Wolfgang - Philipp Schuster
Wolfgang - Philipp Schuster
Wolfgang - Philipp Schuster
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mit<br />
Sebastian Fox<br />
<strong>Wolfgang</strong> GRÖßINGER<br />
Santino ExENbERGER<br />
Manuel CoRREa KuNNEN<br />
Dávid mIhályFI
Reportage<br />
04|05<br />
Red Bull<br />
uNdER my WING<br />
Ob alS fanatiSche lebenSphilOSOphie ODer alS leiStungS-<br />
Orientierten beruf: philipp SchuSter hat SkatebOarDing<br />
in allen Seinen facetten kennengelernt unD gelebt.<br />
nun luD Der Wiener Skate-prO zuM reD bull „unDer My<br />
Wing“ WOrkShOp, uM Seine erfahrungen Weiterzugeben<br />
unD Seine leiDenSchaft Mit öSterreichiSchen<br />
nachWuchStalenten zu teilen.
Reportage<br />
06|07<br />
In jungen Jahren war es <strong>Philipp</strong><br />
<strong>Schuster</strong> immer ein persönliches<br />
Bedürfnis, einen tieferen Einblick<br />
hinter die Kulissen der Skateboard-Welt<br />
zu erhaschen. Wie wir anderen auch, hatte<br />
er durch diverse Artikel und Interviews<br />
in den Skate-Medien nur eine sehr vage<br />
Vorstellung vom Leben und der Arbeit<br />
der internationalen Skate-Pros.<br />
Von der romantischen Vorstellung getrieben,<br />
das ganze Jahr über auf Reisen<br />
zu gehen und Skateboard zu fahren, hat<br />
<strong>Philipp</strong> immer Informationen aus allererster<br />
Hand gesucht, um ein möglichst<br />
unverfälschtes Bild der Zustände hinter<br />
der großen Bühne zu bekommen.<br />
In der Zwischenzeit kann er auf eine<br />
beachtenswerte Karriere als professioneller<br />
Skateboarder, Photograph und Herausgeber<br />
seines Magazins „TROTTOIR<br />
Skateboarding“ zurückblicken und zieht<br />
nun auch hinter den Kulissen fleißig an<br />
den Fäden im Skateboard-Business.<br />
Der WOrkShOp<br />
Schon seit einiger Zeit ist es <strong>Philipp</strong> ein<br />
großes Anliegen, österreichischen Nachwuchstalenten<br />
genau das zu zeigen, was<br />
ihm seinerzeit niemand zeigen konnte<br />
und was er sich über die Jahre mühsam<br />
selbst erarbeiten musste:<br />
„ich möchte jungen Skateboardern aufzeigen,<br />
was wirklich hinter den kulissen<br />
der industrie los ist. Sie sollen eine ganz<br />
genaue Vorstellung davon bekommen, was<br />
es überhaupt bedeutet, als österreicher<br />
professionell Skateboard zu fahren.“<br />
Dieser Wunsch führte in weiterer Folge<br />
dazu, dass <strong>Philipp</strong> in Zusammenarbeit mit<br />
RED BULL an der Konzeption des „Under<br />
My Wing“ - Workshops arbeitete, der den<br />
noch sehr jungen Fahrern ein einmaliges<br />
Programm bieten sollte. Eine Woche lang<br />
war er in ganz Österreich unterwegs, um
sich persönlich seine Workshop - Crew zu<br />
suchen. Als langjähriger Herausgeber von<br />
TROTTOIR Skateboarding hatte <strong>Philipp</strong><br />
die Idee, gemeinsam mit fünf Teilnehmern<br />
an einem „Under My Wing“ - Magazin zu<br />
arbeiten.<br />
Nach folgenden Kriterien lud <strong>Philipp</strong><br />
seine Workshop-Teilnehmer ein:<br />
„reD bull - under My Wing sollte<br />
unter gar keinen umständen eine Skateschule<br />
werden. ich war auf der Suche<br />
nach talentierten fahrern, die nicht nur<br />
erstklassige Skateboarder sind, sondern<br />
auch eine gewisse persönliche ausstrahlung<br />
haben. Sie sollten gemeinsam das<br />
