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REK KulturLandschaft HessenSpitze - Region Kassel-Land eV

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<strong>Region</strong>ales Entwicklungskonzept<br />

für die<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

zur Vorlage beim<br />

Hessischen Ministerium für Umwelt, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz<br />

Abteilung <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Mainzer Strasse 80 – 65189 Wiesbaden<br />

im Rahmen des Wettbewerbs<br />

um Anerkennung als LEADER-<strong>Region</strong> (Förderzeitraum: 2007-2013)<br />

Für Rückfragen während der Wettbewerbsdauer steht zur Verfügung:<br />

<strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<strong>Land</strong> e.V. - Touristik und <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

Bahnhofstraße 26<br />

34369 Hofgeismar<br />

Ansprechpartner:<br />

Ute Raband Benjamin Schäfer<br />

Tel: 05671/5075-35 Tel: 05671/5075-34<br />

FAX: 05671/5075-31 FAX: 05671/5075-31<br />

e-mail: u.raband@region-kassel-land.de e-mail: b.schaefer@region-kassel-land.de


Das <strong>Region</strong>ale Entwicklungskonzept für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

wurde erarbeitet von:<br />

in Kooperation mit<br />

Hofgeismar, im Oktober 2007<br />

und der Arbeitsgruppe Empirische<br />

Planungsforschung an der


INHALT<br />

Zusammenfassung ...................................................................................... 1<br />

1. Gebietsanalyse ............................................................................................. 6<br />

1.1. Räumliche Lage, Identität und Gebietsabgrenzung .......................................... 6<br />

1.2 Bevölkerungsstruktur und demografische Entwicklung .................................. 8<br />

� Aktuelle Einwohnerzahl<br />

� Bevölkerungsdichte<br />

� Bevölkerungsentwicklung<br />

� Anteil der Gesamtbevölkerung und Einwohner/innen im erwerbsfähigen Alter<br />

� Alterdurchschnitt<br />

� Wanderungsbewegungen<br />

� Bevölkerungsvorausschätzung bis 2020<br />

1.3 Wirtschaftliche Ausgangssituation ..................................................................... 14<br />

1.3.1 Wirtschaftdaten .................................................................................................... 14<br />

� Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

� Betriebsgrößenstruktur nach Wirtschaftszweigen<br />

� Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte und Kaufkraft<br />

1.3.2 Arbeitsmarktdaten ............................................................................................... 17<br />

� Erwerbstätige/sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

� Pendlersalden<br />

� Angebot an Ausbildungsplätzen<br />

� Arbeitslosenquote<br />

� <strong>Region</strong>ale arbeitsmarktpolitische Aktivitäten<br />

1.3.3 Wissensinfrastruktur, Innovations- und Kooperationsprojekte ......................20<br />

1.4 Wirtschaftsbereiche .............................................................................................. 21<br />

1.4.1 <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft ................................................................................... 21<br />

� Ausprägung der regionalen Agrarstruktur und Betriebsstrukturen<br />

� Ökologische <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

� Nutzung von Bioenergie<br />

� Einschätzung der Wirtschaftslage<br />

� Verarbeitung und Vermarktung (z.B. Erzeugergemeinschaften)<br />

� Bildung, Ausbildung und Qualifizierung<br />

� <strong>Land</strong>wirtschaft als <strong>Land</strong>schaftsschutz und <strong>Land</strong>schaftspflege<br />

� Touristisches Entwicklungspotential in der <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

� Ausprägung der regionalen Forstwirtschaft<br />

� Potentiale zur Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Biomasse<br />

1.4.2 Industrie, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Handwerk<br />

und allgemeine Dienstleistungen ......................................................................... 27<br />

1.4.3 Tourismus ............................................................................................................. 29<br />

1.4.4 Energiewirtschaft ................................................................................................. 34<br />

� Strukturen der Energieversorgung<br />

� Potentiale für Energiegewinnung aus regenerativen Quellen<br />

� Potentiale zur energetischen Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Biomasse<br />

� Potentiale der Energieeinsparung<br />

� Abschätzung der Substitution importierter Energieträger<br />

1.5 Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung .................................................................... 35<br />

1.6 Lebensqualität ........................................................................................................................................ 37<br />

1.6.1 Infrastruktur und Dienstleistungseinrichtungen .............................................. 37<br />

� Verkehrsanbindungen, ÖPNV


� Kultur- und Bildungseinrichtungen<br />

� Soziale und medizinische Versorgung und Betreuung<br />

� Nahversorgung mit Energie<br />

� Dienstleistungseinrichtungen zur Grund- und Nahversorgung<br />

� Kommunikations- und Informationseinrichtungen<br />

� Freizeiteinrichtungen<br />

1.6.2 Entwicklung der Städte und Dörfer ................................................................... 42<br />

� Bezugnahme zur Dorferneuerung und Denkmalpflege<br />

� Gebäudeleerstand<br />

� Baugebietsreserven, Energieeinsparpotentiale der Gebäude und Bewertung<br />

� Benennung besonderer Problembereiche in den sozialen Strukturen<br />

� Auswirkungen des demographischen Wandels auf die verschiedenen<br />

Handlungsebenen, Bedarf für kooperative, überörtliche Einrichtungen<br />

1.6.3 Natürliches und kulturelles Erbe, <strong>Land</strong>schaft und <strong>Land</strong>nutzung ................... 45<br />

1.7 Bisheriger Einsatz strukturverbessernder Programme und Maßnahmen ..... 47<br />

� Dorferneuerung – Anzahl der Förderschwerpunkte<br />

� <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

� Wettbewerb „Unser Dorf“<br />

� Flurneuordnung – Anzahl und Zweck von Flurbereinigungsverfahren<br />

� Tourismusförderung<br />

� Biorohstoffanlagen<br />

� Stadtumbau West und Flächenmanagement<br />

� Soziale Projekte<br />

� Konversion von Bundeswehrstandorten in Wolfhagen und Fuldatal<br />

� Umgang mit Instrumentarien<br />

1.8 Zusammenfassende SWOT-Analyse .................................................................. 53<br />

1.9 Handlungsbedarf und Handlungsfelder ............................................................ 65<br />

2. <strong>Region</strong>ale Entwicklungsstrategie .............................................................. 66<br />

2.1. Entwicklungsleitbild ............................................................................................ 66<br />

2.2. Strategische Entwicklungsziele .......................................................................... 67<br />

2.3. Leitprojekte .......................................................................................................... 68<br />

2.4. Begründung des Maßnahmeneinsatzes ............................................................. 74<br />

3. Maßnahmen ................................................................................................ 76<br />

3.1 Verbesserung der Wettbewerbfähigkeit der <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft ..... 76<br />

3.2 Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung .................................................................... 77<br />

3.3 Diversifizierung und Entwicklung der Wirtschaft ............................................ 79<br />

3.4 Verbesserung der Lebensqualität ....................................................................... 85<br />

3.5 Weitere für die <strong>Region</strong> wichtige Entwicklungsmaßnahmen ............................ 87<br />

3.6 Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung/Sensibilisierung der<br />

Bevölkerung für die Ausarbeitung/Umsetzung regionaler/örtlicher<br />

Entwicklungskonzepte ......................................................................................... 88<br />

3.7 Umsetzung von Projekten der Zusammenarbeit .............................................. 90<br />

3.8 Arbeit der lokalen Aktionsgruppe ..................................................................... 90<br />

3.9. Finanztabelle für den geplanten Einsatz der LEADER-Mittel ....................... 91<br />

4. Organisation des Entwicklungsprozesses ................................................ 91<br />

5. Erfolgkontrolle und Programmfortschreibung ....................................... 97<br />

ANHANG


Abkürzungsverzeichnis:<br />

A1-Betriebe zulassungspflichtige Handwerksbetriebe<br />

AGiL Arbeitsförderungsgesellschaft im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

ALG Arbeitslosengeld<br />

ARGE Arbeitsgemeinschaft von Arbeitsagenturen und kommunalen Trägern zur<br />

Verwaltung von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Grundsicherung für<br />

Arbeitsuchende, Arbeitslosengeld II)<br />

B Bundesstrasse<br />

BAB Bundesautobahn<br />

BHKW Blockheizkraftwerk<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt<br />

DE Dorferneuerung<br />

DLG Deutsche <strong>Land</strong>wirtschafts-Gesellschaft<br />

DSL Digital Subscriber Line (englisch für „Digitaler Teilnehmer-Anschluss“)<br />

EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung<br />

EIBE Programm zur Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt des Hessischen<br />

Kultusministeriums in Kooperation mit dem Europäischen Strukturfond<br />

ELER Europäischer <strong>Land</strong>wirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums<br />

EPLR Entwicklungsplan für den ländlichen Raum (in diesem Fall des <strong>Land</strong>es Hessen)<br />

ESF Europäischer Strukturfond<br />

EW Einwohner<br />

FFH Flora Fauna Habitat<br />

FlurbG Flurbereinigungsgesetz<br />

GA Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe<br />

ha Hektar<br />

HE Haupterwerbsbetriebe<br />

HIAP Hessisches Integriertes Agrarumweltprogramm<br />

ICE Intercityexpress<br />

IngA Integration durch Arbeit<br />

ISET Institut für solare Energieversorgungstechnik (Verein an der Universität <strong>Kassel</strong>)<br />

IuK-Technologie Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau (Bankengruppe)<br />

KW Kilowatt<br />

LAG Lokale Aktionsgruppe<br />

LEADER Liaison entre actions de développement de l'économie rurale (französisch für<br />

Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft)<br />

LF <strong>Land</strong>wirtschaftsfläche<br />

LW <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

MWh Megawattstunden<br />

NATURA 2000 Schutzgebietssystem innerhalb der Europäischen Union, das Gebiete von gemeinschaftlicher<br />

Bedeutung bzw. besondere Schutzgebiete umfasst, die entweder<br />

der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie oder der Vogelschutzrichtlinie entsprechen.<br />

NAWARO Nachwachsende Rohstoffe<br />

NE Nebenerwerbsbetriebe<br />

nino Netzwerk Industriekultur Nordhessen<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />

Reg.-Bez. Regierungsbezirk<br />

<strong>REK</strong> <strong>Region</strong>ales Entwicklungskonzept<br />

SGB Sozialgesetzbuch<br />

SILKA Streuobstinitiative im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

SWOT Strengths – Weaknesses – Opportunities – Threats (englisch für Stärken –<br />

Schwächen – Chancen – Risiken)<br />

VABIA Verein für Ausbildung, Beratung, Integration und Arbeit Vellmar e.V.<br />

VHS Volkshochschule


Zusammenfassung<br />

Die <strong>Region</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ liegt im äußersten Norden des <strong>Land</strong>kreises<br />

<strong>Kassel</strong> und <strong>Land</strong>es Hessen. Sie wird von den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-<br />

Westfalen, den hessischen <strong>Land</strong>kreisen Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg und der Stadt<br />

<strong>Kassel</strong> umschlossen.<br />

Zur <strong>Region</strong> gehören – von Nord nach Süd - die 19 Kommunen Bad Karlshafen, Trendelburg,<br />

Wahlsburg, Oberweser, Reinhardshagen, Hofgeismar, Liebenau, Immenhausen, Grebenstein,<br />

Espenau, Calden, Ahnatal, Vellmar, Fuldatal, Zierenberg, Breuna, Wolfhagen, Habichtswald<br />

und Naumburg mit insgesamt 91 Orts-/Stadtteilen, einer Fläche von 1.013,56 km² und 140.130<br />

Einwohnern.<br />

Bei der Betrachtung der klassischen Strukturdaten erscheint die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

als eine durchschnittliche deutsche Mittelgebirgsregion: land- und forstwirtschaftlich genutzte<br />

Flächen prägen das <strong>Land</strong>schaftsbild; die durchschnittliche Einwohnerdichte liegt deutlich<br />

unter den entsprechenden Werten des Regierungsbezirks und des <strong>Land</strong>es; die Arbeitslosenquote<br />

und der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist relativ hoch; die Zahl der Auspendler überwiegt die<br />

der Einpendler; für die nächste Jahre und Jahrzehnte werden deutliche Bevölkerungsverluste<br />

prognostiziert – um nur einige Rahmenbedingungen zu benennen.<br />

Somit sieht sich auch diese <strong>Region</strong> vor die Herausforderung gestellt, einen zukunftsorientierten<br />

Umgang mit den Auswirkungen übergeordneter Veränderungsprozesse zu finden. Insbesondere<br />

der „landwirtschaftliche Strukturwandel“ und der „demographische Wandel“ sind in der <strong>Region</strong><br />

nicht nur statistisch, sondern auch real sehr konkret wahrzunehmen: Vielerorts sind aufgegebene<br />

landwirtschaftliche Betriebe, Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte zu sehen; in einigen alten<br />

Ortskernen ist eine deutliche Zunahme leerstehender und z.T. gefährdeter Fachwerksubstanz zu<br />

beobachten.<br />

Das vorliegende Entwicklungskonzept zielt entsprechend wesentlich darauf ab, die „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ durch diese weitreichenden Veränderungsprozesse hindurch nachhaltig<br />

als Lebens- und Wirtschaftsregion zu erhalten und zu gestalten.<br />

Dabei kommt, wie der Name „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ bereits bewusst andeutet, dem<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong>sraum sowohl im Hinblick auf seine kultur- und landschaftsgeschichtliche<br />

Vielfalt als auch als Basis für das gesellschaftliche wie wirtschaftliche Leben eine besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Zum einen sind die konkreten Erscheinungsformen der angesprochenen Veränderungsprozesse<br />

(z.B. der prognostizierte Rückgang der Gesamtbevölkerung, gravierende Veränderungen in der<br />

Alterspyramide) nur im Wechselspiel zwischen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und<br />

konkreten Merkmalen des Siedlungs- und <strong>Land</strong>schaftsraumes zu verstehen und zu gestalten. So<br />

ist in der <strong>Region</strong> und ihrem Entwicklungskonzept beispielsweise zwischen sehr dünn besiedelten,<br />

verkehrsgeographisch benachteiligten Orten mit wahrnehmbaren Bevölkerungsverlusten<br />

und solchen mit relativ stabiler Bevölkerungsentwicklung im direkten Einzugsbereich der Großstadt<br />

<strong>Kassel</strong> zu differenzieren.<br />

Zum zweiten ist die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ durch eine nachweislich sehr lange und<br />

facettenreiche Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte geprägt, was nicht nur durch die besonders<br />

vielgestaltige <strong>Land</strong>schaft sondern auch durch unzählige Bodendenkmäler und immer wieder<br />

neue Grabungsfunde sichtbar wird.<br />

Zum dritten gibt es mit dem Urwald und dem Tierpark Sababurg, dem Naturpark Habichtswald<br />

sowie insbesondere den Ecomuseen Reinhardswald und Habichtswald etablierte, differenzierte<br />

und zugleich immer stärker vernetzte Einrichtungen und Angebote, die darauf zielen, den Kul-<br />

1


turlandschaftsraum mit seinen Besonderheiten nachhaltig fortzuentwickeln und zugleich für<br />

Einheimische und Gäste erfahrbar zu machen.<br />

In Folge dieser Erkenntnisse aus der <strong>Region</strong>s- und SWOT-Analyse stellt das <strong>Region</strong>ale Entwicklungskonzept<br />

die <strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> in den Mittelpunkt der fünf vordringlich zu bearbeitenden<br />

Handlungsfelder. Die beiden Aspekte Kultur und <strong>Land</strong>schaft stellen dabei als Kernstärken<br />

und wesentliche „weiche“ Standortfaktoren der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ aktive (d.h.<br />

die verschiedenen Wirtschafts- und Sozialbereiche verbindende) Faktoren der regionalen Entwicklung<br />

dar. Mit ihnen ist nicht zuletzt ein erheblicher Einfluss auf die regionale Identität, die<br />

Lebensqualität und die möglichen wirtschaftlichen Dynamiken verbunden.<br />

Lebensqualität<br />

und Infrastruktur<br />

Wirtschaftliche<br />

Entwicklung v.a.<br />

durch kleine<br />

und mittlere<br />

Unternehmen<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

erneuerbare<br />

Energien<br />

naturnaher<br />

(Aktiv)Tourismus<br />

Sowohl die zentrale Bedeutung des Kulturlandschaftsraumes als auch der integrative Ansatz des<br />

<strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes drücken sich auch im regionalen Entwicklungsleitbild aus:<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ eröffnet neue Perspektiven<br />

der Identität und Grenzüberschreitung:<br />

für einen bewussten Umgang mit dem kultur- und landschaftsgeschichtlichen Reichtum<br />

und eine aktive Lebensraumgestaltung, Wirtschaftsentwicklung und Energienutzung!“<br />

Mit der Begrifflichkeit „neue Perspektiven“ soll ein gewünschter Fokus der regionalen Entwicklung<br />

eröffnet werden, der vom „Hier und Jetzt“ in die Zukunft weist und ebenso vorausschauend<br />

wie verantwortungsbewusst und innovativ sein soll. Das Begriffspaar „Identität“ und<br />

„Grenzüberschreitung“ ist nach innen wie außen orientiert und macht zum einen auf die Herausforderungen<br />

aufmerksam, denen sich die <strong>Region</strong> im Zusammenhang mit dem prognostizierten<br />

demographischen Wandel selbst stellen muss und will, verdeutlicht aber auch den hohen<br />

Stellenwert von inner- wie überregionaler Kooperation und Netzwerkarbeit, die neue Entwicklungschancen<br />

eröffnen. Mit der Ergänzung „Für einen bewussten Umgang mit dem kultur-<br />

und landschaftsgeschichtlichen Reichtum, eine aktive Lebensraumgestaltung, Wirtschaftsentwicklung<br />

und Energienutzung!“ nimmt das regionale Entwicklungsleitbild Bezug auf die<br />

<strong>Region</strong> als gleichwertigen Lebens- und Arbeitsraum, mit den Begriffen „bewusst“, „aktiv“ und<br />

„Energienutzung“ aber auch auf eine ausdrücklich gewollte Stärkung der regionalen gesellschaftlichen<br />

Kräfte, die z.B. in Form von ehrenamtlichem und bürgerschaftlichem Engagement<br />

vorhanden sind und dem LEADER-Ansatz entsprechen.<br />

2


Das regionale Entwicklungsleitbild lässt sich in drei strategische Entwicklungsziele differenzieren,<br />

die bewusst handlungsfelderübergreifend formuliert sind und damit versuchen, die Philosophie<br />

einer integrierten, d. h. Sektor übergreifenden und nach dem Bottom-up gestalteten, <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

fassbar zu machen. Die strategischen Entwicklungsziele für die „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ sind:<br />

� Entwicklung und Verbesserung des regionalen Natur- und Kulturerbes<br />

� Diversifizierung der regionalen Wirtschaft<br />

� Verbesserung regionaler Lebensqualität und Infrastruktur“<br />

Die Umsetzung des regionalen Entwicklungsleitbildes und der strategischen Entwicklungsziele<br />

erfolgt wesentlich durch die Ausarbeitung und Realisierung von Leitprojekten und darin einzuordnenden<br />

Maßnahmen. Die Grafik verdeutlicht die Einflussnahme der Entwicklungsziele auf<br />

die Leitprojekte.<br />

Zwei der sechs Leitprojekte nehmen bereits im Titel auf die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong>“ Bezug: „Kultur<br />

und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“ und „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“.<br />

Während das Leitprojekt „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“ auf eine systematische<br />

quantitative und vor allem auch qualitative Weiterentwicklung der Angebote zur individuellen<br />

und gemeinsamen Auseinandersetzung mit den Besonderheiten des Kulturlandschaftsraumes<br />

zielt, nimmt das Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“ die dafür notwendigen<br />

Voraussetzungen, nämlich den Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsraum selbst, seine Schutz- und<br />

Nutzungsperspektiven sowie seine Veränderungsrisiken in den Blick.<br />

Insofern es dabei zwingend darum gehen muss, sich auch mit brachfallenden landwirtschaftlichen<br />

Flächen und Gebäuden sowie mit sich entleerenden Ortskernen auseinander zu setzen, bietet<br />

dieses Leitprojekt in bewusster Ergänzung zu dem Leitprojekt „Lebensqualität für alle Generationen“<br />

einen Rahmen zur Bearbeitung wichtiger Fragen, Problemstellungen und Chancen im<br />

Umgang mit den Folgen des demographischen Wandels.<br />

Dabei sollen, durch eine Reihe von ineinandergreifender Ansätze, angemessene Lebensbedingungen<br />

sowie wohnortnahe Versorgungs- und Unterstützungsangebote gerade auch für Ältere<br />

und Immobile in den abgelegeneren Orten gesichert bzw. entwickelt werden sowie wirkungsvol-<br />

3


le Impulse für nachhaltige Formen bürgerschaftlichen Engagements gesetzt und darüber die Lebensqualität<br />

für alle Generationen gestärkt werden.<br />

Die weiteren Leitprojekte, „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“, „Tourismus<br />

und Naherholung aktiv“ sowie „Erneuerbare Energien“, beschreiben Entwicklungspfade<br />

in den Bereichen der regionalen Wirtschaft, die sich in der <strong>Region</strong>s- und SWOT-Analyse als besonders<br />

wichtig gezeigt haben.<br />

Die regionale Wirtschaft ist insgesamt sehr stark geprägt durch kleine, häufig inhabergeführte<br />

Dienstleistungs- und vor allem auch Handwerksbetriebe, die jedoch zu wenig wohnortnahe Arbeitsplätze<br />

zur Verfügung stellen. Besonders bemerkenswert ist die Zahl und Vielfalt (z.T.<br />

weltweit tätiger) innovativer Kleinunternehmen sowie die sehr engagierte Kreishandwerkerschaft<br />

Hofgeismar-Wolfhagen. Auch werden in vielen Betrieben traditionelle, zum Teil unmittelbar<br />

mit dem Kulturlandschaftsraum verbundene, Handwerkstechniken gepflegt und weiter<br />

gegeben werden – häufig in Verbindung mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsangeboten für<br />

(benachteiligte) junge Menschen.<br />

Die <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft spielt insgesamt eine vergleichsweise große Rolle und hat in den<br />

letzten Jahren erheblich dazu beigetragen, dass die <strong>Region</strong> bundesweit als Vorreiter im Bereich<br />

erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe betrachtet werden kann.<br />

In dem insgesamt sehr dynamischen Bereich der regenerativen Energie sowie im Bereich des<br />

landschaftsbezogenen Tourismus, der in der <strong>Region</strong> eine wichtige, aber tendenziell stagnierende<br />

Rolle spielt, sind noch erhebliche Entwicklungspotenziale zu erkennen. Das vorliegende Konzept<br />

soll u.a. dazu beitragen, dass solche Potenziale gerade auch in Verbindung mit der Diversifizierung<br />

landwirtschaftlicher Betriebe aufgegriffen und ausgestaltet werden, um zur zukunftsorientierten<br />

Absicherung landwirtschaftlicher Einkommen und Betriebe beizutragen. Insbesondere<br />

mit Projekten im Bereich der regenerativen Energien kann zugleich zur bewahrenden Fortentwicklung<br />

des <strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong>sraumes beigetragen werden, wenn beschränkende Faktoren,<br />

wie z.B. die Begrenzung der Flächen für Energiepflanzen, frühzeitig gesehen und berücksichtigt<br />

werden.<br />

In den drei Leitprojekten „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“, „Tourismus<br />

und Naherholung aktiv“ sowie „erneuerbare Energien“ geht es darum, die regionsspezifischen<br />

Stärken in den damit angesprochenen Wirtschaftsbereichen so zu entwickeln, dass entscheidende<br />

Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung des Wirtschafts-, Arbeits- und Ausbildungsmarktes<br />

der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ entstehen.<br />

Wie weit der Kulturlandschaftsraum mit seinen Besonderheiten - als gestaltbare Grundlage aller<br />

bisherigen und zukünftigen Entwicklungen - langfristig Lebensqualität für alle Generationen<br />

bieten kann, wird wesentlich davon abhängen, ob es gelingt, die regionale Wirtschaft durch Innovation<br />

und Diversifizierung so weiter zu entwickeln, dass sie qualitativ und quantitativ ausreichende<br />

Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen kann. Hierbei ist es wichtig,<br />

der Abwanderung junger Menschen und einem tendenziellen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.<br />

Ergänzend sind aus der Zunahme der älteren Bevölkerungsgruppen (z. T. durch Zuzug) über den<br />

Zuwachs an Kaufkraft und die verstärkte Anforderung von haushaltsnahen Dienstleistungen<br />

wirtschaftliche Impulse zu gewinnen. Diese gilt es frühzeitig zu erkennen und beispielsweise<br />

durch Projekte nach dem Motto „Lebensqualität für alle Generationen“ zu gestalten.<br />

Die Maßnahmenbereiche „Versorgung der ländlichen Wirtschaft und Bevölkerung mit gemeinwohlorientierten<br />

Einrichtungen“ und „Diversifizierung und Entwicklung der Wirtschaft“<br />

werden in Verbindung mit dem Maßnahmenbereich „Verbesserung der Lebensqualität“ entsprechend<br />

im Vordergrund der Umsetzung der LEADER-Strategie stehen.<br />

4


Die Umsetzung der skizzierten Entwicklungsstrategie für die <strong>Region</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

soll durch einen Verein gleichen Namens koordiniert und gewährleistet werden. Dieser<br />

Verein wird als <strong>Region</strong>alforum/Lokale Aktionsgruppe fungieren und auf allen Ebenen nach<br />

den Vorgaben der LEADER-Ausschreibung organisiert sein und arbeiten. Damit wird die<br />

Rechtsfähigkeit als „Lokale Aktionsgruppe“ umgesetzt und deren Zuständigkeit ausschließlich<br />

für diese <strong>Region</strong> gewährleistet.<br />

Aufgebaut und getragen wird der Verein von den 19 der <strong>Region</strong> zugehörigen Kommunen sowie<br />

mindestens ebensoviel privatrechtlichen Mitgliedern (z.B. Heimat- und Gewerbevereine oder<br />

kirchlichen Organisationen), die unterschiedliche gesellschaftliche Interessen vertreten und sich<br />

zum großen Teil bereits seit Jahren in der und für die <strong>Region</strong> engagieren.<br />

Für die mit der Umsetzung des <strong>REK</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ und der Etablierung/<br />

Stabilisierung des <strong>Region</strong>alforums/LAG verbundenen Tätigkeiten der Initiierung, Koordination,<br />

Beratung und Moderation wird durch eine(n) hauptamtliche(n) <strong>Region</strong>almanager(in) in Vollzeit<br />

sowie unterstützendes Personal im Umfang von mindestens einer halben Stelle gewährleistet.<br />

Als operative Einheit wird eine Geschäftsstelle dienen. Damit stehen den regionalen Akteuren<br />

unmittelbare Gesprächspartner zur Verfügung bzw. wird die direkte Kommunikation zwischen<br />

den regionalen Akteuren und der LAG sowie die Möglichkeit des Einbringens von neuen Projektideen<br />

sichergestellt. Beim <strong>Region</strong>almanagement laufen alle Kommunikationsprozesse zusammen,<br />

die mit der Fördermittelberatung, aber auch der Initiierung und Koordination von kooperativen<br />

(regionalen wie überregionalen) Projekten verbunden sind. Weitere Aufgaben des<br />

<strong>Region</strong>almanagements liegen in der Motivierung, Qualifizierung und Vernetzung der Akteure.<br />

Dabei wird bewusst an die langjährigen Erfahrungen und Strukturen im Bereich der <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

angeknüpft.<br />

Viele Akteure aus den 19 beteiligten Kommunen, d.h. Mandatsträger, Vereine, Verbände und<br />

interessierte Einzelpersonen, haben sich aktiv in die Erarbeitung des vorliegenden <strong>Region</strong>alen<br />

Entwicklungskonzeptes eingebracht.<br />

Zur Erfolgskontrolle und Steuerung der Umsetzung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes<br />

wird die LAG „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ den zukünftigen LEADER-Prozess begleiten<br />

und – sofern erforderlich – die Entwicklungsstrategie an geänderte Rahmenbedingungen oder<br />

gewonnene Erkenntnisse anpassen. Um den Umsetzungsstand und den Grad der Zielerreichung<br />

in den Handlungsfeldern und Leitprojekten zu erfassen, sind die Prozesse und Projekte hinsichtlich<br />

ihrer Eignung zur Zielerreichung, ihrer Umsetzungsschritte sowie ihrer Ergebnisse und Wirkungen<br />

zu beschreiben. Dies geschieht durch Überprüfung der Kriterien zur Projektpriorisierung<br />

und -auswahl. Zu diesen Kriterien gehören die Konformität mit dem <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzept,<br />

Netzwerkbildung, Multiplikatorwirkung, Synergieeffekte, Innovationsgehalt u.a.<br />

In einem jährlichen Geschäftsbericht wird der aktuelle Stand der Umsetzung des <strong>Region</strong>alen<br />

Entwicklungskonzeptes, aber vor allem auch die Erfüllung und ggf. Anpassung der operationalisierten<br />

Ziele dargestellt und begründet.<br />

In Ergänzung und Reflexion der kontinuierlichen Beratungs- und Entscheidungsverfahren auf<br />

haupt- und ehrenamtlicher Ebene sind Arbeitsformen vorgesehen, die mit spezifischen Instrumenten<br />

einen differenzierten Abgleich zwischen den angestrebten Zielen und dem erreichten<br />

Entwicklungsstand ermöglichen: jährliche Geschäftsberichte; wiederholte, geregelte Selbstbeschreibung<br />

(nach nova-Institut GmbH) mit anschließender Reflexion durch die Mitgliederversammlung;<br />

breit angelegte Workshops zu Halbzeit und Schluss der Förderphase. Dadurch sollen<br />

gemeinsame Handlungsansätze ermittelt, mit neu gewonnenen Erkenntnissen kombiniert und<br />

eine Fortschreibung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes sichergestellt werden.<br />

5


1. Gebietsanalyse<br />

Um Hinweise auf die Entwicklungsperspektive und wichtigen Handlungsfelder der „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ zu erhalten, wurden zahlreiche statistische Daten zusammengetragen<br />

und analysiert. Ergänzend wurde Anfang 2007 eine schriftliche Befragung der Kommunen<br />

durchgeführt. Ziel war, auf diese Weise ein genaueres Bild zu gewinnen, als es die reine Datenanalyse<br />

ermöglicht, die Infrastrukturausstattung und –entwicklung möglichst konkret zu erfassen<br />

sowie Einschätzungen zur Bewertung der eigenen <strong>Region</strong> zu erhalten.<br />

Die Analyse der statistischen Daten und die Ergebnisse der Umfrage lassen das Profil und innere<br />

Differenzierungen der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ erkennen und geben Hinweise auf<br />

Stärken und Schwächen, aber auch Chancen und Risiken der regionalen Entwicklung 1 .<br />

1.1. Räumliche Lage, Identität und Gebietsabgrenzung<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ liegt im äußersten Nord-Westen des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong><br />

und des <strong>Land</strong>es Hessen. Sie wird von den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen,<br />

den hessischen <strong>Land</strong>kreisen Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg und der Stadt <strong>Kassel</strong><br />

umschlossen. Sie reicht also im Südosten deutlich in den dicht besiedelten Ballungsraum des<br />

Oberzentrums <strong>Kassel</strong> hinein und erstreckt sich andererseits in rd. 40 km davon entfernt liegende,<br />

verkehrsgeographisch benachteiligte und dünn besiedelte ländliche Gemeinden.<br />

Zur „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ gehören -<br />

von Nord nach Süd - die<br />

19 Kommunen Bad Karlshafen,<br />

Trendelburg,<br />

Wahlsburg, Oberweser,<br />

Reinhardshagen, Hofgeismar,<br />

Liebenau, Immenhausen,<br />

Grebenstein,<br />

Espenau, Calden, Ahnatal,<br />

Vellmar, Fuldatal, Zierenberg,<br />

Breuna, Wolfhagen,<br />

Habichtswald und Naumburg<br />

2 mit insgesamt 91<br />

Orts-/Stadtteilen, einer<br />

Fläche von 1.013,56 km²<br />

und 140.130 Einwohnern.<br />

Infrastrukturelle Zentren<br />

der <strong>Region</strong> bilden die beiden<br />

ehemaligen Kreisstädte<br />

Hofgeismar und Wolfhagen,<br />

die zugleich Standorte<br />

wesentlicher Infrastruktur-,<br />

Bildungs- und<br />

Kultureinrichtungen sind.<br />

Darüber hinaus hat v.a.<br />

die Stadt Vellmar in den<br />

1 Alle ausführlichen Tabellen mit Zahlen auch zu einzelnen Kommunen sind im Tabellenanhang aufgeführt.<br />

2 Dem Wesertal kann man dabei die Kommunen Wahlsburg, Oberweser und Reinhardshagen zuordnen, dem Diemeltal die<br />

Kommunen Trendelburg und Liebenau, das Warmetal bezieht sich weitgehend auf die Gemarkung von Zierenberg und der Habichtswald<br />

auf die Kommunen Breuna, Zierenberg, Habichtswald, Wolfhagen und Habichtswald.<br />

6


letzten 30 Jahren eine „suburbane“ Entwicklung genommen, die sich jedoch mehr in einer Entwicklung<br />

zum stadtnahen Wohnstandort widerspiegelt, als an einer industriell-gewerblichen<br />

Ausrichtung orientiert.<br />

Naturräumlich zeichnet sich die <strong>Region</strong> v.a. durch landschaftlich reizvolle und kulturgeschichtlich<br />

vielfältige <strong>Land</strong>schaftsräume aus. Zu diesen <strong>Land</strong>schaftsräumen gehören der Reinhardswald<br />

mit dem benachbarten Wesertal, Diemeltal und Warmetal sowie der Naturpark Habichtswald.<br />

Der Reinhardswald ist mit ca. 200 km² das größte zusammenhängende Waldgebiet Hessens und<br />

wird - aufgrund seines enormen Reichtums an Fauna, Flora und Bodendenkmälern - auch als<br />

‘Schatzhaus der europäischen Wälder’ bezeichnet. Diese berechtigte Bezeichnung hätte durchaus<br />

ein Schutzprädikat verdient.<br />

Der Habichtswald trägt seit 45 Jahren das Prädikat ‚Naturpark’. Seine Beiträge zum Erhalt des<br />

Kulturlandschaftsraums in Verbindung mit Naherholung, Naturerleben und <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

sollten zukünftig weiter ausgebaut werden.<br />

Der Waldreichtum der <strong>Region</strong> wurde in den letzten Jahren auch für die energetische Nutzung<br />

der Bioressource Holz genutzt. Damit konnten nicht nur die Grundlagen für regenerative Energienutzungen,<br />

sondern auch für gesunde Lebensbedingungen und eine relativ intakte Umwelt<br />

verbessert werden. Diese sind jedoch durchaus noch ausbaufähig.<br />

Zwischen den herausragenden <strong>Land</strong>schaftsräumen der <strong>Region</strong> liegt die sogenannte niederhessische<br />

Senke, in der auch die Bundesstraße 7 verläuft. Hier hat eine eher großräumig strukturierte<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft der weitläufigen und im Vergleich zur restlichen <strong>Region</strong> weniger abwechslungsreichen<br />

<strong>Land</strong>schaft ihren Ausdruck verliehen 3 .<br />

Damit kann die <strong>Region</strong> insgesamt als uralter Kulturraum mit vielen historischen Zeugnissen bezeichnet<br />

werden, der bis heute in weiten Bereichen (außer der niederhessischen Senke) durch<br />

eine kleinteilige bäuerliche <strong>Land</strong>wirtschaft, aber auch durch ausgedehnte Waldflächen mit einem<br />

z.T. außergewöhnlichen Bestand an (vorindustriellen und siedlungsgeschichtlichen) Bodendenkmälern<br />

geprägt wird. Die Industrialisierung im 19./20. Jh. hat diesen Raum nur zögernd erfasst,<br />

wodurch Städte und Dörfer auch heute noch weitgehend von Fachwerkbauten dominiert<br />

sind. Burgruinen, Schlösser und zahllose Gutshöfe geben Zeugnis der wechselhaften Geschichte<br />

der <strong>Region</strong> - geschichtliche Besonderheiten, wie die Zuwanderung der Hugenotten und Waldenser<br />

vor ca. 300 Jahren, sind noch heute in Tradition und Siedlungsentwicklung verankert.<br />

Trotz ihrer herausragenden <strong>Land</strong>schaftsmerkmale und Kulturgeschichte und obwohl alle Kommunen<br />

der <strong>Region</strong> dem <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> angehören, hat es die <strong>Region</strong> nicht leicht, eine nach<br />

innen und außen wahrnehmbare Identität zu finden. Die Altkreise Hofgeismar und Wolfhagen,<br />

in deren ehemaligen Kreisstädten Außenstellen der Kreisverwaltung, weitere Behörden und<br />

Krankenhäuser angesiedelt sind, spielen für das Alltagsleben und das Zugehörigkeitsgefühl<br />

noch heute eine große Rolle. Eine direkte ÖPNV-Verbindung gerade zwischen den einstigen<br />

Kreisstädten Hofgeismar und Wolfhagen gibt es praktisch nicht und die regionale Zeitung bedient<br />

die <strong>Region</strong> mit drei unterschiedlichen Lokalausgaben. Gerade in den peripheren Bereichen<br />

gibt es in der Bildungs-, Gesundheits- und Versorgungsinfrastruktur eine starke Orientierung zu<br />

angrenzenden Bundesländern oder Naturräumen 4 . Folglich gilt es, Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten<br />

und zu stärken, ohne die inneren Differenzierungen zu vernachlässigen oder gar<br />

zwangsläufig als Schwächen zu begreifen.<br />

Mit ihren landschaftsräumlichen und kulturgeschichtlichen Besonderheiten bietet die <strong>Region</strong><br />

gute Voraussetzungen für einen landschaftsbezogenen Aktiv- und Erholungstourismus, der zukünftig<br />

noch systematischer zu entwickeln ist. Anders als beispielsweise die Rhön oder das All-<br />

3 Dies trifft v.a. auf die Kommunen Immenhausen, Grebenstein und Hofgeismar, aber auch Espenau, Calden und Breuna zu.<br />

4 Im Bereich der Infrastruktur besteht im Wesergebiet eine Orientierung nach Uslar oder Hann. Münden und von Liebenau und<br />

Breuna nach Warburg, im Tourismusbereich an der Oberweser eine Orientierung zur Ferienregion Uslarer <strong>Land</strong>.<br />

7


gäu verfügt die <strong>Region</strong> jedoch nicht über eine (vergleichsweise leicht vermarktbare) traditionelle<br />

<strong>Land</strong>schaftsbezeichnung, mit der sich mehr oder minder automatisch <strong>Land</strong>schafts- und damit<br />

auch (vermutete) Urlaubsbilder verbinden. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie dem<br />

„Dornröschenschloss Sababurg“ oder der „Barockstadt Bad Karlshafen“, sind auch die „Highlights“<br />

der <strong>Region</strong>, wie Diemel und Weser oder Klöster und Bodendenkmäler, kaum überregional<br />

oder gar international bekannt.<br />

Die <strong>Region</strong> liegt zwischen den BAB 7 und 44, die sich südöstlich der Stadt <strong>Kassel</strong> kreuzen, und<br />

ist z.T. darüber sowie über den ICE-Bahnhof <strong>Kassel</strong> relativ gut an das (inter)-nationale Verkehrsnetz<br />

angeschlossen. Gleichwohl ist jedoch festzustellen, dass v.a. die Teile der <strong>Region</strong>, die<br />

entfernt dieser Verkehrsverbindungen liegen, eher schlecht erschlossen sind. 5<br />

Dies gilt in ähnlicher Weise für den ÖPNV: Viele kleinere Dörfer sind nur bedingt und nicht<br />

selten lediglich über den Schülerverkehr an den ÖPNV angeschlossen. Allerdings ist die Einrichtung<br />

der Regio-Tram-Strecken <strong>Kassel</strong>-Hofgeismar/Hümme und <strong>Kassel</strong>-Wolfhagen ein wichtiger<br />

Schritt, um die Verbindung zu dem Oberzentrum <strong>Kassel</strong> aber auch zu anderen zentraleren<br />

Gemeinden zu verbessern.<br />

Auch wenn gerade in jüngerer Zeit und zukünftig die BAB 44 und die beiden Regio-Tram-<br />

Strecken als Entwicklungsachsen wahrzunehmen sind, ist zu konstatieren, dass weite Teile der<br />

<strong>Region</strong> bis heute durch ihre landschaftsräumliche Lage sowie fehlende oder schlecht erreichbare<br />

überregionale Verkehrsanbindungen für die Ansiedelung größerer (Industrie)Unternehmen wenig<br />

attraktiv sind. Somit überwiegen in der <strong>Region</strong> kleinere Handwerksbetriebe und Dienstleistungsanbieter,<br />

die aufgrund ihrer Betriebsgröße jedoch nicht genügend wohnortnahe Arbeitsplätze<br />

zur Verfügung stellen können. Diese Betriebe sind oftmals allerdings Teil eines lebendigen<br />

und Lebensqualität stiftenden Dorflebens, weil sie - neben den Arbeitsplätzen - mit ihren<br />

Produkten und Dienstleistungen auch zur wohnortnahen Versorgung beitragen.<br />

Klimatisch unterscheidet sich die <strong>Region</strong> nicht von anderen <strong>Region</strong>en in Nordhessen. Innerhalb<br />

der <strong>Region</strong> sagt der Umweltatlas Hessen 6 für den Zeitraum 1991-2000 eine mittlere Niederschlagsmenge<br />

an, die im Habichtswald niedriger war als im Reinhardswald. Die für den gleichen<br />

Zeitraum ermittelte mittlere Tagestemperatur war lediglich im Diemeltal höher als in der<br />

restlichen <strong>Region</strong>. Die mittlere Sonnenscheindauer lag dagegen im Norden der <strong>Region</strong> (d.h. von<br />

Bad Karlshafen bis ca. zum Warmetal) signifikant niedriger als im südlichen Habichtswald und<br />

Nordhessen. Bioklimatisch sind keine besonderen Unterschiede zu Nordhessen festzustellen.<br />

Die Umweltsituation kann zumindest in den ländlich strukturierten Teilen der <strong>Region</strong> als im<br />

Grundsatz gut bezeichnet werden. Lediglich die Kommunen im Umfeld der Stadt <strong>Kassel</strong> (im<br />

<strong>Kassel</strong>er Becken) und entlang der BAB 44 haben eine durchaus nicht unerhebliche Emissionsund<br />

Immissionsbelastung zu tragen. Maßnahmen zur Reduzierung dieser Belastungen sind im<br />

Luftreinhalte- und Aktionsplan für den Ballungsraum <strong>Kassel</strong> 7 beschrieben, werden dort (v.a. im<br />

Hinblick auf die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben) derzeit jedoch als zu gering bezeichnet.<br />

1.2 Bevölkerungsstruktur und demographische Entwicklung<br />

Die Bevölkerungsstruktur und die demographische Entwicklung stehen in einer doppelten Beziehung<br />

zur Entwicklung einer <strong>Region</strong>. Auf der einen Seite sind sie ursächlich für eine Reihe<br />

von Entwicklungsdimensionen. So bestimmt zum Beispiel der Bevölkerungsumfang die Nachfrage<br />

nach Gütern und Dienstleistungen und begrenzt oder erweitert das Potential an individuellen<br />

Kompetenzen etc. Zugleich werden demographische Prozesse durch Entwicklungen in der<br />

<strong>Region</strong> bestimmt: Positive Prozesse ziehen Menschen an und wirken als so genannte pull-Faktoren,<br />

negative Entwicklungen führen zu Abwanderungen und wirken somit als push-Faktoren.<br />

5 Vgl. zur Verkehrsanbindung auch Karte und Ausführungen in Kapitel 1.6.1.<br />

6 Quelle: http://atlas.umwelt.hessen.de<br />

7 Luftreinhalte- und Aktionsplan für den Ballungsraum <strong>Kassel</strong>, hg. vom HMULV, 2006<br />

8


Basis aller gesellschaftlichen Prozesse in einer <strong>Region</strong> sind die Bevölkerungsstruktur und die<br />

Bevölkerungsentwicklung. Im Verhältnis der Geschlechter, im Altersaufbau, der Zu- und Abwanderung<br />

von Menschen spiegelt sich die objektive und subjektive Lebensqualität einer <strong>Region</strong>.<br />

Fehlt es an wirtschaftlichen Chancen, mangelt es an sozialer Integration, ist das regionale<br />

Bewusstsein diffus, so steigt die Tendenz zu Abwanderung oder innerem Rückzug. Oder: sieht<br />

man Chancen und eine positive Zukunft, gibt es sozialen Zusammenhalt und ein „wir“- und<br />

„hier“- Bewusstsein, sinkt die Abwanderung und kann eine <strong>Region</strong> Menschen aus anderen <strong>Region</strong>en<br />

anziehen. Sogar die sehr persönliche Entscheidung, sich mit einem anderen Menschen<br />

zusammen zu tun, eine Familie zu gründen, kann von regionalen Grundstimmungen abhängen.<br />

Aktuelle Einwohnerzahl: Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ stellt – im Vergleich zur<br />

Stadt <strong>Kassel</strong> mit ca. 200.000 Einwohnern – mit<br />

etwas mehr als 140.000 Einwohnern einen gewichtigen<br />

demographischen Faktor dar. In der<br />

öffentlichen Meinung und den Medien spiegelt<br />

sich diese demographische Bedeutung jedoch<br />

nicht wider. Dies verweist bereits auf ein erstes<br />

Entwicklungsproblem.<br />

Einwohnerzahl und Geschlechterdifferenzierung<br />

Gebiet Insg. M W<br />

<strong>Land</strong> Hessen 6.092.354 2.983.150 3.109.20<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 1.252.907 611.417 641.490<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

243.791 118.684 125.107<br />

<strong>HessenSpitze</strong> 140.130 68.353 71.777<br />

%-Anteil 48.77 51.23<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Die Tabelle zeigt die Einwohnerzahl und das Verhältnis der Geschlechter. Der kleine Unterschied<br />

bei den Geschlechtern ist zu vernachlässigen und kann weitgehend auf die höhere Lebenserwartung<br />

bei Frauen zurückgeführt werden.<br />

Bevölkerungsdichte<br />

Gebiet Bevölkerung am Fläche in km² Bevölkerungs-<br />

31.12.2005<br />

dichte<br />

<strong>Land</strong> Hessen 6.092.354 21.115 288<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 1.252.907 8.288,92 151<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

243.791 1.293 188<br />

<strong>HessenSpitze</strong> 140.130 1013,56 138<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Bevölkerungsdichte: Die Bevölkerungsdichte<br />

der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ liegt unter den Werten<br />

des <strong>Land</strong>es Hessen, des Regierungsbezirks<br />

<strong>Kassel</strong> als auch des <strong>Land</strong>kreises<br />

<strong>Kassel</strong>. Mit der Fläche des Gutsbezirks<br />

Reinhardswald liegt sie bei<br />

138 Einwohnern/km², ohne diese Flä-<br />

che bei 168 Einwohnern/km². Insgesamt ist es jedoch angemessen, den Reinhardswald mitzubedenken,<br />

da er z.B. für die Gemeinden entlang der Weser auch für die Überwindung von Entfernungen<br />

(z.B. für den Besuch von Behörden) nicht unmaßgeblich ist. In sich weist die <strong>Region</strong><br />

aber eine z.T. sehr unterschiedliche Bevölkerungsdichte auf. Ein Teil ist suburban geprägt und<br />

liegt hinsichtlich der Bevölkerungsdichte auf einem suburbanen Niveau. Dies gilt v.a. für die<br />

Kommunen Vellmar, Ahnatal, Fuldatal und Espenau, die jedoch z.T. auch über eine kleine Gemarkung<br />

von weniger als 20 km 2 verfügen, so dass eine relativ hohe Einwohnerzahl mit geringer<br />

