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Elsestifte - Gemeinde Kirchlengern

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UNTERNEHMEN DES MONATS<br />

Gut gepolstert<br />

An Oeppings Brink in <strong>Kirchlengern</strong>s Ortsteil Klosterbauerschaft<br />

ist die Firma Wemafa beheimatet, die sich mit der Herstellung<br />

orthopädischer Sitzmöbel beschäftigt. Als vor 101 Jahren die<br />

Familie Schierbaum in Herford die Westfälische Matratzenfabrik<br />

gründete, konnte niemand ahnen, dass ein Jahrhundert später<br />

die Matratze nur noch in der Abkürzung Wemafa eine Rolle<br />

spielen würde. Nach dem zweiten Weltkrieg ergänzte die Firma<br />

das Angebot um Polstermöbel und übernahm 1997 die Polstermöbelfabrik<br />

Hülsewig & Meyer in Klosterbauerschaft, führte<br />

deren Kollektion zunächst weiter, dann aber auch mit dem eigenen<br />

Programm in einem Katalog zusammen. Im Jahre 2005<br />

wurden Produktion und Verwaltung komplett nach <strong>Kirchlengern</strong><br />

verlagert, weil in dem dreigeschossigen Betriebsgebäude an der<br />

Bielefelder Straße in Herford nicht mehr rentabel gearbeitet<br />

werden konnte. Heute sieht sich das Familienunternehmen, das<br />

in der 4. Generation vom geschäftsführenden Gesellschafter<br />

Dirk Gieselmann geführt wird, für die Zukunft gut aufgestellt.<br />

Seinem Vater ist es zu verdanken, dass diese Nische der orthopädischen<br />

Sitzmöbel inzwischen von Wemafa besetzt wird. Dirk<br />

Gieselmann erinnert sich: „Meine Großmutter wollte immer,<br />

wenn sie zu Besuch kam, ein Kissen für den Rücken haben, um<br />

richtig sitzen zu können. Das hat sich dann mein Vater zu Herzen<br />

genommen und sich mit einem Orthopäden zusammengesetzt,<br />

um nach wissenschaftlichen Erkenntnissen der Orthopädie und<br />

Ergonomie eine neue Produktlinie von Polstermöbeln zu entwerfen.<br />

So entstanden seit 1984 unter dem Markennamen Lux<br />

Medico orthopädische Polstermöbel. Bei handwerklicher Verarbeitung<br />

auf einem Spezialfederkern garantieren sie Langlebigkeit<br />

und hohen Sitzkomfort.“<br />

Kennzeichnend für diese Polstermöbel ist, dass sie festen Halt<br />

für Rücken und Seiten geben, die körpergerechte Sitzposition<br />

unterstützen und Wirbelsäule, Hüften und Rückenmuskulatur<br />

spürbar entlasten, alles natürlich unsichtbar in die Polsterung<br />

integriert. Dirk Gieselmann: „Aber das allein schafft noch kein<br />

orthopädisches Möbel. Erst die Abstimmung auf die individuellen<br />

Körpermaße macht die gesunde Lösung möglich. Ein<br />

Hochgewachsener darf nicht in einem viel zu tiefen Sitz versinken<br />

und ein Kleiner auf hohem Polster nicht die Bodenhaftung<br />

unter den Füßen verlieren. Unsere Stärke sind die Maßanfertigungen:<br />

Wir fertigen Sitzmöbel in jeder Breite, jeder Tiefe und<br />

jeder Höhe. Denn davon ist abhängig, ob Unter- und Oberschenkel<br />

rechtwinklig zueinander stehen können und ob sich<br />

der Sitzende leicht aus Sofa und Sessel erheben kann. Wichtig<br />

sind dabei auch feste Armlehnen zum Abstützen.“<br />

In den letzten Jahren ist die Produktlinie immer weiter ausgebaut<br />

worden und heute gibt es bei jedem Modell verschiedene<br />

Standardgrößen. Alles darüber hinaus wird nach Maß<br />

gefertigt. Die Zielgruppe von Wemafa heißt „50 plus“. Gieselmann:<br />

„Aber auch die Welt der Senioren ist breitfächerig. Da<br />

gibt es die pensionierte Lehrerin aus Hamburg, die es leicht<br />

und filigran liebt, da wir Ostwestfalen, die eher etwas Rustikales<br />

mit etwas mehr Volumen wollen, aber auch die Leute, die<br />

modern eingerichtet sind. Für alle haben wir aber das entsprechende<br />

Angebot.“<br />

Verkauft wird ausschließlich über den Fachhandel, und zwar<br />