under My Wing - team bilden und auch<br />
entsprechend zusammenpassen.“<br />
Manuel Correa Kunnen aus Klosterneuburg,<br />
Sebi Fox aus Wien, <strong>Wolfgang</strong><br />
Größinger aus Salzburg, Dávid Mihályfi<br />
aus Ollersdorf und Santino Exenberger<br />
aus Schwaz in Tirol bildeten schließlich<br />
jenes Team, das zu einer gemeinsamen<br />
Session nach Wien eingeladen wurde.<br />
Im Zuge der praxisorientierten Arbeit<br />
an der Print-Publikation brachte er dem<br />
Nachwuchs seinen persönlichen Ansatz<br />
näher. So hatte er die Möglichkeit, auf<br />
jenes filigrane Gleichgewicht zwischen<br />
minutiösen medialen Präsentationen,<br />
sponsorabhängigen Anforderungen und<br />
seinen ganz persönlichen Stil einzugehen,<br />
das eine unerlässliche Grundlage für den<br />
langfristigen Erfolg im Rummel des internationalen<br />
Skateboard - Zirkus ausmacht.<br />
Dank seiner regen Aktivitäten vor und<br />
auch hinter der Kamera ging <strong>Philipp</strong><br />
individuell auf praktische Details eines<br />
erfolgreichen Photo-Shootings ein.<br />
Er versuchte den besonderen Stellenwert<br />
einer guten Planung und einer effizienten<br />
Durchführung, aber auch die Wichtigkeit<br />
der Teamarbeit mit einem vertrauten<br />
Photographen zu unterstreichen.
Reportage<br />
08|09
Neben all den technischen Details legte<br />
<strong>Philipp</strong> sein Hauptaugenmerk darauf, den<br />
Teilnehmern klarzumachen, wie wichtig<br />
es sei, sich und seiner Persönlichkeit treu<br />
zu bleiben:<br />
„Man muss immer zu hundert prozent<br />
zu sich selbst und hinter seinen eigenen<br />
entscheidungen stehen – auch wenn man<br />
vielleicht vorläufig auf unverständnis<br />
stossen kann oder eventuell sogar einen<br />
lukrativen Vertrag ausschlagen muss.<br />
auf lange Sicht gesehen macht einen das<br />
persönlich glücklicher und spiegelt sich<br />
zu guter letzt auch in der Qualität der<br />
eigenen arbeit wieder!“<br />
Da sich die einzelnen Teilnehmer vor<br />
dem Workshop einander nicht kannten,<br />
war es erstaunlich zu beobachten, wie sich<br />
innerhalb kurzer Zeit eine motivierte und<br />
produktive Gruppendynamik einstellte,<br />
in der sich alle gegenseitig gepusht und<br />
großartig unterstützt haben. Dass ein<br />
harmonischer Umgang auf Touren keine<br />
Selbstverständlichkeit ist, davon wusste<br />
<strong>Philipp</strong> zur Genüge zu berichten.<br />
Es war insofern wichtig, die Teilnehmer<br />
erleben zu lassen, was es bedeutet, nicht<br />
im gewohnten Umfeld unterwegs zu sein<br />
und dennoch eine gute Session zu fahren,<br />
um am Ende des Tages seinen Beitrag zu<br />
einem guten Shooting geleistet zu haben.<br />
Die allergrößte Herausforderung, der<br />
sich <strong>Philipp</strong> tagtäglich stellen muss, ist<br />
die Trennung zwischen Skateboarding<br />
als Beruf und Skateboarding als Leidenschaft<br />
– eine außerordentlich schwierige<br />
Gratwanderung, die er den Teilnehmern<br />
zum Abschluss mitgeben wollte.<br />
<strong>Philipp</strong> war es stets daran gelegen, den<br />
Jungen einen Einblick in seinen persön-<br />
lichen Zugang zu gewähren. Es gibt aber<br />
keinen allgemein gültigen Ansatz. Jeder<br />
muss für sich selbst entscheiden, wie man<br />
ein Leben als Skateboarder lebt.
