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910 - Philipp Schuster

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Es ist kurz vor 21 Uhr. Wir waren den<br />

ganzen Nachmittag am Bowl in Hütteldorf<br />

skaten. Es wird Zeit, die Session zu<br />

beenden. Ich rauche noch eine und denke mir:<br />

nach diesem Tschick fahr ich dann heim, nehme<br />

eine heiße Dusche, lege mich schlafen und am<br />

nächsten Tag geht es ab nach Flachauwinkl zu<br />

einer Demo und auf einige Partys.<br />

Doch wie das Leben so oft spielt - es sollte<br />

ganz anders kommen.<br />

Meine letzte Zigarette im Mundwinkel sitze ich<br />

da und wer kommt auf mich zu: unser BMXer aus<br />

Hütteldorf, der Bernd. Mich packt die Idee, ich<br />

könnte doch mal mit dem BMX ein paar Runden<br />

im Bowl drehen. Gesagt, getan. Ich drehe meine<br />

ersten zwei Runden und es kommt zu einem<br />

leichten Sturz, aber es passiert nichts.<br />

Im Gedanken in der letzten Runde gebe ich<br />

nochmal so richtig Gas, erster Bogen geschafft,<br />

zweiter Bogen, ach du Scheiße - das geht sich<br />

nicht aus: mein rechtes Bein rutscht vom Pedal,<br />

wird durch die Geschwindigkeit und den Druck<br />

durchgebogen. Mich durchfährt ein Schmerz,<br />

wie ich ihn noch niemals zuvor verspürt habe.<br />

Ich schlage auf dem harten Beton auf und greife<br />

sofort nach meinem Knie, mein Atem stockt und<br />

ich bin wie benommen. Meinen Körper winde und<br />

wälzte ich über den kalten Beton, in der Hoffnung<br />

den Schmerz zu lindern, doch nichts hilft. In<br />

diesem Moment des Sturzes schaltete ein Hebel<br />

in meinem Kopf um und ich sagte zu mir: “Mario,<br />

das war‘s mit dem Demo und mit dem Sommer.<br />

Das ist mal gelaufen!”<br />

56<br />

Die letzte Runde<br />

Text Mario Schöll Photo <strong>Philipp</strong> <strong>Schuster</strong><br />

Schlussendlich landete ich an diesem Abend in<br />

der Unfallchirurgie des Wihelminenspitals. Ich<br />

erhielt eine Schiene, meine Krücken und noch<br />

eine Spritze und wurde in die Arme meines<br />

Vaters entlassen, der natürlich hoch erfreut<br />

war, mich am Donnerstag um 23 Uhr aus dem<br />

Krankenhaus holen zu können. Doch dank seiner<br />

Beziehungen hatte ich gleich am nächsten Tag<br />

einen Termin für MRT und damit begann das<br />

lange Warten auf das Ergebnis und das Zittern,<br />

was nun alles kaputt sei im Knie.<br />

So verging das Wochenende und es kam der<br />

Montag. Der Tag an dem ich erfahren sollte, was<br />

in meinem Knie los ist. Mit zittrigen Nerven und<br />

schwitzenden Händen wartete ich auf meinen<br />

Vater. Dann war es so weit: er kam die Treppe<br />

herauf mit einem schwarzen Sackerl in der einen<br />

Hand und einem weißen Blatt in der anderen<br />

Hand, sah mich an und sagte: “Gut ist der<br />

Befund nicht!” Ich nahm den Zettel aus seiner<br />

Hand und begann hastig zu lesen. Nach einigen<br />

Minuten und mit der Hilfe von Google fand ich<br />

heraus, dass das Jahr 2010 für mich gelaufen war.<br />

Nun begann das Warten auf die OP. Jetzt war<br />

Verhandlungsgeschick gefordert, denn die Ärzte<br />

wollten doch einige Zeit abwarten, bevor sie mich<br />

operieren - so ist das normale Prozedere. Doch<br />

nach einigen Besuchen in der Knieambulanz<br />

konnte ich den Arzt von zwei Monaten Wartezeit<br />

auf ein Monat herunterhandeln, was mir schon<br />

den ersten Lichtblick für den Sommer gab.<br />

Mit dieser Operation beginnt mein Leidensweg<br />

zurück aufs Skateboard.

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