bundesweit, gefertigt wird nur nach Auftrag. Bei einem Beratungsgespräch<br />

– so Gieselmann – erkennt der Berater zum<br />

Beispiel schnell, welche Sitzhöhen notwendig sind. Das könnten<br />

dann bei einem Ehepaar unterschiedlicher Größe auch<br />

schon verschiedene Höhen der einzelnen Elemente einer 3-er<br />

Kombination bedeuten. Gieselmann: „Wenn ein bestimmtes<br />

Modell im Handel nicht ausgestellt ist, dann schickt der Händler<br />

die Interessenten auch schon mal nach Klosterbauerschaft,<br />

wo in unserem Showroom ein Querschnitt durch unsere Kollektion<br />

gezeigt wird. Nach entsprechendem Auftrag wird das<br />

gewünschte Möbel dann angefertigt.<br />

Wemafa beschäftigt in <strong>Kirchlengern</strong> 60 Mitarbeiter, davon<br />

sechs in der Verwaltung, die übrigen sind in der Produktion<br />

tätig, die rein auf die Polsterei bezogen ist. Stoffe werden von<br />

namhaften Herstellern bezogen, dann vor Ort zugeschnitten.<br />

Den Schwerpunkt bilden noch immer Stoffe, aber auch Leder<br />

wird gewünscht. Gieselmann: „Wir haben festgestellt, dass<br />

die Kunden ihrer Linie eigentlich immer treu bleiben. Jeder<br />

hat seinen persönlichen Geschmack und auch eine klare Meinung.“<br />

Auch gibt es keinen eigenen Gestellbau, den nehmen<br />

bestimmte Schreinereien vor, die sich darauf spezialisiert haben.<br />

In der Produktion sind dann auch vorwiegend Polsterer<br />

beschäftigt, die in nach wie vor reiner Handarbeit die Sitzmöbel<br />

fertigen. Rund 100 Garnituren verlassen in der Woche<br />

<strong>Kirchlengern</strong>.<br />

Ein Muss ist auch für Wemafa in jedem Jahr im Januar die Internationale<br />

Möbelmesse in Köln. Gieselmann: „Da stellen wir<br />

unsere neue Kollektion vor, die im konventionellen Bereich<br />

immer ergänzt wird. Denn in unserer klaren Zielgruppe gibt<br />

es keine großen Veränderungen. Es geht aber immer ein Stück<br />

weiter, so wie das auch in anderen Bereichen, zum Beispiel bei<br />

Autos und Küchen, der Fall ist, wo dem Nutzer ebenfalls der<br />

Gebrauch erleichtert wird.“<br />

Gut gestimmt<br />

Von Kindesbeinen an verspürt er die Musik im Blut. Jörg<br />

Niederbudde, von Beruf Polizeikommissar, beschäftigt sich<br />

in seiner Freizeit gern mit Klassik, Schlagern und moderner<br />

Popmusik, leitet zwei Chöre und spielt auch in der Blaskapelle<br />

Oberbauerschaft mit.<br />

1977 in Bünde geboren, wuchs Niederbudde in Klosterbauerschaft<br />

auf, besuchte nach der Grundschule Quernheim das<br />

Freiherr-vom Stein-Gymnasium in Bünde. Nach einer kurzen<br />

Orientierungsphase am Erich-Gutenberg-Berufskolleg (einjährige<br />

Handelsschule) trat er 1995 als Polizeimeister-Anwärter in<br />

den Polizeidienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein. 1997,<br />

nach Abschluss der zweieinhalbjährigen Ausbildung, hatte er<br />

das Glück, bei der Autobahnpolizei OWL in Stukenbrock landen<br />

zu können. Seit 1999 versieht Jörg Niederbudde seinen<br />

Dienst im heimischen Kreis Herford. Nach einem zweijährigen<br />

Studium an der Fachhochschule Bielefeld stieg er 2006 in den<br />

gehobenen Polizeidienst auf. Seitdem ist er der Polizeiwache<br />

in Bünde zugeteilt und dort im Streifendienst in Bünde, Rödinghausen<br />

und auch <strong>Kirchlengern</strong> tätig. Er selbst sieht sich als<br />

„Wachtmeister der Straße“.<br />

Freude und Spaß an der Musik bewogen ihn schon im Alter<br />

von neun Jahren, mit dem Klavierunterricht und klassischer<br />

Gesangsausbildung zu beginnen. Bereits ein Jahr später folgte<br />

die Trompete, alles erlernte er an der Musikschule Hüllhorst.<br />

Schon früh stellte er damit die Weichen für ein späteres Musikschulstudium,<br />