Reportage<br />
10|11<br />
„einige Dinge habe ich aber in diesem<br />
Workshop bewusst nicht angesprochen,<br />
sondern wollte, dass die teilnehmer es<br />
am eigenen leib erfahren. Sie sollten die<br />
Möglichkeit haben, sich ihre ganz eigene<br />
Meinung zu bilden. ich glaube, dass die<br />
Jungs da vieles erlebt haben, was sie vielleicht<br />
erst viel später schätzen werden.“<br />
Mit diesem Gedanken schloss <strong>Philipp</strong><br />
den RED BULL „Under My Wing“ Work-<br />
shop ab. Er hofft nun insbesondere, dass<br />
die jungen Skateboarder um eine ganz<br />
konkrete Erfahrung reicher nach Hause<br />
gefahren sind:<br />
„Möglicherweise ist es mir ja mit dieser<br />
aktion sogar gelungen, dem einen oder<br />
anderen die entscheidung für oder auch<br />
gegen eine professionelle Skateboarderkarriere<br />
zu erleichtern. Die hauptsache<br />
ist es aber in jedem fall, dass sie sich den<br />
Spaß an der Sache erhalten!“<br />
Der auSblick<br />
Nach einem anstrengenden und sehr<br />
intensiven Wochenende darf sich nun<br />
jeder Teilnehmer über eine Profildoppelseite<br />
im „Under My Wing“ - Heft freuen.<br />
So bunt, wie diese Gruppe zusammengewürfelt<br />
war, fiel auch das Ergebnis der<br />
zweitägigen Arbeit aus. Es ist spannend<br />
zu beobachten, wie detailreich sich die<br />
grundverschiedenen Persönlichkeiten<br />
und deren unterschiedliche Zugänge<br />
zu Skateboarding sich in ihren jeweiligen<br />
Rider - Profilen abzeichnen.<br />
Über die Workshop-Inhalte und das<br />
Heft hinaus sollen die Interviews und<br />
das Photomaterial, das im Zuge dieses<br />
Oktoberwochenendes entstanden ist,<br />
deutschsprachigen Skateboardmedien<br />
zur freien Verfügung stehen. So soll es<br />
zur ersten flächendeckend medialen<br />
Erwähnung aller Teilnehmer beitragen •
Profil<br />
12|13<br />
00% raW SkatebOarDing“ – Viel treffenDer kann Man Sebi<br />
„1WOhl nicht beSchreiben. rauS auS DeM Op-Saal, ab aufS bOarD<br />
unD SchOn WieDer unterWegS zuM SpOt – WaS für Die MeiSten<br />
VOn unS unDenkbar iSt, iSt für ihn eine SelbStVerStänDlichkeit!<br />
hauptSache eine 9-inch latte unter Den füSSen unD ab in Den<br />
bOWl: DaS iSt alleS, WaS Sebi Durch Den kOpf geht.<br />
hallo Sebi, stell Dich bitte mal kurz vor.<br />
Ich bin der Sebi, 16 Jahre alt, komme aus<br />
Wien und bin Mechatroniker.<br />
Was ist denn mit Deiner hand passiert?<br />
Das war eher eine dumme Aktion. Ich<br />
habe im Hütteldorfer Bowl den Cradle<br />
fs 5-0 durchprobiert. Den habe ich an<br />
jenem Tag auch schon dreimal hintereinander<br />
gestanden. Naja, beim vierten<br />
Versuch war ich nicht fokussiert genug<br />
und bin vom Top aus kopfüber ins Flat<br />
gestürzt. Es hat sich herausgestellt, dass<br />
ich mir dabei den Handwurzelknochen<br />
gebrochen habe und den haben sie mir<br />
jetzt wieder zusammennageln müssen.<br />
Ich war mit den Gedanken woanders.<br />
Sebastian<br />
Fox<br />
Wann war das?<br />
Am Mittwoch ist es passiert, am nächten<br />
Tag war ich noch skaten, Freitag wurde<br />
ich operiert und am Samstag bin ich auch<br />
schon wieder entlassen worden. Danach<br />
bin ich direkt wieder aufs Brett gestiegen.<br />
Und jetzt bin ich da.<br />
Du hast letztens von „der liebe zum<br />
Schmerz“ geredet …<br />
... es würde doch keiner von uns skaten<br />
gehen, wenn er nicht auch eine gewisse<br />
Leidenschaft für den Schmerz hätte.<br />
Es ist mir egal, ob mir im Moment etwas<br />
weh tut – ich blende den Schmerz einfach<br />
aus. Ich möchte skaten und diese Freiheit<br />
auf dem Board spüren.
