Clubzeitschrift 2007/2008 - Tennis-Club Ettlingen

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24 JUGEND Geschichten aus dem Training Warum es jede Trainingseinheit in sich haben kann und es dem Trainer nie langweilig wird - von Marco Ganzhorn - Man könnte meinen, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt langweilig wird, wenn man über Jahre hinweg immer wieder die gleichen Kinder trainiert. Oder man könnte denken, irgendwann alle Probleme und Streitigkeiten schon einmal erlebt zu haben. Doch weit gefehlt… Natürlich kennt man seine Pappenheimer und weiß schon im Vorfeld, wie das Training in etwa ablaufen wird. So ist es üblich, dass die schon etwas älteren Jungs jede Gelegenheit dazu nutzen, um sich über die Neuheiten im Automobilmarkt auszutauschen. Manchmal hat man den Eindruck, dass dies den einzigen Zweck des Trainings darstellt… Nicht anders verhält es sich mit den Mädels – wobei hier kein Thema favorisiert wird; die Hauptsache ist doch, dass man sich überhaupt über etwas unterhält. Zu allem Überfluss hat sich gezeigt, dass die Mädels bei einem strikten Redeverbot nicht mehr an ihre durch das Reden positiv beeinflusste Form anknüpfen konnten. Die Folge: eine vermittelnde Lösung in der Mitte. Ein ständig auftauchendes Phänomen stellt auch das Abziehen der Plätze am Ende der Trainingsstunde dar. Es ist immer wieder überraschend, dass sich jeder beschwert, mindestens die letzten zwei Wochen schon abgezogen zu haben. Da es sich grundsätzlich um Vierergruppen handelt, würde das heißen, dass man immer vier Leute zum Abziehen braucht statt zwei. Irgendwie seltsam. Der Umgang der Kinder mit den Trainingsgeräten verdient eben- so eine Erwähnung. Hütchen und kleine Tore als Ziel stellen keine weiteren Probleme dar; auch Hütchen als Laufhindernis brachten noch keine großen Beschwerden mit sich. Das Aufschlagtrainingsgerät galt sogar als willkommene Abwechslung und wurde immer gerne angenommen. Der Koordinationsleiter gegenüber gibt es jedoch Vorbehalte. „Wieso soll ich durch eine Leiter am Boden laufen?“ Noch schlechter kommt die Netzerhöhung weg: Wenn das Netz einen halben Meter höher liegt, ist man gezwungen, den Ball noch etwas mehr anzuheben. Dies stößt jedoch weder auf Verständnis, noch auf große Gegenliebe. Den Kindern den pädagogischen Zweck eines solchen Gerätes zu erklären, mag zwar im ersten Moment bei diesen einleuchtend klingen, spätestens wenn der erste Ball jedoch im erhöhten Netz landet, lässt die Verärgerung über „dieses blöde Ding“ alles andere vergessen. Aber nicht nur die Kinder sorgen dafür, dass manche der Trainingseinheiten zum unvergesslichen Erlebnis werden, auch äußere Umstände tragen ihren Teil dazu bei. So ist es immer wieder zu bewundern, wie es der Regen – oft ohne größere Ankündigung – schafft, innerhalb kürzester Zeit den Platz unter Wasser zu setzen und damit für zwei Stunden „trainingsfrei“ zu sorgen. Sollte man es einmal geschafft haben, nicht völlig durchnässt am Clubhaus anzukommen, ist mit großer Wahrscheinlichkeit gerade das Clubtelefon kaputt, weil beim Umbau des Freibades mal wieder eine Telefonleitung durchtrennt wurde. Hat man dann trotz ständiger Besetztzeichen alle Kinder oder deren Eltern erreicht, scheint bestimmt wieder die Sonne und die Plätze sind bespielbar. Das ruft die Kinder auf den Plan, die keinen Anruf erhalten haben, aber denken, dass die Plätze durch den starken Regen sicher nicht mehr bespielbar sind, und nicht zum Training erscheinen. Das „End‘ vom Lied“: Der Trainer konnte trotz fünfstündiger Anwesenheit nur zwei von fünf Stunden Training geben, hat eine um 15 € erhöhte Telefonrechnung, muss drei Ausweichtermine für die ausgefallenen Stunden finden und - sollte er es nicht mehr rechtzeitig ins Clubhaus geschafft haben - hat am nächsten Tag ziemlich sicher eine Erkältung. Wenn sich der Tag nicht mal so richtig gelohnt hat... Ein besonderes Schauspiel mit weit geringeren Auswirkungen stellt der ab und an auftretende Hagelregen dar, bei dem (mindestens) tennisballgroße Hagelkörner vom Himmel fallen. Wenn man sich jedoch rechtzeitig unter einen schützenden Schirm setzt und fünf

