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„Schule - Wirtschaft/ Arbeitsleben“ - Das Programm "Schule ...

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<strong>„<strong>Schule</strong></strong> -<br />

<strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong><br />

6. Fachtagung Hamburg<br />

15. und 16. Mai 2006<br />

Herausgegeben von der wissenschaftlichen Begleitung des<br />

<strong>Programm</strong>s <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Programm</strong> wird gefördert vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung und aus den Mitteln des Europäischen<br />

Sozialfonds.<br />

www.swa-programm.de<br />

„Berufsorientierung, Berufsvorbereitung, Berufsausbildung“<br />

SWA-Materialien Nr. 21<br />

Gefördert durch die<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

GEFÖRDERT VOM


<strong>„<strong>Schule</strong></strong> –<br />

<strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong><br />

Dokumentation<br />

6. Fachtagung in Hamburg<br />

15. und 16. Mai 2006<br />

„Berufsorientierung –<br />

SWA-Materialien Nr. 21<br />

Berufsvorbereitung –<br />

Herausgegeben von der wissenschaftlichen Begleitung<br />

des <strong>Programm</strong>s <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong><br />

Gerd-E. Famulla, Volker Möhle,<br />

Berufsausbildung“<br />

Bert Butz, Sven Deeken, Meike Horst, Ute Michaelis, Birgit Schäfer<br />

Layout: Sina Waldvogel<br />

Fertiggestellt im September 2006<br />

<strong>Das</strong> <strong>Programm</strong> wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds


Die Texte und Grafiken dieser Dokumentation sind von den jeweiligen Autoren erstellt<br />

und wurden von der wissenschaftlichen Begleitung des <strong>Programm</strong>s <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/<br />

<strong>Arbeitsleben“</strong> zusammengestellt und z.T. redaktionell überarbeitet.<br />

In allen Formulierungen, die übergreifend ein Geschlecht nennen, gelten die Begriffe<br />

gleichermaßen für die weibliche wie die männliche Form.<br />

Die in den Vorträgen verwendeten Power-Point-Folien wurden z.T. zugunsten einer<br />

geringeren Download-Zeit bzw. aus drucktechnischen Gründen farblich und grafisch<br />

vereinfacht.


Inhalt:<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 BEGRÜßUNGEN 1<br />

1.1 Frau Corinna Brüntink,<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 1<br />

1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe,<br />

Behörde für Bildung und Sport Hamburg 4<br />

1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla,<br />

Leiter der wissenschaftlichen Begleitung des SWA - <strong>Programm</strong>s 9<br />

2 VORTRÄGE 13<br />

2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich: „Der Verbleib der Schulabgängerinnen und<br />

Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“ 13<br />

2.2 Frau Karen Schober: „Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“,<br />

Bundesagentur für Arbeit/ Projektgruppe Ausbildungspakt 49<br />

2.3 Herr Prof. Dr. Gerald Heidegger: „Der Übergang von der <strong>Schule</strong> in<br />

den Beruf aus Sicht der beruflichen Bildung“ 55<br />

3 ARBEITSGRUPPEN MIT DEN REFERENTINNEN UND REFERENTEN 56<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1 mit Prof. Dr. Gerd-E. Famulla 56<br />

3.2 Bericht der Arbeitsgruppe 2 mit Volker Möhle 61<br />

3.3 Bericht der Arbeitsgruppe 3 mit Ute Michaelis und Meike Horst 64<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4 mit Dr. Birgit Schäfer 68<br />

3.5 Bericht der Arbeitsgruppe 5 mit Sven Deeken 74<br />

4 PLENUMSDISKUSSION 78<br />

5 ANHANG 85<br />

5.1 <strong>Das</strong> <strong>Programm</strong> 86<br />

5.2 Kontaktadressen zur wissenschaftlichen Begleitung 88


Inhaltsverzeichnis<br />

5.3 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung<br />

des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg 89<br />

5.4 Liste der vorliegenden SWA-Materialien 99<br />

5.5 Plakat „Auf einen Blick“ 101


1 Begrüßungen<br />

Begrüßung/ 1.1 Frau Corinna Brüntink, Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF<br />

1.1 Frau Corinna Brüntink, Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF)<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

wie Sie dem Tagungsprogramm entnehmen können, sollte jetzt eigentlich Herr Konrad Koch hier stehen<br />

und Sie begrüßen. Herr Koch lässt sich allerdings herzlich entschuldigen, und hat mich als zuständige<br />

Referatsleiterin für das SWA-<strong>Programm</strong> gebeten, Sie hier im Namen des BMBF ganz herzlich willkommen<br />

zu heißen.<br />

Es ist die sechste Fachtagung im Rahmen des <strong>Programm</strong>s <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. <strong>Das</strong> Thema<br />

lautet „Berufsorientierung – Berufsvorbereitung – Berufsausbildung“. Ich freue mich, dass Sie so<br />

zahlreich erschienen sind und heiße Sie auch persönlich, nicht nur im Namen des BMBF, ganz herzlich<br />

willkommen.<br />

Nahezu 70 Vorhaben in allen Bundesländern, fast 50.000 Schülerinnen und Schüler in 1.000 <strong>Schule</strong>n,<br />

rund 4.300 Betriebe als Kooperationspartner – das sind nur einige zentrale Zahlen, die ich an dieser Stelle<br />

nennen will. Wir alle sind zu Recht sehr stolz auf diese Bilanz des SWA-<strong>Programm</strong>s im siebten Jahr seiner<br />

Förderung. Für die diesjährige <strong>Programm</strong>tagung wurde ein Thema gewählt, das in der aktuellen bildungspolitischen<br />

Diskussion eine außerordentlich wichtige Rolle spielt. Wie gestaltet sich der Übergang<br />

von der <strong>Schule</strong> in den Beruf? Sind die Schulabgängerinnen und Schulabgänger richtig vorbereitet auf<br />

Ausbildung und Beruf? Wie steht es mit der inzwischen fast sprichwörtlichen Ausbildungsreife, die vor<br />

allem die <strong>Wirtschaft</strong> anmahnt? Die Vorhaben im Rahmen des SWA-<strong>Programm</strong>s haben sich von verschiedenen<br />

Seiten her mit den zahlreichen Facetten dieser Fragestellungen auseinander gesetzt und unterschiedliche<br />

Lösungsansätze erprobt. Dabei wurden auch neue Schwerpunkte gesetzt, so zum Beispiel im<br />

Zusammenhang mit dem im Jahr 2002 beschlossenen Aktionsrahmen von Bund und Ländern zur Bildungsreform<br />

sowie dem im Jahr 2003 begonnen Ganztagsschulprogramm des Bundes. Ich war im Jahr<br />

2003 schon einmal als Referatsleiterin für das SWA-<strong>Programm</strong> zuständig und erinnere mich noch gut an<br />

meine erste Lenkungsausschusssitzung im Rahmen des <strong>Programm</strong>s. Dort wurden konstruktive Ideen ausgetauscht,<br />

sowie auch darüber gedacht, wie diese neuen Aktivitäten sinnvoll mit neuen Vorhaben im<br />

SWA-<strong>Programm</strong> verzahnt werden können. Ein Blick auf die Agenda dieser Fachtagung zeigt, dass viele<br />

dieser Ideen offenbar erfolgreich umgesetzt wurden. Projekte zu Fragen der Berufsorientierung, insbesondere<br />

bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, zur Entstehung regionaler Beratungs-<br />

netzwerke, zur besseren Verzahnung von Unterrichtspersonal und <strong>Schule</strong>ntwicklung für eine erweiterte<br />

Berufsorientierung, der Berufswahlpass sowie gute Beispiele berufsorientierender Maßnahmen in Ganztagsschulen,<br />

auch wenn wir da noch ein Defizit haben, stehen stellvertretend für das breite Spektrum, in<br />

dem sich eine gelingende Berufsvorbereitung bewegen kann und muss. Ich bin sicher, dass Sie in den<br />

angebotenen Arbeitsgruppen heute und morgen vielfältige Praxiserfahrungen austauschen und diskutieren.<br />

Sie werden aus den positiven und negativen Erfahrungen lernen und wertvolle Anregungen für Ihre<br />

weitere Arbeit erhalten.<br />

1


Begrüßung/ 1.1 Frau Corinna Brüntink, Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF<br />

Meine Damen und Herren, die Stärkung der Ausbildungsreife junger Menschen, der Berufsorientierung<br />

und des Übergangsmanagements von der <strong>Schule</strong> in die Arbeitswelt sind heute wichtiger denn je. Zum<br />

einen geht es einmal mehr – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der unverändert angespannten Lage auf<br />

dem Ausbildungsmarkt – um das Verhältnis von Bildung an sich und ihre ökonomische Verwertbarkeit.<br />

Zum anderen geht es aber auch um das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure: öffentliche Hand<br />

und <strong>Wirtschaft</strong> sowie Sozialpartner einerseits, und im Bereich der öffentlichen Hand die Länder für das<br />

Schulwesen und die des Bundes für die berufliche Bildung anderseits.<br />

Die Wege zum Berufseinsteig haben sich weiter ausdifferenziert, die Möglichkeiten einen Weg ins Berufs-<br />

und Erwachsenenleben zu finden, werden immer vielfältiger. Es gibt also streng genommen nicht<br />

mehr den Übergang, sondern ein gestuftes Übergangssystem, das sich aber noch nicht zu einem stringenten,<br />

in sich stimmigen Gesamtsystem etabliert hat. Dies erschwert den Überblick erheblich, für die Jugendlichen<br />

selbst, aber auch für alle damit befassten Fachleute. Hilfestellungen für eine ganzheitliche<br />

Bildungsberatung, die mehr ist als eine reine Berufsberatung, werden immer unabdingbarer. So verwundert<br />

es nicht, dass sich auch in einem anderen aus Mitteln des BMBF und ESF geförderten <strong>Programm</strong> –<br />

dem <strong>Programm</strong> „Lernende Regionen“ –, das auch in meiner Zuständigkeit liegt, viele Projekte mit dem<br />

Themenfeld „Übergänge und Bildungsberatung“ beschäftigen. Davon konnten Sie sich auch im letzten<br />

Jahr, im Rahmen der programmübergreifenden Fachtagung der drei aus ESF-Mitteln kofinanzierten<br />

BMBF-<strong>Programm</strong>e: BQF, SWA und Lernende Regionen in Bad Honnef ein Bild machen. Die herausragende<br />

Bedeutung, die diesem Themenfeld beigemessen wird, rührt auch daher, dass nicht mehr nur die<br />

Einstiegswege in das Arbeits- und Erwerbsleben diskutiert werden, sondern dass der gesamte Lebenslauf<br />

zunehmend als eine Abfolge von Übergängen begriffen wird. Übergänge werden also mehr und mehr<br />

zum Normalfall: Berufsvorbereitende Maßnahmen, Praktika, Phasen der Familiengründung und am Ende<br />

des beruflichen Lebens der Übergang in den Ruhestand, das sind nur wenige Stationen, die hier genannt<br />

werden sollen, und die mehr und mehr eigenverantwortlich mitgestaltet werden müssen. „Lernen im Lebenslauf“<br />

sagen wir, um den Begriff „lebenslanges Lernen“ zu konturieren. An dem Grundbegriff und<br />

den Inhalten ändert sich dabei – wie Sie sich denken können – nur wenig. Beschrieben wird damit aber<br />

ein neues Verhältnis zwischen dem Aufbau einer Bildungs- und Lernbiographie durch den einzelnen<br />

Menschen und den gesellschaftlichen Strukturen, das heißt, dem Bildungs- und Beschäftigungssystem<br />

und dem Übergang zwischen beiden Systemen. Es geht also letztendlich um die Schaffung einer neuen<br />

„Lernkultur“.<br />

Ich glaube, dass ein Mensch wesentlich besser mit schwierigen Situationen und Übergängen umgehen<br />

kann, wenn er im umfassenden Sinne gebildet ist. Ein umfassendes Verständnis von „lebenslangem Lernen“<br />

oder „Lernen im Lebenslauf“ erfordert zum einen eine hohe individuelle Handlungsfähigkeit und<br />

zum anderen einen entsprechend umfassend integrierten Bildungsansatz. Dabei ist eine effiziente Unterstützungsstruktur<br />

dringend geboten, was auch mit „Übergangsmanagement“ bezeichnet wird. Die Erfahrungen,<br />

die im Rahmen des SWA-<strong>Programm</strong>s gesammelt wurden und zur Zeit noch gesammelt werden,<br />

spielen für die lebensgeschichtlich relativ frühen Übergänge, um die es jetzt hier geht, eine wichtige Rolle.<br />

Im Rahmen des <strong>Programm</strong>s „Lernende Regionen“ befassen wir uns im Moment außerdem mit den<br />

späteren Übergängen.<br />

Wichtig ist es, die Ergebnisse zu sichern und nachhaltige, gelingende Bedingungen von neuen Strukturen<br />

und innovativen Ansätzen in der Verbesserung der Berufswahlvorbereitung und der Ausbildungsfähigkeit<br />

zu schaffen und zu transferieren.<br />

Vor diesem Hintergrund bin ich dann auch an den Ergebnissen ganz besonders interessiert, die im Rah-<br />

2


Begrüßung/ 1.1 Frau Corinna Brüntink, Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF<br />

men dieser Tagung „produziert“ werden – auch im Hinblick auf mögliche spätere Transferaktivitäten.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen intensiven Erfahrungsaustausch und eine anregende Tagung.<br />

Vielen Dank.<br />

3


1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe, Behörde für<br />

Bildung und Sport Hamburg<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

Begrüßung/ 1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung und Sport Hamburg<br />

im Namen der Behörde für Bildung und Sport in Hamburg darf ich Sie ganz herzlich willkommen heißen.<br />

Ich hoffe, dass die Fachtagung uns die Gelegenheit gibt, „Berufsorientierung – Berufsvorbereitung – Berufsbildung“<br />

in einem neuen Kontext zu sehen.<br />

Anschlussfähigkeit sichern, das ist nicht nur eine Aufgabe der allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n oder der anschließenden<br />

Berufsschulen oder all derjenigen, die in Betrieben und Institutionen mit der Gestaltung der<br />

Übergänge zu tun haben. Anschlussfähigkeit sichern ist auch eine Herausforderung der Akteure in den<br />

jeweiligen Systemen, eine neue Philosophie, ein neues Denken, eine neue Lernkultur zu entwickeln. Denn<br />

– unter dieses Motto will ich meine einleitenden Worte stellen – die Zeit der Abschlussorientierung geht<br />

zu Ende und es kommt darauf an, ein Umdenken zu organisieren, das mit dem Begriff Anschlussorientierung<br />

die neuen Kernaufgaben und Kernprozesse treffend beschreibt.<br />

Nun kann man sagen, dies sei kein großer Unterschied, es ist nur ein einziger Buchstabe. <strong>Das</strong> ist – auf<br />

dieser Ebene – in der Tat nicht viel, aber wenn man in allen Bereichen versucht, auch umzusetzen, was<br />

den eigentlichen Unterschied zwischen einer Abschlussorientierung und einer Anschlussorientierung<br />

ausmacht, dann kommt es einem Paradigmenwechsel gleich. Denn dahinter steckt die Frage, welches Ziel<br />

verfolgen die Akteure in den jeweiligen Institutionen, welches Ziel verfolgt eine Lehrerin oder ein Lehrer,<br />

wenn sie bzw. er sich auf Unterricht vorbereitet und diesen organisiert?<br />

In der Vergangenheit – wenn man es schlagwortartig sagen möchte – war das Handeln eher an der Abschlussorientierung<br />

ausgerichtet. <strong>Das</strong> heißt, der Deutschlehrer – um ein Beispiel zu nehmen – hatte sein<br />

Hauptinteresse darauf gerichtet, dass seine Schülerinnen und Schüler im Fach Deutsch gut sind und den<br />

Abschluss mit einer möglichst guten Note erzielen. Man ging davon aus, dass mit einem guten Abschluss<br />

auch der Anschluss gesichert ist. Ich behaupte aber – und ich stehe damit nicht allein, Frau Brüntink hat<br />

es eben auch schon angesprochen – Übergänge sind heute keine vorbereiteten Wege, die man nur wie<br />

Karrieren oder Berufslaufbahnen abschreiten muss. Übergänge sind differenzierte Übergangssysteme. Es<br />

kommt darauf an, in diesen Systemen den jeweiligen Anschluss zu finden und zu gestalten. Um dabei<br />

erfolgreich sein zu können, reicht es nicht aus, sich auf den Abschluss vorzubreiten und gute Ergebnisse<br />

in den Abschlussverfahren zu erzielen. Eine Abschlussorientierung ist nicht mehr ausreichend, erst eine<br />

Anschlussorientierung sichert den Übergang und damit eben den Anschluss.<br />

Ich will kurz mit zwei Schlagworten verdeutlichen, warum Anschlussorientierung heute so wichtig ist.<br />

Ich gehe nicht so sehr auf die veränderten Rahmenbedingungen in der Berufs- und Arbeitswelt ein, da<br />

werden wir heute Nachmittag noch viel über Veränderungen und Konsequenzen hören. <strong>Das</strong>s die Qualifikationsanforderungen<br />

gestiegen sind, dass die Wege vielfältiger geworden sind, dass man nicht mehr von<br />

„Lebensberuf“ sprechen kann, dass Erwerbsarbeit verschiedene Beschäftigungsformen umfassen, die in<br />

Lebensläufen mit unterschiedlichen zeitlichen Dimensionen bewältig werden müssen, davon wird Herr<br />

4


Ulrich in seinem Beitrag berichten.<br />

Begrüßung/ 1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung und Sport Hamburg<br />

Ich will mich hier beschränken auf die Schulseite und fragen, was hat sich im System <strong>Schule</strong> verändert,<br />

welche Veränderungen finden hier statt, die eine Anschlussorientierung nicht nur notwendig, sondern<br />

auch möglich machen?<br />

In Hamburg wird morgen z.B. das Schulreformgesetz in der zweiten Lesung höchstwahrscheinlich verabschiedet<br />

werden. Damit werden in Hamburg wichtige Konsequenzen vollzogen, die in ähnlicher Weise<br />

auch in anderen Bundesländern vollzogen werden oder in Vorbereitung sind. Die Rahmenbedingungen<br />

für die <strong>Schule</strong>ntwicklung werden verändert. Ich will das mit zwei Begriffen verdeutlichen.<br />

Die Steuerung der Bildungssysteme ist im Wandel. Die Ziele des Unterrichts und damit die Vorgaben für<br />

das Handeln der Lehrerinnen und Lehrer sind durch kompetenzorientierten Bildungsstandards festgelegt.<br />

Für Deutsch und Mathematik in der Grundschule und für Deutsch, Mathematik und Englisch für den<br />

Hauptschulabschluss sowie für den Mittleren Bildungsabschluss wurden nationale Bildungsstandards<br />

festgelegt. <strong>Das</strong> sind Beschreibungen der Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler am Ende des<br />

Bildungsganges beherrschen müssen. Unterricht wird nicht mehr über Lehrpläne gesteuert, in denen festgelegt<br />

wird, welche Inhalte Gegenstand des Unterrichts sein müssen. Unterricht wird über Ziele gesteuert,<br />

und diese werden als nationale Bildungsstandards für alle 16 Bundesländer einheitlich vereinbart. Die<br />

Länder haben sich verpflichtet, diese Standards zu übernehmen. Hamburg hat in seinen Bildungsplänen,<br />

die fast zeitgleich entstanden sind, diese nationalen Bildungsstandards bereits umgesetzt. In Hamburg<br />

sind die alten „Lehrpläne“ schon zu neuen „Bildungsplänen“ geworden. Bildungsplan ist nicht nur ein<br />

neuer Begriff. Der neue Begriff steht für die Veränderung der Philosophie: statt über Inputsteuerung wird<br />

über eine Outcome- oder Outputsteuerung versucht, eine möglichst hohe Qualität der Bildungssysteme zu<br />

erreichen. Damit ist gemeint: in früheren Lehrplänen stand sehr dezidiert, welche Inhalte Lehrerinnen und<br />

Lehrer im Unterricht behandeln müssen, in der Hoffnung, dass am Ende über die Bearbeitung der Inhalte<br />

die gewünschten Kompetenzen erreicht werden. Heute werden wesentlich weniger Inhalte, nur noch ein<br />

Kerncurriculum, vorgegeben, weil man weiß, dass über Inhalte die Ergebnisse nicht gesichert werden<br />

können. Heute wird über die Vergabe von Zielen gesteuert, über die Bildungsstandards. Die Verantwortung<br />

darüber, über welche Inhalte diese Kompetenzen erworben werden, übernimmt die einzelne <strong>Schule</strong>.<br />

Die Länder haben sich auch dazu verpflichtet, die Erreichung der nationalen Bildungsstandards länderübergreifend<br />

zu überprüfen. Zurzeit werden Hunderte von Aufgaben entwickelt und erprobt. Diese<br />

Aufgaben werden künftig als Vergleichsarbeiten länderübergreifend geschrieben und bieten damit der<br />

jeweiligen <strong>Schule</strong> einen Referenzrahmen für die eigene Leistungsfähigkeit und den Ländern wichtige<br />

Rückmeldungen für Qualität ihrer Bildungssysteme.<br />

Mit dem Schulreformgesetz in Hamburg wird die selbstverantwortete <strong>Schule</strong> flächendeckend eingeführt.<br />

Die Bildungsbehörde gibt nur noch Ziele und den Rahmen vor, die einzelne <strong>Schule</strong> erhält mehr Verantwortung<br />

bei der Umsetzung ihrer Bildungsaufgaben.<br />

Die neuen Rahmenbedingungen, kompetenzorientierte Bildungsstandards, länderübergreifende Prüfungen<br />

und zentrale Abschlussprüfungen verdeutlichen, dass der Freiheitsraum und damit auch die Gestaltungsaufgabe<br />

vor Ort an den <strong>Schule</strong>n größer werden. <strong>Das</strong> ist eine Voraussetzung dafür, dass Anschlussorientierung<br />

bei der Vervielfältigung der möglichen Anschlussalternativen besser gelingen kann. Damit verbunden<br />

sind auch Konsequenzen für die Aufgabenstellung und die Weiterentwicklung der Berufsorientierung,<br />

der Berufsvorbereitung und der Berufswahlvorbereitung.<br />

Welchen Stellenwert hat Berufsorientierung unter den neuen Rahmenbedingungen? Berufswahl ist heute<br />

keine einmalige Entscheidung mehr, mit der sich die Jugendlichen für den Lebensberuf entscheiden.<br />

5


Begrüßung/ 1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung und Sport Hamburg<br />

Wenn die Ausbildung zu Ende ist, hat man nicht ausgelernt. Vor diesem Hintergrund muss Berufsorientierung<br />

als Entwicklung einer Kompetenz, sich unter verändernden Bedingungen immer wieder neu beruflich<br />

orientieren zu können, eine andere Aufgabe lösen oder übernehmen. Es geht nicht mehr um die<br />

Vorbereitung auf die eine Wahl, sondern es geht um die Vorbereitung darauf, kontinuierlich seinen Weg<br />

gestalten und ggf. immer wieder eine Wahl treffen zu können. <strong>Das</strong> heißt, es geht darum, die eigenen Stärken<br />

und Interessen, die eigenen Kompetenzprofile kontinuierlich wahrnehmen und zielgerichtet weiterentwickeln<br />

zu können.<br />

Damit hat Berufsorientierung aus meiner Sicht eine neue Aufgabe, die hier in den nächsten zwei Tagen<br />

im Mittelpunkt stehen wird. Es geht erstens um die Vorbereitung auf Übergangssituationen, auf Übergangssituationen<br />

an verschiedenen Stellen und zu verschiedenen Zeiten, schon von der Vorschule in die<br />

Grundschule oder von der Grundschule in die weiterführende <strong>Schule</strong> oder von einem Kurs in den nächsten.<br />

Es geht nicht um eine einmalige Übergangssituation am Ende der jeweiligen Schulzeit. Und die zweite<br />

Kernaufgabe, die Berufs- und Arbeitsorientierung zu leisten hat, ist die Etablierung eines Managements<br />

dieser Übergangssituationen. Wenn die Wege so vielfältig geworden sind und die Möglichkeiten so differenziert<br />

sind, dann müssen die Akteure mehr denn je ein Managementsystem eingebunden sein und sie<br />

müssen sich darauf verlassen können, dass die Akteure die abgestimmten Teilleistungen auch erbringen.<br />

Über diese einzelnen Teile eines Berufsorientierungsmanagements werden wir uns auf dieser Fachtagung<br />

auseinandersetzen und in verschiedenen Arbeitskreisen beraten.<br />

Ich will hier die veränderten Aufgaben der Berufsorientierung kurz beleuchten: Was heißt Anschlussorientierung<br />

und was verändert sich gegenüber der Abschlussorientierung einerseits für die Schülerinnen<br />

und Schüler und anderseits für die schulische Organisation und ihre entsprechenden Aufgaben? Die Schülerinnen<br />

und Schüler müssen auch in der Perspektive der Anschlussorientierung mehr denn je die Kernkompetenzen<br />

beherrschen und sich diese Kompetenzen aneignen. Deutsch, Mathematik, Englisch haben<br />

nach wie vor eine zentrale Bedeutung für den gelingenden Anschluss, aber die Beherrschung dieser<br />

Kernkompetenzen ist nicht mehr ausreichend. Es kommt darauf an, dass man darüber hinaus die eigenen<br />

Potentiale erkennen und entwickeln lernt, dass man die eigene Leistungsbereitschaft entwickeln lernt,<br />

dass man das Kompetenzprofil kennt und entwickeln lernt, dass man letztendlich sein eigenes Lernen<br />

steuern und organisieren kann. Selbstgesteuertes und selbstorganisiertes Lernen tritt in den Vordergrund<br />

und löst eine belehrende und – aus Sicht des Lernenden gesehen - konsumorientierten Wissensvermittlung<br />

ab. Kompetenzentwicklung statt Wissensvermittlung – um es wiederum auf ein Schlagwort zu bringen<br />

– wird wichtig. Wenn man es mit einem Wort sagen möchte: „Lernarbeit“ ist die Arbeit, die eigene<br />

Bildungsbiographie aktiv zu gestalten. <strong>Das</strong> müssen die Schülerinnen und Schüler vom ersten Tag an in<br />

der <strong>Schule</strong> lernen können.<br />

Für die Unterrichtsorganisation stellt sich damit die Frage, wie kann dieses Lernen organisiert werden,<br />

wie muss <strong>Schule</strong> organisiert werden? Haben wir auch hier einen Paradigmenwechsel, ein anderes Bild<br />

von Organisationsentwicklung und von <strong>Schule</strong>ntwicklung, wenn Anschlussorientierung anstatt Abschlussorientierung<br />

im Vordergrund steht?<br />

Unterrichtsorganisationsformen und damit die gesamte <strong>Schule</strong> werden sich verändern. Ganztagsschulen<br />

werden die in sie gesetzte Hoffnung nicht erfüllen, wenn am Vormittag Unterricht wie bisher und am<br />

Nachmittag nur ein paar zusätzliche Kurse stattfinden. Es geht darum, wirklich ernst zu machen mit einer<br />

anderen Lernkultur, mit einer anderen Lernorganisation. <strong>Das</strong> ist eine organisatorische Herausforderung,<br />

nicht nur für Ganztagsschulen. Ganztagsschulen haben in der Tat den größeren Spielraum, weil für das<br />

Lernen und Arbeiten – und Lernarbeit ist die zentrale Schülerarbeit – in Ganztagsschulen ein größerer<br />

zeitlicher Raum zur Verfügung steht.<br />

6


Begrüßung/ 1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung und Sport Hamburg<br />

Was sind die Konsequenzen für die Organisation des Unterrichts in der <strong>Schule</strong>? Zusammengeführt kann<br />

man sagen: neue Lern- und Arbeitsaktivitäten. Der 45-Minuten-Unterricht wird nicht mehr die Regel,<br />

sondern nur eine Form sein, andere Formen werden sich daneben etablieren. Es wird bestimmte Lernzeiten<br />

für eigenverantwortliches, selbstgesteuertes und selbstorganisiertes Lernen und Arbeiten geben. Die<br />

Verpflichtung der Akteure, und damit meine ich Lehrerinnen und Lehrer wie Schülerinnen und Schüler<br />

und Schulleitungen, werden sich verändern. Die Verantwortung für die Prozesse und die Ergebnisse müssen<br />

neu definiert werden.<br />

Viele <strong>Schule</strong>n sind schon auf dem Weg und in vielen Projekten sind längst die Ergebnisse einer veränderten<br />

Lernorganisation zu sehen. <strong>Das</strong>s der einzelne Lernende verantwortlich ist für das Ergebnis und die<br />

Qualität seiner Lernprozesse, wird stärker ins Bewusstsein fließen. Am Ende von definierten Unterrichtseinheiten<br />

– das sind keine 45-Minuten-Einheiten – wird es eine Auswertung der Lernprozesse und der<br />

Ergebnisse geben, es wird über Verantwortungszuschreibungen beraten und Evaluationsstrategien werden<br />

vereinbart. Es wird konkret danach gefragt werden, welchen Beitrag habe ich als Schülerin und Schüler<br />

(dazu) geleistet, um dieses Ergebnis zu erzielen? Welchen Beitrag hat die Lehrerin und der Lehrer geleistet,<br />

um dieses Ergebnis zu erzielen? Was nehmen wir uns für den nächsten Durchgang, für die nächste<br />

Projektsituation, für die nächste Themensituation, für die nächsten 14 Tage oder vier Wochen vor? Welche<br />

Ziele und Leistungsvereinbarungen oder welche Lernvereinbarungen schließen wir? Wie kann das<br />

Verhältnis von Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler untereinander zur Verbesserung<br />

der Qualität der Lernergebnisse verändert werden, wie arbeiten Lehrerinnen und Lehrer und Schulleitung,<br />

oder auch Lehrerinnen und Lehrer und Eltern oder Schülerinnen und Schüler und Eltern zusammen, um<br />

die Bildungsergebnisse zu optimieren? In verschiedenen Formen wird das Lernen und Arbeiten organisiert<br />

werden. Es wird aber die alte Form, dass sich die Schülerinnen und Schüler als Konsumenten der<br />

von Lehrkräften gestalteten Vermittlungsprozesse berieseln lassen und dabei etwas mitnehmen oder auch<br />

nicht, nicht mehr geben, wenn man die Anschlussorientierung ernst nimmt. Wenn man die Forderung<br />

ernst nimmt, Anschlüsse und die eigene Bildungs- und Berufsbiographie zu organisieren, muss man<br />

schon in Schulzeiten sein eigenes Lernen organisieren, Verantwortung für die Entwicklung der Kompetenzen<br />

übernehmen und die Lern- und Arbeitsprozesse qualitätsorientiert auswerten.<br />

Kurzum, die Aufgabe der <strong>Schule</strong> wird nicht mehr auf Unterrichtsentwicklung beschränkt sein können,<br />

sondern Unterrichtsentwicklung, Organisationsentwicklung und Personalentwicklung müssen zusammen<br />

passen und als Gesamtaufgabe gesehen werden. Auf die Schulleitung kommen damit neue Leitungsherausforderungen<br />

und Gestaltungsaufgaben zu. Wenn Gestaltungsfreiräume größer werden entstehen neue<br />

Gestaltungsaufgaben und Gestaltungspflichten.<br />

Damit ergeben sich abschließend vier Kernaufgaben für Berufsorientierung.<br />

1. Im Zentrum steht die Förderung des individuellen Lernens als Voraussetzung für Lernen im Lebenslauf.<br />

2. Es wird zweitens um Kompetenzentwicklung statt Wissensvermittlung gehen.<br />

3. Es wird drittens um Lernen an unterschiedlichen Orten, insbesondere um qualifiziertes und qualitätsorientiertes<br />

Lernen an außerschulischen Lernorten gehen.<br />

4. Es wird viertens ein Übergangsmanagement eingeführt werden müssen, das zum Teil schon entwickelt<br />

und in Projekten erprobt wird. In der Arbeitsgruppe fünf z. B. wird Ihnen hier ein Modell aus<br />

Hamburg vorgestellt werden, mit dem wir versuchen, die verschiedenen Akteure im Hinblick auf ein<br />

Übergangsmanagement zusammenzubinden mit dem Ziel, für Schülerinnen und Schülern die Übergänge<br />

in Ausbildung leichter und erfolgreicher zu machen. Praxislernen ist ein weiteres Beispiel, das<br />

im Rahmen von SWA in vielen Projekten erprobt worden ist.<br />

7


Begrüßung/ 1.2 Herr Dr. Alfred Lumpe, Behörde für Bildung und Sport Hamburg<br />

<strong>Das</strong> <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong> hat wichtige Impulse zur Bewältigung der neuen<br />

Kernaufgaben gegeben und wir sind Mitten drin. Für die Weiterentwicklung der Modelle und Verfahren<br />

haben wir uns heute hier versammelt. Insofern wünsche ich Ihnen und uns heute und morgen einen guten<br />

Verlauf der Tagung und interessante Ergebnisse.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />

8


Begrüßung/ 1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung SWA<br />

1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Leiter der wissenschaftlichen<br />

Begleitung des SWA - <strong>Programm</strong>s<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

im Namen der wissenschaftlichen Begleitung des<br />

<strong>Programm</strong>s <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ Arbeitseben“ möchte ich<br />