ean plant crail grab<br />
Würdest Du Dich selbst als bowl-rider<br />
bezeichnen?<br />
Schwer zu sagen, aber ich liebe es Bowl<br />
zu fahren. Wenn ich mich aus der Quarter<br />
schieße und die Flugphase weit über dem<br />
Coping habe, ist das ein unbeschreibliches<br />
Gefühl ... und die Geschwindigkeit – ich<br />
liebe dieses Feeling. Das taugt mir halt<br />
ganz einfach.<br />
zukunftspläne?<br />
Bereits seit zwei Jahren habe ich den<br />
Plan, dass ich mir mit 18 ein bisschen<br />
Geld zusammenkratze, um mir auf der<br />
ganzen Welt Bowls anzuschauen. Später<br />
möchte ich mir dann in Wien ein kleines<br />
Grundstück kaufen, im besten Fall sogar<br />
etwas Überdachtes, um mit den auf der<br />
Reise gesammelten Erfahrungen dort<br />
dann meinen Traum - Bowl reinzustellen.<br />
Naja, soweit der Plan.<br />
Schon mal gedanken gemacht, mit<br />
Skaten mehr erreichen zu wollen?<br />
Einerseits wäre es natürlich schön,<br />
irgendwann einmal auf eine mögliche<br />
Skateboard-Karriere zurückblicken zu<br />
können, aber im selben Moment denke<br />
ich mir, dass ich nie unter Druck skaten<br />
möchte. Skaten ist für mich kein Sport,<br />
Skaten ist eine Lebenseinstellung. Ich<br />
möchte Skateboarding jeden Tag aufs<br />
Neue leben •
Profil<br />
14|15<br />
hallo Wolfi, erzähl mal was von Dir.<br />
Also ich bin der Wolf, 17 Jahre alt und<br />
komme aus Salzburg, genauer gesagt aus<br />
Ebenau - das ist eine Ortschaft mit 1.300<br />
Einwohnern. Müsste ich mich einem ganz<br />
speziellen Style zuordnen, ich würde von<br />
mir behaupten, dass ich im Streetskaten<br />
zuhause bin. Da ich aber in der Miniramp<br />
groß geworden bin, fühle ich mich auch<br />
in Rundungen sehr wohl.<br />
Wie schaut ein typisches Wochenende in<br />
Deinem leben aus?<br />
Freitag nach der Schule geht es meistens<br />
sofort aufs Board. Das im Anschluss statt-<br />
findende gemeinsame Anstoßen auf eine<br />
hoffentlich recht coole Session läutet dann<br />
<strong>Wolfgang</strong><br />
GRÖßINGER<br />
ganz nach DeM MOttO „MittenDrin Statt nur Dabei“ gibt Der<br />
WOlfi JeDeS WOchenenDe VOllgaS beiM fOrtgehen. trOtzDeM<br />
läSSt er eS Sich nicht nehMen, aM nächSten tag Verkatert Skaten<br />
zu gehen – Der iSt iMMer VOll MOtiViert. keine ahnung Wie Der<br />
DaS Schafft. auch Wenn er Mal üble bailS kaSSiert, Der WOlfi<br />
Steht iMMer WieDer auf. – fabian rettenbacher<br />
für gewöhnlich das Vorglühen für das<br />
anschließende Fortgehen ein. Je nachdem<br />
wie exzessiv der Abend ausfällt, schlafe<br />
ich mich am Samstag aus: normalerweise<br />
ein bisschen länger, so bis vierzehn oder<br />
fünfzehn Uhr.<br />
Ebenfalls von den Strapazen des Vorabends<br />
abhängig ist die Motivation, mit<br />
der ich samstags an das Skaten herangehe.<br />
Im Idealfall wird noch etwas gefilmt und<br />