Fläche korreliert 8 . Dieser Zusammenhang trifft jedoch auch auf weiter entfernt von <strong>Kassel</strong><br />

liegende Kommunen wie Reinhardshagen, Wahlsburg und Bad Karlshafen 9 zu, die ländlich geprägt<br />

und durch Forste und extensive <strong>Land</strong>nutzungen gekennzeichnet sind.<br />

Mit Breuna, Liebenau, Naumburg, Oberweser, Trendelburg und Zierenberg hat die <strong>Region</strong> jedoch<br />

auch Kommunen, die eine Bevölkerungsdichte von (z.T. viel) weniger als 100 EW/km²<br />

aufweisen und mit Wolfhagen und Calden zwei weitere Kommunen, die unter 150 EW/km² liegen.<br />

In eigentlich all diesen Kommunen sind viele Stadt-/Ortsteile mit entsprechenden Entfernungen<br />

zu zentraleren (sozialen wie kommerziellen) Infrastruktur- und Dienstleistungseinrichtungen<br />

und eine land- bzw. forstwirtschaftliche Struktur vorwiegend.<br />

Sowohl eine hohe Einwohnerzahl und geringe Fläche als auch eine relativ geringe Einwohnerzahl<br />

und große Gemarkung wird in Zukunft dazu führen, dass die Kommunen sich – wenn auch<br />

8 Dies trifft insb. auf Vellmar (18351 Einwohner/15 Hektar), Espenau (4913 EW/13,6 km²) und Ahnatal (8256 EW/18 km²) zu.<br />

9 Reinhardshagen hat 5102 EW bei 13 km², Wahlsburg 2398 EW bei 11 km² u. Bad Karlshafen 9 4.084 EW bei 15 km² Fläche.<br />

9


auf unterschiedliche Art – Gedanken über ihre Entwicklungschancen und -perspektiven machen<br />

müssen. Die an <strong>Kassel</strong> angrenzenden Kommunen sollten angesichts der demographischen Entwicklung<br />

ihre Überlegungen auf einen sinnvollen Umgang mit den begrenzten <strong>Land</strong>ressourcen<br />

und den sich daraus ergebenden Problemstellungen konzentrieren, in den entlegeneren Kommunen<br />

wird der Erhalt und die Versorgung der Dörfer und der dort lebenden Bevölkerung unter<br />

den Aspekten einer abnehmenden Einwohnerzahl im Vordergrund stehen.<br />

Bevölkerungsentwicklung: Für lange Zeit galt in der Wissenschaft die Bevölkerungsentwicklung<br />

als Kennzeichen zukünftiger wirtschaftlicher Chancen und sozialer sowie kultureller Entwicklung.<br />

Allerdings war und bleibt es problematisch, eine ungebrochene und lineare Beziehung<br />

zwischen der Entwicklung der Bevölkerung und der räumlichen Entwicklung anzunehmen.<br />

Die Zunahme der Bevölkerung ist nur dann für die Entwicklung einer <strong>Region</strong> positiv,<br />

wenn eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt ist. So muss sich eine <strong>Region</strong> als eine Lernende<br />

verstehen, um mit dem Bevölkerungszuwachs einen Zuwachs an Kompetenz zu verbinden. Eine<br />

<strong>Region</strong> muss sich als eine räumliche Einheit verstehen und Integrationsformen entwickeln, damit<br />

sich zuwandernde Menschen entfalten können. Nur so wird die Zuwanderung in eine <strong>Region</strong><br />

als Chance nutzbar. Umgekehrt heißt dies, dass eine <strong>Region</strong> sogar Abwanderung oder stabile<br />

Verhältnisse und die damit verbundenen möglichen Nachteile leicht ausgleichen kann, wenn intern<br />

neue Wissensfelder und Kompetenzen erschlossen werden und das Aktivitätsniveau der<br />

vorhandenen Bevölkerung entfaltet und angehoben wird.<br />

Gebiet<br />

Bevölkerung am 31.12.<br />

1980 1990 1995 2000 2005<br />

<strong>Land</strong> Hessen 5.601.031 5.763.310 6.009.913 6.068.129 6.092.354<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 1.190.992 1.212.838 1.269.407 1.267.002 1.252.907<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 222.008 232.067 242.164 245.997 243.791<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

131.195 136.561 141.816 142.530 140.130<br />

Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung zwischen 1980 und 2005<br />

Blickt man nun auf die Entwicklung<br />

der Bevölkerung in<br />

der <strong>Region</strong>, so kann man im<br />

Verlauf der letzten 25 Jahre<br />

ein mäßiges Wachstum feststellen.<br />

Im Vergleich zum<br />

<strong>Land</strong> Hessen, v.a. aber dem<br />

<strong>Land</strong>kreis, ist dieses Wachs-<br />

tum leicht unterdurchschnittlich, liegt aber dennoch über dem des Regierungsbezirkes. Man<br />

kann sehen, dass die entscheidenden Bevölkerungszunahmen nicht in den eigentlich ländlichen<br />

Bereichen und Gemeinden stattfinden, sondern in Kleinstädten. Hier lässt sich z.B. Hofgeismar<br />

mit einem Zuwachs an Einwohnern von 20 % anführen oder auch Vellmar, das als eher suburbaner<br />

Ort immer noch ein Bevölkerungswachstum von 10% aufweist. Allerdings war in 2000 in<br />

Hofgeismar der höchste Stand an Einwohnern erreicht; auch die Bevölkerung der Kleinstadt<br />

Trendelburg ist seit ihrem Höchststand im Jahr 1995 um 200 Einwohner zurückgegangen.<br />

Anteil der Gesamtbevölkerung und Einwohner/innen im erwerbsfähigen Alter: Mit dem<br />

Besatz der einzelnen Altergruppen kommen wir zu einem bedeutenden Entwicklungsfaktor: Die<br />

Größe der nachwachsenden Generation bestimmt weitgehend die Rahmenbedingungen zukünftiger<br />

Entwicklungen. Je breiter der Sockel der Alterspyramide ist, desto größer ist zukünftig das<br />

Potential an qualifizierter und motivierter jüngerer Bevölkerung.<br />

Die Analyse der Altersverteilung ist dabei v.a. unter zwei Gesichtspunkten von Bedeutung. Zum<br />

einen ergeben sich aus ihr Hinweise für eine notwendige Infrastruktur. Kinder und Jugendliche<br />

bedürfen dabei einer anderen Infrastruktur als die mittleren Altersgruppen oder ältere Menschen.<br />

Da sich, abgesehen von umfangreichen Zu- oder Abwanderungen, die demographische Struktur<br />

gut fortschreiben lässt, ermöglicht die Analyse der Altersverteilung relativ sichere Prognosen für<br />

zukünftige Entwicklungen. So lassen sich z.B. die Zeitabschnitte recht genau bestimmen, in denen<br />

es sinnvoll ist, Kindertagesstätten in kulturelle Einrichtungen oder Treffpunkte für ältere<br />

Menschen umzuwidmen.<br />

Zudem lässt sich der momentane aktive Bevölkerungsteil zwischen 18 und 65 Jahren identifizieren<br />

und das damit verbundene Entwicklungspotenzial formulieren.<br />

10


Gebiet<br />

insg. männlich Absoluter<br />

Anteil der<br />

bis 18jährigen<br />

Bevölkerung am 31.12.2005<br />

%-Anteil<br />

der bis 18jährigen<br />

Absoluter<br />

Anteil an<br />

über 18jährigen<br />

%-Anteil<br />

an den<br />

über 18jährigen<br />

<strong>Land</strong> Hessen 6.092.354 2983150 1.088.905 17,9 5.003.449 82,1<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 1.252.907 611417 227.941 18,2 k.A. 81,8<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 243.791 118684 43.910 18,0 199.881 82,0<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> 140.130 68353 25.446 18,2 114.684 81,8<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt und eigene Berechnungen<br />

Die Verteilung der Bevölkerung<br />

auf Altersgruppen unterscheidet<br />

sich in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“<br />

nicht signifikant von der Altersgliederung<br />

im <strong>Land</strong> Hessen<br />

und dem Regierungsbezirk.<br />

Allerdings ist die Gruppe<br />

der 25- bis 50-jährigen<br />

gegenüber dem <strong>Land</strong>es-<br />

durchschnitt leicht unterrepräsentiert. Im Prinzip sollte dieser geringe Unterschied nicht zu hoch<br />

bewertet werden, jedoch handelt es sich bei den 25- bis 50-jährigen auch um eine besonders aktive<br />

Bevölkerungsgruppe.<br />

Die Altersgruppe der bis 18-jährigen liegt leicht über den Werten der Vergleichsregionen. Bei<br />

allen Vergleichsregionen (und auch den regionszugehörigen Kommunen) zeigt sich jedoch, dass<br />

die Zahl der bis 6-jährigen deutlich unter den Anteilen der 6 bis 12-jährigen bzw. 12 bis 18-jährigen<br />

liegt. Dies verweist darauf, dass die Geburtenrate in den letzten sechs Jahren z.T. deutlich<br />

zurückgegangen ist. In den nächsten Jahren sollten die Kommunen die Bevölkerungsstatistik im<br />

Auge behalten, da entweder ein entsprechender Umgang der Infrastruktur oder besondere Programme<br />

für die Zuwanderung junger Familien ins Auge gefasst werden sollten.<br />

Gebiet ins-<br />

gesamt<br />

unter<br />

6 Jahre<br />

Bevölkerung am 31.12.2005 nach Altersgruppen<br />

6<br />

bis unter<br />

12 Jahre<br />

12<br />

bis unter<br />

18 Jahre<br />

18<br />

bis unter<br />

25 Jahre<br />

25<br />

bis unter<br />

30 Jahre<br />

30<br />

bis unter<br />

50 Jahre<br />

50<br />

bis unter<br />

65 Jahre<br />

65 Jahre<br />

und älter<br />

<strong>Land</strong> Hessen 6.092.354 332.486 364.709 391.710 468.200 358.708 1.904.768 1.125.198 1.146.575<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 1.252.907 64.801 76.591 86.549 98.895 k.A. k.A. k.A. k.A.<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 243.791 11.960 14.944 17.006 16.900 11.306 72.554 48.629 50.492<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

140.130 6.920 8.562 9.964 9.757 6.360 41.362 27.717 29.488<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt und eigene Berechnungen<br />

Insbesondere die Altersgruppe der über 65-jährigen in der <strong>Region</strong> liegt mit 21,0 % signifikant<br />

über dem Wert des <strong>Land</strong>es Hessen (= 18,8 %). In einigen Kommunen der <strong>Region</strong> werden diese<br />

Werte noch einmal deutlich überschritten: So weisen die Kommunen Wahlsburg und Fuldatal,<br />

Oberweser und Bad Karlshafen sowie Trendelburg 10 besonders hohe Werte auf. Andere Kommunen<br />

liegen dagegen - trotz z.T. großer Altenpflege- und Altenheimeinrichtungen wie in Hofgeismar<br />

- im <strong>Region</strong>sdurchschnitt oder gar darunter (wie Calden mit 17,6 %). Zum einen zeigt<br />

dies, dass das Problem einer „Überalterungen“ vor allem den Norden der <strong>Region</strong> und damit einen<br />

Teil der <strong>Region</strong> treffen wird, der besonders viele kleine Ortschaften aufweist, bereits heute<br />

eine entsprechend ausgedünnte Infrastruktur- und Dienstleistungsangebote aufweist und (sowohl<br />

im Hinblick auf den Individualverkehr als auch den ÖPNV) auch verkehrstechnisch Nachteile<br />

gegenüber anderen <strong>Region</strong>steilen aufweist. Darum werden hier besondere Anstrengungen erforderlich<br />

sein, die dazu beitragen, ein Leben im häuslichen Umfeld möglichst lange zu<br />

gewährleisten, aber auch einer landschaftlichen „Verbrachung“ entgegenzuwirken.<br />

Altersdurchschnitt: Der Altersdurchschnitt ist, wie alle Mittelwerte, ein Orientierungsmaß, mit<br />

dem man Tendenzen aufzeigen kann. Man sollte sich jedoch stets bewusst machen, dass es um<br />

jeden Mittelwert Streuungen gibt, die, wenn sie sehr groß sind, den Aussagewert des Mittelwertes<br />

einschränken. Im Falle der Entwicklung der Alterdurchschnitte sind die Differenzen zwischen<br />

den Mittelwerten jedoch so groß, dass von einer kontinuierlichen Tendenz gesprochen<br />

werden kann.<br />

10 Die Anteile liegen bei Wahlsburg und Fuldatal bei je 23,6 %, Oberweser und Bad Karlshafen je 23,5 %, Trendelburg 22,9 %.<br />

11


Altersdurchschnitt 1980 bis 2005<br />

Gebiet 1980 1990 1995 2000 2005<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 38,0 40,0 40,7 41,8 43,5<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 38,9 40,4 40,6 41,6 42,9<br />

<strong>Land</strong> Hessen 38,4 40,0 40,3 41,1 42,2<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> Mittelwert 38,6 40,2 40,7 41,9 43,6<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Die Menschen sind in den letzten 25<br />

Jahren älter geworden. Zwischen 1980<br />

und 2005 beträgt dieser Wert fünf Jahre.<br />

Besonders groß war die Zunahme<br />

des Durchschnittsalters zwischen den<br />

Jahren 1980 und 1990 sowie 2000 und<br />

2005. Dies liegt einerseits an bestimm-<br />

ten Besonderheiten des Altersaufbaus, der sog. Alterspyramide. So müssen etwa die Verschiebungen<br />

des Heiratsalters, aber auch durch die unterschiedliche Abfolge starker und schwacher<br />

Jahrgänge berücksichtigt werden. Andererseits gibt es deutliche Unterschiede zwischen einzelnen<br />

Gemeinden: Wahlsburg und Fuldatal stehen mit einem Durchschnitt von mehr als 45 Jahren<br />

an der Spitze der Alterung, während Wolfhagen, Liebenau und Naumburg das untere Ende bilden.<br />

Für die Entwicklung altersgerechter Planungen ist es wichtig, zwischen allgemeinen Trends<br />

und beobachtbaren Abweichungen zu unterscheiden, d.h. kleinräumige Analysen anzuwenden.<br />

Wanderungsbewegungen: Bei den Wanderungsbewegungen sind uns zwei Aspekte wichtig:<br />

Zum einen fragen wir danach, wie hoch die Wanderungsdynamik ist. Es gibt Gebiete, die vergleichbar<br />

mit einem Durchlauferhitzer sind: es kommen viele und es gehen viele. Solche <strong>Region</strong>en<br />

haben besondere Integrationsaufgaben und müssen eventuell Planungen entwickeln, die diese<br />

Dynamik verringern. Zu betonen ist, dass die Wanderungsdynamik immer auch Potenzial für<br />

Lebendigkeit und Innovation ist. Eine geringe Wanderungsdynamik kann also auch Hinweis auf<br />

‚Vitalitätsprobleme’ sein. Zum anderen interessiert uns die Wanderungsbilanz. Ist sie dauerhaft<br />

negativ, so kann dies ein Verweis auf soziale Erosionsprozesse sein.<br />

Die Wanderungsbilanz der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ war - wie weitestgehend auch in<br />

den Referenzregionen - im Zeitraum von 2000 bis 2004 insgesamt positiv (wenn auch in den<br />

Werten durchaus unterschiedlich). Allerdings wurde in 2001 die Bilanz der <strong>Region</strong> mit einem<br />

Minus von 1,66 % abgeschlossen. Für alle Vergleichsregionen schloss das Jahr 2005 in der<br />

Wanderungsbilanz negativ, mit einem Minus von 7,32 % lag sie jedoch in der <strong>Region</strong> deutlich<br />

über den Werten der Vergleichsregionen.<br />

Wie in keiner der Vergleichsregionen kann man für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

durchaus Regelmäßigkeiten bei bestimmten Altersgruppen feststellen.<br />

Eine im Verhältnis zu Vergleichsregionen verstärkte Abwanderung der Altersgruppen der unter<br />

18 bis unter 25-jährigen lässt sich in der <strong>Region</strong> für die Jahre 2001 bis 2005 feststellen. Selbst in<br />

2000 weist die Gruppe der unter 18-jährigen eine negative Bilanz auf. Dies lässt eine gewissen<br />

„Ausbildungsabwanderung“ vermuten, was für die <strong>Region</strong> und deren wirtschaftliche Entwicklung<br />

durchaus schwierig werden dürfte.<br />

Wie der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> scheint auch die <strong>Region</strong> hingegen der Altersgruppe der 30 bis 50-jährigen<br />

- und damit der beruflich wie im Hinblick auf Familie aktiven Menschen - eine gewisse<br />

Stabilität zu vermitteln. Hier sind die Wanderungssalden bis auf das Jahr 2005 durchweg positiv,<br />

wenn auch durchaus schwankend. Das <strong>Land</strong> Hessen wie auch der Regierungsbezirk <strong>Kassel</strong><br />

weisen über den gesamten Zeitraum für diese Altersgruppe meist negative bzw. nur gering positive<br />

Werte auf. Insgesamt kann die Stabilität in der Altersgruppe der 30 – 50-jährigen (bei allen<br />

Schwächen der Interpretation) vielleicht auch als Signal gedeutet werden, dass zumindest ein<br />

Teil der „Ausbildungsabwanderer“ wieder hierher zurückkehrt.<br />

Auf der anderen Seite ist für die <strong>Region</strong> durchaus eine verstärkte Zuwanderung vor allem der<br />

über 65-jährigen zu beobachten, die über den gesamten Zeitraum positiv war und von 2000 bis<br />

2004 immer mit einem zweistelligen Plus (in 2000 von fast 30 %) gegenüber den Abwanderungen<br />

dieser Altersgruppe bilanzierte. Diese Entwicklung unterscheidet sich im Grundsatz kaum<br />

von der des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> und auch wenig von der des Regierungsbezirks. Im Vergleich<br />

zu dem <strong>Land</strong> Hessen insgesamt weist dies auf eine „Seniorisierung“ der <strong>Region</strong> hin, die auf der<br />

12


einen Seite die wirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen stärkt, für das Aktivitätsniveau<br />

aber auch problematisch sein kann.<br />

Bevölkerungsvorausschätzung bis 2020: Prognosen sind im wissenschaftlichen Sinn keine exakten<br />

Aussagen über die Zukunft, sondern skizzieren Entwicklungen, die unter bestimmten Bedingungen<br />

möglich sein könnten. Bevölkerungsprognosen im Speziellen sind mehr als Prognosen<br />

und gut fundierte Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung, denn ein beträchtlicher<br />

Teil der Aussagen zu zukünftigen Entwicklungen wird durch die gegenwärtige Bevölkerungsstruktur<br />

bestimmt. So wirkt sich das Verhältnis der Geschlechter und der Altersaufbau erheblich<br />

auf die Bedingungen zukünftiger Bevölkerungsentwicklung aus. Doch auch hier bleiben Spielräume,<br />

da die sogenannte Bevölkerungsweise (in welchem Alter entscheiden sich Menschen für<br />

wie viele Kinder), die Migration und besondere Ereignisse (regionale und globale Krisen) nicht<br />

oder nur schwer vorhersehbar sind. Deshalb werden Bevölkerungsprognosen umso stabiler und<br />

nähern sich der zukünftigen Realität an, je größer das Prognosegebiet ist.<br />

Im Vergleich von <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> und der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ wird sichtbar,<br />

dass die <strong>Region</strong> mit 5,5 % Bevölkerungsrückgang um 0,4 % unter dem Wert des <strong>Land</strong>kreises<br />

liegt. 11 Im Vergleich dazu liegt der landesweite Bevölkerungsrückgang bis 2020 bei 1,8 %. Er<br />

liegt damit deutlich unter den Werten der <strong>Region</strong> 12 . D.h. die <strong>Region</strong> steht zwar innerhalb des<br />

<strong>Land</strong>kreises leicht positiv da, dürfte aber im Vergleich zum <strong>Land</strong> Hessen einen deutlich stärkeren<br />

Rückgang der Bevölkerung haben.<br />

Bevölkerungsentwicklung im Vergleich der Jahre 2002 und 2020<br />

Gemeinde<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

Jahr<br />

2002<br />

insg.<br />

141853<br />

0-3<br />

3653<br />

3-6<br />

4140<br />

Altersgruppen in Jahren<br />

6-10 10-16 16-20 20-45 45-60 60-65 65-75<br />

5954 9983 6079 46495 28570 10246 14668<br />

> 75<br />

12065<br />

%-Anteil an der<br />

Bevölkerung<br />

2002<br />

100 2,6 2,9 4,2 7,0 4,3 32,8 20,1 7,2 10,3 8,5<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

2020<br />

134006 3256 3239 4251 6672 5182 37499 30126 10294 17259 16228<br />

%-Anteil an der<br />

Bevölkerung<br />

2020<br />

100 2,4 2,4 3,2 5 3,7 28,0 22,5 7,7 12,9 12,1<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

Vergleich<br />

2002 zu<br />

2020 abs.<br />

-6847 -402 -851 -1703 -3308 -897 -8996 1556 48 2591 4163<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> Vergleich<br />

<strong>HessenSpitze</strong> 2002 zu<br />

2020 in %.<br />

-5,5 -10,9 -21,8 -28,7 -33,2 -14,8 - 19,4 5,4 0,5 17,7 34,5<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 2002 245797 6271 7180 10238 19992 10398 81319 49854 18340 25311 19894<br />

%-Anteil an der<br />

Bevölkerung<br />

2002 100 2,5 2,9 4,2 8,1 4,2 33,1 20,3 7,5 10,3 8,1<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 2020 238369 5769 5750 7640 12435 9830 65804 53683 18139 30397 28922<br />

%-Anteil an der<br />

Bevölkerung<br />

2020<br />

Vergleich<br />

100 2,4 2,4 3,2 5,2 4,1 27,6 22,5 7,6 12,7 12,1<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 2002 zu<br />

2020 abs.<br />

Vergleich<br />

-7428 -502 -1430 -2598 -7557 -568 -15515 3829 -201 5086 9028<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 2002 zu<br />

2020 in %<br />

-5,1 -8,1 -20,0 -25,4 -37,9 -5,5 -19,1 7,7 -1,1 20,1 45,4<br />

Quelle: Regierungspräsidium <strong>Kassel</strong><br />

Damit verbunden ist eine Erhöhung des Durchschnittsalters im Jahr 2020: Im <strong>Land</strong>kreis wie der<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ werden 2020 ca. 50 % der Einwohner über 45 Jahre alt sein,<br />

der Anteil der über 60-jährigen liegt bei fast einem Drittel. Allein die Zahl der über 75-jährigen<br />

11 Da für 6 der 19 Kommunen aufgrund ihrer Einwohnerzahl keine Einschätzungen der BertelsmannStiftung vorliegen, wird auf<br />

Zahlen des Regierungspräsidiums <strong>Kassel</strong> zurückgegriffen.<br />

12 Quelle: www.wegweiserdemographie.de<br />

13


wird in der <strong>Region</strong> in den nächsten 13 Jahren um 34,5 % zunehmen, was im Hinblick auf Versorgung,<br />

Pflege und Infrastruktur vor allem die ausgesprochen ländlichen Kommunen der <strong>Region</strong><br />

vor neue Herausforderungen stellen wird.<br />

Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der jüngeren Menschen und am stärksten die Gruppe der<br />

3 – 16-jährigen ab und damit der Bevölkerungsanteil, der 2020 ins Berufsleben einsteigen oder<br />

sich in einer der aktivsten Phase befindet. Dies kann – und wird bundesweit bereits problematisiert<br />

– immense Auswirkungen auf den Fachkräftebedarf des Arbeitsmarktes haben. Verbunden<br />

mit einer vermuteten Abwanderung, die auf einer Veränderung der Qualifikationsstruktur im<br />

Ausbildungsbereich und im beruflichen Leben beruht, hätte die sinkende Zahl an jungen Menschen<br />

in der <strong>Region</strong> und für die <strong>Region</strong> fatale Folgen. Zudem sinkt mit einem geringen Teil an<br />

jungen Menschen die Zahl der wahrscheinlichen Kinder, so dass sich das Problem in der <strong>Region</strong><br />

weiter verstärken könnte.<br />

Die Bildungswanderung wird weniger stark in den suburbanen Bereichen zu beobachten sein,<br />

sehr viel stärker jedoch in den ausgesprochen ländlichen Gemeinden. Es sei an dieser Stelle darauf<br />

hingewiesen, dass diese Prognose anhand der z.Z. gegebenen Bedingungen erstellt wurde.<br />

Das regionale Entwicklungskonzept kann hilfreich sein, diese Bedingungen wesentlich zu verändern,<br />

da kreative Entwicklungskräfte identifiziert und gestützt werden können. Dadurch kann<br />

sich das Bild der <strong>Region</strong> nach innen wie nach außen ändern. Allerdings wird dies nur eintreten<br />

können, wenn eine aktive Planung die Attraktivität für junge Familien erhöht und die Versorgung<br />

für Kleinkinder, Kinder und Jugendliche quantitativ und qualitativ verbessert.<br />

1.3 Wirtschaftliche Ausgangssituation<br />

Die <strong>Region</strong>, wie ganz Nordhessen, gilt als „strukturschwach“. Allerdings sollte man sich immer<br />

bewusst machen, dass der Begriff „Strukturschwäche“ in den 1960er Jahren entwickelt wurde.<br />

Damals galt das Modell einer auf Massenproduktion basierenden Industriegesellschaft als Leitlinie<br />

wirtschaftlicher Entwicklung, inzwischen werden aber auch zahlreiche andere Konzepte<br />

diskutiert. Schlagworte dieser Diskussionen sind die Begriffe „Dienstleistungsgesellschaft“ und<br />

„Wissensgesellschaft“. Wirtschaftswissenschaften und Soziologie weisen auf eine zunehmende<br />

Flexibilisierung der Wirtschaftsstruktur und Arbeitswelt hin. So haben sich Teile der Wirtschaft<br />

neu aufgestellt und bilden die Basis für die Entwicklung „innovativer Produktionscluster“:<br />

Haushaltsdienstleistungen sind längst über den Bereich der Reinigungsservices hinausgewachsen,<br />

die Betreuung von jungen und alten Menschen nimmt einen großen Raum ein, der Tourismus<br />

differenziert und spezialisiert sich (Aktivitäten der Naturerkundung, Kultur-Events, Gesundheitstourismus<br />

etc.). Die statistischen Indikatoren sind aber zumeist auf das gängige Wirtschaftsmodell<br />

bezogen und spiegeln neue Entwicklungen kaum wider.<br />

1.3.1 Wirtschaftsdaten<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP): Das Bruttoinlandsprodukt kann leider nur für <strong>Land</strong>kreise abgerufen<br />

werden. Der Anteil des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> am <strong>Land</strong> Hessen lag seit 1991 immer zwischen<br />

2,5 bzw. 2,7 % 13 . Auch wenn das Bruttoinlandsprodukt in Mio. € Anfang bis Mitte der 90er Jahre<br />

und noch einmal in 2001 zurückgegangen ist, zeigt dies eine weitgehende Stabilität. Zudem<br />

war der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> – nach der kreisfreien Stadt <strong>Kassel</strong> und dem <strong>Land</strong>kreis Fulda - über<br />

den gesamten Zeitraum der am stärksten am BIP beteiligte <strong>Land</strong>kreis Nordhessens. Im Vergleich<br />

zu Mittelhessen, v.a. aber Südhessen stellt sich die Situation bekanntlich anders dar. Aber<br />

auch dies ist kein Naturgesetz, sondern sollte als Herausforderung begriffen werden, innovative<br />

und unternehmende Personen im <strong>Land</strong>kreis bewusst zu fördern.<br />

Betrachtet man die Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen für den Zeitraum von 1996-2004<br />

nach Wirtschaftbereichen v.a. im Hinblick auf die Veränderungen gegenüber den Vorjahren, so<br />

13 Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

14


fällt besonders auf, dass abgesehen von den Jahren 2001 und 2004 insgesamt immer ein Plus zu<br />

verzeichnen war. Von dieser Entwicklung konnten jedoch nicht alle Wirtschaftsbereiche gleichermaßen<br />

profitieren: So waren die Anteile des Baugewerbes, aber auch von „Handel, Gastgewerbe<br />

und Verkehr“ an der Bruttowertschöpfung vor allem von 2000-2004 negativ, während der<br />

Bereich „Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister“, aber z.T. auch das produzierende<br />

Gewerbe durchgehend positive Entwicklungen verzeichnete.<br />

Betriebsgrößenstrukturen nach Wirtschaftszweigen: Da sich die <strong>Region</strong>sdaten aus den kommunalen<br />

Zahlen bilden und die Statistik hier nur dann Aussagen trifft, wenn eine Identifikation<br />

der Betriebe aufgrund der Beschäftigtenzahlen und/oder Zugehörigkeit zu Wirtschaftszweigen<br />

ausgeschlossen ist, können für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ nur unzureichende Aussagen<br />

zu den Betriebsgrößenstrukturen gemacht werden 14 . D.h. Betriebe wie die Stadtwerke<br />

Wolfhagen sind aufgrund ihres lokalen Alleinstellungsmerkmals ebenso wenig vertreten wie<br />

Betriebe in Bad Karlshafen, die Wesersandstein abbauen. Auch Betriebe ab 50 Beschäftigten<br />

sind in der Statistik für die <strong>Region</strong> nicht dargestellt, in der Realität jedoch – wenn auch nicht in<br />

großem Maß – durchaus vereinzelt vorhanden (vgl. Kap. 1.4.2).<br />

Auf der anderen Seite weisen die Zahlen zur Betriebsgrößenstruktur für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ 87 % Betriebe mit maximal 9 Beschäftigten auf. Damit liegt die <strong>Region</strong> knapp -<br />

aber nicht wesentlich - unter den Werten der Referenzregionen, allerdings fehlen die mittleren<br />

und großen Betriebe vollständig.<br />

Dies muss oder kann man allerdings keineswegs als ein Defizit interpretieren. Die Forschungen<br />

zum sog. „Dritten Italien“ haben deutlich gemacht, dass kleinere Betriebe in Zeiten einer flexiblen<br />

Ökonomie im nationalen und internationalen Wettbewerb Vorteile haben, die vor allem in<br />

einer schnelleren und effizienteren Marktanpassung zu sehen sind. Das eigentliche Benefit der<br />

Flexibilisierung tritt allerdings besonders dann hervor, wenn es gleichzeitig zu einer Internationalisierung<br />

der Marktbeziehungen kommt. Es wäre denkbar als ein Entwicklungsziel und entsprechendes<br />

Projekt diese Internationalisierung der Betriebe zu fördern.<br />

Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten oder<br />

steuerbaren Umsätzen in 2003 zum Stand Dezember 2005 nach<br />

Größenklassen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

und allen Wirtschaftsabschnitten zusammengenommen<br />

Gebiet<br />

Betriebe mit sozialversicherungspflich- insg.<br />

tig Beschäftigten von … bis …<br />

0–9 10–49 50–249 > 250<br />

<strong>Land</strong> Hessen 235 629 20 408 4 703 965 261 705<br />

Reg.-Bez.<strong>Kassel</strong> 40 142 4 036 945 152 45 275<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 7 212 582 122 13 7 929<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> 4018 133 0 0 4619<br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Die “0“ in einzelnen Spalten bedeutet nicht, dass keine Betriebe dieser<br />

Größenklasse vorhanden sind. Vielmehr dürfen die Zahlen aus<br />

Datenschutzgründen nicht genannt werden. Dies erklärt auch wesentlich<br />

höhere Zahl der Betriebe in der Spalte "insgesamt".<br />

Mehr als 65 % der Betriebe verteilen sich<br />

auf die Wirtschaftsbereiche „Handel, Instandsetzung<br />

und Reparatur von Kfz und<br />

Gebrauchsgütern“ (26,3 %), „Grundstücks-<br />

und Wohnungswesen...“ (19,8 %)<br />

sowie „Baugewerbe“ (10,9%) und die<br />

„Erbringung von sonstigen öffentlichen<br />

und persönlichen Dienstleistungen“<br />

(8,7%). Das „Gastgewerbe“ nimmt gemeinsam<br />

mit dem „Gesundheits-, Veterinär-<br />

und Sozialwesen“ mit je 6,9 % eine<br />

ebenfalls nicht zu vernachlässigende Stellung<br />

ein.<br />

Diese Werte sind weitgehend mit denen des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> vergleichbar. Auf <strong>Land</strong>esebene<br />

ist jedoch der Wert v.a. des „Wohnungs- und Grundstückswesens“ (29 %) höher und auch das<br />

„Gastgewerbe“ (7,3 %) liegt über den Werten der <strong>Region</strong>. Das Gleiche gilt für das „Baugewerbe“<br />

(8,0 %) sowie die Wirtschaftsbereiche „Handel, Instandsetzung und Reparatur von Kfz und<br />

Gebrauchsgütern“ (22,7 %) und „Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen<br />

Dienstleistungen“ (7,3 %). Damit wird deutlich, dass die <strong>Region</strong>alentwicklung in wirtschaftlicher<br />

Sicht vor allem den tertiären Sektor und wissensbasierte Dienstleistungen fördern sollte,<br />

um den Anschluss an die Entwicklung urbanisierter <strong>Region</strong>en nicht zu verlieren.<br />

14 Ein Vergleich zu den Referenzregionen <strong>Land</strong>kreis und Regierungsbezirk <strong>Kassel</strong> bzw. <strong>Land</strong> Hessen wäre unseriös.<br />

15


Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte und Kaufkraft: Der Kaufkraftindex 2007<br />

liegt für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ mit 99,6 % gering unter dem Bundesdurchschnitt.<br />

Die Kommunen Habichtswald oder Vellmar weisen dabei leicht über dem Durchschnitt liegende<br />

und die Gemeinde Ahnatal deutlich überdurchschnittliche Werte auf.<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ verfügt über eine Kaufkraft 15 für den Einzelhandel von<br />

787 Mio. € bzw. 5.453 € je Einwohner. Dies entspricht dem bundesdeutschen Schnitt. Nach der<br />

Kaufkraftkarte 16 liegt die Kaufkraft der <strong>Region</strong> etwas über den Werten benachbarter <strong>Region</strong>en,<br />

doch deutlich niedriger als in Südhessen. Doch auch innerhalb der <strong>Region</strong> zeigen sich Unterschiede:<br />

So haben Bad Karlshafen, Breuna, Hofgeismar, Liebenau und Wahlsburg eine geringere<br />

Kaufkraft zu verzeichnen, während auch hier Ahnatal deutlich die Spitze bildet, gefolgt von<br />

Vellmar und Espenau. 17 D.h. dass die suburbanen Räume der <strong>Region</strong> wohlhabender sind als die<br />

stärker ländlichen Gebiete. Auch dies ist ein strategisch wichtiger Hinweis, denn in der Tertiarisierung<br />

und Internationalisierung der ländlichen Teile der <strong>Region</strong> liegt eine wichtige Aufgabe<br />

der <strong>Region</strong>alentwicklung. Dies sollte sich nicht allein auf den Tourismus beziehen, sondern auf<br />

eine Stärkung der Attraktivität für wissensbasierte Betriebe insgesamt.<br />

Kaufkraft<br />

Gebiet<br />

Bevölkerung<br />

1.1.06 abs.<br />

Haushalte 1.1.06<br />

Kaufkraft f. d.<br />

Einzelhandel<br />

2007 in Mio. €<br />

Kaufkraft f. d.<br />

Einzelhandel<br />

2007 in € je<br />

Einw.<br />

Kaufkraft f. d.<br />

Einzelhandel<br />

2007 - Index<br />

(D=100)<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> 143699 65415 787,2 5453 99,6 24,7 2736 53,1 53,3<br />

Umsatz 2007 in<br />

Mio. €<br />

Umsatz 2007 € je<br />

Einw.<br />

Umsatz 2007 -<br />

Index (D=100)<br />

Zentralitätskennziffer<br />

2007<br />

(D = 100)<br />

Deutschland 82437995 39252540 451300,0 5474 100,0 425000,0 5155 100,0 100,0<br />

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung (GFK), Nürnberg (Anmerkung: Da die Kaufkraft nur nach Postleitzahlengebieten<br />

erhältlich ist und Wahlsburg und Bodenfelde eine gemeinsame Postleitzahl haben, kann es im Fall der Gemeinde Wahlsburg<br />

zu leichten Verfälschungen in der Berechnung kommen. Dies gilt insb. im Hinblick auf die Zentralitätskennziffer, da Bodenfelde<br />

eine deutlich größere Branchenvielfalt und damit Einzelhandelsattraktivität als Wahlsburg aufweist)<br />

Die Zentralitätskennziffer 18 lässt Rückschlüsse auf die Anziehungskraft einer Kommune oder in<br />

unserem Fall auch der <strong>Region</strong> zu. Liegt der Wert über 100 %, wird mehr Kaufkraft gebunden,<br />

als in der <strong>Region</strong> vorhanden ist. Liegt der Wert unter 100 %, fließt Kaufkraft in andere Märkte<br />

ab. Doch lässt die Zentralitätskennziffer nur begrenzt spezifische Rückschlüsse auf die Attraktivität<br />

eines Gewerbestandortes zu, da ein geringes Kaufkraft-Niveau der betreffenden Stadt ebenfalls<br />

zu einer hohen Einzelhandels-Zentralität beiträgt. Zudem unterscheidet sich die Zentralität<br />

verschiedener Branchen, je nach Versorgungsdichte, zum Teil erheblich: Während z.B. Lebensmittel<br />

vielerorts erhältlich sind und die diesbezügliche Zentralität auch eines Oberzentrums nur<br />

gering über 100% liegen dürfte, sind Hochtechnologie-Produkte oft nur dort erhältlich.<br />

Trotz dieser Einschränkungen fällt für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ ein geringer Zentralitätswert<br />

von 53,3 % auf. Innerhalb der <strong>Region</strong> sind die Unterschiede sehr erheblich: Lediglich<br />

Vellmar liegt mit 117,9 % über dem Bundesdurchschnitt. Hier spielt sicherlich nicht zuletzt<br />

der Herkules-Einkaufsmarkt eine Rolle, der eine breite Branchenvielfalt bietet.<br />

Daneben überrascht Bad Karlshafen – bei 4084 Einwohnern – mit einem für die <strong>Region</strong> hohen<br />

Wert von 85,3 %. Diese hohe Bindung der Bevölkerung an den eigenen Einzelhandel kann natürlich<br />

damit zusammenhängen, dass die Stadt selbst rund 50 km von <strong>Kassel</strong> und Göttingen als<br />

15 Als Kaufkraft der Verbraucherhaushalte bezeichnet man das in privaten Haushalten für Konsumzwecke verfügbare<br />

Einkommen, also denjenigen Betrag, der pro Haushalt vom Einkommen verbleibt, nachdem alle regelmäßig wiederkehrenden<br />

Zahlungsverpflichtungen (z. B. Wohnungsmieten, Kreditraten, Versicherungsprämien) bedient wurden.<br />

16 Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) Nürnberg<br />

17 Die Werte liegen für Bad Karlshafen bei 5121 €/EW, Breuna bei 5285, Hofgeismar bei 5200, Liebenau bei 5217 und<br />

Wahlsburg bei 5215, während sie für Ahnatal bei 6170 €/EW, Vellmar bei 5704 und Espenau bei 5675 liegen.<br />

18 Die Zentralitätskennziffer errechnet sich aus dem Verhältnis der Kaufkraftkennziffer (Kaufkraft im Vergleich zum Bundesdurchschnitt)<br />

zur Umsatzkennziffer (Einzelhandelsumsatz im Vergleich zum Bundesdurchschnitt).<br />

16


nächstgrößeren Städten entfernt liegt. Auch die beiden unmittelbar benachbarten Kommunen<br />

Lauenförde und Beverungen können scheinbar mit ihrem Einzelhandelsangebot dem Handel in<br />

Bad Karlshafen keine übergroße Konkurrenz machen.<br />

In zwölf Kommunen liegt die Zentralitätskennziffer unterhalb des <strong>Region</strong>sschnitts. Sie beträgt<br />

in den Kommunen Liebenau, Naumburg und Oberweser sogar weniger als 30 %. Dies weist darauf<br />

hin, dass hier der Einzelhandel nicht nennenswert über die Versorgung mit Dingen des alltäglichen<br />

Bedarfs hinausgeht.<br />

Auch die Werte der ehemaligen Kreisstädte Hofgeismar (89,1 %) und Wolfhagen (67,9 %) weisen<br />

auf eine vergleichsweise geringe Einzelhandelsattraktivität und Branchenvielfalt hin. Beide<br />

Städte haben immer wieder mit Laden-Leerständen zu kämpfen und problematisieren die Notwendigkeit<br />

einer Steigerung der Attraktivität ihrer Innenstädte regelmäßig.<br />

Dies alles verweist einerseits darauf, dass aufgrund des Unterschiedes von Stadt und <strong>Land</strong> immer<br />

ein Teil der Kaufkraft in das Oberzentrum abließen wird, da bestimmte Leistungen und Güter<br />

wegen ihrer Spezialisierung nur zentral angeboten werden können. Die ländliche <strong>Region</strong><br />

kann dies nur kompensieren, wenn sie im Bereich von regionalen Produktspezialitäten und<br />

Dienstleistungen im Bereich der Naherholung und des Tourismus und bestimmter handwerklicher<br />

Leistungen, wie etwa der Möbelproduktion, städtische und suburbane Kaufkraft anzieht.<br />

1.3.2 Arbeitsmarktdaten<br />

Der Arbeitsmarkt funktioniert im Grunde wie alle Märkte: Das Verhältnis von Angebot und<br />

Nachfrage bestimmt den Preis der „Ware Arbeit“. Und doch sind die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt<br />

komplizierter als in anderen Märkten: Es spielen nicht nur komplexe Unterschiede in<br />

der Qualifikation der Arbeit und dem Anforderungsprofil eines Arbeitsplatzes eine Rolle, sondern<br />

zumindest auch die Beziehung zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer, das<br />

Verhältnis unter den Kollegen, alte Gewohnheiten oder ungeschriebene Gesetze. Dessen sollte<br />

man sich bewusst sein, wenn man sich die Zahlen anschaut und sie interpretiert.<br />

Erwerbstätige/sozialversicherungspflichtige Beschäftigte: Während das <strong>Land</strong> Hessen und<br />

auch der Regierungsbezirk <strong>Kassel</strong> einen rechnerischen Überschuss an sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten hat, ist dies in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ nicht der Fall: In der<br />

<strong>Region</strong> leben zwar über 42.000 Beschäftigte, doch haben hier nur 22.408 Personen einen Arbeitsplatz.<br />

Dies verweist auf erhebliche wirtschaftliche Verflechtungen der <strong>Region</strong> mit der Stadt<br />

<strong>Kassel</strong> sowie einigen Kommunen angrenzender <strong>Region</strong>en (wobei hier vor allem Baunatal mit<br />

Sitz des VW-Werks hervorzuheben ist). Wie bereits an den unterdurchschnittlichen Werten der<br />

Kaufkraft werden auch an diesen Daten die wirtschaftlichen Defizite der <strong>Region</strong> deutlich.<br />

Gebietsname<br />

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer am Arbeitsort am 30.06.2005<br />

davon waren beschäftigt im Bereich<br />

Beschäftigte<br />

Arbeitnehmer<br />

<strong>Land</strong>- und<br />

Forstwirt-<br />

Produzierendes<br />

Gewerbe<br />

Handel,<br />

Gastgewerbe<br />

Finanzierung,<br />

Vermietung und<br />

öffentliche<br />

und private<br />

schaft,<br />

und Verkehr Unternehmens- Dienstleister<br />

Fischerei<br />

dienstleister<br />

Insg. w Insg. w Insg. w Insg. w Insg. w Insg. w<br />

<strong>Land</strong> Hessen 2.089.523 926.076 13.264 3.560 580.448 133.530 529.481 234.519 458.458 206.996 507.872 347.471<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> 377.776 166.606 3.263 900 134.277 27.725 87.479 39.634 44.217 21.554 108.540 76.793<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 59.584 22.321 616 170 27.175 4.459 13.235 5.448 5.510 2.748 13.048 9.496<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> 22408 10857 405 111 6665 1418 5195 2448 2105 1125 7920 5708<br />

Quelle: Hessisches Statistischen <strong>Land</strong>esamt<br />

Die deutliche Mehrzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort ist als öffentliche<br />

und private Dienstleister (35,3 %) bzw. im produzierenden Gewerbe (29,7 %) tätig, gefolgt<br />

von dem Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr (23,2 %). Wie in vielen ländlichen<br />

17


<strong>Region</strong>en ist der Bereich ‚<strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft, Fischerei’ mit 1,8 % deutlich unter den<br />

Werten der anderen Wirtschaftsbereiche. Dies liegt vor allem daran, dass in diesem Bereich der<br />

Anteil der Selbstständigen besonders hoch ist.<br />

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ist relativ hoch (sie stellen mit<br />

48,4% annähernd die Hälfte aller Beschäftigten) und weist darauf hin, dass sich moderne Formen<br />

der Gleichrangigkeit der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt auch im ländlichen Raum in<br />

dieser <strong>Region</strong> durchgesetzt hat. Allerdings gilt dies nicht in allen Wirtschaftsbereichen, so liegt<br />

der Anteil der Frauen im produzierenden Gewerbe bei nur 21,3 %.<br />

Da Erwerbstätigenzahlen nur für den <strong>Land</strong>kreis vorliegen, ist eine Behelfsrechnung nötig: Im<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> lag die Zahl der Erwerbstätigen in 2004 bei 92.300 Personen (= 37,9 % der<br />

Bevölkerung), darunter 76.733 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort und 7128<br />

Umsatzsteuerpflichtige (= 83.861 Personen). Es ist zu vermuten, dass es sich bei den verbleibenden<br />

9,2 % um Beamte handelt, die weder den umsatzsteuerpflichtigen noch den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten zuzuordnen sind.<br />

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am 30. Juni 2005<br />

Gebiet Umsatzsteuerpflichtige<br />

2004 - alle<br />

Wirtschafts-<br />

abschnitte <br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte 2005<br />

Wohnort Arbeitsort<br />

LK <strong>Kassel</strong> 7128 76.733 59.584<br />

Reg.-Bez. <strong>Kassel</strong> k.A. 375.468 377.776<br />

Hessen 235001 1.965.594 2.089.523<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong><br />

4182 42.787 22.408<br />

Quelle Umsatzsteuerpflichtige 2004: Statistik der Bundesagentur<br />

für Arbeit, Nürnberg, 2006 /, Quelle Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte: Hessische Gemeindestatistik 2006, Stand 02.05.06<br />

Addiert man für eine ungefähre Annäherung<br />

an die Erwerbstätigenzahlen der „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ die sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten am Wohnort<br />

mit den umsatzsteuerpflichtigen, so erhält<br />

man zunächst eine Zahl von 46.969<br />

Personen. Bei einem angenommenen zusätzlichen<br />

Anteil von ebenfalls 9,2 % Beamter<br />

würde sich für die <strong>Region</strong> eine Gesamterwerbstätigenzahl<br />

von 51.310 Personen<br />

(= 36,6 % der Bevölkerung) ergeben.<br />

Daraus lässt sich trotz Unsicherheit der<br />

rechnerischen Korrektheit schließen, dass die Erwerbstätigenquote in der <strong>Region</strong> leicht unter der<br />

des <strong>Land</strong>kreises, jedoch umso stärker unter der des <strong>Land</strong>es Hessen (= 49,8 %) wie auch des Regierungsbezirks<br />

<strong>Kassel</strong> (= 47 %) liegt. Dies ist sicherlich in den überwiegend klein strukturierten<br />

Unternehmen der <strong>Region</strong> begründet.<br />

Pendlersalden: Bei den Pendlersalden fällt auf, dass – im Gegensatz zum <strong>Land</strong> Hessen – sowohl<br />

die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ als auch der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> negative Pendlersalden<br />

aufweisen und damit mehr Aus- als Einpendler haben.<br />

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Pendler über<br />

die Gemeindegrenzen am 30.06.2005<br />

Gebiet Einpendler Auspendler Pendlersaldo<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 42867 60016 -17149<br />

Hessen 1409347 1285418 123929<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> 13560 33939 -20379<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Innerhalb der <strong>Region</strong> verfügt lediglich Hofgeismar<br />

