MZ-74-11 – Oktober/November - Mänziger Zytig
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<strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>11</strong> mänziger zytig Nr. <strong>74</strong> 26 <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>11</strong> mänziger zytig Nr. <strong>74</strong> 27<br />
THEMA: BRUNNEN UND WASSERVERSORGUNG THEMA: BRUNNEN UND WASSERVERSORGUNG<br />
Vor dem Schulhaus sah man die Schulkinder ihre Tintengeschirre<br />
am Brunnentrog blankscheuern. Oder am<br />
Brunnen im Oberdorf hinter dem Schwanen holte der<br />
alte Schmiedemeister Hegglin (...) in den Zwanzigerjahren<br />
sein Trinkwasser. Er behauptete, es sei viel besser<br />
als jenes aus dem Küchenhähnen.»<br />
Wasserversorgung in die Häuser startet mit Streit<br />
Der nächste Schritt kündigte sich schon fünfzehn<br />
Jahre später an: Man war nun im Stand, längere Wasserleitungen<br />
zu bauen, das Wasser, von dem Menzingen<br />
reichlich hatte, sollte also in Röhren gefasst und<br />
ins Dorf geleitet werden. 1886 wurde erstmals die<br />
Wasserlieferung in die einzelnen Häuser über ein verzweigtes<br />
Netz diskutiert. Man erwarb die Quellen in<br />
der Fürschwand und im Teuftänndli und baute Leitungen<br />
von mehreren Kilometern Länge.<br />
Das ging den einen aber zu schnell: 1893 brach der<br />
sogenannte Wasserkrieg aus. Franz Josef Schön und<br />
37 Mitunterzeichner nannten das Fürschwand-Wasserwerk<br />
eine «Luxusbaute» und waren nicht bereit,<br />
das Werk mitzutragen. Dies führte 1894 zur Gründung<br />
der Dorfgenossenschaft, bei der die Abtrünnigen<br />
nicht mitmachten. 38 Genossenschafter waren<br />
bereit, unter Eingehen einer grossen Solidarhaft, das<br />
Werk zu wagen. Die Quellen wurden gefasst, das<br />
Wasser in einer Leitung zum Reservoir Ebnet geleitet,<br />
wo zwei Behälter erbaut wurden: der eine für das<br />
Trinkwasser, der andere als Feuerlöschreserve. Bereits<br />
im Herbst 1894 wurde diese erste Wasserversorgung<br />
eingeweiht, die nun die interessierten Privathaushalte<br />
belieferte. Sie bildete bis 1978 das Herzstück<br />
der Menzinger Wasserversorgung.<br />
Die Zahl der Häuser, die der neuen Wasserversorgung<br />
von 1894 angeschlossen wurde, wuchs rasch,<br />
die Brunnen verloren damit ihre Wichtigkeit als Wasserlieferanten.<br />
Beim Dorfschulhaus: «Ich freue mich auf die nächste<br />
Wasserschlacht der Kinder. Als Schulhausbrunnen hab’ ich’s<br />
gut, es ist immer etwas los! Nur eines hasse ich: Ferienzeiten!»<br />
An der Oberdorfstrasse: «Ich wäre fast ein Sujet für den<br />
Foto-Wettbewerb in der mz geworden: Kaum jemand kennt<br />
mich. Nur zwei, drei Anwohner kommen hier vorbei und der<br />
Lieferwagen des Bäckers. Die Bauten ringsum haben mich so<br />
in die Ecke gedrängt, ich glaube, ich störe hier nun noch.»<br />
KOMMENTAR<br />
Wie schön sind unsere Dorfbrunnen?<br />
Heute dienen die Brunnen in unserem Dorf <strong>–</strong> neben der<br />
Notversorgung <strong>–</strong> besonders der Verschönerung. Die<br />
Frage ist also erlaubt: Wie schön sind unsere Dorfbrunnen?<br />
Das Thema hat uns ein erstes Mal beschäftigt, als<br />
wir vor einem Jahr (mz 67) unser Ortsbild zur Diskussion<br />
gestellt haben. Unser Berater damals, Peter F. X.<br />
Hegglin, ehemaliger Landschaftsplaner des Kantons<br />
Zug, hatte einen eigenen Beitrag über Brunnen<br />
angeregt.<br />
Seither haben wir die Brunnen unserer Gemeinde<br />
genauer unter die Lupe genommen und haben den<br />
Eindruck erhalten, dass einige von ihnen ein vergleichsweise<br />
ärmliches Dasein fristen: von immer trocken<br />
liegend (Eu), über einsam stehend, wo es nur Beton<br />
