtebaulichen Sanierung erhalten<br />

sie fi nanzielle Zuwendungen, um ihre Gebäude zu modernisieren und herzurichten. Hierzu<br />

zählen auch energetische Maßnahmen.<br />

Unterstützt werden sie dabei von der Stadt Friedberg und dem Land Hessen. Die Gesamtfördersumme<br />

beträgt 50.000 Euro pro Jahr. Sie bezieht sich auf das Altstadt-Sanierungsgebiet. Ziel<br />

dieses Anreizprogrammes ist es, die private Investitionsbereitschaft anzuregen und damit das<br />

städtebauliche Erscheinungsbild nachhaltig aufzuwerten. Denn: Die neu gestalteten und wettbewerbsfähigen<br />

Geschäftsfl ächen steigern die Attraktivität der Altstadt. Sie ziehen damit zum<br />

einen verstärkt Kunden aus dem Umland an, zum anderen verbessern sie die Vermietbarkeit<br />

und verringern damit den Leerstand. Zusätzlich soll das Programm das gastronomische Angebot<br />

erhalten und aufwerten.<br />

Förderfähig sind auch kleinere Umbau- und Anbaumaßnahmen für Einzelhandels-, Dienstleistungs-,<br />

Gastronomie- und andere Geschäftsfl ächen. Ausgenommen sind Gewerbe oder Dienstleistungen<br />

wie Kfz-Betriebe, Immobilienunternehmen, Anwaltskanzleien, Fast-Food-Läden oder<br />

Vergnügungsstätten. Die Fördersumme beläuft sich im Regelfall auf dreißig Prozent der Gesamtkosten,<br />

maximal jedoch 7.500 Euro. •<br />

StaDtEntWICKlUng || 31<br />

rige Stadtteil-Arbeit an: Bewohnern und Eigentümern<br />

in Höchst ist das Stadtteilbüro in<br />

der Bolongarostraße <strong>13</strong>5 bereits bekannt. Seit<br />

April 2012 sind hier nun die <strong>NH</strong>-Mitarbeiter<br />

regelmäßig anzutreffen. Für sie ist dies eine<br />

gewohnte Arbeitsumgebung: Quartiers- und<br />

Stadtteilarbeit erfolgt hessenweit auch in<br />

anderen Kommunen in vielfältigen Projekten<br />

und Initiativen, stets in enger Kooperation mit<br />

lokalen und regionalen Akteuren. •<br />

Stadtführung mit Start in der Bolongarostraße:<br />

Werner Buch (l.) vom Stadtplanungsamt Frankfurt<br />

erläutert den nh-Experten die aktuelle Situation.<br />

Friedberg soll attraktiver werden – besonders seine<br />

Einkaufsstraßen. Ein Förderprogramm soll helfen.


32 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || StaDtEntWICKlUng<br />

Ichtershausen:<br />

Industriebrache soll<br />

multifunktionales<br />

Zentrum werden<br />

Events & mehr im nadelwerk<br />

Ichtershausen liegt im Thüringer Becken, circa 15 Kilometer südlich der<br />

Landeshauptstadt Erfurt. Aktuell erstellt dort die <strong>NH</strong> ProjektStadt eine<br />

Studie zur wirtschaftlichen Nutzung des ehemaligen weltweit erfolgreichen<br />

Nadelwerkes „Wolff, Knippenberg & Co.“. Es handelt sich um<br />

das brach liegende Gebäude D innerhalb eines circa 2,4 Hektar großen<br />

Areals. Gesetztes Ziel: In der denkmalgeschützten massiven Industriearchitektur<br />

soll ein multifunktionales Kommunikations-, Informations-<br />

und Bildungszentrum entstehen.<br />

Produktionsstätte neu genutzt<br />

Das Gelände befi ndet sich im Herzen der rund 3.800 Einwohner zählenden<br />

Gemeinde. Es hat sich in den letzten Jahren beachtlich entwickelt:<br />

Mehrere Bauten wurden komplett oder teilweise rückgebaut. Die<br />

verbleibenden Gebäude wurden umgebaut und werden nun genutzt<br />

als Gemeindeverwaltung, Standesamt, Jugendklub und Bibliothek. Geplant<br />

ist jetzt die barrierefreie und energiegerechte Sanierung der ehemaligen<br />

Produktionsstätte, des Kernstücks der alten Industrieanlage.<br />

Der Stahlbetonbau stammt aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts.<br />