über einen positiven Pendlersaldo. Selbst in unmittelbarer<br />

Nähe zu <strong>Kassel</strong> liegende Kommunen 19<br />

weisen einen z.T. beachtlichen Unterschied zwischen<br />

Ein- und Auspendlern auf und verdeutlichen,<br />

dass es sich hier überwiegend um Wohn-<br />

und nicht um Arbeitsorte handelt.<br />

Besieht man sich die Zahlen von <strong>Region</strong> und <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> genauer, so stellt man zudem<br />

fest, dass 84 % des gesamten negativen Pendlersaldos des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> der <strong>Region</strong> zuzuordnen<br />

ist. In Verbindung mit den bereits dargestellten Vergleich der Zahlen zu den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten am Wohnort resp. Arbeitsort legt auch dies nahe, dass die <strong>Region</strong><br />

zu wenig wohnortnahe Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Dies könnte die mit der zu erwartenden<br />

demographischen Entwicklung verbundenen Problemstellungen besonders in den<br />

entlegeneren Teilen der <strong>Region</strong> noch einmal verschärfen.<br />

19 Wie z.B. Vellmar, Fuldatal, Ahnatal, Calden und Habichtswald<br />

18


Angebot an Ausbildungsplätzen: Im Arbeitsamtsbezirk <strong>Kassel</strong> 20 war auch im Frühjahr 2007<br />

die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen größer als das Angebot. Mehr als zwei Jugendliche kamen<br />

auf einen Ausbildungsplatz. Auch wenn der Arbeitsmarkt in Schwung gekommen ist, spiegelt<br />

sich dies auf dem Ausbildungsmarkt nicht wider. Es ist davon auszugehen, dass sich diese<br />

Situation auch in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ nicht unterscheidet.<br />

Beschäftigte in beruflicher Ausbildung<br />

am Arbeitsort am 30.06.2005<br />

Gebiet<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

Insg. Ausländer<br />

Hessen Spitze 1377 38<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 3294 147<br />

Hessen 104022 7815<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Gleichwohl ist Ausbildung in der <strong>Region</strong> von Bedeutung: In<br />

2005 wurden hier insgesamt 1.377 Beschäftigte in beruflicher<br />

Ausbildung verzeichnet, der Anteil an ausländischen<br />

Auszubildenden hat dabei eine (vielleicht zu) geringe Rolle<br />

gespielt 21 . Dies entspricht einem Anteil von 41,8 % aller im<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> in beruflicher Ausbildung befindlichen<br />

Personen. Hinsichtlich der Verteilung sind in der „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ deutliche Unterschiede zu ver-<br />

zeichnen: Fast 50 % der Ausbildungsplätze finden sich in den Mittelzentren Hofgeismar, Wolfhagen<br />

und der direkt an <strong>Kassel</strong> angrenzenden Stadt Vellmar. Daneben überraschen aber auch die<br />

Kommunen Immenhausen, Calden, Zierenberg und Bad Karlshafen, die – trotz geringerer Einwohnerzahlen<br />

und z.T. auch Nähe zum Oberzentrum <strong>Kassel</strong> - weitere 18,4 % der Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung stellen. Deutlich unterrepräsentiert ist berufliche Ausbildung in den Gemeinden<br />

Oberweser, Habichtswald und Breuna.<br />

Auch diese Zahlen sind sicherlich auf die überwiegend kleinen Unternehmen in der <strong>Region</strong> zurückzuführen<br />

sowie auf die schwierige wirtschaftliche Lage, die in den letzten Jahren auch in<br />

der <strong>Region</strong> gegeben war. Gerade das Handwerk ist jedoch bemüht, im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />

Ausbildung anzubieten und qualitativ hochwertig durchzuführen - auch, um dem von der<br />

Handwerkskammer prognostizierten Fachkräftemangel entgegenzuwirken (vgl. Kap 1.4.1).<br />

Arbeitslosenquote: Mit Blick auf die Entwicklungen von 2000-2006 22 ist für den regionalen<br />

Arbeitsmarkt zu sagen, dass die absolute Arbeitslosenzahl in der <strong>Region</strong> in 2006 nicht unter die<br />

Werte von 2000 fiel. Sie lag 2000 bei 5937 und in 2006 bei 6019 Personen, erreichte jedoch in<br />

2005 mit 6989 Personen einen deutlichen Höhepunkt 23 . Im Juli 2007 waren in Hofgeismar und<br />

Wolfhagen absolut 5.598 Arbeitssuchende gemeldet 24 .<br />

Im Gegensatz dazu ist der Anteil der über 55-jährigen Arbeitslosen von 2000 - 2006 kontinuierlich<br />

(Ausnahme: 2005) gesunken ist, während die Zahl der Langzeitarbeitlosen von 2446 auf<br />

2579 Personen stieg und die Zahl der unter 25-jährigen Arbeitslosen keinen wesentlichen<br />

Schwankungen unterlag.<br />

Da die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ weitgehend identisch mit den beiden Geschäftsstellen<br />

Hofgeismar und Wolfhagen der Agentur für Arbeit in <strong>Kassel</strong> ist, lassen sich hierüber Aussagen<br />

zur regionalen Arbeitslosenquote ableiten 25 : Danach zeigt die Tabelle, dass die<br />

Arbeitslosenquote seit 2005 in beiden Geschäftsstellen wie auch im Arbeitsamtsbezirk <strong>Kassel</strong><br />

zurückgegangen ist. Dies entspricht auch dem <strong>Land</strong>es- und Bundestrend und zeigt<br />

grundsätzlich, dass sich die Konjunktur auch in der <strong>Region</strong> erholt hat. Dies zeigen auch die<br />

26<br />

offenen Stellenangebote .<br />

20 vgl. HNA, 30. März 2007 – Zahlen für die <strong>Region</strong> liegen nicht vor.<br />

21 Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt, Stichtag: 30.06.2005<br />

22 Quelle: Homepage der Bundesagentur für Arbeit. Alle Daten finden sich im Anhang zum <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzept.<br />

23 Gleiches gilt auch für die Vergleichsräume <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>, Regierungsbezirk <strong>Kassel</strong> und <strong>Land</strong> Hessen sowohl im Hinblick<br />

auf die Gesamtarbeitslosigkeit wie auch die Arbeitslosigkeit einzelner Gruppen.<br />

24 Quelle: Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk <strong>Kassel</strong> im Juli 2007, Pressemitteilung - Agentur für Arbeit <strong>Kassel</strong>, 31.07.2007 –<br />

die Zahlen beziehen sich auf die beiden Geschäftsstellen Hofgeismar und Wolfhagen der Agentur für Arbeit in <strong>Kassel</strong><br />

25 Für die kommunale Ebene werden keine Arbeitslosenquoten berechnet, so dass eine Ableitung auf diesem Wege die einzige<br />

Annäherung an eine regionale Arbeitslosenquote darstellt.<br />

26 Quelle: Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk <strong>Kassel</strong> im Juli 2007, Presseinfo der Agentur für Arbeit <strong>Kassel</strong>, 31.07.2007. Der<br />

Anteil der offenen Stellenangebot lag in Hofgeismar und Wolfhagen bei insg. 1238 (= + 719 gegenüber Vorjahresmonat).<br />

19


Arbeitslosenquoten<br />

Gebiet 2005 2006 2007<br />

Geschäftstelle Hofgeismar 10,6 9,8 7,4*<br />

Geschäftsstelle Wolfhagen 9,0 8,6 6,4*<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

9,8 9,2 6,9<br />

<strong>HessenSpitze</strong> Mittelwert<br />

Arbeitsamtsbezirk <strong>Kassel</strong> 11,9 11,4 10,6*<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> k.A. k.A. 6,5*<br />

Regierungsbezirk <strong>Kassel</strong> k.A. k.A 8,1*<br />

<strong>Land</strong> Hessen k.A. 9,2* 7,6*<br />

Quellen: Agentur für Arbeit <strong>Kassel</strong>: Jahresrückblick<br />

2006 sowie bei allen mit * gekennzeichneten Daten:<br />

Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk <strong>Kassel</strong> im Juli<br />

2007, Pressemitteilung der Agentur für Arbeit <strong>Kassel</strong><br />

vom 31. Juli 2007<br />

Auch wenn die Arbeitslosenzahlen insgesamt gesunken<br />

sind, können aus der aktuellen Statistik 27<br />

spezifische „Problembereiche“ abgeleitet werden.<br />

In beiden Geschäftsstellen waren im Juli 2007<br />

mehr Frauen als Männer arbeitslos gemeldet. Die<br />

Arbeitslosenquote der Frauen lag mit 9,1 % in<br />

Hofgeismar und 8,1 % in Wolfhagen deutlich über<br />

den Gesamt-Arbeitslosenquoten. Allerdings wäre<br />

zu untersuchen, wie oft es sich hierbei um eine<br />

gewollte Arbeitslosigkeit handelt, weil man wegen<br />

privater Aufgaben eine vorübergehende Arbeitslosigkeit<br />

in Kauf nimmt.<br />

Bedenklich ist allerdings der Anteil der Langzeitarbeitslosen (in beiden Fällen mehr als 40 %),<br />

der als einziger Wert auch von 2005 auf 2006 noch einmal gestiegen war. Diese spezifische<br />

Gruppe der Arbeitslosen scheint weiterhin eine besondere Problematik in der Vermittlung am<br />

Arbeitsmarkt aufzuweisen, die sicherlich zu einem großen Teil auch darin begründet ist, dass<br />

Langzeitarbeitslosigkeit mit fehlender Ausbildung einhergeht.<br />

Auch der Anteil der Arbeitslosen über 50 Jahre ist als hoch zu bezeichnen und liegt in Wolfhagen<br />

bei 23,5 % und Hofgeismar bei 27,2 %. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen der<br />

<strong>Region</strong> wertvolle (berufliche) Erfahrungen nicht oder (noch) unzureichend nutzen.<br />

Die Arbeitslosenquoten von Ausländern werden für Hofgeismar auf 22,2 % und für Wolfhagen<br />

auf 23,9 % beziffert und zeigen, dass hier eine Integration in den regionalen Arbeitsmarkt in vielen<br />

Fällen zumindest schwierig ist. Eine Integration von Ausländern wird nach Einschätzung der<br />

Bundesagentur für Arbeit umso wichtiger, als bereits jetzt davon ausgegangen wird, dass in Zukunft<br />

50 % der Auszubildenden einen Migrationshintergrund haben werden 28 .<br />

<strong>Region</strong>ale arbeitsmarktpolitische Aktivitäten: In der <strong>Region</strong> (aber nicht selten für den gesamten<br />

<strong>Land</strong>kreis zuständig) sind einige Initiativen 29 zu verzeichnen, die sich der außerbetrieblichen<br />

Ausbildung von Jugendlichen und jungen Menschen, Berufsorientierung und –vorbereitung verschrieben<br />

haben. Die wichtigsten Institutionen, die sich dieser Aufgabe stellen, sind die Beschäftigungsinitiative<br />

VABIA e.V. in Vellmar, Agil (Arbeitsgesellschaft im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>)<br />

oder auch die beruflichen Schulen in Hofgeismar und Wolfhagen, die EIBE anbieten.<br />

Darüber hinaus realisiert die Agentur für Arbeit in <strong>Kassel</strong> Initiativen wie „Perspektive 50plus“<br />

oder das <strong>Land</strong>esprogramm „Erfahrung hat Zukunft“, mit denen die Beschäftigungschancen älterer<br />

Erwerbsfähiger oder deren Integration in den ersten Arbeitsmarkt erhöht werden sollen.<br />

Noch stärker als bisher fördert die Arbeitsagentur darüber speziell zugeschnittene Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zur Aktualisierung erforderlicher Kenntnisse und Fähigkeiten. Auch wenn zur<br />

Umsetzung dieser Programme (noch) keine Zahlen vorliegen, werden die Erfolge dieser Programme<br />

im Arbeitsamtsbezirk <strong>Kassel</strong> als groß und das Interesse der Unternehmen an älteren<br />

Beschäftigten aufgrund des aktuellen Fachkräftebedarfs als steigend bezeichnet 30 .<br />

1.3.3 Wissensinfrastruktur, Innovations- und Kooperationsprojekte<br />

Auf mögliche Defizite bei der Ausbildung und Qualifikation wurde bereits hingewiesen. Allerdings<br />

ist anzumerken, dass die Bedingungen für eine Bildungsoffensive in der <strong>Region</strong> gut sind;<br />

auch weil in dem Oberzentrum <strong>Kassel</strong> eine breit gegliederte Universität zur Verfügung steht.<br />

27 Quelle: Der Arbeitsmarkt im Agenturbezirk <strong>Kassel</strong> im Juli 2007, Pressemitteilung der Agentur für Arbeit <strong>Kassel</strong>, 31.07.2007<br />

28 Presseinfo 047/Bundesagentur für Arbeit/3.07.07<br />

29 Diese werden mit ihren jeweiligen Projekten im Kapitel 1.7, Soziale Projekte detaillierter beschrieben.<br />

30 Quelle: Agentur für Arbeit <strong>Kassel</strong>: Jahresrückblick 2006, Pressemitteilung, 3. Januar 2007<br />

20


Der in der <strong>Region</strong> liegenden Universitätsstandort - die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen<br />

- wurde 1998 als landwirtschaftlicher Betrieb von der Universität <strong>Kassel</strong> gepachtet und<br />

seither nach den Richtlinien des Ökologischen <strong>Land</strong>baus bewirtschaftet. Als "gläserner" Betrieb<br />

und Modell für ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften ist die Domäne<br />

zudem erfolgreich in die universitäre Forschung und Lehre eingebunden. Der Zugang für eine<br />

breite Öffentlichkeit wird in einem jährlichen und sehr beliebten Hoffest hergestellt. Allerdings<br />

könnte die Einbindung in die <strong>Region</strong>alentwicklung sicherlich verbessert werden.<br />

Lange Zeit war die Universität <strong>Kassel</strong> mittels eines ‚Tags der Hochschule’ in verschiedenen Teilen<br />

der <strong>Region</strong> sehr präsent. Diese Präsenz ist derzeit jedoch nur wenig und überwiegend in (studentischen)<br />

Projektzusammenhängen spürbar. So existieren v.a. im Bereich der Forschung und<br />

Entwicklung von regenerativen Energien Kooperationen mit verschiedenen Kommunen und Akteursgruppen;<br />

im Bereich der Stadt- und <strong>Land</strong>schaftsplanung bzw. Architektur werden den Studierenden<br />

planerische Projekte z.T. mit touristischer Auswirkung angeboten. Insgesamt wären<br />

jedoch Überlegungen notwendig, wie das Wissenspotential der Hochschule intensiver in alle<br />

Aspekte der regionalen Entwicklung eingebunden werden kann.<br />

Darüber hinaus haben sich auf Initiative und mit Unterstützung des <strong>Land</strong>es Hessen unterschiedliche<br />

Bildungsträger und Institutionen aus Stadt und <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> zum Kooperationsnetzwerk<br />

Hessencampus <strong>Kassel</strong> zusammengeschlossen 31 . Während die Vielfalt der im Netzwerk<br />

zusammengeführten Einrichtungen und Angebote erhalten bleiben soll, werden neue und am<br />

Nutzer orientierte Angebote entwickelt, die sich am Konzept des lebenslangen Lernens orientieren.<br />

Dabei verfolgt Hessencampus <strong>Kassel</strong> das Ziel, die regionale Entwicklung und die individuellen<br />

Bedürfnisse aufeinander abzustimmen.<br />

Zur Erfüllung der Aufgabe will Hessencampus <strong>Kassel</strong> verschiedene Standorte in der <strong>Region</strong> bilden<br />

und darüber die Präsenz in der Fläche der <strong>Region</strong> sicherstellen. Auch wenn die Entwicklung<br />

des Netzwerkes noch nicht abgeschlossen ist, kann man davon ausgehen, dass sich damit positive<br />

Effekte auf die Bildungslandschaft der <strong>Region</strong> ergeben, die es erleichtern, ein den regionalen<br />

Erfordernissen und dem einzelnen Bürger entsprechendes Fort- und Weiterbildungsangebot zur<br />

Verfügung zu stellen. Positive Auswirkungen können vor allem in den Bereichen der Energiewirtschaft,<br />

des Tourismus und Handwerks gesehen werden.<br />

Eine weitere Bildungseinrichtung in der <strong>Region</strong> ist die Evangelische Akademie in Hofgeismar,<br />

die sich als Ort des Dialogs versteht und in öffentlichen Veranstaltungen Beiträge zum besseren<br />

Verständnis der Gegenwart und zur Lösung der in Kirche und Gesellschaft anstehenden Aufgaben<br />

und Problemen leisten will. In ihrem Angebot greift sie – nicht selten gemeinsam mit regionalen<br />

Akteuren - regionale Problemstellungen auf und spricht überregionales Publikum an.<br />

1.4 Wirtschaftsbereiche<br />

1.4.1 <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft<br />

Besieht man sich die Flächennutzungen in der <strong>Region</strong>, so fällt auf, dass der Anteil der <strong>Land</strong>wirtschaftsfläche<br />

mit 5 % über dem Anteil des <strong>Land</strong>es Hessen und immer noch mehr als 3 % über<br />

dem des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> liegt. Im Hinblick auf die Waldfläche ist der Anteil mit den Referenzgebieten<br />

vergleichbar.<br />

Über ein annähernd ausgewogenes Verhältnis von Wald- und <strong>Land</strong>wirtschaftsfläche verfügen<br />

die Kommunen Naumburg, Oberweser sowie mit kleineren Abstrichen auch die Städte Zieren-<br />

31 Hierzu gehören die Stadt und der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> selbst, die Volkshochschule <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>, Volkswagen Coaching, das<br />

Bildungszentrum <strong>Kassel</strong>, die Herwig-Blankertz-Schule Berufliche Schulen Hofgeismar und Wolfhagen, die Arbeitsagentur etc.<br />

21


erg und Wolfhagen. Ein Anteil an <strong>Land</strong>wirtschaftsflächen von ca. 50 % ist in 15 der 19 Kommunen<br />

32 und damit fast der gesamten <strong>Region</strong> gegeben.<br />

Anteile der <strong>Land</strong>wirtschafts- und Waldfläche in km²<br />

Gebiet<br />

Gesamtfläche<br />

am<br />

1.1.<br />

davon<br />

<strong>Land</strong>wirt- Waldfläche<br />

schaftsfläche<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 1292,78 586,32 507,42<br />

%-Anteil 44,00 39,20<br />

Hessen 21114,94 8993,18 8454,79<br />

%-Anteil 42,60 40,00<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> 1013,56 480,31 398,62<br />

%-Anteil 47,39 39,33<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt, Aufstellung<br />

auf Grundlage der Daten für die Flächennutzung 2005<br />

Ausprägung der regionalen Agrarstruktur und<br />

Betriebsstrukturen: In der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ befinden sich 1.114 Betriebe mit<br />

über 2,0 ha <strong>Land</strong>wirtschaftsfläche (LF) 33 , die mehr<br />

als 420 km² Fläche bewirtschaften 34 . Sowohl im<br />

Hinblick auf die Gesamtzahl der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe als auch auf die Zahl der Haupterwerbsbetriebe<br />

wird die auch aktuell hohe Bedeutung<br />

der regionalen <strong>Land</strong>wirtschaft innerhalb des<br />

<strong>Land</strong>kreises unterstrichen. In beiden Fällen liegt der<br />

Anteil bei 81 % aller Betriebe. Gleichwohl werden<br />

innerhalb der <strong>Region</strong> nur 35 % der Betriebe und<br />

68,8 % der Fläche im Haupterwerb bewirtschaftet,<br />

womit keine nennenswerte Abweichung gegenüber dem <strong>Land</strong>kreis besteht.<br />

25 % der landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaftet mehr als 50 ha, der Anteil der Betriebe<br />

mit mehr als 100 ha liegt bei 5 %. Laut Agrarbericht 2005 liegt für Hessen die Wachstumsschwelle<br />

bei 100 ha LF.<br />

Betriebsgrößenklassen der<br />

landwirtschaftlichen Betriebe 2003<br />

Betriebsgrößenklasse Zahl der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe<br />

2-30 ha 688<br />

30-50 ha 144<br />

> 50 ha 282<br />

darunter >100 ha 56<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Die <strong>Land</strong>wirtschaftsfläche umfasst insg. 42.660 ha. Davon<br />

sind 33.343 ha (80,04 %) Ackerland und 8.317 ha<br />

(19,96 %) Gründland. Der Ackerbau ist geprägt durch<br />

Getreide (21.381 ha), Ölfrüchte (4.814 ha), Zuckerrüben<br />

(1.304 ha), Kartoffeln (213 ha), Futterpflanzen (1.586 ha)<br />

und Brache (2.918 ha). Zu signifikanten agrarstrukturellen<br />

Mängeln (auch Bodenerosion) liegen aus Sicht der<br />

zuständigen Ämter keine Erkenntnisse vor.<br />

Viehhaltung findet in 940 Betrieben statt. Milchkühe werden in 172 Betrieben mit 5.570 Tieren<br />

gehalten, dies entspricht einem Durchschnitt von 32 Milchkühen/Betrieb. 542 Betriebe mit<br />

17.562 Tieren halten Mastschweine (= durchschnittlich 32 Tiere/Betrieb) und 237 Betriebe mit<br />

6.529 Tieren halten Zuchtsauen (= durchschnittlich 28 Tiere/Betrieb).<br />

Ökologische <strong>Land</strong>wirtschaft: In der <strong>Region</strong> befinden sich 43 Betriebe mit einer Gesamtfläche<br />

von 1.965,54 ha LF (= 4,72% der LF). Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 45,71 ha. Es<br />

bestehen Betriebsgrößen von 1,18 bis 268,73 ha.<br />

Unter den ökologisch wirtschaftenden Betrieben gibt es einen Betrieb mit Legehennenhaltung<br />

mit mehr als 5.000 Hennen, 2 Betriebe mit Milchviehhaltung mit jeweils mehr als 50 Kühen, 1<br />

Betrieb mit Schweinen und 3 Betriebe mit Mutterkuhhaltung. In den übrigen Betrieben spielt die<br />

Tierhaltung keine große Rolle. Sie dient der Selbstversorgung bzw. ist im Umfang und im Anteil<br />

am Betriebseinkommen wenig bedeutend.<br />

Eine herausragende Stellung nimmt das Versuchsgut der Universität <strong>Kassel</strong> – die Domäne Frankenhausen<br />

- ein. Der landwirtschaftliche Versuchsbetrieb mit 268,73 ha leistet über die hiesige<br />

<strong>Region</strong> hinaus wichtige Forschungsarbeit im Bereich des ökologischen <strong>Land</strong>baus (v.a. der ökologischen<br />

Milchviehhaltung) und gibt positive Impulse für die Öko-Betriebe.<br />

32 Zu diesen Kommunen gehören Ahnatal, Bad Karlshafen, Breuna, Calden, Espenau, Fuldatal, Grebenstein, Hofgeismar, Immenhausen,<br />

Liebenau, Naumburg, Reinhardshagen, Trendelburg, Wahlsburg und Wolfhagen.<br />

33 Quelle: Daten der statistischen Erhebungen des Statistischen <strong>Land</strong>esamtes in Wiesbaden. Jahrgang 2003.<br />

34 Die statistischen Zahlen zu den Flächennutzungen bzw. zu den <strong>Land</strong>wirtschaftliche Betriebe nach Größenklassen der landwirtschaftlich<br />

genutzten Fläche verzeichnen hier – obwohl sie aus dem gleichen Jahr stammen - eine Differenz von ca. 60 km².<br />

22


Nutzung von Bioenergie: Als ein weiterer wichtiger Bereich der <strong>Land</strong>wirtschaft in der „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ ist die Nutzung von Bioenergie anzusehen, die mit derzeit 13 Anlagen<br />

und insgesamt 3.395 KW aufgestellt ist. Die Leistung der einzelnen Anlagen liegt zwischen<br />

190 und 500 KW. Die Zuschlagsstoffe bestehen in der Regel aus Gülle, Silomais und Futterroggen.<br />

Die Rentabilität der Anlagen war bezogen auf das letzte Wirtschaftsjahr als gut zu bezeichnen<br />

und entsprach den Planungsansätzen. Strom und Wärmeproduktion werden zukünftig<br />

ein wichtiges Standbein für die <strong>Land</strong>wirte sein, die in Biogasanlagen investiert haben.<br />

Einschätzung der Wirtschaftslage: Es kann festgestellt werden, dass die Mehrzahl der <strong>Land</strong>wirtschaftsbetriebe<br />

in der <strong>Region</strong> von einer unterdurchschnittlichen Intensität geprägt ist.<br />

Ein wesentlicher Grund ist in dem hohen Anteil von Nebenerwerbsbetrieben zu sehen, die<br />

i.d.R. die Viehhaltung aufgegeben haben und nur Ackerbau oder bei einem höheren Grünlandanteil<br />

eine extensive Rinder- bzw. Hobbypferdehaltung betreiben.<br />

Ein nachhaltiges Einkommen aus der <strong>Land</strong>wirtschaft wird nur in den Nebenerwerbsbetrieben<br />

erzielt, die über eine entsprechende Flächenausstattung verfügen. Aus den Buchführungsergebnissen<br />

landwirtschaftlicher Betriebe in Hessen 35 geht hervor, dass die Betriebe unter 20 ha LF<br />

nur einen geringen Gewinn erzielt haben. Nebenerwerbslandwirtschaft ohne Vieh ist in dieser<br />

Größenklasse überwiegend als Hobby anzusehen.<br />

In der Betriebsgrößenklasse 2-30 ha gibt es 688 Betriebe, das sind ca. 62 % der Betriebe über<br />

2,00 ha. Zukünftig wird es in diesem Bereich eine deutliche Abnahme der Betriebe geben, wobei<br />

die freiwerdenden Flächen von wachstumswilligen Betrieben zu guten bis sehr guten Pachtpreisen<br />

aufgenommen werden.<br />

Bei den Haupterwerbsbetrieben, die überwiegend in der Betriebsgrößenklasse 30-50 ha und<br />

über 50 ha zu finden sind, ist die Viehhaltung Grundlage für einen ausreichenden Gewinn. Laut<br />

Statistik halten 940 Betrieb Vieh in sehr unterschiedlichen Bestandsgrößen.<br />

Hervorzuheben sind die Betriebe mit Milchviehhaltung, wobei 172 Betriebe im Planungsgebiet<br />

noch 5.570 Milchkühe halten. Das sind durchschnittlich 32 Milchkühe pro Betrieb. 36 Es muss<br />

davon ausgegangen werden, dass 2/3 der heute Milch produzierenden Betriebe die Milchviehhaltung<br />

aufgeben werden. Es wird eine Frage der Zukunft sein, ob die dann freiwerdenden Futterflächen<br />

(v.a. Grünlandflächen) zur Bioenergieproduktion verwandt werden oder brachfallen.<br />

Schweinemast wird von 542 Betrieben mit 17.562 Tieren (= durchschnittlich 32 Tiere/Betrieb)<br />

durchgeführt 37 . Auch im Bereich Schweinemast wird ein drastischer Rückgang bei den Betrieben<br />

und auch bei der Zahl der gemästeten Schweine erfolgen, was zusätzlich zu einem Rückgang<br />

der Haupterwerbsbetriebe führen wird. Für die Sauenhaltung gilt das gleiche 38 .<br />

Für viele ökologisch wirtschaftenden Betriebe gilt, durch Nutzung der staatlichen Prämien ihr<br />

Betriebseinkommens zu optimieren. Nur wenige der Betriebe hätten ohne die Subventionen die<br />

Chance, auf Dauer aus der <strong>Land</strong>wirtschaft ein ausreichendes Einkommen zu erzielen.<br />

Zusammenfassend kann man damit rechnen, dass die <strong>Land</strong>wirtschaft in der <strong>Region</strong> bei gleichbleibenden<br />

Rahmenbedingungen weiterhin einem Konzentrationsprozess unterliegen wird. Der<br />

Strukturwandel, der in der Vergangenheit zu einem jährlichen Rückgang der Betriebe um 4-5%<br />

geführt hat, wird sich weiter fortsetzen. In der Direktvermarktung und Diversifizierung liegen<br />

35 Wirtschaftsjahr 2005/2006<br />

36 Im Hinblick auf ca. 60 Betriebe mit Boxenlaufställen und durchschnittlich 60 Milchkühen pro Betrieb ist langfristig in der<br />

Milchproduktion nur mit diesen Betrieben zu rechnen.<br />

37 Wenn die Schweinemast ein nachhaltiger Betriebszweig sein soll und in flächenärmeren Betrieben wesentlich zum Betriebsergebnis<br />

beitragen soll, sind Bestandsgrößen von 1.000 bis 2.000 Schweinemastplätzen erforderlich (in der <strong>Region</strong> haben nur<br />

etwa 14 Betriebe mehr als 400 Mastplätze). Ausgehend von dem daraus resultierenden Kapitalbedarf werden zukünftig nur wenige<br />

Betrieb den Schritt zur Bestandsaufstockung gehen.<br />

38 Die Sauenhaltung wird von 237 Betrieben mit 6529 Tieren betrieben. Der durchschnittliche Sauenbestand beträgt 28 Tiere/Betrieb.<br />

Zielgröße für einen Sauenbetrieb sind 200-400 Sauen, doch haben nur ca. 30 Betriebe mehr als 50 Sauen.<br />

23


Chancen, deren erfolgreiche Nutzung im Rahmen der <strong>Region</strong>alentwicklung unterstützt werden<br />

kann, aber wesentlich von den einzelnen Betriebsleitern abhängt.<br />

Verarbeitung und Vermarktung (z.B. Erzeugergemeinschaften): Die „<strong>Region</strong>alen Entdeckungen<br />

im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>“ weisen auf 38 landwirtschaftliche Direktvermarkter 39 in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ hin. Bei 1082 landwirtschaftlichen Betrieben entspricht dies einem<br />

Anteil von 3,5 %. Etwa 40 Betriebe, die ihre Produkte ebenso direkt vermarkten, aber nicht im<br />

Einkaufsführer erscheinen wollten, sind hierbei nicht berücksichtigt. Über die Verteilung dieser<br />

Anbieter gibt es keine Angaben, ihr Angebot ist jedoch nicht zu vernachlässigen.<br />

Die räumliche Verbreitung der Direktvermarkter in immerhin 13 Kommunen der <strong>Region</strong> kann<br />

als relativ breit angesehen werden, eine inner- wie überregionale Profilierung über landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse konnte bis auf wenige Ausnahmen (wie zum Beispiel Spargel, Alte<br />

Wurst) bislang jedoch nicht erreicht werden. Zwar kann der Verbraucher auf eine Vielzahl<br />

landwirtschaftlicher Produkte 40 zurückgreifen (die zu mehr als 40 % in Hofläden vertrieben<br />

werden 41 ), doch werden diese Produkte von verschiedenen und räumlich verteilt liegenden Betrieben<br />

vermarktet. Der Einkauf beim Bauern wird damit innerhalb der <strong>Region</strong> – v.a. für weniger<br />

mobile Menschen - erschwert. Eine kleine, aber durchaus ausbaufähige Abhilfe bieten direkt<br />

in der <strong>Region</strong> die Bauern- bzw. Wochenmärkten in Vellmar, Hofgeismar und Fuldatal-Ihringshausen,<br />

durchaus aber auch Märkte in <strong>Kassel</strong> oder Bad Emstal.<br />

Zur besseren Vermarktung von NAWARO-Raps sind die Mitglieder des Maschinenrings <strong>Kassel</strong><br />

(ca.70 % der Rapsanbauer) Mitglieder der hessenweit agierenden „Hessischen Erzeugergemeinschaft<br />

für nachwachsende Rohstoffe e.V.“.<br />

1996 wurde die Streuobstinitiative im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> (SILKA e.V.) gegründet. <strong>Land</strong>wirte,<br />

Naturschützer und das heutige Amt für den ländlichen Raum haben seither die regionale Vermarktung<br />

von Streuobstprodukten forciert und einen wichtigen Anreiz für die Pflege und den<br />

Erhalt des auch kulturhistorisch wertvollen Biotops „Streuobstwiese“ geschaffen. Eine regionale<br />

Kelterei regelt die Logistik, Verarbeitung und den Vertrieb der Streuobstprodukte. Für die Annahme<br />

und den Vertrieb wurde eigens ein Netz von Annahme- und Vermarktungsstellen im<br />

<strong>Land</strong>kreis geschaffen. Das verwendete Obst unterliegt strengen Qualitätsstandards 42 .<br />

In der Zusammenschau finden sich also durchaus Erfolg versprechende Ansatzpunkte für einen<br />

nachhaltigen Ausbau der Direkt- und <strong>Region</strong>alvermarktung: Chancen liegen wesentlich in der<br />

Qualitätsentwicklung, einer engeren Verflechtung mit der Gastronomie, dem lebensmittelverarbeitendem<br />

Handwerk und <strong>Region</strong>alläden als auch in einer – zu entwickelnden – Strategie zur<br />

Vermarktung von Qualitätsprodukten in Metropolregionen. Dazu bedarf es nicht nur der Entwicklung<br />

von Marketingstrategien, sondern v.a. einer innovativen Produktentwicklung selber.<br />

Bildung, Ausbildung, Qualifizierung: Gemessen an der <strong>Land</strong>wirtschaftstruktur tragen die regionalen<br />

<strong>Land</strong>wirtschaftsbetriebe stark zur Ausbildung bei. So liegen 25 der insgesamt 35 im<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> vorhandenen Ausbildungsbetriebe in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“.<br />

39<br />

Quelle: <strong>Region</strong>ale Entdeckungen im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>. Der Einkaufsführer für frische Lebensmittel aus der <strong>Region</strong>, Februar<br />

2007 Danach finden sich Direktvermarkter in Bad Karlshafen (1), Breuna (3), Calden (2), Espenau (1), Fuldatal (2), Grebenstein<br />

(9), Hofgeismar (5), Naumburg (2), Oberweser (1), Trendelburg (3), Wahlsburg (1), Wolfhagen (6), Zierenberg (2)<br />

40<br />

Die Produktpalette reicht von Wurst und Fleisch über Honig, Kartoffeln und Kürbissen, Eiern, Käse und Milchprodukten,<br />

Gemüse, Fisch bis hin zu direkt gemahlenem Mehl.<br />

41<br />

Diese Zahl bezieht sich auf die in der Broschüre „<strong>Region</strong>ale Entdeckungen im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>“ aufgeführten Betriebe.<br />

42<br />

Das verwendete Obst darf nicht mit synthetischen Pflanzenschutzmitteln behandelt, die Bäume nicht gedüngt sein. Regelmäßige<br />

Blatt- und Saftproben bestätigen die Reinheit des erzeugten Apfelsaftes und anderer Produkte. Zur Steigerung des Ziels der<br />

<strong>Land</strong>schaftspflege und des Naturschutzes wie auch der regionalen Wertschöpfung werden von SILKA zudem regelmäßig Informationsveranstaltungen,<br />

Schaupressungen, Obstbaumschnitt- und Veredelungskurse durchgeführt.<br />

24


In der <strong>Region</strong> selbst gibt es keine Berufsschuleinrichtung für die landwirtschaftliche bzw. gartenbauliche<br />

Ausbildung 43 . Auch weitergehende Bildungs- und Qualifizierungsangebote in <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

und Gartenbau finden sich hier nicht. Diese Zentralisierung steht sicherlich in<br />

direktem Zusammenhang mit der geringen Beschäftigungsintensität der <strong>Land</strong>wirtschaft.<br />

Es gibt allerdings Bestrebungen der Implementierung von Fachinhalten zur Bioenergie in Ausbildungs-<br />

und Lehrpläne sowie Konzepte für Qualifizierungsinitiativen in landwirtschaftlichen,<br />

technischen und forstwirtschaftlichen Berufsfeldern.<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft als <strong>Land</strong>schaftsschutz und <strong>Land</strong>schaftspflege: Schon heute ist deutlich, dass<br />

eine extensive <strong>Land</strong>wirtschaft neben der Lebensmittelproduktion wichtige Aufgaben für den Erhalt,<br />

die Entwicklung und Pflege der <strong>Land</strong>schaft hat. Da <strong>Land</strong>schaft in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ ein wesentlicher Standortfaktor ist und sich auf die Attraktivität als Wohn- und<br />

Arbeitsort auswirkt sowie zugleich die Chancen für Naherholung und Tourismus bestimmt, wird<br />

es auch auf der Ebene der <strong>Region</strong>alentwicklung immer wichtiger, eine der <strong>Region</strong> entsprechende<br />

<strong>Land</strong>wirtschaftspolitik zu entwickeln.<br />

Touristisches Entwicklungspotenzial in der <strong>Land</strong>wirtschaft: Die eben erwähnte Verflechtung<br />

von <strong>Land</strong>wirtschaft und <strong>Land</strong>schaftspflege sollte in Zukunft verstärkt zu einer touristischen<br />

Nutzung der <strong>Region</strong> beitragen, denn eine weitgehend extensive Bewirtschaftungsform, die besondere<br />

Ausprägung der <strong>Land</strong>schaft in Teilen der <strong>Region</strong> und die kulturellen Aspekte der <strong>Land</strong>schaft<br />

halten für die <strong>Land</strong>wirtschaft durchaus touristisch erschließbare Potentiale bereit.<br />

Trotz der kulturgeschichtlich und landwirtschaftlich geprägten <strong>Land</strong>schaft konnte sich die Verbindung<br />

von <strong>Land</strong>wirtschaft und Tourismus in der <strong>Region</strong> bislang jedoch nur wenig etablieren.<br />

Lediglich fünf landwirtschaftliche Betriebe bieten ‚Urlaub auf dem Bauernhof’ auf Grundlage<br />

der DLG-Klassifizierung an. Alle Betriebe sind familienfreundlich ausgerichtet und z. T. weiter<br />

spezialisiert 44 . Auch Bauernhofcafés und Jausenstationen sind in der <strong>Region</strong> bislang eher eine<br />

Seltenheit, aber durchaus am Dörnberg in Zierenberg, in Calden-Ehrsten und Wolfhagen-Viesebeck<br />

zu finden 45 . Eine Perspektive der Verbindung von <strong>Land</strong>wirtschaft und Tourismus sollte in<br />

der <strong>Region</strong> vielleicht nicht allein dem Kinder orientierten Modell „Ferien auf dem Bauernhof“<br />

folgen, sondern z.B. auch südeuropäische Formen des <strong>Land</strong>tourismus einbeziehen. Diese bieten<br />

den Touristen einfache Campgrounds oder vom eigentlichen Bauernhof getrennte Appartements<br />

an. Wanderer und Radfahrer finden eine Unterkunft, ein kleiner Teich lädt zum einfachen Bad,<br />

Feuerstellen lassen Canada Gefühle aufkommen. Oder sie genießen - wie in Italien – <strong>Land</strong>urlaub,<br />

der mit einer erstklassigen Gastronomie verbunden ist. Mit einer solchen Angebotspalette<br />

könnte den sich zunehmend individualisierenden Nachfragetrends optimal entsprochen werden.<br />

Ausprägung der regionalen Forstwirtschaft 46 : Der Anteil der Waldfläche liegt in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ bei insg. 398,62 km² zw. 39,33 %. Der Privatwald nimmt dabei einen<br />

Anteil von 13 %, der Körperschaftswald von 19,5 % und der Staatswald von 67,5 % ein.<br />

Beim Staatswald spielt der Reinhardswald als größtes zusammenhängendes Waldgebiet Hessens<br />

mit einer Fläche von mehr als 20.000 ha eine nicht unerhebliche Rolle. Abgesehen von 12 km²<br />

Privatwald wird die gesamte Waldfläche von den beiden zuständigen Forstämtern Reinhardshagen<br />

und Wolfhagen des Hessen-Forst betreut.<br />

In der <strong>Region</strong> überwiegt der Anteil an Laubholz (68 %). Vorherrschend ist die Buche, gefolgt<br />

von Fichte und Eiche sowie mit Abstand von Edellaubholz und Kiefer. Eingeschlagen werden<br />

ca. 330.000 Festmeter Holz/Jahr (ohne Kalamitäten). Die Vermarktung konzentriert sich auf die<br />

43 Der nächste Berufsschulstandort für die landwirtschaftliche Ausbildung ist in Fritzlar, für die gartenbauliche Ausbildung in<br />

<strong>Kassel</strong>. Die überbetriebliche Ausbildung findet für den landwirtschaftlichen Nachwuchs auf dem Eichhof in Bad Hersfeld, für<br />

die Gartenbauer in Witzenhausen statt.<br />

44 Drei dieser Betriebe befinden sich in Naumburg, je ein weiterer in Hofgeismar und Trendelburg. Zu ihren Spezialisierungen<br />

gehören z.B. der baubiologische Ausbau, Reiten o.ä.<br />

45 Quelle: <strong>Region</strong>ale Entdeckungen im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>. Der Einkaufsführer für frische Lebensmittel aus der <strong>Region</strong>, 2007<br />

46 Quelle: Informationen der beiden zuständigen Forstämter Reinhardshagen und Wolfhagen<br />

25


Säge- und Schälindustrie und die Spanplattenproduktion, geht im Reinhardswald aber auch in<br />

die Papierproduktion bzw. den asiatischen und europäischen Direktexport. Zum (wenn auch geringeren)<br />

Teil wird das Holz als Brennholz bzw. für die Biomassenutzung vermarktet.<br />

In den Wäldern der <strong>Region</strong> werden keine nennenswerte Nutzungskonflikte verzeichnet.<br />

Beide Forstämter bieten weitere Produkte, wie z.B. die Jagd, den Naturschutz oder auch Waldprodukte<br />

(wie Weihnachtsbäume und Saatgut z.B. für Bäume und Sträucher) an. Wildfleisch<br />

wird direkt über die Forstämter bzw. – im Fall des Forstamtes Wolfhagen – auch über einen<br />

Waldladen vermarktet. Beide Forstämter engagieren sich im Bereich der Waldpädagogik und<br />

des Walderlebens oder auch in den Ecomuseen Reinhardswald und Habichtswald.<br />

Potenziale zur Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Biomasse: Der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

stellt sich seit ca. 15 Jahren der Herausforderung, den Anteil der regenerativen Energien am<br />

Endenergieverbrauch zu steigern und wird im Hinblick auf den Einsatz und die Nutzung von<br />

Biomasse als Spitzenreiter in Hessen angesehen 47 . Diese Position zeigt sich auch in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ über eine bereits hohe Zahl an Holzheizwerken, Biogasanlagen,<br />

Pflanzenöl-BHKW und Biodieseltankstellen 48 .<br />

Der Biomasse-Atlas sieht für den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> in Zukunft v.a. für die <strong>Land</strong>wirtschaft große<br />

Potentiale der Biomassenutzung, gefolgt von der energetischen Nutzung von Holz sowie von<br />

Bioabfällen, feuchten Grünabfällen etc. Im Hinblick auf die <strong>Land</strong>wirtschaft wird die Rohstoffgewinnung<br />

vor allem in der Produktion von Energiepflanzen gesehen. Dies könnte zu einem geringeren<br />

Anbau von Lebensmitteln oder auch zu Veränderungen im <strong>Land</strong>schaftsbild führen und<br />

muss mitbedacht werden, um Konflikte zu anderen Wirtschaftszweigen (z.B. dem Tourismus<br />

durch Veränderungen im <strong>Land</strong>schaftsbild) zu vermeiden. Der Rohstoff Holz zur Biomassenutzung<br />

wird lt. Biomasse-Atlas hingegen weitgehend aus <strong>Land</strong>schaftspflegegehölzen, Altholz,<br />

Sägewerksnebenprodukten u.ä. gewonnen werden können. Auch für andere Nutzungen attraktivem<br />

Waldholz wird eine eher untergeordnete Rolle zugeordnet.<br />

Insgesamt wird für den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> ein Potential von 919.100 MWh/Jahr prognostiziert,<br />

was einem potentiellen Anteil am Endenergieverbrauch (ohne Verkehrssektor) von 29 % mit einem<br />

Heizöläquivalent von immerhin 86 Mio. Liter/Jahr entspricht.<br />

Da die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ über einen hohen Anteil an Wald- und landwirtschaftlicher<br />

Fläche verfügt, können die Voraussetzungen als äußerst positiv und ausbaufähig bezeichnet<br />

werden. Räumlich nahegelegene Einrichtungen, wie die Energieagentur ENERGIE 2000, der<br />

Förderverein Regenerative Energien, das „Kompetenznetzwerk dezentrale Energietechnologien<br />

e.V.“, aber auch der Energieholzhof Holzbrenn- & Baustoffe von IngA (vgl. Kap. 1.7), das Institut<br />

ISET in <strong>Kassel</strong> sowie viele anerkannte Unternehmen in der <strong>Region</strong>, die auf dem Markt bereits<br />

arbeiten, bieten ein professionelles Umfeld zur Nutzung der Biomasse.<br />

Interessante Wärme-Nutzungskonzepte (Beheizung des kommunalen Schwimmbades Naumburg-Heimarshausen<br />

mit Abwärme aus einer landwirtschaftlichen Biogasanlage) haben bereits<br />

überregionale Bedeutung erlangt und auch touristische Relevanz gewonnen.<br />

47 Quelle: Bericht Grunddaten und Modelle zur Biomassenutzung und zum Biomassepotential in Hessen, hg. vom Hessischen<br />

Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Sept. 2005 – Die Aussage bezieht sich dabei sowohl auf die<br />

Gesamtnennleistung der umgesetzten Holzfeuerungsanlagen in KW als auch die in Anspruch genommenen Fördergelder.<br />

48 Der Biomasse-Atlas (www.biomasse-hessen.de) verzeichnet derzeit Holzheizwerke in Hofgeismar (3), Calden (2), Bad Karlshafen,<br />

Liebenau, Breuna, Grebenstein, Immenhausen, Naumburg (je 1), Biogasanlagen in Hofgeismar (3), Espenau, Fuldatal,<br />

Naumburg (je 1), ein Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk in Wolfhagen sowie Biodieseltankstellen in Wolfhagen (2), Oberweser,<br />

Calden und Hofgeismar (je 1). Unter dem Dach des Maschinenringes <strong>Kassel</strong> e.V. sind darüber hinaus lt. Information des Amts<br />

für den ländlichen Raum des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> 12 Biogasanlagen und 13 Holzhackschnitzel-Heizanlagen (Stand 2007) auf<br />

bäuerlichen Betrieben entstanden .<br />

26


1.4.2 Industrie, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Handwerk und<br />

allgemeine Dienstleistungen<br />

Die Mehrzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der <strong>Region</strong> ist im produzierenden<br />

Gewerbe oder den öffentlichen und privaten Dienstleistungen tätig. Dabei überwiegen in der<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ die kleinen und mittleren Unternehmen.<br />

Beschäftigungsintensive Industriebetriebe sind eher gering vertreten. Zu den größten industriellen<br />

Arbeitgebern gehört die Firma Autokühler (AKG), die allein an ihrem Hauptsitz in Hofgeismar<br />

1.300 (von insg. 2700) Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Auch hat das von den Kommunen<br />

Wolfhagen und Breuna gemeinsam realisierte interkommunale Gewerbegebiet mit der<br />

Ansiedelung des REWE-Verteilzentrums sowie der Tafelwasserfabrik „Vitaqua“ zur Schaffung<br />

weiterer beschäftigungswirksamer Betriebe beigetragen. Projekte, wie der Ausbau des Flughafens<br />

Calden oder auch die Kasernenkonversionen in Fuldatal und Wolfhagen (vgl. Kap. 1.7),<br />

sollen innovativen Unternehmen Raum bieten und die Arbeitsplatzschaffung unterstützen.<br />

Den beschäftigungswirksamsten Dienstleister der <strong>Region</strong> stellt die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen<br />

dar, die an ihrem Hauptsitz Hofgeismar sowie den regionalen Standorten in Lippoldsberg,<br />

Ahnatal und Zierenberg 803 Arbeitsplätze bietet. Bei den öffentlichen Dienstleistern<br />

spielen sicherlich auch die Behörden (Kommunen, Schulen, Finanzamt etc.) eine wichtige Rolle.<br />