Minuten abwartet, gibt es keine weiteren Probleme. Ein immer wieder auftretendes Ereignis spielt sich in der Halle ab, wenn ein suboptimaler Balltreffpunkt zu einem optimalen Treffer der Neonröhre führt - dem bei allen Kindern kurz anhaltenden Schockzustand aufgrund des lauten Knalls und des weißen Kunststoffregens auf den Platz folgt grundsätzlich große Freude bei allen Beteiligten nach dem Motto: - von Marco Ganzhorn - Immer wieder muss man in den letzten Jahren hören, wie schlecht es hierzulande um den Tennissport steht und mit welch großen Problemen insbesondere die kleinen Vereine zu kämpfen hätten. Die Schuld muss jedoch zum Teil bei den Vereinen selbst gesucht werden. In der Zeit von Boris Becker und Steffi Graf sind die Kinder von selbst zu den Vereinen gerannt. Jeder wollte so spielen wie die großen Stars im Fernsehen. Darüber hinaus gab es zu dieser Blütezeit des Tennissports kein so breites Sportangebot wie heute. Schließlich kamen die Kinder zu dieser Zeit auch noch in den Genuss von Freizeit - ein seltenes Gut, wie sich heute zeigt. Somit haben sich die Voraussetzungen für Tennis grundlegend verändert. Soweit gibt es aber auch noch keine Meinungsverschiedenheiten. Die fangen erst bei der Konsequenz der durch die Zeit veränderten Ausgangslage an: Vereine mit rückläufigen Mitgliederzahlen, insbesondere im Jugendbereich, „Ich war dabei!“. Die anschließende Kleinstteilchen-Aufheb-Aktion, die prinzipiell mehr als 15 Minuten Zeit in Anspruch nimmt, lässt die Glücksgefühle aller schnell wieder zurücktreten. Der erzieherische Zweck zeigt seine Wirkung. Sollte dieser Bericht aus den Augen des Trainers zu negativ ausfallen - es gibt auch genügend Gutes zu berichten; es gäbe eigentlich sogar überwiegend Gutes zu er- geben sich damit ab und beklagen die veränderten Umstände - unternehmen aber nicht wirklich etwas dagegen, sondern nehmen es hin. Genau an dieser Stelle setzt meine Kritik an. Mit viel Initialzündung von Vorstandsseite und des Vereinstrainers, aber durchaus auch der „normalen“ Clubmitglieder, muss ein Plan und Programm für den Jugendbereich erstellt werden, der die Jugendlichen wieder anlockt und diese an den Verein bindet. Auf diesem Weg hat man es beim TC Ettlingen geschafft, aus einem mehr als toten Jugendbereich (8 Jugendliche) innerhalb von fünf Jahren einen wahren „Jugendverein“ mit knapp 90 Jugendlichen zu schaffen. Natürlich ist eine solche Entwicklung auch von urbanen Bedingungen abhängig und in dieser Form nicht in einem 500-Einwohner-Dorf möglich. Dennoch ist das Erfolgsrezept überall anwendbar: Man braucht ein paar engagierte Menschen, einen Vorstand, der diese Menschen tatkräftig unterstützt, und viele gute Ideen, sei es in Form von Veranstaltungen, einer neuen Homepage oder der Einführung der längst vergesse- JUGEND zählen. Das wäre aber zum einen nicht so lustig, zum anderen werden die Kinder im Training schon zur Genüge mit Lob versehen. Ich will es aber gerne noch einmal auf den Punkt bringen: Die Kinder - egal ob groß oder klein - tragen einen sehr großen Teil dazu bei, dass mir die Arbeit beim TCE so viel Spaß und Freude bereitet und ich immer wieder gerne ins Training komme, um Neues oder auch Altbekanntes erleben zu dürfen. Vereinstennis im 21. Jahrhundert Tennisvereine befinden sich in schweren Zeiten - solange sie nicht aktiv gegensteuern nen Clubrangliste. Der Aufbau von Kooperationen mit Kindergärten oder Schulen stellt einen weiteren Schritt in die richtige Richtung dar. Dass es sich beim TC Ettlingen nicht um ein Zufallsprodukt handelt, zeigen Zahlen aus anderen Vereinen mit vergleichbaren Initiativen: Der FV Ettlingenweier hat im Zeitraum von 2 Jahren einen Mitgliederzuwachs von über 60 Jugendlichen zu verzeichnen, der TC Malsch hat mittlerweile knapp 60 Jugendliche, das stellt einen Zuwachs von 35 Kindern innerhalb von fünf Jahren dar. Aber auch in Großvereinen wie dem SSC Karlsruhe wurde durch viel Engagement und Arbeit, auch im Hintergrund, die Zahl der Jugendlichen in einem Jahr von 114 auf 138 angehoben. Diese Beispiele mögen ausreichen, um zu zeigen, dass es heute auch anders geht und man sich nicht hinter verallgemeinernden Vorstellungen verkriechen darf. Mit viel Engagement und Einsatz für den Verein lässt sich die Jugendarbeit deutlich beleben mit dem Ergebnis, dass die Mitgliederzahlen wieder wachsen - und man sich nicht mehr über den Lauf der Zeit zu ärgern braucht. 25