dann werden am Abend die triumphalen<br />
Erfolge erneut begossen.<br />
Den weiteren Verlauf kennt man schon –<br />
so lang wie möglich ausschlafen, wenn es<br />
die Schule verlangt muss ich dann noch<br />
etwas lernen und ansonsten gehe ich<br />
wieder skaten.
ollie<br />
Obwohl sich am Sonntag das Skaten oft<br />
schwierig gestaltet, da am Sonntag blöderweise<br />
keine Busse in Ebenau fahren.<br />
Wo siehst Du Dich momentan im<br />
Skateboarding?<br />
Im Augenblick bin ich voll motiviert<br />
und einfach darum bemüht, gemeinsam<br />
mit meinen Freunden eine denkbar gute<br />
Zeit zu haben und auch möglichst viel<br />
filmen zu gehen. Im Vordergrund steht<br />
aber immer der Spaß: so betreiben wir<br />
unsere Filmmissionen selten mit allzu<br />
großer Ernsthaftigkeit. Wir messen dem<br />
bestimmt nicht so viel Bedeutung bei wie<br />
es vielleicht andere tun – bei uns ist das<br />
im Moment alles eher sehr chillig.<br />
… und in fünf Jahren?<br />
In den nächsten Jahren habe ich mir<br />
vorgenommen, so viel zu reisen wie nur<br />
irgendwie möglich. Ansonsten erwarte ich<br />
mir von Skateboarding nicht viel. Früher<br />
war das vielleicht etwas anders, aber seitdem<br />
ich weiß, wie unglaublich schwer es<br />
einem in Österreich gemacht wird mit<br />
Skatboarding weiter zu kommen, habe ich<br />
mich dazu entschlossen, mir den Spaß am<br />
Skateboardfahren unbedingt zu bewahren<br />
und zukünftige Sessions mit allen meinen<br />
Freunden so gut wie möglich auszukosten,<br />
um so die verbleibende Zeit einfach nur<br />
zu genießen •
Profil<br />
16|17<br />
hallo Santino, stell Dich bitte kurz vor.<br />
Mein Name ist Santino, ich bin 11 Jahre<br />
alt und komme aus Schwaz in Tirol.<br />
Wo skatest Du denn am liebsten?<br />
Am liebsten gehe ich in die erst letztes<br />
Jahr eröffnete WUB-Halle in Innsbruck<br />
skaten. Ansonsten bin ich auch noch oft<br />
in Brixlegg anzutreffen oder im Skatepark<br />
meiner Heimatstadt Schwaz.<br />
Wie hat es Dein papa aufgenommen,<br />
dass du Dich gegen fußball und für<br />
das Skateboard entschieden hast?<br />
Ich muss dazu sagen, dass der Papa<br />
damals meinetwegen Fußballtrainer<br />
geworden ist. Zuallererst war es somit<br />
Santino<br />
ExENbERGER<br />
Seit er Sieben Jahre alt iSt gibt eS für SantinO nichtS anDereS<br />
Mehr alS Sein brett – Sehr zuM leiDWeSen SeineS VaterS, Denn<br />
DieSer War fuSSballtrainer unD WOllte natürlich einen fuSSballer<br />
zu hauSe haben. ich Sah aber gleich, DaSS SantinO kein<br />
talent für Den ballSpOrt hatte, Denn auf DeM fuSSballplatz<br />
hüpfte er nur heruM. – Sylvana exenberger<br />
natürlich ziemlich schwierig und es hat<br />
etliche Aussprachen und kleine Streiter-<br />
eien gegeben, aber schlussendlich hab ich<br />
es geschafft, meinen Kopf durchzusetzen.<br />