Sie ganz herzlich zu dieser 6. Fachtagung begrüßen.<br />

Ich danke zunächst Frau Brüntink vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung für ihre einleitenden Worte. Sie<br />

zeichnet in der Nachfolge von Frau Jung für das SWA-<br />

<strong>Programm</strong> verantwortlich. Alle Anzeichen deuten darauf<br />

hin, dass mit Auslaufen des SWA-<strong>Programm</strong>s Ende 2007<br />

die Frage eines gelingenden „Übergangs vom Bildungs-<br />

ins Beschäftigungssystem“ durchaus nicht erledigt sein wird, sondern es weiterhin übergreifender bildungspolitischer<br />

Verantwortung und Initiativen bedarf. Dazu genügt es nicht – und darin sind wir mit<br />

Frau Brüntink einig –, die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie die berufsorientierende<br />

Qualität der <strong>Schule</strong>n zu stärken, wie das bisher im SWA-<strong>Programm</strong> vor allem verfolgt wird, sondern es<br />

muss auch für jeden Jugendlichen der Übergang als Prozess mit erfolgreichem Ausgang ermöglicht werden.<br />

Darum haben wir bewusst für diese Fachtagung auch im Titel den Zusammenhang von Berufsorientierung,<br />

Berufsvorbereitung und Berufsausbildung zum Ausdruck gebracht.<br />

„Frau Schavan will keine arbeitslosen Jugendlichen“ wird die Bildungsministerin nach einem Spitzengespräch<br />

mit der <strong>Wirtschaft</strong> über die Fortsetzung des Ausbildungspaktes in der Presse zitiert. Zur Einlösung<br />

dieses ambitionierten Anspruchs gehört zum einen, genauer diejenigen Jugendlichen in den Blick zu<br />

nehmen, die sich zwischen dem allgemein bildenden Schulwesen und dem Beschäftigungssystem in Orientierungs-<br />

und Ergänzungsmaßnahmen befinden – das müssen nicht zwingend so genannte Warteschleifen<br />

sein – und dazu gehört zum anderen statt gegenseitiger Schuldzuweisungen verstärkt die spezifische<br />

und gemeinsame Verantwortung der beteiligten Akteure wie Eltern, <strong>Schule</strong>, Betriebe, Arbeitsagenturen,<br />

Wissenschaft und Politik zu erkennen, Handlungsalternativen und Kooperationsmöglichkeiten zu sondieren<br />

und diese auch wahrzunehmen.<br />

Bei dieser Fachtagung geht es vor allem um den konzentrierten Blick auf diejenigen, die sich im Übergang<br />

zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem befinden. Wissen wir einerseits, dass beispielsweise<br />

im September 2005 die „rechnerische Lehrstellenlücke“ bei 30.000 lag, so wissen wir andererseits auch,<br />

dass von 936.000 Lehrstellensuchenden im Jahr 2003 in ganz Deutschland nur etwa 512.000 eine „richtige<br />

Lehrstelle“ erhielten. Wo befinden sich also die etwa 45 % oder 425.000 Jugendlichen tatsächlich, die<br />

nach dieser Rechnung leer ausgingen? Um hier etwas mehr Klarheit zu gewinnen, haben wir Herrn Dr.<br />

Ulrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung eingeladen, der uns näher über den „Verbleib der Schulabgängerinnen<br />

und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“ informieren wird und den ich<br />

an dieser Stelle herzlich begrüßen möchte.<br />

9


Begrüßung/ 1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung SWA<br />

Weiterhin begrüße ich Frau Schober von der Bundesagentur für Arbeit. An sie geht die Frage nach der<br />

Konkretion dessen, was man heute unter Ausbildungsfähigkeit oder besser Ausbildungsreife verstehen<br />

kann. Nur wenn wir hier klarer sehen und über operationalisierbare Beurteilungskriterien verfügen, können<br />

wir genauer wissen, wovon ein gelingender Übergang in Ausbildung und Arbeit abhängt oder woran<br />

er gegebenenfalls scheitern kann, ob es an – noch – mangelnden Kompetenzen bei den Jugendlichen oder<br />

doch an konjunkturellen Gründen bzw. an einem nicht ausreichenden Ausbildungsplatzangebot liegt,<br />

wenn Jugendliche nicht vermittelt werden.<br />

Ebenso herzlich begrüße ich einen Kollegen von der Universität Flensburg, Herrn Prof. Dr. Gerald Heidegger.<br />

Von ihm möchten wir unter anderem zwei Dinge erfahren. Zum einen, worin aus Sicht der beruflichen<br />

Bildung bzw. des Ausbildungssystems die Anforderungen und ggf. die Hürden für viele Jugendlichen<br />

liegen, wenn sie den Übergang erfolgreich meistern wollen. Zum zweiten wäre es von Interesse zu<br />

erfahren, ob angesichts der hohen Zahl nicht vermittelter Jugendlicher aus Sicht des Berufspädagogen<br />

eine stärkere Öffnung des Berufsbildungssystems denkbar erscheint (Stichwort: vollzeitschulische Ausbildung).<br />

Begrüßen möchte ich natürlich auch diejenigen ganz herzlich, die sich in den Arbeitsgruppen für das Einbringen<br />

von Impulsreferaten und Statements bereit erklärt haben und bitte um Verständnis, wenn ich hier<br />

nicht jeden einzeln begrüße bzw. vorstelle. Dies wird von den Moderatorinnen und Moderatoren in den<br />

Arbeitsgruppen dann in gebührender Weise geschehen.<br />

Als eine Art Zwischenbilanz, und weil nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Fachtagung an<br />

früheren Fachtagungen des SWA-<strong>Programm</strong>s dabei waren, gestatten Sie mir vor Beginn der Referate und<br />

den daran anschließenden Arbeitsgruppen-Sitzungen noch einen kurzen Rückblick auf die Kern- oder<br />

Leitthemen unserer bisherigen Fachtagungen, um sowohl die Kontinuität unserer Arbeit als auch die Folgerichtigkeit<br />

der heutigen Fachtagung etwas näher zu verdeutlichen. Der kurze Rückblick mag zudem zur<br />

Vergewisserung dessen dienen, dass wir gegenüber den heutigen Anforderungen bei der Verbesserung<br />

des Übergangsmanagements durchaus an bisher erarbeiteten Ergebnissen anknüpfen können.<br />

So ging es in den ersten beiden Fachtagungen in Mainz und Bielefeld vor allem um die Frage, wie man<br />

im Bereich der Berufsorientierung von Projektideen zu erfolgreichen, das heißt innovativen und beispielhaften<br />

Projekten kommt. <strong>Das</strong>s „Berufsorientierung eine genuin kooperative Bildungsaufgabe“ ist, die nur<br />

im Verbund, das heißt, am besten in einem Netzwerk von <strong>Schule</strong>n, Betrieben, Arbeitsagenturen und Eltern<br />

zu bewältigen ist, würde ich als eine wesentliche Erfahrung und Erkenntnis aus dieser Startphase des<br />

<strong>Programm</strong>s hervorheben.<br />

Bereits mit der dritten Fachtagung in Aurich haben wir den Schwerpunkt auf den Zusammenhang von<br />

„Innovation, Nachhaltigkeit und Transfer“ gelegt und festgestellt, dass für die Verstetigung und den<br />

Transfer erfolgreicher SWA-Projekte und Maßnahmen frühzeitig und mit besonders dafür vorzusehenden<br />

Ressourcen Sorge getragen werden muss. Auch der nachgewiesene und nachhaltige Erfolg am Projektstandort<br />

ersetzt nicht die gezielte Ausarbeitung eines Transferkonzepts sowie die adressatengerechte Aufbereitung<br />

der Projektergebnisse und professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Zur Stützung der landessweiten<br />

Verbreitung von Projektergebnissen wurden in einer Reihe von Ländern Transferagenturen eingerichtet.<br />

Auf diese Weise werden Projekterfahrungen anderen potentiellen Nutzern zur Verfügung gestellt bzw.<br />

aktiv an diese herangetragen.<br />

Im Zentrum der vierten Fachtagung in Neukirchen haben wir uns – angestoßen durch die Ergebnisse der<br />

PISA-Studie für den Bereich der Berufsorientierung die Frage gestellt: „Auf welche Kompetenzen kommt<br />

10


Begrüßung/ 1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung SWA<br />

es an?“ Anknüpfend an den aktuellen Forschungsstand rückte hier ein Verständnis von Bildung in den<br />

Vordergrund, bei dem Bildung vor allem ein Prozess der Selbstbildung in sozialen Handlungsbezügen, als<br />

Entdeckungs- und Forschungsprozess in realen Lebenskontexten zu verstehen ist. Unter anderem wurden<br />

auf dieser Tagung neben den von PISA untersuchten Basiskompetenzen vor allem die informell erworbenen<br />

Kompetenzen, das Erfahrungslernen und damit die lebenspraktischen Kompetenzen in ihrer Bedeutung<br />

für eine erfolgreiche Bewältigung des Übergangs <strong>Schule</strong> – Beruf herausgestellt. Wir erfuhren von<br />

berufspädagogischer Seite, dass circa 60 – 70 Prozent des im Arbeitsprozess erforderlichen Handlungswissens<br />

informell erworben wird. Ein Forschungsprojekt des Deutschen Jugendinstituts über <strong>„<strong>Schule</strong></strong>n<br />

und Soziale Netzwerke“ (dji 2004) bestätigt eindrucksvoll diese „pädagogische Näherung“ zwischen<br />

<strong>Schule</strong> und Betrieb hinsichtlich der Stärkung von Schlüsselkompetenzen. Danach wünschen sich Betriebe<br />

verstärkt Eigeninitiative der Jugendlichen und plädieren für einen längerfristigen, über mehrere Altersjahrgänge<br />

reichenden und umfassenden Berufsorientierungsansatz. Die „für die Praxis erforderlichen<br />

Fähigkeiten wie Eigeninitiative, Verantwortungsübernahme, Teamarbeit und [einem] Lernen nach aktuellem<br />

Bedarf (…) könnten die Grundlage für ein gemeinsames Berufsorientierungs- und Bildungskonzept<br />

von <strong>Schule</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> bilden und in die allgemeinen Bildungsstandards für <strong>Schule</strong>n und den nationalen<br />

Bildungsbericht aufgenommen werden.“<br />

Wie man die Kompetenzfrage in Richtung auf die Frage nach der „Berufsorientierung als Bildungs- oder<br />

Qualitätsstandard“ zuspitzt, hat uns auf der fünften Fachtagung in Potsdam bewegt. Arbeits- und Berufsorientierung<br />

in der <strong>Schule</strong> hat auf nationaler Ebene – trotz einer ganzen Reihe vielfältiger und positiver<br />

Einzelaktivitäten in vielen <strong>Schule</strong>n auf regionaler Ebene und zum Teil auch auf Landesebene – noch<br />

nicht ihren allgemein verbindlichen Ort im Kanon der Unterrichtsfächer gefunden. Wie immer dieser<br />

Herausforderung in den einzelnen Ländern weiter begegnet werden mag, unübersehbar setzt sich mehr<br />

und mehr die Erkenntnis durch, dass Berufsorientierung als Aufgabe der ganzen <strong>Schule</strong> zu begreifen ist.<br />

Ob es die neuen Praktikumsformen sind, die Kooperationsformen mit außerschulischen, vor allem betrieblichen<br />

Partnern, der Einsatz des Berufswahlpasses oder andere Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Berufsorientierung. Immer und zugleich geht es um einen Akt von <strong>Schule</strong>ntwicklung, um Veränderungen<br />

im Ziel- und Handlungsdreieck von Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung und Entwicklung von<br />

Organisationsstrukturen.<br />

Als eine bedeutsame Fragestellung auch für die heute beginnende Fachtagung möchte ich einen Hinweis<br />

von Frau Allmendinger, Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, aufgreifen, den<br />

sie in einem Beitrag zum Übergangsproblem im IAB-FORUM 2 gegeben hat. Dort heißt es: „Es stellt<br />

sich (…) die Frage, ob eine nachbessernde Arbeitsmarktpolitik nicht durch eine vorsorgende Bildungspolitik<br />

ersetzt werden solle.“ (S. 14) Dieser Satz leuchtet beim ersten Lesen sofort ein nach dem Motto:<br />

Warum das Geld in teure nachschulische Maßnahmen stecken, wenn man es effektiver und effizienter<br />

bereits vorher in die Allgemeinbildung und hier speziell in die Berufsorientierung und Stärkung von Ausbildungsfähigkeit<br />

investieren kann. Doch verlangt – wie nicht anders zu erwarten – die Umsetzung dieses<br />

plausiblen und scheinbar einfachen Vorschlags nach Konkretisierung, nach Handlungsalternativen bei<br />

allen Akteuren, bei <strong>Schule</strong>n, Betrieben, Arbeitsagenturen, und Eltern. Es ist zu klären, was die einzelnen<br />

Akteure wirklich leisten können und auch, was sie nicht leisten können.<br />

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass <strong>Schule</strong>n durch noch so gute Berufsorientierung die fehlenden Lehrstellen<br />

nicht beschaffen können, dass sie aber als Ganzes, als Organisation ihre Qualität im Sinne eines<br />

verbesserten Übergangsmanagements entwickeln können.<br />

11


Begrüßung/ 1.3 Herr Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung SWA<br />

Betriebe können nicht die Defizite der Schulabsolventinnen und -absolventen bei den Basiskompetenzen<br />

beheben, aber sie können bei ihrer Einstellungspraxis ein erweitertes Verständnis von Ausbildungsfähigkeit<br />

zu Grunde legen, welches die Schulnoten in Deutsch, Mathe und erster Fremdsprache ausbildungsbezogen<br />

relativiert. Und sie können die mittlerweile vielfach belegten auch ökonomischen Vorteile von<br />

Ausbildung für den eigenen Betrieb stärker in den Blick nehmen und das Ausbildungsplatzangebot darauf<br />

hin erweitern.<br />

Arbeitsagenturen könnten angesichts der Vielzahl von Jugendlichen, die keine richtige Lehrstelle gefunden<br />

haben, auf die Länderzuständigkeit für die Allgemeinbildung verweisen, wenn es um die Vermittlung<br />

von Ausbildungsreife geht. Gleichwohl wissen wir, dass häufig erst in und über die vielfältigen Ergänzungsmaßnahmen,<br />

über praktisches und Erfahrungs-Lernen nicht nur die „Beschäftigungsfähigkeit“ (EU:<br />

„Employability“) gefördert wird, sondern auch das Interesse an Basiskompetenzen wieder geweckt wird<br />

und über diesen Weg die Ausbildungsreife dann etwas später doch noch erworben werden kann.<br />

Und schließlich können auch Eltern, die nach wie vor den größten Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder<br />

haben, frühzeitig und gezielter in die Kooperation mit den <strong>Schule</strong>n für einen gelingenden Übergang<br />

einbezogen werden. Nach jüngeren Untersuchungen, die im Zusammenhang mit dem SWA-Projekt „Eltern“<br />

in Rheinland-Pfalz durchgeführt worden sind, scheint die mangelnde Mitwirkung von Eltern an ge-<br />

meinsamen Aktivitäten zur Berufsorientierung vielfach an gegenseitigen Fehleinschätzungen zwischen<br />

Eltern und Lehrkräften über das gegenseitige Interesse und die Bereitschaft zur Kooperation zu liegen.<br />

Die übergeordnete Zielsetzung dieser Tagung lässt sich an der Frage festmachen, wie zielgruppenbezogen<br />

und in Kooperation zwischen den Akteuren ein erfolgreich arbeitendes Übergangsmanagement im Einzelnen<br />

aussehen und gestaltet werden kann. Mit dieser Frage werden sich nach den Referaten die fünf<br />

Arbeitsgruppen intensiv befassen. Ohne die inhaltlichen Abläufe in den Arbeitsgruppen vorweg nehmen<br />

zu wollen – deren jeweiligen Schwerpunkte sind dem <strong>Programm</strong> zu entnehmen – möchte ich Ihnen an<br />

dieser Stelle vier übergreifende Leitfragen mit auf den Weg geben, an denen wir die Ergebnisse dieser<br />

Tagung gern festmachen möchten:<br />

- Erstens geht es – anknüpfend an die Vorträge vom Montag Nachmittag – um den Begriff der Ausbildungsfähigkeit<br />

bzw. der Ausbildungsreife, wie auch um Klärung der Begriffe Abschluss- und Anschlussorientierung.<br />

- Zweitens geht es um die Kooperation <strong>Schule</strong> und Umfeld, das heißt um Kooperationsbeziehungen, um<br />

die Kommunikation und Transparenz zwischen den verschiedenen Trägern und Beteiligten sowie um<br />

Formen der Institutionalisierung der Zusammenarbeit.<br />

- Drittens geht es um politische und administrative Rahmenbedingungen, das heißt um den Einfluss der<br />

unterschiedlichen Trägerschaften, der verschiedenen Finanzierungsquellen und der Sozialgesetzgebung<br />

sowie übergeordneter Planung und Steuerung der Maßnahmen.<br />

- Viertens geht es um Verbesserungsvorschläge aus den in den Arbeitsgruppen erkannten Notwendigkeiten<br />

und geäußerten Wünschen, um schließlich im Plenum und bezogen auf die Zielgruppen die<br />

Vision eines gelingenden Übergangsmanagements zu skizzieren.<br />

Diese Leitfragen werden Ihnen von den Moderatorinnen und Moderatoren in den Arbeitsgruppen einleitend<br />

noch näher erläutert.<br />

Zunächst danke ich Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen einen erfolgreichen Verlauf<br />

der Tagung.<br />

12


2 Vorträge<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich: „Der Verbleib der Schulabgängerinnen und<br />

Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Verbleib von Absolventen aus allgemeinbildenden <strong>Schule</strong>n<br />

Ergebnisse der amtlichen Statistik<br />

Von 1992 bis 2005 hat die Zahl der Abgänger aus<br />

allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n um rund 188.000 bzw.<br />

+ 25% zugenommen und mit zuletzt 948.200 einen<br />

weiteren Höchststand im wiedervereinigten Deutschland<br />

erreicht. Zugleich hat sich das Gefüge der verschiedenen<br />

Bildungsgänge im Bereich der beruflichen<br />

Vollqualifizierung und der beruflichen Grundbildung<br />

stark verändert.<br />

13


Duales System<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Wurden 1992 noch 595.200 neue Lehrverträge gezählt, wurde 2005 mit insgesamt 550.200 Neuabschlüssen<br />

die niedrigste Zahl seit Anfang der neunziger Jahre verbucht. Damit entfielen rechnerisch nur noch 58<br />

neue Lehrverträge auf 100 Schulabgänger, zwölf Jahre zuvor waren es weit mehr als 70 gewesen.<br />

Gleichwohl konnte die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber, die zum Ende des Jahres noch nicht vermittelt<br />

war, über lange Zeit hinweg erstaunlich niedrig gehalten werden. Zuletzt (2005) bezifferte sie sich auf<br />

40.100 bzw. auf 5,4 % aller Bewerber. Auch die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren nahm<br />

zunächst nur bis etwa Mitte der neunziger Jahre zu und sank bis 2004 wieder. Mit rund 75.100 Personen<br />

lag sie 2004 noch unter dem Wert von 1992 (88.200) – und dies, obwohl es deutlich mehr Jugendliche<br />

gab als noch Anfang der neunziger Jahre. 1<br />

Übergangssystem<br />

<strong>Das</strong>s die Zahl der noch nicht<br />

vermittelten Bewerber trotz<br />

eines drastischen Rückganges<br />

des Lehrstellenangebots so<br />

lange auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau gehalten werden konnte,<br />

ist Folge einer rapide gestiegenen<br />

Nutzung von Bildungsgängen,<br />

die in der einen oder<br />

anderen Form eine berufliche<br />

Grundbildung vermitteln und<br />

damit die Ausbildungschancen<br />

der Jugendlichen verbessern sollen. Die wichtigsten Zuwachsraten für den Zeitraum von 1992 bis 2005<br />

lauten 2 :<br />

• Schüler im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ): +40.500 bzw. +109 %;<br />

• Einmündungen in berufsvorbereitenden Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit (inklusive der<br />

betrieblichen Einstiegsqualifizierung EQJ): +98.800 bzw. +140 %;<br />

• Schüler im vollzeitschulischen Berufsgrundbildungsjahr (BGJ): +18.800 bzw. +60 %;<br />

• Berufsfachschüler des ersten Ausbildungsjahres in Bildungsgängen, die eine berufliche Grundbildung<br />

vermitteln: +91.500 bzw. +83 % (geschätzt);<br />

• Fachoberschüler im ersten Ausbildungsjahr (11. Klasse): +36.300 bzw. +157 % (geschätzt).<br />

Insgesamt nahm die Zahl der Jugendlichen, die in den hier aufgeführten Bildungsgängen eine berufliche<br />

Grundqualifikation erwarben, von 1992 bis 2005 um 285.900 bzw. + 105 % zu. Bei einer Gesamteinmündungszahl<br />

von 558.200 Personen kam diesem Bildungssektor im Jahr 2005 rechnerisch eine<br />

1 Erst 2005 kam es wieder zu einem kräftigen Anstieg; mit rund 115.800 arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren wurde nun sogar der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 1996<br />

(113.500) übertroffen.<br />

2 2005-er Daten zu den schulischen Berufsbildungsgängen liegen teilweise erst Ende 2006 vor, so dass hier auch Schätzungen vorgenommen wurden.<br />

14


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

höhere Bedeutung zu als der Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge (550.200). Zwölf Jahre zuvor<br />

dominierte dagegen noch eindeutig die betriebliche Ausbildung (595.200 Einmünder in eine Lehre gegenüber<br />

272.300 Einmündern in eine der oben genannten Bildungsgänge).<br />

Voll qualifizierende schulische Ausbildung<br />

Seit 1992 hat auch die Zahl der Einmündungen in Berufsfachschulen, die zu einem voll qualifizierenden<br />

Berufsabschluss führen, zugenommen. Dies gilt insbesondere für Ausbildungsgänge, die einen Berufsabschluss<br />

außerhalb BBiG/HwO vermitteln (z.B. Assistentenberufe, Laboranten). Wurden 1992 vom Statistischen<br />

Bundesamt noch 49.500 Schüler im ersten Ausbildungsjahr gezählt, waren es 2005 bereits<br />

122.300 (geschätzt); dies bedeutet einen Anstieg um 72.800 zusätzliche Anfänger (exakte Zahlen für<br />

2005 liegen erst im Herbst 2006 vor). Zuwächse wurden auch in berufsfachschulischen BBiG/HwO-<br />

Berufen (+13.900 bzw. + 377 %) und zumindest zwischenzeitlich in den Berufen des Gesundheitswesens<br />

registriert.<br />

Synopse der drei Qualifizierungsbereiche<br />

Von 1992 bis 2005 kam es somit alles in allem zu einer kräftigen Ausweitung der Bildungsangebote im<br />

beruflichen Bereich – trotz des starken Rückgangs an Ausbildungsplätzen im dualen System. Die Zuwächse<br />

gingen dabei sogar über den rein demographisch bedingten zusätzlichen Bedarf hinaus. Fasst man<br />

alle Einmündungsquoten zusammen – Lehre, voll qualifizierende schulische Ausbildungen sowie Bildungsgänge,<br />

die eine berufliche Grundbildung vermitteln – ergibt sich für 1992 eine Summe von<br />

127,4 %. Dies bedeutet, dass für 100 Abgänger aus allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n rechnerisch gut 127<br />

Bildungsangebote im beruflichen Bereich eröffnet wurden. Im Jahr 2005 bezifferte sich die Summe aller<br />

eröffneten Bildungsangebote bereits auf 136,5. 3<br />

3 Dabei sind die Bildungsangebote, die sich zwischenzeitlich (1999 bis 2003) aus dem Sofortprogramm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ergaben,<br />

nicht mit eingerechnet. Deren Anteil belief sich 2003 auf 83.159 Plätze zum 31. Dezember, dies sind – bezogen auf den damaligen Schulabsolventenjahrgang – weitere 8,9 %.<br />

15


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Doch trotz der kräftigen Ausweitung der Bildungsangebote insgesamt nahmen die Einmündungsquoten in<br />

voll qualifizierende Ausbildungsgänge, die letztlich zu einem Berufsabschluss führen, insgesamt nicht zu,<br />

sondern – im Gegenteil – ab. So mündeten 1992 rechnerisch noch 78,3 % der Schulabgänger in eine Lehre<br />

und weitere 13,3 % in eine voll qualifizierende schulische Ausbildung ein; dies waren in der Summe<br />

beider Bildungswege 91,6 %.<br />

2005 betrug der rechnerische Anteil der Lehreinmünder 58,0 % und die Quote der Ausbildungsbeginner<br />

in voll qualifizierenden <strong>Schule</strong>n 19,6 %. Dies sind in der Summe 77,6 % und damit deutlich weniger als<br />

1993. <strong>Das</strong> heißt: Es gelingt ungeachtet des gesteigerten Mitteleinsatzes seltener als früher, Jugendliche in<br />

einen Bildungsgang zu integrierten, der zu einem Berufsabschluss zu führen (vgl. dazu auch ausführlich<br />

Ulrich, 2004b, sowie Eberhard/Krewerth/Ulrich, 2006).<br />

Ergebnisse der BIBB-Schulabsolventenbefragung<br />

<strong>Das</strong> insgesamt negative Bild wird durch die jüngste Schulabsolventenbefragung des BIBB bestätigt (vgl.<br />

Friedrich 2006). Sie fand Ende 2005 statt.<br />

Befragt wurden 1.500 Abgänger aus allgemein bildenden und beruflichen Vollzeitschulen (die nicht zu<br />

einem voll qualifizierenden Berufsabschluss führen). Themen waren u.a. die Ausbildungs- und Berufspläne,<br />

welche die Jugendlichen im Frühjahr 2005 verfolgten, und der tatsächliche Verbleib im Spätherbst<br />

desselben Jahres.<br />

16


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Was den Verbleib betrifft (auf die ursprünglichen Pläne der Jugendlichen und ihrer Erfolgsaussichten<br />

werden wir noch weiter unten eingehen), so zeigte sich, dass aus keiner Schulform Einmündungsquoten<br />

in das duale Berufsbildungssystem gemeldet wurden, die über 40 % betrugen (vgl. auch Berufsbildungsbericht<br />

2006, S. 88).<br />

Die Quoten schwankten zwischen 8,4 % für Gymnasialabgänger über 32,4 % für Hauptschüler bis hin zu<br />

35,5 % für Absolventen aus beruflichen Vollzeitschulen. Dagegen dominierten für Jugendliche ohne<br />

Hochschulzugangsberechtigung der erneute Schulbesuch im „Übergangssystem“ zwischen allgemein<br />

bildender <strong>Schule</strong> und dem Beginn einer Berufsausbildung sowie die sonstigen Verbleibe (u.a. Arbeit,<br />

Jobben, Praktikum, Wehr- und Zivildienst, freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr, Arbeitslosigkeit).<br />

Insgesamt hatten nur 28 % eine duale Ausbildung begonnen. Allein gegenüber dem Vorjahr 2004 war<br />

diese Quote um vier Prozentpunkte gesunken.<br />

17


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Die Nachfrage und das Angebot an Ausbildungsplätzen<br />

Nachfrageentwicklung<br />

Ergebnisse der offiziellen Statistik<br />

Wer die offizielle Statistik zur Entwicklung der Ausbildungsplatznachfrager unter den Jugendlichen betrachtet,<br />

wird mit einer überraschenden Entwicklung konfrontiert: Die Zahl der Nachfrager fällt zurzeit<br />

kaum höher aus als noch zu Anfang der neunziger Jahre, obwohl die Zahl der Absolventen aus den allgemein<br />

bildenden <strong>Schule</strong>n massiv zugenommen hat.<br />

Dies legt die Schlussfolgerung nahe, der Anteil unter den Jugendlichen, der sich für eine Lehre interessiert,<br />

sei gesunken, und rein mathematisch ist dies auch der Fall: Die Nachfragequote, das ist der rechnerische<br />

Anteil der Nachfrager an den Schulabgängern, ist von rund 80 % (1992) auf etwa 62 % (2005)<br />

gefallen.<br />

18


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

In diesem Sinne – das Interesse der Jugendlichen an einer Lehre lässt nach – wird auch in<br />

der Öffentlichkeit spekuliert: So berichtete beispielsweise die „Süddeutsche Zeitung“ am 01.<br />

März 2003: „Den Arbeitgebern fällt die Erfüllung der eigenen Versprechen ziemlich leicht.<br />

Der von Kammern und Handwerk angekündigte Rückgang der Ausbildungsplätze wird zum<br />

großen Teil kompensiert durch eine sinkende Nachfrage. (...) Auch damals war die Situation<br />

am Lehrstellenmarkt zunächst besorgniserregend. Bis zum Ende der regulären Vermittlungs-<br />

zeit am 30. September 2002 waren bundesweit nur 570 668 Ausbildungsverträge unter-<br />

schrieben worden. 7,1 Prozent weniger als 2001. Trotz dieses Minus war die Bilanz wegen<br />

der ähnlich stark gesunkenen Bewerberzahl letztlich doch ausgeglichen ....“<br />

Doch stimmt diese Deutung? In den Schulabgängerbefragungen des BIBB kann kein substantiell nachlassendes<br />

Interesse der Jugendlichen an einer betrieblichen Lehre festgestellt werden, im Gegenteil (vgl.<br />

Brandes, 2005; Friedrich, 2006). Die Untersuchungen zeigen, dass das Interesse von Jugendlichen an<br />

einer dualen Ausbildung unverändert hoch ist. Nach der im Herbst 2005 durchgeführten BIBB-Befragung<br />

von Absolventen aus allgemein bildenden und beruflichen <strong>Schule</strong>n wollten 72,4 % im Jahr 2005 oder<br />

später mit einer Lehre beginnen. Ähnlich hohe Quoten wurden aus den Vorjahren berichtet.<br />

19


„Latente Nachfrage“<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Die Lösung für diesen Widersprich liegt darin begründet, dass die offizielle Nachfragedefinition in Zeiten<br />

eines Lehrstellenangebots die Zahl der erfolglosen Nachfrager systematisch unterschätzt. Denn nach der<br />

in Deutschland traditionell verwendeten Definition bemisst sich die Ausbildungsstellennachfrage über die<br />

Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge („realisierte Nachfrage“) zuzüglich der Zahl der am<br />

30. September noch nicht vermittelten Ausbildungsstellenbewerber („nicht realisierte Nachfrage“). Zum<br />

Stichtag 30. September bildet die Zahl der noch nicht vermittelten Bewerber aber – bürokratisch gesprochen<br />

– nur noch eine kleine „Rest“- bzw. „Marktbereinigungsgröße“.<br />

Denn erfolglose Ausbildungsplatzsucher, die sich alternativ für andere Bildungsgänge, für berufsvorbereitende<br />

Maßnahmen, für zwischenzeitliches Jobben oder für sonstige Überbrückungsmaßnahmen entscheiden,<br />

werden traditionell nicht zu den Ausbildungsplatznachfragern gezählt – selbst dann nicht, wenn<br />

sie den alternativen Verbleib ausschließlich auf ihre fehlgeschlagene Lehrstellensuche zurückführen (sog.<br />

„latente Nachfrage“). Und die Zahl dieser „latenten Nachfrager“ ist hoch: Nach der Ende 2004 durchgeführten<br />

BA/BIBB-Bewerberbefragung waren in 2004 hochgerechnet knapp 110.000 bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit gemeldete Bewerber nur deshalb in Alternativen eingemündet, weil ihre Suche nach einem<br />

Ausbildungsplatz fehlgeschlagen war. Sie alle hatten mindestens 20 schriftliche Bewerbungen verschickt,<br />

im Durchschnitt (Median) sogar 40, und damit ein ausreichendes Engagement für ihren Wunsch gezeigt,<br />

mit einer dualen Ausbildung beginnen zu können.<br />

20


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Der alternative Verbleib führte aber dazu, dass sie offiziell dennoch nicht zu den Ausbildungsplatznachfragern<br />

des Jahres 2004 gerechnet wurden. Wie fraglich ein solches statistisches Vorgehen letztlich ist,<br />

wird deutlich, wenn man die entsprechende Analogie auf dem Wohnungsmarkt konstruiert:<br />

• Erfolglose „Nachfrager“, d.h. in diesem Falle: Wohnungssuchende, wären demnach nur die beim<br />

Wohnungsamt gemeldeten Obdachlosen.<br />

• Leute ohne Wohnung, die notdürftig bei Freunden, Bekannten untergebracht sind und von dort aus<br />

suchen, werden nicht zu den Wohnungssuchenden gezählt.<br />

• „Keine Wohnungssuchende“ sind auch die, die über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen<br />

und sich ersatzweise im Hotel ein Zimmer genommen haben.<br />

• Um das Interesse der Wohnungssuchenden zu untersuchen und ihre Fähigkeit, mit Wohnraum angemessen<br />

umzugehen, wird aber immer nur die Gruppe der Obdachlosen herangezogen.<br />

• Dabei stellt man fest, dass sich diese „Wohnungssuchenden“ zum Teil gar nicht so recht um eine<br />

Wohnung bemüht haben und zum Teil auch nicht die „Eignung“ besitzen, mit Wohnraum angemessen<br />

umzugehen.<br />

• Dies wirft natürlich kein gutes Licht auf die Gruppe der Wohnungssuchenden, und wirft zugleich die<br />