Minuten abwartet, gibt es keine<br />

weiteren Probleme.<br />

Ein immer wieder auftretendes Ereignis<br />

spielt sich in der Halle ab,<br />

wenn ein suboptimaler Balltreffpunkt<br />

zu einem optimalen Treffer<br />

der Neonröhre führt - dem bei<br />

allen Kindern kurz anhaltenden<br />

Schockzustand aufgrund des lauten<br />

Knalls und des weißen Kunststoffregens<br />

auf den Platz folgt<br />

grundsätzlich große Freude bei<br />

allen Beteiligten nach dem Motto:<br />

- von Marco Ganzhorn -<br />

Immer wieder muss man in<br />

den letzten Jahren hören, wie<br />

schlecht es hierzulande um<br />

den <strong>Tennis</strong>sport steht und mit<br />

welch großen Problemen insbesondere<br />

die kleinen Vereine<br />

zu kämpfen hätten. Die Schuld<br />

muss jedoch zum Teil bei den<br />

Vereinen selbst gesucht werden.<br />

In der Zeit von Boris Becker und<br />

Steffi Graf sind die Kinder von<br />

selbst zu den Vereinen gerannt.<br />

Jeder wollte so spielen wie die großen<br />

Stars im Fernsehen. Darüber<br />

hinaus gab es zu dieser Blütezeit<br />

des <strong>Tennis</strong>sports kein so breites<br />

Sportangebot wie heute. Schließlich<br />

kamen die Kinder zu dieser<br />

Zeit auch noch in den Genuss von<br />

Freizeit - ein seltenes Gut, wie sich<br />

heute zeigt. Somit haben sich die<br />

Voraussetzungen für <strong>Tennis</strong> grundlegend<br />

verändert. Soweit gibt es<br />

aber auch noch keine Meinungsverschiedenheiten.<br />

Die fangen erst bei der Konsequenz<br />

der durch die Zeit veränderten<br />

Ausgangslage an: Vereine<br />

mit rückläufigen Mitgliederzahlen,<br />

insbesondere im Jugendbereich,<br />

„Ich war dabei!“. Die anschließende<br />

Kleinstteilchen-Aufheb-Aktion,<br />

die prinzipiell mehr als 15 Minuten<br />

Zeit in Anspruch nimmt, lässt die<br />

Glücksgefühle aller schnell wieder<br />

zurücktreten. Der erzieherische<br />

Zweck zeigt seine Wirkung.<br />

Sollte dieser Bericht aus den Augen<br />

des Trainers zu negativ ausfallen<br />

- es gibt auch genügend Gutes<br />

zu berichten; es gäbe eigentlich<br />

sogar überwiegend Gutes zu er-<br />

geben sich damit ab und beklagen<br />

die veränderten Umstände - unternehmen<br />

aber nicht wirklich etwas<br />

dagegen, sondern nehmen es hin.<br />

Genau an dieser Stelle setzt meine<br />

Kritik an. Mit viel Initialzündung<br />

von Vorstandsseite und des Vereinstrainers,<br />

aber durchaus auch<br />

der „normalen“ <strong>Club</strong>mitglieder,<br />

muss ein Plan und Programm für<br />

den Jugendbereich erstellt werden,<br />

der die Jugendlichen wieder<br />

anlockt und diese an den Verein<br />

bindet.<br />

Auf diesem Weg hat man es beim<br />