Mit der Schließung des Amtsgerichtes in Wolfhagen, aber auch den bevorstehenden Kasernenaufgaben<br />

in Fuldatal und Wolfhagen (vgl. Kap. 1.7) muss(te) die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

allerdings einige – auch beschäftigungsrelevante – Einbußen hinnehmen.<br />

Daneben ist jedoch ein breites Spektrum an innovativen und z.T. überregional bis weltweit<br />

bekannten gewerblichen Unternehmen zu verzeichnen. Als Beispiele seien hier – neben dem<br />

bereits genannten Unternehmen Autokühler in Hofgeismar – die Firmen Rohloff (Fahrradschaltgetriebehersteller/Fuldatal),<br />

Karl Eckart (Stagemobil, Bühnentechnik/Hofgeismar), Seybert und<br />

Rahier (Pumpen, Armaturen, Meß-Steuer-Regelungstechnik/Immenhausen), Krebs & Riedel<br />

(Schleifscheibenfabrik/ Bad Karlshafen), Fa. Gerhard (Optik, Operngläser, Zielfernrohre/Naumburg),<br />

Mündener Gummiwerke (zum Continental-Unternehmen zugehörig/Oberweser), Metallwarenfabrik<br />

Knochenmuß (Metallwaren und Reha-Technik/ Wahlsburg), Habich’s Farbenfabrik<br />

(Reinhardshagen), Kuntschar & Schlüter (Energietechnik/Wolfhagen) oder auch Brandschutztechnik<br />

Müller (Zierenberg) genannt. Eher außergewöhnliche - und regionalrelevante - Produkte<br />

und Dienstleistungen bieten zudem u.a. die Wilhelmsthaler Mineralbrunnen GmbH oder Klemme-Obstkonserven<br />

in Calden, Sägewerke in Reinhardshagen, die Kelterei Gerth (Reinhardshagen),<br />

Betriebe zum Abbau von Wesersandstein rund um Bad Karlshafen oder ein Großhandel<br />

für Fingernägelbedarf in Zierenberg. Im Umfeld des Flughafens in Calden haben sich unterschiedliche<br />

flughafenspezifische Unternehmen wie Eurocopter und Helicop etabliert.<br />

Die Hotel- und Gaststättenbetriebe werden überwiegend als Familienbetriebe geführt. Dies<br />

hat durchaus Vorteile, weil es die Nähe zu den Gästen fördert. Trotzdem fehlen v.a. im Übernachtungsbereich<br />

Betriebe, die größere Gästegruppen unterbringen oder für Tagungen genutzt<br />

werden können. Vorhandene Kooperationen zwischen Betrieben des Hotel- und Gaststättengewerbes<br />

federn dieses Defizit z.T. ab, lösen es aber bei weitem nicht in allen Fällen.<br />

Eine besondere Bedeutung kann man in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ dem Handwerk<br />

zuschreiben, bietet es nicht nur kundenorientierte Leistungen, sondern auch ebenso wohnortnahe<br />

wie qualifizierte Arbeitsplätze. Auch spielt es für die Lebensqualität in den Orten eine erhebliche<br />

Rolle 49 . In der <strong>Region</strong> sind z.B. mit einem Orgelbaubetrieb (Trendelburg) und einem Orgelpfeifenbaubetrieb<br />

(Calden), aber auch mit Betrieben, die alte Handwerkstechniken (z.B. bei<br />

49 Leider gibt es – seit der letzten Handwerkerzählung von 1995 - keine auf Kommunen bezogenen und die Bedeutung des<br />

Handwerks stützenden Daten, so dass in der Folge auf kammerbezirksbezogene Daten zurückgegriffen werden muss. Nach Einschätzung<br />

der Handwerkskammer <strong>Kassel</strong> können jedoch die in den Veröffentlichungen der Handwerkskammer <strong>Kassel</strong> gegebenen<br />

Aussagen durchaus als vergleichbar für die Situation im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> und der <strong>Region</strong> angesehen werden.<br />

27


der Fachwerksanierung) anwenden, einige hochspezialisierte und außergewöhnliche Handwerksbetriebe<br />

zu verzeichnen.<br />

Zwischen 1995 und 2004 hat sich im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> die Zahl der Handwerksbetriebe von<br />

2.193 auf 2.392 Betriebe erhöht. Auch die Zahl der Betriebsgründungen im Handwerk wuchs<br />

von 2004 auf 2005 um 4,1 %, wovon insb. das Umland von <strong>Kassel</strong> profitierte.<br />

Dieser Anstieg wird v.a. im Zusammenhang mit der Novellierung der Handwerksordnung gesehen<br />

und beruht nicht unerheblich auf zulassungsfreien und (oft kleinen) Betrieben 50 , die (insb.<br />

in bauähnlichen Bereichen) mit z.T. erheblich günstigeren Angeboten, den Druck auf bestehende<br />

(zulassungspflichtige) Betriebe erhöhen, dabei selbst nur sehr begrenzt Arbeitsplätze schaffen<br />

51<br />

und mit nur 1,8 % sehr viel seltener ausbilden als zulassungspflichtige A1-Betriebe .<br />

Insgesamt hat sich im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> die Zahl der Ausbildungsverträge im Handwerk von<br />

1995-2004 um fast 27 % verringert, was etwas über dem Kammerdurchschnitt (- 25,6 %) liegt.<br />

Nach dem Konjunkturbericht für das Frühjahr 2007 konnte die Mehrzahl der Handwerksbetriebe<br />

weiter an die verbesserte gesamtwirtschaftliche Lage anknüpfen. Der Geschäftsklimaindex,<br />

der sich aus der aktuellen und zukünftigen Bewertung der Geschäftslage zusammensetzt, ist gegenüber<br />

dem Vorjahr um 15,4 auf 77,9 % gestiegen. ¾ der Betriebe schätzten ihre aktuelle Geschäftslage<br />

als gut bzw. befriedigend ein, womit diese Einschätzung etwas schlechter ausfiel als<br />

im Vorquartal, insgesamt jedoch deutlich besser als im Vorjahr. Alle Handwerksbetriebe bewerteten<br />

ihre aktuelle Geschäftslage besser als vor 12 Monaten, wobei die größte Zufriedenheit bei<br />

den industriellen Zulieferern und dem Ausbaugewerbe zu verzeichnen war. Deutlich unter dem<br />

Durchschnitt des Gesamthandwerks schnitt jedoch das Baugewerbe ab, dass von saisonalen Einflüssen<br />

stärker betroffen ist. Die Gewerbe des Gesundheitshandwerks (z.B. Augenoptiker,<br />

Zahntechniker, Orthopädieschuhmacher und -techniker) wie auch im persönlichen Dienstleistungsgewerbe<br />

(z.B. Friseure, Schuhmacher, Kosmetiker, Uhrmacher) sind in der Bewertung ihrer<br />

Geschäftslage weiterhin zurückhaltend, auch wenn hier der Trend ebenfalls nach oben geht.<br />

Im Hinblick auf die Umsatzentwicklung konnten – saisonbedingt – nur 13 % ihre Umsatzzahlen<br />

steigern, mehr als 40 % mussten Erlösminderungen hinnehmen. Die Zahl der Betriebe mit Erlösminderungen<br />

liegt jedoch fast 10 % unter der Vorjahreszahl. Mit den positiven Umsatzentwicklungen<br />

einher geht auch eine günstigere Entwicklung der Auftragsbestände sowohl im Hinblick<br />

auf die Betriebsauslastungen als auch die Auftragsreichweite.<br />

Nach wie vor wird jedoch die Investitionsbereitschaft der Betriebe als verhalten dargestellt.<br />

Hier sind die Erweiterungsinvestitionen auf ebenso konstantem wie niedrigem Niveau geblieben.<br />

Auch die Beschäftigtenentwicklung hat sich nicht positiv entwickelt, auch wenn der Beschäftigtenabbau<br />

- der insb. das Baugewerbe prägte - weniger stark war als im Vorjahr. Zugleich<br />

stehen die Handwerksbetriebe absehbar jedoch auch - als Folge des demographischen Wandels -<br />

vor einem gravierenden Fachkräftemangel. Bereits jetzt können - trotz vergleichsweise hoher<br />

Arbeitslosigkeit - offene Stellen aufgrund mangelnder Eignung und fehlender Fortbildung 52<br />

nicht oder nur schwerlich besetzt werden. Die Betriebe wollen diesen Problemen zukünftig mit<br />

einer intensivierten eigenen Ausbildung und Weiterbildungsangeboten begegnen.<br />

Insgesamt ist die Zukunftserwartung des Handwerks nach oben gerichtet. Mehr als 80 %<br />

(= ein Plus von mehr als 10 % gegenüber dem Vorjahr) erwarten für das laufende Jahr eine befriedigende<br />

bis gute Geschäftslage. Während die meisten Optimisten im Handwerk unter den<br />

50 Hierzu gehören z.B. Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Gebäudereiniger und Fotografen etc.<br />

51 Als Quellen für alle Aussagen wurden verwendet: Betriebsentwicklung Kammerbezirk <strong>Kassel</strong> 2005, Kurzkommentierung;<br />

Konjunkturbericht für das Handwerk in Nord-, Ost- und Mittelhessen, Frühjahr 2007, Ergebnisse der kammereigenen Konjunkturumfrage<br />

zum 31.03.2007. Befragt wurden zum 31.03.2007 740 Betriebe aus Nord-, Ost- und Mittelhessen mit einem Rücklauf<br />

von 33,9 %; HWK <strong>Kassel</strong>: Daten und Fakten HWK <strong>Kassel</strong> 1995-2004; HWK <strong>Kassel</strong> (hg.), Fachkräftebedarf im Handwerk,<br />

Ergebnisse einer Umfrage bei Handwerksbetrieben im Kammerbezirk <strong>Kassel</strong> im 3. Quartal 2006, <strong>Kassel</strong>, April 2007<br />

52 Als besorgniserregend stuft die Handwerkskammer die geringe Zufriedenheit der Betriebe mit privaten Arbeitsvermittlern (=<br />

6,9 %) , aber auch der Arbeitsagentur (= 10,6 %) ein.<br />

28


industriellen Zulieferern zu finden sind, liegt deren Anteil im Bauhandwerk, bei den privaten<br />

Dienstleistern, aber auch im Gesundheitshandwerk z.T. deutlich unter dem Durchschnitt.<br />

In der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ nimmt die Kreishandwerkerschaft Hofgeismar-<br />

Wolfhagen, in der elf Innungen und mehr als 350 Betrieben auf freiwilliger Basis organisiert<br />

sind, eine ebenso starke wie engagierte Rolle ein. Sie stellt sich immer wieder veränderten gesellschaftlichen<br />

Anforderungen und wird auf der Homepage der Handwerkskammer richtigerweise<br />

als ‚Meister der Kooperationen und Netzwerke’ bezeichnet. Zu den Aktivitäten der<br />

Kreishandwerkerschaft gehören solche der Berufsorientierung und -ausbildung, ein regionales<br />

Angebot von Teilen der Meisterausbildung, die Einrichtung eines eigenen Seminarraumes zur<br />

wohnortnahen Fortbildung, die enge Zusammenarbeit mit <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>, der Arbeitsagentur<br />

und anderen Partnern etc. und von Beginn an auch eine aktive und konstruktive Einbindung in<br />

die <strong>Region</strong>alentwicklung im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>.<br />

Aktuell stellt sich die Kreishandwerkerschaft im Rahmen eines gemeinsam von der Handwerkskammer<br />

und der Philipps-Universität Marburg durchgeführten Gutachten (als kammerweit erster<br />

Standort) gezielt Fragen der Erschließung der Zielgruppe 50plus. Eine in diesem Rahmen<br />

angebotene Fortbildung zielt auf die Sensibilisierung und Erschließung von neuen - mit dem<br />

Demographischen Wandel verbundenen - Betätigungsfeldern und Märkten ab.<br />

Insgesamt scheint die <strong>Region</strong> ein durchaus attraktives - aber ausbaufähiges - Umfeld für innovative<br />

Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen zu bieten. Dieses attraktive Umfeld ist sicherlich<br />

vor allem für kleine und mittlere (und weniger transportintensive) Unternehmen interessant<br />

und wird durch die zentrale Lage in Deutschland und Europa begünstigt.<br />

Für den weiteren Ausbau der Unternehmen ist das zur Zeit günstige Wirtschaftsklima zu nutzen,<br />

das 2006 auch in Nordhessen zu einem Rückgang der Unternehmensinsolvenzen 53 und im ersten<br />

Quartal 2007 auch zu einem Plus von 6,3 % der Gewerbeanmeldungen gegenüber dem Vorjahresquartal<br />

im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> geführt hat 54 . Damit liegt der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> in der<br />

Gewerbeanmeldung über der des Regierungsbezirks <strong>Kassel</strong> (5,8 % zu 5,4 % Abmeldungen) und<br />

dem <strong>Land</strong> Hessen (3,6 % zu 1,4 % Abmeldungen).<br />

1.4.3 Tourismus<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ ist mit ihren landschaftlichen Reizen, ihren vielfältigen<br />

kulturgeschichtlichen Besonderheiten, ihrem Waldreichtum sowie den Flüssen Weser und Diemel<br />

besonders für den naturnahen (Aktiv)Tourismus geeignet. Während das in die <strong>Region</strong> hinein<br />

reichende Weserbergland und v.a. der Weserradweg seit längerem bekannte Tourismusziele<br />

sind, sind der Reinhardswald und Habichtswald sowie das Warme- und Diemeltal für Manchen<br />

zum „Geheimtipp“ geworden.<br />

Gleichwohl ist die touristische Vermarktung der <strong>Region</strong> durch das Fehlen einer eindeutigen und<br />

anerkannten <strong>Land</strong>schaftsbezeichnung grundsätzlich erschwert.<br />

Touristische ‚Hochburgen’ der <strong>Region</strong> bilden sowohl beim Bettenangebot als auch den Übernachtungszahlen<br />

Bad Karlshafen im Norden, Hofgeismar im Zentrum und der Kneippkurort<br />

Naumburg im Süden der <strong>Region</strong>. Diese Städte weisen nach der Statistik 63,1 % der gesamten<br />

Übernachtungen (= 32,4 % im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>) und 51 % der Betten in der <strong>Region</strong> (= 27,4 %<br />

im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>) aus. Die beiden Kurorte Bad Karlshafen und Naumburg machen dabei einen<br />

Anteil an 46,5 % der Übernachtungen und 37,5 % der Betten in der <strong>Region</strong> und knapp 24 %<br />

der Übernachtungen bzw. 20 % der Betten im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> aus.<br />

53 Quelle: www.creditreform-kassel.de. Danach setzt sich die leichte Erholung der Wirtschaft in Nordhessen fort. Die Zahl der<br />

Firmeninsolvenzen in Nordhessen nahm 2006 weiter ab. In 2006 wurden 400 Unternehmensinsolvenzen bei den Gerichten der<br />

nordhessischen <strong>Region</strong> beantragt (2005 = 431 = - 7,19 %), liegt jedoch unter dem bundesweiten Rückgang von 15,1 %<br />

(2005: 36.850 / 2006: 31.300). Zahlen zum <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> bzw. der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ liegen nicht vor.<br />

54 Quelle: Homepage des Hessischen Statistischen <strong>Land</strong>esamtes. Die Zahl der Gewerbeabmeldungen stieg um nur 2,8 %.<br />

29


Tourismus 2005<br />

Betten-<br />

angebot<br />

Ankünfte Übernach-<br />

tungen<br />

Ø-<br />

Aufenthalts- <br />

Dauer<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 5.798 253.651 575.411 2,3<br />

Hessen 182.559 10.041.076 24.184.613 2,4<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong> 3.104 111.321 295.458 1,7<br />

Quelle: Hessisches Statistisches <strong>Land</strong>esamt<br />

Aufgrund ihrer touristischen Ausrichtung<br />

auf die Bereiche Kur, Gesundheit<br />

und Wellness liegt die<br />

durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

in Bad Karlshafen und Naumburg<br />

mit mehr als 3 Tagen Aufenthalt<br />

über dem regionalen wie auch dem<br />

landkreisweiten Schnitt. Daneben<br />

weist lediglich Oberweser einen vergleichbaren Wert in der Aufenthaltsdauer auf. Die <strong>Region</strong><br />

ist damit v.a. für Kurzaufenthalte attraktiv. Die touristische Entwicklung der beiden Kurorte Bad<br />

Karlshafen und Naumburg wurde jedoch in den vergangenen Jahren durch die unterschiedlichen<br />

Gesundheitsreformen erschwert, aber auch durch die mehr als schwierigen kommunalen Haushaltslagen<br />

beider Kommunen, die notwendige infrastrukturelle Entwicklungen hemmen.<br />

Ein für die <strong>Region</strong> umfangreiches touristisches Projekt stellt die aktuelle Initiative für ein breit<br />

aufgestelltes Golf-, Ferien-, Freizeit- und Tagungsressort in Hofgeismar-Beberbeck dar. Um<br />

mögliche Wechselwirkungen zwischen dem Großprojekt und bestehenden regionalen Einrichtungen<br />

bzw. Vorhaben (insb. Weserbergland-Therme, Hotellerie/Gastronomie, Verkehrsanbindung<br />

und verwandte Studien) angemessen berücksichtigen zu können, wird das Vorhaben im<br />

Rahmen der <strong>Region</strong>alentwicklung konstruktiv begleitet.<br />

Nach der bereits erwähnten Statistik haben fünf Kommunen der <strong>Region</strong> im Hinblick auf den<br />

Übernachtungstourismus keine Bedeutung. Hierin zeigt sich jedoch eine Schwäche der Statistik,<br />

die lediglich Zahlen von Betrieben mit mehr als 9 Betten nachweist. Diese auch für die <strong>Region</strong><br />

relative Schwäche, die zugleich zeigt, dass die Unterbringung größerer Gästegruppen in vielen<br />

Kommunen nicht einfach ist, macht aber auch den Charme der <strong>Region</strong> aus, der in einer Vielzahl<br />

kleiner Beherbergungsunternehmen liegt. Dieser Charme kommt in der offiziellen Statistik aber<br />

ebenso wenig zum Tragen wie die regional vorhandenen und von Gästen gern genutzten Campingplätze,<br />

die sich vor allem im nördlichen Teil entlang von Diemel und Weser, aber durchaus<br />

auch im Herzen von Reinhardswald und Habichtswald finden 55 .<br />

Das gastronomische Angebot der <strong>Region</strong> hat sich in den letzten Jahren erweitert und in einigen<br />

Fällen auch qualitativ verbessert. In Teilen der <strong>Region</strong> (z.B. im Umfeld von Weser und Diemel)<br />

haben sich mittlerweile einige Betriebe etabliert, die mit ihren Angeboten, Leistungen und Ambiente<br />

- neben der örtlichen Bevölkerung - gezielt Urlauber und Naherholungssuchende (Kanutouristen,<br />

Radfahrer, Wanderer) ansprechen. Diese Betriebe haben zur Steigerung der touristische<br />

Wahrnehmung und Attraktivität der <strong>Region</strong> beigetragen.<br />

Im Hinblick auf die erweiterte touristische Infrastruktur bietet die <strong>Region</strong> vielseitige Möglichkeiten.<br />

Hauptanziehungspunkte im Sinne eines klassischen Tourismus sind der mitten im<br />

Reinhardswald gelegene Tierpark Sababurg mit der auch gastronomisch bedeutenden Sababurg,<br />

der unweit davon gelegene Urwald Sababurg als ältestes Naturschutzgebiet Hessens (vgl. Kap.<br />

1.5) und das Rokoko-Schloss Wilhelmsthal in der Nähe von Calden.<br />

Viele Kommunen verfügen darüber hinaus über Frei- und Hallenbäder. Als touristisch besonders<br />

interessant – weil mit modernen Wellnessbereichen ausgestattet – können jedoch lediglich<br />

die Therme in Bad Karlshafen und die Märchenlandtherme in Breuna bezeichnet werden. Der<br />

landschaftsräumlich besonders reizvolle Golfplatz in Zierenberg, aber auch die Angebote des<br />

„Luftsports“ (z.B. Ballonfahren oder Fallschirmspringen in Calden - Fliegen auf dem Dörnberg,<br />

in Calden oder Trendelburg-Langenthal) können auch von Touristen genutzt werden.<br />

55<br />

Campingplätze gibt es z.B. in Oberweser, Bad Karlshafen, Trendelburg, Hofgeismar, Zierenberg, Liebenau, Reinhardshagen<br />

und Naumburg.<br />

30


Ein breites Netz an Rad- und Wanderwegen durchzieht die <strong>Region</strong>. Unter den Radwegen 56 sind<br />

v.a. die leicht zu befahrenden und gut ausgebauten Radwege entlang von Weser und Diemel mit<br />

ihren abwechslungsreichen Naturlandschaften, den freundlichen Fachwerkdörfern sowie den<br />

schönen kleinen Städten beliebt. Der Fuldaradweg führt zwar nur zu einem kleinen Stück durch<br />

die <strong>Region</strong>, bindet diese aber an überregionale Strukturen an. Eine Besonderheit in der <strong>Region</strong><br />

stellt sicherlich das Projekt ‚Fahrradpool Weser-Diemel’ dar, in dem seit 1999 gastronomische<br />

Betriebe, Kommunen und Verkehrsvereine kooperieren. Das Projekt geht davon aus, dass Radtourismus<br />

ein wichtiges Segment des regionalen Tourismus ist, bei dem der Verleih von Fahrrädern<br />

durch Hotels, Bahnhöfe und Fachhändler einen fast selbstverständlichen Angebotsbaustein<br />

darstellt. Der Fahrradpool Weser-Diemel will für Einheimische wie (Kurz-) Urlauber Möglichkeiten<br />

zum Leihen von Fahrrädern und damit zum „Erfahren“ der <strong>Region</strong> schaffen. Um die <strong>Region</strong><br />

weiter als ‚Urlaubsparadies für Radler‘ zu profilieren und zu vermarkten, werden Fahrräder,<br />

Zubehör und Ersatzteile gemeinsam eingekauft, womit eine erhebliche Reduzierung der betriebswirtschaftlichen<br />

Belastung erreicht wird. Die insg. größere Zahl an verfügbaren Fahrrädern<br />

trägt dazu bei, dass auch Anfragen größerer Gruppen erfüllt werden können. Eine Übertragung<br />

des Projektes auf die gesamte <strong>Region</strong> oder Nachbarregionen wäre durchaus wünschenswert.<br />

Zum Kanuwandern laden Weser und Diemel ein, die beide ihre eigenen Reize haben. Für die<br />

Befahrung beider Flüsse gibt es Kanuverleiher, die auch den Transport zur Ein- bzw. Ausstiegsstelle<br />

anbieten und Tipps für eine sichere Fahrt und Verhaltensvorgaben etc. geben. Entlang der<br />

Weser, aber v.a. der Diemel gibt es zudem attraktive gastronomische Betriebe, die sich auch auf<br />

die Zielgruppe der Kanuwanderer eingestellt haben. Für die Diemel ist es nach langjährigen Diskussionen<br />

gelungen, gemeinsam mit Naturschützern, Angelvereinen und Kanuverleihern allgemeine<br />

Befahrensvorgaben verbindlich abzustimmen und umzusetzen (vgl. Kap. 1.5).<br />

Zum Wandern sind vor allem der Reinhardswald und der Habichtswald geeignet. Gewandert<br />

werden kann auf einem dichten, vom HWGHV (Hessisch-Waldeckischer Gebirgs- und Heimatverein)<br />

markierten Wegenetz. Trotz der hohen landschaftlichen Attraktivität ist es an vielen<br />

Stellen schwierig, die Qualität der Wanderwege (außerhalb der kommunalen Wälder) an die<br />

Qualitätskriterien des Deutschen Wanderverbandes anzunähern, da hier oft land- oder forstwirtschaftliche<br />

Interessen entgegenstehen. Zu den überregionalen Streckenwanderwegen, die die<br />

<strong>Region</strong> tangieren, gehört die - vor allem den Reinhardswald durchquerende - Wildbahn. Mit<br />

diesem Wanderwegenetz hat die <strong>Region</strong> gute Chancen, sich im Wettbewerb um die (bundesweit<br />

wachsende) Zielgruppe der am Wandern Interessierten zu behaupten.<br />

Die <strong>Region</strong> bemüht sich seit einiger Zeit, auf verschiedenen Ebenen Verbindungen zwischen<br />

dem Wandern und der Kultur/Geschichte der <strong>Region</strong> zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist der<br />

Märchenlandweg, ein ca. 400 km langer Wanderweg, der auf Aspekte der Heimat und Märchen<br />

der Brüder Grimm, aber auch vielfältige Sagen und Mythen aufmerksam macht. Der Märchenlandweg<br />

sollte weiter profiliert werden und als hochwertiges Angebot stärker in die Kooperationszusammenhänge<br />

und Vermarktungswege der Dt. Märchenstrasse eingebunden werden.<br />

Weitere Beispiele für die Verbindung von Wandern und Kultur/ Geschichte sind die EcoPfade,<br />

die als thematische Rundwanderwege den Blick auf (oft im Verborgenen liegende) kulturgeschichtliche<br />

Schätze am Wegesrand lenken. Zu den bereits realisierten EcoPfaden gehören der<br />

� EcoPfad Archäologie Helmarshausen (Bad Karlshafen), der die Klosteranlage Helmarshausen,<br />

die Krukenburg, einen historischen Steinbruch oberhalb von Bad Karlshafen, das<br />

jungsteinzeitliche Erdwerk auf dem Eichenberg, das Winterlager Karls des Großen bei Herstelle<br />

und die Stadtwüstung Neustadt Helmarshausen verbindet,<br />

� Eco Pfad Pilgerwege zum Wallfahrtsort Gottsbüren (Trendelburg), der die historischen Pilgerwege<br />

zur Wallfahrtskirche in Gottsbüren mit den überall im Reinhardswald vorhandenen<br />

56 Zu den bedeutendsten Radwegen gehören der Diemelradweg, der Reinhardswaldradweg, die überregionalen Radwege Nibelungenweg,<br />

Weserradweg sowie zu einem kleineren Stück der ebenfalls überregionale Fuldaradweg (R1).<br />

31


Spuren jahrhundertealter Siedlungsgeschichte (wie Wölbäcker, Hohlwege, Hügelgräber) und<br />

der Geschichte der Orgelbautradition verbindet<br />

� Eco Pfad Archäologie Dörnberg (Zierenberg), der die Burg Blumenstein auf der „Wichtelkirche",<br />

die Wallanlage des Hohen Dörnberg, den „Hohlestein" und den „Helfenstein" verbindet<br />

und zugleich auf ein 183.300 m² großes jungsteinzeitlichen Erdwerk (um 3700 v.<br />

Chr.) und ein Galeriegrab (um 32. Jh. v. Chr.) in Calden verweist.<br />

Weitere Ideen für EcoPfade sind aus der regionalen Geschichte ablesbar und befinden sich z.T.<br />

in der Planung 57 . Ziel sollte sein, die EcoPfade in überregionaler Kooperation mit der <strong>Region</strong><br />

‚Casseler Bergland’, aber auch ggf. weiteren nordhessischen <strong>Region</strong>en zu gestalten und zu vermarkten<br />

und damit (nach innen wie außen) eine Wiedererkennbarkeit zu gewährleisten.<br />

Eine touristisch relevante Verbindung von Kultur/Geschichte und <strong>Land</strong>schaftswahrnehmung<br />

stellen auch die beiden Ecomuseen Reinhardswald und Habichtswald 58 dar, die in Deutschland<br />

in ihrer Idee und Umsetzung (noch) einzigartig sind. Sie machen jeweils den <strong>Land</strong>schaftsraum<br />

zum Ausstellungsort, zeigen dessen historische wie aktuelle Entwicklung und die wechselseitige<br />

Einflussnahme, die die Natur, der Mensch und die von ihm geleistete Arbeit aufeinander<br />

nehmen. In der Verknüpfung von ehrenamtlicher und hauptamtlicher Arbeit werden regelmäßig<br />

umfangreiche Veranstaltungsprogramme erstellt. In jährlich ca. 250 Vorträgen, Exkursionen<br />

oder Ausstellungen können Bewohner wie Gäste der <strong>Region</strong> vielfältigen Facetten der regionalen<br />

Geschichte, Ökologie und Ökonomie nachgehen. Damit verbunden ist eine erhebliche<br />

Steigerung der Kenntnisse über regionale Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten, der regionalen<br />

Identität und nicht zuletzt auch des positiven Umgangs mit Gästen.<br />

Mit den Ecomuseen konnte auch eine Vernetzung der rund 45 regionalen Museen 59 und museale<br />

Einrichtungen begonnen werden. Jedoch kommt nur ca. einem Viertel der regionalen Museen<br />

60 aufgrund der thematischen Ausrichtung, aber z.T. auch (zumindest teilzeitigen) hauptamtlichen<br />

Betreuung eine besondere Bedeutung zu.<br />

Ein Projekt von überregionaler Bedeutung, dass die Verbindung von Kulturgeschichte und Wandern<br />

herstellt, ist das ‚Transnationale Kooperationsprojekt Hugenottenpfad’, dessen<br />

Umsetzung bis 2011 geplant ist 61 . Hierbei handelt es sich um einen ca. 1200 km langen Wanderweg,<br />

der weitgehend den Qualitätskriterien des Deutschen Wanderverbandes entsprechen<br />

soll und von Südfrankreich (Dauphiné) über die Schweiz bis Bad Karlshafen im Norden der <strong>Region</strong><br />

führt. Er will die geschichtlich nachgewiesenen Fluchtwege der vor ca. 300 Jahren aus<br />

Frankreich vertriebenen Glaubensflüchtlinge – der Hugenotten und Waldenser – mit den Orten<br />

verbinden, an denen ihnen letztlich ein Bleibe- und Ansiedelungsrecht zugebilligt wurde 62 .<br />

Darüber hinaus ist die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ in das Netzwerk Industriekultur<br />

Nordhessen (nino) eingebunden. Dieses – ganz Nordhessen umfassende – Projekt geht davon<br />

aus, dass die Industrie- und Technikgeschichte auch in Nordhessen eine prägende Rolle spielt,<br />

auch wenn sie im Alltag nur noch bedingt präsent ist. Ziel ist es, ein Netz von markanten Standorten<br />

der vergangenen und gegenwärtigen Technik- und Industriekultur zu entwickeln, das von<br />

einem Netzwerk engagierter Akteure und Institutionen gepflegt und vermarktet wird. Das Zu-<br />

57 Konkrete Ansätze und (Vor)Planungen bestehen bereits für EcoPfade mit Schwerpunkt auf der Archäologie in Mariendorf,<br />

Bad Karlshafen (Sieburg), Calden, Fuldatal, Zierenberg-Burghasungen, Breuna, Wolfhagen und Fuldatal-Simmershausen.<br />

58 Das Ursprungsland der Ecomuseen ist Frankreich, es gibt sie aber auch in anderen europäischen Ländern.<br />

59 s. Anhang: Übersicht der Museen, Kulturveranstaltungen, -einrichtungen u. besonderer kulturgeschichtlicher Orte<br />

60 Hierzu gehören z.B. das Stadtmuseum Hofgeismar, das Deutsche Hugenottenmuseum in Bad Karlshafen, das <strong>Region</strong>almuseum<br />

für das Wolfhager <strong>Land</strong>, das Glasmuseum Immenhausen, das Wasserschloss Wülmersen, aber z.B. auch das Wassererlebnishaus<br />

in Fuldatal, die Märchenwache in Schauenburg-Breitenbach und der Raum für Natur in Naumburg.<br />

61 Das Projekt wird unter Federführung der LEADER-<strong>Region</strong> Burgwald zunächst bis Ende 2008 über LEADER gefördert.<br />

62 Die in der <strong>Region</strong> vorhandenen hugenottischen und waldensischen Orte (Bad Karlshafen als hugenottische Stadtgründung,<br />

die Waldenserorte Gottstreu und Gewissenruh (beide Oberweser) sowie die Hugenottenorte Kelze, Schöneberg, Carlsdorf (alle<br />

Hofgeismar), Leckringhausen (Wolfhagen) und Mariendorf (Immenhausen) werden in das Projekt eingebunden.<br />

32


sammenspiel von Industriegeschichte und möglichst weitverzweigter Kooperation stellt dabei<br />

einen weiteren Baustein zur Profilierung der <strong>Region</strong> auf dem touristischen Markt dar.<br />

Grafik: Das Organisationsmodell des Tourismus auf nordhessischer Destinationsebene<br />

<strong>Land</strong>esebene: Hessischer Tourismusverband (zuständig für Lobbyarbeit, Koordination der Interessen der touristischen<br />

Orte/<strong>Region</strong>en in Hessen) + Hessen Agentur (zuständig für zentrale Vermarktung des Reiselandes Hessen)<br />

<strong>Region</strong>almanagement<br />

Nordhessen<br />

NordhessenTouristik (NHT)<br />

Übergeordnete Aufgaben: Bündelung von<br />

Markenführung und Themenmarketing zur<br />

Neukundengewinnungen auf nationalen<br />

Märkten<br />

in enger<br />

Kooperation mit den<br />

regionalen Tourismuseinrichtungen als<br />

funktionalen Partnern:<br />

<strong>Land</strong>kreis Waldeck-Frankenberg<br />

<strong>Land</strong>kreis Hersfeld-Rothenburg<br />

Werra-Meißner-Kreis<br />

Schwalm-Eder-Kreis<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> (<strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<strong>Land</strong>)<br />

Stadt <strong>Kassel</strong><br />

mit den Kerngeschäften:<br />

halten Kontakt<br />

zu bzw.<br />

beraten die<br />

örtlichen Touristinformationen und<br />

touristischen Arbeitsgemeinschaften (TAGs)<br />

und Leistungsträgern in ihrem<br />

jeweiligen Zuständigkeitsgebiet<br />

mit den Aufgaben:<br />

Aktivtourismus Gästeservice/-betreuung vor Ort<br />

Gesundheits- u. Wellnesstourismus Angebotsentwicklung<br />

Kulturtourismus<br />

Städte- und Tagungstourismus<br />

und Produktverantwortung (in Form<br />

von Produktkoordination und bei<br />

Wandern/Radwandern auch Organisation der<br />

Infrastruktur):<br />

Qualitätssicherung<br />

Wandern LK Waldeck-<br />

Frankenberg<br />

Radwandern Schwalm-Eder-Kreis<br />

Golf/Journalisten- LK <strong>Kassel</strong> Rückkoppelung mit der örtlichen<br />

reisen/ Messen<br />

Ebene bzw. den TAGs<br />

Gesundheit/Wellness derzeit offen<br />

Tagung derzeit offen<br />

Märchen LK <strong>Kassel</strong><br />

Die <strong>Region</strong> kann aus touristischer Sicht als vergleichbar mit einem Großteil der ländlichen <strong>Region</strong>en<br />

in Nordhessen (wie auch der unmittelbar angrenzenden <strong>Region</strong>en der benachbarten Bundesländer)<br />

angesehen werden. Sie hat keine ausreichende Größe für eine touristische Destination,<br />

verfügt zudem auch aus finanzieller und personeller Sicht nicht über die kritische Masse,<br />

um sich zu einer touristischen Destination zu entwickeln. Im Rahmen der vom <strong>Land</strong> Hessen initiierten<br />

Neukonzipierung hat sich deshalb auch der Tourismus in Nordhessen neu aufgestellt<br />

und die Kooperation, aber auch Aufgabenteilung zwischen lokalen/interkommunalen Touristinformationen,<br />

den regionalen Tourismuseinrichtungen und der nordhessischen Ebene neu definiert<br />

(siehe Grafik). Innerhalb dieser Organisationsstruktur findet sich die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ über die örtliche Ebene 63 sowie über den Tourismusverband des <strong>Land</strong>kreises<br />

<strong>Kassel</strong> – den <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<strong>Land</strong> e.V. – wieder. Thematisch werden nicht nur gemeinsame An-<br />

63 Inkl. der Touristischen Arbeitsgemeinschaft (TAG) von Hofgeismar, Grebenstein, Immenhausen, Liebenau und Trendelburg.<br />

33


gebotsbausteine für einen naturnahen (Aktiv)Tourismus aufgegriffen, sondern diese auch sinnvoll<br />

mit ergänzenden - übergeordneten - Aspekten, wie den in der <strong>Region</strong> verankerten Brüder<br />

Grimm oder Gesundheit und Wellness, in Beziehung gesetzt.<br />

Diese Einbindung in übergeordnete Strukturen erleichtert es der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“,<br />

sich auf dem (nationalen wie internationalen) Markt zu platzieren, eigene Produkte erfolgreicher<br />

zu vermarkten und neue touristische Entwicklungspfade zu erschließen. Ineffizienzen<br />

und Doppelarbeiten können vermieden und eine Konzentration auf die Bearbeitung von attraktiven<br />

(aktiv- und kulturtouristischen) Zielgruppen und Marktsegmenten herbeigeführt werden,<br />

ohne dass die <strong>Region</strong> ihr eigenes Profil aufgeben muss. Hinzu kommen die Bündelung von Mitteln<br />

und die Bearbeitung von Märkten, die jede einzelne <strong>Region</strong> für sich nicht leisten kann.<br />

1.4.4 Energiewirtschaft<br />

Strukturen der Energieversorgung: Die Energieversorgungsstruktur der <strong>Region</strong> wird nach wie<br />

vor maßgebend durch Großkonzerne geprägt. Strom- und Gasversorgung erfolgen überwiegend<br />

durch die überregional tätige e.on-Mitte GmbH. Ausnahmen bilden lediglich der Ortsbereich der<br />

Gemeinde Fuldatal, in dem die Gasversorgung von den Städtischen Werken <strong>Kassel</strong> durchgeführt<br />

wird, sowie das Gebiet der Stadt Wolfhagen, in dem die Stadtwerke Wolfhagen GmbH als hundertprozentige<br />

Tochter der Stadt Wolfhagen die Stromversorgung übernommen haben und zugleich<br />

auch in der Wasser- und Wärmeversorgung aktiv sind.<br />

Im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> gibt es bereits seit 15 Jahren erfolgreiche Aktivitäten, die Energieversorgung<br />

zunehmend auf die Basis regional verfügbarer erneuerbarer Energien zu stellen. So gibt es<br />

bereits zahlreiche Holzfeuerungsanlagen zur Versorgung kommunaler und privater Objekte. Solarthermische<br />

Anlagen zur Warmwasserbereitung und zur Unterstützung der Wärmeversorgung<br />

von Gebäuden sind mittlerweile weit verbreitet. Einige Städte und Gemeinden haben hierzu eigene<br />

Bauvorschriften erlassen bzw. erfolgreiche Förderprogramme aufgelegt.<br />

Zur Stromversorgung aus regenerativen Quellen tragen einige Kleinwasserkraftanlagen bei, die<br />

nach wie vor betrieben werden. Schwerpunkt ist allerdings die Windenergie, gefolgt von der<br />

Photovoltaik, zu der (z.B. über die Initiative SolarLokal 64 ) eine besonders intensive Öffentlichkeitsarbeit<br />

betrieben wird.<br />

In Zahl und Umfang von Biogasanlagen führt die <strong>Region</strong> landesweit. Dies resultiert auch aus<br />

den intensiven Aktivitäten und Beratungsleistungen des landwirtschaftlichen Maschinenrings,<br />

der ein beispielhaftes basisorientiertes Netzwerk hervorgebracht hat. Durch diese stabile Dezentralität<br />

ist die Wärmenutzung der Anlagen im Bundesvergleich überdurchschnittlich.<br />

In Blockheizkraftwerken als Pilotanlagen wird Strom aus Pflanzenöl erzeugt. Konventionelle<br />

gas- und heizölbetriebene BHKW sind in vielen kommunalen Objekten im Einsatz.<br />

Potenziale für Energiegewinnung aus regenerativen Quellen: Die regenerative Energieerzeugung<br />

hat ungeachtet der bisherigen Erfolge noch ein erhebliches Entwicklungspotenzial. Dieses<br />

wird beispielsweise in einem neuen Projekt im Rahmen der Konversion der ehemaligen Bundeswehrkaserne<br />

Wolfhagen erschlossen. Hier soll ein innovatives Verfahren zur energetischen Biomassenutzung<br />

in der Praxis erprobt werden: Klassische Stromerzeugung aus Biogas erfolgt in<br />

einem Kurzfermentierungsverfahren, die Abwärme der BHKW-Anlagen wird genutzt, um aus<br />

den Reststoffen der eingesetzten Biomasse Pellets herzustellen, die in entsprechenden Heizkesseln<br />

eingesetzt werden können.<br />

<strong>Region</strong>ale Energieautonomie ist vorstellbar, denn das Angebot an Biomasse aus <strong>Land</strong>- und<br />

Forstwirtschaft, an energetisch nutzbaren Rest- und Abfallstoffen sowie an solarer Strahlungsenergie<br />

ist so groß, dass bei Ausschöpfung dieser Effizienzpotenziale, unter Einsatz entsprech-<br />

64 Quelle: www.solarlokal.de. An der Initative SolarLokal nehmen neben dem <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> selbst auch die Kommunen Ahnatal,<br />

Bad Karlshafen, Calden, Espenau, Fuldatal, Naumburg, Wahlsburg, Wolfhagen, Vellmar und Zierenberg teil<br />

34


ender Anlagentechnik und bei bedarfsgerechter Anwendung eine hundertprozentige Selbstversorgung<br />

möglich und keinerlei Energieimporte mehr nötig wären.<br />

Potenziale zur energetischen Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Biomasse: Wie in<br />

Kap 1.4.1 dargestellt, nimmt der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> bei der Nutzung von Biomasse eine Spitzenstellung<br />

in Hessen ein, die sich v.a. in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ widerspiegelt.<br />

Der Biomasse-Atlas sieht für den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> auch für die Zukunft große Potentiale zur<br />

stofflichen Nutzung von landwirtschaftlicher Biomasse, gefolgt von der Holznutzung sowie der<br />

energetischen Nutzung von Bioabfällen, feuchten Grünabfällen etc. Während die Erzeugung von<br />

Biomasse durch die <strong>Land</strong>wirtschaft v.a. in der Produktion von Energiepflanzen gesehen wird,<br />

wird der Rohstoff Holz zur Biomassenutzung hingegen weitgehend aus <strong>Land</strong>schaftspflegehölzen,<br />

Altholz, Sägewerksnebenprodukten u.ä. gewonnen werden können. Auch für andere Nutzungen<br />

attraktives Waldholz wird eine eher untergeordnete Rolle spielen.<br />

Insgesamt wird für den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> ein Potential von 919.100 MWh/Jahr prognostiziert,<br />

was ohne den Verkehrssektor einem potentiellen Anteil am Endenergieverbrauch von 29 % (=<br />

86 Mio. Liter/Jahr Heizöläquivalent) entspricht. Aufgrund des großen Anteils an Wald- und<br />

<strong>Land</strong>wirtschaftsflächen wird hiervon auch die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ profitieren.<br />

Potenziale der Energieeinsparung: Auch wenn nur gut 4 % des Endenergieverbrauchs im Regierungsbezirk<br />

<strong>Kassel</strong> auf Basis regenerativer Rohstoffe hergestellt werden, liegt in diesem Sektor<br />

eine erhebliche Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt und die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

im Besonderen. Allerdings sollte die zukünftige Planung sehr bewusst auf die Veränderung<br />

des <strong>Land</strong>schaftsbildes durch den verstärkten Anbau nachwachsender Rohstoffe achten.<br />

Maisanbau beispielsweise verändert aufgrund der Höhe der Maispflanzen und Größe der Schläge<br />

das <strong>Land</strong>schaftsbild erheblich und kann mit Freizeitnutzungen und dem Fremdenverkehr in<br />

Konflikt geraten. Aber auch jenseits solcher wirtschaftlichen Konflikte ist die identitätsbildende<br />

Rolle der <strong>Land</strong>schaft gerade in dem Bereich dieser Entwicklungsregion so bedeutsam, dass eine<br />

sorgfältige Planung und Abwägung wichtig ist.<br />

Abschätzung der Substitution importierter Energieträger: Die vollständige Substitution importierter<br />

Energieträger durch Nutzung der in der <strong>Region</strong> vorhandenen Ressourcen bringt naturgemäß<br />

eine Veränderung des <strong>Land</strong>schaftsbildes mit sich. Dieses wird z.B. sichtbar in Form von<br />

Windkraftanlagen, Photovoltaikflächen auf Dächern und im Freigelände, sowie Veränderungen<br />

der landwirtschaftlichen Anbauflächen. Hierdurch wird für Einheimische und Besucher auch optisch<br />

das Bestreben deutlich, die nachhaltige Entwicklung der <strong>Region</strong> durch konsequente Nutzung<br />

erneuerbarer Energien voranzutreiben.<br />

Eine kontinuierliche, durch die Menschen gewollte, Veränderung des <strong>Land</strong>schaftsbilds prägt die<br />

<strong>Region</strong> seit Jahrhunderten. Die anstehende Veränderung ist die Alternative zu den unausweichlichen<br />

Folgen der drohenden Klimaveränderung (z.B. zunehmende Stürme, Veränderungen im<br />

Wasserhaushalt), die in Verbindung mit Artenwechsel in Fauna und Flora das <strong>Land</strong>schaftsbild<br />

perspektivisch radikal verändern könnte.<br />

Im Sinne einer zukunftsorientierten Stärkung des regionalen Selbstbewusstseins und für die positive<br />

touristische Vermarktung der <strong>Region</strong> müssen diese Alternativen aufgezeigt - aber im Hinblick<br />

auf ihre „Grenzen“ auch immer wieder kritisch abgewogen - werden, denn so kann die geleistete<br />

und zu intensivierende Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsstrategien zum Erfolgsfaktor<br />

werden und eine Modellregion profilieren.<br />

1.5 Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung<br />

Die Umweltsituation in der <strong>Region</strong> kann im Grundsatz als positiv bezeichnet werden. Nennenswerte<br />

Erosionsgefährdung findet sich hier nach Aussagen der zuständigen Behörden nicht. Auch<br />

der geringe Anteil an größeren Industrie- und Gewerbebetrieben birgt für die <strong>Region</strong> geringe<br />

35


Emissions- und Immissionsbelastungen. Zugleich stellt jedoch die relativ große Zahl an Auspendlern<br />

(insb. nach <strong>Kassel</strong> und Baunatal) und das damit verbundene Verkehrsaufkommen einen<br />

nicht zu unterschätzenden Faktor bei der Luftbelastung dar, von dem insbesondere die direkt<br />

an die Stadt <strong>Kassel</strong> anschließenden Kommunen betroffen sind. Maßnahmen zur Reduzierung<br />

dieser Belastungen (z.B. Ausbau von ÖPNV und Radverkehrsinfrastruktur, Verordnung<br />

zur Kennzeichnung emissionsarmer Fahrzeuge) sind im Luftreinhalte- und Aktionsplan für den<br />

Ballungsraum <strong>Kassel</strong> 65 beschrieben, werden jedoch - v.a. im Hinblick auf die Erfüllung der gesetzlichen<br />

Vorgaben - als insgesamt nicht ausreichend bewertet.<br />

Im Hinblick auf die Quantität und Qualität der Wasserversorgung werden in der <strong>Region</strong> keinerlei<br />

grundsätzlichen Bedenken geäußert. Eine Ausnahme bildet das geplante Ferienressort Beberbeck<br />

bei Hofgeismar, dessen Umsetzung im Hinblick auf die hydrogeologischen Gegebenheiten<br />

zu Teilen skeptisch betrachtet wird.<br />

Die Biologische Gewässergütekarte Hessen 2000, welche die Qualität der Fliessgewässer als<br />

Lebensraum für Tiere und Pflanzen ebenso wie deren chemisch-biologische Beeinflussung darstellt,<br />

zeigt für die <strong>Region</strong> eine überwiegend mäßige Belastung auf. Dass sich dieses weitgehend<br />

positive Bild in Zukunft schnell ändern kann, verdeutlichen im Hinblick auf die Weser, die Bedenken<br />

gegen eine vom Bergbauunternehmen Kali & Salz geplante Einleitung von 400.000 m³<br />

