Stadtteilmagazin für Ost-Karlsruhe Ausgabe 25 · 2, 2010
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2.10 Essen <strong>für</strong> alle<br />
Essen <strong>für</strong> Alle e.V. – ein Verein fordert und fördert soziales Engagement<br />
Gutes und vor allem ausreichendes Essen ist <strong>für</strong> jedes<br />
Kind ein wichtiger Faktor da<strong>für</strong>, dass es sich altersgerecht<br />
und auch gesund entwickeln kann. In einem<br />
Land wie der Bundesrepublik sollte deshalb die Ernährung<br />
des Nachwuchses keine Frage des Geldes<br />
sein, und doch ist das oft der Fall. Auch in der großen<br />
Kreisstadt Stutensee, in der die vielen kleinen Stadtteile<br />
noch immer wie eine ländliche Idylle anmuten, hat<br />
man mit diesem Problem zu kämpfen. „Die Zeiten, in<br />
denen der dörfliche Charakter die Menschen vor Armut<br />
schützte, sind auch bei uns vorbei. Wir haben Eltern,<br />
die stehen am 20. eines Monats vor unserer Türe und<br />
bitten um Hilfe, weil sie nicht mehr wissen, wie sie<br />
ihre Familie bis zum 30. über die Runden bringen sollen“,<br />
berichtet die Gemeindereferentin der katholischen<br />
Seelsorge Stutensee, Helena Rimmele. Seit der Einführung<br />
von Hartz IV sei es besonders schlimm. „Wir werden<br />
mit Notlagen und Problemen konfrontiert, die wir<br />
konfessionell gar nicht mehr lösen können“, sagt sie.<br />
„Von Hartz IV kann man mit Kindern nicht gut leben“<br />
Die Probleme, die konfessionell nicht mehr zu lösen<br />
sind, beschäftigten Helena Rimmele so sehr, dass sie<br />
nach einem Ausweg suchte und ihn auch fand. Sie<br />
gab den Anstoß zu einer übergreifenden Lösung: Die<br />
katholische Seelsorge Stutensee sowie die fünf evangelischen<br />
Gemeinden und die Stadt Stutensee gründeten<br />
den Verein „Essen <strong>für</strong> Alle e.V.“ und speisten den damit<br />
verbundenen Sozialfond mit Spendengeldern. Dann<br />
überlegten die Verantwortlichen wie sie die Unterstützung<br />
zielgenau und unbürokratisch leisten könnten.<br />
„Wir waren uns alle einig, dass wir bei den Kindern anfangen<br />
und haben uns mit Möglichkeiten beschäftigt,<br />
wie jedem Kind im Rahmen der verschiedenen Betreuungsangebote<br />
in Stutensee ein Mittagessen geboten<br />
werden kann. Auch wenn sich die Eltern dies aufgrund<br />
begrenzter finanziellen Möglichkeiten nicht leisten können“,<br />
so die Initiatorin des Projektes.<br />
In den Kindergärten kostet das Essen im Monat rund<br />
<strong>25</strong> Euro und in der Schulmensa pro Mahlzeit etwa<br />
3,40 Euro. Das ist <strong>für</strong> viele einfach zu viel, weiß Helena<br />
Rimmele. „Erst Recht, wenn man von Hartz IV<br />
abhängig ist. Es ist einfach eine Tatsache, dass man<br />
mit Kindern von Hartz IV nicht gut leben kann“, sagt<br />
sie. „Essen <strong>für</strong> Alle“ bietet hier unbürokratisch schnelle<br />
Hilfe. Wer einen entsprechenden gültigen Bescheid<br />
(beispielsweise Wohngeld, Kinderzuschlag oder<br />
20<br />
Hartz IV) nachweisen kann, kann bei der Stadt Stutensee<br />
einen Antrag stellen und bekommt einen Zuschuss<br />
zum Mittagessen des Kindes.<br />
In Stutensee gibt es viele sozial engagierte Meschen<br />
Noch wissen nicht alle, dass es „Essen <strong>für</strong> Alle“ gibt,<br />
es kommt vor, dass jemand zu Helena Rimmele sagt:<br />
„Warum sagt mir keiner, dass es diese Möglichkeit<br />
gibt“. Aber die Initiatorin ist zuversichtlich, dass sich<br />
das bald ändert. „Es braucht einfach Zeit, damit es<br />
sich rumspricht.“ Wenn das Projekt in Sachen „Mittagessen<br />
<strong>für</strong> Kinder“ in geregelten Bahnen läuft und<br />
der Finanzpool noch immer gut gefüllt ist, möchten<br />
die Verantwortlichen des Vereins neue Baustellen im<br />
sozialen Bereich Stutensees angehen. Dann sollen die<br />
Senioren im Mittelpunkt der Hilfe stehen. „Ich könnte<br />
mir auch vorstellen, dass man einen Tafelladen eröffnet“,<br />
sagt Helena Rimmele, die mit diesen Vorhaben<br />
eine gute Möglichkeit <strong>für</strong> die Kirchen sieht Profil zu<br />
zeigen. An Mitstreitern mangelt es jedenfalls nicht.<br />
So wird beispielsweise die Möglichkeit Fördermitglied<br />
zu werden oder Spenden zu leisten mehr genutzt, als<br />
erwartet. „Ich bin sehr froh zu sehen, dass so viele<br />
mitmachen, vor Ort helfen und etwas in ihrer Gemeinde<br />
verbessern wollen.“ Und auch die Zusammenarbeit<br />
innerhalb der drei Projektpartner klappt bestens. „Die<br />
evangelische Kirche, die Kommune und wir ziehen an<br />
einem Strang und das ist super. Ich muss sagen, wir<br />
sind ein tolles Team“, sagt Helena Rimmele lachend.<br />
Doch nicht nur darüber freut sie sich. „Wir bieten zwar<br />
die Plattform <strong>für</strong> soziales Engagement, aber mitmachen<br />
müssen die Menschen schon selbst. Und ich stelle<br />
fest: Es gibt in Stutensee wirklich viele sozial engagierte<br />
Menschen. Ist das nicht schön?“<br />
Informationen:<br />
Katholische Seelsorge Stutensee<br />
Gemeindereferentin Helena Rimmele<br />
St.-Georg-Weg 1<br />
76297 Stutensee (Spöck)<br />
Telefon: 07249/9549595<br />
e-mail: helena.rimmele@t-online.de<br />
Sprechzeit (außerhalb der Schulferien):<br />
Donnerstag 16-18 Uhr<br />
Stadt Stutensee<br />
Telefon: 07244/969-0<br />
www.stutensee.de