Er bildet das Zentrum der Neugestaltung des Standortes „Altes Nadelwerk“<br />

Ichtershausen. Als bauliche Ergänzung soll ein neuer Mehrzwecksaal<br />

angefügt werden.<br />

Gefragt werden und mitmachen<br />

Eine bürgernahe, strukturierte und fundierte Vorgehensweise kennzeichnet<br />

das komplexe Umnutzungskonzept. So wurde unter anderem<br />

eine Arbeitsgruppe Nadelwerk gebildet. Dieses Team holte die<br />

maßgeblichen Akteure und Bürger gemeinsam an einen Tisch. Auch<br />

initiierte die <strong>NH</strong> ProjektStadt eine umfassende Befragung von Bürgern,<br />

Unternehmen, Gewerbe, Mitarbeitern und Vereinen zur künftigen Verwendung<br />

des Gebäudes.<br />

<br />

Ihr ansprechpartner: Dr. Claus Untermann, nh <strong>Projektstadt</strong>, niederlassung Weimar,<br />

t. 03643 879-4220, F. 03643 879-4115, claus.untermann@nh-projektstadt.de,<br />

Jede Etage: etwas anderes<br />

Der Entwicklungsplan sieht vor, die einzelnen Stockwerke jeweils unterschiedlich<br />

zu nutzen. Die gesamte Bruttogeschossfl äche beträgt rund<br />

2.660 Quadratmeter. Im Erdgeschoss befi nden sich auf 550 Quadratmetern<br />

Veranstaltungs- und Event-Räumlichkeiten. Ferner ist hier ein<br />

Nadelwerksmuseum geplant. Ein Restaurant soll das Verbindungsglied<br />

zum künftigen Mehrzwecksaal bilden. Das komplette erste Obergeschoss<br />

wird zur Geschäftsetage – mit Gründerbüros und Sitz der Wohnungsbaugesellschaft<br />

mbH Ichtershausen. Das zweite Stockwerk wird<br />

zur Gesundheits- und Bildungsetage; das dritte steht den Ichtershäuser<br />

Vereinen zur Verfügung. Das Dachgeschoss wird nicht ausgebaut.<br />

Das Projekt soll durch die Gemeinde Ichtershausen unter Einwerbung<br />

von Fördermitteln bis Ende 2014 umgesetzt werden. •<br />

auf dem alten Industrie-areal geplant: ein multifunktionales Kommunikations-,<br />

Informations- und Bildungszentrum.<br />

hanau: neuer anstrich für die Innenstadt<br />

Private Investoren können loslegen – CKP macht’s möglich<br />

In Hanau soll der Stadtkern schöner werden, denn momentan herrscht<br />

hier eher noch Sanierungsstau: Ein Großteil der Gebäude wurde in<br />

den 40er bis 60er Jahren errichtet und wurde seitdem nicht mehr modernisiert<br />

oder gar saniert. Nun ist geplant, die Bestandsimmobilien<br />

aufzuwerten. Um das Zentrum in neuem Glanz erstrahlen zu lassen,<br />

hat die Stadt ein City-Konjunkturprogramm (CKP) aufgestellt. Es ist Teil<br />

des Programms Aktive Kernbereiche in Hessen, das von der <strong>NH</strong> <strong>Projektstadt</strong><br />

begleitet wird. Das Anreizprogramm wird von einem CKP-<br />

Ausschuss geleitet.<br />

Gefördert werden private Investitionen, die von außen für die Öffentlichkeit<br />