Frage auf, ob die „Wohnungssuchenden“ überhaupt als ernsthafte Nachfrager nach Wohnungen gezählt<br />

werden dürfen.<br />

Von dieser Schlussfolgerung sind dann wiederum auch all diejenigen Wohnungssuchenden betroffen, die<br />

zwar offiziell nicht als solche ausgewiesen werden, sich gleichwohl intensiv um eine Wohnung gekümmert<br />

haben und auch alle Voraussetzungen mitbringen, mit einer Wohnung pfleglich umzugehen. In den<br />

Medien herrscht dementsprechend das Bild vor, dass die meisten Wohnungssuchenden eigentlich gar<br />

nicht so richtig wollen oder aber nicht gelernt haben, mit Wohnungseigentum pfleglich umzugehen (vgl.<br />

Ulrich, 2005).<br />

21


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Abschätzung der „tatsächlichen Nachfrage“ in 2005<br />

<strong>Das</strong> offizielle Nachfragevolumen wurde für 2005 auf 591.100 Personen taxiert (= 550.200 neue Lehrverträge<br />

zuzüglich 40.900 Unvermittelte). Um nun die „tatsächliche“ Nachfrage abschätzen zu können, müssen<br />

wir nun verschiedene latente Anteile hinzurechnen.<br />

• Beginnen wir mit den von der BA registrierten, alternativ verbliebenen Bewerbern, die ihren Vermittlungswunsch<br />

auch ganz offiziell noch am 30.09. offiziell aufrechterhalten (gleichwohl ebenfalls nicht<br />

zur Nachfrage gerechnet werden). Ihre Zahl lag 2005 bundesweit bei 47.200 (zum Vergleich: die Zahl<br />

der „noch nicht vermittelten Bewerber“ betrug „nur“ 40.900).<br />

• Wie sieht es mit der darüber hinausgehenden „latenten Nachfrage“ unter den sonstigen bei der BA<br />

gemeldeten Bewerbern aus? Neben den 47.200 Personen, die ihren Vermittlungswunsch aufrechterhielten,<br />

mündeten 2005 weitere 274.800 Personen in eine Alternative zu einer Lehre ein. Wie viele<br />

von diesen 274.800 Personen nur deshalb mit einer Alternative begannen, weil sie trotz intensiver Suche<br />

keine Lehrstelle fanden, kann nur anhand Stichprobenuntersuchungen geschätzt werden. Überträgt<br />

man die Ergebnisse der Ende 2004 durchgeführten BA/BIBB-Bewerberbefragung (repräsentative<br />

schriftliche Erhebung bei 5.000 Probanden) auf die Verhältnisse in 2005, so dürften neben den<br />

47.200 alternativ verbliebenen Bewerbern, die ihren Vermittlungswunsch aufrecht erhielten, hoch gerechnet<br />

mindestens weitere 63.000 Personen aufzuführen sein, die nach intensiver und erfolgloser Suche<br />

(d.h. mindestens 20 schriftliche Bewerbungen versandt) etwas anderes als eine Lehre anfingen<br />

(vgl. Eberhard/Krewerth/Ulrich, 2005a). Damit würde die Gesamtzahl der Ausbildungsplatznachfrager,<br />

die 2005 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet waren, in der offiziellen Nachfragestatistik<br />

aber nicht berücksichtigt wurden (weil sie offiziell als vermittelt gelten), gut 110.000 Personen betragen.<br />

• Welche Informationen gibt es zu den erfolglosen Ausbildungsplatzsuchenden, die nicht bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA) gemeldet waren? Nach den Ergebnissen der Ende 2005 durchgeführten<br />

BIBB-Schulabgängeruntersuchung blieben hochgerechnet 205.000 Absolventen aus allgemein bildenden<br />

und beruflichen<br />

<strong>Schule</strong>n trotz intensiver<br />

Lehrstellensuche (mindestens<br />

20 schriftliche Bewerbungen)<br />

erfolglos. Zieht<br />

man davon die 40.900 noch<br />

nicht vermittelten Bewerber<br />

ab, so bleiben für 2005 insgesamt<br />

gut 160.000 „latente<br />

Nachfrager“ übrig, die in der<br />

offiziellen Nachfragestatistik<br />

unberücksichtigt blieben.<br />

Beziffert man darunter<br />

wiederum den Anteil der bei<br />

der BA gemeldeten latenten<br />

Nachfrager auf 110.000<br />

22


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

(s.o.), so resultieren daraus gut 50.000 erfolglose Nachfrager, die nicht bei der Bundesagentur für Arbeit<br />

registriert waren.<br />

<strong>Das</strong> gesamte Nachfragevolumen hätte damit 2005 nicht, wie offiziell ausgewiesen, 591.100 betragen (=<br />

550.200 neue Lehrverträge zuzüglich 40.900 Unvermittelte), sondern gut 750.000. Diese Zahl klingt erschreckend<br />

hoch, doch markiert sie leider eher noch das untere Limit: Denn zum einen lässt die Hochrechnung<br />

der Schulabgängerbefragung 2005 das Nachfragevolumen von jenen Altbewerbern unberücksichtigt,<br />

die 2005 keine <strong>Schule</strong> besuchten, sondern jobbten oder sonstiges machten. Und zum anderen<br />

werden ja nur Personen einbezogen, die sich mindestens 20mal bewarben.<br />

Wer nun angesichts des großen Zahlenumfangs skeptisch ist, der stelle eine vorsichtige Gegenrechnung<br />

an: In den vergangenen, etwas entspannteren Jahren mündeten rechnerisch stets zumindest zwei Drittel<br />

eines Absolventenjahrgangs aus allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n in eine Lehre. Seit 2002 liegt die Quote<br />

deutlich darunter, obwohl sich in den Schulabgängerbefragungen des BIBB kein nachlassendes Interesse<br />

an einer Lehre feststellen lässt. Hätte die Einmündungsquote weiterhin bei 2/3 gelegen, wären im Zeitraum<br />

2002 bis 2005 in der Summe rund 242.000 Neuabschlüsse mehr gezählt worden.<br />

Angebotsentwicklung<br />

Offizielle Ergebnisse<br />

<strong>Das</strong> offiziell ausgewiesene Lehrstellenangebot fiel von 721.800 im Jahr 1992 auf nur noch 562.800 im<br />

Jahr 2005; die Differenz umfasst immerhin rund 159.000 Plätze. Parallel dazu fiel auch die Zahl der<br />

Lehrstellen, die am Ende noch offen waren.<br />

23


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Ursächlich für die Entwicklung ist vor allem der beträchtliche Rückgang des von den Betrieben und Verwaltungen<br />

bereit gestellten Ausbildungsplatzangebots, der weitgehend parallel zum massiven Beschäftigungsabbau<br />

verlief. 4 Nach Werner (2005, S. 55) „waren in Deutschland im Zeitraum zwischen 1993 und<br />

2003 zusätzliche Ausbildungsplätze erst ab einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in<br />

Höhe von 2,2 Prozent zu beobachten (...) Die Wachstumsschwäche der vergangenen Jahre hat sich somit<br />

ungünstig sowohl auf die Beschäftigungsperspektiven und in der Folge auch auf das Ausbildungsangebot<br />

ausgewirkt“ (vgl. auch Werner 2004).<br />

Ähnliche Zusammenhänge gibt es zwischen der allgemeinen Entwicklung des Beschäftigungssystems<br />

und der Höhe des Ausbildungsplatzangebots (vgl. Eberhard/Krewerth/ulrich, 2006). So korrelierte die<br />

Höhe des Ausbildungsplatzangebots in den letzten 14 Jahren (1992 bis 2005) deutlich negativ (r = - 0,74)<br />

mit der Arbeitslosenquote. Stieg die Arbeitslosenquote, sank tendenziell das Lehrstellenangebot. Umgekehrt<br />

galt: Sank die Zahl der Beschäftigten, kam es auch zu einem Angebotsrückgang beim Lehrstellenangebot.<br />

Die engen Zusammenhänge zwischen der Entwicklung im Beschäftigungssystem einerseits und des Ausbildungsplatzangebots<br />

im dualen System konnte durch die zahlreichen <strong>Programm</strong>e, die zur Modernisierung<br />

und quantiativen Stützung des dualen Systems aufgelegt wurden (u.a. Reformprojekt Berufliche<br />

Bildung, Ausbildungspakt) nur leicht abgemildert, aber nicht wirklich durchbrochen werden.<br />

4 Allein zwischen 2000 und 2005 gingen in Deutschland 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse verloren. Im selben Zeitraum nahm<br />

die Zahl der rein betrieblichen Ausbildungsverhältnisse (Neuabschlüsse) um schätzungsweise 59.000 ab.<br />

24


„Latente“ Angebote<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Wir haben bisher aber nur das offiziell ausgewiesene Ausbildungsplatzangebot behandelt. Analog zum<br />

Problem unberücksichtigter, „latenter“ Nachfrageanteile, die in der offiziellen Statistik nicht ausgewiesen<br />

werden, gibt es jedoch auch das Phänomen „latenter“ Angebotsanteile, die in der offiziellen Statistik zum<br />

Ausbildungsplatzangebot fehlen.<br />

Leider sind Berechnungen des „latenten Angebots“ ebenfalls auf Stichprobenuntersuchungen angewiesen.<br />

Sie haben jedoch mit dem IAB-Betriebspanel eine methodisch sehr hochwertige Basis. Bellmann/Hartung<br />

(2005) kommen in ihren Ende 2005 veröffentlichten Auswertungen der 2004-er Befragungen zu dem<br />

Schluss, dass die Unternehmen im Jahr 2003 (als bereits eine ähnlich schwierige Lehrstellenlage wie<br />

2005 herrschte) insgesamt rund 9,5 % ihres Angebots nicht zu besetzen vermochten.<br />

Überträgt man diese Quote auf die Verhältnisse in 2005, so hätte es in diesem Jahr – da die 550.200 besetzten<br />

Stellen etwa 90,5 % des Gesamtangebots ausmachen – insgesamt 608.000 Ausbildungsplatzangebote<br />

und darunter rund 58.000 unbesetzte Plätze gegeben. Da der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2005<br />

12.600 offene Ausbildungsstellen gemeldet waren, würde der Umfang des latenten Angebots damit gut<br />

45.000 Plätze umfassen.<br />

25


Angebots-Nachfrage-Relation<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Als Indikatoren zur Beschreibung der Marktverhältnisse werden üblicherweise Angebots-Nachfrage-<br />

Relationen (ANR) berechnet. Sie sollen über die Zahl der Lehrstellenangebote je 100 Ausbildungsplatznachfrager<br />

Auskunft geben. Liegt die Zahl über 100, so signalisiert dies einen Angebotsüberschuss, bleibt<br />

sie darunter, gibt es einen Angebotsmangel. Für 2005 wurde bundesweit ein Wert von ANR = 95,2 errechnet<br />

(West: 96,1 und Ost: 91,9), also ein leichtes Angebotsdefizit, das sich gegenüber dem Vorjahr<br />

2004 (ANR = 95,0) sogar etwas verringerte. Doch berücksichtigen diese Berechnungen nicht die latenten<br />

Angebots- und Nachfrageanteile und stellen insofern keine validen Messungen dar. Wir wollen deshalb<br />

eine Alternativberechnung unter Berücksichtigung der latenten Anteile durchführen.<br />

Nach den oben durchgeführten Berechnungen hätte es demnach im Jahr 2005 rund 608.000 Ausbildungsplatzangebote<br />

und nicht nur, wie in der offiziellen Statistik ausgewiesen, 562.800 Angebote gegeben. Und<br />

die Zahl der Nachfrager hätte mindestens 750.000 betragen und nicht nur, wie offiziell ausgewiesen,<br />

591.100. Dies bedeutet, die rechnerische Lücke lag bei mindestens 142.000 (und nicht nur bei 28.300),<br />

und die Angebots-Nachfrage-Relation betrug gerade einmal 81,1 (und nicht, wie offiziell errechnet, 95,2).<br />

Die Marktverhältnisse sind demnach deutlich enger, als sich im offiziell ausgewiesenen Wert widerspiegelt.<br />

Die Angebots-Nachfrage-Relation ist in ihrer bisher üblichen Berechnung als Indikator für das Ausmaß<br />

der Probleme auf dem Lehrstellenmarkt ungeeignet. Vor einer unkritischen Verwendung kann nur<br />

gewarnt werden – übrigens nicht nur im bildungspolitischen Kontext, sondern auch im wissenschaftlichen<br />

Verwertungszusammenhang.<br />

Doch wenden wir uns nun der Frage zu, wie sich die Qualifikation der Ausbildungsplatzbewerber entwickelt<br />

hat und ob sie den Ansprüchen der heutigen Arbeitswelt genügt.<br />

26


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Die Qualifikation der Ausbildungsplatzbewerber<br />

<strong>Das</strong> Problem der fehlenden Ausbildungsreife<br />

Spätestens seit der ersten Veröffentlichung der PISA-Untersuchungen wird in Deutschland heftig über<br />

das Thema „Ausbildungsreife der Schulabsolventen“ debattiert. Dabei überwiegen eindeutig die negativen<br />

Schlagzeilen, wie ein Blick in die Presse der letzten beiden Jahre zeigt.<br />

Manchmal wird aber argumentiert, das Phänomen, über den moralischen und/oder geistigen Verfall der<br />

Jugend zu klagen, sei uralt, habe es bereits in der Antike gegeben, und sei auch für die aktuellen Klagen<br />

der Unternehmen verantwortlich.<br />

Und tatsächlich zeigen Recherchen, dass die Klagen der <strong>Wirtschaft</strong> über die Jugend auch in der Bundesrepublik<br />

Deutschland bereits eine längere Tradition haben. So hatte der Deutsche Industrie- und Handelstag<br />

(DIHT) bereits vor 40 Jahren sehr heftig die unzureichenden Rechen- und Rechtschreibkenntnisse<br />

der Lehrlinge mit Volksschulabschluss kritisiert. Bei einem Viertel dieser Lehrlinge sei die Rechenleistung<br />

mangelhaft, und ein weiteres Viertel weise beträchtliche Lücken auf. Ein Fünftel zeigte nur mangelhafte<br />

Rechtschreibleistungen, und bei weiteren 17 % könne „von Sicherheit keine Rede sein.“<br />

27


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Doch auch wenn es eine grundlegende Tendenz bei älteren Menschen geben sollte, Jüngere besonders<br />

kritisch wahrzunehmen und die eigene Leistung in der eigenen Jugend zu verklären, so folgt daraus natürlich<br />

nicht, dass die aktuellen Klagen allein diesem Phänomen zuzurechnen sind und das Thema „Ausbildungsreife“<br />

von der Tagesordnung genommen werden kann. Die Brisanz, mit der dieses Thema zur Zeit<br />

in den Betrieben wahrgenommen wird, sollte vielmehr sehr ernst genommen werden. So ergab eine Betriebsbefragung<br />

des BIBB aus dem Jahr 2004, dass die Betriebe die Verbesserung der Bewerberqualifikation<br />

als die wichtigste Maßnahme zur Steigerung der Ausbildungsbereitschaft betrachten, noch vor einer<br />

weiteren Flexibilisierung der Durchführungsbedingungen der Ausbildung oder zusätzlichen finanziellen<br />

Anreizen (vgl. auch Troltsch/Krekel/Ulrich, 2004).<br />

In welchem Maße eine als zu gering empfundene Ausbildungsreife das Ausbildungsvolumen der Betriebe<br />

schmälert, lässt sich allerdings nicht exakt quantifizieren. Wachsende Probleme bei der Besetzung mit<br />

geeigneten Bewerbern müssten sich eigentlich in einer steigenden Zahl von am Ende des Jahres noch<br />

offenen Lehrstellen niederschlagen. Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Lehrstellen,<br />

die bis Ende des Jahres nicht besetzt werden konnten, ist jedoch seit Anfang der neunziger Jahre (als<br />

noch über 100.000 Plätze offen blieben) stetig gesunken und fiel 2005 mit insgesamt 12.600 unbesetzten<br />

Plätzen so niedrig aus wie noch nie. Anderseits weisen, wie wir im Abschnitt 2.2 gesehen haben, hoch<br />

gerechnete Ergebnisse des IAB-Betriebspanels darauf hin, dass letztlich doch deutlich mehr betriebliche<br />

28


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Ausbildungsstellen offen bleiben und nicht besetzt werden können (vgl. Bellmann/Dahms/Wahse, 2005;<br />

Bellmann/Hartung, 2005). Dabei nannten gut drei Viertel der Betriebe, die Ausbildungsplätze nicht besetzen<br />

konnten, als Grund, keine bzw. nicht genügend geeignete Bewerber gefunden zu haben. Grob gerechnet<br />

deutet dies darauf hin, dass mehr als 50.000 Lehrstellen nicht genutzt werden konnten, weil die Bewerber<br />

nicht genügend qualifiziert waren.<br />

Leider geht aus dem IAB-Betriebspanel nicht in ausreichendem Maße hervor, wie intensiv Betriebe<br />

nach geeigneten Bewerbern gesucht haben. <strong>Das</strong> Problem, keine bzw. nicht genügend geeignete<br />

Bewerber gefunden zu haben, könnte somit zumindest partiell auch daher rühren, dass<br />

die Suchprozesse nicht mit der Intensität durchgeführt wurden, wie dies für einen umfassenden<br />

Abgleich von Angebot und Nachfrage erforderlich ist. Es lässt sich aus den Ergebnissen des<br />

IAB-Betriebspanels zwar mit Sicherheit ableiten, dass in Deutschland Lehrstellen wegen fehlender<br />

geeigneter Bewerber unbesetzt bleiben, die in der offiziellen Angebotsstatistik nicht ausgewiesen<br />

werden. Dafür sprechen auch die Ergebnisse anderer Betriebsbefragungen. Wie hoch<br />

das Volumen von ungenutzten Lehrstellen aber letztlich ist, das trotz intensiver Bemühungen der<br />

Betriebe und somit ausreichender Markttransparenz brach liegt, lässt sich leider nicht genau<br />

quantifizieren.<br />

Nichtsdestotrotz: Die vorliegenden Daten, die Versicherungen der Betriebe, bei einer besseren Bewerberqualifikation<br />

mehr auszubilden, und nicht zuletzt die Ergebnisse der PISA-Studien sind Grund genug,<br />

sich verstärkt dem Thema „Ausbildungsreife“ zuzuwenden. Der besonderen Aufmerksamkeit, die das<br />

Thema in jüngster Zeit in der Öffentlichkeit erfahren hat, steht jedoch ein mehr als unbefriedigender Forschungsstand<br />

gegenüber. Dies hängt zunächst damit zusammen, dass es bisher in Deutschland keine einheitliche<br />

Definition gab, was denn eigentlich unter „Ausbildungsreife“ formal und inhaltlich zu verstehen<br />

29


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

ist und wie dieser Begriff von verwandten Konstrukten wie „Berufseignung“, „Vermittelbarkeit“, „Bewerberqualifikation“<br />

oder „Ausbildungsfähigkeit“ abgegrenzt werden kann.<br />

Mitte 2005 machte die Bundesagentur für Arbeit aber einen wegweisenden formalen Definitionsvorschlag:<br />

Unter „Ausbildungsreife“ seien „allgemeine Merkmale der Bildungs- und Arbeitsfähigkeit“ zu<br />

verstehen, die einen jungen Menschen dazu in die Lage versetzen, „ohne Hilfen eine duale oder schulische<br />

Ausbildung (zumindest auf der untersten beruflichen Niveau-Ebene) erfolgreich zu absolvieren“<br />

(Müller-Kohlenberg/Schober/Hilke, 2005, S. 20). Vom Begriff der „Ausbildungsreife“ sei das Konzept<br />

der „Berufseignung“ abzugrenzen, die nach der DIN-Norm 33430 „immer zwei Aspekte“ beinhalte: Eine<br />

Person sei demnach „für einen Beruf, eine berufliche Tätigkeit oder eine berufliche Position geeignet,<br />

wenn sie über diejenigen Merkmale verfügt, die Voraussetzung für die jeweils geforderte berufliche Leistungshöhe<br />

sind. Wesentlich ist für die Eignung auch, ob ein Beruf, eine berufliche Tätigkeit oder eine<br />

berufliche Position Merkmale aufweist, die Voraussetzung für die berufliche Zufriedenheit einer Person<br />

sind“ (Müller-Kohlenberg/Schober/Hilke, 2005, S. 21).<br />

Damit setzt sich die erforderliche „Bewerberqualifikation“ eines Ausbildungsstellensuchenden stets aus<br />

zwei Komponenten zusammen: a) aus einer allgemeinen, grundlegenden Ausbildungsreife und b) aus<br />

einer berufsspezifischen Eignung. Um jedoch auf dem Ausbildungsmarkt zu reüssieren, müssen nach<br />

Müller-Kohlenberg/Schober/Hilke (2005, S. 21) zudem spezifische Bedingungen der „Vermittelbarkeit“<br />

gegeben sein: Diese werden auf der Ausbildungsplatzangebotsseite z.B. definiert über spezielle betriebliche<br />

Einstellungskriterien oder über die regionale Marktsituation. Auf der Nachfragerseite spielen Aspekte<br />

wie z.B. das Erscheinungsbild des Jugendlichen und sein Auftreten eine Rolle, aber auch Mobilitätshemmnisse<br />

(z.B. kein Führerschein, schlechte Verkehrsanbindung des Wohnortes).<br />

Der Definitionsvorschlag der Bundesagentur für Arbeit bedeutete in formaler Hinsicht einen großen Fortschritt.<br />

Es wurde klar, dass sich der Begriff der „Ausbildungsreife“ nur auf grundlegende Merkmale der<br />

allgemeinen Bildungs- und Arbeitsfähigkeit beschränken kann, während darüber hinausgehende berufsspezifische<br />

Qualifikationsanforderungen Teil der „Berufseignung“ sind. Eine Person kann demnach „ausbildungsreif“<br />

sein, aber durchaus für bestimmte Berufe nicht „geeignet“. Offen blieb jedoch zunächst,<br />

welche Merkmale im Einzelnen zur Ausbildungsreife zu zählen sind und (neben den berufsspezifischen<br />

Eignungsanforderungen) die grundsätzliche Bildungs- und Arbeitsfähigkeit sicherstellen.<br />

<strong>Das</strong> Bundesinstitut für Berufsbildung griff diese Frage Mitte 2005 auf und führte hierzu im Herbst desselben<br />

Jahres eine Expertenbefragung durch. Dabei wurde erstmalig im größeren Maß ein internetgestütztes<br />

Erhebungssystem eingesetzt, das unter dem Stichwort „Expertenmonitor Berufliche Bildung“<br />

(www.expertenmonitor.de) als ein flexibles einsetzbares Befragungsinstrument von Fachleuten entwickelt<br />

wurde. Bei der im September/Oktober 2005 durchgeführten Befragung zum Thema „Ausbildungsreife“<br />

kam das neue Instrument erstmalig umfassend zum Einsatz.<br />

30


Ergebnisse des BIBB-Expertenmonitors<br />

Konzeption des BIBB-Expertenmonitors<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Ziel der Erhebung zum Thema „Ausbildungsreife“ war es herauszufinden, was Berufsbildungsexperten<br />

unter Ausbildungsreife verstehen, wie sich ihrer Meinung nach die Ausbildungsreife der Jugendlichen in<br />

den letzten Jahren entwickelt hat, welche Ursachen es dafür gibt und wie die Ausbildungsreife verbessert<br />

werden kann. Zudem nahmen die Fachleute zu allgemeinen bildungspolitischen Thesen Stellung, die im<br />

Zusammenhang mit der Thematik „Ausbildungsreife“ in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Mit den<br />

Untersuchungsergebnissen sollte zugleich die Arbeit der Arbeitsgruppe des Ausbildungspaktes unterstützt<br />

werden, die den Auftrag hatte, einen Kriterienkatalog zur „Ausbildungsreife“ zu entwickeln (vgl. Nationaler<br />

Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland, 2006).<br />

Die Teilnahme an der Befragung war nur denjenigen Fachleuten möglich, die offiziell Mitglieder des<br />

Expertenmonitors sind. Die 1.200 Stammmitglieder des Expertenmonitors Berufliche Bildung rekrutieren<br />

sich überwiegend aus den Teilnehmern eines 2000/2001 vom Bundesinstitut für Berufsbildung durchgeführten<br />

Berufsbildungsforschungsdelphi.<br />

Die für eine dauerhafte Mitarbeit am Expertenmonitor gewonnenen Probanden sind in ihren Institutionen<br />

für die Erforschung, Entwicklung, Planung, Durchführung oder Verwaltung von Berufsbildung befasst.<br />

Die grundsätzliche Bereitschaft, Mitglied des Expertenmonitors Berufliche Bildung zu werden, ist nicht<br />

an die Bedingung geknüpft, in Zukunft an jeder Befragung teilnehmen zu müssen. Vielmehr steht es den<br />

Mitgliedern frei, nur an jenen Erhebungen zu partizipieren, die ihren besonderen Interessen bzw. ihrer<br />

spezifischen Expertise entspricht.<br />

31


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

An der im Herbst 2005 durchgeführten Befragung zum Thema „Ausbildungsreife“ nahmen insgesamt 482<br />

Mitglieder teil. Die Teilnahmequote lag damit, bezogen auf die Gesamtmitgliederzahl von 1.200 Fachleuten,<br />

bei 40 %. Je nach institutioneller Herkunft variierte sie zwischen 33 % und 49 %. Wir wollen in der<br />

nachfolgenden Darstellung die 482 befragten Fachleute jedoch nicht anhand ihrer institutionellen Herkunft,<br />

sondern anhand ihrer Tätigkeitsschwerpunkte und der Bereiche, in denen sie arbeiten, unterscheiden,<br />

und zwar nach:<br />

• 89 Ausbildern, von denen etwas weniger als die Hälfte (47 %) in Betrieben beschäftigt ist. Rund ein<br />

Drittel (34 %) arbeitet in überbetrieblichen Bildungseinrichtungen und weitere 19 % in Kammern und<br />

zuständigen Stellen;<br />

• 64 Lehrern, die an berufsbildenden <strong>Schule</strong>n unterrichten;<br />

• 87 Mitgliedern von Berufsbildungsausschüssen, sofern sie nicht Ausbilder oder Lehrer sind und den<br />

beiden zuerst genannten Gruppen zugeordnet wurden;<br />

• 54 Forschern und Entwicklern, darunter 30 % aus Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien.<br />

Ebenfalls 30 % sind in staatlichen Forschungseinrichtungen und jeweils 20 % in privatwirtschaftlichen<br />

Forschungseinrichtungen und in der staatlichen Bildungsverwaltung tätig;<br />

• 188 sonstigen Experten, die u.a. aus überbetrieblichen Bildungseinrichtungen (22 %), Kammern und<br />

zuständigen Stellen (15 %), der staatlichen Bildungsverwaltung (13 %), Arbeitgeber- und <strong>Wirtschaft</strong>sverbänden<br />

(9 %), Arbeitnehmerorganisationen (6 %) und Berufsverbänden<br />

32


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Entwicklung der Bewerberqualifikation nach dem Urteil der Experten<br />

Was nun die Entwicklung der Bewerberqualifikation in den letzten 15 Jahren angeht, so äußern sich die<br />

Fachleute eher skeptisch. Dies gilt ganz besonders für jene Personen unter den Experten, die als Ausbilder<br />

oder Berufsschullehrer unmittelbar mit den Jugendlichen zu tun haben (vgl. auch Ehrenthal/Eberhard/Ulrich,<br />

2006).<br />

Die meisten der 482 Fachleute glauben, dass die Leistungsfähigkeit der Lehrstellenbewerber gesunken ist.<br />

Damit meinen sie vor allem das durch die allgemein bildende <strong>Schule</strong> vermittelte Wissen. Fast alle Experten<br />

(mehr als vier Fünftel) sind davon überzeugt, dass die schriftliche Ausdrucksfähigkeit, die Beherrschung<br />

der deutschen Rechtschreibung und die Fähigkeit zum einfachen Kopfrechnen nachgelassen hätten.<br />

Immerhin zwischen zwei Drittel und vier Fünftel sind der Ansicht, dass dies auch für die Konzentrationsfähigkeit,<br />

für die Beherrschung der Grundrechenarten bzw. der Prozent- und Dreisatzrechnung, für<br />

geometrische Grundkenntnisse, für das Durchhaltevermögen, für die Sorgfalt und für die Höflichkeit gilt.<br />

Es gibt insgesamt nur wenige Fähigkeiten und Tugenden, deren Entwicklung von einer Mehrheit der Experten<br />

oder zumindest von einem größeren Teil in einem positiven Licht gesehen wird. Dazu gehören<br />

zuvorderst Kenntnisse im IT-Bereich, aber auch in der englischen Sprache sowie die Selbstsicherheit.<br />

Immerhin rund zwei Fünftel der Fachleute glauben, dass sich in den letzten 15 Jahren auch die Kommunikations-<br />

und die Teamfähigkeit der Jugendlichen verbessert haben.<br />

33


Gründe für die Entwicklung<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Die Experten wurden nach Veränderungen im Umfeld der Jugendlichen gefragt, die mit der Entwicklung<br />

der Bewerberqualifikation in Beziehung stehen könnten. Eine statistische Zusammenhangsanalyse<br />

(Hauptkomponentenanalyse) der 32 vorgelegten Items zeigt, dass die Experten dabei grundsätzlich sieben<br />

Themenfelder unterscheiden: den Wandel in der Arbeitswelt und seine Folgen, Anforderungen während<br />

der Ausbildung, die Vermittlung von Werten und Wissen durch die <strong>Schule</strong>, die Vorbereitung auf Berufswahl<br />

und Lehrstellensuche durch die <strong>Schule</strong>, Veränderungen in den Familien der Jugendlichen, die Ausbildungs-<br />

und Arbeitsmotivation der Jugendlichen und deren Kenntnisse der Ausbildungs- und Arbeitswelt<br />

(vgl. Eberhard, 2005).<br />

Die Experten beschrieben die Entwicklungen in der Arbeits- und Ausbildungswelt, in den <strong>Schule</strong>n, in den<br />

Familien und bei den Jugendlichen unabhängig von ihren Einschätzungen der Veränderung der Bewerberqualifikation.<br />

Um nun dennoch einen Zusammenhang zwischen beiden Seiten herstellen zu können –<br />

hier z.B. die vermutete Entwicklung in den <strong>Schule</strong>n, dort die vermutete Entwicklung der Qualifikation der<br />

Ausbildungsstellenbewerber –, wurden die beiden Seiten korrelationsstatistisch miteinander in Beziehung<br />

gesetzt. Daraus lassen sich natürlich keine unmittelbaren kausalen Schlussfolgerungen ableiten. Die Korrelationsanalyse<br />

ermöglicht aber zumindest indirekte Aussagen darüber, mit welchen Unfeld-<br />

Entwicklungen wahrgenommene Veränderungen der Bewerberqualifikation primär in Verbindung gebracht<br />

werden (vgl. Ulrich/Ehrenthal, 2006).<br />

Wie nun die auf diese Weise durchgeführten Analysen zeigen, bringen die Experten die Veränderungen in<br />

der Bewerberqualifikation der Jugendlichen vor allem mit Veränderungen in der familiären Situation der<br />

34


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Kinder und mit einer veränderten Ausbildungs- und Arbeitsmotivation der Jugendlichen in Verbindung,<br />

weniger stark mit den Entwicklungen in den <strong>Schule</strong>n.<br />

Dies mag angesichts der vorherrschenden öffentlichen Diskussion überraschen, erklärt sich aber, wenn<br />

man bedenkt, dass zur Bewerberqualifikation vor allem auch überfachliche Tugenden und Qualifikationen<br />

gezählt werden wie Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme. Unbestritten<br />

kommt gerade hier den Eltern eine besondere Verantwortung in der Erziehung ihrer Kinder zu. Die <strong>Schule</strong><br />

wird im Wesentlichen dann ins Spiel gebracht, wenn es um die wachsenden Defizite der Jugendlichen<br />

bei der Beherrschung der Grundrechenarten, von Dreisatz, Prozentrechnung und des Kopfrechnens geht.<br />

Allerdings verbinden die Fachleute auch in diesen Punkten geringere Leistungen der Jugendlichen mit<br />

den veränderten familiären Rahmenbedingungen. Dies könnte also bedeuten: Wenn die Jugendlichen die<br />

klassischen Kulturtechniken nicht beherrschen, so ist dies nicht allein den <strong>Schule</strong>n anzulasten, sondern<br />

auch hier einer unzureichenden Erziehung in den Familien.<br />

Wie sich weiterhin zeigte, ziehen die Experten zwischen den wahrgenommenen Veränderungen in der<br />

Arbeitswelt und in den Ausbildungsanforderungen keine unmittelbaren Verbindungen zur jüngeren Entwicklung<br />

der Bewerberqualifikation. Bis auf eine Ausnahme lässt sich nirgendwo eine substantielle Korrelation<br />

nachweisen. Dies ist plausibel, denn gestiegene Arbeits- und Ausbildungsanforderungen, die ihre<br />

Ursache zuvorderst in der allgemeinen ökonomischen Entwicklung haben, stehen natürlich zunächst in<br />

keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Frage, über welche Qualifikationen die heutigen Ausbildungsstellenbewerber<br />

verfügen. Andererseits wäre aber zumindest ein mittelbarer Zusammenhang denkbar,<br />

nämlich dahingehend, dass in Folge veränderter ökonomischer Bedingungen im positiven Sinne auf<br />