Salzlauge pro Jahr, die zunächst nur die Werra betrifft. Da diese jedoch ab Hann. Münden gemeinsam<br />

mit der Fulda die Weser bildet, befürchten viele anliegende Gebietskörperschaften,<br />

dass eine solche Einleitung die nach der deutschen Wiedervereinigung deutlich gestiegene Wasserqualität<br />

ebenso wie das Biosystem der Weser beeinträchtigen könnte. Z.Zt. bereiten Anliegerkommunen<br />

und -landkreise eine Klage gegen das Vorhaben von Kali & Salz vor.<br />

Während die Gewässergüte (abgesehen von möglichen Folgen für die Weser durch die beschriebenen<br />

Entwicklungen an der Werra) z.Z. überwiegend positiv betrachtet werden kann, attestiert<br />

die Gewässerstrukturgütekarte 1999 Hessen für die wesentlichen Fliessgewässer der <strong>Region</strong><br />

deutliche bis (z.T. sehr) starke Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes der Gewässer,<br />

Ufer und Auen (positivste Ausnahme ist hier die Warme mit ‚nur’ deutlichen Veränderungen). 66<br />

Da die Defizite in der Gewässerstrukturgüte gemäß der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 behoben<br />

sein sollen, muss gemeinsam mit dem Amt für Bodenmanagement ggf. auch bei Projekten<br />

der Gewässer- und Auenentwicklung überlegt werden, ob und in welchen Fällen die Einleitung<br />

von Flurbereinigungsverfahren nach § 86 FlurbG sinnvoll und zweckmäßig ist.<br />

Der Einfluss auf die beiden Bundeswasserstrassen Weser und Fulda kann überwiegend als begrenzt<br />

(und im Konfliktfall zeitaufwändig) bezeichnet werden. Für die Diemel wurden durch die<br />

Arbeit des Hessischen Wasserverbandes Diemel in den letzten Jahren viele und erfolgreiche<br />

Schritte unternommen, um die Gewässerstrukturqualität zu verbessern. Besonderer Wert wurde<br />

dabei vor allem auf den Hochwasserschutz durch Reaktivierung der Diemel-Altarme gelegt,<br />

wobei einer naturnahen <strong>Land</strong>schaft(snutzung), aber auch der Wiederansiedelung ehemals vorkommender<br />

Tierarten Rechnung getragen wurde.<br />

Zudem ist es hier nach langjährigen Diskussionen gelungen, gemeinsam mit Naturschützern,<br />

Angelvereinen und Kanuverleihern allgemeine Befahrensvorgaben 67 verbindlich abzustimmen<br />

und umzusetzen. An 18 Stellen zwischen Bad Karlshafen und Haueda wurden Anlegestege aus<br />

naturbelassenem Eichenholz mit unterschiedlicher und den jeweiligen Bedingungen angepasster<br />

Ausstattung geschaffen. Infotafeln entlang des Flusslaufes geben den Kanufahrern Hinweise auf<br />

die Besonderheiten der Natur an den Flussabschnitten und auf richtiges, dem Naturschutz an-<br />

65<br />

Luftreinhalte- und Aktionsplan für den Ballungsraum <strong>Kassel</strong>, hg. vom HMULV, 2006<br />

66<br />

siehe www.flussgebiete-hessen.de<br />

67<br />

Hierzu gehört z.B. Ein- und Ausstieg sowie Rast nur an den genehmigten Stellen, keine Befahrung der Nebengewässer, kein<br />

Betreten der Inseln und Kiesbänke.<br />

36


gemessenes Verhalten. Karten dienen der Orientierung. Weitere Medien 68 informieren z.B. über<br />

die Regeln der Kontingentierung oder die schützenswerte Fauna und Flora.<br />

11.214,8 ha der <strong>Region</strong>sfläche sind unter Schutz gestellt und als Naturschutz- oder <strong>Land</strong>schaftsschutzgebiete,<br />

NATURA 2000- oder FFH-Flächen ausgewiesen 69 . Dies entspricht 11,1 % der<br />

gesamten Fläche der <strong>Region</strong> und liegt damit über dem Anteil der vom <strong>Land</strong> Hessen als FFH-<br />

Gebiete vorgeschlagenen Flächen (= 9,9 %).<br />

In der <strong>Region</strong> ist kein Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Kelzer Teich, die Weser, der Hümmer<br />

Bruch und Breite Wiese (Bereich zwischen Eberschütz, Hümme und Trendelburg) oder auch<br />

Ackerflächen um Udenhausen sind als Brut- oder Rastgebiete jedoch von überregionaler Bedeutung.<br />

Hinzu kommen einzelne kleine Brutgebiete mit regionaler Bedeutung.<br />

Eine Konzentration der geschützten Fläche ist im Reinhardswald, dem Diemeltal und dem Warmetal<br />

bzw. des nördlichen Bereiches des Habichtswald zu finden. Eines der ältesten deutschen<br />

Naturschutzgebiete ist der - mitten im Reinhardswald gelegene - Urwald Sababurg, der aufgrund<br />

seines Artenreichtums bereits 1907 unter Schutz gestellt wurde. Dies geschah v.a. auf Initiative<br />

des Malers Theodor Rocholl, der dort mehrere seiner <strong>Land</strong>schaftsgemälde schuf sowie zahlreiche<br />

nachfolgende Künstler zu Studien des „Urwalds“ inspirierte. Deshalb wird der Urwald bis<br />

heute als „Malerreservat“ bezeichnet.<br />

Als Besonderheit können zudem die beiden ausgewiesenen Naturwaldreservate bezeichnet werden.<br />

Diese sind Schutzobjekte des Forstrechts und dienen in erster Linie der waldökologischen<br />

Forschung zur künftigen Verbesserung von Bewirtschaftungsmethoden und zur Beobachtung<br />

sich selbst entwickelnder natürlicher Waldgesellschaften. Mit der Einrichtung eines Naturwaldreservates<br />

ist ein vollständiger Nutzungsverzicht verbunden. Deshalb befinden sich beide Naturreservate<br />

- wie alle ausgewiesenen Naturreservate - auf staatsforstlichem Gebiet.<br />

Insgesamt sind die in der <strong>Region</strong> getroffenen umfangreichen Schutzmaßnahmen als Zeichen dafür<br />

zu werten, dass die <strong>Region</strong> über ein immenses und besonderes Potential im Bereich der Fauna<br />

und Flora und eine damit verbundene hohe landschaftsräumliche Attraktivität verfügt. Damit<br />

verbunden sind umfangreiche Möglichkeiten der Naturerfahrung und des Naturerlebens, die<br />

zum einen von zahlreichen, im Naturschutz tätigen, Ehrenamtlichen geleistet werden, zum anderen<br />

jedoch auch in Vernetzung mit anderen (kulturgeschichtlichen) Initiativen in den Ecomuseen<br />

Reinhardswald und Habichtswald zunehmend erfolgreicher gelingt. Um die geschützten und<br />

hochwertigen <strong>Land</strong>schaftsflächen auch weiterhin und für zukünftige Generationen erhalten zu<br />

können, sollten diese für die unmittelbare Umwelt und die Natur sensibilisierenden Angebote<br />

ausgebaut werden. Diese Angebote sollten jedoch immer – und zunehmend mehr - mit Konzepten<br />

der Besucherlenkung verbunden sein.<br />

1.6 Lebensqualität<br />

1.6.1 Infrastruktur und Dienstleistungseinrichtungen<br />

Verkehrsanbindungen, ÖPNV: Abgesehen von den größeren Orten sind (trotz Einrichtung<br />

von Regio-Tram-Verbindungen nach Hofgeismar bzw. Wolfhagen) viele und vor allem kleinere<br />

Dörfer nur bedingt und nicht selten lediglich über den Schülerverkehr an den ÖPNV angeschlossen.<br />

Die überwiegende Mehrzahl der Kommunen und ihrer Stadt-/Ortsteile liegt 30 und<br />

mehr Autominuten von <strong>Kassel</strong> als Standort eines ICE-Bahnhofes entfernt.<br />

Als wesentlichste Verkehrsverbindung für den Individualverkehr kann die zentral in der <strong>Region</strong><br />

liegende BAB 44, bezeichnet werden, die in ostwestlicher Richtung <strong>Kassel</strong> und das Ruhrgebiet<br />

verbinden. Neben einem breiten Netz an <strong>Land</strong>es- und Kreisstrassen wird das regionale Straßen-<br />

68 Hierzu gehört neben Faltblättern auch die Internet-Seite www.kanu-nordhessen.de<br />

69 Quellen: Lothar u. Sieglinde Nitsche: Naturschutzgebiete in Hessen schützen – erleben – pflegen. Bd. 2: Stadt <strong>Kassel</strong>, <strong>Land</strong>kreis<br />

<strong>Kassel</strong> und Schwalm-Eder-Kreis, hg. vom Naturschutzring Nordhessen, 2003 und Homepage des RP <strong>Kassel</strong><br />

37


netz durch die B 3, B 80, B 83, B 7, B 450 und B 251 ergänzt, wobei die B 7 (vor allem im Umkreis<br />

von <strong>Kassel</strong>) das mit Abstand größte Verkehrsaufkommen nachweist.<br />

Der Ausbau des Flughafens<br />

<strong>Kassel</strong>-Calden könnte<br />

zu einer verbesserten verkehrstechnischenAnbindung<br />

beitragen und auch<br />

die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

der<br />

<strong>Region</strong> erhöhen.<br />

Die Umsetzung der seit<br />

langem in Planung befindlichenOrtsumgehungen<br />

in Bad Karlshafen,<br />

Hofgeismar und Calden<br />

könnte zu einer Verkehrsentlastung<br />

in diesen Orten<br />

beitragen und damit auch<br />

die Lebensqualität in diesen<br />

Orten wie auch deren<br />

Entwicklung fördern.<br />

Kultur- und Bildungseinrichtungen:<br />

Alle<br />

Kommunen verfügen über<br />

z.T. mehrere Grundschulen<br />

70 . Gesamtschulen bis<br />

zur 10. Klasse sind in acht<br />

der 19 Kommunen<br />

vorhanden, so dass ein<br />

Großteil der Schüler ab<br />

der 5. Klasse pendeln muss. Schulen mit der Möglichkeit des gymnasialen Abschlusses gibt es<br />

innerhalb der <strong>Region</strong> in Hofgeismar und Wolfhagen.<br />

Berufliche Schulen, die auch ein wohn- und arbeitsstättennahes Angebot der beruflichen Ausbildung<br />

ermöglichen, gibt es ebenfalls in Hofgeismar und Wolfhagen. Die beruflichen Schulen<br />

standen - auf Grund sinkender Ausbildungszahlen und damit verbundener geringer Klassenstärken<br />

- in der Vergangenheit oft in Konkurrenz zu beruflichen Schulen in der Stadt <strong>Kassel</strong>. Die<br />

damit verbundene Gefährdung der Berufsschulstandorte konnte verhindert werden. Ihre Bedeutung<br />

für die <strong>Region</strong> ist auch in Zukunft nicht zu unterschätzen, da sie für die Auszubildenden<br />

weite Schulwege vermeiden, die Ausbildung von zukünftigen Fachkräften in der <strong>Region</strong> ermöglichen<br />

und eine große Nähe zu den ausbildenden Betrieben bieten.<br />

Eine – vor allem in Zeiten des demographischen Wandels – wichtige Bildungseinrichtung ist<br />

das Diakonische Aus- und Fortbildungszentrum für Altenarbeit Hofgeismar in Trägerschaft<br />

der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen. Die vielfältigen Bildungsangebote richten sich<br />

nicht nur an die eigenen Mitarbeiter, sondern auch an externe Unternehmen der Altenhilfe.<br />

Die Volkshochschulen von Stadt und <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> haben 2006 zur Volkshochschule <strong>Region</strong><br />

<strong>Kassel</strong> fusioniert. Sie ist weiterhin mit Außenstellen in Wolfhagen und Hofgeismar vertreten<br />

und bietet als einzige Bildungseinrichtung in der <strong>Region</strong> Fort- und Weiterbildung in der Fläche<br />

70 Eine Übersicht über die räumliche Verteilung der Schulen in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ findet sich im Anhang.<br />

38


an. Auch für die <strong>Region</strong>alentwicklung ist die VHS ein wichtiger Partner. Auf die Evangelische<br />

Akademie in Hofgeismar als Bildungseinrichtung wurde bereits hingewiesen (Kap. 1.3.3).<br />

Die Kultureinrichtungen und Kulturangebote in der <strong>Region</strong> sind vielfältig. Sie stellen wichtige<br />

„weiche Standortfaktoren“ dar, weil sie die Verbundenheit der Menschen mit ihrer <strong>Region</strong><br />

stärken, das Image der <strong>Region</strong> fördern und nicht zuletzt auch zur regionalen Wertschöpfung beitragen.<br />

Kultureinrichtungen gibt es v.a. in Form von (z.T. äußerst attraktiven) Veranstaltungsorten,<br />

z.B. für den Kultursommer Nordhessen 71 , regelmäßigen Kulturangeboten, z.B. in Form<br />

von anspruchsvollen und teilweise überregional bedeutenden Konzert- und Kulturreihen 72 oder<br />

aber vielfältigen kultur- und landschaftsgeschichtlichen Veranstaltungen z.B. der Ecomuseen.<br />

Auch sind zahlreiche freie Künstler in der <strong>Region</strong> beheimatet. Sie bereichern das lokale und regionale<br />

Kulturangebot – auch und nicht zuletzt in Ergänzung zum traditionellen Vereinswesen.<br />

Auf die ca. 40 regionalen Museen und musealen Einrichtungen wurde bereits hingewiesen<br />

(vgl. Kap 1.4.3). Um deren qualitative Sicherung und Weiterentwicklung (in finanzieller, personeller<br />

und organisatorischer Hinsicht) zu gewährleisten, wäre die Entwicklung entsprechender<br />

Qualifizierungsangebote nicht zuletzt für das Ehrenamt wünschenswert.<br />

Kulturwirtschaft i.S. eines „harten Wirtschaftsfaktors“ gibt es in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

unmittelbar nur in Form der Konzertscheune in Calden-Ehrsten, die mit ihren Varieté-Reihen<br />

einen überregional bedeutenden Ruf genießt.<br />

Soziale und medizinische Versorgung und Betreuung: Die stationäre medizinische Versorgung<br />

ist in der <strong>Region</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ mit Krankenhäusern in Wolfhagen,<br />

Hofgeismar und Bad Karlshafen sowie mit Fachkliniken in Wahlsburg-Lippoldsberg (Klinikund<br />

Rehabilitationszentrum), Immenhausen (Lungenfachklinik), Hofgeismar (Zentrum für Geriatrie<br />

und neurologische Frührehabilitation) und Bad Karlshafen (Fachklinik für Orthopädie,<br />

Neurologie, Geriatrie und Rehabilitation) gegeben 73 . Sie kann insgesamt und hinsichtlich der Situation<br />

in ländlichen Räumen als relativ breit angesehen werden und wird z.T. ergänzt durch nahegelegene<br />

(Fach)Kliniken in <strong>Kassel</strong>, Göttingen, Hann. Münden und Bad Arolsen.<br />

Zur Arztzahlentwicklung für die Hausärzte können Aussagen nur auf <strong>Land</strong>kreisebene getroffen<br />

werden. Diese jedoch stimmen 74 nachdenklich, denn nach den Prognosen der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Hessen wird die hausärztliche Versorgungsdichte im gesamten <strong>Land</strong>kreis<br />

<strong>Kassel</strong> bis zum Jahr 2010 bei 100 bis unter 110 % liegen, doch bis 2015 auf unter 90 % sinken.<br />

75 Diese Prognosen lassen vermuten, dass insb. der peripher gelegene ländliche Raum absehbar<br />

und besonders von einem „Hausarztmangel“ betroffen sein könnte.<br />

In Zeiten des prognostizierten demographischen Wandels gewinnt auch das Angebot an Senioreneinrichtungen<br />

an Bedeutung. In der <strong>Region</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ ist die Versorgung<br />

mit Beratungs- und Pflegeeinrichtungen für Senioren 76 derzeit relativ breit angelegt.<br />

Beratungsstellen sind in Vellmar, Hofgeismar und Wolfhagen vorhanden. Als grundsätzlich<br />

problematisch kann jedoch aufgrund der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung der räumliche<br />

Zuschnitt der Beratungsstellen in Hofgeismar (zuständig für 13 Kommunen und damit den<br />

gesamten nördlichen Teil der <strong>Region</strong>) und Wolfhagen (zuständig für fünf Kommunen bzw. den<br />

gesamten südwestlichen Teil der <strong>Region</strong>) angesehen werden. Daneben bieten eine Vielzahl an<br />

71<br />

z.B. Schlosspark Wilhelmsthal, Stadtkirche Grebenstein, Dornröschenschloss Sababurg<br />

72<br />

Wie z.B. Orgelkonzerte in Gottsbüren, Konzerte in der Klosterkirche Lippoldsberg, Theaterreihe am Märchenlandweg, Kulturzelte<br />

in Wolfhagen und Vellmar.<br />

73<br />

Eine Übersicht über die räumliche Verteilung findet sich im Anhang.<br />

74<br />

Diese Bedenken sind im Hinblick auf den prognostizierten demographischen Wandel, dem zunehmenden Anteil älterer Bevölkerung<br />

und damit zunehmender Immobilität zu sehen.<br />

75<br />

Quelle: Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Arztzahlentwicklung für die Hausärzte in Hessen von 2006–<br />

2015, Stand: Juni 2006. Danach wird die Versorgungsdichte bereits in 2012 auf unter 100 % sinken.<br />

76<br />

Eine Zusammenstellung der Senioreneinrichtungen und ihrer räumlichen Verteilung findet sich im Anhang.<br />

39


Vereinen (wie Nachbarschaftsvereine u.ä.), Kirchengemeinden, Besuchsdienste den Senioren<br />

der <strong>Region</strong> weitere Hilfen zur Bewältigung des Alltags an.<br />

Bis auf Reinhardshagen, Espenau, Bad Karlshafen und Fuldatal haben alle Kommunen ambulante<br />

Pflegedienste, in fast allen Kommunen finden sich zudem Pflegeheime und Einrichtungen<br />

der Kurzzeitpflege 77 . Ausgedünnter ist das Angebot an betreutem Wohnen (in 6 Kommunen<br />

vorhanden) sowie an Tagespflegeeinrichtungen (mit 10 Einrichtungen in acht Kommunen).<br />

Der wichtigste Standort der Altenpflege und -betreuung ist die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen<br />

in Hofgeismar, die allein am Standort Hofgeismar ca. 700 vollstationäre Pflegeplätze<br />

(mit Möglichkeit der Kurzzeitpflege) bietet sowie in Tochtereinrichtungen in Ahnatal,<br />

Wahlsburg-Lippoldsberg und Zierenberg mehr als 150 weitere Plätze zur Verfügung stellt. Angebote<br />

der Tagespflege und des betreuten Wohnens ergänzen hier das Angebot.<br />

Auch wenn das Angebot zur Betreuung von Senioren relativ breit erscheint, so stellt der Sozialatlas<br />

für den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> bereits 2003 fest, dass<br />

� die Bedeutung der Versorgung und Pflege im häuslichen Umfeld und damit auch der Bedarf<br />

an preiswerter hauswirtschaftlicher Unterstützung wächst,<br />

� die Vielfalt an Leistungen und Diensten sowie die Rahmenbedingungen und Finanzierung<br />

ihrer Inanspruchnahme für die NutzerInnen immer undurchschaubarer wird, so dass die Bedeutung<br />

einer trägerneutralen Beratung und Vermittlung steigt,<br />

� die Zahl der an Demenz Erkrankten steigen wird, so dass - entsprechend dem Wunsch der<br />

Menschen, im häuslichen Umfeld bleiben zu können - der Ausbau einer ambulanten gerontopsychiatrischen<br />

Versorgung zunimmt,<br />

� der Ausbau der Tages- und Kurzzeitpflege absolut notwendig, der Platzbedarf in stationären<br />

Bereich jedoch mittel- und langfristig ausreichend ist, auch wenn hier Änderungen in der<br />

Angebotsstruktur für an Demenz Erkrankte erforderlich werden.<br />

Im Hospiz- und Palliativbereich, der nicht nur die medizinische, pflegerische und seelsorgerische<br />

Versorgung tödlich Erkrankter im Blickfeld hat, ist das Angebot noch unzureichend.<br />

Zwar sind in Hofgeismar und Wolfhagen Hospizvereine und in Ahnatal ein ambulanter Hospizdienst<br />

vorhanden, stationäre Einrichtungen gibt es allerdings erst in <strong>Kassel</strong>. Eine Initiative zum<br />

Aufbau eines interdisziplinären ambulanten Palliativ-Netzwerkes, dem (medizinisch/pflegerische<br />

wie seelsorgerische) Einrichtungen und Ärzte angehören, besteht derzeit in Hofgeismar.<br />

Diese Initiative ist - wie auch der Ausbau der Hospizdienste - unbedingt zu fördern.<br />

Geistig und körperlich behinderten Menschen bieten v.a. die Baunataler Werkstätten (mit<br />

den Standorten Hofgeismar und Calden) Möglichkeit der Arbeit, ergänzt durch Wohnstätten und<br />

Wohnheim in Hofgeismar sowie durch Angebote betreuten Wohnens. Die in den Baunataler<br />

Werkstätten angebotenen Produkte sind vielfältig und enthalten auch Dienstleistungen wie Werbetechnik,<br />

Wäscherei, Druckerei etc., die durchaus auf dem Markt bestehen.<br />

Fast jede Kommune verfügt darüber hinaus über (kommunale bzw. kirchliche) Angebote der<br />

hauptamtlich betreuten offenen Jugend- und z.T. auch Kinderarbeit, nicht selten auch mit entsprechenden<br />

Jugendräumen und -zentren. Zwangsläufig spricht dieses Angebot nicht alle Kinder<br />

und Jugendlichen an. Besondere Konflikte wurden - vor allem in den größeren Kommunen - in<br />

der Vergangenheit z.B. bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund beobachtet. Ihre Integration<br />

wird in einzelnen Kommunen auch zukünftig eine Herausforderung sein.<br />

Der steigenden Armutsentwicklung begegnet man in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ mit<br />

den Hofgeismarer und Wolfhager Tafeln, die jedoch eine kaum mehr zu befriedigende Nachfrage<br />

verzeichnen und den materiellen Aspekt der Armut nur lindern, aber nicht beseitigen können.<br />

Die mit der Lebenslage der Betroffenen verbundene Ausgrenzung bleibt bestehen.<br />

77 Hier bilden die Kommunen Calden, Grebenstein, Liebenau und Oberweser Ausnahmen.<br />

40


Nahversorgung mit Energie: Die Energieversorgung erfolgt in erster Linie durch überregionale<br />

Energieunternehmen, aber auch regionale Energieanbieter. Elektrizität wird in erster Linie<br />

durch die e.on-Mitte GmbH bereitgestellt. Im Eigentum der e.on-Mitte befinden sich die Niederund<br />

Mittelspannungsnetze. Eine Ausnahme ist das Gebiet der Stadt Wolfhagen, wo die Elektrizitätsversorgung<br />

auf Mittel- und Niederspannungsebene durch die Stadtwerke Wolfhagen 78 erfolgt.<br />

Die Hochspannungsebene ist Eigentum der E.ON Netz GmbH.<br />

Die Erdgasversorgung erfolgt in der <strong>Region</strong>, mit Ausnahme von Teilen der Gemeinde Fuldatal,<br />

ebenfalls durch die e.on-Mitte GmbH. Heizöl wird von lokalen Heizöllieferanten angeboten.<br />

Für die Versorgung mit Brennstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen hat sich inzwischen ein<br />

feingliedriges regionales Netzwerk entwickelt. Einige Brennstoff- bzw. <strong>Land</strong>warenhändler bieten<br />

Holzpellets an. Stückholzversorgung sowie die Holzhackschnitzelbelieferung erfolgt ebenfalls<br />

durch lokal tätige Händler, die solche Leistungen z.T. auch nebenberuflich anbieten.<br />

Dienstleistungseinrichtungen zur Grund- und Nahversorgung: Die Nahversorgung mit Waren<br />

des periodischen Bedarfs (wie z.B. Möbel, Kleidung, Haushaltsgeräte, Friseur) ist nicht in<br />

allen Kommunen der <strong>Region</strong> gleichermaßen gut, kann jedoch allgemein als befriedigend angesehen<br />

werden. Nicht nur die Städte Vellmar, Hofgeismar und Wolfhagen bieten innerhalb ein relativ<br />

breites Angebot, sondern „grenzüberschreitend“ auch <strong>Kassel</strong> oder Göttingen oder angrenzende<br />

Kommunen wie Warburg, Hann. Münden, Uslar, Lauenförde und Beverungen.<br />

Auch wenn die Mehrzahl der Kommunen die Grundversorgung in ihren Ortem (noch) mit befriedigend<br />

und besser bewertet 79 , fällt generell auf, dass diese sich - im Hinblick auf Geschäfte<br />

des alltäglichen Bedarfs - zunehmend mehr auf Kernorte bzw. einwohnerstarken Orte konzentrieren,<br />

die i.d.R. und mal mehr, mal weniger umfassend auch den Bedarf an periodischen Waren<br />

bedienen. Von einigen Kommunen (wie Grebenstein und Wolfhagen) wurde diese Entwicklung<br />

„Kernstadt gut – Stadtteile schlecht(er)“ im Rahmen der Befragung explizit formuliert.<br />

Ca. 1/3 der Kommunen der <strong>Region</strong> sehen zudem akut oder absehbar Geschäfte der Grundversorgung<br />

von der Schließung bedroht. All diese Gemeinden nehmen dies als besorgniserregend<br />

wahr. Konzepte zur Lösung von Grundversorgungsproblemen wurden z.B. in Form von Bürgerund<br />

Dorfläden (z.B. in Calden-Ehrsten, Habichtswald-Dörnberg, Wolfhagen-Viesebeck) 80 oder<br />

über einen kostenlosen Innerortsverkehr (z.B. in Espenau) teilweise bereits angegangen.<br />

Trotzdem wird eine ausreichende und regelmäßige Grundversorgung der Haushalte v.a. in den<br />

kleinen und von Kernorten entfernter liegenden Dörfern zukünftig nur dann gegeben sein, wenn<br />

damit eine gewisse – und in vielen Orten zudem vom ÖPNV unabhängige – Mobilität gewährleistet<br />

ist. Zwar kann die <strong>Region</strong> auf einen internen wie externen Erfahrungspool möglicher<br />

Konzepte zurückgreifen, der aber v.a. in bevölkerungs- und finanzstärkeren und/oder (im Hinblick<br />

auf Fläche und/oder Ortsteile) überschaubaren Orten von Nutzen sein wird. Die Versorgung<br />

kleiner Orte, die selbst nicht die nötige Kaufkraft bieten und binden können, wird indes<br />

nicht oder nur schwer zu gewährleisten sein. Hier sind zusätzliche und innovative Konzepte erforderlich,<br />

die eine mobile Infrastruktur unterstützen und vorhandene mobile Angebote in Sortiments-<br />

und Dienstleistungsspektrum zugunsten der Versorgung der Fläche erweitern.<br />

Kommunikations- und Informationseinrichtungen: Für die Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität<br />

ist nicht zuletzt in ländlichen <strong>Region</strong>en der Zugang zu neuen Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien entscheidend. Der Breitbandatlas 81 weist in der <strong>Region</strong> eine<br />

durchaus heterogene Struktur im Hinblick auf DSL aus. Lediglich drei Kommunen verfügen da-<br />

78 Eine GmbH, deren alleiniger Gesellschafter die Stadt Wolfhagen ist.<br />

79 Quelle: Ergebnisse der schriftlichen Befragung der Kommunen im Februar 2007. Ausnahmen bilden hier die beiden kleineren<br />

Kommunen Liebenau und Naumburg, die ihre Versorgungsqualität gerade mal mit ausreichend einschätzen.<br />

80 Z.T. werden dabei Überlegungen wie erweiterte Serviceleistungen oder den Ausbau des Ladens zum Bürger-Service-Zentrum<br />

(z.B. in Calden-Ehrsten, Habichtswald-Dörnberg) oder auch diverse Träger- und Betreiberstrukturen einbezogen.<br />

81 Quelle: Breitbandatlas (www.zukunft-breitband.de) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (s. Anhang )<br />

41


nach über eine fast flächendeckende Versorgung mit DSL von mehr als 95 %, nur die Gemeinde<br />

Breuna bietet konträr dazu eine DSL-Versorgungsrate von weniger als 2 %. Hinzu kommt jedoch<br />

eine beträchtliche Zahl an Kommunen, die z.T. in erheblichem Umfang Orts-/Stadtteile mit<br />

einer Versorgungsrate von ebenfalls weniger als 2 % mit DSL-Anschlüssen aufweisen. Dies<br />

stimmt insofern bedenklich, als es sich – wie im Fall von Breuna auch – um Orte handelt, die für<br />

die gewerbliche Entwicklung der <strong>Region</strong> und/oder auch bzgl. ihrer Einwohnerzahlen nicht unbedeutend<br />

sind 82 . Auch Kommunen direkt im Umfeld der Stadt <strong>Kassel</strong> (z.B. Fuldatal-Simmershausen<br />

und Ihringshausen, Teile von Vellmar, Habichtswald etc.) können mit einer DSL-Versorgungsquote<br />

von 75-95 % nicht als flächendeckend versorgt angesehen werden. Die mit neun<br />

Kommunen (= 47,4 %) hohe Zahl an Kommunen, in denen auf nur eine Technik zurückgegriffen<br />

werden kann 83 , verweist zudem darauf, dass selbst bei Darstellung einer (annähernd) vollständigen<br />

Versorgung für die private Bevölkerung wie auch die Unternehmen nicht immer ein<br />

Anschluss bzw. Empfang des Kommunikations- und Informationsangebotes garantiert ist.<br />

Damit ist davon auszugehen, dass erhebliche Teile der <strong>Region</strong> im Hinblick auf ihre demographische<br />

und/oder gewerbliche Entwicklung Wettbewerbsnachteile haben, die sich aus einer unzureichenden<br />

Ausstattung mit modernen Informations- und Kommunikationseinrichtungen bzw.<br />

-technologien ergeben. Mit diesen Wettbewerbsnachteilen sind jedoch nicht nur die von der<br />

Großstadt <strong>Kassel</strong> weiter entfernten (und bevölkerungsschwachen) Orte konfrontiert.<br />

Kostengünstige, aber nicht immer ausreichend wirkungsvolle Instrumente wie Satellitentechnik<br />

oder Richtfunk werden z.T. bereits eingesetzt und sollten weiterhin verstärkt werden.<br />

Freizeiteinrichtungen: Die <strong>Region</strong> verfügt über ein breites Angebot an Freizeiteinrichtungen<br />

vor allem in Form von Hallen- und Freibädern und Sportanlagen. Die Anlagen sind jedoch nicht<br />

immer in zufriedenstellendem Zustand und teils kurzfristig, teils mittelfristig sanierungsbedürftig.<br />

Oft findet die Pflege und Bewirtschaftung der Anlagen nicht allein in Regie der jeweiligen<br />

Kommunen statt, sondern in Kooperation von Kommune und nutzenden bzw. fördernden Vereinen.<br />

Im Hinblick auf die angespannte Finanzlage vieler Kommunen kann dies positiv gesehen<br />

werden, da damit die Freizeiteinrichtungen leichter erhalten werden können.<br />

Darüber hinaus bietet die <strong>Region</strong> mit spezifischen Einrichtungen wie Luftsportangebote auf dem<br />

Flughafen in Calden oder Flugplätzen in Trendelburg oder auf dem Dörnberg (Ballonfahren,<br />

Fallschirmspringen, Segelfliegen u.ä.), einem Golfplatz in Zierenberg, dem Tierpark Sababurg<br />

weitere attraktive Freizeitangebote, die auch eine touristische Relevanz haben.<br />

1.6.2. Entwicklung der Dörfer und Städte<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ ist in ihrer Dorfstruktur geprägt vom Jahrhunderte alten<br />

traditionellen Fachwerkbau. In den letzten 50 Jahren haben sich die Dörfer aber stärker verändert<br />

als in den Jahrhunderten davor. Heute sind die Dörfer nicht mehr die Orte, in denen sich alle<br />

Grundfunktionen des menschlichen Lebens - Versorgen, Arbeiten, Wohnen, Bilden, Erholen<br />

und Kommunizieren - abspielen. Vielmehr haben der erhebliche Strukturwandel und höhere Ansprüche<br />

an den Wohnkomfort das Bild der Dörfer in starkem Maße verändert und an städtische<br />

Lebensformen angepasst.<br />

Die Dörfer in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ sind heute meist Wohn- und Erholungsstandorte<br />

mit einem Rest an <strong>Land</strong>wirtschaft und Gewerbe. Der Wandel vom ursprünglichen<br />

„Bauerndorf“ zur „Wohngemeinde“ hat mancherorts zu einem Verlust der Identität geführt.<br />

82 Als Beispiele seien im Hinblick auf die gewerbliche Bedeutung die Orte Calden und Espenau-Mönchehof sowie im Hinblick<br />

auf die Einwohnerzahlen die Orte Oberweser-Gieselwerder und Wahlsburg-Vernawahlshausen genannt.<br />

83 Quelle: Breitbandatlas, auf der Internetseite www.zukunft-breitband.de<br />

42


Die prognostizierte demographische Entwicklung für den ländlichen Raum - Überalterung, Abwanderung<br />

- wird die Probleme (wie Leerstand und Gebäudeverfall) in den Ortskernen verschärfen.<br />

Das Leben im Dorf wird sich dadurch nachhaltig verändern.<br />

Bezugnahme zur Dorferneuerung und Denkmalpflege: Angesichts dieser prognostizierten<br />

demographischen Entwicklungen muss der ländliche Raum als attraktiver Lebensraum erhalten<br />

bleiben und seine Zukunftschancen durch Entwicklung seiner sozialen, wirtschaftlichen und natürlichen<br />

Potenziale gewahrt werden. Dies soll durch Steigerung der allgemeinen Lebensqualität,<br />

durch Bewahrung des kulturellen Erbes und der regionalen Identitäten sowie durch Wertschöpfung<br />

aus der Entwicklung wirtschaftlicher Kompetenz erreicht werden. In den historischen<br />

Ortskernen sollen vorrangig vor der Ausweisung von Neubaugebieten zentrale Funktionen gestärkt<br />

und eine gute Wohnqualität erhalten oder geschaffen werden.<br />

In der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ werden in 10 Förderschwerpunkten der Dorferneuerung<br />

Entwicklungsprozesse und -projekte im öffentlichen und privaten Bereich initiiert. Dabei<br />

werden bzgl. Gestaltung und Materialwahl mit der Denkmalpflege abgestimmte Maßnahmen<br />

unterstützt und v.a. Fachwerkgebäude in Gesamtanlagen oder als Einzelkulturdenkmälern berücksichtigt.<br />

Dies trägt wesentlich zum Erhalt der alten Dorfkerne bei. Die Förderung zahlreicher<br />

Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen unterstützt den Wohnungsbau in leer stehenden<br />

Gebäuden, schafft bzw. sichert Arbeitsplätze in Handwerk und Gewerbe vor Ort oder auch dörfliche<br />

Einrichtungen der Grundversorgung. Durch aktive Mitarbeit der Menschen vor Ort werden<br />

Perspektiven und Handlungsansätze für die Entwicklung des jeweiligen Dorfes aufgezeigt und<br />

umgesetzt. Die Mitwirkung der Dorfbewohner ist zentral und stellt mehr als eine Bürgerbeteiligung<br />

dar, sondern spielt eine entscheidende Rolle beim Gelingen des Entwicklungsprozesses.<br />

Gebäudeleerstände: Der aktuelle Gebäudeleerstand in der <strong>Region</strong> nimmt weiter zu. Da Übergänge<br />

zur Um- bzw. Unternutzung fließend sind, kann der Umfang nur geschätzt werden. Geht<br />

man davon aus, dass sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten 20 Jahren von<br />

2502 auf 1114 reduziert hat und pro Betrieb durchschnittlich drei Gebäude unterschiedlichster<br />

Nutzung leer stehen, ergibt das in der <strong>Region</strong> einen Leerstand von über 4000 Gebäuden. Das<br />

entspricht bei einer vorsichtigen Schätzung 10 % der Bausubstanz in den Dorfkernen. Tatsächlich<br />

sind von diesen Gebäuden einige zwischenzeitlich umgenutzt. Demgegenüber steht aber inzwischen<br />

auch ein beachtlicher Leerstand von Wohn- und Gewerbegebäuden, so dass die Schätzung<br />

von 10 % Gebäudeleerstand mit steigender Tendenz durchaus als realistisch betrachtet<br />

werden darf. Dies verdeutlichen auch die Bestandskarten zur Nutzung der Gebäude, die für eine<br />

Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm notwendig sind.<br />

Baugebietsreserven, Energieeinsparpotenzial der Gebäude und Bewertung: Im festgestellten<br />

<strong>Region</strong>alplan Nordhessen 2000 wurden für die <strong>Region</strong> 424 ha Siedlungs- und Gewerbeerweiterungsflächen<br />

festgestellt, im Entwurf 2006 wurden 211 ha Siedlungs- und Gewerbeerweiterungsflächen<br />

festgeschrieben 84 . Gewerbliche Siedlungsschwerpunkte sind im <strong>Region</strong>alplan<br />

2000 die Ober- und Mittelzentren bzw. deren Nachbarorte. Namentlich genannt sind der<br />

Kernstadtbereich von Hofgeismar, Calden um den Verkehrslandeplatz, Fuldatal-Ihringshausen<br />

und der Kernstadtbereich von Wolfhagen 85 .<br />

Seit 1998 wurden größere Wohn- bzw. gewerbliche Bauflächen in 14 der 19 Kommunen ausgewiesen<br />

und bebaut oder befinden sich in der Ausweisung 86 .<br />

Im Entwurf des <strong>Region</strong>alplanes 2006 wurden die gewerblichen Siedlungsschwerpunkte Vellmar<br />

und Wolfhagen-Niederelsungen erweitert. In diesem Entwurf sind u.a. als Ziel die Reaktivierung<br />

ungenutzter Gewerbeflächen sowie die Schließung von Baulücken und die Nutzung von<br />

84<br />

s. Anhang. Der festgestellte <strong>Region</strong>alplan 2000 umfasst einen Zeithorizont von 12 Jahren, die Fortschreibung 18 Jahre.<br />

85<br />

Die Nennung ist ohne Flächenangabe.<br />

86<br />

Hierzu gehören Ahnatal, Breuna, Calden, Espenau, Fuldatal, Grebenstein, Habichtswald, Hofgeismar, Immenhausen, Naumburg,<br />

Reinhardshagen, Vellmar, Wolfhagen und Zierenberg.<br />

43


leerstehenden Gebäuden vor der Neuausweisung von Siedlungs- und Gewerbeflächen vorgesehen.<br />

Diese Zielsetzung wird insb. im Hinblick auf den Schutz von landwirtschaftlichen Nutzflächen,<br />

zur Stärkung der Innerortslagen und zur Vermeidung von Zersiedlungen begrüßt.<br />

In fast allen Kommunen der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ wurde aufgrund der zu erwartenden<br />

demographischen Bevölkerungsentwicklung der Brutto-Wohnsiedlungsbedarf reduziert.<br />

Das Energieeinsparpotenzial im Gebäudebestand ist erheblich, unterscheidet sich jedoch nicht<br />

vom Bundesdurchschnitt. Ein mehr oder weniger großes Einsparpotenzial ist grundsätzlich in<br />

Gebäuden aller Baualtersstufen vorhanden. Das größte Potenzial bieten unsanierte Altbauten,<br />

die vor Inkrafttreten der 1. Wärmeschutzverordnung errichtet wurden. Relativ einfach und kostengünstig<br />

zu realisieren sind Einsparmaßnahmen an Gebäudehüllen bei Massivbauten. Komplizierter<br />

sind energetische Sanierungen bei Fachwerkbauten sowie grundsätzlich bei denkmalgeschützten<br />

Gebäuden. Für diese Objekte besteht ein erheblicher Beratungs- und Förderungsbedarf.<br />

Gebäude, die nach Inkrafttreten der 1. Wärmeschutzverordnung errichtet wurden, sind z.T.<br />

inzwischen ebenfalls sanierungsbedürftig. Hier lässt sich erhebliches Einsparpotenzial erzielen.<br />

Auch Neubauten weisen ein großes Einsparpotenzial auf, da meist die Einhaltung der durch die<br />

Energieeinsparverordnung vorgegebenen Werte unzureichend kontrolliert wird. Unvorschriftsmäßige<br />

Bauausführungen schlagen sich in überhöhten Energieverbrauchen der Gebäude nieder.<br />

In der Anlagentechnik ist das bundesweit übliche durchschnittliche Einsparpotenzial anzunehmen.<br />

Bei der Verbesserung der Stromeffizienz gibt es einen deutlichen Nachholbedarf. Besondere<br />

Aufmerksamkeit muss der Einstellung und der Bedienung von Anlagentechnik gewidmet<br />

werden, denn hier sind sowohl im öffentlichen als auch im gewerblichen und privaten Bereich<br />

vielfach eklatante Defizite festzustellen. Beispielsweise sind viele unnötige und kostenträchtige<br />

Zusatz- und Steuerungsaggregate in Betrieb.<br />

Gerade Handwerksbetriebe, die z.B. Heizungsregelungen installieren und warten, müssen besser<br />

qualifiziert werden, um vorhandene Wissenslücken zu schließen und Fehler zu vermeiden. Mit<br />

dem „Förderverein für Neue Technik im Handwerk“ stärkt das regionale Handwerk seit 1995 in<br />

Eigeninitiative die betriebliche Innovationsfähigkeit und –bereitschaft. In der Nachfolge (ab<br />

2007) wird „EnergieHandwerk Nordhessen e.V.“ ein Qualitätssiegel einführen, das nur Betriebe<br />

erhalten, die sich und ihre Mitarbeiter zu kontinuierlicher Qualifizierung verpflichten.<br />

Benennung besonderer Problembereiche in den sozialen Strukturen: Das Vereinsleben in<br />

der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ kann als umfangreich und vielfältig bezeichnet werden.<br />

Nach einer schriftlichen Befragung 87 der Kommunen bewerten diese es zudem als weitgehend<br />

intakt. Jedoch haben im Rahmen der Befragung immerhin 11 Kommunen der <strong>Region</strong> eine gewisse<br />

Gefährdung einzelner Vereine gesehen, die z.T. in einem Mitgliederschwund bzw.<br />

Überalterung der Mitgliedsstrukturen begründet ist, z.T. aber auch mit der abnehmenden Bereit-<br />

88<br />

schaft zur Übernahme von Verantwortung auf „Vorstandsebene“.<br />

Da Vereine wichtige Faktoren für die Lebensqualität in den Orten darstellen, das soziale und<br />

kulturelle Leben bereichern und – z.B. mit der Übernahme der Pflege von Gemeinschaftseinrichtungen<br />

– nicht selten auch zu einer Entlastung der Kommunen und der kommunalen Kassen<br />

beitragen, wird hier sicherlich auch verstärkt über eine Intensivierung bestehender und die Entwicklung<br />

neuer Konzepte nachzudenken sein, mit denen einer weiteren Gefährdung gegengesteuert<br />

werden kann. Die in der Befragung genannten Lösungsansätze wie z.B. die Bildung von<br />

Vereins- und Spielgemeinschaften, die Förderung des Ehrenamtes, gezielte Werbemaßnahmen<br />

oder auch Vereins- und Bürgerbeauftragte (z.T. auch für spezifische Bevölkerungsgruppen wie<br />

Senioren) sollten hierbei aufgegriffen und weiterentwickelt werden.<br />

87 Schriftliche Befragung der Kommunen im Februar 2007<br />

88 In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Gesangs- und Musikvereine, jedoch auch Sport- und Kleintierzuchtvereine. In zwei<br />

Fällen werden auch die örtlichen (Jugend)Feuerwehrvereine angegeben.<br />

44


Im Bereich der sozialen Betreuung lässt sich in der <strong>Region</strong> durchaus eine Armutsentwicklung<br />

verzeichnen. Das zeigt sich in vielen diakonischen Handlungsfeldern, wie z.B. auch an den beiden<br />

"Tafeln" in Hofgeismar und Wolfhagen, die eine kaum zu befriedigende Nachfrage verzeichnen.<br />

Beide Projekte können den materiellen Aspekt der Armut allenfalls lindern, nicht aber<br />

beseitigen. Die mit der Lebenslage der Betroffenen verbundene Ausgrenzung bleibt bestehen.<br />

Gemeinwesenorientierte Projekte, mit denen Arbeit geschaffen wird und/oder gesellschaftliche<br />

Teilhabe gefördert wird, könnten die Lebenslage Betroffener gravierend verbessern und gleichzeitig<br />

soziale oder ökologische Vorhaben unterstützen.<br />

Auswirkungen des demographischen Wandels auf die verschiedenen Handlungsebenen,<br />

Bedarf für kooperative, überörtliche Einrichtungen: Viele Kommunen in der <strong>Region</strong> sind<br />

sich bewusst, dass ein Teil der Daseinsvorsorge wie auch anderer kommunaler Dienstleistungen<br />

zukünftig stärker der interkommunalen Zusammenarbeit bedürfen, wollen sie im bisherigen<br />

Umfang erhalten bzw. sogar kundenorientiert und bedarfsgerecht ausgebaut werden. Diese interkommunalen<br />

Kooperationen wurden in Teilen der <strong>Region</strong> bereits erfolgreich begonnen. Aktuell<br />

finden sich in der <strong>Region</strong> in folgenden Bereichen Beispiele der überörtlichen Zusammenarbeit<br />

in kommunaler wie nichtkommunaler Trägerschaft 89 :<br />

� im touristischen Bereich (wie z.B. die Touristische Arbeitsgemeinschaft Reinhardswald, in<br />

der die Kommunen Hofgeismar, Immenhausen, Grebenstein, Trendelburg und Liebenau zusammenarbeiten),<br />

� in Form eines von Breuna und Wolfhagen gemeinsam ausgewiesenen Gewerbegebietes,<br />

� Einrichtung eines gemeinsamen Bauhofs (Espenau und Immenhausen),<br />

� gemeinsamer Sozialstationen,<br />

� im Bereich Kultur bzw. kultureller Veranstaltungen sowie<br />

� auf wirtschaftlicher Ebene der Geschäfte und Betriebe.<br />

Diese Ansätze sind positive Beispiele dafür, das in Kooperation wichtige Bereiche des sozialen,<br />

kulturellen und wirtschaftlichen Lebens der <strong>Region</strong> für alle Beteiligten kostengünstiger erhalten<br />

und aus- bzw. aufgebaut werden können. Ohne Zweifel wird es jedoch erforderlich sein, die interkommunalen<br />

Kooperationen – sowohl in ihrem Spektrum wie auch ihren Organisationsformen<br />

– in der <strong>Region</strong> zu verstetigen, die Erfahrungen anderen Kommunen und Institutionen verfügbar<br />

zu machen und auf weitere Bereiche (wie z.B. kommunale Büchereien) auszudehnen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt interkommunaler Zusammenarbeit ist sicherlich in der Gewährleistung<br />

der kommunalen Pflichtaufgabe „Brandschutz“ zu sehen, auch wenn sie in der <strong>Region</strong><br />

ehrenamtlich geleistet wird. Personelle Probleme werden hier absehbar die Kommunen Hofgeismar,<br />

Bad Karlshafen, Liebenau und Oberweser 90 bekommen. Ahnatal hat bereits auf diese<br />