sichtbar sind. Dazu gehören Maßnahmen wie beispielsweise<br />

die Fassade zu erneuern, Vordächer anzupassen, Eingangsbereiche<br />

barrierefrei zu gestalten und zu begrünen oder Außenwerbe--Anlagen<br />

umzustrukturieren. Ebenso können vorbereitende Beratungsleistungen<br />

StaDtEntWICKlUng / WOhnEn || 33<br />

bezuschusst werden. Die Eigentümer von Immobilien und Einzelhändler<br />

mit geeigneten Projektideen können ab sofort ihren Antrag stellen.<br />

Der CKP-Ausschuss berät über die Anfragen und empfi ehlt dem Magistrat,<br />

ob und in welcher Höhe zu fördern ist. Vor diesem Hintergrund<br />

wird aktuell ein Fassaden-Leitbild für den Kernbereich entwickelt. Dieses<br />

sichert eine gleichbleibend hohe Qualität und Homogenität der<br />

einzelnen Projekte.<br />

Interessierte können 40 Prozent der förderfähigen Kosten bis zu einer<br />

Obergrenze von 100.000 Euro beantragen. Der maximale Zuschuss beträgt<br />

damit 40.000 Euro. •<br />

<br />

Ehrenamt stärkt alltag im alter<br />

Auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Seniorenberatung<br />

mbH (DGS) ging am 18. April<br />

2012 ein Verbundprojekt zur Entwicklung von<br />

Freiwilligen-Agenturen an den Start. Ziel ist es,<br />

ein intelligentes Netzwerk aus professionellen<br />

und freiwilligen Diensten zu schaffen. Dieses unterstützt<br />

ältere Menschen beim selbstbestimmten<br />

Wohnen in ihren eigenen vier Wänden.<br />

Projektpartner sind neben der DGS die Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/<br />

Wohnstadt, der Arbeiter Samariter Bund<br />

Landesverband Hessen e. V. (ASB), das Competence<br />

Center Independent Living an der<br />

Universität St. Gallen, das Institut für kommunale<br />

Sozialökonomie (IKOS) und der Generali<br />

Zukunftsfonds.<br />

Ihre ansprechpartnerin: marion Schmitz-Stadtfeld, leiterin Fachbereich<br />

Integrierte Stadt- und gewerbeflächenentwicklung nh ProjektStadt,<br />

t. +49 (0)69 6069-1142, marion.schmitz-stadtfeld@nh-projektstadt.de<br />

Eine lobenswerte Idee:<br />

Freiwillige helfer unterstützen<br />

Senioren, die weiterhin in den<br />

eigenen vier Wänden wohnen<br />

bleiben möchten, im alltag.<br />

Pilotprojekt setzt auf<br />

freiwilliges Engagement<br />

für selbstbestimmtes Wohnen<br />

Hintergrund des Pilotprojektes ist die Prognose,<br />

dass sich langfristig selbst die ambulante<br />

Pfl ege nicht mehr rein über professionelle Hilfe<br />

abdecken lässt. Zusätzlich ist ein hoher Prozentsatz<br />

der Bevölkerung bereit, sich ehrenamtlich<br />

zu betätigen. Dies bestätigt auch eine<br />

aktuelle Mieterumfrage der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt.<br />

In der ersten Phase des Pilotprojekts (2012/<br />

20<strong>13</strong>) werden in drei eigenen Quartieren<br />

modellhaft Freiwilligen-Agenturen aufgebaut.<br />

Die Standorte sind Wiesbaden, Kassel und<br />

Bad Wildungen. Sie gewinnen Menschen für<br />

ein freiwilliges Engagement, fördern und begleiten<br />

sie. Ab 20<strong>13</strong> werden professionelle<br />

Dienstleistungen ergänzt. Ab 2014 soll das<br />

Konzept als tragfähiges Geschäftsmodell bundesweit<br />

Anwendung fi nden. •


34 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || aKtUEllES/nEWS aKtUEllES/nEWS/ImPrESSUm || 35<br />

thonet-Werk – eine Erfolgsgeschichte<br />

mit raum für neues<br />

Die Thonet GmbH in Frankenberg an der Eder hat ihr Unternehmen restrukturiert. Heute konzentriert das<br />

Traditionsunternehmen seine Produktion auf das Werk II. Dadurch wurde der Altstandort Werk I zu einer<br />

stillgelegten Industriebrache mit zehn Gebäuden auf circa drei Hektar Fläche.<br />

Die <strong>NH</strong> ProjektStadt wurde daraufhin von Thonet beauftragt, ein<br />

passendes Entwicklungskonzept für dieses Areal zu erarbeiten.<br />

Zentrale Aufgabe: Für das weitläufi ge Gelände innovative Nutzungsmöglichkeiten<br />

zu entwickeln. Diese sollen die lokalen wie auch<br />

regionalen soziogeografi schen Rahmenbedingungen aufgreifen und in<br />

eine neue wirtschaftliche Verwendung einbinden. Der Name verpfl ichtet:<br />

Auf dem Gelände soll eine hochwertige Architektur den Gestaltungsanspruch<br />

von Thonet widerspiegeln.<br />

Das Konzept wird sämtliche relevanten Faktoren für eine nachhaltige<br />

Konversion berücksichtigen: Demografi e, Wohnungsmarkt- und Gewerbefl<br />

ächenentwicklung sowie wirtschaftliche und bildungspolitische<br />

Standortfaktoren. Bereits jetzt ist abzusehen, dass es vorrangig eine alternative<br />