35


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

die schulische Vorbildung der Ausbildungsplatzbewerber eingewirkt wird. Einen solchen Zusammenhang<br />

sehen die hier befragten Fachleute aber auch nicht. Damit bedeutet ein solches Ergebnis aber auch: Aus<br />

Sicht der Experten hat die schulische Vorbildung der Jugendlichen nicht auf die gestiegenen Anforderungen<br />

in den Betrieben reagiert.<br />

Die aktuellen Erfolgschancen von Ausbildungsstellenbewerbern<br />

Angesichts des starken Rückgangs des Ausbildungsplatzangebots in Folge des Beschäftigungsabbaus ist<br />

eine sehr große Mehrheit (86 %) der befragten Fachleute davon überzeugt, dass sogar „vorhandene Ausbildungsreife<br />

(...) heute keine Garantie für einen Ausbildungsplatz“ mehr ist. Und die Fachleute des<br />

BIBB-Expertenmonitors gingen noch weiter: Eine ähnlich große Mehrheit (85 %) äußerte die Überzeugung,<br />

auch „jemand mit schlechten Noten“ könne „ausbildungsreif sein.“ Vor dem Hintergrund der unter<br />

den Fachleuten weit verbreiteten Überzeugung, dass zur Ausbildungsreife vor allem überfachliche Tugenden<br />

wie Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft zählen, ist diese Haltung durchaus nachvollziehbar.<br />

5<br />

5 Die Experten benannten als Merkmale von „Ausbildungsreife“ vor allem: Zuverlässigkeit, die Bereitschaft zu lernen, Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein,<br />

Konzentrationsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Beherrschung der Grundrechenarten, einfaches Kopfrechnen, Sorgfalt, Rücksichtnahme, Höflichkeit, Toleranz, die Fähigkeit zur<br />

Selbstkritik, Konfliktfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und zu guter Letzt die Bereitschaft, sich in die betriebliche Hierarchie einzuordnen. Mehr als vier Fünftel der Experten<br />

gaben an, diese Aspekte seien für alle Ausbildungsberufe relevant (unabhängig von berufsspezifischen Anforderungen, die nur für einen Teil der Berufe von Bedeutung sind).<br />

36


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Die damit verbundene Relativierung der Schulnoten wirkt sich aber aus Sicht der bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellenbewerber nicht positiv auf die Ausbildungschancen von Jugendlichen<br />

mit schlechteren schulischen Leistungen aus. Viele beklagen, dass die Betriebe sich zu einseitig<br />

nach den Noten richten würden und dass damit die Erfolgschancen von weniger guten Schülern stark<br />

eingeschränkt seien.<br />

Ergebnisse der BA/BIBB-Bewerberbefragung<br />

Im Rahmen der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2004 wurde deshalb untersucht, ob und inwieweit sich die<br />

Behauptung der Jugendlichen bestätigen lässt. Es zeigte sich Folgendes: Der gegenwärtige Lehrstellenmarkt<br />

ist, wie bereits oben erwähnt, durch einen großen Bewerberüberhang gekennzeichnet. Viele Betriebe<br />

reagieren darauf offenbar so, dass sie sich bei der (Vorab-) Auswahl aus der Vielzahl der eingehenden<br />

Bewerbungen insbesondere von den Schulabschlüssen und den Zeugnisnoten leiten lassen. Dabei dürften<br />

die Betriebe nicht nur daran interessiert sein, Auszubildende zu finden, die – wie sich an den Noten ablesen<br />

lässt – über gute Fertigkeiten in den „klassischen Kulturtechniken“ Lesen, Schreiben, Sprechen und<br />

Rechnen verfügen. Offenbar sind ihnen die (guten) Noten auch ein Indiz dafür, dass diese Jugendlichen<br />

zugleich über eine Reihe von überfachlichen Fertigkeiten wie Zuverlässigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft,<br />

Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit oder Durchhaltevermögen verfügen, die für<br />

eine erfolgreiche Bewältigung der Ausbildungsanforderungen nicht minder relevant sind (vgl. dazu auch<br />

noch einmal Ehrenthal/Eberhard/Ulrich, 2006).<br />

Dementsprechend kommt gegenwärtig diesen beiden Merkmalen – Schulabschluss und Schulnoten – eine<br />

Schlüsselstellung in der Frage zu, wem der Einstieg in eine betriebliche Lehre gelingt und wem nicht. In<br />

Gegenden mit besonders hoher Arbeitslosigkeit gilt dies nochmals in einem schärferen Maße als in Regionen,<br />

in denen die Beschäftigungsperspektiven etwas günstiger ausfallen. So mündeten beispielsweise<br />

37


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

von den Lehrstellen suchenden Bewerbern des Jahres 2004, die<br />

• mindestens über einen mittleren Anschluss bis hin zur Fachhochschulreife (FHR) verfügten,<br />

• deren letzte Note in Mathematik „sehr gut“ oder „gut“ betrug und<br />

• die in einer Region mit einer Arbeitslosenquote unter neun Prozent lebten,<br />

• rund 66 % in eine Lehre (vgl. auch Eberhard/Krewerth/Ulrich, 2005b).<br />

Umgekehrt waren die Erfolgschancen von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss, die in Mathematik<br />

höchstens ein „ausreichend“ erreichten, mit knapp 26 % in „günstigen“ Arbeitsmarktregionen und mit<br />

15 % bei überdurchschnittlich schwieriger Arbeitsmarktlage nur sehr gering. Die Analysen machten<br />

zugleich deutlich, welch besondere Bedeutung die Beschäftigungschancen vor Ort für die Bewerbungschancen<br />

der Jugendlichen haben. So hatte beispielsweise ein Hauptschulabsolvent mit guter bis sehr guter<br />

Mathematiknote, der in Gegenden mit überdurchschnittlich schwieriger Arbeitsmarktlage lebt, geringere<br />

Erfolgschancen (33 %) als sein Altersgenosse, der lediglich ein „befriedigendes“ Mathematikprädikat<br />

erreichte, aber in einer Region mit einer Arbeitslosenquote unter neun Prozent wohnt.<br />

Die hier berichteten Ergebnisse wurden für die Gesamtheit der Bewerber errechnet, die in den letzten 15<br />

Monaten auf Lehrstellensuche waren. Unterscheidet man nun zwischen Bewerbern ohne und Bewerbern<br />

mit Migrationshintergrund, so gilt zwar für beide Gruppen, dass ein höherer Schulabschluss, eine bessere<br />

Mathematiknote und eine Wohnregion mit überdurchschnittlich guter Beschäftigungssituation die Wahrscheinlichkeit<br />

dafür erhöhten, sich erfolgreich zu bewerben. Allerdings war die Erfolgsförderlichkeit<br />

dieser drei Aspekte – Schulabschluss, Schulnote und Arbeitsmarktlage vor Ort – bei den Bewerbern ohne<br />

38


Migrationshintergrund 6 deutlich größer:<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

So lag die Wahrscheinlichkeit von Ausbildungsstellenbewerbern ohne Migrationshintergrund, in eine<br />

betriebliche Lehre einzumünden, über alle hinweg betrachtet bei gut 40 %.<br />

• Verfügten die Bewerber ohne Migrationshintergrund zusätzlich über einen mittleren Abschluss bis<br />

hin zur Fachhochschulreife, erhöhte sich die Erfolgswahrscheinlichkeit auf 47 %.<br />

• Hatten sie außerdem noch auf dem letzten Zeugnis eine gute bis sehr gute Mathematiknote, wuchs die<br />

Einmündungsquote auf 64 %.<br />

• Und lag die Arbeitslosenquote in ihrem Heimatort unter neun Prozent, waren es sogar 71 %, die eine<br />

betriebliche Lehre begannen.<br />

Für alle anderen Bewerber, die von dieser Merkmalskombination abwichen und deren Herkunft in der<br />

einen oder anderen Form auf einen Migrationshintergrund hindeutete, betrug die Gesamtwahrscheinlichkeit,<br />

eine betriebliche Lehrstelle zu finden, dagegen im Durchschnitt nur 29 %.<br />

• Verfügten die Bewerber mit Migrationshintergrund nun über einen mittleren Abschluss bis hin zur<br />

Fachhochschulreife, stieg die Erfolgswahrscheinlichkeit lediglich um fünf Prozentpunkte auf nunmehr<br />

34 %.<br />

• Hatten sie außerdem noch auf dem letzten Zeugnis eine gute bis sehr gute Mathematiknote, wuchs die<br />

Einmündungsquote nur um weitere sieben Prozentpunkte auf 41 %.<br />

6 Die Ausprägung „ohne Migrationshintergrund“ wurde wie folgt definiert: In Deutschland geboren, deutsche Staatsangehörigkeit und Deutsch als alleinige Muttersprache.<br />

39


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

• Und lag die Arbeitslosenquote in ihrem Heimatort unter neun Prozent, waren es mit 44 % lediglich<br />

weitere drei Prozentpunkte mehr Bewerber, die eine betriebliche Lehre beginnen konnten.<br />

Der positive Einfluss erfolgsförderlicher Faktoren (z.B. besserer Schulabschluss) war bei den Bewerbern<br />

mit Migratonshintergrund also ebenfalls gegeben, er fiel aber mit Abstand schwächer aus. Besonders<br />

prekär war die Situation für Bewerber mit Migrationshintergrund, die „nur“ über einen Hauptschulabschluss<br />

verfügten. Ihre Einmündungsquote in eine betriebliche Lehre betrug rund 25 %. War außerdem<br />

die letzte Mathematiknote nicht besser als „ausreichend“, reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit nochmals<br />

auf 15 %. Und leben diese Jugendlichen dann noch in einer Region mit einer Arbeitslosenquote von<br />

neun Prozent und mehr, waren es gerade einmal 8 %, die eine betriebliche Lehrstelle fanden (vgl. Ulrich/Granato,<br />

2006).<br />

Ergebnisse der BIBB-Schulabsolventenbefragung<br />

Die zurzeit relativ geringen Erfolgschancen von Ausbildungsplatzinteressenten spiegeln sich auch in den<br />

Ergebnissen der Ende 2005 durchgeführten BIBB-Schulabsolventenbefragung wider (vgl. erneut Friedrich,<br />

2006).<br />

Während der Wunsch nach einer sofortigen oder späteren Ausbildung bei Hauptschul-, Realschulabgängern<br />

und bei Absolventen teilqualifizierender beruflicher Vollzeitschulen deutlich überwog, mündeten in<br />

allen drei hier unterschiedenen Gruppen bis Ende des Jahres nur zwischen 30 % und 40 % in eine duale<br />

Ausbildungsstelle ein. Zieht man als Maßstab nur diejenigen heran, die bereits im Jahr 2005 mit einer<br />

Lehre beginnen wollten, so variierten die Erfolgswahrscheinlichkeiten von 44 % bei den Hauptschulab-<br />

40


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

gängern über 46 % bei den Absolventen beruflicher Vollzeitschulen bis hin zu maximal 59 % bei den<br />

Realschulabgängern. Die besonders großen Probleme insbesondere von Hauptschülern werden auch<br />

durch ein aktuell laufendes Panel des Deutschen Jugendinstituts (DJI) bestätigt (vgl. Reißig u.a., 2006).<br />

Die Sicht der Jugendlichen<br />

Der Nutzen alternativer Verbleibe aus der Sicht von Lehrstellenbewerbern<br />

Für die Jugendlichen ist somit die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt alles andere als einfach.<br />

Noch nie waren die Chancen auf eine Lehrstelle im wiedervereinigten Deutschland so schlecht.<br />

Viele Ausbildungsbewerber müssen sich deshalb zunächst auf Alternativen zu einer Berufsausbildung im<br />

dualen System einstellen. Dabei schneiden aus Sicht der Jugendlichen jene Alternativen noch relativ<br />

günstig ab, die eine Perspektive eröffnen, die zu einem höheren Abschluss führen und helfen, die Qualifikation<br />

der Jugendlichen deutlich zu verbessern.<br />

Dazu zählen neben einem Studium oder der Beginn einer voll qualifizierenden schulischen Berufsausbildung<br />

insbesondere auch der weitere Besuch einer allgemein bildenden <strong>Schule</strong> bzw. einer Berufsfachschule,<br />

die eine berufliche Grundbildung vermittelt (und dabei häufig auch den Erwerb eines höheren Schulabschlusses<br />

ermöglicht).<br />

Weniger positiv werden eine berufsvorbereitende Maßnahme, die Aufnahme einer Arbeit, bloßes Jobben<br />

und der Rückzug in die Familie als Hausmann oder Hausfrau bewertet. Es verwundert nicht, dass sich<br />

ganz am unteren Ende der Skala die „bloße Arbeitslosigkeit“ befindet. Immerhin hoch gerechnet 92.000<br />

41


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

der insgesamt 740.000 gemeldeten Bewerber des Jahres 2004 waren nach eigenen Angaben Ende des<br />

Jahres davon betroffen. Die offizielle Statistik hatte dagegen für Ende September 2004 gerade einmal rd.<br />

44.000 Bewerber ausgewiesen, die zu diesem Zeitpunkt als „noch nicht vermittelt“ galten.<br />

Allgemeine Bewertung der Lage<br />

Mitte 2005 brachte das Bundesinstitut für Berufsbildung im Zusammenhang mit der Verabschiedung<br />

ihres in den Ruhestand wechselnden Präsidenten eine Festschrift heraus, die den Titel trägt: „Wir brauchen<br />

hier jeden, hoffnungslose Fälle können wir uns nicht erlauben!“ (Bundesinstitut für Berufsbildung,<br />

2005). Trotz der etwas „rosigen“ Formulierung handelt es sich bei diesem Buch keinesfalls um eine Zusammenfassung<br />

von Sonntagsreden. So merkt z.B. eine der Autorinnen, Ute Laur-Ernst, zum Titel des<br />

Buches an: Ein solche Aussage signalisiere zwar „markig entschlossen soziales Bildungsengagement,<br />

trifft aber nicht die grundlegenden Unzulänglichkeiten der Dualen Berufsausbildung, von denen alle betroffen<br />

sind – nicht nur die Risikogruppen“ (Laur-Ernst, 2005, S. 240). Und Dieter Euler, Professor für<br />

<strong>Wirtschaft</strong>spädagogik an der Universität St. Gallen, stellt in seinem Beitrag „<strong>Das</strong> Bildungssystem in<br />

Deutschland: reformfreudig oder reformresistent“ lapidar fest: „Zahlreiche Jugendliche vagabundieren<br />

durch Maßnahmekarrieren und machen noch vor dem Einstieg in Beruf und Arbeit die Erfahrung, dass sie<br />

nicht gebraucht werden.“ Ist dies übertrieben? Offenbar nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, wie manche<br />

Lehrstellenbewerber zurzeit denken.<br />

42


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Die verzweifelten und fast schon aggressiven Äußerungen der Jugendlichen, allesamt Lehrstellenbewerber<br />

des Jahres 2004, kontrastieren scharf mit dem Titel der Festschrift, und man könnte als (schlechte)<br />

Entschuldigung allenfalls noch anführen, dass das Zitat ja nicht aus Deutschland stammt, sondern vom<br />

Finnen Jukka Sarjala, der damit die Bildungsphilosophie des PISA-Siegers Finnland umschrieb. Nun sind<br />

solche, in dieser Schärfe vorgetragenen Äußerungen von Seiten der Jugendlichen Gott sei Dank (noch)<br />

relativ selten zu hören. Dennoch sollten sie als Warnsignal nicht überhört und nicht leichtfertig verdrängt<br />

werden. Die Stimmung unter den Jugendlichen ist insgesamt alles andere als von Optimismus geprägt.<br />

Die Gefahr ist groß, dass der Anteil junger Menschen in Deutschland, der auf Dauer ohne Berufsabschluss<br />

bleibt, wieder steigen wird. Dies gilt nicht nur, aber ganz besonders für Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

(vgl. auch Granato/Uhly, 2006).<br />

Abschließende Bemerkungen<br />

Ausbildung als Investition in die Zukunft<br />

Die Partner des Ausbildungspaktes verkündeten in ihrer Pressemitteilung Anfang Oktober 2005: „Leichte<br />

Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt“. Sie taten dies, obwohl der Bundesagentur für Arbeit im Ende<br />

September abgelaufenen Geschäftsjahr 2005 rund 41.200 betriebliche Lehrstellen weniger gemeldet worden<br />

waren und auch Industrie, Handel und Handwerk bei ihrer Zwischenzählung der eingetragenen Verträge<br />

26.900 Abschlüsse weniger registriert hatten als noch ein Jahr zuvor. Die „Entspannung“ war somit<br />

nur deshalb eingetreten, weil wieder einmal mehr erfolglose Bewerber in berufsvorbereitende Maßnahmen<br />

eintraten oder sich ersatzweise eine Arbeit suchten und damit die Zahl der offiziell „noch nicht vermittelten<br />

Bewerber“ um rund 3.200 gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 40.900 verringerten. Ob diese<br />

Situation für die Jugendlichen „Entspannung“ bedeutete, mochte angesichts der erneut gesunkenen Einmündungsquote<br />

in die Berufsausbildung mehr als fraglich gewesen sein. Offenbar ging es eher um die<br />

temporäre Atempause einer Erwachsenengeneration, die angesichts der allgemeinen Beschäftigungsmisere,<br />

wachsender Schulabgängerzahlen und z. T. unzureichender Ausbildungsreife der Jugendlichen seit<br />

einiger Zeit nicht mehr so recht weiß, wie sie alle Jugendlichen in betriebliche Ausbildung bringen soll.<br />

Gelegentlich setzt sich, wie Dieter Euler (2005, S. 205) in der oben genannten Festschrift formulierte, die<br />

„bedenkliche Tendenz durch, nicht die Probleme der Jugendlichen als Kernthema aufzunehmen, sondern<br />

die Jugendlichen selbst als das Problem zu definieren.“ Damit würde aber auch unsere eigene Zukunft<br />

zum Problem, denn wir brauchen diese Jugend – spätestens dann, wenn wir alt sind und nicht mehr zu<br />

denjenigen zählen, die maßgeblich die Definitionsgewalt über die dann anstehenden Probleme ausüben.<br />

Und diese Probleme werden, das lässt sich leider heute schon angesichts der demographischen Verhält-<br />

nisse und der drückenden Staatsverschuldung absehen, gewaltig sein.<br />

Nur einige Daten dazu: Während heute rund dreieinhalb Millionen Menschen über 80 Jahre in Deutschland<br />

leben, sind es 2020 weit mehr als fünf Millionen – mit entsprechend höheren Kosten für Gesundheit<br />

und Pflege. Auf 100 Erwerbspersonen zwischen 34 und 49 Jahren entfallen dann nicht mehr, wie heute<br />

noch, rund 48 Personen über 70 Jahren, sondern fast 80. Und die Staatsschulden je Person zwischen 20<br />

und 69 Jahren werden nicht mehr, wie noch heute, bei etwa 26.000 bis 27.000 € liegen, sondern – sofern<br />

die Verschuldung ungebremst weiter läuft – bei deutlich über 60.000 €.<br />

43


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Es ist völlig offen, wie die jungen Menschen von heute all diese zukünftigen Belastungen tragen können.<br />

Es ist aber klar, dass es im ureigensten Interesse der älteren Generation liegen muss, die Jungen in optimaler<br />

Weise auszubilden, damit diese später zu einer möglichst großen Wertschöpfung beitragen können.<br />

44


Einige offene Fragen<br />

Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Leider konnten an dieser Stelle nicht alle Fragen behandelt werden, die für die zukünftige Entwicklung<br />

des dualen Berufsbildungssystems und seiner qualitativen und quantitativen Integrationsleistung bedeutsam<br />

sein dürften. Einige seien hier aber zumindest ohne weitere Kommentierung genannt:<br />

<strong>Das</strong> Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hatte 2004 eine bundesweite Expertenbefragung zur Zukunft<br />

des dualen Systems durchgeführt (vgl. Ehrenthal/Ulrich, 2005). Daran nahmen knapp 1.000 Personen<br />

teil. Die Experten wurden gebeten, einzuschätzen, wie sich das berufliche Bildungssystem ihrer Ansicht<br />

nach bis zum Jahr 2020 verändern wird. Dabei standen Entwicklungen im Vordergrund, die in einer<br />

früheren Expertenbefragung von 1997, dem BMBF-Bildungs-Delphi 1997/98, eher skeptisch, d.h. zu<br />

Lasten des dualen Systems, beurteilt wurden. Überprüft werden sollte nun in der Wiederholungsbefragung,<br />

ob sich diese skeptische Sicht weiter verstärkt hat.<br />

Überraschenderweise war das Gegenteil der Fall. Denn die Fachleute zeigen sich davon überzeugt, dass<br />

die <strong>Wirtschaft</strong> die Vorteile arbeitsplatznahen Lernens im Jahr 2020 offensiv ausspielen wird. Ihrer Meinung<br />

nach wird die Arbeit an den meisten Arbeitsplätzen so organisiert sein, dass sie unmittelbar Impulse<br />

zur Kompetenzerweiterung gibt. Und dieser Aspekt ist der Schlüssel für ein umfangreiches und durchaus<br />

optimistisches Szenario, das die Experten im Anschluss daran entwickeln. Denn wird es tatsächlich zu<br />

einer solch fruchtbaren Lernhaltigkeit der Arbeit kommen, hat dies bedeutende Konsequenzen. Die Trennung<br />

von Arbeiten und Lernen wird weitgehend verschwinden, und das Lernen am Arbeitsplatz erfährt<br />

eine weitere Aufwertung. Wenn aber am besten gelernt wird, indem mitgearbeitet wird, stehen auch den<br />

Absolventen einer solchen Ausbildung deutlich bessere Karriereaussichten als heute bevor: Endlich wird<br />

45


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

die betriebliche Aus- und Weiterbildung gleichwertig mit anderen Bildungswegen den Aufstieg in Führungspositionen<br />

ermöglichen. Ein Rückzug des dualen Systems auf den Handwerksbereich ist bei einem<br />

solchem Szenario alles andere als wahrscheinlich. Nicht das simulierende Lernen in verschulten Situationen,<br />

sondern das Lernen in der Praxis wird an Bedeutung gewinnen. Es mag erstaunlich klingen, aber so<br />

optimistisch dachte im Jahr 2004 eine deutliche Mehrheit der Berufsbildungsfachleute.<br />

Nicht befragt wurden die Experten damals zur engen Abhängigkeit des dualen Berufsbildungssystems<br />

von der Entwicklung im Beschäftigungssystem. Tatsächlich muss man sich die Frage stellen, wie viel und<br />

vor allem welcher subjektiv empfundener Problemdruck/Reformbedarf des dualen Ausbildungssystems<br />

eigentlich übrig bleiben würde, wenn unser Arbeitsmarkt besser funktionieren würde. Mit anderen Worten:<br />

Wie hoch ist eigentlich der Teil der Verantwortung, den die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik<br />

für ein funktionierendes duales System trägt, und wie hoch ist der genuine Teil der Bildungspolitik? Dieser<br />

Frage kann man nicht ausweichen, sie muss beantwortet werden. Ansonsten handelt man womöglich<br />

wie ein Chirurg, der alternativ das rechte Bein eines Patienten operiert, weil er an das linke Bein nicht<br />

herankommt.<br />

Literatur:<br />

Forschungsarbeiten des BIBB, die diesem Vortrag zu Grunde gelegt wurden:<br />

Brandes, Harald (2005): Bildungsverhalten von Jugendlichen. In: In: Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(Hrsg.): Der Ausbildungsmarkt und seine Einflussfaktoren. Dokumentation der Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Berufsbildungsforschungsnetz vom 01./02. Juli 2004. Bonn: BIBB. S. 97-104.<br />

Eberhard, Verena (2005): <strong>Das</strong> Konzept der Ausbildungsreife – ein ungeklärtes Konstrukt im Spannungsfeld<br />

unterschiedlicher Interessen? Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Bonn.<br />

Eberhard, Verena; Krewerth, Andreas; Ulrich, Joachim Gerd (2005a): „Man muss geradezu perfekt sein,<br />

um eine Ausbildungsstelle zu bekommen.“ Die Situation aus Sicht der Lehrstellenbewerber. In: Berufsbildung<br />

in Wissenschaft und Praxis, 34. Jg., Heft 3. S. 10-13.<br />

Eberhard, Verena; Krewerth, Andreas; Ulrich, Joachim Gerd (2005b): Wenn Lehrstellen Mangelware<br />

sind: Wer hat noch Chancen? In: BIBB-Forschung, 6. Jg., Heft 2/2005. S. 1-2.<br />

Eberhard, Verena; Krewerth, Andreas; Ulrich, Joachim Gerd (Hrsg.)(2006): Mangelware Lehrstelle. Zur<br />

aktuellen Lage der Ausbildungsplatzbewerber in Deutschland (Berichte zur beruflichen Bildung).<br />

Bielefeld: Bertelsmann (erscheint im Herbst 2006).<br />

Ehrenthal, Bettina; Eberhard, Verena; Ulrich, Joachim Gerd (2006): Ausbildungsreife aus Sicht der Ausbilder<br />

und sonstiger Experten. In: Ausbilder-Handbuch, Kap. 3.1.11, S. 1-35 (83. Erg.-Lfg., März<br />

2006).<br />

Ehrenthal, Bettina; Ulrich, Joachim Gerd (2005): Zukunft der Berufsbildung aus Sicht der Ausbilder und<br />

sonstiger Experten. In: Ausbilder-Handbuch, 75. Erg.-Lfg., Kap. 3.1.8, März 2005. S. 1-22.<br />

Friedrich, Michael (2006): Jugendliche in Ausbildung: Wunsch und Wirklichkeit. Chancen der Jugendlichen<br />

2005 erneut verschlechtert. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 35. Jg., Heft 3. S.<br />

7-11.<br />

46


Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Granato, Mona; Uhly, Alexandra (2006): Ausbildungsquote ausländischer Jugendlicher rückläufig. In:<br />

BWPplus, Heft 1/2006.<br />

Troltsch, Klaus; Krekel, Elisabeth M.; Ulrich, Joachim Gerd (2004): Wege und Instrumente zur Steigerung<br />

und Stabilisierung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung – Ergebnisse von Expertengesprächen<br />

in Betrieben. In: Krekel, Elisabeth M.; Walden, Günter (Hrsg.): Zukunft der Berufsausbildung<br />

in Deutschland: Empirische Untersuchungen und Schlussfolgerungen (Berichte zur beruflichen<br />

Bildung, Heft 273). Bielefeld: Bertelsmann, 2004. S. 53-93.<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2004a): Wer ist schuld an der Ausbildungsmisere? Diskussion der Lehrstellenprobleme<br />

aus attributionstheoretischer Sicht. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 3/2004.<br />

S.15-19.<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2004c): Wege zwischen dem Verlassen der allgemein bildenden <strong>Schule</strong> und dem<br />

Beginn einer beruflichen Ausbildung. Ein Rückblick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre.<br />

In: Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste (ibv), Nr. 23/04 vom 24. November<br />

2004. S. 49-60.<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2005): Probleme bei der Bestimmung von Ausbildungsplatznachfrage und Ausbildungsplatzangebot.<br />

Definitionen, Operationalisierungen, Messprobleme. In: Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(Hrsg.): Der Ausbildungsmarkt und seine Einflussfaktoren. Dokumentation der Fachtagung<br />

der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz vom 01./02. Juli 2004. Bonn:<br />

BIBB. S. 5-36.<br />

Ulrich, Joachim Gerd (2006): Wie groß ist die Lehrstellenlücke wirklich? Vorschlag für einen alternativen<br />

Berechnungsmodus. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 35. Jg., Heft 3. S. 12-16.<br />

Ulrich, Joachim Gerd; Ehrenthal, Bettina (2006): Indikatoren, Determinanten und Veränderungen der<br />

Ausbildungsreife von Jugendlichen aus der Sicht von Bildungsfachleuten. Ergebnisse des BIBB-<br />

Expertenmonitors 2005. In: Berufliche Bildung, Innovation und Soziale Integration. Dokumentation<br />

der 14. Hochschultage Berufliche Bildung. Bielefeld: Bertelsmann. Teil der CD-ROM.<br />

Ulrich, Joachim Gerd; Granato, Mona (2006): „Also, was soll ich noch machen, damit die mich nehmen?“<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund und ihre Ausbildungschancen. In: <strong>Wirtschaft</strong>s- und<br />

sozialpolitisches Forschungs- und Beratungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Arbeit<br />

und Sozialpolitik (Hrsg.): Kompetenzen stärken, Qualifikationen verbessern, Potenziale nutzen.<br />

Berufliche Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund. Bonn: FES.<br />

S. 30-50.<br />

Sonstige hier verwendete Literatur<br />

Bellmann, Lutz; Dahms, Vera; Wahse, Jürgen (2005): IAB-Betriebspanel Ost - Ergebnisse der neunten<br />

Welle 2004 - Teil I: Entwicklung und Struktur der Betriebe und Beschäftigten, Auszubildende<br />

(IAB-Forschungsbericht Nr. 20/2005). Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.<br />

Bellmann, Lutz; Hartung, Silke (2005): Betriebliche Ausbildung: Zu wenig Stellen und doch nicht alle<br />

sind besetzt. (IAB-Kurzbericht Nr. 27 vom 29.12.2005). Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung.<br />

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Vorträge/ 2.1 Herr Dr. Joachim Ulrich:<br />

„Der Verbleib der Schulabgängerinnen und Schulabgänger in qualitativer und quantitativer Hinsicht“<br />

Bundesagentur für Arbeit (2004): Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsvermittlung. Ratsuchende und<br />

Bewerber, Berufsausbildungsstellen. Berichtsjahr 2003/04. Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit.<br />

Bundesagentur für Arbeit (2005): Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsvermittlung. Ratsuchende und<br />

Bewerber, Berufsausbildungsstellen. Berichtsjahr 2004/05. Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit.<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.)(2005): „Wir brauchen hier jeden, hoffnungslose Fälle können<br />

wir uns nicht erlauben“. Wege zur Sicherung der beruflichen Zukunft in Deutschland. Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.)(2006): Berufsbildungsbericht 2006. Bonn und<br />

Berlin: BMBF.<br />

Euler, Dieter (2005): <strong>Das</strong> Bildungssystem in Deutschland: reformfreudig oder reformresistent? In: Bundesinstitut<br />

für Berufsbildung (2005)(Hrsg.): „Wir brauchen hier jeden. hoffnungslose Fälle können<br />

wir uns nicht erlauben!“ Wege zur Sicherung der beruflichen Zukunft in Deutschland. Bielefeld:<br />

Bertelsmann. S.203-216.<br />

Laur-Ernst, Ute (2005): Innovationen – Bausteine der Reform? In: Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

(2005)(Hrsg.): „Wir brauchen hier jeden. hoffnungslose Fälle können wir uns nicht erlauben!“ Wege<br />

zur Sicherung der beruflichen Zukunft in Deutschland. Bielefeld: Bertelsmann. S. 240-258.<br />

Müller-Kohlenberg, Lothar; Schober, Karen; Hilke, Reinhard (2005): Ausbildungsreife – Numerus clausus<br />

für Azubis? In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 34. Jg., Heft 3. S. 19-23.<br />

Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland: Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife.<br />

Ein Konzept für die Praxis. Nürnberg/Berlin, Bundesagentur für Arbeit, 2006.<br />

Raddatz, Rolf (2000): Berufsbildung im 20. Jahrhundert. Eine Zeittafel. Bielefeld: Bertelsmann.<br />

Reißig, Birgit; Gaupp, Nora; Hofmann-Lun, Irene; Lex, Tilly (2006): <strong>Schule</strong> – und dann? Schwierige<br />

Übergänge von der <strong>Schule</strong> in die Berufsausbildung. München und Halle, DJI.<br />

Werner, Dirk (2004): Ausbildungsstellenmarkt zwischen Beschäftigungsrückgang und Fachkräftemangel.<br />

In: iw-trends, Vierteljahreszeitschrift für empirische <strong>Wirtschaft</strong>sforschung. 31. Jahrgang, Nr. 3. S.<br />

14-23.<br />

Werner, Dirk (2005): Ausbildung zwischen Strukturwandel und Investitionskalkül. In: Bundesinstitut für<br />

Berufsbildung (Hrsg.): Der Ausbildungsmarkt und seine Einflussfaktoren. Dokumentation der<br />

Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz vom 01./02. Juli 2004. Bonn:<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung. S.53-70.<br />

Angaben zum Verfasser des Beitrages:<br />

Dr. Joachim Gerd Ulrich<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn. Arbeitsbereich 2.1: Bildungsangebot und –nachfrage, Bildungsbeteiligung<br />

