„Schule - Wirtschaft/ Arbeitsleben“ - Das Programm "Schule ...
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Begrüßung/ 1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung SWA<br />
es an?“ Anknüpfend an den aktuellen Forschungsstand rückte hier ein Verständnis von Bildung in den<br />
Vordergrund, bei dem Bildung vor allem ein Prozess der Selbstbildung in sozialen Handlungsbezügen, als<br />
Entdeckungs- und Forschungsprozess in realen Lebenskontexten zu verstehen ist. Unter anderem wurden<br />
auf dieser Tagung neben den von PISA untersuchten Basiskompetenzen vor allem die informell erworbenen<br />
Kompetenzen, das Erfahrungslernen und damit die lebenspraktischen Kompetenzen in ihrer Bedeutung<br />
für eine erfolgreiche Bewältigung des Übergangs <strong>Schule</strong> – Beruf herausgestellt. Wir erfuhren von<br />
berufspädagogischer Seite, dass circa 60 – 70 Prozent des im Arbeitsprozess erforderlichen Handlungswissens<br />
informell erworben wird. Ein Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstituts über <strong>„<strong>Schule</strong></strong>n<br />
und Soziale Netzwerke“ (dji 2004) bestätigt eindrucksvoll diese „pädagogische Näherung“ zwischen<br />
<strong>Schule</strong> und Betrieb hinsichtlich der Stärkung von Schlüsselkompetenzen. Danach wünschen sich Betriebe<br />
verstärkt Eigeninitiative der Jugendlichen und plädieren für einen längerfristigen, über mehrere Altersjahrgänge<br />
reichenden und umfassenden Berufsorientierungsansatz. Die „für die Praxis erforderlichen<br />
Fähigkeiten wie Eigeninitiative, Verantwortungsübernahme, Teamarbeit und [einem] Lernen nach aktuellem<br />
Bedarf (…) könnten die Grundlage für ein gemeinsames Berufsorientierungs- und Bildungskonzept<br />
von <strong>Schule</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> bilden und in die allgemeinen Bildungsstandards für <strong>Schule</strong>n und den nationalen<br />
Bildungsbericht aufgenommen werden.“<br />
Wie man die Kompetenzfrage in Richtung auf die Frage nach der „Berufsorientierung als Bildungs- oder<br />
Qualitätsstandard“ zuspitzt, hat uns auf der fünften Fachtagung in Potsdam bewegt. Arbeits- und Berufsorientierung<br />
in der <strong>Schule</strong> hat auf nationaler Ebene – trotz einer ganzen Reihe vielfältiger und positiver<br />
Einzelaktivitäten in vielen <strong>Schule</strong>n auf regionaler Ebene und zum Teil auch auf Landesebene – noch<br />
nicht ihren allgemein verbindlichen Ort im Kanon der Unterrichtsfächer gefunden. Wie immer dieser<br />
Herausforderung in den einzelnen Ländern weiter begegnet werden mag, unübersehbar setzt sich mehr<br />
und mehr die Erkenntnis durch, dass Berufsorientierung als Aufgabe der ganzen <strong>Schule</strong> zu begreifen ist.<br />
Ob es die neuen Praktikumsformen sind, die Kooperationsformen mit außerschulischen, vor allem betrieblichen<br />
Partnern, der Einsatz des Berufswahlpasses oder andere Maßnahmen zur Verbesserung der<br />
Berufsorientierung. Immer und zugleich geht es um einen Akt von <strong>Schule</strong>ntwicklung, um Veränderungen<br />
im Ziel- und Handlungsdreieck von Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung und Entwicklung von<br />
Organisationsstrukturen.<br />
Als eine bedeutsame Fragestellung auch für die heute beginnende Fachtagung möchte ich einen Hinweis<br />
von Frau Allmendinger, Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, aufgreifen, den<br />
sie in einem Beitrag zum Übergangsproblem im IAB-FORUM 2 gegeben hat. Dort heißt es: „Es stellt<br />
sich (…) die Frage, ob eine nachbessernde Arbeitsmarktpolitik nicht durch eine vorsorgende Bildungspolitik<br />
ersetzt werden solle.“ (S. 14) Dieser Satz leuchtet beim ersten Lesen sofort ein nach dem Motto:<br />
Warum das Geld in teure nachschulische Maßnahmen stecken, wenn man es effektiver und effizienter<br />
bereits vorher in die Allgemeinbildung und hier speziell in die Berufsorientierung und Stärkung von Ausbildungsfähigkeit<br />
investieren kann. Doch verlangt – wie nicht anders zu erwarten – die Umsetzung dieses<br />
plausiblen und scheinbar einfachen Vorschlags nach Konkretisierung, nach Handlungsalternativen bei<br />
allen Akteuren, bei <strong>Schule</strong>n, Betrieben, Arbeitsagenturen, und Eltern. Es ist zu klären, was die einzelnen<br />
Akteure wirklich leisten können und auch, was sie nicht leisten können.<br />
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass <strong>Schule</strong>n durch noch so gute Berufsorientierung die fehlenden Lehrstellen<br />
nicht beschaffen können, dass sie aber als Ganzes, als Organisation ihre Qualität im Sinne eines<br />
verbesserten Übergangsmanagements entwickeln können.<br />
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