Nutzung zum produzierenden Gewerbe sein wird. Dies auch<br />

in Hinblick auf die unmittelbar angrenzenden Wohn- und Mischgebiete.<br />

Die Planungsszenarien beinhalten unter anderem generationenübergreifende<br />

Wohnformen wie auch Seminarräume oder Werkstätten<br />

für Bildungseinrichtungen (z. B. Summer Schools). Fest steht,<br />

dass der Riegelbau entlang der Friedrichstraße erhalten und saniert<br />

werden soll. Schon jetzt wird dieser als Kleingewerbepark mit<br />

sechs Gewerbefl ächen vermarktet. Die restlichen Gebäude sollen rückgebaut<br />

werden. •<br />

<br />

Ihr ansprechpartner: Clemens Exner, Projektleiter, Dipl.-Ing. Stadtplanung,<br />

nh ProjektStadt, t. + 49 (0)561 1001-1296, clemens.exner@nh-projektstadt.de<br />

Eine nachhaltige Konversion soll die Industriebrache wiederbeleben.<br />

Das lorcher hilchenhaus –<br />

Juwel im UnESCO-Weltkulturerbe<br />

Richtfest im bedeutendsten Renaissance-Bau im Oberen Mittelrheintal<br />

Am 11. Mai 2012 war es so weit: Gemeinsam mit Bürgern und zahlreichen<br />

Ehrengästen aus der Lokal- und Landespolitik feierte die Stadt<br />

Lorch das Richtfest am Hilchenhaus. Es war ein guter Tag für das<br />

UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal: Eines ihrer markantesten<br />

Bau- und Kulturdenkmäler aus dem 16. Jahrhundert wird, unterstützt<br />

durch die Experten der <strong>NH</strong> ProjektStadt, dauerhaft gesichert und neuen<br />

Nutzungen zugeführt – ein bedeutender Schritt für die Stadtentwicklung<br />

und ein zusätzlicher positiver Impuls für den Tourismus im Rheingau.<br />

Besonderes Gewicht erhält bei diesem Projekt die interkommunale Zusammenarbeit.<br />

Alle Beteiligten zogen gemeinsam an einem Strang: die<br />

Stadt Lorch, der Zweckverband Rheingau, der Rheingau-Taunus-Kreis,<br />

imPreSSum<br />

Herausgeber<br />

Unternehmensgruppe<br />

nassauische heimstätte / Wohnstadt<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Schaumainkai 47<br />

60596 Frankfurt am main<br />

tel. 069 6069-0<br />

Fax 069 6069-300<br />

E-mail post@naheimst.de<br />

www.naheimst.de<br />

Wolfsschlucht 18<br />

34117 Kassel<br />

tel. 0561 1001-0<br />

Fax 0561 1001-10200<br />

E-mail mail@wohnstadt.de<br />

www.wohnstadt.de<br />

der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal, das Land Hessen<br />

und der Bund. Diese Zusammenarbeit kommt auch in der Finanzierung<br />

zum Ausdruck, die auf mehreren Schultern verteilt wurde. Insgesamt<br />

werden in das gesamte Projekt rund 6,6 Millionen Euro investiert.<br />

Professor Thomas Dilger, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt unterstrich die Bedeutung für die<br />

gesamte Region: „Als Partner im Stadtumbaumanagement des Zweckverbandes<br />

Rheingau sind wir stolz, mit dem Hilchenhaus an der Aufwertung<br />

einer ganzen Region mitzuarbeiten. Das Gebäude spielt jetzt<br />

in der ersten Liga mit anderen kulturell-historischen Gebäuden wie<br />

Sanssouci, dem Kölner Dom oder der Wartburg.“ •<br />

redaktion<br />

hd…s agentur für presse- und<br />

öffentlichkeitsarbeit, Wiesbaden,<br />

heike D. Schmitt, Sonja Keller,<br />

hedda Werner<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Jens Duffner,<br />

V. i. S. d. P. Jens Duffner<br />

gestaltung<br />

pure:design, mainz<br />

lorchs Bürgermeister Jürgen helbing beim gut<br />

besuchten richtfest.<br />

druck<br />

rmg | Druck, hofheim-Wallau<br />

Fotos<br />

Unternehmensgruppe nassauische heimstätte/<br />

Wohnstadt, nh ProjektStadt, Privat, hd…s<br />

agentur für presse- und öffentlichkeitsarbeit,<br />

michael Schick, marc Strohfeldt, hans Untiedt,<br />

thOnEt gmbh, iStockphoto, Shutterstock


36 || PolisVision <strong>13</strong>/2012 || EDItOral

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