Problematik reagiert und mit der Stadt Vellmar eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung geschlossen,<br />

die tagsüber den gemeinsamen Einsatz beider Feuerwehren sicherstellt und damit innerhalb<br />

der gesetzlichen 10 Minuten nach einem Alarm wirksame Hilfe gewährt.<br />

1.6.3 Natürliches und kulturelles Erbe, <strong>Land</strong>schaft und <strong>Land</strong>nutzung<br />

Naturräumlich zeichnet sich die <strong>Region</strong> vor allem durch landschaftlich ebenso reizvolle wie kulturgeschichtlich<br />

vielfältige <strong>Land</strong>schaftsräume aus, zu denen der Reinhardswald mit dem davon<br />

untrennbaren Wesertal, das (Untere) Diemeltal sowie weite Teile des seit über 40 Jahren bestehenden<br />

Naturparks Habichtswald 91 gehören.<br />

Zwischen diesen <strong>Land</strong>schaftsräumen verläuft weitgehend entlang der B 7 die sogenannte niederhessische<br />

Senke. Hier hat v.a. in den Gemarkungen der Kommunen Immenhausen, Grebenstein<br />

und Hofgeismar, aber auch Espenau, Calden und Breuna eine eher großräumig strukturierte<br />

89 Quelle: Schriftliche Befragung der Kommunen im Februar 2007<br />

90 Vgl. HNA vom 21.März 2007<br />

91 Die Beschreibungen sind überwiegend entnommen: Lothar und Sieglinde Nitsche: Naturschutzgebiete in Hessen schützen –<br />

erleben – pflegen. Band 2: Stadt <strong>Kassel</strong>, <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> und Schwalm-Eder-Kreis, hg.: Naturschutzring Nordhessen, 2003<br />

45


<strong>Land</strong>wirtschaft der weitläufigen und im Vergleich zur restlichen <strong>Region</strong> weniger abwechslungsreichen<br />

<strong>Land</strong>schaft ihren Ausdruck verliehen.<br />

Teile der <strong>Region</strong> (insb. im Umfeld der beiden Flüsse Diemel und Weser) sind dem für Deutschland<br />

festgelegten Naturraum „Weser und Weser-Leine Bergland“ zugeordnet, Reinhardswald<br />

und Habichtswald zählen im wesentlichem zum Naturraum „Westhessisches Bergland“.<br />

Der Reinhardswald ist mit ca. 20.000 ha das größte zusammenhängende Waldgebiet in Hessen.<br />

Er stellt einen wesentlichen Faktor für die regionale Forst- und Holzwirtschaft, die (Nah)- Erholung<br />

und den Tourismus dar und ist als Staatsforst keiner Kommune zugeordnet.<br />

Die Besonderheit des Reinhardswald spiegelt sich auch in der Bezeichnung als ‘Schatzhaus der<br />

europäischen Wälder’ wider und zeigt sich in der Tatsache, dass 12 Naturschutzgebiete direkt<br />

im Reinhardswald bzw. im Wesertal ausgewiesen sind. Eines der bedeutendsten und ältesten<br />

Naturschutzgebiete ist der Urwald Sababurg, der bereits vor 100 Jahren auf Anregung von<br />

Künstlern als sogenanntes Malerreservat geschützt wurde. Noch heute zieht hier die besondere<br />

Schönheit alter Hute-Eichen und -Buchen viele Besucher in ihren Bann.<br />

Der Reinhardswald wird geologisch durch den Mittleren Buntsandstein gebildet. Er ist Teil eines<br />

Naturraumes, zu dem - durch die Weser getrennt - auch ein Großteil des meist in Niedersachsen<br />

gelegenen Sollings und Bramwaldes gehört. Zum Westen Richtung Diemel fällt der<br />

Reinhardswald wellig und schwach geneigt sowie Richtung Osten zur Weser meist steil ab.<br />

Im Mittelalter war die Hochfläche des Reinhardswaldes - im Gegensatz zu heute - an vielen<br />

Stellen besiedelt. Zahlreiche Spuren ehemaliger Dorfwüstungen, Hoch- und Wölbäckern weisen<br />

ebenso auf die historische Nutzungen hin wie der - in ihrer Ausdehnung in Deutschland einzigartige<br />

- Bestand an Eichenhute-Wäldern, „Fichtenklumpsen“ (mit denen im 19. Jh. Waldweide<br />

und Holzerzeugung auf staunassen Böden miteinander verbunden werden konnte) oder auch<br />

Reste vorindustrieller Arbeitsorte (wie insb. die große Zahl an Glashüttenstandorten, Köhlerei,<br />

Eisenhütten, Töpfereien). Damit ist der Reinhardswald ein besonderes Beispiel für reichhaltige<br />

Spuren der menschlichen Nutzung und Arbeit und der damit verbundenen naturräumlichen Entwicklung<br />

und Veränderung. Heute stellen neben dem Urwald Sababurg z.B. der ehemalige<br />

Wallfahrtsort Gottsbüren, die Sababurg als Dornröschenschloss oder auch der Tierpark Sababurg<br />

wesentliche kulturelle Besonderheiten im Zentrum des Reinhardswaldes dar.<br />

Obwohl der Reinhardswald als größtes zusammenhängende Waldgebiet Hessens über eine unermessliche<br />

Vielfalt an Fauna und Flora sowie eine Fülle an wertvollen Bodendenkmälern verfügt,<br />

genießt er bis heute noch nicht einmal den besonderen Schutz eines Naturparks.<br />

Das Untere Diemeltal erstreckt sich von der hessischen <strong>Land</strong>esgrenze zwischen Warburg und<br />

Liebenau-Haueda diemelabwärts bis Trendelburg-Deisel. Es wird traditionell durch eine kleinteilige<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft geprägt, die eine Bewirtschaftung erschwert, jedoch zu einem äußerst attraktiven<br />

<strong>Land</strong>schaftsbild beiträgt. Ab Trendelburg-Deisel weitet sich das Diemeltal aus und bildet<br />

eine breite Aue, in der sich eine großflächigere <strong>Land</strong>schaft ausbilden konnte.<br />

Das Untere Diemeltal umfasst das Diemeltal und die angrenzenden Muschelkalkplatten, die mit<br />

steilen Hängen und Felspartien zur Talaue abfallen und der sich durchschlängelnden Diemel<br />

Heimat geben. Hier befinden sich mit 435 ha die großflächigsten Kalkmagerrasen Hessens und<br />

Norddeutschlands, die in ähnlicher Ausdehnung erst wieder in der Schwäbischen oder Fränkischen<br />

Alb oder in der Eifel vorkommen. Unter Naturschützern ist das Diemeltal bekannt für seinen<br />

Reichtum an Fauna und Flora und auch Laien erscheint es durch die kleinteilige <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

und die Kalkmagerrasenvorkommen mit Wacholderhuten nicht selten mediterran. Entscheidend<br />

für die hohe Artenzahl sind das günstige Großklima, eine hohe Strukturvielfalt, ein<br />

geeignetes Wirtsangebot und eine gute Vernetzung der Habitate.<br />

Dieser Situation mit all ihren einzigartigen Besonderheiten Rechnung tragend haben Naturschützer,<br />

Vertreter der betroffenen Kommunen, des <strong>Land</strong>kreises und Naturschutzbehörden ein<br />

46


Länder übergreifendes (Hessen und Nordrhein-Westfalen) Großprojekt „Unteres Diemeltal“ initiiert.<br />

Dieses hat zum Ziel, die naturschutzfachlich notwendigen Schutzmaßnahmen und Nutzungen<br />

in Form von Pflege- und Nutzungsplänen mit adäquaten Vermarktungsstrukturen bzw. dem<br />

Aufbau eines regionalen Marketings zu koordinieren. Auf diese Weise sollte unter Einbindung<br />

touristischer Aspekte ein Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

in der <strong>Land</strong>wirtschaft, <strong>Land</strong>schaftspflege und den nachgelagerten Bereichen wie Fleischerhandwerk<br />

und Gastronomie geleistet werden. Da eine Förderung dieses Projektes aus einem<br />

Förderprogramm nicht möglich ist, wird dieses Projekt nur in abgeschwächter Ausprägung<br />

durchführbar sein. Es ist jedoch nach wie vor erklärtes Ziel der Projektplaner, alle demnächst<br />

verfügbaren Mittel (z. B. der naturschutzfachlichen Ausgleichsabgabe) in das Projektgebiet<br />

„Unteres Diemeltal“ zu lenken.<br />

Der Habichtswald umfasst im wesentlichen das Habichtswälder Bergland sowie die daran angrenzenden<br />

Ostwaldecker Randsenken (allgemein auch als Wolfhager <strong>Land</strong> bezeichnet). Sie<br />

sind weitgehend identisch mit dem Altkreis Wolfhagen bzw. dem Naturpark Habichtswald.<br />

Der Naturraum Habichtswälder Bergland besteht als kleines Gebirge westlich von <strong>Kassel</strong> aus<br />

bewaldeten Bergkuppen und offenen <strong>Land</strong>schaften. Er ist durch unterschiedliche <strong>Land</strong>schaftsformen<br />

mit Kuppen, Kegel- und Plateaubergen, Basaltfelsen und -blockfeldern sowie Bachtälern<br />

und Senken mit offenen Feldfluren und Heckenlandschaften reich gegliedert. Eine Besonderheit<br />

des Habichtswälder Berglandes sind großflächige Buchenwälder und Edellaub-Mischwälder, die<br />

nach NATURA 2000 den Lebensraumtypen Waldmeister-Buchenwald, Orchideen-Buchenwald<br />

sowie Schlucht- und Hangmischwäldern zuzuordnen sind.<br />

Von dem waldfreien Plateau des ‚Hohen Dörnbergs’ mit 579 m hat man herausragende Fernblicke<br />

in die benachbarten Bundesländer. Zudem bieten die großen Weidegebiete am Hohen und<br />

Kleinen Dörnberg Lebensraum für ausgedehnte Wacholderhuten und Kalkmagerrasen, Magerweiden<br />

sowie trockene Extremstandorte. Das im Naturpark Habichtswald gelegene 453 ha große<br />

FFH-Gebiet „Dörnberg, Immelburg, Helfenstein“ beinhaltet neben den naturschutzfachlichen<br />

auch kulturhistorische, archäologische und touristisch Aspekte. Ein wesentlicher Bestandteil der<br />

dortigen Kulturlandschaft ist die ca. 105 ha umfassende Gemeinschaftsweide. Diese wird gemäß<br />

den landschaftspflegerischen Vorgaben des FFH-Gutachtens unter der Regie des Amtes für den<br />

ländlichen Raum mit finanzieller Unterstützung aus Agrarumweltprogrammen von rund 130<br />

Rindern verschiedenster Rassen aus mehreren Betrieben des Ortsbauernverbandes Zierenberg<br />

beweidet. Durch diese Form der <strong>Land</strong>schaftspflege werden hier die Nutzungskonflikte zwischen<br />

Naturschutz, <strong>Land</strong>wirtschaft, <strong>Land</strong>schaftsschutz bzw. Erhaltung der Kulturlandschaft und Tourismus<br />

in Einklang gebracht. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeit<br />

mit den Segelfliegern, deren zum Teil intensiv betriebener Segelflugplatz sich auch auf<br />

dem Areal der Gemeinschaftsweide befindet.<br />

Das Habichtswälder Bergland geht in das Wolfhager <strong>Land</strong> über, dass sich - v.a. rund um Wolfhagen<br />

selbst - durch mosaikartige Kleinstlandschaften mit Kalk- und Basaltbergen auszeichnet.<br />

Ausgedehnte Wälder breiten sich im Westen des Wolfhager <strong>Land</strong> aus mit dem Weidelsberg<br />

(492 m) und der Weidelsburg als höchster Erhebung. Hier bieten sich erstklassige Fernblicke.<br />

1.7 Bisheriger Einsatz strukturverbessernder Programme und Maßnahmen<br />

Dorferneuerung – Anzahl der Förderschwerpunkte: In der abgelaufenen Förderperiode<br />

(2000-2006) sind in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ 133 öffentliche Projekte mit einem<br />

Investitionsvolumen von 5,9 Mio. € und einem Zuschussanteil von 4,1 Mio. € gefördert worden.<br />

Im privaten Bereich konnten 496 Maßnahmen realisiert werden. Mit einem Zuschussvolumen<br />

von 2,9 Mio. € wurden Investitionen in Höhe von 9,6 Mio. € ausgelöst.<br />

47


Aktuell sind in der <strong>Region</strong> zehn Dörfer Förderschwerpunkte der Dorferneuerung 92 . Für sechs<br />

weitere Orte ist die Aufnahme in das Hessische Dorferneuerungsprogramm beantragt 93 .<br />

<strong>Region</strong>alentwicklung: In der <strong>Region</strong>alentwicklung wurden - gemeinsam mit dem <strong>Region</strong>alforum<br />

- 65 sehr unterschiedliche Projekte erfolgreich auf den Weg gebracht, die bei einem Zuschussvolumen<br />

von 1,5 Mio. € Investitionen in Höhe von 4,3 Mio. € auslösten.<br />

Wettbewerb „UnserDorf“: 2005 haben 25 Dörfer der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ am<br />

Wettbewerb „Unser Dorf“ teilgenommen. Diese hohe Beteiligung hat in der <strong>Region</strong> Tradition<br />

und gibt den Bewohnern die Möglichkeit, ihr besonderes Engagement in der Gestaltung ihres<br />

Lebensraumes herauszustellen und damit (indirekt) zur Förderung und Entwicklung der <strong>Region</strong><br />

beizutragen.<br />

Flurneuordnung – Anzahl und Zweck von Flurbereinigungsverfahren: In der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ ist z. Zt. ein Flurbereinigungsverfahren nach § 87 FlurbG zur Realisierung<br />

der Ortsumgehung Istha anhängig, dessen Ziel es ist, den entstandenen Flächenverlust auf einen<br />

größeren Kreis von Teilnehmern zu verteilen und damit unbillige Härten zu vermeiden. Zudem<br />

werden die durch die Ortsumgehung entstandenen Zerschneidungsschäden weitestgehend behoben<br />

sowie die Agrarstruktur durch die Schaffung größerer Bewirtschaftungsblöcke, Flächenzusammenlegung<br />

und eine Verbesserung der Erschließung allgemein gestärkt.<br />

Darüber hinaus wurden in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ seit 2005 zehn freiwillige<br />

<strong>Land</strong>tauschverfahren zur Verbesserung der Agrarstruktur durchgeführt.<br />

Tourismusförderung: Im „<strong>Land</strong>tourismus“ wurden zwischen 2000 und 2006 11 Projekte mit<br />

einem Investitionsvolumen von 1,3 Mio. € und 338.000 € Zuschuss zur Umsetzung gebracht.<br />

Außerdem erhielten in diesem Zeitraum zehn öffentliche touristische Infrastrukturprojekte mit<br />

insg. 24 Mio. € zuwendungsfähigen Kosten und 8,7 Mio. € Zuwendungen aus den Programmen<br />

Ziel-2 und GA "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur".<br />

Biorohstoffanlagen: Der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> wird im Hinblick auf den Einsatz und die Nutzung<br />

von Biomasse 94 als Spitzenreiter in Hessen angesehen. Der Biomasse-Atlas 95 verzeichnet für<br />

die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ derzeit Holzheizwerke in Hofgeismar (3), Calden (2), Bad<br />

Karlshafen, Liebenau, Breuna, Grebenstein, Immenhausen, Naumburg (je 1), Biogasanlagen in<br />

Hofgeismar (3), Espenau, Fuldatal, Naumburg (je 1), ein Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk in<br />

Wolfhagen sowie Biodieseltankstellen in Wolfhagen (2), Oberweser, Calden und Hofgeismar (je<br />

1). Unter dem Dach des Maschinenringes <strong>Kassel</strong> e.V. sind auf bäuerlichen Betrieben weitere 12<br />

Biogasanlagen und 13 Holzhackschnitzel-Heizanlagen (Stand 2007) entstanden 96 .<br />

Einen weiteren Beitrag zur Biomassenutzung wird sicherlich das Projekt „BioRegio Holz“<br />

leisten. 97 . Dabei bilden Werra-Meissner-Kreis und <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> 98 mit insgesamt 94.520 ha<br />

Waldfläche gemeinsam die „BIOREGIO Holz Meißner-Kaufunger Wald“ (jedoch mit Umset-<br />

92 Diese Dörfer sind: Hofgeismar-Hombressen (1999-2007), Wolfhagen-Istha (1999-2007), Trendelburg-Deisel (2000-2008),<br />

Liebenau-Ostheim (2001-2009), Naumburg-Elbenberg (2002-2010), Breuna-Breuna (2003-2011), Immenhausen-Mariendorf<br />

(2004-2012), Oberweser-Heisebeck (2006-2014), Zierenberg-Burghasungen (2006-2014) und Calden-Ehrsten (2007-2015).<br />

93 Diese Dörfer sind: Wolfhagen-Wenigenhasungen (geplant ab 2008), Fuldatal-Simmershausen (geplant ab 2008), Wolfhagen-<br />

Gasterfeld (kleiner Ort mit verkürzter Laufzeit und geringerem Fördervolumen), Grebenstein-Burguffeln, Liebenau-Zwergen,<br />

Trendelburg-Eberschütz.<br />

94 Diese Position nimmt der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> sowohl im Hinblick auf die Gesamtnennleistung der umgesetzten Holzfeuerungsanlagen<br />

in KW als auch die bislang in Anspruch genommenen Fördergelder ein.<br />

95 Quelle: www.biomasse-hessen.de<br />

96 Quelle: Amt für den ländlichen Raum des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong><br />

97 BioRegio Holz verfolgt als Leitprojekt des Hessischen Ministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz<br />

(HMULV) das Ziel, in ausgewählten hessischen <strong>Region</strong>en die systematische Planung und Umsetzung von Holzfeuerungsanlagen<br />

zu unterstützen und zu fördern. Das Ziel der Nutzung regionaler Holzressourcen als Brennstoff für die Wärmegewinnung<br />

dient dem Klimaschutz und der regionalen Wertschöpfung. Holz ist eine CO2-neutrale und lagerfähige Energiequelle - kurze<br />

Transporte minimieren die Umweltbelastung - Holzgewinnung, Holzvermarktung und –verbrennung schaffen Arbeitsplätze.<br />

98 Der Werra-Meißner-Kreis hat einen Waldanteil von 43%, der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> von 39 %.<br />

48


zung in allen Teilen der beiden <strong>Land</strong>kreise) 99 . Um die Vorgaben (z.B. die Umrüstung v.a. öffentlicher<br />

Liegenschaften auf Holzfeuerungsanlagen und den Aufbau einer funktionierenden<br />

Holzbrennstofflogistik) bis 2009 umzusetzen, wurde bereits erfolgreich mit einer breit angelegten<br />

Öffentlichkeitsarbeit sowie der Kooperation mit Kommunen, Forstämtern, Maschinenringen,<br />

Ingenieurbüros, Holzverarbeitungs- und Vermarktungsbetrieben u.a. begonnen.<br />

Stadtumbau West und Flächenmanagement: In der <strong>Region</strong> sind keine interkommunalen Kooperationsprojekte<br />

im Rahmen des Stadtumbau West beantragt. Auch Modellprojekte zum Flächenmanagement<br />

wurden in der <strong>Region</strong> bislang nicht oder zumindest nicht unter dieser Bezeichnung<br />

angegangen, werden jedoch zukünftig - nicht zuletzt in der Dorferneuerung - eine wachsende<br />

Bedeutung haben.<br />

Soziale Projekte: In der “<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ werden von unterschiedlichen Trägern<br />

Qualifizierungs- und Ausbildungsmaßnahmen angeboten, die sich an Menschen richten,<br />

die ohne diese Programme auf dem regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ungleich geringere<br />

Chancen hätten. Die Maßnahmen sind i.d.R. mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds/<br />

ESF (ko)finanziert. Meist sind die Maßnahmen nicht ausschließlich auf Teilnehmer/innen der<br />

<strong>Region</strong>, sondern des gesamten <strong>Land</strong>kreises, zugeschnitten. Insgesamt stellen sie jedoch (sowohl<br />

für sich genommen, als auch im Verbund) wichtige Instrumentarien zur Integration in den regionalen<br />

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt dar. Zu den Maßnahmen gehören im Einzelnen:<br />

Arbeitsförderungsgesellschaft<br />

im <strong>Land</strong>kreis<br />

<strong>Kassel</strong> (AGiL)<br />

gemeinnützige GmbH,<br />

in deren Trägerschaft<br />

der <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

Beschäftigungs-, Ausbildungs-<br />

und Qualifizierungsprojekte<br />

durchführt<br />

Maßnahme (die ESF-<br />

Kurzbeschreibung<br />

kofinanzierten Maßnahmen sind<br />

kursiv angegeben)<br />

Verbundausbildungen überbetriebliche Ausbildungen im Verbund<br />

mit 27 Kooperationspartnern<br />

PTA-Ausbildung in der Willi- AgiL ist Schulträger<br />

Brandt-Schule<br />

Qualifizierung und Beschäftigung<br />

im Wasserschloss Wülmersen<br />

Überbetriebliche Ausbildung<br />

zum/zur Hauswirtschafter/in bzw.<br />

Helfer/in in der Hauswirtschaft<br />

Trainings- und Kompetenzzentrum<br />

Grebenstein<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> Schulverweigerung –<br />

Die 2. Chance<br />

VABIA e.V.<br />

Vellmar<br />

Beschäftigungsinitiative<br />

Unerstützung junger Menschen mit besonderem<br />

Förderbedarf beim Erlangen der Ausbildungs-<br />

bzw. Berufsreife in den Qualifizierungsbereichen<br />

Metallbau, Tischlerei und<br />

Hauswirtschaft<br />

Ausbildung von Menschen im Alter von 16<br />

bis 21 Jahren, die zum Kreis der sog. Benach-<br />

teiligten nach dem SGB III gehören<br />

Unterstützung des Fallmanagements der Arbeitsförderung<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong>: Vorbereitung<br />

junger Menschen auf Bewerbungsverfahren,<br />

Vermittlung von Grundkenntnissen<br />

etc.<br />

Recycling-Werkstatt Ausbildung von Tischlern<br />

Allein erziehende Frauen in Teilzeitausbildung<br />

(TAF)<br />

Ausbildung für Alle (AfA) - Ausbildung<br />

in der Migration<br />

ESF-Modellprogramm und Mittel des Bundes<br />

als Angebot für junge Menschen, einen Weg<br />

zurück in den Schulalltag zu finden<br />

Modellprojekt für allein erziehende Frauen<br />

unter 25 Jahren, die auf Sozialgeld o. ALG II<br />

angewiesen waren zur qualifizierten Berufsausbildung<br />

in allen Berufen, die im Rah-<br />

men des dualen Systems ausgebildet werden.<br />

Ausbildung für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

bis 27 Jahre mit Migrationshintergrund<br />

und deutsche Jugendliche mit erschwertem<br />

Zugang zu einer Ausbildung<br />

99 Grundlage dieser gemeinsamen Bewerbung waren die bisherigen erfolgreichen Aktivitäten beim Einsatz regenerativer Energien<br />

in öffentlichen Liegenschaften und die erfolgreiche Kooperation im Zweckverband „Meissner-Kaufunger-Wald“<br />

49


Herwig-Blankertz-<br />

Schule Hofgeismar-<br />

Wolfhagen<br />

Berufliche Schulen im<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

Job Chance (JC) Berufliche Orientierung für junge Erwachsene<br />

durch praktische Arbeiten in Betrieben/Verwaltungen/Vereinen,<br />

der Erwerb von<br />

Teilqualifikationen, die Aneignung allgemein<br />

bildender Kenntnisse, die individuelle Beratung<br />

und Begleitung bei der Ausbildungsplatz-<br />

und Arbeitssuche und der Erwerb des<br />

Hauptschulabschlusses<br />

Taktik & Praktik Lernwochen für junge Menschen zu Themen<br />

wie Kommunikation, Lernen, Berufe, <strong>Region</strong>,<br />

Wohnen usw., EDV-Unterricht und Internet,<br />

Betriebsbesichtigungen und -praktika, handwerkliche<br />

Projekte, tatkräftige Unterstützung<br />

Future Girl – für Mädchen und<br />

junge Frauen<br />

EIBE (Programm zur Eingliederung<br />

in die Berufs- und Arbeitswelt)<br />

bei Bewerbungen etc.<br />

für Mädchen/junge Frauen bis 27 Jahren ohne<br />

abgeschlossene Ausbildung zur Auffrischung<br />

des Schulwissens, beruflichen Orien-<br />

tierung und Qualifizierung inkl. Praktika.<br />

Maßnahme für benachteiligte Jugendliche<br />

und junge Erwachsene, die von Arbeitslosigkeit<br />

bedroht sind. Integration in den Arbeits-<br />

und Ausbildungsmarkt in Kooperation mit<br />

den abgebenden Schulen, den Eltern und der<br />

Berufsberatung des Arbeitsamtes.<br />

Ein weiteres gemeinnütziges und öffentlich (vor allem über Arbeitsagentur und ARGE) gefördertes<br />

Projekt ist die IngA gemeinnützige GmbH, die sich v.a. der Förderung der Integration<br />

von Menschen mit sozialen Benachteiligungen bzw. schwerbehinderter Menschen in den ersten<br />

Arbeitsmarkt verschrieben hat. IngA verfügt in Hofgeismar seit 2003 über einen Hallenkomplex<br />

mit Außengelände, in der als ‚IngAs Halle für alle’ preiswert second-hand-Waren angeboten<br />

sowie Fahrradreparaturen und Autopflegearbeiten durchgeführt werden. Entrümpelungen,<br />

Haushaltsauflösungen, Innenrenovierung, Grabpflege, Umzüge u.ä. ergänzen das Angebot.<br />

Ein in 2007 gestartetes Projekt auf einem weiteren Gelände in Hofgeismar ist der Energieholzhof<br />

Holzbrenn- & Baustoffe, wo Holz aus heimischen Wäldern zu Brennholz, Hackschnitzel,<br />

Holzbriketts und Holz-Pellets verarbeitet wird. Daneben werden Forstarbeiten, Lohnhacken,<br />

Ackerräumungen und Energiedienstleistungen übernommen. Mit diesen Dienstleistungen wird<br />

zudem eine konstruktive Verknüpfung und Ergänzung zu den energetischen Projekten der Biorohstoffnutzung<br />

im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> hergestellt.<br />

Konversion von Bundeswehrstandorten in Wolfhagen und Fuldatal: Auch die 2. Phase der<br />

Bundeswehrstrukturreform hat Auswirkungen auf die “<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“. Mit<br />

der Pommern-Kaserne in Wolfhagen und der Fritz-Erler-Kaserne in Fuldatal-Rothwesten befinden<br />

sich hier zwei der 10 von Konversion betroffenen nordhessischen Standorte.<br />

Die Schließung der Kasernen in 2008 wird lt. einer Studie der HessenAgentur mit einem Verlust<br />

von ca. 1.900 Beschäftigten 100 einhergehen und somit mit regionalwirtschaftlichen und - trotz<br />

Bemühungen um Sozialverträglichkeit - arbeitsmarktstrukturellen Konsequenzen verbunden<br />

sein. Die Konversion von militärischer zur zivilen Nutzung wird von beiden Kommunen konstruktiv<br />

unterstützt, erfordert jedoch kommunalpolitisch einen langen Atem: Da beide Kasernen<br />

bis zu ihrer Schließung unter Militärrecht stehen, ist der - bereits jetzt schon beginnende - stufenweise<br />

Übergang in eine zivile Nutzung (z.B. Berufsschulzentrum oder Ansiedlung von Betrieben<br />

mit Schwerpunkt im regenerativen Energiebereich in Wolfhagen) nicht einfach.<br />

100 Die Zahl bezieht sich auf Zeit-/Berufsoldaten, Wehrpflichtige und Zivilbeschäftigte.<br />

50


Grundsätzlich positiv ist jedoch zu werten, dass lt. Entwurf des <strong>Region</strong>alplans 2006 101 die gewerbliche<br />

Nutzung von Konversionsflächen Vorrang vor der Ausweisung neuer Gewerbeflächen<br />

haben soll. Zu beiden Standorten wurde eine Prüfung der Chancen in ergebnisoffenen<br />

Machbarkeitsstudien durchgeführt. Trotz aktuell noch vorhandener Unklarheiten zu zukünftigen<br />

Nutzungen sollten in den nächsten Jahren alle (auch fördertechnischen) Potentiale genutzt werden,<br />

um (regionalwirtschaftlich) tragfähige und arbeitsplatzschaffende Projekte zu fördern.<br />

Umgang mit den Instrumentarien: Der demographische Wandel wird erhebliche Auswirkungen<br />

auf den Lebens- und Arbeitsraum in ländlichen <strong>Region</strong>en haben, besonders aber entlegenere<br />

Dörfer treffen. Leerstand und Gebäudeverfall in den Ortskernen, der Rückzug von Einrichtungen<br />

der Grundversorgung und Daseinsvorsorge aus der Fläche, die Abwanderung von jungen<br />

und qualifizierten Menschen sind heute bereits zunehmend feststellbar und nur einige der Probleme,<br />

denen sich die <strong>Region</strong> zu stellen hat. In diesem Gefüge ist es wichtig und wird es zukünftig<br />

immer wichtiger werden, die zur Verfügung stehenden Förderinstrumentarien miteinander in<br />

Beziehung zu setzen und im regionalen Kontext zu betrachten und zu nutzen.<br />

Betrachtet man die in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ in der Vergangenheit eingesetzten<br />

Förderinstrumente der Dorf- und <strong>Region</strong>alentwicklung mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen,<br />

so kann man sagen, dass<br />

� in der Dorferneuerung grundsätzlich positiv zu verzeichnen ist, dass das <strong>Land</strong> Hessen mit<br />

der neuen Dorferneuerungsrichtlinie nur noch Orte ohne konkurrierende Neubaugebiete in<br />

das Förderprogramm aufnimmt. Die Fördergebiete werden enger abgegrenzt und die Förderung<br />

auf den historischen Ortskern beschränkt (Innenentwicklung statt Außenentwicklung).<br />

Auch werden die begrenzteren finanziellen Mittel noch stärker konzentriert. In Abstimmung<br />

mit der Denkmalpflege wird der Erhalt historischer Ortskerne und Fachwerksubstanz gefördert<br />

und für geeignete Materialien und die Einhaltung gestalterischer Aspekte sensibilisiert.<br />

Mit dem Aspekt der Strukturförderung kann auch die örtliche Grundversorgung gesichert<br />

werden. Zudem wird der Bau von Wohnungen in leerstehender Gebäudesubstanz bezuschusst<br />

und (direkt wie indirekt durch Vergabe von Aufträgen) die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

in Kleinunternehmen unterstützt. Nicht zuletzt trägt die aktive Beteiligung der dörflichen<br />

Bevölkerung zu einem höheren Interesse am eigenen Dorf und der <strong>Region</strong> bei.<br />

� mit dem <strong>Region</strong>alentwicklungsprogramm im Grundsatz die gleichen Ziele wie in der<br />

Dorferneuerung verfolgt werden, hier aber alle Kommunen der <strong>Region</strong> profitieren konnten<br />

und Projekte immer im regionalem Zusammenhang gesehen und umgesetzt wurden.<br />

� mit dem Förderprogramm ‚<strong>Land</strong>tourismus’ durchaus – wenn auch ausbaufähig – das touristische<br />

Entwicklungspotential in der <strong>Region</strong> genutzt und erhöht, Einkommensverbesserungen<br />

und zusätzliche Arbeitsplätze erreicht und ein Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft<br />

als Erlebnis- und Erholungsraum geleistet werden konnte. Es sind attraktive Angebote<br />

(z.B. Ferienwohnungen oder Bauernhofcafés) entstanden, die längst nicht mehr nur als Geheimtipp<br />

gehandelt, sondern von Gästen, auch aus der <strong>Region</strong>, gut besucht werden.<br />

� mit dem Wettbewerb „Unser Dorf“ das besondere Engagement und außergewöhnliche Beiträge<br />

für die Entwicklung der Dörfer herausgestellt werden konnte. Auch diese (indirekte)<br />

Förderung und Entwicklung der <strong>Region</strong> sollte zukünftig gefördert werden.<br />

Bei den bislang genannten Förderprogrammen ist positiv zu vermerken, dass die Förderschwerpunkte<br />

der Dorferneuerung, wie auch die zur Förderung anstehenden <strong>Region</strong>alentwicklungsprojekte,<br />

seit geraumer Zeit mit dem zuständigen <strong>Region</strong>alforum und damit in Kooperation mit Gebietskörperschaft<br />

und gesellschaftlich relevanten Gruppierungen festgelegt werden. Diese enge<br />

Abstimmung soll auch in Zukunft erfolgen. Die genannten Förderprogramme stellen zudem<br />

wichtige Instrumentarien dar, um die Zukunftsaufgabe „Erhalt der alten Dorfkerne“ anzugehen.<br />

101<br />

<strong>Region</strong>alplan Nordhessen 2006, Anhörungs- und Offenlegungsentwurf, RP <strong>Kassel</strong>, Geschäftsstelle der <strong>Region</strong>alversammlung<br />

Nordhessen, Stand: Juni 2006<br />

51


Daneben sollte auch zukünftig das europäische Ziel-2-Programm, das in der Förderperiode<br />

2007-2013 das gesamte <strong>Land</strong> Hessen (aber v.a. dessen strukturschwachen Gebiete) als Förderkulisse<br />

ausweist und die Fördermöglichkeiten der GA "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur"<br />

als Gemeinschaftsprogramm von Bund und <strong>Land</strong> genutzt werden.<br />

Förderinstrumente wie das Kommunale Flächenmanagement oder auch das Förderprogramm<br />

Stadtumbau West sind in der <strong>Region</strong> noch nicht angemessen ins Blickfeld gerückt<br />

worden bzw. wurden versäumt. Während die Versäumnisse hinsichtlich einer breiteren Beteiligung<br />

am ‚Stadtumbau West’ nur schwer aufzuholen sein werden, stellt kommunales Flächenmanagement<br />

- nicht zuletzt über die Dorferneuerung - eine wichtige Zukunftsaufgabe dar, die<br />

aktive und finanziell interessante Fördermöglichkeiten in den Bereichen Ankauf, Tausch, Abriss<br />

und Erschließung, aber auch Planungs- und Beratungsleistungen vorsieht und damit verstärkt<br />

zur Etablierung eines kommunalen Flächenmanagements in der <strong>Region</strong> beitragen kann.<br />

Dem Förderinstrument der Flurneuordnung kam und kommt in all seinen Förderbereichen eine<br />

große Bedeutung zu, da hierüber <strong>Land</strong>nutzungskonflikte vermieden werden, die Belastungen<br />

(insb. der landwirtschaftlichen Betriebe) möglichst gerecht verteilt und Einschränkungen im Arbeitsablauf<br />

verhindert bzw. strukturell nachhaltig verbessert werden. Im Rahmen der Gewässerund<br />

Auenentwicklung können Verfahren der Flurneuordnung zukünftig an Bedeutung gewinnen,<br />

da die Fließgewässer in der <strong>Region</strong> durchweg Defizite in der Gewässerstrukturgüte aufweisen,<br />

die gemäß der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 behoben sein sollen.<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ als Teil des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong> wird im Hinblick auf den<br />

Einsatz und die Nutzung von Biomasse als Vorreiter in Hessen angesehen 102 . Viele der von der<br />

Energieagentur ‚ENERGIE 2000“ 103 betreuten und umgesetzten Projekte liegen in der <strong>Region</strong>.<br />

Vor allem im Hinblick auf den Waldreichtum der <strong>Region</strong> sind jedoch noch Potentiale für weitere<br />

Projekte der Biomassenutzung vorhanden, die zukünftig verstärkt genutzt werden sollten. 104<br />

Hierzu kann sicherlich auch das Projekt BioRegio Holz einen weiteren Beitrag leisten.<br />

Auch die Förderung und Entwicklung der vielfältigen sozialen Projekte zeigt den Bedarf,<br />

Menschen mit sozialen, körperlichen oder psychischen Handikaps erfolgreich zu qualifizieren<br />

und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei wird auf kreative und hochqualitative Weise den<br />

regionalen wie individuellen (d.h. teilnehmerorientierten) Erfordernissen Rechnung getragen.<br />

Das Projekt HessenCampus eröffnet neue Chancen, die regionale Bildungslandschaft miteinander<br />

zu vernetzen und damit nicht zuletzt auch den bevorstehenden Fachkräftemangel abzuschwächen.<br />

Nicht zuletzt werden über die Projekte der IngA Infrastruktur- und Dienstleistungsangebote<br />

geschaffen, die sich konstruktiv in die Entwicklung der <strong>Region</strong> zu einer BioEnergie-<br />

<strong>Region</strong> einbinden lassen.<br />

Im Bereich der Konversion der Bundeswehrstandorte Wolfhagen und Fuldatal werden zunächst<br />

weitere Konkretisierungen der Entwicklungschancen erfolgen müssen. Für die Umsetzung<br />

realistischer Konzepte wird eine Bündelung der zur Verfügung stehenden Förderinstrumentarien<br />

notwendig werden und für einzelne Projekte bzw. Maßnahmen werden die jeweils<br />

geeigneten Förderprogramme zu nutzen sein.<br />

102 vgl. Bericht Grunddaten und Modelle zur Biomassenutzung und zum Biomassepotential in Hessen, hg. vom HMULV, Sept.<br />

2005. Der Bericht sieht den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> sowohl im Hinblick auf die Gesamtnennleistung der umgesetzten Holzfeuerungsanlagen<br />

in KW als auch die bislang in Anspruch genommenen Fördergelder in dieser Position.<br />

103 Ebenda, ENERGIE 2000 wird als FORUM zur Förderung erneuerbarer Energien, in dem Gebietskörperschaften ebenso wie<br />

gesellschaftlich relevante Gruppierungen mitarbeiten, vom <strong>Land</strong> Hessen besonders positiv bewertet.<br />

104 Quelle: Bericht Grunddaten und Modelle zur Biomassenutzung und zum Biomassepotential in Hessen, hg. vom HMULV,<br />

September 2005. Hier werden die Nutzung von anderen regenerativen Energieformen u.a. auf Grund topographischer, geographischer<br />

und klimatischer Gegebenheiten gegenüber z.B. der Biomasse Holz als eher nachrangig eingestuft.<br />

52


1.8 Zusammenfassende SWOT-Analyse<br />

Die <strong>Region</strong>sanalyse für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ hat den aktuellen Entwicklungsstand<br />

aufgezeigt. Erkennbar wurden dabei zahlreiche Wechselwirkungen, aber auch Schnittmengen<br />

zwischen der Bevölkerungsstruktur, den Wirtschaftsfeldern und deren Einflüsse auf die<br />

Umwelt und die Lebensqualität in der <strong>Region</strong>.<br />

Die zusammenfassende SWOT-Analyse 105 versucht, diese Wechselwirkungen wie auch die<br />

Schnittmengen aufzunehmen. Sie weicht damit teilweise - zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit<br />

und Nachvollziehbarkeit - von der Gliederung der <strong>Region</strong>sanalyse ab. Auf die wesentlichsten<br />

Abweichungen wird in den Kopfzeilen der jeweiligen Themenbereiche hingewiesen.<br />

Die auf den folgenden Seiten dargestellte SWOT-Analyse wird als Scharnier zwischen der <strong>Region</strong>sanalyse<br />

(= der Gegenwart) und der <strong>Region</strong>alen Entwicklungsstrategie (= der möglichen<br />

Zukunft) der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ verstanden.<br />

Während die Stärken und Schwächen der <strong>Region</strong> den aktuellen Zustand zusammenfassen, weisen<br />

die Chancen und Risiken auf zukünftige Optimierungspotentiale, d.h. mögliche strategische<br />

Positionierungen der <strong>Region</strong> hin, aber auch auf die damit verbundenen Gefährdungen, die sich<br />

für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ ergeben können.<br />

105 Strengths/Stärken – Weaknesses/Schwächen – Opportunities/Chancen – Threats/Risiken<br />

53


SWOT-Analyse: Räumliche Lage, Identität und Gebietsabgrenzung<br />

siehe auch SWOT-Analyse: Natürliches und kulturelles Erbe, <strong>Land</strong>schaft und <strong>Land</strong>nutzung<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

erkennbares Profil als facettenreicher<br />

„uralter Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsraum“<br />

positive Entwicklung im Hinblick auf<br />

Wohnen wie Arbeiten entlang der<br />

Regio-Tram-Strecken<br />

Differenziertheit von ländlich geprägt<br />

bis suburban verflechtet bei gleichzeitiger<br />

Bewältigung und Nutzung der<br />

Urbanisierungsprozesse<br />

Verbesserung des ÖPNV-Angebots in<br />

Teilen der <strong>Region</strong> durch Regio-Tram-<br />

Anbindungen<br />

Verankerung der Geschichte in Tradition<br />

und Siedlungsentwicklung<br />

Bewahrung der Ländlichkeit mit<br />

dominierender Fachwerksubstanz<br />

weitgehend „gesundes“ Klima<br />

bedingte Erschließung kleiner und<br />

entlegenerer Orte durch den ÖPNV<br />

relativ schlechte Anbindung an den<br />

motorisierten Individualverkehr abseits<br />

von B 7 + BAB 44<br />

z.T. relativ große (räumliche wie zeitliche)<br />

Entfernung zu den ICE-Bahnhöfen<br />

<strong>Kassel</strong> und Göttingen<br />

gehemmte (emotionale bzw. mentale)<br />

Entwicklung einer „regionalen Identität“<br />

durch traditionelle Bindungen zu den<br />

ehemaligen Altkreisen und benachbarten<br />

<strong>Region</strong>en/Bundesländern, die Existenz<br />

von drei Lokalausgaben der regionalen<br />

Zeitung, schwierige ÖPNV-Verbindungen<br />

zwischen den „Altkreisen“ u.a.<br />

Entwicklung einer - nach innen wie<br />

außen - wahrnehmbaren regionalen<br />

Identität<br />

Intensivierung der wechselseitigen<br />

Unterstützung und Kooperation zwischen<br />

ländlich (strukturschwachen)<br />

und eher „suburban“ (strukturstärker)<br />

orientierten Bereichen<br />

verstärkte Nutzung und Weiterentwicklung<br />

der reichhaltigen <strong>Land</strong>schafts-<br />

und Kulturgeschichte zu einem<br />

„weichen“ Standortfaktor für<br />

Lebensqualität und Wertschöpfung<br />

(z.B. zugunsten eines naturnahen,<br />

ländlichen Tourismus)<br />

Ausbau der Differenziertheit von<br />

ländlich geprägt bis suburban verflochtenen<br />

<strong>Region</strong>steilen bei gleichzeitiger<br />

Bewältigung und Nutzung<br />

der Urbanisierungsprozesse<br />

unklare Imageentwicklung und Positionierung;<br />

Versinken in einem „Wirrwarr“<br />

unterschiedlicher Ansätze<br />

suboptimale Verkehrsanbindung<br />

behindert weiter die Entwicklung<br />

von Teilen der <strong>Region</strong> zu attraktiven<br />

Wohn- und Arbeitsorten<br />

Unternutzung des naturräumlichen<br />

und kulturgeschichtlichen Potentials<br />

durch mangelnde Hervorhebung und<br />

unzureichende Erschließung der kulturgeschichtlichen<br />

Besonderheiten<br />

54


SWOT-Analyse: Bevölkerungsentwicklung<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

<strong>Region</strong> ist für die Stadt <strong>Kassel</strong> in<br />

demographischer Sicht wichtig<br />

(z.B. im Hinblick auf Fachkräfte)<br />

Stabile bis positive Wanderungssalden<br />

der beruflich wie familiär aktiven<br />

Bevölkerung im Alter von 30 bis 50<br />

Jahren<br />

verhältnismäßig niedrig<br />

prognostizierter Bevölkerungsrückgang<br />

z.T. sehr geringe Bevölkerungsdichte in<br />

Flächenkommunen mit vielen Stadt-<br />

/Ortsteilen und entsprechenden Entfernungen<br />

zur sozialen, öffentlichen, kommerziellen<br />

Infrastruktur<br />

z.T. sehr unterschiedliche kommunale<br />

Problemlagen im Hinblick auf Bodenressourcen,<br />

Infrastruktur und Versorgung der<br />

Bevölkerung<br />

Bevölkerungswachstum der letzten 25<br />

Jahre auf Kleinstädte begrenzt und heute<br />

zunehmend rückläufig<br />

Rückgang des Anteils der unter 6-jährigen<br />

und Rückgang der Geburtenraten<br />

hoher Anteil der über 65-jährigen vor<br />

allem im nördlichen Teil der <strong>Region</strong> =<br />

hoher Anstieg des Altersdurchschnitts =<br />

hohe Zuwanderung von über 65-jährigen =<br />

hoher prognostizierter Anteil dieser<br />

Bevölkerungsgruppe<br />

niedriger prognostizierter Anteil der<br />

18 - 25-jährigen = hohe „Ausbildungs“-<br />

Abwanderung“<br />

Entwicklung zu einer <strong>Region</strong>, die<br />

allen Altersgruppen eine ausgewogene<br />

Lebensqualität bietet und die<br />

erforderliche Infrastruktur zur<br />

Verfügung stellt<br />

Entwicklung von Konzepten, die ein<br />

möglichst langes Lebens im häuslichen<br />

Umfeld gewährleisten<br />

kleinräumige Analysen für die Entwicklung<br />

altersgerechter Planungen<br />

Aufbau eines aktiven Austauschs<br />

bei der Entwicklung kommunaler<br />

Perspektiven im Hinblick auf Versorgung,<br />

Bodenressourcen/-nutzung,<br />

Infrastruktur, altersgerechte Planungen<br />

Profilierung der <strong>Region</strong> zu einem<br />

attraktiven Wohnstandort gerade<br />

für Senioren<br />

Nutzung der in der Altersgruppe<br />

65+ steckenden Wissenspotenziale<br />

und der vorhandenen Zeitreserven<br />

für eine generationsübergreifende<br />

Zusammenarbeit<br />

<strong>Region</strong> wird als demographischer<br />

Faktor von der Stadt <strong>Kassel</strong> nicht<br />

ausreichend anerkannt<br />

unzureichende Entwicklung altersspezifischer<br />

Infrastruktur und damit<br />

Verringerung der „weichen“ Standortfaktoren<br />

weitere Zunahme der Versorgungsdefizite<br />

vor allem in den ländlichen<br />

Flächenkommunen der <strong>Region</strong> mit<br />

hohem Anteil an Orts-/Stadtteilen,<br />

einer bereits ausgedünnten Infrastruktur<br />

und Defiziten im ÖPNV<br />

Rückgang der qualifizierten und<br />

motivierten jüngeren Bevölkerung =<br />

Fachkräftemangel durch steigende<br />

„Ausbildungs“-Abwanderung und<br />

sinkende Geburtenraten<br />

(Innen- wie Außen-)Wahrnehmung<br />

der <strong>Region</strong> als „vergreisende“ <strong>Region</strong>,<br />

die mit wirtschaftlichen Monostrukturen<br />

und Imageverlusten einhergeht<br />

= weitere Schwächung eines<br />

ausgeglichenen sozialen Gefüges<br />

weiterer Abbau kind- und jugendgerechter<br />

Infrastrukturangebote<br />

55


SWOT-Analyse: Wirtschaftliche Ausgangslage und Wirtschaftsbereich Industrie, KMU und allgemeine Dienstleistungen<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

hohe Zahl kleiner Unternehmen, aber<br />

z.T. breites Spektrum an innovativen<br />

Produkten und Dienstleistungen =<br />

attraktives Umfeld für innovative<br />

Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen<br />

hohe Bedeutung des (z.T. spezialisierten)<br />

Handwerks<br />

starke und netzwerkorientierte<br />

Kreishandwerkerschaft<br />

berufliche Ausbildung wird als<br />

regionale Aufgabe ernst genommen<br />

Arbeitslosenquote und Konjunktur<br />

entwickeln sich positiv<br />

erfolgversprechende Programme zum<br />

Abbau der Arbeitslosen über 55 Jahre<br />

Existenz von Beschäftigungsinitiativen<br />

und beruflichen Schulen<br />

weitgehende Stabilität im BIP<br />

Ansätze für eine regionale und vernetzte<br />

Bildungsoffensive vorhanden<br />

Nähe zur Universität <strong>Kassel</strong><br />

Kooperationsnetzwerk<br />

HessenCampus<br />

negative Entwicklungen des BIP v.a. im<br />

Bau- und Gastgewerbe<br />

kaum beschäftigungsintensive Gewerbe- +<br />

Industriebetriebe<br />

Konzentration der Kaufkraft auf Kommunen<br />

im Umfeld von <strong>Kassel</strong><br />

Niedriger Einzelhandelszentralitätswert =<br />

hoher Kaufkraftabfluss in andere <strong>Region</strong>en<br />

= insgesamt eher geringe Einzelhandelsattraktivität<br />

und Branchenvielfalt<br />

Es gibt mehr Beschäftigte außerhalb als<br />

innerhalb der <strong>Region</strong> = die <strong>Region</strong> ist<br />

mehr Wohn- als Arbeitsort = fehlende<br />

wohnortnahe Arbeitsplätze<br />

relativ geringe Zahl Erwerbstätiger<br />

Ausbildung konzentriert sich wesentlich<br />

auf drei Kommunen, die Nachfrage liegt<br />

über dem Ausbildungsplatzangebot<br />

Arbeitsmarktpolitische Probleme: hohe<br />

Zahl an Langzeitarbeitslosen – berufliche<br />

Erfahrungen älterer Arbeitsloser werden<br />

unzureichend genutzt – Integration von<br />

Ausländern<br />

geringe Präsenz der Universität <strong>Kassel</strong> in<br />

der <strong>Region</strong> = wenig Wissenstransfer<br />

keine flächendeckende DSL-Versorgung<br />

Hervorhebung und Stärkung der<br />

regionalen Attraktivität v. a. für<br />

kleine (innovative) Unternehmen<br />

Profilierung des Handwerks durch<br />

Erschließung der Zielgruppe 50+<br />

Stärkung der Beschäftigungsinitiativen<br />

zum Ausbau der Angebote der<br />

außerbetrieblichen Ausbildung bzw.<br />

Berufsorientierung (insb. Integration<br />

sozial schwacher Jugendlicher)<br />

Stärkung der Branchenvielfalt und<br />

der Einzelhandelsattraktivität<br />

aktiver Einsatz arbeitsmarktpolitischer<br />

Angebote<br />

erfolgreiche Kasernenkonversionen<br />

Ausbau des Wissenstransfers mit<br />

der Universität <strong>Kassel</strong><br />

Ausbau vorhandener Ansätze für lebenslanges<br />

Lernen und Entwicklung<br />

einer regionalen Bildungslandschaft<br />

Umsetzung kleinteiliger Lösungen<br />

(z.B. Satellitentechnik) zur<br />

Verbesserung der IuK-Technologie<br />

Ausbau der verkehrstechnischen<br />

Infrastruktur (z.B. Flughafen<br />

Calden, Ortsumgehungen)<br />

Konzentration des Blicks auf die<br />

Ansiedelung größerer und beschäftigungsintensiver<br />

Unternehmen<br />

Vernachlässigung kleiner Unternehmen<br />

mit hohem Potential zur Schaffung<br />

wohnortnaher Arbeitsplätze<br />

zu hohe Abhängigkeit des Arbeitsmarktes<br />

von <strong>Kassel</strong> und Umgebung<br />

weitere Peripherisierung bei<br />

steigenden Transportkosten<br />

zu geringe Innovationen und damit<br />

Profilbildung als <strong>Region</strong><br />

Fachkräftemangel (v.a. Handwerk)<br />

geringe Wettbewerbsfähigkeit durch<br />

unzureichenden Wissenstransfer der<br />

Universität <strong>Kassel</strong><br />

Die regionalen Bildungsansätze sind<br />

z.T. abhängig von öffentlicher Förderung<br />

und können leicht von neuen<br />

politischen Vorgaben überholt<br />

werden = Entwicklungen/Netzwerke<br />

riskieren ihre Nachhaltigkeit<br />

geringe Wettbewerbsfähigkeit als<br />

Arbeits- wie Wohnstandort durch<br />

nicht flächendeckende DSL-<br />

Versorgung<br />

56


SWOT-Analyse: <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft<br />

zum Thema Biomassenutzung siehe SWOT-Analyse: Erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