was auch durch musiktheoretische Lehreinheiten<br />

unterstützt wurde. 1995 entschied er sich aber gegen den<br />

Beruf als Musiker und für die sichere Seite, den Dienst bei der<br />

Polizei. Niederbudde: „Die Polizei war immer auch eine Kindheitsidee<br />

von mir, und ich habe die Entscheidung bis heute nie<br />

bereut.“<br />

Die Musik bestimmte aber weiterhin wesentlich sein Leben.<br />

Als 17-Jähriger entdeckte er die Chorleitung für sich, eignete<br />

sich autodidaktisch – auf den Grundlagen aufbauend – die geforderten<br />

Fähigkeiten an und ließ sich auch in entsprechenden<br />

Seminaren weiterbilden. 1994 übernahm er für fünf Jahre<br />

den gemischten Chor Ahlsen-Reineberg, bevor er sich dann<br />

ab 2000 dem Männergesangverein in seiner Heimatgemeinde<br />

Stift Quernheim widmete. Im Jahre 2006 folgte eine weitere<br />

Herausforderung, die Leitung eines jungen Chores in St.<br />

Annen-Schiplage bei Melle. Niederbudde: „Infolge des jungen<br />

Altersschnittes wird dementsprechend freches, modernes<br />

Liedgut gesungen. Wir machen einfach vieles, was gern gehört<br />

wird bzw. hohen Wiedererkennungswert hat. Neben den<br />

,Schürzenjägern‘ tauchen u. a. auch ,Die Prinzen‘ und ;Bläck<br />

Fööss‘ in unserem Repertoire auf.“<br />

2007 gab es in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Kirchlengern</strong> eine folgerichtige<br />

Entscheidung, als Männer aus dem Norden (MGV Stift Quernheim)<br />

und aus dem Süden (Deutsche Eiche <strong>Kirchlengern</strong>) über<br />

ihren eigenen Schatten sprangen und die Chorgemeinschaft<br />

bildeten, die sich seitdem jeden Montag zum Übungsabend<br />

auf der Mitte (Gerätehaus <strong>Kirchlengern</strong>-Mitte am Hüller) trifft.<br />

Es war keine Frage, dass Jörg Niederbudde diesen Chor leiten<br />

sollte. Mittlerweile sieht der Chorleiter es als geschafft an,<br />

auch modernes Liedgut einzuüben und dem Publikum eine<br />

breite Palette von Liedern aller Genres anbieten zu können.<br />

Besonders hervor hebt Niederbudde, dass der Chor nicht<br />

vom Blatt absingt, sondern nahezu alle Beiträge auswendig<br />

vorträgt. „Das hält nicht nur fit und jung, sondern klingt ein-<br />

fach auch besser. Beim Singen vom Blatt geht nicht unerhebliche<br />

Qualität des Chorgesangs verloren, da jeder zu sehr mit sich<br />

selbst beschäftigt ist. Dynamische und ausdruckstarke Vorträge<br />

werden durch freies Singen erst möglich.“<br />

Aber auch das eigene Musizieren hat Jörg Niederbudde nie aufgegeben.<br />

So übt er für sich zu Hause am Klavier auch ausgewählte<br />

Rock- oder Popballaden mit eigener Stimme ein. Seit 1989<br />

ist er zudem begeistertes Mitglied der Blaskapelle Oberbauerschaft,<br />

spielt dort Trompete, wirkt im Vorstand mit und ist auch<br />

gelegentlicher Stellvertreter des Dirigenten. Die Trachtenkapelle<br />

hat sich aus seiner Sicht in den letzten zehn Jahren durch einen<br />

rasanten Nachwuchsschub und einen jungen Vorstand stetig<br />

nach vorn entwickelt und ihr Niveau beträchtlich gesteigert.<br />

Niederbudde: „In unserem Trachten- Outfit haben wir schon so<br />

manchen Zuhörer mit modernen Rock- und Pop-Arrangements<br />

überrascht.“<br />

Bei diesem zeitlich aufwendigen musikalischen Engagement<br />

drängt sich die Frage auf: Wie kann man das zeitlich voreinander<br />

kriegen? Niederbudde: „Durch eine relativ flexible Dienstplangestaltung<br />

und durch eine tolerante und liebenswerte Ehefrau.“<br />

1999 heiratete Jörg seine Melanie und baute mit ihr das<br />

Eigenheim im Heenfeld. Inzwischen gehört zur Familie auch der<br />

12-jährige Sohn Tom, der sich anschickt, in die Fußstapfen seines<br />

Vaters zu treten. Jörg Niederbudde: „Seit drei Jahren spielt er<br />

Trompete, und zwar aus eigenen Beweggründen. Er ist auf dem<br />

besten Weg in die Blaskapelle Oberbauerschaft.“ Melanie Niederbudde<br />

bezieht den Gegenpol zu ihren musizierenden „Männern“:<br />

Sie geht mit Begeisterung ihrem Hobby Reiten nach.<br />

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MENSCHEN DES MONATS

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