Meine Eltern haben auch bald verstanden,<br />
wie wichtig mir Skateboarding ist. Jetzt<br />
unterstützen sie mich, so gut sie können.<br />
ich hab gehört, dass es ziemlich schwierig<br />
ist, mit Dir auf urlaub zu fahren.<br />
So schlimm ist es ja auch wieder nicht.<br />
Letztens war ich zum Beispiel mit meinen<br />
Eltern und meinem jüngeren Bruder in<br />
Ägypten. Da hatte ich mein Board nicht<br />
dabei. Selbstverständlich fliege ich aber<br />
lieber an Orte, wo ich auch täglich skaten<br />
gehen kann.
one foot ollie<br />
Deswegen rede ich halt auch immer ganz<br />
gerne bei den Urlaubsplänen mit. Zuhause<br />
in Tirol bin ich beinahe jeden Tag skaten<br />
und deshalb möchte ich auch im Urlaub<br />
nur sehr ungerne darauf verzichten. Zwei<br />
Wochen nicht skaten gehen können, wer<br />
mag das schon?<br />
Wie hat es Dir in Wien gefallen?<br />
Mir persönlich gefällt Wien sehr gut.<br />
Besonders begeistert bin ich vom Skatepark<br />
in Hütteldorf. Den Park kenne ich<br />
auch schon von meinen früheren Wienaufenthalten<br />
und er ist meiner Meinung<br />
nach immer wieder ein Besuch wert. Die<br />
selbstgebauten Spots, allen voran dieser<br />
selbstgebaute Bowl unter der Brücke,<br />
haben bei mir mächtig Eindruck hinterlassen.<br />
Ich finde es toll, was die Wiener<br />
Szene aus ihrer Eigenmotivation heraus<br />
alles geschaffen hat.<br />
Welchen Stellenwert hat Skateboarding<br />
für Dich?<br />
Ich möchte auf alle Fälle mit dem<br />
Skateboard etwas schaffen. Mein Traum<br />
wäre es, später einmal bei den X-Games<br />
mitfahren zu können und gemeinsam mit<br />
Ryan Sheckler, Nyjah Huston und Co. zu<br />
skaten. Ich fahre außerdem immer schon<br />
gerne Contest, die motivieren mich total<br />
und darüber hinaus lerne ich dabei fast<br />
immer neue Tricks dazu •
Profil<br />
18|19<br />
Manuel iSt nOch recht Jung unD beSitzt DOch SchOn SO eine<br />
geiStige reife. er hat ein Sehr ruhigeS unD beScheiDeneS<br />
auftreten unD läSSt Oft Sein Skaten für Sich Sprechen. Wenn Man<br />
ihM beiM Skaten zuSieht, Merkt Man SOfOrt, DaSS er unheiMlich<br />
talentiert iSt unD SOViel SpaSS aM rOllen hat, DaSS Man Selber<br />
SOfOrt aufS brett Steigen Möchte. – Martin fehrer und raphael krisa<br />
gewähre uns einen einblick in Deinen<br />
Multi-kulti familienstammbaum...<br />
Mein Papa kommt ursprünglich aus<br />
Kolumbien. Er hat in Wien Musik studiert<br />
und sich dann auch in Österreich niedergelassen.<br />
Meine Mama wiederrum stammt aus<br />
Belgien, ist aber in Pisa geboren. Sie ist<br />
viel gereist und hat unter anderem zwei<br />
Jahre lang in Kanada gelebt, bis sie dann<br />
schließlich in Österreich gelandet ist.<br />
Zuhause unterhalte ich mich mit dem<br />
Papa auf Spanisch. Genauergesagt spricht<br />
er mit mir Spanisch, ich antworte ihm<br />
dann meistens auf Deutsch, und mit<br />