Anteil der <strong>Land</strong>wirtschaftsflächen<br />

liegt über <strong>Land</strong>esdurchschnitt =<br />

hohe Bedeutung der regionalen<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft<br />

hohe Bedeutung der Forstwirtschaft<br />

durch vergleichsweise hohen Waldanteil<br />

und relativ breite Diversifizierung<br />

der forstwirtschaftlichen Angebote/Produkte<br />

(auch im Bereich<br />

der Verwendung von Holz als<br />

Energiequelle)<br />

hoher Laubholzanteil<br />

vereinzelte Projekte der Verbindung<br />

von Tourismus und <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Vorhandensein ökologischer <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

(mit der Domäne<br />

Frankenhausen als Universitäts- und<br />

Forschungsstandort)<br />

wenig große LW-Betriebe = hohe Zahl<br />

an NE-Betrieben = weiterer Rückgang an<br />

wirtschaftlich tragfähigen Betrieben<br />

relativ geringer Anteil ökologisch wirtschaftender<br />

Betriebe<br />

allgemein geringe Intensität der<br />

LW-Betriebe<br />

Diversifizierung bietet nur wenigen<br />

Betrieben eine Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Tragfähigkeit<br />

geringe Profilierung der <strong>Region</strong> durch<br />

„ihre“ landwirtschaftlichen Produkte<br />

wenig Initiativen der Direktvermarktung<br />

wenig Nutzung der <strong>Land</strong>wirtschaft für<br />

touristische Entwicklungspotenziale<br />

geringe öffentliche Präsenz der Domäne<br />

Frankenhausen als Standort der<br />

Universität <strong>Kassel</strong><br />

engere Vernetzung der Domäne<br />

Frankenhausen/ Universität <strong>Kassel</strong><br />

mit der <strong>Region</strong><br />

Diversifizierung und Ausbau (einer<br />

gemeinschaftlich unterstützten und<br />

organisierten) Direktvermarktung<br />

Profilierung der <strong>Region</strong> über „ihre“<br />

landwirtschaftlichen Produkte<br />

Stärkung touristischer Ansätze in der<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft durch Entwicklung<br />

von Konzepten nach südeuropäischen<br />

Agriturismo-Vorbildern<br />

Spezialisierung und Diversifizierung<br />

der regionalen <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

Nutzung staatlicher Förderung<br />

Veränderung des <strong>Land</strong>schaftsbildes<br />

durch Brachen wie auch verstärktem<br />

Anbau von Energiepflanzen mit Auswirkung<br />

auf andere Wirtschaftszweige<br />

(Tourismus), aber event. auch<br />

„weiche“ Standortfaktoren und die<br />

Lebensqualität oder die Lebensmittelproduktion<br />

regionale Produkte werden nicht der<br />

<strong>Region</strong> zugeordnet und erlangen<br />

weiterhin nicht die ihnen gebührende<br />

Wertigkeit<br />

57


SWOT-Analyse: Tourismus<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

reizvolle <strong>Land</strong>schaft und vielfältige<br />

Kulturgeschichte<br />

Vorhandensein touristischer „Hochburgen“<br />

z.T. mit Prädikaten<br />

breites gastronomisches Angebot<br />

gute Rahmenbedingungen zur weiteren<br />

Entwicklung und Erschließung<br />

aktivtouristischer, naturnaher Angebote<br />

(wie z.B. Netz an Rad- und<br />

Wanderwegen, Kanutourismus)<br />

(aktiv)touristisches und kombinierbares<br />

Infrastrukturangebot<br />

Möglichkeiten für Kurzurlauber und<br />

Gesundheitstourismus (z.B. Thermen<br />

in Bad Karlshafen und Breuna)<br />

Erfahrungen mit kooperativen infrastrukturellen<br />

und kulturgeschichtlichen<br />

Projekten (wie Fahrradpool<br />

Weser-Diemel, Ecomuseen,<br />

EcoPfade, Hugenottenpfad, nino)<br />

touristische Kooperationen auf<br />

regionaler/nordhessischer<br />

(Destinations)-Ebene<br />

internationale Assoziation der <strong>Region</strong><br />

mit den Brüdern Grimm (auch im<br />

Gefüge mit der Dt. Märchenstrasse)<br />

keine (vergleichsweise leicht vermarktbare<br />

und den Bekanntheitsgrad steigernde)<br />

traditionelle <strong>Land</strong>schaftsbezeichnung<br />

ein nicht immer am Bedarf und den Interessenlagen<br />

der Gäste ausgerichtetes gastronomisches<br />

Angebot<br />

wenig Angebote landwirtschaftlicher<br />

Betriebe im touristischen Bereich (Urlaub<br />

auf dem Bauernhof, Bauernhofcafés etc.)<br />

unzureichende Größe der <strong>Region</strong> als<br />

touristische Destination<br />

noch zu geringe Ausrichtung auf die<br />

Bedarfe des Touristen<br />

weitere Profilierung als Tourismusregion<br />

durch Entwicklung und<br />

Umsetzung weiterer kooperativer<br />

Projekte und deren verstärkte Einbindung<br />

in den regionalen Tourismus<br />

Entwicklung von Konzepten für<br />

einen breiter gefächerten <strong>Land</strong>tourismus<br />

(eventuell analog der Agriturismo<br />

in südeuropäischen Ländern)<br />

Qualitätsentwicklung durch stärkere<br />

Vernetzung der regionalen Museen<br />

und musealen Einrichtungen<br />

weitere Profilierung als Tourismusregion<br />

durch den Ausbau von<br />

Beberbeck zum Ferienressort<br />

Netzwerk „Destinationen“<br />

Verbindung verschiedener<br />

Spezialisierungen<br />

Möglichkeit der Umsetzung des<br />

Projektes Ferienressort Beberbeck<br />

Verwischung des eigenen touristischen<br />

Profils durch unklare organisatorische<br />

Zuständigkeiten und<br />

Absprachen auf nordhessischer<br />

Destinationsebene<br />

weiterhin unzureichende<br />

Ausrichtung und Zielgruppen-<br />

spezialisierung<br />

58


SWOT-Analyse: Erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

langjährige Erfahrungen und „Vorreiterrolle“<br />

bei der Nutzung und dem<br />

Mix regenerativer Energiequellen<br />

(Holz, Energiepflanzen, Wind, Solar<br />

etc.)<br />

Standort von Pilotanlagen<br />

Etablierung des Einsatzes erneuerbarer<br />

Energiequellen (Holzfeuerungsanlagen,<br />

solarthermische und Photovoltaikanlagen,Kleinwasserkraftanlagen,<br />

Windenergie)<br />

breite Öffentlichkeitsarbeit und<br />

kommunale Beteiligung an der<br />

Initiative SolarLokal<br />

Spitzenreiter in landwirtschaftlichen<br />

Biogasanlagen<br />

Überlegungen zu Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zur Implementierung<br />

von Fachinhalten zur Bioenergie<br />

umfangreiche Nutzung land- und<br />

forstwirtschaftlicher Biomasse<br />

feingliedriges regionales Netzwerk<br />

für die Versorgung mit Brennstoffen<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen<br />

weitgehende Prägung der regionalen<br />

Energieversorgungsstruktur durch einen<br />

Großkonzern<br />

Entwicklung und Aufbau einer<br />

regionalen Energieautonomie<br />

Ausbau der Vorreiterrolle im Bereich<br />

der regenerativen Energien durch<br />

weitere Profilierung der Erfahrungen<br />

bei der Nutzung und dem Mix erneuerbarer<br />

Energiequellen (Holz, Energiepflanzen,<br />

Wind, Solar etc.)<br />

Aufbau einer funktionierenden<br />

Holzbrennstofflogistik<br />

Entwicklung von „Grünen Seiten“,<br />

in denen Anlagen und Projekte,<br />

Beratungseinrichtungen, Handwerksbetriebe,<br />

Dienstleister rund um<br />

regenerative Energien etc. vorgestellt<br />

werden und somit für den Endverbraucher/Kunden<br />

leichter mit<br />

ihren Dienstleistungen und<br />

Produkten abrufbar sind.<br />

Überschätzung vor allem des Biomassepotentials<br />

aus der <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

= „einseitige“ Ausrichtung bei<br />

gleichzeitiger Vernachlässigung der<br />

Lebensmittelproduktion<br />

Überschätzung der Potentiale zum<br />

Anbau von Energiepflanzen = zu<br />

geringe Berücksichtigung von Alternativen<br />

(wie Bioabfälle, feuchte<br />

Grünabfälle etc.)<br />

59


SWOT-Analyse: Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

wenig Emissionen/Immissionen (mit<br />

Einschränkung auf die Kommunen<br />

unmittelbar um <strong>Kassel</strong>)<br />

keine grundsätzlichen und akuten<br />

Probleme in der Wasserversorgung<br />

positive Bewertung der Gewässergüte<br />

übertragbare Ansätze zur Gewässerstrukturverbesserung<br />

an der Diemel<br />

Ansätze zur Wiederansiedelung ehemals<br />

vorkommender Tierarten in der<br />

Diemel<br />

Entwicklung und Umsetzung von Befahrensregeln<br />

für die Diemel<br />

breites Netz an Schutzgebieten (u.a.<br />

mit dem Urwald Sababurg als ältestem<br />

NSG in Hessen)<br />

Standort von zwei Naturwaldreservaten<br />

zur waldökologischen<br />

Forschung<br />

hohe landschaftsräumliche Attraktivität<br />

mit vielfältigen Möglichkeiten<br />

der Naturerfahrung<br />

deutliche bis starke Veränderungen des<br />

Erscheinungsbildes der Fließgewässer<br />

(Gewässerstrukturgüte)<br />

keine ausgewiesenen Vogelschutzgebiete<br />

Nutzung und Profilierung der landschaftlichen<br />

Attraktivität durch<br />

Weiterentwicklung der Angebote im<br />

Bereich Naturerfahrung/Naturerlebnis<br />

qualitative Anhebung der Gewässerstrukturgüte<br />

entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie<br />

ungeplante sekundäre<br />

„Verurwaldung“ durch zu<br />

extensive landwirtschaftliche<br />

Nutzung<br />

zu wenig vorausschauende <strong>Land</strong>schaftsplanung<br />

hydrogeologische Auswirkungen<br />

bei Umsetzung des Ferienressorts<br />

Beberbeck für die Wasserversorgung<br />

der Kommunen<br />

60


SWOT-Analyse: Lebensqualität, Infrastruktur und Dienstleistungseinrichtungen<br />

zum Thema Verkehrsanbindung/ÖPNV siehe SWOT-Analyse: Räumliche Lage und Infrastruktur<br />

zum Thema Kommunikations- und Informationstechnologie siehe SWOT-Analyse: Wirtschaftliche Ausgangslage<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

SWOT-Analyse: Kultur- und Bildungseinrichtungen<br />

der schulische Bereich beruflicher<br />

Ausbildung ist regional gegeben<br />

Ausbildung/Qualifizierung in spezifischen<br />

Berufsfeldern vereinzelt in der<br />

<strong>Region</strong> vorhanden<br />

Erwachsenenbildung in der Fläche<br />

durch VHS gegeben<br />

vielfältige Kultureinrichtungen<br />

Einbindung in Kulturreihen mit überregionaler<br />

Orientierung/Bedeutung<br />

breites und vernetztes Angebot an<br />

kulturgeschichtlichen Angeboten<br />

es gibt einen Betrieb der Kulturwirtschaft<br />

mit überregionalem Ruf<br />

Zwang zum Pendeln für viele Schüler ab<br />

der 5. Klasse (nimmt noch einmal zu beim<br />

Besuch weiterführender bzw. Berufsschulen)<br />

die zahlreichen Museen sind in ihrer<br />

Qualitätssicherung wie thematischen<br />

Ausrichtung entwicklungsfähig<br />

SWOT-Analyse: Dienstleistungen zur Grund- und Nahversorgung<br />

befriedigende Versorgung mit<br />

Waren des periodischen Bedarfs<br />

(Nahversorgung)<br />

zunehmende Konzentration der Grundversorgung<br />

auf Kernorte<br />

zunehmende Versorgungsdefizite gerade<br />

in peripher gelegenen kleinen Orten<br />

drohende Schließung von Grundversorgungseinrichtungen<br />

in 1/3 der Kommunen<br />

(= Versorgungsdefizite in der Fläche)<br />

Konzept zur Qualitätsentwicklung und<br />

Vernetzung der regionalen Museen als<br />

Vermittler regionaler Geschichte<br />

weitere Vernetzung und Hervorhebung<br />

der vielfältigen kulturellen Angebote,<br />

Veranstaltungsorte etc. als „weicher“<br />

Standort-, aber auch Tourismusfaktor<br />

Entwicklung und Ausbau von<br />

innovativen Angeboten der standortgebundenen<br />

wie auch mobilen Grundversorgung<br />

Konzentration auf standort-<br />

gebundene Grundversorgungseinrichtungen<br />

mit der Gefahr der Verödung<br />

in der Fläche = Verlust von<br />

Lebensqualität in kleinen Orten bis<br />

hin zur Entleerung von Orten<br />

61


Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

SWOT-Analyse: Soziale und medizinische Versorgung und Betreuung<br />

relativ breites Angebot an klinischer<br />

Versorgung (auch im unmittelbaren<br />

räumlichen Umfeld) = gesicherte<br />

stationäre medizinische Versorgung<br />

breites und differenziertes Angebot an<br />

Einrichtungen für Senioren<br />

Ansätze für ein Netzwerk im<br />

Palliativbereich<br />

Angebot für geistig und körperlich<br />

behinderte Menschen<br />

relativ flächendeckendes Angebot<br />

an professionell betreuter Kinder- und<br />

Jugendarbeit<br />

SWOT-Analyse: Freizeiteinrichtungen<br />

breites und z.T. spezifisches Angebot<br />

an Freizeiteinrichtungen<br />

negative Entwicklung in der Arztzahlentwicklung<br />

bei Hausärzten<br />

geringe räumliche Streuung der Beratungseinrichtungen<br />

für Senioren<br />

zunehmende Zahl an Demenzkranken und<br />

unzureichende Angebote der Versorgung<br />

im häuslichen Umfeld<br />

zu wenig Angebote/Vernetzung im Hospiz-<br />

und Palliativbereich<br />

z.T. Konflikte bei der Integration von Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

„Tafeln“ bieten Ansätze zur Linderung von<br />

Armut, verhindern jedoch soziale Ausgrenzung<br />

nur unzureichend<br />

z.T. kurz- bzw. mittelfristiger Sanierungsbedarf<br />

bei (öffentlichen) Freizeiteinrichtungen<br />

SWOT-Analyse: Auswirkungen des Demographischen Wandels<br />

vorhandenes Bewusstsein für einen<br />

steigenden Bedarf an interkommunaler<br />

Kooperation, um Daseinsvorsorge<br />

zukünftig gewährleisten zu können<br />

Ansätze zur interkommunalen Zusammenarbeit<br />

sind auf unterschiedlichen<br />

Ebenen vorhanden<br />

Potentiale interkommunaler Zusammenarbeit<br />

sind bei weitem nicht ausgeschöpft<br />

Entwicklung zu einer <strong>Region</strong>, die die<br />

Lebensqualität aller Bevölkerungs- und<br />

Altersgruppen im Blickfeld hat<br />

Profilierung durch eine trägerneutrale,<br />

aber auf die individuellen Bedürfnisse<br />

ausgerichtete Beratung und Vermittlung<br />

von Angeboten für Senioren<br />

Entwicklung von Konzepten, mit<br />

denen der Abbau von kinder- und<br />

jugendspezifischen Angeboten des<br />

außerschulischen und –familiären<br />

Bereichs verhindert werden kann<br />

Aufbau eines Netzwerkes im<br />

Palliativbereich<br />

stärkere Vernetzung der Freizeiteinrichtungen<br />

mit dem Tourismus<br />

Intensivierung der kommunalen<br />

Kooperationen<br />

verstärkte Zusammenarbeit von<br />

Kommunen mit örtlichen Vereinen<br />

bzw. im Nachbarschaftsverbund<br />

einseitige regionale Entwicklung<br />

zugunsten der Zielgruppe der<br />

Senioren = Gefahr des schleichenden<br />

Verlusts lebensräumlicher<br />

Vielfalt<br />

Abbau von kinder- und jugendspezifischen<br />

Angeboten des außerschulischen<br />

und –familiären<br />

Bereichs („mangels Masse“) und<br />

fehlende Eingliederung bzw.<br />

Chancen zur Entwicklung zu<br />

verantwortungsbewussten und<br />

sozialen Mitbürgern<br />

Qualitätsverlust bei Freizeiteinrichtungen<br />

= sinkende Nachfrage =<br />

Gefahr der Angebotsausdünnung<br />

Qualitätsverluste bei Angeboten<br />

der Daseinsvorsorge/Grundversorgung<br />

= unzureichende Sicherung<br />

flächendeckender und moderner<br />

Standards<br />

Abbau von kinder- und jugendspezifischen<br />

außerschulischen und –<br />

familiären Angeboten<br />

62


SWOT-Analyse: Entwicklung der Dörfer und Städte<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

traditioneller Fachwerkstil mit<br />

vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />

Dorferneuerung und Entwurf des<br />

<strong>Region</strong>alplans sehen Stärkung der<br />

Ortskerne vor Ausweisung von<br />

Neubaugebieten vor<br />

10 DE-Förderschwerpunkte mit<br />

entsprechenden Entwicklungsprozessen/–projekten,<br />

denkmalpflegerisch<br />

wertvollen Maßnahmen, Arbeitsplatzerhalt,<br />

Sicherung von Grundversorgung,<br />

Bürgerbeteiligung etc.<br />

fast flächendeckende Reduktion des<br />

Brutto-Wohnsiedlungsbedarfs<br />

Stärkung der Innovationsfähigkeit<br />

und -bereitschaft des Handwerks<br />

durch den Förderverein für Neue<br />

Technik im Handwerk und dessen<br />

Nachfolger<br />

vielfältiges und weitgehend intaktes<br />

Vereinsleben, nicht selten verbunden<br />

mit der – die kommunalen Kassen<br />

entlastender – Übernahme von Pflegeaufgaben<br />

in Gemeinschaftseinrichtungen<br />

(z.B. Sportplätzen)<br />

Anpassung der Ortsbilder und des Wohnkomforts<br />

an städtische Lebensformen mit<br />

häufig vernachlässigten Ortskernen und zunehmendem<br />

Leerstand und Gebäudeverfall<br />

Verlust der Einbindung des Dorfes in Natur<br />

und <strong>Land</strong>schaft<br />

gravierender Wandel vom Bauerndorf<br />

letztlich zum Schlafdorf mit Verlust der<br />

dörflichen Gemeinschaft<br />

erhebliches Energieeinsparpotential<br />

insb. bei kostenintensiven energetischen<br />

Sanierungen von Fachwerkhäusern<br />

hoher Beratungs- und Förderbedarf v.a. zu<br />

Energieeinsparpotentialen durch Gebäudesanierung<br />

und Anlagentechnik<br />

unzureichende Qualifizierung der regionalen<br />

Handwerksbetriebe<br />

Gefährdung von Vereinen durch Mitgliederschwund,<br />

Überalterung oder fehlende Bereitschaft<br />

zur Übernahme von Funktionen<br />

Sicherung des Brandschutzes/Freiwillige<br />

Feuerwehren ist z.T. in Frage gestellt<br />

Erarbeitung eines Konzeptes für<br />

Zweitwohnsitze<br />

Initiierung regional übertragbarer<br />

(dörflicher) Prozesse<br />

Erweiterung, Vernetzung und<br />

Vermittlung der regionalen Kompetenz<br />

in der Fachwerksanierung<br />

Etablierung einer trägerneutralen<br />

Beratungseinrichtung (auch im Hinblick<br />

auf mögliche Förderungen) für<br />

eine energiebewusste Sanierung der<br />

regionalen Bausubstanz<br />

Etablierung eines Netzwerks von<br />

Baufachkundigen (Handwerksbetrieben,<br />

Architekten, Ingenieuren etc.)<br />

Intensivierung bestehender und<br />

Entwicklung neuer Konzepte zum<br />

Erhalt und zur Attraktivierung der<br />

Vereine in der <strong>Region</strong><br />

Selbstbewusste Benennung akuter wie<br />

auch mittelfristig spürbarer Problemlagen<br />

= Schaffung eines Bewusstseins<br />

für die unterschiedlichen Handlungsbedarfe<br />

= Entwicklung innovativer<br />

(und gemeindeübergreifender)<br />

Lösungsansätze<br />

weitere (bauliche wie soziale)<br />

Verödung der Dörfer<br />

Verlust der Identität<br />

Zweiteilung der Ortskerne<br />

(historische Dorfmitten und Neubaugebiete)<br />

dass sich der demographische<br />

Wandel mit all seinen Problemstellungen<br />

schneller umsetzt als<br />

„Gegenmaßnahmen“ greifen<br />

(können)<br />

Verlust an Lebensqualität in den<br />

Dörfern, Verlust an kultureller<br />

Vielfalt, Verlust an gesellschaftlicher<br />

Verantwortung<br />

63


SWOT-Analyse: Natürliches und kulturelles Erbe, <strong>Land</strong>schaft und <strong>Land</strong>nutzung<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

Reizvolle Naturräume wie der Reinhardswald,<br />

das Diemeltal, der Dörnberg<br />

mit dem Warmetal und der Habichtswald<br />

der Reinhardswald als das größte<br />

zusammenhängende Waldgebiet<br />

Hessens mit 12 Schutzgebieten, einer<br />

hohen Bedeutung für die regionale<br />

Forst- und Holzwirtschaft, Fauna und<br />

Flora, Kulturgeschichte<br />

Initiierung des Großprojektes<br />

„Unteres Diemeltal“<br />

Ansätze zur Verbindung von<br />

Naturschutz und Tourismus<br />

fehlendes Schutzprädikat für den Reinhardswald<br />

(trotz vielfältigster Fauna und Flora<br />

und vielen kulturgeschichtlichen<br />

Besonderheiten) und ausbaufähige Nutzung<br />

des Prädikats „Naturpark“ durch den<br />

Habichtswald als Verbindung von Natur-<br />

/<strong>Land</strong>schaftsschutz und naturnahem<br />

Tourismus und Naherholung<br />

unzureichende Nutzung und Hervorhebung<br />

der naturräumlichen und kulturgeschichtlichen<br />

Potentiale als „weiche Standortfaktoren“<br />

bzw. für die Lebensqualität<br />

engere Vernetzung von landschaftlichen<br />

und kulturgeschichtlichen Besonderheiten<br />

und deren Akzentuierung<br />

in Tourismus und Naherholung<br />

schrittweise Umsetzung des<br />

Großprojektes „Unteres Diemeltal“<br />

SWOT-Analyse: Bisheriger Einsatz strukturverbessernder Programme und Maßnahmen<br />

„Überforderung“ bzw. „Übernutzung“<br />

der Natur durch Tourismus<br />

und Naherholung<br />

Stärken Schwächen Chancen Risiken<br />

vielfältige Erfahrungen und Erfolge<br />

mit unterschiedlichen Programmen<br />

der Förderlandschaft (z.B. DE,<br />

<strong>Region</strong>alentwicklung, Tourismusförderung,<br />

regenerative Energien,<br />

ESF, Kasernenkonversion etc.)<br />

breites Angebot von unterschiedlichen<br />

Trägern für Qualifizierungsund<br />

Ausbildungsmaßnahmen<br />

die <strong>Region</strong> verpasst leicht Chancen, wenn<br />

nicht direkt vor Ort beraten und unterstützt<br />

wird (z.B. Stadtumbau West)<br />

geringe/keine Nutzung der Förderprogramme<br />

„Stadtumbau-West“ und<br />

„Flächenmanagement“<br />

Ausbau und Vernetzung der regionalen<br />

(und trägerneutralen) Angebote zur<br />

Fördermittelberatung<br />

Abgabe von Eigenverantwortung<br />

bei der (gemeinschaftlichen)<br />

Entwicklung von Projekten<br />

64


1.9 Handlungsbedarf und Handlungsfelder<br />

Die Handlungsfelder, aus denen sich für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ ein vorrangiger<br />

Handlungsbedarf ergibt, ergeben sich aus den Kernaussagen der SWOT-Analyse. Im Zentrum<br />

der Handlungsfelder steht die Nutzung der Stärken und deren Ausbau zu Chancen einer nachhaltigen<br />

regionalen Entwicklung:<br />

Lebensqualität<br />

und Infrastruktur<br />

Wirtschaftliche<br />

Entwicklung v.a.<br />

durch kleine<br />

und mittlere<br />

Unternehmen<br />

<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

erneuerbare<br />

Energien<br />

naturnaher<br />

(Aktiv)Tourismus<br />

Im Fokus des Handlungsgefüges steht – nicht zuletzt in Verknüpfung zum <strong>Region</strong>snamen -<br />

die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong>“: Sie verbindet die Handlungsfelder „Lebensqualität und Infrastruktur“,<br />

„Erneuerbare Energien“, „Wirtschaftliche Entwicklung v.a. durch kleine und mittlere<br />

Unternehmen“ sowie „Naturnaher (Aktiv)Tourismus“ gleichermaßen miteinander wie in ihren<br />

Schnittstellen untereinander.<br />

Die beiden Aspekte Kultur und <strong>Land</strong>schaft stellen dabei als Kernstärken und wesentliche<br />

„weiche“ Standortfaktoren der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ aktive (d.h. die verschiedenen<br />

Wirtschafts- und Sozialbereiche verbindende) Faktoren der regionalen Entwicklung dar. Mit<br />

ihnen ist nicht zuletzt ein erheblicher Einfluss auf die regionale Identität, die Lebensqualität und<br />

die möglichen wirtschaftlichen Dynamiken verbunden. Der Schutz, aber auch die nachhaltige<br />

Nutzung und Bewirtschaftung sowie die aktive Auseinandersetzung mit der regionalen Kultur<br />

und <strong>Land</strong>schaft stehen deshalb grundsätzlich im Vordergrund und sind als Entwicklungschance<br />

aller Handlungsfelder positiv zu verstärken. In diesem Sinne stellt die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong>“ auch<br />

das Scharnier zum regionalen Informations- und Netzwerkmanagement sowie zur überregionalen<br />

Marktkommunikation dar.<br />

Im Handlungsfeld „Lebensqualität und Infrastruktur“ subsumieren sich die vielfältigen<br />

Problemstellungen des zu erwartenden demographischen Wandels. Handlungsbedarf besteht<br />

hier in der Stärkung von bürgerschaftlichem und ehrenamtlichem Engagement und der interkommunalen<br />

Zusammenarbeit, in der Sicherung der Grundversorgung und der sozialen wie<br />

öffentlichen Infrastruktur, sowie dem Erhalt der historischen Ortskerne und charakteristischen<br />

Fachwerksubstanz. Ziel ist es, mit dem demographischen Wandel konstruktiv umzugehen und<br />

eine zukunftsfähige Grundlage für ein gemeinschaftliches, generationenübergreifendes Zusammenleben<br />

zu schaffen und auszubauen.<br />

Das Handlungsfeld „Wirtschaftliche Entwicklung v.a. durch kleine und mittlere Unternehmen“<br />

greift die regional vorhandene Wirtschaftstruktur mit mehrheitlich kleinen Unternehmen<br />

und das in der <strong>Region</strong> z.T. bereits vorhandene innovative unternehmerische Umfeld auf.<br />

Handlungsbedarf besteht in einer aktiven Arbeitsmarktpolitik, welche die arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente (noch stärker) nutzt, die Schaffung wohnortnaher (und möglichst qualifizier-<br />

65


ter) Arbeitsplätze unterstützt und die regional vorhandenen Fachkompetenzen ausbaut und<br />

imagebildend verstärkt.<br />

Mit dem Handlungsfeld „Erneuerbare Energien“ stellt sich die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> Hessen-<br />

Spitze“ ihrer bestehenden Vorreiterrolle und einem aktiven Klimaschutz, aber auch dem Beitrag<br />

zur Kostensenkung und Arbeitsplatzschaffung. Dabei soll verstärkt auf bereits vorhandene Initiativen<br />

und Netzwerke (z.B. Energie 2000, SolarLokal, EnergieHandwerk Nordhessen e.V.,<br />

BioRegio Holz) aufgebaut und die Bevölkerung für den Einsatz und den möglichen Mix regional<br />

vorhandener regenerativer Energiequellen (wie Sonne, Wind, Biomasse, Erdwärme) und ressourcenschonender<br />

Anlagen sensibilisiert werden. Dabei gilt es, die notwendigen Veränderungen<br />

des <strong>Land</strong>schaftsbildes möglichst gering zu halten, aber auch eine einseitige Nutzung des regional<br />

verfügbaren Biomassepotentials zu vermeiden und alle Potentiale (wie z.B. auch Bioabfälle,<br />

feuchte Grünabfälle etc.) angemessen zu berücksichtigen.<br />

Im Handlungsfeld „Naturnaher (Aktiv)Tourismus“ verfügt die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> Hessen-<br />

Spitze“ über gute Voraussetzungen, bislang jedoch - nicht zuletzt aufgrund einer fehlenden (und<br />

vergleichsweise leicht vermarktbaren) traditionellen <strong>Land</strong>schaftsbezeichnung - über kein deutlich<br />

wahrnehmbares touristisches Profil. Handlungsbedarf besteht deshalb in der weiteren konsequenten<br />

Qualitätsentwicklung und in der verstärkten Konzentration auf die Zielgruppe der naturverbundenen<br />

Aktivtouristen bzw. Naherholungssuchenden. Darüber hinaus sollten die Erfahrungen<br />

in der Entwicklung und Umsetzung kooperativer Projekte (z.B. Ecomuseen, Hugenottenpfad,<br />

Fahrradpool Weser-Diemel) für die weitere Profilierung als Tourismusregion genutzt<br />

und ausgebaut werden. Dies trägt nicht zuletzt zur Einbeziehung der vielfältigen kulturgeschichtlichen<br />

Besonderheiten der <strong>Region</strong> bei.<br />

2 <strong>Region</strong>ale Entwicklungsstrategie<br />

Die <strong>Region</strong>ale Entwicklungsstrategie beschreibt die zukünftig möglichen und gewünschten Entwicklungsperspektiven<br />

der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“. Sie basiert auf der <strong>Region</strong>s- und<br />

SWOT-Analyse und den daraus abgeleiteten Handlungsfeldern, aber auch den Ergebnissen der<br />

Beteiligungsprozesse, die im Zusammenhang mit der Erarbeitung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes<br />

erneut zusammengeführt und intensiviert wurden, in vielfältigen kooperativen Projektzusammenhängen<br />

jedoch schon seit Jahren bestehen. I.d.S. baut die <strong>Region</strong>ale Entwicklungsstrategie<br />

auf langjährigen Erfahrungen mit ländlicher <strong>Region</strong>alentwicklung (v.a. der Netzwerkarbeit<br />

und des Informationsmanagements) auf und entwickelt sie zukunftsweisend weiter.<br />

2.1 Entwicklungsleitbild<br />

Um die Philosophie der <strong>Region</strong>alen Entwicklungsstrategie kurz und anschaulich zu beschreiben,<br />

hat sich die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ folgendes Entwicklungsleitbild gegeben:<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ eröffnet neue Perspektiven<br />

der Identität und Grenzüberschreitung:<br />

für einen bewussten Umgang mit dem kultur- und landschaftsgeschichtlichen Reichtum<br />

und eine aktive Lebensraumgestaltung, Wirtschaftsentwicklung und Energienutzung!“<br />

Der Bezug zum eigenen <strong>Region</strong>snamen - „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ – wurde dabei bewusst<br />

fortgesetzt und behält die <strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> als aktiven (d.h. die verschiedenen Wirtschafts-<br />

und Sozialbereiche verbindenden) Faktor regionaler Entwicklung bei.<br />

Der Begriff der „neuen Perspektive“ eröffnet einen gewünschten Fokus der regionalen Entwicklung<br />

in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“, der vom „Hier und Jetzt“ in die Zukunft<br />

weist und ebenso vorausschauend wie verantwortungsbewusst und innovativ sein soll.<br />

Das Begriffspaar „Identität“ und „Grenzüberschreitung“ ist nach innen wie außen orientiert.<br />

Es macht zum einen auf die Herausforderungen aufmerksam, denen sich die <strong>Region</strong> im<br />

66


Zusammenhang mit dem prognostizierten demographischen Wandel selbst stellen muss und<br />

will, verdeutlicht aber auch den hohen Stellenwert von inner- wie überregionaler Kooperation<br />

und Netzwerkarbeit. In der Intensivierung bestehender, wie auch dem aktiven Aufbau weiterer<br />

innerregionaler Kooperationen, aber auch in der Entwicklung und Umsetzung gebietsübergreifender<br />

und europäischer Kooperationsprojekte sieht die <strong>Region</strong> besondere Entwicklungschancen.<br />

Vor allem die grenzübergreifenden Kooperationen können und sollen schon bei den benachbarten<br />

<strong>Region</strong>en in Südniedersachsen und Nordhessen beginnen.<br />

Mit der Ergänzung „Für einen bewussten Umgang mit dem kultur- und landschaftsgeschichtlichen<br />

Reichtum, eine aktive Lebensraumgestaltung, Wirtschaftsentwicklung und<br />

Energienutzung!“ nimmt das regionale Entwicklungsleitbild Bezug auf die <strong>Region</strong> als gleichwertigen<br />

Lebens- und Arbeitsraum und damit auf die in Kapitel 1.9 formulierten Handlungsfelder<br />

und -bedarfe. Zugleich kommt den drei Begriffen „bewusst“, „aktiv“ und „Energienutzung“<br />

eine gewisse Doppeldeutigkeit zu: Diese Begriffe stehen für eine ausdrückliche Stärkung der regionalen<br />

gesellschaftlichen Leistungen, die z.B. in Form von ehrenamtlichem und bürgerschaftlichem<br />

Engagement vorhanden sind und wollen diese bewusst, d.h. nicht nach dem Zufallsprinzip<br />

stärken. In diesem Sinne stehen die Begriffe auch für das, dem LEADER-Ansatz zugrundeliegende,<br />

Bottom-up-Prinzip. Damit wird (zumindest mittelbar) mit dem regionalen Entwicklungsleitbild<br />

auch die Wertigkeit gesellschaftlicher Leistungen und des „Bottom-up-Prinzips“<br />

für die Entwicklung der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ unterstrichen.<br />

2.2 Strategische Entwicklungsziele<br />

Die strategischen Entwicklungsziele der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ sind im Sinne einer<br />

integrierten <strong>Region</strong>alentwicklung formuliert. Deshalb ist mit ihnen auch das Ziel der Erhöhung<br />

von (sektorenübergreifenden) Synergien verbunden. Stichworte bilden hierbei eine verstärkte<br />

Mobilisierung der endogenen Entwicklungspotentiale, der Ausbau und die Verbesserung von<br />

regionalen wie überregionalen Kooperationen, die verstärkte Beteiligung regionaler Akteure<br />

sowie die Entwicklung und Verbreitung innovativer Ansätze.<br />

Neben einer aktiven Anwendung und Umsetzung des Bottom-up-Prinzips, mit dem breite Teile<br />

der Bevölkerung angemessen am <strong>Region</strong>alentwicklungsprozess beteiligt werden, wird auch die<br />

konsequente Verknüpfung und Nutzung der Fördermöglichkeiten, die dem ländlichen Raum zur<br />

Verfügung stehen, ein wesentliches Ziel sein. Vor diesem Hintergrund werden für die „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ drei strategische Entwicklungsziele formuliert. Die Entwicklungsziele<br />

stehen dabei durchaus zueinander in Beziehung und können (v.a. dann, wenn - wie z.B. im<br />

Handlungsfeld „Regenerative Energien“ - sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte<br />

zu berücksichtigen sind) handlungsfelderübergreifende Schnittmengen aufweisen:<br />

Entwicklung und Verbesserung des regionalen Natur- und Kulturerbes: Das ebenso attraktive<br />

wie vielfältige Natur- und Kulturerbe der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ stellt einen aktiven<br />

(d.h. die verschiedenen Wirtschafts- und Sozialbereiche verbindenden) Faktor der regionalen<br />

Entwicklung dar.<br />

In diesem Sinne stehen hier - in ihren möglichen Auswirkungen sorgfältig überdachte - Konzepte<br />

und Projekte zum Schutz, zur Nutzung und nachhaltigen Bewirtschaftung der Naturräume<br />

(auch im Hinblick auf die Erzeugung von Biomasse) ebenso im Vordergrund wie Projekte und<br />

Aktivitäten zur (informationellen wie baulichen) Inwertsetzung der vielfältigen Kulturgüter oder<br />

auch die Sensibilisierung von Bevölkerung und (Nah)Erholungssuchenden/Touristen für den<br />

Raum, in dem sie sich bewegen.<br />

Diversifizierung der regionalen Wirtschaft: Mit der Diversifizierung der regionalen Wirtschaft<br />

sollen zusätzliche und neue Einkommensmöglichkeiten in allen Wirtschaftsbereichen (also<br />

von Handwerk und Gewerbe über <strong>Land</strong>-, Forst- und Energiewirtschaft bis hin zum Tourismus)<br />

erschlossen und wohnortnahe Beschäftigung - insb. von jungen Menschen, älteren Arbeit-<br />

67


nehmern und Frauen) gesichert und ausgebaut werden. Damit verbunden sind auch Projekte und<br />

Aktivitäten, die zur Steigerung des Standortprestiges beitragen.<br />

Ein Augenmerk wird auf die Entwicklung und den Ausbau eines innovativen unternehmerischen<br />

Umfelds (für innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen) gelegt, da dieser Aspekt<br />

nicht zuletzt auch mit der Verstärkung der regionalen Identität wie auch der Außenwahrnehmung<br />

der <strong>Region</strong> verbunden ist.<br />

Ziel ist auch, die Angebote „Lebenslangen Lernens“ in der beruflichen wie auch persönlichen<br />

Bildung weiter zu vernetzen und in ihrem (räumlichen wie inhaltlichen) Spektrum zu erweitern.<br />

Dies gilt v.a. im Hinblick auf Ausbildung und Kompetenzentwicklung, aber auch gezielte und<br />

stärker miteinander vernetzte Beratungs- und Informationsangebote.<br />

Im Sinne einer Steigerung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ ist zudem der Ausbau und die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationsstrukturen<br />

(insbesondere die Verbreitung von DSL-Anschlüssen) mit ebenso kostengünstigen<br />

wie wirkungsvollen Instrumenten (z.B. Satellitentechnik, Richtfunk) zu unterstützen.<br />

Verbesserung regionaler Lebensqualität und Infrastruktur: Die in der <strong>Region</strong>sanalyse gezeigten<br />

Entwicklungen (v.a. gravierende Veränderungen der Altersstruktur) werden eine strukturelle<br />

Anpassung der (öffentlich-sozialen wie gewerblich-privaten) Infrastruktureinrichtungen erfordern.<br />

Dabei muss der Aspekt der Nachhaltigkeit i.S. eines konstruktiven Umgangs mit den<br />

prognostizierten demographischen Auswirkungen im Vordergrund stehen und die Basis für ein<br />

ebenso attraktives wie zukunftsfähiges generationenübergreifendes Zusammenleben bilden.<br />

Hierzu gehört die Entwicklung und Umsetzung von innovativen (mobilen wie standortgebundenen)<br />

Lösungen zur Sicherung und Verbesserung der Erreichbarkeit von Einrichtungen zur<br />

Grundversorgung sowie der Erhalt und die Entwicklung einer Mindestversorgung mit Gütern<br />

und Dienstleistungen vor allem in den (nord-westlichen) <strong>Region</strong>steilen, in denen ein Abbau solcher<br />

Einrichtungen akut bzw. absehbar bevorsteht.<br />

Um im zunehmenden Wettbewerb der <strong>Region</strong>en bestehen zu können und die Entwicklung der<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ zu einem gleichermaßen attraktiven Lebens- und Arbeitsraum<br />

voranzutreiben, wird die Förderung der „weichen“ Standortfaktoren einbezogen. Hierzu gehören<br />

Einrichtungen und Projekte zum Erhalt und der Verbesserung des regionalen Freizeit- und Erholungswertes<br />

ebenso, wie solche der Wohnumfeldverbesserung oder auch der medizinischen Versorgung<br />

bzw. der sozialen Betreuung und Fürsorge. Da ein aktives ehrenamtliches bzw. bürgerschaftliches<br />

Engagement ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der „weichen“ Standortfaktoren<br />

der <strong>Region</strong> ist, werden auch Aktivitäten zu dessen Stabilisierung unterstützt.<br />

2.3 Leitprojekte<br />

Im folgenden werden die sechs zentralen Leitprojekte für die zukünftige <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ beschrieben. Da die Leitprojekte nicht nur jeweils für sich<br />

allein stehen, sondern – im Sinne einer integrierten Entwicklung – untereinander z.T. komplexe<br />

Wirkungsgeflechte bzw. Synergieeffekte aufweisen, wird jeweils am Ende jeder Leitprojektbeschreibung<br />

kurz auf die wesentlichsten Wirkungsgeflechte/Synergie hingewiesen.<br />

Das Leitprojekt „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“ zielt auf eine weitere Verbesserung<br />

der regionalen Identität ab und will deshalb insbesondere Ansätze und Projekte der Kooperation<br />

und Vernetzung weiter ausbauen und (nach innen wie außen) imagefördernd stärken.<br />

Projekte der Kooperation und Vernetzung, mit denen Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar gemacht<br />

wird, sind dabei in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> Hessen Spitze“ bereits zahlreich vertreten. Hierzu gehören<br />

v.a. die Ecomuseen Reinhardswald und Habichtswald, aber auch die EcoPfade, das transnationale<br />

Kooperationsprojekt Hugenottenpfad und das gebietsübergreifende Netzwerk Industriekultur<br />

Nordhessen (nino). Alle Projekte stehen dabei nicht nur für eine ebenso effektive wie<br />

68


erfolgreiche, dabei immer wieder ausbaufähige Kooperation und Vernetzung von Ehrenamt und<br />

Hauptamt, sondern auch für kontinuierliche Arbeitsprozesse. Ihre stetige Weiterentwicklung und<br />

ihr sukzessiver Ausbau zur „Erfahrung Kulturgeschichte“ - in der die <strong>Region</strong> als Lernort im<br />

Mittelpunkt steht - ist damit grundlegender Bestandteil des Leitprojektes.<br />

Alle genannten (innerregionalen wie überregionalen) Projekte bieten - aufgrund ihrer hohen<br />

Kooperations- und Netzwerkerfahrung - aber auch Ansätze für neue Projekte und Maßnahmen,<br />

die zur Vermittlung der reichhaltigen Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsgeschichte beitragen und nicht zuletzt<br />

auch das Ehrenamt verstärkt unterstützen.<br />

Diese bestehen u.a. in der Entwicklung von Angeboten zur weiteren Qualifizierung und Vernetzung<br />

der in der <strong>Region</strong> aktiven Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsführer, aber auch der weiteren Förderung<br />

und Qualitätsentwicklung der regionalen Museumslandschaft.<br />

Auch wenn die weitere Verstetigung der kooperativen und vernetzenden Projekte ebenso wie<br />

die Entwicklung und Umsetzung von darüber hinaus gehenden bzw. ergänzenden (Qualifizierungs-)Angeboten<br />

zu den originären Aufgaben der <strong>Region</strong>alentwicklung gehört, soll verstärkt<br />

auch die Zusammenarbeit mit anderen regional tätigen Institutionen (wie z.B. Volkshochschule<br />

<strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>, Museumsverband Hessen) gesucht und intensiviert werden.<br />

spezifische Ansätze im Leitprojekt „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“:<br />

� „Erfahrung Kulturgeschichte“: Netzwerk Kooperation in der Kulturlandschaftsgeschichte<br />

� Qualifizierung und Vernetzung der Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsführer<br />