TC <strong>Ettlingen</strong> geschafft, aus einem<br />

mehr als toten Jugendbereich (8<br />

Jugendliche) innerhalb von fünf<br />

Jahren einen wahren „Jugendverein“<br />

mit knapp 90 Jugendlichen zu<br />

schaffen. Natürlich ist eine solche<br />

Entwicklung auch von urbanen Bedingungen<br />

abhängig und in dieser<br />

Form nicht in einem 500-Einwohner-Dorf<br />

möglich. Dennoch ist das<br />

Erfolgsrezept überall anwendbar:<br />

Man braucht ein paar engagierte<br />

Menschen, einen Vorstand, der<br />

diese Menschen tatkräftig unterstützt,<br />

und viele gute Ideen, sei<br />

es in Form von Veranstaltungen,<br />

einer neuen Homepage oder der<br />

Einführung der längst vergesse-<br />

JUGEND<br />

zählen. Das wäre aber zum einen<br />

nicht so lustig, zum anderen werden<br />

die Kinder im Training schon<br />

zur Genüge mit Lob versehen.<br />

Ich will es aber gerne noch einmal<br />

auf den Punkt bringen: Die Kinder<br />

- egal ob groß oder klein - tragen<br />

einen sehr großen Teil dazu bei,<br />

dass mir die Arbeit beim TCE so<br />

viel Spaß und Freude bereitet und<br />

ich immer wieder gerne ins Training<br />

komme, um Neues oder auch<br />

Altbekanntes erleben zu dürfen.<br />

Vereinstennis im 21. Jahrhundert<br />

<strong>Tennis</strong>vereine befinden sich in schweren Zeiten - solange sie nicht aktiv gegensteuern<br />

nen <strong>Club</strong>rangliste. Der Aufbau von<br />

Kooperationen mit Kindergärten<br />

oder Schulen stellt einen weiteren<br />

Schritt in die richtige Richtung dar.<br />

Dass es sich beim TC <strong>Ettlingen</strong><br />

nicht um ein Zufallsprodukt handelt,<br />

zeigen Zahlen aus anderen<br />

Vereinen mit vergleichbaren Initiativen:<br />

Der FV <strong>Ettlingen</strong>weier hat<br />

im Zeitraum von 2 Jahren einen<br />

Mitgliederzuwachs von über 60<br />

Jugendlichen zu verzeichnen, der<br />

TC Malsch hat mittlerweile knapp<br />

60 Jugendliche, das stellt einen<br />

Zuwachs von 35 Kindern innerhalb<br />

von fünf Jahren dar. Aber auch in<br />

Großvereinen wie dem SSC Karlsruhe<br />

wurde durch viel Engagement<br />

und Arbeit, auch im Hintergrund,<br />

die Zahl der Jugendlichen in einem<br />

Jahr von 114 auf 138 angehoben.<br />

Diese Beispiele mögen ausreichen,<br />

um zu zeigen, dass es heute auch<br />

anders geht und man sich nicht<br />

hinter verallgemeinernden Vorstellungen<br />

verkriechen darf. Mit viel<br />

Engagement und Einsatz für den<br />

Verein lässt sich die Jugendarbeit<br />

deutlich beleben mit dem Ergebnis,<br />

dass die Mitgliederzahlen wieder<br />

wachsen - und man sich nicht<br />

mehr über den Lauf der Zeit zu ärgern<br />

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