910 - Philipp Schuster
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The Sweden Experience<br />
Photos Florian Holzer, Lucas Gerstgrasser Text Lucas Gerstgrasser<br />
Zu Beginn wollte ich einen richtig schönen,<br />
flüssigen Bericht über meine Sweden-<br />
Experience schreiben, es wurde mir<br />
allerdings schnell klar, dass dies nicht möglich<br />
ist: so viel ist passiert, so viel habe ich erlebt, so<br />
viel hat sich verändert.<br />
Aus diesem Grund versuche ich alles etwas<br />
snapshotartig zusammenzufassen. Wer die volle<br />
Story hören will, redet mich am besten einfach<br />
beim Skaten darauf an!<br />
Arrival<br />
Angekommen bin ich in Västerås Mitte<br />
Jänner. Flo, der mit mir schon zuvor in Graz<br />
studiert hatte, war meine einzige österreichische<br />
Verstärkung. Schnell erfuhr ich, dass dies der<br />
kälteste Winter seit 30 Jahren war. Um elf Uhr<br />
wurde es hell, gegen vier ging die Sonne schon<br />
wieder unter.<br />
Auf Eisplatten und geschätzten 20 cm Schnee<br />
musste ich so gut wie jeden Tag bei minus 25<br />
Grad um 7:30h mit dem Rad losfahren, um<br />
rechtzeitig zu Kursbeginn in Eskilstuna zu sein.<br />
Meine Lippen sprangen durch die trockene Kälte<br />
auf, meine Finger waren kaum mehr zu spüren.<br />
Die Eingewöhnungsphase in Västerås war mehr<br />
als brutal.<br />
Der Illustrationskurs war sehr zeitaufwendig<br />
und so musste ich bereits am ersten Donnerstag<br />
auf der Uni schlafen, um eine Deadline am<br />
Freitag einhalten zu können.<br />
People<br />
Schweden ist ein Land, in dem nicht alles<br />
vorausgesetzt wird, ein Land in dem jeder<br />
machen kann, was er will, ein Land, in dem dir<br />
mit einem Lächeln unter die Arme gegriffen wird.<br />
Es ist nicht interessant, woher du kommst - es<br />
ist nicht wichtig, wer du bist.<br />
Da Filme und Serien nicht aus dem Englischen<br />
übersetzt werden, spricht so gut wie jeder<br />
Schwede perfektes English. Für Schwedisch-<br />
Anfänger ist dies eine riesige Hilfe.<br />
Es ist leicht, mit Schweden ins Gespräch zu<br />
kommen, für wahre Freundschaft muss man sich<br />
allerdings ziemlich ins Zeug legen.<br />
Live for the moment<br />
Inzwischen ist Sommer, die Tage sind lang und<br />
hell, es wird kaum noch dunkel. Wir sitzen im<br />
Auto bei strahlendem Sonnenschein, weit und<br />
breit nur Wälder und Wiesen, die Fenster sind<br />
offen und aus dem Radio tönen mit voller Lautstärke<br />
die “Black Lips”. In unseren Gesichtern<br />
ist ein leichtes Lächeln, während wir ab und zu<br />
eine Strophe mitsingen. Es gab Momente, da<br />
fühlte ich mich so frei und glücklich. Ich hätte<br />
laut aufschreien können.<br />
Mein Auslandssemester in Västerås war wahrscheinlich<br />
die beste Entscheidung, die ich jemals<br />
getroffen habe. Dieses Semester ist viel zu<br />
schnell vergangen - wie ein perfekter Tag.<br />
In Schweden habe ich Menschen aus aller Welt<br />
kennengelernt. Ich kam und kannte niemanden,<br />
ich fahre nach Hause und habe Freunde aus<br />
aller Welt und dazu auch noch eine ganze Menge<br />
neuer Erfahrungen.<br />
Irgendwie kommt es mir gar nicht so vor, als<br />
würde ich nach Österreich zurückkommen, es ist<br />
vielmehr so, als würde Österreich in mein Leben<br />
zurückkehren – wie ein alter Kater, der entlaufen<br />
war. Und ich hebe ihn hoch wie einen Pokal,<br />
schließe ihn in die Arme und sage: „Gut, dass du<br />
wieder da bist.“<br />
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