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Teresa Schuster - Pädagogische Hochschule Weingarten

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<strong>Teresa</strong> <strong>Schuster</strong><br />

teresa.schuster88@gmail.com<br />

Heimathochschule: <strong>Pädagogische</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Weingarten</strong><br />

Gasthochschule: International Studies University Hangzhou<br />

Studienfächer in China: English Education, Mandarin<br />

Semester: 6<br />

Zeitraum: Februar, 2012 bis Juni, 2012


Erfahrungsbericht China<br />

Mein China<br />

Im Frühjahr 2011 stand es fest: Mein Sommersemester 2012 werde ich in China verbringen.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem International Office der International Studies University<br />

Hangzhou begann mit Elin im Dezember 2011. Die Unterkunft in China stellte die Uni sowie<br />

500 Yuan Taschengeld pro Monat (ca. 65€). Das Visum habe ich mit Hilfe von ProVisa<br />

beantragt (dauerte ungefähr 15 Tage), den Flug ganz einfach im Reisebüro gebucht und<br />

leider den Chinesisch Kurs nicht regelmäßig besucht. Das Baden-­‐Württemberg-­‐Stipendium<br />

ermöglichte mir ein finanziell sorgenloses Semester in China.<br />

Ich weiß noch sehr genau was ich dachte, als ich aus dem Ausgang des Hangzhou’er<br />

Flughafen lief und zum ersten Mal in meinem Leben unter chinesischen Himmel stand: „Uiii,<br />

hier riecht es aber extrem anders.“ Während der Busfahrt ins Hotel ist mir dann auch klar<br />

geworden warum. In China gibt es Autos und LKWs wie Sand am Meer, die alle ihren Teil zu<br />

Luftverschmutzung beitragen. Schade!<br />

Auf dem Campus wurde ich von Yani empfangen. Sie war 2011 in Deutschland an der PH.<br />

Yani hat mich auf mein Zimmer gebracht, welches direkt auf dem Campus lag. Es war sehr<br />

gut bewohnbar, wobei beide Einzelbetten keine Matratzen hatten. Internet hatte ich auch,<br />

zwar keine Drahtlosverbindung und nicht immer die beste Verbindung, aber auch an das<br />

habe ich mich gewöhnt.<br />

Yani war superfreundlich und hat mich gleich zum Essen eingeladen. Yan, die 2012 nach<br />

Deutschland geht ist auch mitgegangen. Das Menü konnte ich natürlich nicht lesen, aber<br />

Yani und Yan trafen die richtigen Entscheidungen in der Essensauswahl, sodass das ein oder<br />

andere Gericht auch mir schmeckte, obwohl viele komische Gerüche mich etwas skeptisch<br />

machten. Leider tat ich mir mit den Stäbchen noch etwas schwer. Ständig ist mir das Essen<br />

auf den Tisch gefallen und deswegen konnte ich meinen Hunger nur sehr sehr langsam<br />

stillen.<br />

Bei allen Angelegenheiten bekam ich Hilfe. Mir wurde das Schulgebäude gezeigt, die<br />

Einkaufsmöglichkeiten, eine chinesische Handykarte gemacht, mir wurde der Bankautomat<br />

erklärt.


Meine Handynummer wurde an viele Dritte weiter gegeben, was schnell zu neuen Kontakten<br />

führte. Ich hatte das Gefühl, dass die Chinesen ziemlich aufgeregt sind, mich an ihrer Uni zu<br />

haben und mich zu sehen und kennen zu lernen. Viele dieser waren aber natürlich nicht an<br />

einer Freundschaft interessiert (was vielleicht auch etwas naiv zu glauben ist), sondern<br />

haben sich aus Neugierde und Hilfsbereitschaft gemeldet. Im Laufe der Zeit konnte ich mich<br />

auf drei chinesische Mädchen verlassen und freute mich sehr, wenn wir etwas<br />

unternommen haben.<br />

Zum Thema „etwas Unternehmen“, Spaß haben, Freizeit, Ausgehen, Sozialisieren, sieht im<br />

Reich der Mitte total anders aus, als ich gewohnt war. Ich denke, dass auf Grund der vielen<br />

vielen Studenten der Konkurrenzkampf um die besten Jobs immens groß ist. Alle Studenten<br />

lernen deswegen die meiste Zeit des Tages. Entweder sie haben Vorlesungen oder sitzen in<br />

der Bücherei. (Apropos Bücherei: Der Stillarbeitsraum in diesem Gebäude ist der einzige<br />

Raum auf dem Campus, der im Winter beheizt und im Sommer klimatisiert ist!). Ist dieses<br />

Lernen effizient oder warum halten sich die Studenten dort ständig auf? Zur<br />

Akklimatisierung? Mir schien ihre einzige Abwechslung sei Internetshopping, von A nach B zu<br />

laufen, essen und schlafen.<br />

Ich fragte mich so oft, warum vor allem die Mädchen keine Hobbys haben. Die Jungs spielten<br />

wenigstens noch etwas Basketball. Ich fand sie alle so passiv. Alle in meinem Alter. Ich hatte<br />

den Eindruck, als ob jegliche Lust am Leben aktiv teilzunehmen bei ihnen fehlte. Sie gehen<br />

selten aus, oder unternehmen etwas. Aber das ist wohl ihre Kultur und höchstwahrscheinlich<br />

ist mein Eindruck nicht repräsentativ. Es wäre zu einfach alle über einen Kamm zu scheren.<br />