Telefon: 0228/107-1122. Fax: 0228/107-2955<br />

E-Mail: ulrich@bibb.de<br />

48


Vorträge/ 2.2 Frau Karen Schober<br />

„Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“<br />

2.2 Frau Karen Schober: „Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“,<br />

Bundesagentur für Arbeit/ Projektgruppe Ausbildungspakt<br />

Ausbildungsreife – Berufseignung – Vermittelbarkeit<br />

Definitionen und Konzepte<br />

Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife<br />

Fragen der Ausbildungsreife und Berufseignung gewinnen<br />

in Zeiten eines angespannten Ausbildungsstellenmarktes<br />

stets an Bedeutung. Einerseits können Betriebe bei der<br />

Auswahl von Auszubildenden höhere Maßstäbe anlegen,<br />

weil die Zahl der Bewerberinnen/Bewerber die der<br />

angebotenen Plätze in der Regel deutlich übersteigt.<br />

Andererseits haben Jugendliche größere Schwierigkeiten,<br />

überhaupt einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Dies gilt<br />

insbesondere für jene mit schwächeren Schulleistungen und<br />

sonstigen Vermittlungshemmnissen. Dieser Mechanismus<br />

führt zu der Wahrnehmung, dass Jugendliche abgewiesen<br />

werden, weil sie (scheinbar) nicht ausbildungsreif,<br />

ausbildungsgeeignet oder ausbildungsfähig sind.<br />

Jenseits dieser, meist konjunkturell und demographisch bedingten Schwankungen von Angebot und<br />

Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt gibt es aber auch strukturelle Entwicklungen im Bildungssystem,<br />

die für den Mismatch von Bewerberinnen/Bewerbern und Stellenangeboten verantwortlich sind. Als Folge<br />

des Höherqualifizierungstrends in der <strong>Wirtschaft</strong> sind bei der Neuordnung der Ausbildungsberufe in<br />

der Regel auch die (theoretischen) Anforderungen in den meisten dualen Ausbildungsberufen gestiegen,<br />

so dass Betriebe bei der Bewerberauswahl höhere Maßstäbe als früher anlegen müssen, sollen sie nicht<br />

Ausbildungsabbrüche oder Prüfungsversagen riskieren.<br />

Die Ergebnisse der Bildungsvergleichsstudien (PISA u. a.) haben zu der Erkenntnis geführt, dass das<br />

deutsche Schulsystem weiter als verbesserungsbedürftig angesehen werden muss und das Leistungsniveau<br />

deutscher Schülerinnen und Schüler in den Kernfächern z.T. erheblich unter dem OECD-<br />

Durchschnitt und deutlich unter dem anderer westlicher Industrienationen liegt. Diese strukturellen Entwicklungen<br />

treffen seit einigen Jahren mit einer ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklung und in der<br />

Folge einem sinkenden Ausbildungsplatzangebot sowie einer demographisch bedingt hohen Nachfrage<br />

nach Ausbildungsplätzen zusammen und verschärfen so die Wahrnehmung, dass zunehmend mehr Jugendliche<br />

nicht ausbildungsreif oder geeignet seien.<br />

49


Vorträge/ 2.2 Frau Karen Schober<br />

„Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“<br />

2.2.1 QUANTITATIVE DIMENSION: WIE VIELE SCHULABGÄNGER SIND NICHT AUSBIL-<br />

DUNGSREIF?<br />

Will man den ungefähren Umfang des Problems mangelnder Ausbildungsreife quantifizieren, ist man auf<br />

Schätzungen angewiesen:<br />

• Unterste Variante: Anteil der Schulabgänger ohne Schulabschluss: 9% eines Abgängerjahrgangs; in<br />

absoluten Größenordnungen: 85.000.<br />

• Mittlere Variante: Zahl der Jugendlichen, die sich in schulischen oder außerschulischen Maßnahmen<br />

zur Berufsvorbereitung befinden: 2005: 180.000; das entspricht einem Anteil von 18 % aller Schulabgänger<br />

allgemein bildender <strong>Schule</strong>n.<br />

• Obere Variante: PISA II-Studie - „Risikogruppe“ der 15jährigen Schüler, die am Ende der Pflichtschulzeit<br />

nur auf Grundschulniveau rechnen und selbst einfache Texte nicht verstehen können:<br />

195.000 oder 22 % aller 15jährigen Schülerinnen/Schüler.<br />

In der Debatte um Bildungsarmut in Deutschland (Allmendinger/ Leibfried 2005) wird unterschieden<br />

zwischen Zertifikatsarmut und Kompetenzarmut. Irgendwo dazwischen dürfte der Anteil der Jugendlichen<br />

anzusiedeln sein, der als „nicht ausbildungsreif“ angesehen werden kann.<br />

2.2.2 INITIATIVE DES NATIONALEN PAKTS FÜR AUSBILDUNG UND FACHKRÄFTE-<br />

NACHWUCHS<br />

Allerdings umfasst das Konstrukt „Ausbildungsreife“ nicht nur die angedeuteten Leistungs- und formalen<br />

Qualifikationsmerkmale, sondern beinhaltet wichtige weitere soziale und motivationale Merkmale des<br />

Arbeits- und Sozialverhaltens. Notwendig ist daher zunächst eine Verständigung darüber, was Ausbildungsreife<br />

ist, und wie sie sich von den anderen in diesem Zusammenhang häufig verwendeten Begriffen<br />

der Ausbildungsfähigkeit, der Berufseignung und der Vermittlungsfähigkeit abgrenzt. Im „Nationalen<br />

Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs“ haben sich die Paktpartner u. a. darüber verständigt, dass<br />

sie zur Optimierung der Ausbildungsvermittlung das Profiling der Ausbildungsbewerber/-bewerberinnen<br />

in den Agenturen für Arbeit in Zusammenarbeit mit der <strong>Wirtschaft</strong> weiterentwickeln wollen, um dieses<br />

besser mit den Anforderungen der Betriebe an Bewerberinnen/Bewerber in Einklang zu bringen. Ein vom<br />

Paktlenkungsausschuss einberufener Expertenkreis aus Ausbildungsleitern, Psychologen, Berufsberatern<br />

und Wissenschaftlern sowie den am Ausbildungspakt beteiligten Partnern hat nun ein Konzept zur Klärung<br />

dieser Fragen und einen Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife erarbeitet, die hier im Überblick dargestellt<br />

werden.<br />

50


2.2.3 BEGRIFFSKLÄRUNGEN UND DEFINITIONEN<br />

Vorträge/ 2.2 Frau Karen Schober<br />

„Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“<br />

Im Alltagssprachgebrauch werden die Worte Ausbildungsreife, Ausbildungsfähigkeit und Ausbildungseignung<br />

häufig synonym verwendet 7 . So klagen viele Betriebe darüber, dass sie keine „geeigneten“ Bewerberinnen/Bewerber<br />

für die angebotenen Ausbildungsstellen finden, ohne dass deutlich wird, weshalb<br />

die Jugendlichen „nicht geeignet“ sind – ob es an der mangelnden Ausbildungsreife, an der fehlenden<br />

Eignung für den jeweiligen Beruf oder an den spezifischen Anforderungen des Betriebes für die konkrete<br />

Stelle oder an sonstigen, nicht eignungsabhängigen Vermittlungshemmnissen liegt. Die Gründe genau zu<br />

kennen wäre aber nicht zuletzt deshalb hilfreich, um entscheiden zu können, woran es mangelt und was<br />

getan werden muss, um Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen zu beheben und Jugendliche<br />

beim Übergang von der <strong>Schule</strong> in den Beruf wirkungsvoll zu unterstützen.<br />

Es empfiehlt sich daher aus fachlichen Gründen, zwischen „Ausbildungsreife“, „Berufseignung“ und<br />

Vermittelbarkeit“ zu unterscheiden und die Begriffe genau festzulegen. Auch wenn die Sachverhalte in<br />

enger Beziehung zu einander stehen, ist es dennoch auch für die praktische Arbeit sinnvoll, eigene Begriffe<br />

zu haben. Die folgende Grafik veranschaulicht die Zusammenhänge (Schaubild 13):<br />

7 Vgl. auch HILKE, R., „Vom Begriff der Eignung zum Begriff der Ausbildungsreife – Ein pragmatischer Vorschlag zur Verwendung des Wortes ‘Ausbildungsreife’“, in BMBF<br />

(Hrsg.), Fachtagung für die Ausbildung – Können, was Zukunft hat, 31. August–1. September 2004 in Düsseldorf.<br />

51


Vorträge/ 2.2 Frau Karen Schober<br />

„Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“<br />

Während Ausbildungsreife die grundlegenden Anforderungen an jedwede Ausbildung im dualen System<br />

unabhängig von den berufsspezifisch unterschiedlich hohen Anforderungen beschreibt, berücksichtigt die<br />

Berufseignung die spezifischen Anforderungen und das spezifische Anforderungsniveau des oder der<br />

jeweils in Frage stehenden Berufe. Die Vermittelbarkeit schließlich bezieht sich auf mögliche Vermittlungshemmnisse,<br />

die auch bei gegebener Ausbildungsreife und Eignung bestehen können, z.B. ungünstige<br />

Marktsituationen, familiäre oder gesundheitliche Einschränkungen oder sonstige in der Person liegende<br />

Hemmnisse (Schaubild 14).<br />

Bei der Beurteilung der Ausbildungsreife geht es somit um die Einschätzung, ob ein Jugendlicher die<br />

allgemeinen Merkmalen der Bildungs- und Arbeitsfähigkeit (schulische Kenntnisse und Fertigkeiten;<br />

physische und psychische Belastbarkeit; Bewältigung eines 8-Stunden-Tages; lebenspraktische Kompetenzen,<br />

die Voraussetzung für die Teilnahme am Arbeitsleben sind) und die allgemein gültigen Voraussetzungen<br />

für eine Ausbildung im dualen System erfüllt. Um welche Merkmale es sich im Einzelnen handelt,<br />

wie sie operationalisiert werden können und welche Indikatoren (Kriterien) gegeben sein sollten, um<br />

im konkreten Fall die Ausbildungsreife zuzuerkennen, ist Gegenstand des Kriterienkatalogs.<br />

52


Vorträge/ 2.2 Frau Karen Schober<br />

„Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“<br />

Der Begriff „Ausbildungsreife“ hebt auch auf die Entwicklungsdynamik des heranwachsenden Menschen<br />

ab. Wenn ein Jugendlicher zu einem bestimmten Zeitpunkt noch nicht als „ausbildungsreif“ anzusehen<br />

ist, bedeutet dies nicht, dass er im Laufe seiner persönlichen Entwicklung („Reifung“) – eventuell auch<br />

mit gezielter Förderung – Ausbildungsreife nicht doch noch erreichen kann.<br />

Im Gegensatz zur Beurteilung der Ausbildungsreife bezieht sich die Beurteilung der Berufseignung stets<br />

auf einen oder mehrere konkrete (Ausbildungs-)Berufe oder auf ein bestimmtes Berufsfeld. Für die Eignungsbeurteilung<br />

werden die jeweils für den Beruf spezifischen Merkmale herangezogen, die anforderungsbezogen<br />

in entsprechendem Ausprägungsgrad vorliegen müssen. Besonderheiten der jeweiligen<br />

Betriebe in den Anforderungen finden bei dieser Beurteilung noch keine Berücksichtigung. Gleichwohl<br />

wird bei der Eignungsbeurteilung schon eine möglich Über- oder Unterforderung durch den Beruf einschließlich<br />

der Ausbildung beachtet.<br />

Eignungsaussagen über die voraussichtliche Leistungshöhe und über die Chancen auf künftigen Erfolg<br />

und berufliche Zufriedenheit beinhalten immer Prognosen, die auf dem Wissen über erfassbare, stabile<br />

Personmerkmale bzw. regelhafte Veränderungen derselben gestützt werden. Beispielsweise kann aufgrund<br />

von Entwicklungsprozessen und/oder gezielter Förderung eines Jugendlichen zu einem späteren<br />

Zeitpunkt berufliche Eignung vorliegen.<br />

Ob eine Bewerberin/ein Bewerber, bei der/dem die Eignung für einen bestimmten Beruf vorliegt, auch<br />

tatsächlich in eine entsprechende Ausbildung vermittelt werden kann, ist die Frage der Vermittelbarkeit.<br />

Sie kann erschwert sein durch die konkreten Bedingungen des Ausbildungsmarktes, aufgrund betriebs-<br />

und branchenspezifischer Anforderungen oder wegen des Vorliegens oder Nicht- Vorliegens persönlicher<br />

Voraussetzungen der Bewerberin/ des Bewerbers. Betriebe können in ihren Anforderungen durchaus über<br />

die Eignungskriterien für den in Frage stehenden Beruf hinaus zusätzliche Anforderungen haben oder<br />

einen höheren Maßstab anlegen (im Sinne einer „Maximaleignung“ oder aufgrund betriebsspezifischer<br />

Besonderheiten). <strong>Das</strong> heißt, auch bei gegebener Berufseignung kann die Vermittelbarkeit im konkreten<br />

Fall eingeschränkt sein.<br />

2.2.4 KRITERIENKATALOG ZUR AUSBILDUNGSREIFE (AUSZUG)<br />

Auf der Basis dieser Abgrenzungen und Definitionen wurde ein Katalog von Merkmalen erstellt, die für<br />

Ausbildungsreife konstitutiv sind, und für jedes dieser Merkmale Indikatoren entwickelt, an Hand derer<br />

diese feststellbar sind, sowie Mindestausprägungen dieser Merkmale bestimmt (Kriterien der Ausbildungsreife:<br />

Schaubild 15 und 16):<br />

Der Kriterienkatalog ist offen und weiterentwicklungsfähig. Er ist ein Angebot an all jene, die im Handlungsfeld<br />

Übergang <strong>Schule</strong> – Beruf immer wieder auf die Frage stoßen, welche Anforderungen die Berufsausbildung<br />

an Jugendliche stellt und wie Jugendliche darauf vorbereitet werden können. Der Kriterienkatalog<br />

richtet sich an Praktiker in Arbeitsagenturen, <strong>Schule</strong>n und Betrieben sowie bei Bildungsträgern<br />

und Einrichtungen der Jugendhilfe, nicht zuletzt aber auch an die Jugendlichen selbst und deren<br />

Eltern. Er soll in der Praxis getestet und weiterentwickelt werden.<br />

53


Literatur:<br />

Vorträge/ 2.2 Frau Karen Schober<br />

„Zum Begriff der Ausbildungsfähigkeit“<br />

Berufsbildungsbericht der Bundesregierung 2006: Auszug aus dem Berufsbildungsbericht der Bundesregierung, Seiten 181 – 185,<br />

http://www.bmbf.de/pub/bbb_2006.pdf<br />

54


Vorträge/ 2.3 Herr Prof. Dr. Gerald Heidegger<br />

„Der Übergang von der <strong>Schule</strong> in den Beruf aus Sicht der beruflichen Bildung“<br />

2.3 Herr Prof. Dr. Gerald Heidegger: „Der Übergang von der <strong>Schule</strong> in<br />

den Beruf aus Sicht der beruflichen Bildung“<br />

Der Vortrag liegt ausschließlich als PowerPoint-Präsentation vor unter:<br />

http://www.swa-programm.de/tagungen/hamburg/folien_heidegger.pdf<br />

55


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1: „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“ mit Herrn Prof. Dr. Gerd-E. Famulla,<br />

3 Arbeitsgruppen<br />

mit den Referentinnen und Referenten<br />

Thema: „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1 mit Prof. Dr. Gerd-E. Famulla<br />

Moderation: Prof. Dr. Gerd-E. Famulla, Universität Flensburg<br />

Protokoll: Dr. Patricia Erbeldinger, asw e.V. an der Universität Trier<br />

Ablauf der Arbeitsgruppe:<br />

- Begrüßung, Vorstellung des Ablaufs<br />

- Referate und anschließende Diskussionen<br />

- Zusammenstellung zentraler Ergebnisse<br />

für das Plenum<br />

Referate und Diskussionsbeiträge:<br />

Insgesamt fand während des gesamten Ablaufs<br />

der Arbeitsgruppe „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“ eine kritische Diskussion<br />

des Begriffs „Warteschleife“ statt. Als negative Auswirkungen von „Warteschleifen“ wurden benannt:<br />

Zeit- und Motivationsverlust bei Jugendlichen und die Verlängerung der Ausbildungszeit. Als positiv<br />

wurde vermerkt, dass „Warteschleifen“ auch eine Chance darstellen könnten.<br />

Zunächst stellte Frau Iris Freytag von der Behörde für Bildung und Sport (Hamburg) aktuelle Zahlen<br />

zur Anzahl von Jugendlichen in allgemein bildenden und berufsvorbereitenden <strong>Schule</strong>n sowie zur Ausbildungsplatzsituation<br />

in Hamburg vor.<br />

Sie legte besonderen Wert auf Kompetenzfeststellungsverfahren und auf Praxisbezüge (für die Jugendlichen<br />

„verwertbare“ Kenntnisse/ Kompetenzen). Nötig sind übergangsbegleitende Hilfen für benachteiligte<br />

Jugendliche (individuelle Bildungsbegleitung), um Anschlüsse und Übergänge realisieren zu können.<br />

Insgesamt ist eine steigende Anzahl von Jugendlichen in berufsvorbereitenden <strong>Schule</strong>n, außerschulischen<br />

Vorbereitungsmaßnahmen und im ersten Jahr beruflicher Vollzeitschulen festzustellen.<br />

Unterschiedliche, aufeinander aufbauende Potenzialanalysen zur Kompetenzfeststellung sollten an allen<br />

<strong>Schule</strong>n bereits ab der Sekundarstufe I durchgeführt werden. Des Weiteren ist in Hamburg ein abgestimmtes<br />

Beratungsverfahren unter Einrichtung einer einheitlichen Beratungs-, Vermittlungs- und Förderstruktur<br />

geplant.<br />

56


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1: „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“ mit Herrn Prof. Dr. Gerd-E. Famulla,<br />

Anlässlich der Vorstellung von alternativen Versuchen in Hamburg, benachteiligte Jugendliche in den<br />

Arbeitsmarkt zu vermitteln, wurde deutlich, dass es keine Patentrezepte geben könnte. <strong>Das</strong> Problem sind<br />

die fehlenden Ausbildungsplätze sowie nicht ausreichende Plätze für die Berufsvorbereitung, insbesondere<br />

in <strong>Schule</strong>n. Besonders problematisch ist die Situation für Hauptschülerinnen/ Hauptschüler und für<br />

benachteiligte Jugendliche.<br />

Anschließend stellte Herr Peter Weist den Wandel auf dem Ausbildungsstellenmarkt sowie die Probleme<br />

für die Jugendlichen aus der Sicht der Bundesagentur für Arbeit – Regionaldirektion Nord dar . Demnach<br />

treten insbesondere Differenzen auf zwischen<br />

- den Wünschen der Jugendlichen und den realistischen Aussichten,<br />

- Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt (sinkendes Angebot betrieblicher Ausbildungsplätze)<br />

und<br />

- der Anzahl der Jugendlichen in einer berufsvorbereitenden Maßnahme (ca. 490.000) und in einem<br />

betrieblichen Ausbildungsverhältnis (ca. 550.000).<br />

Herr Jan Tiedemann, ebenfalls von der Bundesagentur für Arbeit, ging in seinem Vortrag auf das<br />

„Treppenmodell“ der Berufsberatung, auf Maßnahmen zur Berufswahl und Berufsvorbereitung sowie auf<br />

berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) ein. Diverse Angebote wurden vorgestellt. Kritisch beurteilte<br />

er, dass bestimmte Maßnahmen Jugendlichen erst dann offen stünden, wenn die Schulpflicht vorbei<br />

sei. Dadurch würden sie bereits in der <strong>Schule</strong> demotiviert. Zudem scheuten zahlreiche Jugendliche eine<br />

Bewerbung, sie bevorzugen den Weg in berufsvorbereitende Maßnahmen und verschlechterten dadurch<br />

ihre Berufschancen zusätzlich. Nach den Erfahrungen von Herrn Tiedemann hätten Jugendliche – trotz<br />

schlechter Noten – oft Chancen bei Betrieben, wenn frühzeitig ein persönlicher Kontakt aufgebaut werde.<br />

Herr Holger Delfs, Jugendamt Schleswig-Flensburg und Jugendaufbauwerk Süderbrarup, erläuterte<br />

unterschiedliche Institutionen, die Jugendliche in deren Biographie begleiten, sowie einen „Instrumentenkoffer“<br />

für 9% der Jugendlichen ohne Schulabschluss, um sie dennoch zu einem Anschluss zu bringen.<br />

Er stellte einige Elemente vor, die eine „Warteschleife“ unter Umständen sinnvoll machen könnten: erfahrbare<br />

Erfolgserlebnisse, subjektiv spürbare Kompetenzzuwächse für die Jugendlichen sowie „Abschlussprodukte“<br />

(wie Meilensteine, Zertifikate, Bausteine), die von dem aufnehmenden System anerkannt<br />

sind. Hervorgehoben wurden unterschiedliche Ansätze und Verbesserungsvorschläge:<br />

- Eltern haben eine wichtige Unterstützungsfunktion für die Jugendlichen.<br />

Es sind Zielvereinbarungen zu schaffen, wie Jugendliche weiter betreut werden könnten, wenn mit<br />

deren Volljährigkeit die Unterstützung von bestimmten Einrichtungen endet.<br />

- Träger der Sozialgesetzgebung sollten an einen Tisch geführt werden, um sich abzustimmen, damit<br />

der Einzelfall kontinuierlich und individuell begleitet werden könne.<br />

- Qualifizierung von Jugendlichen müsse bereits in der <strong>Schule</strong> erfolgen. Bereits vor der <strong>Schule</strong>ntlassung<br />

müsse die „Karriere“ für die anschließenden 2-3 Jahre geplant sein.<br />

- Ein abschließender Verbesserungsvorschlag kommt aus Dänemark. Dort wurden in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit<br />

die privaten Krankenkassen abgeschafft. <strong>Das</strong> dadurch eingesparte Geld wurde in<br />

Qualifizierungsinitiativen von Jugendlichen investiert.<br />

57


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1: „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“ mit Herrn Prof. Dr. Gerd-E. Famulla,<br />

Herr Werner Kähler stellte unterschiedliche Maßnahmen an der Haupt- und Realschule Osternburg in<br />

Oldenburg vor . Unter anderem wird dort der „AWT-Pass“ (Arbeit-<strong>Wirtschaft</strong>-Technik) eingesetzt, der<br />

jetzt W-Pass heißt. Er zeigt Stationen auf, die Jugendliche durchlaufen, um berufsreif zu werden, und<br />

umfasst 4 Seiten für 4 Schuljahre. Jede Station werde mit einer Unterschrift zertifiziert. Daneben existiert<br />

an der <strong>Schule</strong> ein umfassendes Berufsorientierungskonzept:<br />

- 7. Klasse: Schülerinnen und Schüler gehen ein Tag pro Woche in einen Betrieb. Der Tag werde in der<br />

<strong>Schule</strong> ausgewertet, am Ende des<br />

Schuljahres werden die Jugendlichen<br />

nach ihren Berufsvorstellungen befragt.<br />

- 8. Klasse: Einen sogenannten Lernortetag<br />

verbringen die Schülerinnen<br />

und Schüler 7 Wochen lang an einem<br />

außerschulischen Lernort (z.B. bei<br />

Kammern, berufsbildenden <strong>Schule</strong>n).<br />

Die Jugendlichen erstellen ein Produkt.<br />

Parallel dazu findet ein Schwerpunkt<br />

im EDV-Unterricht statt. Am Ende des Schuljahres erfolgt wieder eine Abfrage nach Berufsvorstellungen.<br />

- 9. Klasse: <strong>Das</strong> klassische Betriebspraktikum wird durchgeführt. Jugendliche übernehmen EDV-<br />

Arbeiten, Systembetreuung/ -administration und bilden z.B. Lehrkräfte aus. Die Erfahrungen seien<br />

positiv, die Motivation der Jugendlichen steige, sie hätten dadurch zahlreiche Erfolgserlebnisse.<br />

- 10. Klasse: <strong>Das</strong> Kreuzfahrtschiff „Odessa“ wurde von Jugendlichen renoviert und wird verchartert.<br />

- Zusätzlich werden Praktika in sozialen Einrichtungen (z.B. Altenheime, Behinderteneinrichtungen)<br />

durchgeführt. Über die Kontakte zu den Einrichtungen ergäben sich häufig neue Perspektiven für die<br />

Jugendlichen.<br />

- Projekt in Zusammenarbeit mit der HWK: im 10. Hauptschuljahr findet eine „Probelehre“ statt (ein<br />

Jahr im Betrieb), inklusive einer systematischen Vor- und Nachbereitung. <strong>Das</strong> Projekt helfe, Kontakte<br />

herzustellen.<br />

Der Abruf dieser und anderer Informationen ist unter www.hrs-osternburg.de möglich.<br />

Ein weiteres Beispiel zeigte Herr Hartmut Schulze von der Staatlichen Berufsschule Eidelstedt in<br />

Hamburg. Hier gibt es zahlreiche Kontakte zu anderen Institutionen, auch zu denen, aus denen die Jugendlichen<br />

(leistungsschwache Jugendliche, Förderschülerinnen und Förderschüler, Lernbehinderte etc.)<br />

stammen. Dadurch entstehen zahlreiche Kooperationen mit Förderschulen, Gesamtschulen, Integrationsklassen<br />

etc. Als kritische Ausgangsthese formulierte Herr Schulze: „Schülerinnen und Schüler bräuchten<br />

Kontakte zu realen Betrieben. Dies erhöhe die Übergangsquoten. Es erfordere Zeit und pädagogisches<br />

Know-how. Eine Vor- und Nachbereitung in der <strong>Schule</strong> sei dabei wichtig.“ Herr Schulze stellte Maßnahmen<br />

mit folgenden Schwerpunkten vor:<br />

- duale Lernumgebung: Kooperationsverbünde, Lern-Betriebe, Betriebe. Individuelle Förderung durch<br />

abgestimmten Zugang zu realen Betrieben (<strong>Schule</strong>-Träger-Betrieb). Schlüssel: vernünftige Betreuung<br />

als Zugangsvoraussetzung zu Betrieben.<br />

58


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1: „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“ mit Herrn Prof. Dr. Gerd-E. Famulla,<br />

- schülerzentrierte Methodik/ Didaktik: Lernpass, betriebliche Lernaufgabe, individuelle Förderpläne,<br />

Bausteine „Lernen für die Arbeitswelt“. Vorstellung „Lernpass“: fachliche Inhalte für jeden Bildungsgang,<br />

Selbstlernen werde gefördert, es finde ein Abgleich mit der erlebten Arbeitsrealität statt,<br />

dadurch sei der Lernpass gleichzeitig ein Steuerungsinstrument, Selbstreflexion werde unterstützt, der<br />

Jugendliche werde sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst. Wichtig bei der Ermittlung von Kompetenzen<br />

sei der Transfer in den laufenden Prozess. Mit den Betriebsbetreuern zusammen würden fachliche<br />

Aufgaben ausgearbeitet, deren Bewertung in die Schulnoten einfließe. Ergebnisse der Selbstbeobachtung<br />

fließen in einen individuellen Förderplan. Bausteine: Leben und Arbeiten im Betrieb vermitteln<br />

Einblicke in den betrieblichen Alltag/Arbeitsablauf und werden z. B. über Workshops vermittelt.<br />

- Schulformübergreifende Lehrer/ Berufsbegleiter: Arbeiten im Team, Bildungsbegleitung, Coaching.<br />

Lehrkräfte werden zu Bildungsbegleitern qualifiziert. Diese verbringen ca. 1 Stunde pro Woche im<br />

Betrieb bei den Jugendlichen und arbeiten teilweise mit. Dies sei insbesondere bei Förderschülern<br />

wichtig. Die kooperierenden Betriebe werden durch den Bildungsbegleiter und Lehrkräfte akquiriert.<br />

- Ergänzende Finanzierung: Modellprojekte<br />

Abschließend wurden verschiedene Faktoren bzw. Forderungen abgeleitet:<br />

• Appell zur Umverteilung von Geldern: Gelder, die für „unnütze“ Maßnahmen nach der <strong>Schule</strong> ausgegeben<br />

würden, könnten stattdessen in schulische Konzepte investiert werden. Sobald die Jugendlichen<br />

in nachschulischen Maßnahmen wären, hätten sie nur noch eine system-entschiedene Auswahl,<br />

sie würden nur noch beraten werden (passiver Prozess).<br />

• Kontakte von Jugendlichen zu realen Betrieben seien oft die einzige Chance für „schwierige“ Schülerinnen<br />

und Schüler.<br />

• Frühzeitiges Umstrukturieren in der <strong>Schule</strong> ist notwendig.<br />

• Dazu gehören ein <strong>Schule</strong>ntwicklungsprozess und ein Umdenken in <strong>Schule</strong>n („Paradigmenwechsel“),<br />

ebenso wie insgesamt<br />

• eine Umgestaltung von <strong>Schule</strong> (räumlich, personell, Prozess der gegenseitigen Unterstützung, Aufbau<br />

eines Vernetzungssystems).<br />

• Zusätzliche Mittel seien für die Qualifizierung von Lehrkräften und das Coaching bereitzustellen.<br />

Ergebnisse der AG1: Gesammelte Stichpunkte für das Plenum<br />

Zusammenfassend lassen sich aus den Beiträgen und den Diskussionen an beiden Tagen/ aus beiden Teil-<br />

gruppen folgende Stichworte als Ergebnisse der Arbeitsgruppe festhalten.<br />

• Zum Thema „Ausbildungsreife“:<br />

- Kompetenzfeststellung schon ab der Sekundarstufe I (alle <strong>Schule</strong>n),<br />

- Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Inhalten,<br />

- individuelle Bildungsbegleitung, insbesondere für benachteiligte Jugendliche,<br />

- Modularisierung und Zertifizierung.<br />

59


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.1 Bericht der Arbeitsgruppe 1: „Maßnahmen in der ‚Warteschleife’ nach der <strong>Schule</strong>“ mit Herrn Prof. Dr. Gerd-E. Famulla,<br />

• Zum Thema „Ausbildungsreife“:<br />

- Kompetenzfeststellung schon ab der Sekundarstufe I (alle <strong>Schule</strong>n),<br />

- Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Inhalten,<br />

- individuelle Bildungsbegleitung, insbesondere für benachteiligte Jugendliche,<br />

- Modularisierung und Zertifizierung.<br />

• Zum Thema „Beteiligte und Kooperationen“:<br />

- Abgestimmte Beratungsverfahren (<strong>Schule</strong> – Arbeitsagentur),<br />

- persönlicher Kontakt zwischen Schülerinnen und Schüler und Betrieb,<br />

- überregionale Kooperationen,<br />

- Kooperation zwischen Trägern verbessern: Kooperation statt Konkurrenz.<br />

• Zum Thema „Rahmenbedingungen“:<br />

- Restriktionen des Regelbetriebes, aber: Handlungsspielräume.<br />

• Verbesserungsvorschläge:<br />

- Prozessbegleitende Kompetenzerhebung,<br />

- kontinuierliche betriebliche Erfahrung, möglichst ab Klasse 8,<br />

- Bildungsbegleitung: vor Ort (insbesondere in den Betrieben) und kontinuierlich,<br />

- selbständige <strong>Schule</strong> im Hinblick auf Qualitätsverbesserung,<br />

- Umfinanzierung � von Geldern für Maßnahmen in der „Warteschleife“ in Konzepte der allgemein<br />

bildenden <strong>Schule</strong>n,<br />

- Verzahnung <strong>Schule</strong> – Betrieb, Übergänge gemeinsam gestalten,<br />

- Personalentwicklung,<br />

- Qualität der Kooperations- und Netzwerkarbeit.<br />

60


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.2 Bericht der Arbeitsgruppe 2:“Spezielle Probleme bei der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten“ mit Herrn Volker Möhle<br />

Thema: „Spezielle Probleme bei der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten“<br />

3.2 Bericht der Arbeitsgruppe 2 mit Volker Möhle<br />

Moderation: Volker Möhle, Universität Bielefeld<br />

Protokoll: Volker Möhle, Universität Bielefeld<br />

Schwerpunkte der Arbeitsgruppe:<br />

5. Ausbildungsfähigkeit<br />

6. Kooperation <strong>Schule</strong> und Umfeld<br />

Referate und Diskussionsbeiträge:<br />

Zunächst knüpfte Herr Dr. Joachim Gerd<br />

Ulrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung an seinen Vortrag im Plenum an, indem er der<br />

Arbeitsgruppe entsprechende Daten für die Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund vorstellte.<br />

Es handelte sich um Daten von Jugendlichen, die sich bei der Bundesagentur für Arbeit um einen<br />

Ausbildungsplatz bewerben, ergänzt um Befragungen von Absolventinnen und Absolventen.<br />

Auffällig ist, dass sich die Ausprägungen verschiedener Parameter (Schulnoten, Schulabschluss etc.)<br />

nicht danach unterscheiden lassen, ob es sich um Jugendliche mit oder ohne Migrationshintergrund handelt.<br />

In der Gruppe der Jugendlichen mit guten Deutsch- und Mathematik-Noten und erfolgreichem<br />

Schulabschluss ist der relative Anteil bei der Gruppe der Jugendlichen mit Migrationshintergrund vergleichbar<br />

wie in der Grundgesamtheit.<br />

Daraus folgt, dass aus dem Attribut „Migrationshintergrund“ eben auch keine Erklärung abzuleiten ist,<br />

warum diese Jugendlichen nach wie vor schlechtere Chancen haben, eine Lehrstelle bzw. einen Ausbildungsplatz<br />

zu bekommen, als Jugendliche ohne Migrationshintergrund. Demnach müsste man sich sehr<br />

viel stärker mit einer ganz anderen Frage befassen: Statt nach den Problemen in den Personen der betroffenen<br />

Jugendlichen zu suchen, wäre zu fragen, welche Probleme eigentlich in den Menschen liegen, die<br />

mit ihnen zu tun haben, d.h. im sozialen, politischen, kulturellen und schulischem Umfeld.<br />