der Mama spreche ich manchmal noch<br />
Französisch, aber immer seltener.<br />
Manuel<br />
CoRREa KuNNEN<br />
Woher kommen Deine railskills?<br />
Seitdem ich vor vier Jahren zu skaten<br />
begonnen habe, hat sich unser Skatepark<br />
in meiner Heimatstadt Klosterneuburg<br />
durch verschiedene Umbauarbeiten zu<br />
einem inzwischen wirklich guten Skatepark<br />
entwickelt. Das Flatrail in diesem<br />
Park hat bestimmt seinen Teil dazu beigetragen,<br />
aber eigentlich haben mir die<br />
Rails immer schon getaugt.<br />
Seit wann machst Du Wien unsicher?<br />
Anfänglich war ich natürlich immer nur<br />
in Klosterneuburg skaten. Seit ich zwölf<br />
bin, also seit ca. zwei Jahren gehe ich nun<br />
auch regelmäßig in Wien fahren. Die<br />
meisten Leute, mit denen ich unterwegs
ack side flip<br />
bin, habe ich über meinen älteren Bruder<br />
Adrian kennengelernt. Wenn ich es mir<br />
genau überlege, dann habe ich eigentlich<br />
kaum gleichaltrige Freunde, mit denen<br />
ich skaten gehe. Meistens ältere.<br />
„Manu der geschäftsmann“ – Stichwort:<br />
Donuts. erzähl mal!<br />
(Manuel lacht) Ich habe in Barcelona<br />
Urlaub gemacht und dort Dunkin`Donuts<br />
kennen und lieben gelernt. Ich war so be-<br />
geistert davon, dass ich mit einem riesigen<br />
Vorrat an Donuts nach Hause geflogen<br />
bin. Nach ungefähr einem Monat hatten<br />
sich alle meine Reserven erschöpft und so<br />
habe ich mich zwangsläufig gemeinsam<br />
mit einem Freund an der Produktion von<br />
gleichwertigen Donuts versucht. Es ist uns<br />
dann auch tatsächlich gelungen, sie waren<br />
wirklich sehr gut.<br />
Naja, im Endeffekt hatten wir so viel<br />
Teigmasse, dass wir dann begonnen haben<br />
die Donuts in der Schule zu verkaufen –<br />
sie kamen dort so gut an, dass selbst die<br />
Lehrer was gekauft haben.<br />
Verfolgst Du irgendwelche weiteren ziele<br />
mit Skateboarding?<br />
Ich möchte später definitiv mit Skaten<br />
einmal etwas erreichen. Darauf vertrauen<br />
kann man aber leider nicht, insbesondere<br />
in Österreich. Deshalb sind die nächsten<br />
Ziele parallel zum Skaten: die Matura<br />
und später ein Studium •
Profil<br />
20|21<br />
DáViD Miháyfi iSt erSt kürzlich VOn ungarn nach öSterreich<br />
gezOgen. auch Ohne Viele WOrte zu Verlieren hat DáViD<br />
bei Mir Mächtig einDruck hinterlaSSen. SO beSticht Der erSt<br />
18 Jährige DáViD Durch Sein überauS SyMpathiScheS WeSen, Seine<br />
unerSchöpfliche MOtiVatiOn unD Sein auSSergeWöhnlicheS<br />
talent auf DeM SkatebOarD.<br />
hallo Dávid, wie bist Du nach österreich<br />
gekommen?<br />
Meine Mutter arbeitet bereits seit 13<br />
Jahren in Österreich. Bis vor kurzem<br />
haben wir aber noch in Ungarn gewohnt,<br />
nahe der österreichischen Grenze. Nun<br />
leben wir seit diesem Jahr in Ollersdorf<br />