und Teerstrassen gibt (Post), bis zu Standorten, die<br />
kaum jemand kennt, weil man da nicht vorbeikommt<br />
(Oberdorfstrasse, Kirchgasse). Den Spillmann-Brunnen<br />
haben wir vor einem Jahr schon erwähnt: Über seinen<br />
Standort kann gestritten werden. Nun haben wir seine<br />
interessante Geschichte erfahren (vgl. nebenstehender<br />
Text), bedauern aber, dass die zwei Bäume, die der<br />
Erbauer ihm zugedacht hat, an diesem Standort keinen<br />
Platz finden. Wenn dann schliesslich noch Klagen<br />
eingehen von Leuten, die sich stören ob dem Lärm von<br />
Kindern, die am Brunnen spielen, dann haben wir <strong>–</strong><br />
oder einige von uns <strong>–</strong> eine etwas bedenkliche Einstellung<br />
zu unseren Brunnen entwickelt.<br />
Wir stellen hier einzelne Brunnen im Bild vor, um sie in<br />
Erinnerung zu rufen und geistig zum Leben zu<br />
erwecken. An welchem möchten Sie sich gerne<br />
aufhalten? Welcher Brunnen ist mit seinem Standort<br />
eher zu bedauern?<br />
Gottfried Zürcher hat letztes Jahr, als wir den Spillmann-Brunnen<br />
«zerzaust» haben, in einem Leserbrief<br />
bemerkt: «Also: Auf die Socken, ich erwarte Vorschläge<br />
und die Bildung eines kreativen Ideenkomitees.»<br />
Wie wahr! Wo sind die kreativen und interessierten<br />
Geister, die dem einen oder andern Brunnen in<br />
unserer Gemeinde ein würdigeres Aussehen oder eine<br />
würdigere Umgebung verleihen möchten? Bitte<br />
melden!<br />
STELLUNGNAHME DER DORFGENOSSENSCHAFT<br />
Zu der Zeit, als die Brunnen erstellt wurden, hatten sie<br />
einen prominenteren Standort als heute. Vielleicht<br />
lohnt es sich zu überlegen, welche Gebäude im Jahr<br />
1870 bereits standen.<br />
Die Bildkommentare sind die persönliche Meinung des<br />
Autors und müssen nicht mit den Interessen der<br />
Dorfgenossenschaft übereinstimmen. Die DGM will die<br />
Brunnen sicher erhalten, hat aber nicht im Sinn, die<br />
Umgebung auf eigene Kosten gross umzugestalten. Sie<br />
ist aber offen für Kritik und bereit, an guten Lösungen<br />
mitzuarbeiten.<br />
Der Spillmann-Brunnen am Dorfplatz<br />
Der vor 65 Jahren errichtete Brunnen zu Ehren von<br />
Landammann Fritz Spillmann erinnert an eine Zeit,<br />
da Menzingen einen beschwerlichen zweistündigen<br />
Marsch <strong>–</strong> hinunter ins Lorzentobel, über die Holzbrücke<br />
und wieder hinauf <strong>–</strong> von Zug und den Tal-<br />
gemeinden entfernt war.<br />
Die erste Strasse wurde 1869 vom Grossen Rat des<br />
Kantons Zug beschlossen. Sie führte von Baar über<br />
Hinterburg nach Menzingen. Auf ihr fuhr die Pferdekutsche,<br />
bis sie durch den «stinkenden» Omnibus<br />
«Orion» mit «unzuverlässigem Fahrplan» ersetzt<br />
wurde.<br />
1899 stimmte der Kantonsrat dem Bau von Strassenbahnen<br />
im Kanton Zug zu, 1901 sagte er Ja<br />
zum Bau einer Brückenverbindung über das Lorzentobel.<br />
Motionär beider Anliegen war Kantonsrat<br />
Fritz Spillmann aus Zug, späterer Regierungsrat und<br />
Landammann.<br />
Es folgten sechs harte Jahre Überzeugungs- und<br />
Aufbauarbeit, um die Gegner von diesen Anliegen<br />
zu überzeugen. Die Gemeinden im Ennetsee sahen<br />
keinen Vorteil für sich und waren dagegen. Für die<br />
Lorzentobelbrücke wurden verschiedene Projekte<br />
erstellt und wieder verworfen. Spillmann hatte in<br />
den Kommissionen für beide Anliegen den Vorsitz<br />
und liess sich weder durch technische noch finanzielle<br />
Probleme von den Vorhaben abbringen. Er<br />
war gewissermassen «die Seele des Unternehmens»<br />
einer besseren Verbindung vom Berg zum Tal. Zwei<br />
Volksabstimmungen belohnten das Engagement<br />
des Mannes: 1906 stimmten 77,6 % der Stimmbür-