Schließlich gibt es zum Beispiel genügend erfolgreich chinesische Sportler und KTV (Karaoke<br />

Singen).<br />

Mit meinen Mitstudentinnen bin ich nicht richtig warm geworden. Die schliefen auch<br />

tatsächlich während der Vorlesung (manchmal). Okay, ehrlich gesagt die<br />

Englischvorlesungen waren sehr altertümlich. Es beginnt bei der Einrichtung des<br />

Klassenzimmers: zerbrechliche Stühle, kaputte Fenster, mini Tische, kalter Betonboden,<br />

keine Heizung, löchrige Vorhänge, aber ein Beamer! Und endet beim Vorlesungsstil der<br />

„Professors“: Monolog! Und das sogar manchmal auf Chinglisch. Das Niveau in Englisch<br />

würde ich bei uns mit der 11./12 Klasse (G9) vergleichen.<br />

In Chinesisch war ich meistens die einzige Studentin. Manchmal stieß Stephen, der Ghanaer<br />

dazu, wenn er nicht gerade irgendwelchem „Klamottenbuisness“ nachgegangen ist. Meine


Chinesisch Vorbereitung ließ eindeutig zu wünschen übrig. Außer „hallo“, „tschüss“ und<br />

„danke“ konnte ich Nichts. Dazu kam dann noch, dass alle meine Chinesisch Lehrer kaum<br />

Englisch sprachen. Wir unterhielten uns anfangs tatsächlich mit Gestik und Mimik. Ganz<br />

schön anstrengend, nicht unbedingt motivierend und brachte mich an den Rand des<br />

Wahnsinns. Ich war sehr verzweifelt und wütend. „Das kann doch nicht so schwer sein?“,<br />

dachte ich mir. Die Lehrer waren auch ehrlich gesagt nicht gut ausgebildet. Es wurde strikt<br />

nach dem Buch unterrichtet. Ich fand auch, dass ihnen nicht bewusst war, wie schwer<br />

chinesisch für uns Europäer sein kann: Man muss ja zuerst einmal die vier Töne hören und<br />

dann unterscheiden können, nachsprechen, lesen und schreiben. Es war anfangs einfach viel<br />

zu viel. Eine meiner größten Herausforderungen im Leben bisher. Mit der Zeit machte ich<br />

auch kleine Fortschritte, jedoch viel langsamer als beim Erlernen von Englisch oder<br />

Französisch. Jede Woche Diktat. Zum Schluss bin ich sogar lieber in Chinesisch-­‐ als in<br />

Englischvorlesungen gegangen.<br />

In meiner Freizeit war ich ziemlich viel auf Reisen. Bereits am zweiten Wochenende bin ich<br />

mit Jane in ihre Heimatstadt Suzhou gefahren. Ihre Eltern wohnen dort in einem Hochhaus<br />

im 20. Stock. Es war Ende Februar und das kalte Wetter machte mir noch ganz schön zu<br />

schaffen. Ich fror und fror. Der Regen hörte nicht auf und die Temperaturanzeige auf dem<br />

Heizofen zeigte 13 Grad an. Innentemperatur. Die Fenster waren offen und so machten es<br />

sich Jane und ihre Eltern nach dem leckeren Abendessen auf dem Sofa, eingepackt in<br />

Wintermäntel, Leggins und Rock, gemütlich. Ich durfte zum Glück in Jane’s Zimmer schlafen<br />

und habe die Klimaanlage auf 22 grad aufgedreht. Chinesen haben eindeutig ein anderes<br />

Temperaturempfinden wie Ich. Wir besichtigten Pagoden, Tempel, Gärten und Straßen und<br />

haben das ganze Sortiment an Straßensnacks gekostet. Alles essbar und megalecker! Klar,<br />

ein WKD dürfte nicht vorbeikommen! Die vielen Menschen und Rollerfahrer auf den Straßen<br />

waren noch sehr ungewohnt und nervig. Man kann nicht bummeln und trödeln und<br />

schlendern, sonst besteht die Gefahr angerempelt, angehupt oder umgefahren zu werden.<br />

Die Highlights von China habe ich mir nicht entgehen lassen: Die Terrakotta Armee in Xi’An,<br />

der Bond in Shanghai und ganz Peking, vom Platz des Himmlischen Friedens, über die<br />

Verbotenen Stadt bis zur Chinesischen Mauer, sind die besten Gelegenheiten, Eindrücke von<br />

der chinesischen Kultur zu bekommen.


Zum Schluss habe ich mich sehr auf zu Hause gefreut, dennoch möchte ich meine<br />

Erfahrungen nie wieder hergeben. Ich fand den Aufenthalt unheimlich interessant, empfehle<br />

es weiter und appelliere an die Studenten die Chance zu nutzen.

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