im Südburgenland. Anfänglich war der<br />
Umzug für mich natürlich mit Kummer<br />
verbunden, aber mittlerweile gefällt es<br />
mir hier sehr gut.<br />
Wie steht es um Skatespots in Deiner<br />
neuen heimat?<br />
In Ollersdorf und Umgebung gibt es<br />
leider keine Spots. Am Wochenende<br />
fahre ich meistens nach Graz.<br />
Dávid<br />
mIhályFI<br />
Neben einer Vielzahl an Skatespots habe<br />
ich dort nämlich auch einen ungarischen<br />
Freund, der in Graz arbeitet, was mir sehr<br />
zugute kommt.<br />
Du besuchst die Schule?<br />
Ja, aber auf Grund meiner noch unzu-<br />
reichenden Deutschkenntnissen besuche<br />
ich aktuell noch eine Schule in Ungarn.<br />
Das Pendeln stellt ja grundsätzlich kein<br />
großes Problem dar, dennoch hoffe ich,<br />
bis zum nächsten Jahr mein Deutsch<br />
soweit zu verbessern, dass ich das kommende<br />
Schuljahr schon in Österreich<br />
absolvieren und schlussendlich auch hier<br />
die Matura machen kann. Ich nehme auf<br />
alle Fälle fleißig Privatunterricht –
front side blunt slide<br />
das ist auch unbedingt notwendig, denn<br />
Deutsch ist wirklich eine schwierige<br />
Sprache.<br />
Wie gefällt es Dir soweit in österreich?<br />
Bis jetzt gefällt es mir wahnsinnig<br />
gut. Trotz der Sprachbarriere habe ich<br />
immer das Gefühl, überall mit offenen<br />
Armen empfangen zu werden. Ich habe<br />
schnell gemerkt, dass es in Österreich<br />
eine großartige Skateboardszene gibt. Im<br />
Gegensatz zu Ungarn besteht in Öster-<br />
reich eine viel lockerere Atmosphäre.<br />
Wenn zum Beispiel ein sehr guter Trick<br />
gefallen ist, freuen sich alle mit. Fast so<br />
als hätte man ihn selbst gestanden, das<br />
gefällt mir sehr.<br />
Zudem habe ich den Eindruck, dass es<br />
hier viel mehr Akzeptanz für Skater gibt<br />
und man ihnen auch viel mehr Möglichkeiten<br />
bietet als in Ungarn.<br />
Möchtest Du nach der Schule in österreich<br />
bleiben oder zurück nach ungarn?<br />
Zurück nach Ungarn ziehen ist für mich<br />
ausgeschlossen. Am liebsten würde ich in<br />
Wien oder Graz wohnen. Hauptsache mal<br />
in einer Stadt. Zweifellos wäre es schön,<br />
wenn sich durch das Skaten in den kommenden<br />
Jahren die Chance bieten würde,<br />
die Welt zu bereisen. Ich bin gespannt,<br />
was die Zukunft für mich bereit hält •
Der RED BULL Under My Wing Workshop<br />
fand von 20. – 21. Oktober 2012 statt.<br />
Diese Publikation wurde produziert von<br />
<strong>Philipp</strong> <strong>Schuster</strong><br />
Czapkagasse 5/5,1030 Wien<br />
E: philipp.schuster@trottoir-media.com<br />
W: www.trottoir-media.com<br />
Mathias hadwiger Redaktion<br />
andreas kowacsik Reportage-, Portraitphotos<br />
philipp <strong>Schuster</strong> Konzept, Artdirection, Cover und Actionphotos<br />
Coverphoto<br />
Dávid mIhályFI blind side hard flip