Dazu konnte am zweiten Tag Herr Mehmet Kilic aus dem Projekt BORIS GTSM referieren und sehr<br />

anschaulich deutlich machen, wie durch ein systematisches und konsequentes Netzwerk, das von den<br />

einzelnen <strong>Schule</strong>n ausgeht, Kommunikation gestiftet werden kann. Es handelt sich um einen Kreis von<br />

Lehrkräften, die selbst einen interkulturellen Hintergrund haben und unter dem Label „Hand in Hand“<br />

arbeiten.<br />

61


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.2 Bericht der Arbeitsgruppe 2:“Spezielle Probleme bei der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten“ mit Herrn Volker Möhle<br />

Um diese Lehrkräfte herum werden weitere Kreise gebildet, zunächst von Kolleginnen und Kollegen<br />

einschließlich der Schulleitung, darum ein<br />

erneuter Kreis des sozialen Umfeldes, der<br />

etwa Elternhaus, Betriebe, Arbeitsamt,<br />

Vereine, Bildungsträger und ähnliche<br />

mehr umfasst.<br />

Dieses Netzwerk hat vor allem einen<br />

Auftrag, nämlich Kommunikation und<br />

Auseinandersetzung zu stiften. Herr Kilic<br />

geht von der Erkenntnis aus, dass die<br />

Sprachlosigkeiten (im Sinne von nicht<br />

stattfindender Kommunikation) zwischen <strong>Schule</strong> und Elternhäusern sehr viel mehr ursächlich für die<br />

oben erwähnten Benachteiligungen zu sein scheinen, als dass es in den Jugendlichen selbst liegende Defizite<br />

sind.<br />

Weitere Ergebnisse der AG2: Gesammelte Stichpunkte für das Plenum<br />

Zusammenfassend lassen sich aus den Beiträgen und den Diskussionen an beiden Tagen folgende Stichworte<br />

als Ergebnisse der Arbeitsgruppe festhalten.<br />

• Zum Thema „Ausbildungsreife“:<br />

- Die Wahrnehmung fehlender Ausbildungsreife liegt offenbar mehr im Umgang mit den Jugendlichen<br />

bzw. in fehlender Kommunikation als in den Jugendlichen selber.<br />

- Die empirische Basis ist eher dürftig, weil die unterschiedlichen Studien mit unterschiedlichen Probanden<br />

und Fragestellungen arbeiten und so zu Ergebnissen kommen, die nicht zu vergleichen sind.<br />

• Zum Thema „Beteiligte und Kooperationen“:<br />

- Es gibt erprobte, bewährte, systematische Möglichkeiten, die sich ohne allzu großen zusätzlichen<br />

Aufwand organisieren lassen (Netzwerke). Diese Ansätze sind allem Anschein nach auch erfolgreich.<br />

- Solche Netzwerke wären unter der Fragestellung „Was ist eigentlich gemeinsam und was ist unterschiedlich<br />

zwischen den Kulturen?“ zu verbreiten, zu verstetigen und zu verankern.<br />

• Zum Thema „Rahmenbedingungen“:<br />

- Zur langfristigen Beseitigung der bestehenden Chancen-Ungleichheit wären zunächst die sehr restriktiven<br />

Barrieren im Bereich der politischen und administrativen Rahmenbedingungen – obendrein<br />

auch durch ideologische Grundüberzeugungen gefestigt – zu verändern.<br />

- Beispiel: Nur unter bestimmten formalen Kriterien ist es überhaupt möglich, von der Arbeitsverwaltung/<br />

Arbeitsagentur eine Ausbildungsberechtigung oder eine Beschäftigungsberechtigung zu erhalten.<br />

Somit haben wir es weniger mit Jugendlichen zu tun, die „nicht ausbildungsfähig“ sind, sondern es liegt<br />

vielmehr eine Häufung von bestimmten Benachteiligungen in systematischer Art und Weise durch das für<br />

die Ausbildung und Beschäftigung relevante Umfeld vor.<br />

62


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.2 Bericht der Arbeitsgruppe 2:“Spezielle Probleme bei der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten“ mit Herrn Volker Möhle<br />

• Verbesserungsvorschläge:<br />

Erster möglicher Ansatzpunkt wäre die Unterbrechung der Kette sich benachteiligend auswirkender<br />

Faktoren.<br />

- Statt zu versuchen, alle Ursachen (so unsicher man nach wie vor über die Ursachen weiterhin sein<br />

kann) gleichzeitig zu beseitigen, sollte daran gearbeitet werden, dass sich solche Phänomene nicht<br />

gegenseitig überlagern und im Ergebnis zu den bekannten eklatanten Benachteiligungen führen.<br />

- Ein konkreter Vorschlag knüpft an der Tatsache an, dass vergleichbare Gruppen von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergrund definitiv nicht eingestellt werden (im Gegensatz zu Jugendlichen mit<br />

deutschsprachigem Hintergrund) und die Ursache dafür offensichtlich bei den Entscheidungsträgern<br />

zu suchen ist: Es handelt sich um Einstellungsquoten (wie grundsätzlich und außerordentlich umstritten<br />

sie auch immer eingeschätzt werden können).<br />

- Einstellungsquoten wären jedoch der einzige derzeit denkbare Weg, den Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

überhaupt so etwas wie eine Chance auf dem Ausbildungsstellenmarkt einzuräumen.<br />

Anderenfalls wäre für die betroffenen Jugendlichen – insbesondere wenn sie Hauptschulen besuchen<br />

– überhaupt nicht mehr zu erkennen, was ihnen ein qualifizierter Hauptschulabschluss und Bildungsanstrengungen<br />

allgemein überhaupt nutzen können.<br />

63


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.3 Bericht der Arbeitsgruppe 3: „Übergang von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in die Berufswelt“ mit Frau Ute Michaelis und<br />

Frau Meike Horst<br />

Thema: „Übergang von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in die Berufswelt“<br />

3.3 Bericht der Arbeitsgruppe 3 mit Ute Michaelis und Meike Horst<br />

Moderation: Ute Michaelis und Meike Horst/ Universität Bielefeld<br />

Zusammenfassung: Ute Michaelis und Meike Horst/ Universität Bielefeld<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Übergang von<br />

Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in die<br />

Berufswelt“ wurde nach einer kurzen Begrüßung<br />

sowie der Vorstellung des AG-<br />

Ablaufs an beiden Tagen jeweils von einem<br />

Vortrag eingeleitet.<br />

Am 15.05.2006 stellte Herr Bernd Renner, Alexander von Humboldt-Gymnasium, Hamburg, das<br />

Berufsorientierungskonzept seiner <strong>Schule</strong> vor.<br />

<strong>Das</strong> Alexander von Humboldt-Gymnasium hat Berufsorientierung in seinem Schulprogramm verankert.<br />

Berufs- und Arbeitsweltorientierung ist hierbei nicht als theoretisch-abstrakte Information bzw. Wissensvermittlung<br />

zu verstehen. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der die Schülerinnen und Schüler<br />

letztendlich befähigen soll, sich selbständig Informationen zu beschaffen, diese eigenverantwortlich auszuwerten,<br />

zu überdenken und für ihre spätere Berufs- bzw. Studienplatzwahl nutzbar zu machen; allgemein<br />

formuliert: die für die Berufs- und Studienplatzwahl nötigen Methoden- und Handlungskompetenzen<br />

zu erwerben.<br />

2004 wurde das Alexander von Humboldt Gymnasium mit dem Siegel "<strong>Schule</strong> mit vorbildlicher Berufsorientierung"<br />

ausgezeichnet.<br />

Am 16.05.2006 stellte Dr. Helen Knauf, Projekt „Lebensplanung und Berufsorientierung“, Universität<br />

Bielefeld, Ergebnisse der Studie „Abitur und Was dann? Berufsfindungsprozesse von Jugendlichen<br />

nach der Sekundarstufe II“ vor, bei der im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung 58 junge Erwachsene,<br />

die 2002 die Allgemeine Hochschulreife erworben haben, bereits zweifach zu ihren Plänen und ihrer Erfahrung<br />

mit berufsorientierenden Maßnahmen und Modulen befragt wurden. Eine weitere Befragungswelle<br />

läuft zur Zeit.<br />

Im Anschluss an die Vorträge ergaben sich durch eine angeregte Diskussion folgende Ergebnisse, die<br />

später im Plenum vorgestellt wurden:<br />

64


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.3 Bericht der Arbeitsgruppe 3: „Übergang von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in die Berufswelt“ mit Frau Ute Michaelis und<br />

Frau Meike Horst<br />

Zum Thema „Ausbildungsreife“:<br />

• <strong>Das</strong> spezifische Problem bezüglich der Ausbildungsreife von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten<br />

scheint der Umgang mit der zunehmenden Optionalität zu sein. Absolventen von Gymnasien stehen<br />

scheinbar alle Türen offen, doch gerade dadurch kann die Wahl durchaus zu Qual werden.<br />

• Im Zusammenhang mit der zunehmenden Optionalität nimmt für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten<br />

die Beschäftigung mit den eigenen Kompetenzen und dem eigenen Kompetenzprofil einen großen<br />

Raum in einer gelingenden Berufsorientierung ein. Genannt wurde in erster Linie eine Notwendigkeit,<br />

die Kompetenz zu entwickeln, sich selbst organisieren und seine Fähigkeiten einschätzen zu<br />

können.<br />

• Die Schülerinnen und Schüler sollten in der Lage sein, die eigenen Fähigkeiten in Relation zu etwaigen<br />

Anforderungen zu setzen.<br />

• Aus einer Kombination von Selbstkompetenz und Kenntnis der verschiedenen Anforderungen sollte<br />

sich eine Zielklarheit ergeben, die die Menge der Optionen filtern kann<br />

• Als günstige Bedingungen für eine Verbesserung der Ausbildungsreife wurden kooperative Lernformen,<br />

Methodenwechsel im Unterricht, authentische Lernorte, Veränderungen in den festgelegten Rollen<br />

von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern und die Einbeziehung von Genderaspekten<br />

genannt.<br />

Zum Thema „Kooperation“:<br />

• Berichtet wurde von gemischten Erfahrungen mit Besuchen im Berufsinformationszentrum der Arbeitsagenturen<br />

und der Berufsberatung. Offensichtlich kann eine Kooperation mit engagierten Berufsberaterinnen<br />

und Berufsberatern der Berufsorientierung auch an Gymnasien sehr dienlich sein,<br />

jedoch scheint auch nach den Untersuchungen von Frau Dr. Knauf diese Kooperation sehr stark abhängig<br />

vom Engagement der einzelnen Beraterinnen und Berater.<br />

• Eine fest vereinbarte, verlässliche Kooperation zwischen Gymnasium und Hochschule kann wichtige<br />

Impulse geben.<br />

• Der Besuch von Informationsmessen kann nur dann Hilfen zur Berufsorientierung geben, wenn er gut<br />

vor- und nachbereitet wird.<br />

• Kooperationen mit Unternehmen und Betrieben bieten die Möglichkeit, verschiedene Lernorte zu<br />

nutzen, miteinander zu verknüpfen und realistische Einschätzungen der eigenen Kompetenzen sowie<br />

der Anforderungen in verschiedenen Berufsbildern zu fördern.<br />

• Als förderlich für den Bereich der eigenen Kompetenzklarheit und Zielfindung wurde die Kooperation<br />

mit externen Partnern zu den Themen „Lebensplanung“ und „Lebensplanung unter dem Aspekt<br />

‚Gender’“ angesehen.<br />

65


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.3 Bericht der Arbeitsgruppe 3: „Übergang von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in die Berufswelt“ mit Frau Ute Michaelis und<br />

Frau Meike Horst<br />

Zum Thema „Rahmenbedingungen“:<br />

• Als hilfreiche Rahmenbedingungen für gelingende Berufsorientierung an Gymnasien sahen die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer eine Deputatsreduktion der für die Berufsorientierung verantwortlichen<br />

Lehrerinnen und Lehrer sowie eine Koordinationsstelle an.<br />

• Ausreichende finanzielle Mittel für eine intensivere Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur wurden<br />

ebenfalls als wichtig erachtet.<br />

• Gute Erfahrungen sind mit einem Training zur Gestaltung der Berufsorientierungsphase gemacht<br />

worden, das von Studienberaterinnen und -beratern, Berufsberaterinnen und -beratern der Bundesagentur<br />

für Arbeit und den zuständigen Lehrerinnen und Lehrern gemeinsam absolviert wurde. Hier<br />

ist es gelungen, wichtige Beteiligte gleichzeitig miteinander bekannt zu machen, auf den gleichen<br />

Kenntnisstand zu bringen, ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen und so durch gezielte Vernetzung<br />

der beteiligten Stellen für die Schülerinnen und Schüler ein abgestimmtes Konzept zu erarbeiten.<br />

• Als weniger hilfreich bzw. hemmend wurde bezeichnet, dass die Curricula und der Schulalltag mit<br />

immer neuen Anforderungen wie z.B. Schulzeitverkürzung auf 12 Jahre, Lehrerknappheit etc. den<br />

Gymnasien wenig oder gar keine Zeit für ein übergreifendes Berufsorientierungskonzept lassen.<br />

• Ein weiterer hemmender Faktor kann u.U. ein regionaler Mangel an geeigneten Praktikumsplätzen<br />

sein.<br />

• Als wenig hilfreich genannt wurde auch eine Anspruchhaltung von Lehrenden, die auf ihre Fächer<br />

und deren wissenschaftliche Bearbeitung fixiert seien, und daher kein Interesse an der Berufsorientierung<br />

hätten.<br />

Verbesserungsvorschläge/ Forderungen gab es zu folgenden Themen:<br />

Rahmenbedingungen:<br />

• Gerade an Gymnasien sollte ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit einer guten Berufsorientierung<br />

gefördert werden; sie sollte als Aufgabe der ganzen <strong>Schule</strong> verstanden und wahrgenommen<br />

werden.<br />

• Berufsorientierung (auch mit Blick auf den<br />

Genderaspekt) sollte im Curriculum und im<br />

Schulprogramm auch für die SEK II verpflichtend<br />

verankert werden. Demzufolge müsste die<br />

Eigenverantwortung der einzelnen <strong>Schule</strong> gestärkt<br />

werden.<br />

• In der Lehrerausbildung sollten Module zur Berufsorientierung<br />

verpflichtend sein und es wurde als<br />

förderlich angesehen, angehende Lehrer als Teil des<br />

Vorbereitungsdienstes in die Durchführung<br />

schulischer Berufsorientierung zu integrieren.<br />

66


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.3 Bericht der Arbeitsgruppe 3: „Übergang von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in die Berufswelt“ mit Frau Ute Michaelis und<br />

Frau Meike Horst<br />

Ausbildungsreife/ gelingende Berufsorientierung am Gymnasium:<br />

• Die <strong>Schule</strong> sollte sich als Berufsorientierungslotse/ als Knotenpunkt verstehen, der die verschiedenen<br />

Angebote koordiniert, vermittelt und unterstützt.<br />

• Eine wichtige Hilfe bei der Aufgabe als „Lotse“ ist der Berufswahlpass, wenn er durchgehend in den<br />

Sekundarstufen I und II sinnvoll und intensiv in einem Gesamtkonzept – quasi als „Roter Faden“ –<br />

genutzt wird.<br />

• Es muss die Möglichkeit geben, der einzelnen Schülerin, dem einzelnen Schüler als Individuum gerecht<br />

zu werden, indem bestimmte Angebote individualisiert werden können und auch durch Lehrerinnen<br />

und Lehrer eine individuelle Beratung möglich ist. Dazu sollte auch gehören, dass der<br />

Verbleib der Schülerinnen und Schüler nach der <strong>Schule</strong> kontinuierlich verfolgt wird. (Auch zur eigenen<br />

Erfolgskontrolle und Weiterentwicklung).<br />

Kooperationen mit außerschulischen Partnern:<br />

• Der Einbezug von Kooperationspartnern sollte kontinuierlich erfolgen und durch Verträge oder Vereinbarungen<br />

verschriftlicht werden, um damit die Verbindlichkeit zu betonen. Gleiches gilt für die<br />

Lehrerbildung.<br />

• Gerade für Gymnasien, deren Praktikumserfahrungen im Hinblick auf Berufsorientierung sehr gemischt<br />

sind, könnte ein duales Orientierungspraktikum in Betrieben und Universität hilfreich sein.<br />

• Als wichtige Entscheidungshilfe für Schülerinnen und Schüler und wichtige Kooperationspartner für<br />

die Lehrenden müssen die Eltern und das private Umfeld stärker als Einflussgröße und Informationsquelle<br />

in die Berufsorientierung einbezogen werden. Hier liegt auch noch ein großes Potenzial an Unterstützung<br />

für die Lehrenden in der Kooperationsarbeit und als Informationsquelle weitgehend ungenutzt<br />

brach.<br />

67


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“ mit Frau Dr. Birgit Schäfer<br />

Thema: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4 mit Dr. Birgit Schäfer<br />

Moderation: Dr. Birgit Schäfer, Universität Flensburg<br />

Zusammenfassung: Dr. Birgit Schäfer, Universität Flensburg<br />

Einleitungsstatement zur Arbeitsgruppe durch Dr. Birgit Schäfer:<br />

Laut Kultusministerkonferenz sind<br />

Ganztagsschulen <strong>Schule</strong>n, bei denen<br />

im Primar- und Sekundarbereich I an<br />

(1) mindestens drei Tagen in der<br />

Woche ein ganztägiges – mind.<br />

sieben Zeitstunden umfassendes –<br />

Angebot sowie (2) ein Mittagessen<br />

bereit gestellt wird, und (3) die<br />

nachmittäglichen Angebote in einem<br />

konzeptionellen Zusammenhang mit dem vormittäglichen Unterricht stehen.<br />

International gibt es den Begriff nicht. <strong>Schule</strong> ist Ganztagsschule.<br />

Einer neuen Studie der Kultusministerkonferenz zufolge boten im Schuljahr 2004/2005 in Deutschland<br />

insgesamt 6810 <strong>Schule</strong>n und Schulzentren Ganztagsunterricht an, womit rund 1,1 Millionen von insgesamt<br />

8,7 Millionen Schülerinnen und Schülern des Primar- und Sekundarbereichs I ganztägig unterrichtet<br />

wurden. <strong>Das</strong> heißt, dass rund 13% aller Schülerinnen und Schüler der Grundschule und der weiterführenden<br />

<strong>Schule</strong>n bis Klasse 10 im letzten Schuljahr Ganztagsunterricht erhielten.<br />

Dabei waren die Teilnehmerzahlen in den verschiedenen Bundesländern sehr unterschiedlich, Spitzenreiter<br />

war Thüringen mit 29%, gefolgt von Berlin mit 23% und Sachsen mit 22%. Am Geringsten war der<br />

Anteil der am Ganztagsschulbetrieb teilnehmenden Schülerinnen und Schüler hingegen in Bayern mit<br />

2%, Saarland mit 5% sowie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg (beide 7%).<br />

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen voll gebundener – also für alle verpflichtender –, teilweise<br />

gebundener – also für einen Teil der Schülerinnen und Schüler (z.B. einzelnen Klassen oder Klassenstufen)<br />

– und offener – also freiwilliger – Ganztagsschule. Auch bei den gebundenen <strong>Schule</strong>n können jedoch<br />

Unterschiede in der Struktur dahingehend auftreten, dass entweder die reinen Unterrichtsteile auf<br />

den Vormittag komprimiert bleiben und nachmittags eher „Freizeitangebote“ angeboten werden, oder<br />

dass eine enge Verzahnung beider Teile statt findet.<br />

68


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“ mit Frau Dr. Birgit Schäfer<br />

Die größte Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die ganztägig unterrichtet wurden, besuchte 2004 eine<br />

Integrierte Gesamtschule (322.700). In den Grundschulen nahmen 214.800 Kinder am Ganztagsschulunterricht<br />

teil, in den Hauptschulen 156.500, in den Sonderschulen 150.600 und in den Gymnasien<br />

114.200. Bundesweit wuchs die Teilnehmerinnen- und Teilnehmerzahl im Vergleich zu 2003 um rund<br />

14%. Dabei können die Grundschulen (plus 34% gegenüber dem Vorjahr) den höchsten Anstieg verzeichnen.<br />

Es folgen die Realschulen (plus 32%), die Gymnasien (plus 31%), die Hauptschulen (plus 25%)<br />

und die Freien Waldorfschulen (plus 22%). In den Integrierten Gesamtschulen blieben die Teilnehmerinnen-<br />

und Teilnehmerzahlen etwa gleich.<br />

Der Sinn der Verknüpfung von berufsorientierenden Aktivitäten mit dem Ganztagsschulgedanken – im<br />

Sinne einer Ausweitung der Schulzeit bis nachmittags – liegt auf der Hand. Die Synchronisierung der<br />

Arbeitszeiten mit den Schulzeiten<br />

dürfte nicht nur die Bereitschaft zum<br />

Durchstehen eines Achtstundenarbeitstages<br />

erhöhen, sondern auch organisatorisch<br />

die Zusammenarbeit mit<br />

außerschulischen Lernorten und<br />

externem Fachpersonal fördern.<br />

Die meisten Projekte im SWA-Proramm<br />

erfordern einen flexiblen Um-ang<br />

mit den Stundentafeln, eine enge Verahnung<br />

von Arbeits- und Lernphasen sowie einen erhöhten Zeitbedarf und erhebliches Engagement seitens<br />

der durchführenden Lehrkräfte wie auch der Schülerinnen und Schüler. Dies führt nicht nur zu organisatorischen<br />

Herausforderungen und „Opferung“ von Freizeit von Lehrkräften und Jugendlichen, sondern<br />

auch zu Unterrichtsausfall. Ganztagsschulen könnten hier Abhilfe schaffen. Berufsorientierende<br />

Maßnahmen ließen sich an Ganztagsschulen leichter realisieren. Für die optimale Umsetzung bieten sich<br />

jedoch in erster Linie gebundene bzw. teilgebundene Ganztagsschulen an. Diese waren laut KMK-<br />

Bericht 2004 allerdings lediglich im Gesamtschul- und im Förderschulbereich überproportional vertreten.<br />

Ansonsten überwiegt in hohem Maße der Typ der offenen Ganztagsschule.<br />

Berufsorientierung als fester Bestandteil des schulischen Konzepts der Ganztagsschule Osterbrook in<br />

Hamburg; vorgestellt durch Sabine Wolle, Ute Seifert, Christiane Becker, Knut Behling (alle Ganztagsschule<br />

Osterbrook) sowie Doris Wenzel-O’Connor (außerschulische Kooperationspartnerin; Institut<br />

für Sozial- und Bildungspolitik Hamburg e.V.)<br />

• Die <strong>Schule</strong> Osterbrook ist eine voll ausgebaute Grund-, Haupt- und Realschule mit Vorschule und<br />

Hort in Hamburg. Seit dem 1. August 1998 ist sie eine Offene Ganztagsschule.<br />

• An der <strong>Schule</strong> gibt es zusätzlich zu dem regulären Unterricht an vier Nachmittagen der Woche besondere<br />

Angebote, die teils verpflichtend und teils frei wählbar sind.<br />

69


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“ mit Frau Dr. Birgit Schäfer<br />

• Für die Klassen 5 bis 10 beginnt der Unterricht an den vier Tagen um 8.20 Uhr und endet um 16.00<br />

Uhr. In der großen Mittagspause – von 12.00 bis 13.00 Uhr – wird den Schülerinnen und Schülern in<br />

der Cafeteria ein frisch zubereitetes Essen angeboten. Darüber hinaus stehen den Schülerinnen und<br />

Schülern in dieser Zeit verschiedene Räume (wie Sporthalle, „Mädchenraum“, „Jungenraum“, Disco,<br />

Computerraum) für Aktivitäten zur Verfügung. Die Betreuung erfolgt in dieser Zeit durch Lehrkräfte,<br />

Honorarkräfte sowie ältere Schülerinnen und Schüler („Streitschlichterinnen und -schlichter“ der Oberstufe).<br />

Ferner können die Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit Hausaufgaben machen. Sie werden<br />

von einer Lehrerin in einem extra für diesen Zweck eingerichteten Raum betreut. Nach weiteren<br />

zwei Unterrichtsstunden beginnt montags bis donnerstags um 14.40 Uhr das Nachmittagsangebot.<br />

• Projekte und Schwerpunkte der <strong>Schule</strong> sind „Demokratie lernen und leben“, wo Streitschlichtung<br />

sowie die Stärkung der Schülerinnen- und Schülermitverantwortung und soziales Lernen im Vordergrund<br />

stehen, „Family Literacy“ – ein Projekt zur Sprachförderung für Mütter und Kinder, deren<br />

Muttersprache nicht deutsch ist –, <strong>„<strong>Schule</strong></strong> und <strong>Wirtschaft</strong>“, hier geht es um die Stärkung von Berufsorientierung,<br />

sowie „Sinus“, ein Projekt, das der Förderung von Mathematik dienlich ist.<br />

• Ein wesentlicher Vorteil der Ganztagsschule wird im größeren Zeitfenster – im Vergleich zum zeitlich<br />

begrenzten Unterricht einer Halbtagsschule – gesehen. Selbstständiges Lernen, handlungsorientierter<br />

Unterricht, Projektarbeit, Lernortwechsel sowie auch der Auf- und Ausbau von Kooperationen<br />

sind damit besser möglich. Sowohl der Lernortwechsel wie auch die Zusammenarbeit mit externen<br />

Partnern stellen im Rahmen der Ganztagsschule kein Problem dar.<br />

• <strong>Das</strong> Konzept zur Stärkung der Berufsorientierung an der Ganztagsschule Osterbrook sieht (kurzgefasst)<br />

wie folgt aus:<br />

1. Berufsfindungsprozess<br />

Findet in jedem Unterrichtsfach statt;<br />

Elternhaus muss mit einbezogen werden;<br />

Lehrerfortbildung zu Arbeitslehrespezialisten;<br />

Betriebspraktikum für Lehrerinnen und Lehrer;<br />

Es muss Klarheit in bestimmten Fragen geschaffen werden.<br />

2. Fragen zur Berufsentscheidung<br />

Wie bin ich?<br />

Was kann ich?/ Was kann ich nicht so gut?<br />

Wo liegen meine Stärken/ Schwächen?<br />

Welche Ziele, Wünsche, Träume habe ich?<br />

Was bin ich bereit, für meine Ziele zu tun?<br />

Was kann ich?/ Was kann ich nicht so gut?<br />

70


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“ mit Frau Dr. Birgit Schäfer<br />

Wo liegen meine Stärken/ Schwächen?<br />

Welche Ziele, Wünsche, Träume habe ich?<br />

Was bin ich bereit, für meine Ziele zu tun?<br />

3. Klassenstufen 5/6<br />

Projektarbeit „Eigenständig werden“ o.ä.;<br />

Girls’Day/ Boys’Day (positiv: geschlechtergetrennt an 2 Tagen);<br />

Zur Durchführung kann der Ganztagsschul-Klassenlehrernachmittag genutzt werden<br />

(auch in den folgenden Klassenstufen).<br />

4. Klassenstufe 7 (Haupt- und Realschule)<br />

Lebenslauf/ Bewerbung schreiben;<br />

Besuch des Berufsinformationszentrums;<br />

Straße des Handwerks;<br />

Rallye der Handwerkskammer (für Mädchen);<br />

Infotage der Berufsschulen;<br />

Messen und Ausstellungen;<br />

Höhere Klassen präsentieren ihr Praktikum;<br />

Einbeziehung von Expertinnen und Experten;<br />

Speziell für Hauptschule 7: Europäischer Computer-Führerschein.<br />

5. Hauptschule Klasse 8<br />

Berufsinformationszentrum/ Straße des Handwerks;<br />

Lehrstellenbörse;<br />

Messen und Ausstellungen;<br />

3-wöchiges Betriebspraktikum;<br />

Wunsch: Praxislerntag.<br />

71


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“ mit Frau Dr. Birgit Schäfer<br />

6. Hauptschule Klasse 9<br />

Berufsinformationszentrum/ Lehrstellenbörse;<br />

Lehrstellensuche;<br />

Arbeitsstiftung Hamburg/ Koordinierungsstelle Ausbildung<br />

Evtl. 3-wöchiges Betriebspraktikum;<br />

Präsentation des Praktikums vor jüngeren Klassen und/ oder Eltern.<br />

7. Realschule Klasse 8<br />

Inhalte wie Hauptschule Klasse 8 und zusätzlich:<br />

Präsentation des Betriebspraktikums vor jüngeren Klassen und vor den Eltern;<br />

Praktikumsergebnisse als Ausstellung;<br />

Infotage der Berufsschulen;<br />

Externe Fachleute/ Personalmanager einladen.<br />

8. Realschule Klasse 9<br />

Berufsinformationszentrum/ Lehrstellenbörse;<br />

Berufsorientierungsseminar (Finanzierung?);<br />

Kooperation mit Betrieben (sdw – Stiftung der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong>);<br />

2- oder 3-wöchiges Betriebspraktikum;<br />

Diskussion mit externen Fachleuten (Sparkasse, Gewerkschaft, Arbeitgeberverband).<br />

9. Realschule Klasse 10<br />

Berufsinformationszentrum/ Lehrstellenbörse;<br />

Kurzpraktikum bei Bedarf/ alternativ: Sozialpraktikum;<br />

Kooperation mit Betrieben (sdw – Stiftung der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong>);<br />

Bewerbungstraining bei der Krankenkasse;<br />

Mentoring-Projekt.<br />

10. Weitere Ideen und Wünsche<br />

Kooperation mit Betrieben in der näheren Umgebung der <strong>Schule</strong>;<br />

Näherbringen von typischen Handwerksberufen;<br />

72


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.4 Bericht der Arbeitsgruppe 4: „(Ganztags-) Schulbesuche mit Darstellung von guten Beispielen“ mit Frau Dr. Birgit Schäfer<br />

Eltern über neue Berufe informieren;<br />

Ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie Azubis berichten;<br />

Info-Material zentral in der <strong>Schule</strong> sammeln;<br />

Qualitätsstandards für Praktikumsplätze definieren;<br />

Koordinator Berufsorientierung mit Wochenarbeitszeit-Entlastung.<br />

Die Effektivität der geleisteten Arbeit kann an einem Praxisprojekt am Beispiel „Aufzucht der Kaffee-<br />

pflanze“ sehr schön veranschaulicht werden.<br />

73


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.5 Bericht der Arbeitsgruppe 5: „Regionales Übergangsmanagement, Übergangscoaches an <strong>Schule</strong>n“ mit Herrn Sven Deeken<br />

Thema: „Regionales Übergangsmanagement, Übergangscoaches an <strong>Schule</strong>n“<br />

3.5 Bericht der Arbeitsgruppe 5 mit Sven Deeken<br />

Moderation: Annette Büttner, Berend Loges/ Hamburg, Sven Deeken/ Universität Bielefeld<br />

Zusammenfassung: Annette Büttner, Berend Loges/ Hamburg, Sven Deeken/ Universität Bielefeld<br />

Montag, 15. Mai 2006, 17:15 bis 18:45 Uhr:<br />

Die Arbeitsgruppe „Regionales Übergangsmanagement,<br />

Übergangscoaches an <strong>Schule</strong>n“ wurde nach einer kurzen<br />

Begrüßung sowie der Vorstellung des Themas, der Ziele<br />

und des Ablaufes am ersten Tag durch zwei Vorträge<br />

eingeleitet.<br />

Zunächst präsentierte Herr Michael Goedeke von der<br />

Arbeitsstiftung Hamburg das „Hamburger Hauptschulmodell“.<br />

Dieses Modell für die Zusammenarbeit<br />

von Unternehmen und <strong>Schule</strong>n richtet sich an alle<br />

Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen in<br />

Hamburg mit der Prognose des Hauptschulabschlusses (ca. 3.000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr).<br />

Ziel ist die Erhöhung der Anzahl der Übergänge in eine ungeförderte betriebliche Ausbildung. Bemerkenswert<br />

an dem Hamburger Modell sind der individuelle Ansatz, die Förderung der Stärken der Jugendlichen<br />

sowie die Bereitschaft der Unternehmen, sich für Schülerinnen und Schüler der Hauptschulen zu<br />

öffnen (ohne Änderung der Zugangsvoraussetzungen).<br />

In der anschließenden Diskussion wurden u.a. die Kosten und der Nutzen des Modells gegenübergestellt,<br />

wonach sich das Modell bereits bei einer erfolgreichen Vermittlung von jährlich ca. 60 Jugendlichen in<br />

eine ungeförderte Ausbildung rechnen würde. Zudem wurde festgehalten, dass ein Übergangsmanagement<br />

ohne eine Begleitung/ ohne koordinierende Stelle nicht möglich sei.<br />

In einem zweiten Beitrag stellte Herr Dr. Wolfgang Eimer von der Peter Gläsel Stiftung (ehemals Weidmüller<br />

Stiftung) die flächendeckende Übertragung des Hamburger Modells in der Region Ostwestfalen-<br />

Lippe (OWL) durch das Projekt „Erfolgreich in Ausbildung“ vor. Bedingt durch die regionalen Voraussetzungen<br />

sind in OWL andere Strukturen zu finden: Ein Übergangsmanagement soll hier mittels einer<br />

Unterstützungsstelle und sieben Koordinierungsstellen systematisch etabliert werden.<br />

Ebenso wie im vorigen Beitrag betonte auch Dr. Eimer den hohen Stellenwert der Evaluation und der<br />

Qualitätssicherung, was die Festlegung von Zielen und Kriterien voraussetzt.<br />

74


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.5 Bericht der Arbeitsgruppe 5: „Regionales Übergangsmanagement, Übergangscoaches an <strong>Schule</strong>n“ mit Herrn Sven Deeken<br />

Dienstag, 16. Mai 2006, 09:00 bis 10:30 Uhr:<br />

Am zweiten Tag wurde die Arbeitsgruppe in zwei Teilgruppen aufgeteilt.<br />

Die Teilgruppe „Hamburg“ widmete sich der Frage nach der Weiterentwicklung des Übergangsmanagements<br />

auf der Grundlage der Beiträge vom Vortag sowie der Rahmenbedingungen in Hamburg. Nach<br />

der Herausarbeitung der Aufgaben von Bildungsplanung, <strong>Schule</strong>, schulischem Umfeld sowie Arbeitswelt<br />

wurden Vorschläge für mögliche erste Schritte formuliert.<br />

In der Teilgruppe „Nordrhein-Westfalen“ fand zunächst eine intensive Diskussion statt, die an die Präsentationen<br />

und Inhalte des Vortages anknüpfte. Zum Abschluss stellte Frau Andrea Kalk vom Amt für<br />

<strong>Schule</strong> und Weiterbildung der Stadt Münster das „Übergangsmanagement <strong>Schule</strong>-Beruf“ in Münster<br />

als Beispiel einer regionalen Koordinationseinrichtung vor. Die eingerichtete Stabsstelle bei der Stadt<br />

Münster erhielt explizit die Vorgabe, keine neuen Strukturen zu schaffen, sondern stattdessen bereits existierende<br />

Parallelstrukturen abzubauen. <strong>Das</strong> bestehende Netzwerk <strong>Schule</strong>-<strong>Wirtschaft</strong> wurde integriert.<br />

Ergebnisse der AG5:<br />

Themenübergreifend wurde betont, dass zu einem Übergangsmanagement in den hier vorgestellten Formen<br />

einige Elemente unerlässlich sind: eine Bestandsaufnahme zu Beginn, ein begleitendes Informationsmanagement,<br />

eine Steuerung und Evaluation auf der Grundlage von festgelegten Qualitätskriterien.<br />

Die vorgestellten Übergangscoaches zur<br />

individuellen Unterstützung der Schülerinnen<br />

und Schüler sind zum einen Vertreterinnen<br />

und Vertreter von Unternehmen<br />

und Betrieben, die auf Nachfrage<br />

Schülerinnen und Schüler beraten können.<br />

Es wurden aber auch Coaches als<br />

Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter<br />

vorgestellt, etwa als sogenannte<br />

„Wegeplanerinnen und Wegeplaner“, die<br />

den Schülerinnen und Schülern bedarfsgerechte<br />

individuelle Angebote und Unterstützungsleistungen unterbreiten.<br />

Zusammenfassend lassen sich aus den Beiträgen und den Diskussionen an beiden Tagen/ aus beiden Teilgruppen<br />

folgende Stichworte als Ergebnisse der Arbeitsgruppe festhalten:<br />

• Zum Thema „Ausbildungsreife“:<br />

- Ausgangspunkt ist der individuelle Zugang zu den Jugendlichen. Es findet eine Einzelfallbetreuung<br />

statt, um die individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler zu stärken.<br />

- Im Vordergrund stehen immer die Stärken der Jugendlichen; dies ist auch der Ansatzpunkt für<br />

deren Beratung und Unterstützung. Kompetenzorientierung steht vor Wissensvermittlung.<br />

- Besonderer Wert wird auf die Förderung von Eigeninitiative, Selbstständigkeit und Selbstverantwortung<br />

gelegt.<br />

75


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.5 Bericht der Arbeitsgruppe 5: „Regionales Übergangsmanagement, Übergangscoaches an <strong>Schule</strong>n“ mit Herrn Sven Deeken<br />

• Zum Thema „Beteiligte und Kooperationen“:<br />

- Für die Kooperationen gelten die Prinzipien der Professionalität und der Rollenklarheit. Für alle<br />

Beteiligten sollten klare Aufgabenbeschreibungen mit einem hohen Maß an Verbindlichkeit vorliegen.<br />

- Insbesondere am Beispiel des Hamburger Hauptschulmodells wurde deutlich, dass sich Unternehmen<br />

für Hauptschülerinnen und Hauptschüler öffnen können.<br />

- Betriebe und Unternehmen sind zu aktivieren, ein Unterstützungsnetz ist zu organisieren. Wichtig<br />

ist auch ein gemeinsamer „Code“ sowie gemeinsame Planungshorizonte von <strong>Schule</strong> und <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

- Vorhandene Netzwerke sind zu berücksichtigen und in das Übergangsmanagement mit einzubeziehen.<br />

- Der Aufbau neuer Strukturen ist zu vermeiden. Parallelstrukturen müssen abgebaut werden.<br />

- Die Eltern sind mit einzubeziehen, sie können über die Arbeit der „Coaches“ mit beteiligt werden<br />

und unterstützend tätig sein.<br />

- Die Verantwortung für die Berufsorientierung ist klar festzulegen. Sie liegt in der allgemein bildenden<br />

<strong>Schule</strong>. Die Schulleitungen sind mit in die Pflicht zu nehmen.<br />

• Zum Thema „Rahmenbedingungen“:<br />

- Eine Koordinierungs-/ Unterstützungsstelle ist einzurichten. Übergangsmanagement ist kein<br />

Selbstläufer, sondern muss organisiert werden.<br />

- Bewährt haben sich die Einrichtung von Steuerungsgruppen und/ oder regionalen Koordinierungsstellen<br />

ebenso wie (regionale) Beiräte.<br />

- Eine Festlegung der Verantwortung für die Berufsorientierung ist notwendig.<br />

- Hilfreich ist eine Art „Bundesschnittstellen-Steuerung“ zum übergreifenden Austausch und<br />

Transfer. Die Vielfalt vorhandener Ansätze ist zu nutzen und mit einzubeziehen.<br />

- Die Akteure des regionalen Übergangsmanagements sind regelmäßig fortzubilden, Strukturen<br />

und Instrumente müssen geschaffen bzw. bereitgestellt werden.<br />

• Zum Thema „Hinderliche Faktoren“:<br />

- Eine fehlende Verstetigung verhindert kontinuierliches Arbeiten und den Aufbau von Strukturen.<br />

Hinderlich ist hier insbesondere der Projektcharakter zahlreicher Maßnahmen und der fehlende<br />

Überblick über die „Projektlandschaft“.<br />

- Persönliche Eitelkeiten und Anspruchsdenken sowie die Festschreibung von „Erbhöfen“ sind im<br />

Sinne eines effektiven Managements zu überwinden.<br />

• Erarbeitete erste Vorschläge:<br />

- Alternative Finanzierungsformen sind zu suchen und zu finden. Eine Koordination bzw. eine<br />

vermittelnde Instanz zur Steuerung ist notwendig.<br />

- Eine Koordination auf der regionalen Ebene wird am effektivsten und wichtigsten eingeschätzt.<br />

Regionale Netzwerke sollen alle <strong>Schule</strong>n/ alle Schulformen mit aufnehmen.<br />

76


Arbeitsgruppen mit den Referenten und Referentinnen<br />

3.5 Bericht der Arbeitsgruppe 5: „Regionales Übergangsmanagement, Übergangscoaches an <strong>Schule</strong>n“ mit Herrn Sven Deeken<br />

- Zugunsten der Stetigkeit/ Verstetigung ist dem „Projektwahn“ Einhalt zu gebieten. Berufsorientierung<br />

ist an den <strong>Schule</strong>n zu verankern und zu stärken.<br />

- Regelmäßige Treffen im Rahmen des SWA-<strong>Programm</strong>s zur weiteren Bearbeitung des Themas<br />

werden angeregt.<br />

77


4 Plenumsdiskussion<br />

Plenumsdiskussion zum Thema<br />

"Berufsorientierung – Berufsvorbereitung – Berufsausbildung“<br />

4 Plenumsdiskussion<br />

Nach der zusammenfassenden Darstellung der Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen (siehe Protokolle<br />

der Arbeitsgruppen) folgte die abschließende Plenumsdiskussion.<br />

Volker Möhle (wissenschaftliche Begleitung, Moderation Plenum und AG 2):<br />

Ich möchte die uns noch verbleibende Zeit dazu nutzen, eine Frage anzusprechen, die (nicht nur) nach<br />

meiner Auffassung das gesamte SWA-<strong>Programm</strong> in fataler Weise überlagert: In der Arbeitsgruppe 2 waren<br />

wir der Ansicht, dass wir es bei der Arbeitsverwaltung und allen zugehörigen Maßnahmen und <strong>Programm</strong>en<br />

mit einer Mangelverwaltung zu tun haben. Wir haben überhaupt keinen Grund zu der Annahme,<br />

dass es in absehbarer Zeit so etwas Ähnliches wie Vollbeschäftigung geben wird. Wenn das der Fall<br />

ist, dann müsste es das übergeordnete, vorrangige Ziel sein, den Mangel so gleichmäßig über alle gesellschaftlichen<br />

Gruppen zu verteilen, dass so etwas wie Chancengleichheit hergestellt wird. Anders ausgedrückt:<br />

Die Verdrängungseffekte, die auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zwischen leistungsstärkeren<br />

und leistungsschwächeren Jugendlichen und auch Erwachsenen entstehen, müssen minimalisiert werden.<br />

Deswegen stelle ich jetzt die Frage an die Arbeitsgruppen, inwieweit dieses Thema in den Diskussionen<br />

eine Rolle gespielt hat.<br />

Stichwort „Warteschleife“: Für die Arbeitgruppe 1 hat dieser Gedankengang doch eine grundsätzliche<br />

Bedeutung für die Einschätzung des Erfolges und der Gestaltung von nachschulischen Unterstützungsmaßnahmen.<br />

Hat so eine eher realistisch-pragmatische Grundeinschätzung eine Rolle gespielt?<br />

Frau Dr. Patricia Erbeldinger (Protokoll AG 1):<br />

Wir haben dies vor allem im Zusammenhang mit der positiven oder negativen Besetzung des Begriffs<br />

„Warteschleife“ sehr ausführlich diskutiert. Diese sogenannten Warteschleifen wurden überwiegend negativ<br />

gesehen, allerdings herrschte die Meinung vor, dass man bei allem Realismus nicht den Kopf in den<br />

Sand stecken darf. Es gibt sehr viele, sehr erfolgreiche Ansätze, die man nutzen kann bzw. muss, gerade<br />

wenn es um Jugendliche geht, die sonst dauerhaft abzurutschen drohen. Wichtig ist jedoch, dass man<br />

frühzeitig in der <strong>Schule</strong> beginnt, schulbildungsbegleitend für diese Jugendlichen auf deren individuelle<br />

Bedürfnisse abgestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Es wurden viele erfolgreiche Modelle genannt, wie<br />

man diese Jugendlichen an den Arbeitsmarkt heranführen kann, bevor eine reine Warteschleife droht. Ein<br />

wichtiger Aspekt dabei ist, frühzeitig persönliche Kontakte zu Betrieben herzustellen. Diese Jugendlichen<br />

glänzen nun mal nicht durch regelmäßiges Auftreten oder besondere Aktivitäten in der <strong>Schule</strong> oder durch<br />

besonders gute Noten. Ganz im Gegenteil: man ist froh, wenn sie überhaupt in die <strong>Schule</strong> kommen; d.h.<br />

78


es müssen andere Wege gefunden werden, wie man sie dennoch integrieren kann.<br />

Volker Möhle:<br />

4 Plenumsdiskussion<br />

Vielen Dank. Bei der AG 3 mit dem Schwerpunkt „Übergang von Gymnasiastinnen, Gymnasiasten in die<br />

Berufswelt“ könnte man ja vermeiden, von Mangelverwaltung zu sprechen, da diese Gruppe von Arbeitslosigkeit<br />

nicht ganz so stark betroffen ist. Wie wurde das in der AG diskutiert?<br />

Ute Michaelis (wissenschaftliche Begleitung, Moderation AG 3):<br />

Von Mangel ist in der AG 3 nicht im Hinblick auf den Arbeitsmarkt, sondern im Zusammenhang mit der<br />

für Berufsorientierung geforderten Veränderung der Lehr- und Lernformen gesprochen worden. Die organisatorische<br />

und inhaltliche Umsetzung von kooperativen Lehrformen ist an sich schon schwierig, bei<br />

einer Verkürzung der Schulzeit auf 12 Schuljahre kaum noch möglich. Es sind eher die strukturellen<br />

Mängel im Schulsystem, möglicherweise auch im schulischen Umfeld, die angegangen werden müssten;<br />

es ist weniger die Gruppe der Jugendlichen, die in der gymnasialen Oberstufe sind.<br />

Aus dem Plenum:<br />

Ich würde gerne das Statement von Frau Michaelis im Hinblick auf einen Punkt ergänzen, der mir selbst<br />

sehr wichtig erschien: die curriculare Ausbildung von Strukturen der Berufsorientierung. Wir waren da<br />

nicht immer ganz einer Meinung in unserer Arbeitsgruppe, aber das Beispiel von Herrn Renner hat in<br />

überzeugender Weise gezeigt, dass es darum gehen muss, so etwas wie eine Standardpraxis zu schaffen:<br />

Berufsorientierung als Prozess, in dem Menschen eines bestimmten Alters – unabhängig von der besuchten<br />

Schulform – ein gleiches Recht haben, in der allgemein bildenden <strong>Schule</strong> in der für sie möglichst<br />

optimalen Form individuell unterstützt zu werden. <strong>Das</strong> Thema Chancengleichheit ist da ein ganz wichtiges<br />

Stichwort.<br />

Die Vereinheitlichung und Verschlankung von Strukturen in der <strong>Schule</strong> und in der weiterführenden<br />

„Maßnahmenlandschaft“ könnte in der Zukunft ein Indiz dafür sein, zu einem chancengerechteren und<br />

zugleich auch zu einem qualitativ besseren Berufsorientierungsstandard zu kommen. Ich bin der Ansicht,<br />

dass diese Arbeit, die wir alle auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Institutionen tun, sehr viel<br />

effektiver wäre, wenn es einen klar abgestimmten Prozess gäbe und wenn die Berufsorientierung etwas so<br />

Selbstverständliches wäre wie beispielsweise die Konfirmation oder Kommunion oder ähnliche Ereignisse,<br />

die man in einer bestimmten Lebensphase wie selbstverständlich absolviert. Wir müssen weg von<br />

dieser zufällig strukturierten Sache, davon, dass Leute das Glück oder das Pech haben, an einen schlechten<br />

oder guten Berater zu kommen oder auch überhaupt nicht mit Fragen der Berufsorientierung konfrontiert<br />

zu werden.<br />

79


Sven Deeken (wissenschaftliche Begleitung, Moderation AG 5):<br />

4 Plenumsdiskussion<br />

Ein Aspekt zur Chancengleichheit aus der AG 5 ist, dass sich die beteiligten Unternehmen zunächst einmal<br />

den Hauptschülerinnen und Hauptschülern öffnen müssen. <strong>Das</strong> haben sie zum Teil getan. <strong>Das</strong> ist<br />

vielleicht noch nicht ausreichend, da die Zugangsvoraussetzungen für Ausbildungsstellen in der Regel<br />

nicht geändert wurden. Trotzdem können Jugendliche in solchen Fällen merken: „Aha, da kann ich gezielt<br />

auf etwas hinarbeiten, da öffnet sich ein Unternehmen für mich und da könnte ich dann eine Stelle<br />

finden. Der Hauch einer Chance ist da, wenn ich aktiv daran arbeite, dass ich diese Chance auch wahrnehmen<br />

kann.“<br />

Zur Trägerlandschaft und zum Bezug Projektstrukturen anstelle dauerhafter, einheitlicher Strukturen<br />

möchte ich noch etwas ergänzen: Gerade im Bereich Berufsorientierung sind die Mitarbeitenden oft in<br />

befristeten Angestelltenverhältnissen in Projektzusammenhängen tätig. Über Anschlussverträge und Anschlussprojekte<br />

werden diese Stellen erhalten. Solange das so ist, versucht natürlich jeder, sich von anderen<br />

abzugrenzen und die Stellen für sein Arbeitsteam zu sichern. Diese Struktur bestimmt den Arbeitsalltag<br />

von sehr vielen Beteiligten, so dass Ansätze zur Verstetigung es schwer haben, sich durchzusetzen,<br />

wenn nicht durch die Schaffung dauerhafter Stellen endlich der Projektcharakter entfällt und somit wirklich<br />

dauerhafte Perspektiven eröffnet werden.<br />

Volker Möhle:<br />

Ist Berufsorientierung eine mehr oder weniger lästige, additiv angeklebte Pflichtaufgabe, vorzugsweise<br />

für bestimmte Schulformen, oder selbstverständlicher Bestandteil des Erwachsenwerdens als Orientierung<br />

auf einen Bildungsprozess, der sich zwar in Teilen der Schulfächer bewegt, jedoch etwas ganz anderes<br />

meint. Dies Letztere ist ja das, was wir versuchen als Prinzip des SWA-<strong>Programm</strong>s unter die Menschen,<br />

also in das Bildungssystem, die Bildungslandschaft zu bringen. Ich bitte Professor Famulla, zum Stellenwert<br />

von Berufsorientierung etwas zu sagen.<br />

Prof. Dr. Gerd-E. Famulla (Leiter der wissenschaftlichen Begleitung SWA):<br />

Die Überschrift der Tagung lautete Berufsorientierung – Berufsvorbereitung – Berufsausbildung. Es<br />

kommt stärker darauf an, den Blick zu richten auf das, was danach kommt. Wir haben im SWA- <strong>Programm</strong><br />

den Schwerpunkt nicht nur institutionell bei der <strong>Schule</strong> gesehen, sondern wir haben ihn auch sehr<br />

stark auf die Kompetenzfrage gelegt. Dafür hatten und haben wir auch gute Gründe. Diese Fachtagung<br />

sollte nun systematischer als bisher den Auftakt geben, die Frage einer erfolgreichen Berufsorientierung<br />

stärker mit der anschließenden Integration in Ausbildung und Arbeit zu verbinden. Dieses Anliegen muss<br />

gegen den großen Trend angestrebt werden. Die Zahlen von Herrn Ulrich waren ja sehr beeindruckend.<br />

Wir haben sie, denke ich, wohl alle mit in die Arbeitsgruppen hinein genommen und uns in unserer Diskussion<br />

davon leiten lassen.<br />

Trotz vieler guter Einzelbeispiele zur Berufsorientierung ist gegen den großen Strom der arbeitsmarktpolitischen<br />

Entwicklung nur sehr schwer anzukommen. Zur Verdeutlichung: In den Berufsschulen befinden<br />

sich ungefähr 50% Schülerinnen und Schüler in den berufsvorbereitenden Maßnahmen, im Berufsgrundbildungsjahr,<br />

in Berufsfachschulen usw. Die Lehrkräfte für die Berufsschulen, die wir ausbilden, stellen<br />

sich immer noch darauf ein, dass sie überwiegend die schulische Seite des dualen Systems wahrnehmen.<br />

80


4 Plenumsdiskussion<br />

<strong>Das</strong> stimmt so nicht mehr. Eine bundesweite Umfrage hat jüngst gezeigt, dass die Hälfte des Berufsschulunterrichts<br />

in Klassen stattfindet, die nicht Bestandteil einer Ausbildung im dualen System sind. Diese<br />

Realität ist trotz aller Anstrengungen im allgemein schulischen, im berufsvorbereitenden wie im berufsschulischen<br />

Bereich zur Berufsorientierung feststellbar und lässt Erfolge der Integration in Ausbildung<br />

sehr schwer erkennen.<br />

In der Arbeitsgruppe 1 haben wir einen Anstoß mitbekommen, der insofern positiv war, als wir gemerkt<br />

haben, dass man trotz bestehender institutioneller Regelungen und der Hemmnisse bestehender Verwaltungsrichtlinien<br />

auch ohne die administrative Bereitstellung von Ressourcen zunächst Flexibilität probieren,<br />

neue Strukturen entwickeln, die Fachgebundenheit von <strong>Schule</strong> aufbrechen und den Fokus auf die<br />

Frage richten kann: Wie gelingt der Übergang von <strong>Schule</strong> in Ausbildung, Arbeit und Beruf? Also scheint<br />

mir in den <strong>Schule</strong>n, in den einzelnen Institutionen, ausgehend von den einzelnen Lehrkräften, Veränderung<br />

möglich – auch gegen den Trend, auch wenn am Horizont noch nicht die große Wende in Sicht ist.<br />

Die wachsend hohe Zahl von fehlenden Ausbildungsplätzen, das ist der große Trend, mit dem wir uns<br />

noch weiterhin auseinandersetzen müssen. Sicherlich kann es gelingen – und wir haben positive Beispiele<br />

gehört –, dass gerade für die Jugendlichen mit besonderen Problemen Ausbildungsplätze verfügbar gemacht<br />

werden, und dass dies teilweise von Betrieben geschieht, die bisher nie ausgebildet haben, weil sie<br />

über besondere Maßnahmen mit den Jugendlichen in direkten Kontakt gekommen sind. Auch in unseren<br />

Projekten ist dies zum Beispiel häufig realisiert worden. Dennoch wissen wir, dass die Zahl der ausbildenden<br />

Betriebe relativ klein ist, dass viel mehr Betriebe ausbilden könnten. Hier ist zwar nicht Hoffnungslosigkeit<br />

angesagt, aber es ist eine Daueraufgabe, die uns in den nächsten Jahren weiterhin in Atem<br />

halten wird.<br />

Auch die weitere Arbeit „nach SWA“ muss hier ansetzen. In der Verzahnung von Bildungs- und Beschäftigungssystem<br />

muss die Konzentration liegen. Ich nehme von dieser Tagung die Botschaft mit, dass wir<br />

die Kompetenzfrage enger an die Erfolgsfrage koppeln müssen. Erfolg heißt dann: Ausbildung und Arbeit<br />

finden. Es führt offensichtlich kein Weg darum herum, dass wir uns ein bisschen schlauer machen, was<br />

die Verantwortlichkeiten betrifft, dass wir genauer hinschauen, was dem Markt geschuldet ist, was möglicherweise<br />

konjunkturabhängig ist und welches notwendige Rüstzeug die Jugendlichen brauchen, um individuell<br />

eine für sie befriedigende Arbeitsbiographie gestalten zu können, in welchen Bereichen sie gestärkt<br />

werden müssen.<br />

Ich nehme diese Fragen aus unserer Arbeitsgruppe mit, vor allem auch, dass man hier genauer darauf<br />

schauen muss, wo die tatsächlichen Ursachen für die Schwierigkeiten beim Übergang liegen. Die Vermittlung<br />

zwischen Bildung und Beschäftigung hat immer mit zwei Dimensionen zu tun, mit der Kompetenz<br />

von Jugendlichen einerseits und der Markabhängigkeit von Qualifikationen andererseits. Erfolgreiche<br />

Berufsorientierung – und das wird immer deutlicher – muss stärker als bisher beide Dimensionen ins<br />

Auge fassen. Sie bemisst sich letztlich an der gelingenden Integration in Ausbildung und Arbeit.<br />

81


Frau Schober (Bundesagentur für Arbeit):<br />

4 Plenumsdiskussion<br />

Wir in der Bundesagentur für Arbeit begrüßen selbstverständlich, dass <strong>Schule</strong> sich verstärkt des Themas<br />

Berufsorientierung annimmt, nicht nur weil wir glauben, damit Geld einsparen zu können, sondern vor<br />

allem weil wir darin eine Chance für eine neue Kooperation von <strong>Schule</strong> und Berufsberatung sehen. Und<br />

wenn örtlich die Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong> und Agentur aus Ihrer Sicht nicht immer zufriedenstellend<br />

ist, kann ich sie nur ermuntern: Nehmen Sie die neue Rahmenvereinbarungen zwischen der KMK<br />

und der Bundesagentur vom Herbst 2004 unter den Arm und gehen Sie auf die Agenturen zu, gehen Sie<br />

auf die Vorsitzenden der Geschäftsführungen der Agenturen zu oder schreiben Sie an die Regionaldirektion,<br />

um diese vereinbarte Zusammenarbeit einzufordern. Denn dieses Ziel können wir nur gemeinsam<br />

erreichen: <strong>Das</strong> Ziel von Berufsorientierung, von schulischen und außerschulischen Eingliederungsmaßnahmen<br />

ist eine stabile und zufriedenstellende dauerhafte Integration in Ausbildung, Arbeit und Erwerbsleben.<br />

Den Aspekt der „Warteschleifen“ möchte ich noch einmal aufgreifen. Der eine oder andere von Ihnen hat<br />

vielleicht in der Presse gelesen, dass unser Vorstandsvorsitzender, Herr Weise, vor einigen Wochen in<br />

einem Interview der Zeitschrift Capital gesagt hat: „Wir nehmen jetzt Geld in die Hand und verlagern es<br />

nach vorn in die <strong>Schule</strong>n.“ Darauf gab es einen großen Aufschrei: „Nanu, was ist denn das?“ Die Überlegung<br />

hinter dieser Idee besagt: Vieles, was man frühzeitig präventiv macht, spart hinterher Kosten. Jeder<br />

Betriebswirt würde diese Aussage unterschreiben. Im Augenblick versuchen wir seitens der BA gemeinsam<br />

mit der <strong>Wirtschaft</strong> und einigen Ländern einige Pilotprojekte in die Wege zu leiten, um zu sehen, ob<br />

wir mit dem Geld, das wir sonst vielleicht in nachgelagerte Berufsvorbereitungsmaßnahmen investieren<br />

müssen, in Absprache mit Land, Schulträgern und Schulverwaltungen dazu beitragen können, die Berufsorientierung<br />

und die Übergangsphase effektiver begleiten zu können. Diese Pilotversuche, die wir gemeinsam<br />

mit dem jeweiligen Land, Schulverwaltungen und der <strong>Wirtschaft</strong> durchführen wollen, sollen<br />

über mehrere Jahre, also nicht nur kurzfristig, beobachtet und evaluiert werden.<br />

<strong>Das</strong>s wir langfristig ohne Gesetzesänderung einen solchen Versuch nicht verstetigen können, ist völlig<br />

klar. Erst einmal muss sich jedoch hieb- und stichfest zeigen, ob dieser Ansatz wirklich mehr Erfolg verspricht,<br />

und das heißt, dass bei gefährdeten Jugendlichen durch präventive Ansätze bereits während der<br />

Schulzeit spätere, aufwändigere Maßnahmen überflüssig werden, wovon ich ausgehe. Daher möchte ich<br />

bei allem Frust und aller Kritik, die ich hier höre und die ich verstehen und nachvollziehen kann, doch<br />

zumindest ein Licht am Ende des Tunnels aufzeigen. Hier spielt auch die Hoffnung eine Rolle, dass die<br />

Kompetenzen zwischen Bund und Ländern an der Stelle so geregelt werden könnten, dass für mehr Prävention<br />

auch Gelder des Bundes in die Hand genommen werden können, sofern nicht die Föderalismusreform<br />

dies anders entscheidet. Die notwendigen politischen Vernetzungen und Absprachen sind natürlich<br />

schwierig, aber der Wille ist da zu sagen: Wir wollen unseren Teil dazu beitragen und versuchen dies<br />

wenigstens.<br />

Aus dem Plenum:<br />

Herr Prof. Famulla, herzlichen Dank für ihre Schlussworte, auf die ich an dieser Stelle noch einmal zurück<br />

kommen möchte.. Leider gingen sie aus meiner Sicht an den Realitäten vorbei. Hier in Hamburg<br />

können wir nicht erkennen, was Sie dargestellt haben, dass nämlich die Lehrkräfte sich Freiheiten nehmen<br />

sollen, um so zu einer besseren Berufsorientierung zu kommen. Wir bekommen von unserer Kultus-<br />

82


4 Plenumsdiskussion<br />

bürokratie genau vorgegeben, wie beispielsweise in Abschlussprüfungen Hauptschüler nun zum ersten<br />

Mal in Wahrscheinlichkeitsrechnung abzufragen sind. Wir haben diese Freiräume, die Sie uns zugestehen<br />

möchten, einfach nicht. Da muss angesetzt werden. Weitere Beispiele für Ansatzpunkte sind: Die Stundentafeln<br />

entsprechen nicht den Realitäten, die Schüler müssen hier in Hamburg ein Fach aus dem Wahlpflichtbereich<br />

Kunst, Musik oder darstellendes Spiel belegen, aber nicht Arbeitslehre, ein Realschüler in<br />

Hamburg, der eine zweite Fremdsprache erlernt, ist davon ausgeschlossen, an Computerkursen teilzunehmen.<br />

Da muss etwas passieren und das sind Dinge, die nicht die <strong>Schule</strong> vor Ort regeln kann, sondern<br />

die an anderer Stelle entschieden werden. Dafür brauchen wir „Pressure-Groups“ und das SWA-<br />

<strong>Programm</strong> ist in meinen Augen eine solche, da muss gearbeitet werden und ich hätte mir gewünscht, dass<br />

diese Dinge, die auch in den Arbeitsgruppen genannt wurden, deutlich dargestellt würden: Wir müssen an<br />

der politischen Front mehr tun, damit vor Ort adressatengerechter Unterricht stattfinden kann, da ist ein<br />

sehr großes Leck in unserem System.<br />

Aus dem Plenum: Gerhard Höller (Regionales Übergangsmanagement, Hagen/ NRW):<br />

Eines ist mir aufgefallen: Eigentlich haben wir an diesen Tagen erfahren, dass es sehr erfolgreiche Projekte<br />

gibt, u.a. das Hamburger Hauptschulmodell und andere. Ich frage mich jetzt: Warum muss denn jetzt<br />

wieder etwas ausprobiert werden, Pilotprojekte wie von Frau Schober vorgeschlagen, um dann in drei,<br />

vier Jahren zu sehen, das war gut? Wir haben die guten Ergebnisse, sie sind evaluiert worden. Gehen wir<br />

doch einfach mal davon aus, dass das, was man präventiv machen kann, gut ist und stecken jetzt dieses<br />

Geld direkt in die Umsetzung.<br />

Aus dem Plenum:<br />

Wenn ich Sie interpretieren darf, Frau Schober, geht es bei Ihrem Vorschlag nicht darum, etwas noch mal<br />

auszuprobieren. Jenseits der erfolgreichen Projekte, die bundesweit an vielen Stellen laufen, haben wir<br />

noch eine Menge Jugendliche, die in berufsvorbereitende Maßnahmen einmünden. Und um genau die<br />

Gruppe geht es, für die diese Maßnahmen oder diese Projekte bislang auch nicht ausgereicht haben. Genau<br />

hinschauen muss man, ob die Ausbildungsplätze nicht reichen oder ob ergänzende Maßnahmen, wie<br />

vollzeitschulische Ausbildung, Assistentenausbildung oder Ähnliches, nicht greifen. Es geht tatsächlich<br />

darum, die Chancen genau dieser „übrig bleibenden“ Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.<br />

Sie sollten – angesichts der sich strukturell auf lange Zeit nicht groß verändernden Situation – die Möglichkeit<br />

bekommen, tatsächlich mit ihren Händen, mit ihren Köpfen ihr Geld zu verdienen und nicht im<br />

Bereich der sozialen Sicherung zu verbleiben. Da liegt der Schwerpunkt bei solch einem Versuch: Wie<br />

kann ich Berufsorientierung, Berufsvorbereitung eben im System <strong>Schule</strong> so weitgehend verändern und<br />

verbessern, dass dieses Geld zu einem früheren Zeitpunkt, wenn es noch hilft, eingesetzt wird, bevor viele<br />

Jugendliche längst resigniert haben. <strong>Das</strong> wird in jedem Fall eine heiße Diskussion werden, weil natürlich<br />

die Bildungsträger sehen, dass ein Teil ihrer Arbeit wegschwimmen wird, wenn berufsvorbereitende<br />

Maßnahmen in die <strong>Schule</strong> vorverlagert werden. Ich wünsche mir sehr, dass dieses nicht der Föderalismusdebatte<br />

zum Opfer fällt, nach dem Motto: Wir haben Bundeshaushalte und wir haben Länderhaushalte.<br />

83


Prof. Dr. Gerd-E. Famulla:<br />

Vielen Dank für die Beiträge und die kritischen Anmerkungen.<br />

4 Plenumsdiskussion<br />

Der Ausgangspunkt für das SWA-<strong>Programm</strong> ist die <strong>Schule</strong>. Von der <strong>Schule</strong> ausgehend, suchen wir potenzielle<br />

Kooperationspartner, suchen neue Konzepte, probieren Maßnahmen aus, die den Übergang<br />

<strong>Schule</strong>-Ausbildung-Arbeitsleben erleichtern. Der Fokus ist bislang nicht der Bereich, den wir gestern und<br />

heute stärker in Augenschein genommen haben: nämlich der Bereich derjenigen, die nicht mehr der<br />

Schulpflicht unterliegen und sich in der Berufsbildung und der Berufsvorbereitung befinden. <strong>Das</strong>s hier<br />

eine engere Verzahnung stattfinden muss, ist uns deutlich geworden.<br />

Was die SWA-Projekte an Neuerungen charakterisiert, wird sich nicht auf Knopfdruck in den Regelbetrieb<br />

an alle <strong>Schule</strong>n überführen lassen. <strong>Das</strong> sind Projekte, die Pilotcharakter haben und nun nach der<br />

Anfangsphase verstärkt den Transferaspekt und die hemmenden und fördernden Faktoren für die Verstetigung<br />

und Übertragung berücksichtigen. An jeder <strong>Schule</strong> gibt es diese hemmenden und auch fördernden<br />

Faktoren, die im Einzelnen aufgegriffen und untersucht werden müssen. Wenn man beispielsweise nicht<br />

in Hamburg tätig ist und nur die Papierform der Bildungspläne wahrnimmt, muss man zu dem Schluss<br />

kommen, dass in Hamburg die Berufsorientierung wesentlich stärker verankert ist als in anderen Bundesländern.<br />

Wie weit das im Schulalltag dann so stimmt, woran die Umsetzung an den einzelnen <strong>Schule</strong>n<br />

unter Umständen hakt und was sie befördert, das können wir als wissenschaftliche Begleitung nicht besser<br />

wissen als Sie bzw. da sind wir auf Sie, auf die Sicht und vor allem die Rückmeldung der Lehrenden<br />

angewiesen.<br />

Zur Förderung dieser Veränderungsprozesse, die notwendig sind, um die guten Beispiele in den Regelbetrieb<br />

zu überführen, sind langfristig angelegte politische Weichenstellungen nötig. Übergangsmanagement<br />

entsteht nicht von alleine, da müssen besondere Aktivitäten unternommen, Ressourcen bereitgestellt<br />

und es muss ein Übergangsmanagement etabliert werden. <strong>Das</strong> sind Aufgaben, die von politischer Seite<br />

begleitet und unterstützt werden müssen, die aber auch vor allem Initiativen aus der <strong>Schule</strong> selbst erfordern.<br />

Die Idee, der Gedanke und die Bereitschaft für diese Aufgabe müssen in der <strong>Schule</strong> selbst vorhanden<br />

sein. Herr Kähler hat aus einer Haupt- und Realschule das Beispiel dargestellt, wie seit acht Jahren<br />

der Berufsorientierungsgedanke praktisch angegangen wird: durch Projekte im Hause, Kooperation mit<br />

Betrieben, Kooperation mit der Berufsschule. Man hat nicht darauf gewartet, dass es einen Erlass gibt, der<br />

die Berufsorientierung stärker festschreibt. Man kann in jeder <strong>Schule</strong> etwas tun, die Frage ist: Wie schwer<br />

oder wie leicht ist das? Dies hängt zum einen von den politischen Rahmenbedingungen. Der Erfolg hängt<br />

im starken Maße auch von der Innovationsbereitschaft ab, dem Engagement, das in den einzelnen <strong>Schule</strong>n<br />

und bei den Lehrkräften vorhanden ist. Ich hoffe, dass diese Fachtagung dazu beigetragen hat, dass<br />

Sie mit neuer Zuversicht und Spaß an der Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen für einen erfolgreichen<br />

Übergang der Jugendlichen in Ausbildung, Arbeit und Beruf arbeiten.<br />

Wir sind am Ende der Tagung. Ich danke Ihnen allen für Ihre Mitwirkung.<br />

84


5 Anhang<br />

5 Anhang<br />

85


5.1 <strong>Das</strong> <strong>Programm</strong><br />

Anhang/ <strong>Das</strong> <strong>Programm</strong><br />

86


Anhang/ <strong>Das</strong> <strong>Programm</strong><br />

87


Anhang/ Die Kontaktadressen zur Wissenschaftlichen Begleitung<br />

5.2 Kontaktadressen zur wissenschaftlichen Begleitung<br />

Standort Flensburg<br />

Universität Flensburg<br />

Zentrale E-Mail-Adresse: kontakt@swa-programm.de<br />

Homepage: www.swa-programm.de<br />

Wissenschaftliche Begleitung des <strong>Programm</strong>s<br />

<strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/<br />

<strong>Arbeitsleben“</strong><br />

Campusallee 3<br />

24943 Flensburg<br />

Verantwortlicher Leiter:<br />

Prof. Dr. Gerd-E. Famulla<br />

Tel.: 0461/805 – 2820<br />

gerd.famulla@swa-programm.de<br />

Sacharbeiterin<br />

Sylvia Rußbüldt<br />

Tel.: 0461/805 – 2818<br />

sylvia.russbueldt@swa-programm.de<br />

Standort Bielefeld<br />

Universität Bielefeld<br />

Zentrum für Lehrerbildung<br />

Wissenschaftliche Begleitung des <strong>Programm</strong>s<br />

<strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong><br />

Postfach 100131<br />

33501 Bielefeld<br />

Teilprojektleiter:<br />

Dipl. - Pol. Volker Möhle<br />

Tel.: 0521/106 – 4238/39<br />

volker.moehle@uni-bielefeld.de<br />

Dipl. - Geogr. Sven Deeken<br />

Tel.: 0521/106 – 4242<br />

sven.deeken@uni-bielefeld.de<br />

Tel.: 0461/805 – 2818<br />

Telefax: 0461/805 – 2819<br />

Stellvertretende Leiterin:<br />

Dr. Birgit Schäfer<br />

Tel.: 0461/805 – 2817<br />

birgit.schaefer@swa-programm.de<br />

Tel.: 0521/106 – 4242<br />

Tel.: 0521/106 – 4251<br />

Telefax: 0521/106 – 6402<br />

Meike Horst M.A.<br />

Tel.: 0521/106 – 4243<br />

meike.horst@uni-bielefeld.de<br />

Dipl. - Pol. Bert Butz<br />

Tel.: 0461/805 – 2780<br />

bert.butz@swa-programm.de<br />

Dipl. - Päd. Ute Michaelis<br />

Tel.: 0521/106 – 4251<br />

ute.michaelis@uni-bielefeld.de<br />

88


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

5.3 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Name Vorname Projekt Institution Ort/ Bundesland<br />

Homepage des Projekts<br />

oder der Institution<br />

Abaci Kazim Unternehmer ohne Grenzen Hamburg www.unternehmer-ohne-grenzen.de<br />

Akkerman Hatice AIZAN für Mädchen AIZAN Hamburg www.aizan.de<br />

Arslan Ali Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Berlin www.bmbf.de<br />

Baaske Kathrin SWA/ Berufsorientierung im Verbund Weidmüller Stiftung Paderborn/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Bauer Oliver Ministerium für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung Düsseldorf/ NW www.bildungsportal.nrw.de<br />

Becker Christiane Ganztagsschule Osterbrook Hamburg www.schule-osterbrook.de<br />

Behling Knut Ganztagsschule Osterbrook Hamburg www.schule-osterbrook.de<br />

Landesinstitut für Lehrerbildung und <strong>Schule</strong>ntwicklung,<br />

Behn von Urban Klaus SWA/ Transferagenturen im Verbund<br />

Zentrum <strong>Schule</strong> & <strong>Wirtschaft</strong><br />

Hamburg www.transverbund.de und www.zsw-hamburg.de<br />

Bensinger-Stolze Anja SWA/ EBISS II/ HH Otto-Hahn-<strong>Schule</strong>, Gesamtschule Hamburg Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Bettin Meike SWA/ Nordverbund/ MV Allgemeine Förderschule "Pestalozzi" Güstrow/ MV www.berufswahlpass.de<br />

Bitzan Michael SWA/ Nordverbund/ HH Behörde für Bildung und Sport Hamburg www.berufswahlpass.de<br />

Block Regina<br />

Regionales Übergangsmanagement<br />

<strong>Schule</strong> - Beruf (RÜM)<br />

agenturmark Hagen/ NW www.agenturmark.de<br />

Bolinski Susanne Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. Haus der <strong>Wirtschaft</strong> Hamburg www.kwb.de/projekte/jugendworknet.htm<br />

Borchert Wolfgang<br />

SWA/ BORIS GTSM,<br />

Jobfux<br />

Rheinland-Pfalz www.projekt-boris.de<br />

Boysen Kai MOIN BB Gesellschaft für Beruf und Bildung mbH Schleswig/ SH www.bb-gesellschaft.de<br />

Bräuer Thorsten SWA/ EBISS II/ HH Ganztagsschule Am Altonaer Volkspark Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

89


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Dr. Brauer-Schröder Margareta Landesinstitut für <strong>Schule</strong> Bremen www.lis.bremen.de<br />

Brinkmann Sabine SWA/ Berufsorientierung im Verbund Bildungsberatung im Amt für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung Münster/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Bromnitz Janine<br />

SWA/ Service- und<br />

Koordinierungsstellen<br />

Bildungswerk der Thüringer <strong>Wirtschaft</strong> e.V. Erfurt/ TH<br />

Brüntink Corinna Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Bonn/ NW www.bmbf.de<br />

Buchwald Bärbel SWA/ Lam-BAS Amt für Lehrerbildung/ Studienseminar GHRF Frankfurt a.M./ HE www.lam-bas.de<br />

Büttner Annette Gewerbeschule G8 Hamburg<br />

Burger Wilfried Sächsisches Staatsministerium für Kultus Dresden/ SN<br />

www.bwtw.de/opencms/export/BWTW/hp/<br />

Deu/berufsorientierendeangebote/<br />

koordinationsstelle.html<br />

www.sachsen.de/de/bf/staatsregierung/<br />

ministerien/index_kultus.html<br />

Butz Bert SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Flensburg Flensburg/ SH www.swa-programm.de<br />

Colmorgen-Kling Urte SWA/ Verbund: Startpunkt <strong>Schule</strong> Ministerium für Bildung und Frauen Kiel/ SH www.startpunkt-schule.de<br />

Daß Sabine SWA/ Perspektive.Plus III ver.di - Bundesvorstand, Bereich Jugend Berlin www.perspektive-plus.de<br />

Deeken Sven SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Bielefeld, Zentrum für Lehrerbildung Bielefeld/ NW www.swa-programm.de<br />

Delfs Holger Jugendberufshilfe im Norden Jugendaufbauwerk Süderbrarup Süderbrarup/ SH www.jaw-suederbrarup.de<br />

Deppe-Schwittay Wolfgang SWA/ EBISS II/ HH Offene Ganztagsschule Veermoor Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Dörbrand Svenja SWA/ EBISS II/ SH Hauptschule Lübscher Kamp Itzehoe/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

Döring Brigitte SWA/ Nordverbund/ SH Ministerium für Bildung und Frauen Kiel/ SH www.berufswahlpass.de<br />

Dreyer Andreas<br />

Abschluss- und<br />

Anschlussorientierung an<br />

Hauptschulen<br />

Jugendaufbauwerk Geesthacht Geesthacht/ SH www.jaw-sh.de<br />

PD Dr. Eimer Wolfgang SWA/ Berufsorientierung im Verbund Weidmüller Stiftung Paderborn/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

90


Dr. Erbeldinger Patricia<br />

SWA/ Eltern als Partner<br />

der Berufsorientierung in <strong>Schule</strong>n<br />

Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

asw e.V., Universität Trier, FB IV, Abt. Soziologie Trier/ RP www.herausforderung-hauptschule.de<br />

Prof. Dr. Famulla Gerd-E. SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Flensburg Flensburg/ SH www.swa-programm.de<br />

Fedler Michael Bildungskoordinator Landkreis Osnabrück Osnabrück/ NI www.landkreis-osnabrueck.de<br />

Finger Peter<br />

Dr. Finke Antje<br />

KOOSA Kooperation<br />

<strong>Schule</strong>-Arbeitswelt<br />

SWA/ Sozial Handeln<br />

(BONG-Q)<br />

equalmünchen GmbH München/ BY<br />

www.koosa.de und http://www.equal-<br />

muenchen.de/<br />

Sächsische Arbeitsstelle für <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe e.V. Dresden/ SN www.berufsorientierung-sachsen.de<br />

Freis Herbert Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend Mainz/ RP www.mbfj.rlp.de<br />

Freytag Iris Behörde für Bildung und Sport Hamburg<br />

Fuchs Günther<br />

Beratung Berufsvorbereitungsjahr<br />

und Vorbereitungsjahr für Migrantinnen<br />

und Migranten (BVJ-M, VJ-M)<br />

Schulinformationszentrum Hamburg Hamburg<br />

Fuhrmann Renate SWA/ EBISS II/ Hamburg <strong>Schule</strong> am Walde Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/bildungsport/start.html<br />

fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/<br />

bildung-sport/bildung-schule/beratung/<br />

schulinformationszentrum<br />

Gerdau Holger SWA/ Nordverbund/ HH Staatliche Gewerbeschule 20/ Behörde für Bildung und Sport Hamburg Hamburg www.berufswahlpass.de<br />

Goedecke Michael Koordinierungsstelle Ausbildung<br />

Arbeitsstiftung Hamburg - Gesellschaft für Mobilität<br />

im Arbeitsmarkt mbH<br />

Hamburg www.arbeitsstiftung.de<br />

Griese-Pelikan Andrea SWA/ Verbund: Startpunkt <strong>Schule</strong> Geschäftsstelle Netzwerk Zukunft Potsdam/ BB www.startpunkt-schule.de<br />

Günther Beate SWA/ Transferagenturen im Verbund Geschäftsstelle Netzwerk Zukunft Potsdam/ BB www.transverbund.de und www.netzwerkzukunft.de<br />

Hagen Sabine BVB BB Gesellschaft für Beruf und Bildung mbH Lübeck/ SH www.bb-gesellschaft.de<br />

Hanemann Gaby SWA/ EBISS II/ SH Hauptschule Lübscher Kamp Itzehoe/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

Haugg Sabine Ausbildungswerkstätten Bürgerinitiative ausländische Arbeitnehmer Hamburg www.bi-auslaendische-arbeitnehmer.de<br />

91


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Prof. Dr. Heidegger Gerald Universität Flensburg Flensburg/ SH www.biat.uni-flensburg.de<br />

Hilgers Judith<br />

SWA/ Eltern als Partner<br />

der Berufsorientierung in <strong>Schule</strong>n<br />

asw e.V., Universität Trier, FB IV, Abt. Soziologie Trier/ RP<br />

www.herausforderung-hauptschule.de<br />

Hodel Heidrun SWA/ Berufsorientierung im Verbund Stiftung PRO AUSBILDUNG Düsseldorf/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Höller Bernd<br />

Regionales Übergangsmanagement<br />

<strong>Schule</strong> - Beruf (RÜM)<br />

agenturmark Hagen/ NW www.agenturmark.de<br />

Hölterhoff Dieter SWA/ Transferagenturen im Verbund Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Potsdam/ BB www.transverbund.de<br />

Holz Torsten Thüringer Kultusministerium Erfurt/ TH www.thueringen.de/tkm<br />

Horst Meike SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Bielefeld, Zentrum für Lehrerbildung Bielefeld/ NW www.swa-programm.de<br />

Huber Udo<br />

Jolk Uta<br />

Regionales Übergangsmanagement<br />

<strong>Schule</strong> - Beruf (RÜM)<br />

SWA/ Transferagenturen im<br />

Verbund<br />

agenturmark Hagen/ NW www.agenturmark.de<br />

Oberstufenzentrum Neuruppin Neuruppin/ BB www.transverbund.de<br />

Jürgens Freyja AIZAN für Mädchen AIZAN Hamburg www.aizan.de<br />

Kaenders Detlef Stiftung Partner für <strong>Schule</strong> NRW Düsseldorf/ NW www.partner-fuer-schule.nrw.de<br />

Kähler Werner Haupt- und Realschule Osternburg Oldenburg/ NI<br />

Landesinstitut für Lehrerbildung und <strong>Schule</strong>ntwicklung,<br />

Kahrs Bringfriede SWA/ Transferagenturen im Verbund<br />

Zentrum <strong>Schule</strong> & <strong>Wirtschaft</strong><br />

Hamburg www.transverbund.de und www.zsw-hamburg.de<br />

Kaiser-Ebers Ursula SWA/ Berufsorientierung im Verbund Hauptschule Coerde Münster/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Kalk Andrea SWA/ Berufsorientierung im Verbund Bildungsberatung im Amt für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung Münster/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Känner Sylke<br />

moMENTmal-<br />

Mentoring-Projekt<br />

Universität Bielefeld Bielefeld/ NW www.uni-bielefeld.de/IFF/for/projekte/for-prl14.htm<br />

92


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Kilic Mehmet SWA/ BORIS GTSM Pädagogisches Zentrum/ Geschäftsstelle BORIS Koblenz/ RP www.projekt-boris.de<br />

Kleinkorres Helga ABBEO UnternehmerHaus AG Duisburg/ NW www.abbeo.nrw.de<br />

Dr. Knauf Helen<br />

Berufsorientierung und<br />

Lebensplanung<br />

Universität Bielefeld Bielefeld/ NW www.berufsorientierung-lebensplanung.de<br />

Koch Barbara SWA/ Berufsorientierung im Verbund Universität Bielefeld Bielefeld/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Koch Hans Konrad Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Berlin www.bmbf.de<br />

Kolar Helmut SWA/ Transferagenturen im Verbund Schulamt Perleberg Perleberg/ BB www.transverbund.de<br />

Kortenbusch Johannes SWA/ Berufsorientierung im Verbund Universität Bielefeld Bielefeld/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Kortlepel Mechthild SWA/ <strong>Schule</strong> im Lernort Betrieb IS Carl-Goerdeler-Straße Bremen www.schule.bremen.de/schub<br />

Kruse Roman SWA/ Nordverbund/ BB Geschäftsstelle Netzwerk Zukunft Potsdam/ BB www.berufswahlpass.de<br />

Kuhlmann Klaus Jugend braucht Zukunft Kreis Lippe - Eigenbetrieb <strong>Schule</strong>n Detmold/ NW www.lippe.de<br />

Leiking Monika<br />

Dr. Lewerenz Jürgen<br />

ABS Förderung der Ausbildungsreife<br />

und Berufsorientierung<br />

Mobilitätsfördernde<br />

Berufsfrühorientierung<br />

gfw Gesellschaft für <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

im Kreis Warendorf mbH<br />

Beckum/ NW www.gfw-waf.de<br />

Schweriner Bildungswerkstatt e.V. Schwerin/ MV www.schweriner-bildungswerkstatt.de<br />

Lewin Ola Berufs TV im Netz Art in Function Berlin<br />

Liebscher Helmar Kultusministerium Sachsen-Anhalt Magdeburg/ ST www.mk.sachsen-anhalt.de<br />

Liebscher Anja<br />

SWA/ Service- und<br />

Koordinierungsstellen<br />

Bildungswerk der Thüringer <strong>Wirtschaft</strong> e.V. Erfurt/TH www.schule-wirtschaft-online.de<br />

Loges Berend SWA/ Transferagenturen im Verbund Landesinstitut für Lehrerbildung und <strong>Schule</strong>ntwicklung, Zentrum <strong>Schule</strong> & <strong>Wirtschaft</strong> Hamburg www.transverbund.de und www.zsw-hamburg.de<br />

Löhr Thomas SWA/ Berufsorientierung im Verbund UnternehmerHaus AG Oberhausen/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

93


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Lübke-Elbracht Bärbel SWA/ Perspektive.Plus III ver.di - Bundesvorstand, Bereich Jugend Berlin www.perspektive-plus.de<br />

Dr. Lumpe Alfred Behörde für Bildung und Sport, Amt für Bildung Hamburg<br />

Maassen<br />

Dr. Martinek Manuela<br />

Kompetenzen fördern/<br />

BQF-<strong>Programm</strong><br />

IMBSE GmbH (Institut für Maßnahmen zur Förderung<br />

der beruflichen und sozialen Eingliederung)<br />

Krefeld/ NW www.imbse.de<br />

fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/bildung<br />

-sport/start.html<br />

PT-DLR, Bildungsforschung Bonn/ NW www.kompetenzen-foerdern.de<br />

Maschetzke Christiane Erfolgreich in Ausbildung Kreis Gütersloh Gütersloh/ NW www.kreis-guetersloh.de/schule<br />

Dr. Matalik Silvia Lernende Regionen PT-DLR, Bildungsforschung Bonn/ NW www.lernende-regionen.info<br />

Matern Jörg<br />

SWA/ TRANS-JOB, MINT,<br />

Ganztagsschulen gestalten<br />

Stiftung der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong> Berlin ganztagsschulen.sdw.org/<br />

Merdes Daniel SWA/ Ganztagsschulen gestalten Stiftung der Deutschen <strong>Wirtschaft</strong> Berlin ganztagsschulen.sdw.org/<br />

Mey Katrin Berufsberaterin für Abiturienten Agentur für Arbeit Berlin Mitte Berlin<br />

Meyer-Schultes Susanne SWA/ EBISS II/ SH Carl-Eitz-<strong>Schule</strong> Pinneberg/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

Michaelis Ute SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Bielefeld, Zentrum für Lehrerbildung Bielefeld/ NW www.swa-programm.de<br />

Möhle Volker SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Bielefeld, Zentrum für Lehrerbildung Bielefeld/ NW www.swa-programm.de<br />

Morgenthaler Siglinde SWA/ BORIS GTSM Regionale <strong>Schule</strong> Weilerbach Weilerbach/ RP www.projekt-boris.de<br />

Neises Frank Lehrer-Online <strong>Schule</strong>n ans Netz e.V. Bonn/ NW www.lehrer-online.de<br />

Neitzel Torsten SWA/ BORIS GTSM Gustav-Heinemann-Schulzentrum/ Hauptschule Alzey Alzey/ RP www.projekt-boris.de<br />

Nicolay Hans-Georg SWA/ <strong>Schule</strong> im Lernort Betrieb Schulzentrum Koblenzer Straße Bremen www.schule.bremen.de/schub<br />

Dr. Nix Thomas Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport Berlin www.senbjs.berlin.de<br />

Osang Ulrike BildungsCent e.V. Berlin www.bildungscent.de<br />

94


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Otten-Ruehl Margret SWA/ Berufsorientierung im Verbund Amt für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung der Stadt Münster Münster/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Palloks Petra SWA/ Verbund: Startpunkt <strong>Schule</strong> Marie Curie Gymnasium Wittenberge Wittenberge/ BB www.startpunkt-schule.de<br />

Petzak Steffen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Referat Sonderschulpädagogik Schwerin/ MV www.kultus-mv.de<br />

Pfister Heidi AIZAN für Mädchen AIZAN Hamburg www.aizan.de<br />

Dr. Putzki Ellen SWA/ EBISS II/ SH Toni-Jensen-Gesamtschule Kiel/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

Ramcke-Lämmert Dieter BBJ-Consult AG Potsdam/ BB www.bbj.info<br />

Reetze Jutta SWA/ EBISS II/ HH Fritz-Schumacher-<strong>Schule</strong> Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Reitz Britta Good Practice Center Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) Bonn/ NW www.good-practice.de<br />

Renner Bernd Alexander von Humboldt-Gymnasium Hamburg Hamburg<br />

www.alexander-von-humboldt-<br />

gymnasium.hamburg.de<br />

Röring Gabi SWA/ EBISS II/ HH Fritz-Schumacher-<strong>Schule</strong> Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Rozyk Christiane SWA/ EBISS II/ HH <strong>Schule</strong> am Walde Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Dr. Saß Annelie BilSE Institut für Bildung und Forschung GmbH Rostock/ MV www.bilse.de<br />

Dr. Schäfer Birgit SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Flensburg Flensburg/ SH www.swa-programm.de<br />

Scharf Gabriele Berufsvorbereitung Schweriner Bildungswerkstatt e.V. Schwerin/ MV www.schweriner-bildungswerkstatt.de<br />

Schaub Michael SWA/ Lam-BAS Amt für Lehrerausbildung, Dezernat Weiterbildung Fuldatal/ HE www.lam-bas.de<br />

Schenk Thomas Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Stuttgart/ BW www.kultusministerium.baden-wuerttemberg.de<br />

Schlechtweg Regina Berufsstart Hildburghausen Bildungszentrum e.V. Hildburghausen/ TH www.hbz-hildburghausen.de<br />

Schmidt Bernd SWA/ EBISS II/ SH Städtische Realschule Nortorf Nortorf/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

95


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Schmidt-Werthern Christiane SWA/ EBISS II/ SH Hauptschule Bad Segeberg Bad Segeberg/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

Schober Karen Bundesagentur für Arbeit Nürnberg/ BY www.pakt-fuer-ausbildung.de<br />

Scholz Evelyn<br />

Schreiber Willfried<br />

SWA/ Sozial Handeln<br />

(BONG-Q)<br />

Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und <strong>Schule</strong> e.V. Hoyerswerda/ SN www.berufsorientierung-sachsen.de<br />

IMBSE GmbH (Institut für Maßnahmen zur Förderung<br />

der beruflichen und sozialen Eingliederung)<br />

Krefeld/ NW www.imbse.de<br />

Schrodin Christine SWA/ Verbund: Startpunkt <strong>Schule</strong> Pädagogisches Zentrum Bad Kreuznach/ RP www.startpunkt-schule.de<br />

Prof. Dr. Schulz Heinz-Dieter Nordverbund/ HB Universität Bremen Bremen www.bremen2.swa-programm.de<br />

Schulz Michael<br />

Schulze Hartmut<br />

SWA/ Service- und<br />

Koordinierungsstellen<br />

Berufsorientierung@<br />

Berufsvorbereitung@<br />

Berufsbildung<br />

Bildungswerk der Unternehmerverbände Sachsen-Anhalt e.V. Magdeburg/ ST www.schule-wirtschaft-online.de<br />

G12 Staatliche Berufsschule Eidelstedt Hamburg www.hh.shuttle.de/hh/g12/<br />

Schumacher Gerd SWA/ EBISS II/ HH <strong>Schule</strong> Bramfelder Dorfplatz Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Seifert Ute Ganztagsschule Osterbrook Hamburg www.schule-osterbrook.de<br />

Seyfried Brigitte Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) Bonn/ NW www.bibb.de<br />

Simon Rainer Ministerium für Bildung und Frauen Kiel/ SH landesregierung.schleswig-holstein.de<br />

Sorge Tino<br />

SWA/ Service- und<br />

Koordinierungsstellen<br />

Bildungswerk der Unternehmerverbände Sachsen-Anhalt e.V. Magdeburg/ ST www.schule-wirtschaft-online.de<br />

Steffens Gunther ver.di - Bundesvorstand Berlin www.verdi.de<br />

Stiller Achim Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Potsdam/ BB www.mbjs.brandenburg.de<br />

Stolze Roland SWA/ EBISS II/ HH Amt für <strong>Schule</strong> Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Strijewski Christian Bundesagentur für Arbeit Nürnberg/ BY www.arbeitsagentur.de<br />

96


Tiedemann Bundesagentur für Arbeit<br />

Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Thau Wolfgang SWA/ Lam-BAS Amt für Lehrerbildung Hessen Messel/ HE www.lam-bas.de<br />

Dr. Ulrich Joachim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) Bonn/ NW www.bibb.de<br />

Unger Kerstin Ministerium für Bildung und Frauen Kiel/ SH<br />

Ungerer Jörg Berufsorientierungsmessen EINSTIEG GmbH Köln/ NW www.einstieg.com<br />

van Alst Ulrich<br />

SWA/ Berufsorientierung<br />

im Verbund<br />

Perspektive GmbH Köln/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

von Stransky Claudia Jugendsozialarbeit Stadtjugendamt München München/ BY<br />

www.muenchen.de/Rathaus/<br />

referate/soz/stadtjugendamt/37952/<br />

Voß Susanne Biogas-Cluster schiff-gmbh Berlin www.schiff-gmbh.de<br />

Waldvogel Sina SWA/ Wissenschaftliche Begleitung Universität Bielefeld, Zentrum für Lehrerbildung Bielefeld/ NW www.swa-programm.de<br />

Weimar Hans-Georg <strong>Schule</strong>/<strong>Wirtschaft</strong><br />

Baden-Württemberg<br />

Wenzel-O´Connor Doris<br />

Regionaldirektion Baden-Württemberg Stuttgart/ BW www.schulewirtschaft-bw.de<br />

Institut für Sozial- und und<br />

Bildungspolitik Hamburg e.V.<br />

Hamburg www.ishev.de<br />

Werner Katrin SWA/ Berufsorientierungim Verbund Weidmüller Stiftung Paderborn/ NW www.berufsorientierung-im-verbund.de<br />

Wesemann Tanja SchuB Hessisches Kultusministerium Wiesbaden/ HE www.kultusministerium.hessen.de<br />

Winiarski Inge SWA/ EBISS II/ HH <strong>Schule</strong> Bramfelder Dorfplatz Hamburg ebiss.lernnetz.de<br />

Winkelhahn Mechthild SWA/ EBISS II/ SH Ministerium für Bildung und Frauen Kiel/ SH ebiss.lernnetz.de<br />

Winter Rüdiger Arbeit und Leben Arbeit und Leben, DGB/ VHS Hamburg e.V. Hamburg www.hamburg.arbeitleben.de<br />

Witschaß Gerrit<br />

Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände (BDA)<br />

Berlin www.bda-online.de<br />

97


Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 6. Fachtagung des SWA-<strong>Programm</strong>s in Hamburg<br />

Wolle Sabine Ganztagsschule Osterbrook Hamburg www.schule-osterbrook.de<br />

Yilmaz Hüseyin<br />

Zacharias Dietmar<br />

Abteilung Migration und Qualifizierung<br />

Ausbildungsreife und<br />

Berufswahlorientierung<br />

Deutscher Gewerkschaftsbund Hamburg Hamburg www.dgb-hamburg.de<br />

Bezirksregierung Düsseldorf Düsseldorf/ NW www.brd.nrw.de<br />

Zehnel Rolf SWA/ Nordverbund/ BE Ernst-Schering-Oberschule Berlin www.berufswahlpass.de<br />

Zentner Erhard Fachstelle Jugendberufshilfe Magistrat der Stadt Marburg Marburg/ HE www.marburg.de/detail/26401?vt=jugendberufshilfe<br />

Zöller Hubert SWA/ BORIS GTSM Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz Bad Kreuznach/ RP www.projekt-boris.de<br />

98


5.4 Liste der vorliegenden SWA-Materialien<br />

(auch im Internet unter: swa-programm.de/texte_material)<br />

Anhang/ Die Liste der vorliegenden SWA-Materialien<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation der gutachterlichen<br />

Stellungnahme zu Projektanträgen der Bundesländer und der Sozialpartner. SWA-Materialien Nr. 1, Juli 2000.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation der Sachstandberichte.<br />

SWA-Materialien Nr.2, Juli 2000.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation 1. Fachtagung Mainz.<br />

SWA-Materialien Nr.4, Januar 2001.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Der Zwischenbericht für das <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>.<br />

SWA-Materialien Nr.5, Juli 2001.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Schlüsselthemen 1 für das <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>.<br />

SWA-Materialien Nr.6, Juni 2001.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation 2. Fachtagung Bielefeld.<br />

SWA-Materialien Nr. 7, Oktober 2001.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Sachstandsberichte für das <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>.<br />

SWA-Materialien Nr. 8, Januar 2002.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation 1. Workshop Fuldatal.<br />

SWA-Materialien Nr. 9, Mai 2002.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Zwischenberichte der zwischen Herbst 2000 und Herbst 2001 gestarteten<br />

Projekte im <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. SWA-Materialien Nr. 10, November 2002.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation der 3. Fachtagung<br />

Aurich. SWA-Materialien Nr. 11, April 2003.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. Dokumentation des 2. SWA-<br />

Workshops Bielefeld. SWA-Materialien Nr. 12, September 2003.<br />

99


Anhang/ Die Liste der vorliegenden SWA-Materialien<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Sowi – Onlinereader. Ausgabe: „Berufsorientierung“, August 2003.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Dokumentation der 4. SWA-Fachtagung vom 18.09. - 19.09.2003 in Neukirchen/<br />

Pleiße. SWA-Materialien Nr. 13, April 2004.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Kurzfassungen zu den im Frühjahr 2003 verfassten Zwischenberichten der<br />

Projekte im <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>. SWA-Materialien Nr. 14, November 2003.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): „Vom Konzept zur Kompetenz in der Berufsorientierung“. Zwischenergebnisse<br />

des <strong>Programm</strong>s <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/ <strong>Arbeitsleben“</strong>2, November 2003.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Kurzfassungen zu den im Frühjahr 2004 verfassten Zwischenberichten der<br />

Projekte im <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/<strong>Arbeitsleben“</strong>. SWA-Materialien Nr. 16, November 2004.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Dokumentation der 5. SWA-Fachtagung vom 29.09.2004-30.09.2004 in<br />

Potsdam. SWA-Materialien Nr. 17, Dezember 2004.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Dokumentation der Projektaktivitäten im <strong>Programm</strong> <strong>„<strong>Schule</strong></strong> – <strong>Wirtschaft</strong>/<br />

<strong>Arbeitsleben“</strong> vom April 2004 bis April 2005. SWA-Materialien Nr. 18, August 2005.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Dokumentation des 4. SWA-Workshops vom 14.10.2005 in Berlin.<br />

SWA-Materialien Nr. 19, Januar 2006.<br />

Wissenschaftliche Begleitung (Hrsg.): Dokumentation der Projektaktivitäten im SWA-<strong>Programm</strong> vom April 2005<br />

bis April 2006. SWA-Materialien Nr. 20, September 2006<br />

Gefördert durch:<br />

100


5.5 Plakat „Auf einen Blick“<br />

101

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