� Qualitätsoffensive regionale Museumslandschaft<br />

� <strong>Region</strong>ale Verankerung des Transnationalen Kooperationsprojektes „Hugenottenpfad“<br />

Wirkungsverflechtungen/erzielbare Synergien zu anderen Leitprojekten:<br />

� Leitprojekte „Tourismus und Naherholung aktiv“ und „Lebensqualität für alle Generationen“<br />

im Hinblick auf das Leistungsspektrum im Bereich der Naturerfahrung und des Naturerlebens,<br />

aber auch (nach innen wie außen) wahrnehmbare profil-, image- und identitätsstiftende<br />

Wirkungen<br />

Das Leitprojekt „Lebensqualität für alle Generationen“ setzt an den prognostizierten Folgen<br />

des demographischen Wandels, und hier insbesondere an den sich gravierend verändernden Altersstrukturen<br />

der regionalen Bevölkerung an. Grundsatz und Hauptziel ist eine generationenübergreifende<br />

Entwicklung der Orte und die Schaffung eines attraktives Lebensumfelds, dass<br />

eine möglichst stabile Basis für ein zukunftsfähiges generationenübergreifendes Zusammenleben<br />

und sozialen Zusammenhalt entsprechend eines „Generationennetzwerk“ bildet.<br />

Um einer Abwanderung der jüngeren Bevölkerungsgruppen vorzubeugen bzw. eine Zuwanderung<br />

dieser Altergruppe zu erleichtern, aber auch in besonderem Maße auf die Bedürfnisse - des<br />

wachsenden Anteils - der älteren Bevölkerung einzugehen, ist das kulturelle und soziale Angebot<br />

für alle Altersgruppen generationenspezifisch zu erweitern bzw. anzupassen sowie ggf. besser<br />

miteinander zu vernetzen. Verstärkte interkommunale Kooperationen können Investitionen<br />

effektiver gebündelt und unterschiedliche Angebote im sozialen und kulturellen Bereich besser<br />

aufeinander abgestimmt werden.<br />

Wesentlich ist dabei die Entwicklung und Umsetzung von innovativen Lösungen zur Sicherung<br />

und Verbesserung von (mobilen wie standortgebundenen) Angeboten und Einrichtungen der<br />

Grundversorgung. Ziel ist die Sicherstellung einer Mindestversorgung mit Gütern und Dienstleistungen<br />

v.a. in den dünnbesiedelten <strong>Region</strong>steilen bzw. den Orten, in denen ein Abbau solcher<br />

Einrichtungen akut bzw. absehbar bevorsteht. Dies gilt auch für Angebote der Direktvermarktung<br />

landwirtschaftlicher Produkte, die v.a. in kleineren Dörfern einen wichtigen ergänzenden<br />

Beitrag zur Grundversorgung leisten können. Der Ausbau entsprechender Direktvermarktungsstrukturen<br />

durch Kooperationen zwischen <strong>Land</strong>wirten oder mit dem örtlichen Einzelhandel/mobilen<br />

Anbietern ist zu unterstützen und auszubauen.<br />

69


Um der immer älter werdenden Bevölkerung möglichst lange Perspektiven für ein Leben im eigenen<br />

häuslichen und dörflichen Umfeld und damit Alternativen zum Leben im Heim zu ermöglichen,<br />

sind individuell gestaltbare Angebote der häuslichen (medizinisch-pflegerischen wie<br />

auch hauswirtschaftlicher) Pflege und einer entsprechenden trägerneutralen Beratung und Vermittlung<br />

bedarfsgerecht auszubauen und zu unterstützen. Darüber hinaus sind Wohnangebote zu<br />

schaffen, die auch bei gesundheitlichen Einschränkungen weiter genutzt werden können und mit<br />

Service- und Pflegeleistungen kombinierbar sind. Ansätze hierfür sind in der <strong>Region</strong> bereits<br />

vorhanden, aber sicher v.a. in den dünner besiedelten Teilräumen ausbaufähig.<br />

Aktivitäten der Nachbarschaftshilfe und des bürgerschaftlichen/ehrenamtlichen Engagements<br />

stellen – nicht zuletzt auch im Hinblick auf das dörfliche Gemeinschafts- und Vereinsleben -<br />

wichtige ergänzende Maßnahmen dar und sind besonders zu fördern. Bei erforderlichen Schulungsmaßnahmen<br />

für die Zielgruppe der ehrenamtlich bzw. bürgerschaftlich Tätigen ist die Kooperation<br />

mit regionalen Bildungsträgern (z.B. VHS <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>) zu suchen. Zudem sind die<br />

Beteiligungsprozesse zu nutzen, die mit der Dorferneuerung angestoßen werden.<br />

spezifische Ansätze im Leitprojekt „Lebensqualität für alle Generationen“:<br />

� „Generationennetzwerk“: Leben mit- und füreinander<br />

� Optimierte Versorgung (z.B. Diversifizierung der Grundversorgung in der Fläche, Verstärkung<br />

der interkommunalen Kooperationen und altersspezifische Infrastrukturangebote)<br />

� Stärkung/Schulung des ehren-/bürgerschaftlichen und nachbarschaftlichen Engagements<br />

Wirkungsverflechtungen/erzielbare Synergien zu anderen Leitprojekten:<br />

� Leitprojekte „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“ und „Tourismus und Naherholung<br />

aktiv“ im Hinblick auf das Leistungsspektrum im Bereich der regionalen <strong>Land</strong>schafts- und<br />

Kulturgeschichte, aber auch wahrnehmbare identitätsstiftende Wirkungen<br />

� Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“ z.B. im Hinblick auf<br />

die Prägung des Dorfbildes, eine wohnortnahe Versorgung mit Gütern und hinsichtlich der<br />

Perspektiven für junge Menschen durch Bereitstellung von Ausbildungsplätzen<br />

� Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“ im Hinblick auf die Instrumentarien<br />

Leerstandkataster und Flächenmanagement und deren Wirkung für den Erhalt der<br />

historischen Fachwerksubstanz/Ortskerne<br />

Das Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“ bezieht sich<br />

auf alle Wirtschaftszweige. Es baut auf der regionalen Unternehmensstruktur mit überwiegend<br />

kleinen Betrieben, wie auch dem in der <strong>Region</strong> z.T. bereits vorhandenen innovativen unternehmerischen<br />

Umfeld, auf. Ziel ist die Stärkung der regionalen Wertschöpfung und Fachkompetenz.<br />

Damit verbunden ist eine Verringerung der „Ausbildungs“-Abwanderung, eine verstärkten<br />

Nutzung vorhandener Berufserfahrungen v.a. älterer Arbeitnehmer, aber auch ein aktives „Werben“<br />

um die Zuwanderung von kreativen Fachkräften und Unternehmen in die <strong>Region</strong>.<br />

Besondere Priorität hat damit der Erhalt und die Schaffung von wohnortnahen und qualifizierten<br />

Arbeits- und Ausbildungsplätzen und die Unterstützung von Existenzgründungen (insb. der<br />

KMU und sowohl auf Voll- wie Teilzeitbasis). Dabei gilt es, die regionsspezifischen Kompetenzen<br />

v.a. des Handwerks (z.B. in der Fachwerksanierung oder der Energieanlagentechnik), aber<br />

auch regionsspezifische und innovative Produkte (auch der landwirtschaftlichen Direktvermarktung)<br />

oder Dienstleistungen (z.B. des <strong>Land</strong>tourismus) besonders zu fördern und zielgruppenspezifisch<br />

(z.B. auf die Bedarfe der Altersgruppe 50plus) auszubauen. Mögliche Vernetzungen und<br />

Kooperationen zwischen regionalen Unternehmen und mit Bildungsträgern sind dabei verstärkt<br />

zu diskutieren und in ihrer Umsetzung zu fördern.<br />

Dabei gilt es, Chancen beruflicher Bildung und Qualifizierung möglichst in der <strong>Region</strong> zu halten,<br />

zu gestalten und auszubauen. Berufliche Bildung und Qualifikation in der <strong>Region</strong> soll auch<br />

zur Erweiterung des regionalen Arbeitsmarkt beitragen und diesen attraktiver gestalten.<br />

70


Um jungen Menschen eine Perspektive in der <strong>Region</strong> zu bieten, ist deshalb auch die Sicherung<br />

und Förderung von (betrieblichen wie außerbetrieblichen) Angeboten der beruflichen Orientierung<br />

und Ausbildung zu fördern. Angebote zur außerbetrieblichen beruflichen Orientierung und<br />

Ausbildung werden bereits jetzt von kompetenten und erfahrenen Institutionen und Initiativen<br />

durchgeführt und sollen auch zukünftig in deren Trägerschaft verbleiben.<br />

Die Sicherung und Stärkung der regionalen Berufsschulstandorte wird im Zusammenhang mit<br />

einer wohnortnahen beruflichen Ausbildung eine wichtige Rolle spielen, jedoch in der Verantwortung<br />

der regionalen Schulträger und des Hessischen Kultusministeriums liegen.<br />

Um einer „Vernachlässigung“ wichtiger Berufserfahrungen entgegenzuwirken, sind - in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Geschäftsstellen der Arbeitsagentur <strong>Kassel</strong> - vorhandene arbeitsmarktpolitische<br />

Instrumente zur Integration von älteren Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt verstärkt<br />

einzusetzen und von den regionalen Unternehmen zu nutzen.<br />

spezifische Ansätze im Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“:<br />

� Unternehmen-Kompetenz: Stabilisierung eines vielfältigen, innovativen Arbeitsmarktes<br />

� Intensivierung von Beratungs- und Unternehmenskooperation<br />

� Berufliche Bildung und Qualifizierung: für die <strong>Region</strong> – in der <strong>Region</strong><br />

Wirkungsverflechtungen/erzielbare Synergien zu anderen Leitprojekten:<br />

Da das Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“ alle Wirtschaftszweige<br />

einbezieht, weist es im Grunde zu allen anderen Leitprojekten Verknüpfungen auf. Besonders<br />

hinzuweisen ist hier jedoch auf (wirtschaftliche) Verknüpfungen zu den Leitprojekten<br />

„Erneuerbare Energien“ und „Tourismus und Naherholung aktiv“ im Hinblick auf den Erhalt<br />

und die Schaffung wohnortnaher Arbeits- und Ausbildungsplätze und innovativer Produkte sowie<br />

(soziale) Verknüpfungen zum Leitprojekt „Lebensqualität für alle Generationen“, z.B. im<br />

Hinblick auf ein vielfältiges Dorfleben und den Erhalt historischer Dorfkerne.<br />

Das Leitprojekt „Tourismus und Naherholung aktiv“ hat die zunehmende Profilierung der<br />

<strong>Region</strong> mit verstärkter Orientierung auf die Zielgruppen der naturverbundenen, aktiven Touristen<br />

(z.B. Wanderer, Radwanderer, Kanuwanderer) im Blick. Damit einher geht eine Konzentration<br />

auf Aktivitäten und Projekte, die zur Sicherung und zum Ausbau v.a. der zielgruppenspezifischen<br />

Infrastruktur beitragen.<br />

Grundlage hierfür ist die infrastrukturelle Stärkung der regionalen Tourismusorte mit Prädikat<br />

wie auch die konsequente Fortführung der Förderung der - überörtlichen - touristischen Infrastruktur<br />

(z.B. der Qualitätsentwicklung von Wanderwegen, Schaffung von Kanuanlegestellen,<br />

Weiterentwicklung des Radwanderwegenetzes, Weiterentwicklung und Umsetzung des Kooperationsprojektes<br />

Hugenottenpfad etc.). Hierbei wird weiterhin das konstruktive Zusammenspiel<br />

aller beteiligten Akteure (bis hin zur nordhessischen Destinationsebene bzw. zum <strong>Land</strong> Hessen)<br />

notwendig und auszubauen sein.<br />

Da Touristen und Naherholungssuchende die <strong>Region</strong> in all ihren tourismusrelevanten Facetten<br />

wahrnehmen wollen, wird auch eine stärkere Vernetzung der touristischen Infrastruktur mit den<br />

regionalen Freizeit- und Kultureinrichtungen bzw. -angeboten (z.B. Ecomuseen, EcoPfade) angestrebt.<br />

Interkommunale (und ebenso kostensparende wie qualitätssteigernde) Kooperationen<br />

werden dabei ebenso zu stärken sein wie die Förderung der Zusammenarbeit von ehrenamtlich<br />

und bürgerschaftlich handelnden Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen.<br />

Mit der Entwicklung und Umsetzung von Projekten und Aktivitäten zur Stabilisierung, zum<br />

Ausbau und zur Vernetzung von zielgruppenspezifischen Übernachtungs- und Gastronomiebetrieben,<br />

sollen die in Ansätzen vorhandenen Aktivitäten landwirtschaftlicher Betriebe (z.B.<br />

Bauernhofcafés, Urlaub auf dem Bauernhof, Hofläden) gestärkt und (weitere) landwirtschaftliche<br />

Betriebe für die Wahrnehmung solcher Chancen der Einkommens- und Angebotsdiversifizierung,<br />

aber auch neue Ansätze (z.B. des Agriturismo nach südeuropäischen Vorbild) sensibilisiert<br />

und motiviert werden.<br />

71


Um die weitere touristische Profilierung im Sinne eines naturnahen (Aktiv)Tourismus vorantreiben<br />

und verstetigen zu können, ist die konstruktive Einbindung der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

in die nordhessischen Destinationsebene obligatorisch und im Zusammenspiel der<br />

einzelnen Ebenen und beteiligten Akteure beständig zu intensivieren.<br />

spezifische Ansätze im Leitprojekt „Tourismus und Naherholung aktiv“:<br />

� Tourismusmarketing „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“: Erschließung und Vermarktung<br />

zielgruppenspezifischer Angebote<br />

� zielgruppenspezifische Akzentuierung und Optimierung touristischer Infrastruktur<br />

� engere Vernetzung von Tourismus- mit Kultur- und Freizeiteinrichtungen<br />

� Qualitätsoffensive und Diversifizierung im <strong>Land</strong>tourismus<br />

Wirkungsverflechtungen/erzielbare Synergien zu anderen Leitprojekten:<br />

Da der Erfolg einer regionalen touristischen Entwicklung immer vom Blick Außenstehender auf<br />

ein - in seiner Gesamtheit als möglichst harmonisch wahrgenommenen - Raumbild abhängt, bestehen<br />

hier zu allen anderen Leitprojekten Schnittmengen. Nur wenn die <strong>Region</strong> in all ihren Facetten<br />

stimmig ist, kann sie eine regionale Identität (und damit eine Gastgebermentalität) widerspiegeln<br />

und damit auch auf Gäste anziehend wirken.<br />

Das Leitprojekt „Erneuerbare Energien“ soll zum Ausbau der Vorreiterrolle der „Kultur-<br />

<strong>Land</strong>schaft <strong>HessenSpitze</strong>“ im regenerativen Energiebereich und zur Profilierung als „Kompetenzregion<br />

Energie“ beitragen. Wesentliches Ziel ist dabei die breite Nutzung verschiedener<br />

Energiequellen (wie z.B. Solar, Wind, Biomasse, Erdwärme) bei gleichzeitiger Förderung einer<br />

nachhaltigen (Kultur)<strong>Land</strong>schaft und allgemeinen Lebensqualität. Dies soll über den Ausbau der<br />

Wärme- und Stromerzeugung durch regenerative Energien, eine Erhöhung der regionalen Wertschöpfung<br />

durch Energieerzeugung in der <strong>Region</strong>, eine Sensibilisierung der Bevölkerung für einen<br />

verstärkten Einsatz regenerativer Energien und damit für einen aktiven Klimaschutz und eine<br />

Erhöhung der Energieeffizienz sowie die Nutzung innovativer Techniken und Verfahren (in<br />

Kooperation mit der Universität <strong>Kassel</strong> u.a. – regionalen – Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen)<br />

umgesetzt werden.<br />

Das Leitprojekt basiert auf den bereits bestehenden Strukturen und Initiativen, die auch für die<br />

Umsetzung neuer Anlagen sowie die weitere Vernetzung und Wissensvermittlung verantwortlich<br />

zeichnen werden.<br />

Deshalb wird dem Projekt „BIOREGIO Holz Meißner-Kaufunger Wald“ aufgrund seines vernetzenden<br />

Charakters und im Hinblick auf den Aufbau einer funktionierenden Holzbrennstofflogistik<br />

eine besondere, jedoch nicht ausschließliche Rolle zukommen. Vielmehr sollen Einzelvorhaben<br />

durch eine verstärkte Vernetzung der bestehenden Strukturen und der regional nutzbaren<br />

Energiequellen effizienter umgesetzt und gemeinsame Projekte ermöglicht werden.<br />

Über Informationsveranstaltungen (z.B. auch im Rahmen der Ecomuseen), die Dokumentation<br />

bestehender wie geplanter Projekte und Anlagen wie auch die Entwicklung von „Grünen Seiten“<br />

sollen dazu beitragen, dass die Kompetenz der <strong>Region</strong> im regenerativen Energiebereich deutlicher<br />

wird. Sie sollen darüber hinaus Möglichkeiten für Produzenten und Handwerker darstellen<br />

und Nutzungswege für Endverbraucher eröffnen.<br />

In den „Grünen Seiten“ sollen die einzelnen Akteure (Projektträger, spezialisierte Handwerksbetriebe,<br />

ingenieurtechnische Dienstleistungen, Anbieter regenerativer Energiequellen wie v.a.<br />

Holz, Pellets), aber z.B. auch Beratungsangebote, Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt<br />

werden. In diesem Sinne ist das Vorhaben auch als gebietsübergreifendes – d.h. gemeinsam<br />

mit angrenzenden (LEADER-)<strong>Region</strong>en umzusetzendes - Projekt vorstellbar.<br />

spezifische Ansätze im Leitprojekt „Erneuerbare Energien“:<br />

� Profilierung als „Energie<strong>Region</strong>“ durch Kombination regenerativer Energien<br />

� BioRegio Holz<br />

� Grüne Seiten<br />

72


Wirkungsverflechtungen/erzielbare Synergien zu anderen Leitprojekten:<br />

� Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“ z.B. hinsichtlich des Risikos<br />

einer „Überschätzung“ des regionalen Biomassepotentials wie auch einer – eventuell zu einseitigen<br />

– Konzentration auf die Produktion von Energiepflanzen (statt Lebensmitteln).<br />

� Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“ z.B. im Hinblick auf<br />

eine weitere Qualifizierung der regionalen Handwerks (z.B. „EnergieHandwerk Nordhessen<br />

e.V.“ über die Einführung eines Qualitätssiegel für Weiterbildung im Handwerk)<br />

Das Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“ umfasst Projekte und<br />

Aktivitäten, die auf Grund des demographischen Wandels notwendig werden und sich auf die<br />

regionale Siedlungsstruktur beziehen. Mit einem Leerstandskataster, aber auch einem, die historischen<br />

Ortskerne stärkenden, Flächenmanagement sollen geeignete Grundlagen und Instrumentarien<br />

geschaffen werden, mit denen dem zunehmenden Gebäudeleerstand und -verfall und damit<br />

auch sich drastisch verändernden Ortsbildern begegnet werden kann. Da Leerstandskataster<br />

106 und Flächenmanagement derzeit wesentliche Aspekte der Dorferneuerung sind, wird<br />

die Koordination und Umsetzung beider Vorhaben bei den hierfür zuständigen Behörden liegen.<br />

Zudem verbinden sich in diesem Leitprojekt die verschiedenen Aspekte der <strong>Land</strong>schaftsnutzung<br />

(inkl. Natur-/<strong>Land</strong>schaftsschutz). Da weite Teile der <strong>Region</strong>sfläche der land- und forstwirtschaftlichen<br />

Bewirtschaftung unterliegen und dadurch das Kulturlandschaftsbild der <strong>Region</strong><br />

maßgeblich prägen, ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft<br />

sowie der Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung nach ELER von genereller Bedeutung. Die<br />

Koordination und Umsetzung der hier notwendigen Maßnahmen (der <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft,<br />

Flurneuordnung, Gewässer- und Auenentwicklung, Schutzgebiete) unterliegt der Verantwortung<br />

der zuständigen Behörden (z.B. Amt für den ländlichen Raum, Amt für Bodenmanagement) und<br />

jeweiligen Grundeigentümer (landwirtschaftliche Betriebe, Kommunen u.a.).<br />

Darüber hinaus soll eine möglichst umfassende Umsetzung des Großprojektes „Unteres Diemeltal“<br />

einbezogen werden. Dieses hat die Koordination naturschutzfachlich notwendiger Schutzmaßnahmen<br />

(inkl. Pflege- und Nutzungspläne) verbunden mit adäquaten Vermarktungsstrukturen<br />

bzw. dem Aufbau eines regionalen Marketings zum Ziel. Das Projekt will unter Einbindung<br />

touristischer Aspekte einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

in der <strong>Land</strong>wirtschaft, <strong>Land</strong>schaftspflege sowie nachgelagerten Bereichen wie Fleischerhandwerk<br />

und Gastronomie leisten. Auch wenn eine Förderung des Gesamtvorhabens aus einem<br />

Fördertopf gescheitert ist, sollten die bisherigen Akteure 107 in der stetigen Umsetzung des Vorhabens<br />

unterstützt werden. Die Koordination wird bei den Akteuren verbleiben. Sinnvoll ist allerdings,<br />

eine Übertragung der Erfahrungen auf andere Teile der <strong>Region</strong> wie auch angrenzende<br />

(LEADER)-<strong>Region</strong>en im Blickfeld zu behalten und ggf. umzusetzen.<br />

spezifische Ansätze im Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“:<br />

� Zukunftsfähige Dorfstrukturen durch Leerstandskataster und Flächenmanagement<br />

� Großprojekt „Unteres Diemeltal“<br />

� Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft sowie der Umweltsituation<br />

und <strong>Land</strong>nutzung<br />

Wirkungsverflechtungen/erzielbare Synergien zu anderen Leitprojekten:<br />

� Leitprojekt „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“ z.B. im Hinblick auf Möglichkeiten<br />

der Naturerfahrung/–vermittlung v.a. im Gefüge mit dem Großprojekt „Unteres Diemeltal“<br />

� Leitprojekte „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“ und „Lebensqualität<br />

für alle Generationen“ im Hinblick auf eine Produkterweiterung und damit Verbesserung der<br />

Grundversorgung über regionale landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />

106<br />

Die Bestandskarten zur Nutzung der Gebäude, die für eine Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm notwendig sind,<br />

können hier eine wesentliche Grundlage bilden.<br />

107<br />

Naturschützer, Vertreter der betroffenen Kommunen, des <strong>Land</strong>kreises und Naturschutzbehörden, <strong>Region</strong>alforum<br />

73


2.4 Begründung des Maßnahmeneinsatzes<br />

Integrierte regionale Entwicklung des ländlichen Raumes schließt selbstverständlich die Nutzung<br />

eines möglichst breiten Angebots an Förderprogrammen ein. Will man die formulierten<br />

strategischen Entwicklungsziele erreichen und die Leitprojekte erfolgreich umsetzen, wird auch<br />

in der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ die Bündelung und abgestimmte Nutzung des verfügbaren<br />

Förderspektrums notwendig sein.<br />

Durch den spezifischen Zuschnitt von ELER und die hohe Querschnittsorientierung des dort integrierten<br />

LEADER-Ansatzes werden in vielen Fällen die Fördermöglichkeiten dieser Programme<br />

zum Tragen kommen. Dies gilt insbesondere in folgenden Bereichen:<br />

Maßnahme Schwerpunkte greift räumlich<br />

LEADER Diversifizierung/Entwicklung der ländlichen querschnittsorientiert in der<br />

Wirtschaft und Lebensqualität<br />

gesamten <strong>Region</strong><br />

Dorferneuerung und – Erhalt und Sicherung historischer Fachwerksub- ergänzend zu LEADER in<br />

entwicklung<br />

stanz und Dorfkerne<br />

Förderschwerpunkten<br />

Dorferneuerung und – Diversifizierung/Entwicklung der ländlichen ergänzend zu LEADER in<br />

entwicklung<br />

Wirtschaft und Lebensqualität<br />

Förderschwerpunkten<br />

ELER Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

<strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft<br />

in der gesamten <strong>Region</strong><br />

ELER Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung in der gesamten <strong>Region</strong><br />

LEADER Projekte der überregionalen und europäischen<br />

Zusammenarbeit<br />

in der gesamten <strong>Region</strong><br />

LEADER Schulung, Fortbildung, Coaching der leitenden<br />

Akteure der <strong>Region</strong>alforen<br />

für die gesamte <strong>Region</strong><br />

Ergänzend zu ELER und LEADER wird es notwendig sein, weitere Finanzierungsquellen im<br />

Sinne einer integrierten <strong>Region</strong>alentwicklung zu nutzen. Deren Einsatz obliegt der Verantwortung<br />

unterschiedlichster regionaler und erfahrener Träger. Die nachfolgend genannten Finanzierungsquellen<br />

können zudem nur in wenigen Ausnahmefällen mit den Fördermöglichkeiten von<br />

ELER bzw. LEADER kumuliert werden (z.B. Denkmalpflegemittel des <strong>Land</strong>kreises <strong>Kassel</strong>). Zu<br />

den Finanzierungsquellen außerhalb von ELER bzw. LEADER gehören u.a.:<br />

Förderprogramm Schwerpunkte greift räumlich<br />

ESF Berufliche Orientierung, Ausbildung,<br />

Integration junger Menschen<br />

in der gesamten <strong>Region</strong><br />

arbeitsmarktpolitische Instrumente „Perspektive 50plus“ und „Erfahrung<br />

hat Zukunft“ zur Eingliederung/ Qualifizierung<br />

älterer Arbeitnehmer<br />

in der gesamten <strong>Region</strong><br />

EFRE und GA ''Verbesserung der Investitionen in gewerbliche Infra- in der gesamten <strong>Region</strong><br />

regionalen Wirtschaftsstruktur“ struktur und überregional tätige Unternehmen<br />

EFRE und GA ''Verbesserung der Förderung von Investitionen in die in der gesamten <strong>Region</strong><br />

regionalen Wirtschaftsstruktur“ Tourismusinfrastruktur<br />

Mittel der Denkmalpflege von Erhalt und Sicherung historischer flankierend zu DE-Mitteln<br />

<strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> und <strong>Land</strong> Hessen Fachwerksubstanz und Dorfkerne in Förderschwerpunkte -<br />

bei LEADER regional<br />

KFW-Kreditangebote: Infrastrukturförderung - Bauen, Wohnen, Energiesparen - Solarstrom erzeugen -<br />

Existenzgründungsförderung<br />

weitere <strong>Land</strong>es-/kommunale Förderprogramme: Einsatz regenerativer Energiequellen/-anlagen<br />

Die folgende Tabelle stellt das mögliche Spektrum der Maßnahmen und Förderprogramme dar.<br />

Die Pfeile von den strategischen Entwicklungszielen zu den regionalen Leitprojekten verdeutlichen<br />

die wesentlichen Wirkungsverflechtungen.<br />

74


Leitprojekte<br />

Maßnahmen<br />

(in Klammern: Code-Nr. für Maßnahmen/Teilmaßnahmen des EPLR Hessen)<br />

Entwicklung und Verbesserung<br />

des regionalen Natur- und Kulturerbes<br />

„Kultur und<br />

<strong>Land</strong>schaft<br />

erfahrbar machen“<br />

� Investitionen für Einrichtungen<br />

zur Information<br />

über <strong>Land</strong>schaft-<br />

und Kulturgeschichte<br />

inkl. Dienstleistungen<br />

(323)<br />

� Investitionen zur<br />

Verankerung des<br />

transnationalen Kooperationsprojektes<br />

Hugenottenpfad in<br />

der <strong>Region</strong> (323)<br />

� Schulung ehrenamtlich<br />

Tätiger (341,<br />

Projektbereich 3)<br />

„Erneuerbare<br />

Energien“<br />

� Investitionen landwirtschaftlicherBetriebe<br />

zur Nutzung<br />

von Biorohstoffen<br />

inkl. Dienstleistungen<br />

(311 A)<br />

� Investitionen sonstiger<br />

Träger zur Nutzung<br />

von Biorohstoffen<br />

inkl. Dienstleistungen<br />

(321 B)<br />

� BioRegio Holz<br />

� Energieeffizienz und<br />

erneuerbare Energien<br />

(EFRE)<br />

� kommunale Förderprogramme<br />

und<br />

Initiative SolarLokal<br />

� gebietsübergreifende<br />

Zusammenarbeit:<br />

„Grüne Seiten“ (421)<br />

weitere mögl. Ansätze:<br />

� KFW: z.B. „Solarstrom<br />

erzeugen“<br />

Strategische Entwicklungsziele der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“:<br />

„Tourismus und<br />

Naherholung aktiv“<br />

� <strong>Land</strong>touristische Investitionenlandwirtschaftlicher<br />

Betriebe<br />

inkl. Dienstleistungen<br />

(311 B)<br />

� <strong>Land</strong>touristisch kleine<br />

Infrastrukturinvestitionen<br />

und Marketingaktivitäten<br />

sonstiger<br />

Träger (313)<br />

� Förderung von Investitionen<br />

in die Tourismusinfrastruktur<br />

(EFRE und GA)<br />

� Transnationale Zusammenarbeit:Kooperationsprojekt<br />

Hugenottenpfad (421)<br />

Diversifizierung der<br />

regionalen Wirtschaft<br />

„<strong>Region</strong>ale<br />

Wirtschaft zwischen<br />

Tradition und<br />

Innovation“<br />

� Zusatzeinkommen in<br />

Direktvermarktung,<br />

Handwerk, Dienstleistungen<br />

(311 C)<br />

� Existenzgründungen<br />

nichtlandwirtschaftlicher<br />

Träger (312)<br />

� Dorferneuerung und –<br />

entwicklung (322)<br />

� Bildungs-/Informationsmaßnahmen<br />

(331)<br />

� (ESF)Projekte zur beruflichen<br />

Ausbildung<br />

+ Orientierung oder<br />

Wiedereingliederung<br />

� „Perspektive 50plus“<br />

oder „Erfahrung hat<br />

Zukunft“<br />

� Investitionen in gewerblicheInfrastruktur<br />

+ überregional tätige<br />

Unternehmen<br />

(EFRE und GA)<br />

weitere mögl. Ansätze:<br />

� KFW: z.B. „Existenzgründungsförderung“<br />

Verbesserung regionaler<br />

Lebensqualität und Infrastruktur<br />

„Siedlung und<br />

<strong>Land</strong>schaft<br />

nachhaltig<br />

entwickeln“<br />

� Dorferneuerung und -<br />

entwicklung (322)<br />

� Denkmalpflegemittel<br />

von Kreis + <strong>Land</strong><br />

� Flurneuordnung (125<br />

B)<br />

� Umweltschutz/<strong>Land</strong>bewirtschaftung<br />

(412)<br />

� Großprojekt „Unteres<br />

Diemeltal“<br />

� Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der <strong>Land</strong>-<br />

und Forstwirtschaft<br />

sowie der Verbesserung<br />

der Umwelt und<br />

der <strong>Land</strong>schaft (121,<br />

123, 125 A, 212, 214<br />

A-D, 226, 227)<br />

weitere mögl. Ansätze:<br />

� ggf. Stadtumbau West<br />

bei Neuausschreibung<br />

des Programms<br />

Schulung der leitenden Akteure der <strong>Region</strong>alforen durch Fortbildung und Coaching (341, Bereich 4)<br />

„Lebensqualität<br />

für alle<br />

Generationen“<br />

� Erhöhung der Wertschöpfung<br />

der land- +<br />

forstwirtschaftlichen<br />

Erzeugnisse (123)<br />

� Investitionen für Versorgungseinrichtungen<br />

inkl. Dienstleistungen<br />

(321 A)<br />

� Dorferneuerung + -<br />

entwicklung (322)<br />

� Konzeptentwicklung<br />

+ Sensibilisierung<br />

(341)<br />

� Schulung ehrenamtlich<br />

Tätiger (341,<br />

Projektbereich 3)<br />

weitere mögl. Ansätze:<br />

� KFW: z.B.“ Infrastrukturförderung“<br />

+<br />

„Bauen, Wohnen,<br />

Energiesparen“<br />

75


3. Maßnahmen<br />

Nachfolgend werden die Maßnahmen, mit denen die regionale Entwicklungsstrategie umgesetzt<br />

werden soll, im Hinblick auf Problem-/Ausgangslage, Ziele, Strategien und erwartete Wirkungen<br />

beschrieben. Bei den Maßnahmen, in denen Fördermittel aus dem ELER nach dem LEADER-Prinzip<br />

eingesetzt werden sollen, werden zusätzlich die operationellen Ziele und Indikatoren benannt.<br />

Nach LEADER förderfähige Maßnahmen sind in der Kopfzeile der jeweiligen Maßnahmenbeschreibung<br />

(Tabelle) goldschattiert hervorgehoben.<br />

3.1 Verbesserung der Wettbewerbfähigkeit der <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft<br />

3.1.1 Modernisierung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe<br />

Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die <strong>Region</strong> zeichnet sich durch einen hohen Bestand an <strong>Land</strong>wirtschafts-<br />

und Waldfläche aus. <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft sind damit wesentliche Partner zum Erhalt der Kulturlandschaft.<br />

Ca. 80 % der landwirtschaftlichen Betriebe sind Nebenerwerbsbetriebe und verfügen<br />

daher oft über eine geringere Intensität. Mit einem weiteren Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe<br />

in einem Umfang von 3-5 % ist auch in Zukunft zu rechnen. Um die ökologisch und ökonomisch<br />

nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen sicher zu stellen, ist die Erhaltung und der Ausbau<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe erforderlich.<br />

Ziele<br />

� Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Verbesserung der Arbeits- und Produktionsbedingungen,<br />

Senkung der Produktionskosten und Steigerung der betrieblichen Wertschöpfung = Überwindung<br />

von Wachstumsschwellen durch einzelbetriebliche Förderung<br />

� Nachhaltige Sicherung der natürlichen Ressourcen und des ländlichen Raumes unter Berücksichtigung<br />

des Umweltschutzes<br />

Strategie: Um den ländlichen Raum zukunftsfähig zu gestalten und den Kulturlandschaftsraum<br />

nachhaltig zu sichern, ist ein stabiler Bestand an <strong>Land</strong>wirtschaftsbetrieben und eine nachhaltige Bewirtschaftung<br />

des Waldbestandes notwendig. Staatliche Förderung nach ELER soll die Überwindung<br />

von Wachstumsschwellen ermöglichen und die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe<br />

sichern.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Einfluss auf den Strukturwandel durch wirtschaftliche Sicherung eines stabilen Bestands an landwirtschaftlichen<br />

Betrieben durch höhere Arbeitsproduktivität und Wertschöpfung<br />

� Einfluss auf die Gestalt des Kulturlandschaftsraums, Umwelt und natürlichen Ressourcen<br />

3.1.2 Erhöhung der Wertschöpfung land- und forstwirtschaftlicher Erzeugnisse<br />

Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“<br />

Problem-/Ausgangslage: In der <strong>Region</strong> selbst ist die Veredelung und Vermarktung landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse durchaus ausbaufähig. Ihre Verankerung im regionalen Markt ist zudem begrenzt<br />

und nur teilweise miteinander vernetzt.<br />

Ziele<br />

� Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten durch Produktinnovationen und Erschließung neuer<br />

Absatzmärkte<br />

Strategie: Die <strong>Region</strong> verfügt bereits jetzt über ein vergleichsweise großes Angebot an regionalen<br />

Erzeugnissen und Spezialitäten. Diese sind jedoch meist nur regional bekannt (z.B. Ahle Wurscht).<br />

Mit gezielten Förderungen gilt es, den Bekanntheitsgrad der regionalen Erzeugnisse zu erhöhen und<br />

dafür neue Absatzmärkte zu erschließen.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Aufbau von Vermarktungsstrategien (auch in vertikaler Kooperation z.B. mit Gastronomie)<br />

� Verbesserung des regionalen Warenbezugs / Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten<br />

76


3.1.3 Flurneuordnung<br />

Leitprojekt: „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die Einleitung von Flurbereinigungsverfahren (§ 86 FlurbG) ist geeignet<br />

zur Lösung von <strong>Land</strong>nutzungskonflikten sowie zur Umsetzung von Maßnahmen der <strong>Land</strong>entwicklung,<br />

die Flächen in größerem Umfang beanspruchen. Flurbereinigungsverfahren nach § 87 FlurbG<br />

werden in der <strong>Region</strong> voraussichtlich im Zuge der nachfolgenden Infrastrukturmaßnahmen in Form<br />

von Ortsumgehungen in Hofgeismar, Calden und Bad Karlshafen eingeleitet werden. Zudem weisen<br />

die Fließgewässer in der <strong>Region</strong> durchweg Defizite in der Gewässerstrukturgüte auf, die lt. Wasserrahmenrichtlinie<br />

bis 2015 zu beheben sind. Auch hier kann die Flurneuordnung hilfreich sein. Immer<br />

wieder notwendig kleinere agrarstrukturelle Verbesserungen lassen sich durch die Verfahren<br />

„Freiwilliger <strong>Land</strong>tausch“ und „Freiwilliger Nutzungstausch“ erzielen.<br />

Ziele:<br />

� Verteilung entstandener Flächenverluste auf größere Teilnehmerkreise (wenige unbillige Härten)<br />

� Behebung von Zerschneidungsschäden<br />

� allgemeine Stärkung der Agrarstruktur<br />

� Abbau der Defizite in der Gewässerstrukturgüte<br />

Strategie: Beschleunigung der Umsetzung von Infrastrukturvorhaben und Investitionen durch Moderation/Koordination<br />

erforderlicher Flurbereinigungsverfahren (= Erhalt/Schaffung landwirtschaftlicher<br />

wie außerlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze durch Auftragsvergaben)<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� höhere Arbeitsproduktivität landwirtschaftlicher Betriebe durch größere landwirtschaftliche Bewirtschaftungsblöcke<br />

infolge Flächenzusammenlegung, verbesserte Erschließung und Zugänglichkeit<br />

der Agrarflächen (gleiches gilt auch für Forstbetriebe)<br />

� höhere Lebensqualität durch örtliche Verkehrsentlastung<br />

� Verbesserung der Gewässerstrukturgüte, des Hochwasserschutzes sowie der allgemeinen Attraktivität<br />

der Kulturlandschaft<br />

3.2 Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung<br />

3.2.1 Klimaschutzmaßnahmen: Es wird davon ausgegangen, dass wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmen<br />

mittelbar v.a. über die Kombination verschiedener Fördermöglichkeiten für eine nachhaltige<br />

und zukunftsweisende <strong>Land</strong>bewirtschaftung und –nutzung unter sozialen, ökonomischen und<br />

ökologischen Gesichtspunkten gewährleistet werden können. Hierzu gehören Zahlungen für Agrarumweltmaßnahmen<br />

(z.B. auch Hessisches Integriertes Agrarumweltprogramm/HIAP) ebenso wie<br />

andere Naturschutzprogramme, Ausgleichszulagen oder die Förderung des Einsatzes regenerativer<br />

Energien. Unmittelbar kann – v.a. in den direkt an <strong>Kassel</strong> anschließenden Teilräumen - die konsequente<br />

Umsetzung und der Ausbau der im Luftreinhalte- und Aktionsplan für den Ballungsraum<br />

<strong>Kassel</strong> beschriebenen Maßnahmen zur Verbesserung des Klimas beitragen.<br />

3.2.2 <strong>Region</strong>al bedeutsame Maßnahmen im Zusammenhang mit Schutzgebieten,<br />

Gewässer- und Auenentwicklung, Lösung von <strong>Land</strong>nutzungskonflikten<br />

Leitprojekt: „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die Fließgewässer in der <strong>Region</strong> weisen durchweg Defizite in der Gewässerstrukturgüte<br />

auf, die gemäß der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 beheben sind. Der Hessische<br />

Wasserverband Diemel leistet hier seit mehr als 40 Jahren für die Verbandgewässer wichtige Beiträge<br />

im Bereich des Hochwasserschutzes, der Renaturierung und Unterhaltung der Gewässer sowie<br />

dem Bau und der Unterhaltung von Anlagen in und an den Verbandsgewässern.<br />

Zudem hat sich das Großprojekt „Unteres Diemeltal“ (unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten)<br />

den Schutz und die nachhaltige Nutzung dieses spezifischen Lebensraums zum Ziel gesetzt.<br />

77


Ziele:<br />

� Nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft (v.a. wertvoller <strong>Land</strong>schaftselemente)<br />

� Abbau der Defizite in der Gewässerstrukturgüte (z.B. durch Gewässerrenaturierung)<br />

� Erhalt ökologisch wertvoller Flächen – Erhöhung der biologischen Vielfalt<br />

Strategie: Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft bedarf einer sinnvollen Kombination<br />

der zur Verfügung stehenden Förderinstrumente wie auch eine angemessene Berücksichtigung<br />

der Ziele und Bedarfe der Raumplanung, <strong>Land</strong>esplanung und des Umwelt- und Naturschutzes. Die<br />

strukturellen und ökologischen Rahmenbedingungen der <strong>Region</strong> sollen verbessert und deren – mit<br />

wertvollen <strong>Land</strong>schaftselemente ausgestattete – <strong>Land</strong>schaft gesichert und erhalten werden.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� deutliche Verbesserung der Gewässerstrukturgüte<br />

� Erhöhung der biologischen Vielfalt (Biodiversität)<br />

� Sicherung und nachhaltige Nutzung ökologisch wertvoller Flächen<br />

� Erhalt der landschaftlichen Attraktivität<br />

3.2.3 Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung land- und forstwirtschaftlicher<br />

Flächen<br />

Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“<br />

Problem-/Ausgangslage: Erhebliche Teile der <strong>Region</strong> sind durch eine kleinstrukturierte <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

mit einem hohen Grünlandanteil, flachgründigen, kalksteinreichen Ackerflächen und damit<br />

entsprechend schwierigen Produktionsbedingungen geprägt. Diese schwierigen Produktionsbedingungen<br />

tragen zu einer geringen Wirtschaftlichkeit und damit zu einem geringen Arbeitseinkommen<br />

der <strong>Land</strong>wirte bei. Dieser Sachverhalt und fehlende Hofnachfolger erhöhen nicht zuletzt auch die<br />

Tendenz zur Betriebsaufgabe. Eine möglichst flächendeckende <strong>Land</strong>bewirtschaftung, ein gesicherter<br />

Lebensstandard der <strong>Land</strong>wirte, der Schutz und die Verbesserung der Umwelt sind jedoch nicht zuletzt<br />

auch Grundlage einer lebensfähigen Gesellschaftsstruktur.<br />

Ziele<br />

� Förderung des Fortbestands landwirtschaftlicher Bodenbewirtschaftung als Basis einer entwicklungsfähigen<br />

Dorf- und Agrarstruktur<br />

� Erhalt und Förderung nachhaltiger Bewirtschaftungsformen (mit Berücksichtigung von Umweltschutzbelangen)<br />

Strategie: Im Sinne von ELER (Schwerpunkt 2) soll einer stabilen, auf zukünftige Anforderungen<br />

ausgerichteten <strong>Land</strong>bewirtschaftung unter Berücksichtigung sozialer, ökonomischer, ökologischer<br />

und planerischer Aspekte und Rahmenbedingungen Rechnung getragen werden. Dies trägt nicht zuletzt<br />

auch zum Erhalt und der Sicherung des regionalen Kulturlandschaftserbes bei.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Sicherung eines stabilen Bestands an landwirtschaftlichen Betrieben durch möglichst flächendeckende<br />

Bewirtschaftung<br />

� Einfluss auf die Gestalt und Vielfalt des Kulturlandschaftsraums und der natürlichen Ressourcen<br />

3.2.4 Übernahme der wichtigsten Entwicklungsaussagen der RAKs: Für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ liegt noch kein <strong>Region</strong>ales Agrarumweltkonzept (RAK) vor. Aussagen können<br />

somit zur Zeit nicht getroffen bzw. übernommen werden; im Augenblick werden die Gebietskulissen<br />

auf der Grundlage der <strong>Region</strong>alen <strong>Land</strong>schaftspflegekonzepte festgelegt, die die Grundlage für<br />

lokaler Projekte wie z.B. standortangepasste Grünlandbewirtschaftung, Anlage von Blühflächen und<br />

Schonstreifen darstellen. Projekte, wie z.B. ein Offenland-Arten-Programm auf Ackerflächen zum<br />

Schutz für Bodenbrüter und Niederwild könnten auch außerhalb der Gebietskulissen zum Schutz des<br />

Lebensraumes und der Biotopvernetzung beitragen.<br />

78


3.3 Diversifizierung und Entwicklung der Wirtschaft<br />

3.3.1 Förderung von Unternehmensgründungen und -entwicklungen<br />

Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die <strong>Region</strong> weist ein Defizit an wohnortnahen Arbeitsplätzen auf. Die<br />

Ansiedlung beschäftigungsintensiverer, am überregionalen Markt orientierter Betriebe ist aufgrund<br />

verschiedener Rahmenbedingungen nur begrenzt gegeben. Andererseits bietet die <strong>Region</strong> mit bislang<br />

ungenutzten Gewerbeflächen sowie der Konversion der Kasernen in Wolfhagen und Fuldatal,<br />

aber auch dem Flughafen <strong>Kassel</strong>-Calden durchaus Potential zur Ansiedelung gewerblicher Unternehmen.<br />

Ziele<br />

� Förderung von Investitionen in gewerbliche Infrastruktur und überregional tätige Unternehmen<br />

unter Nutzung der klassischen Wirtschaftsförderinstrumente EFRE und GA<br />

� Erhalt/Schaffung (qualifizierter) wohnortnaher Arbeitsplätze - Senkung der Abwanderungstendenz<br />

� Senkung der Zahl der Berufspendler und damit verbundener Verkehrsströme<br />

Strategie: Durch die Nutzung v.a. der Fördermöglichkeiten von EFRE und GA ''Verbesserung der<br />

regionalen Wirtschaftsstruktur“ sollen Investitionen in die gewerbliche Infrastruktur freigesetzt und<br />

(überregional tätige) Unternehmen gefördert und somit direkt wie indirekt (durch Auftragsvergaben)<br />

Arbeitsplätze in der <strong>Region</strong> geschaffen bzw. erhalten werden.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Erhöhung des Unternehmergeistes in der <strong>Region</strong><br />

� Steigerung der regionalen Wirtschaftsentwicklung mit positiven Wirtschaftswachstum<br />

� positive Beschäftigungseffekte / Senkung der Zahl der Berufspendler und Verkehrsströme<br />

3.3.3.1 Existenzgründungen und Teilexistenzgründungen<br />

Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die <strong>Region</strong> ist geprägt von kleinen Unternehmen mit bis zu neun Arbeitsplätzen<br />

und weist ein Defizit an wohnortnahen Arbeitsplätzen auf. Damit - wie auch mit den prognostizierten<br />

Veränderungen der Alterspyramide - verbunden ist eine starke Tendenz zur Abwanderung<br />

bzw. auch ein vorhersehbarer Fachkräftemangel.<br />

Ziele<br />

� Erhöhung der Zahl der selbstständigen Kleinstunternehmen durch Förderung von Existenzgründungen<br />

und Teilexistenzgründungen<br />

Strategie: Die Förderung von (Teil)Existenzgründungen trägt zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung<br />

bei und hilft, den Import von Waren und Dienstleistungen aus anderen <strong>Region</strong>en zu reduzieren.<br />

In der <strong>Region</strong> soll die wirtschaftliche Kompetenz ausgebaut und die Erschließung regionaler<br />

Märkte forciert werden. Dabei sind das traditionelle Handwerk und Gewerbe ebenso zu fördern wie<br />

(in Produkt oder Dienstleistung) innovative Unternehmen.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Förderung von 20 Kleinstunternehmen mit insgesamt mindestens 20 neuen Arbeitsplätzen als<br />

Existenzgründung, Betriebserweiterung oder Teilexistenzgründung<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Steigerung der regionalen Wertschöpfung und des Wirtschaftswachstums<br />

� Positive Beschäftigungseffekte<br />

� Erschließung und Verbreiterung des regionalen Marktes<br />

� Ausbau eines innovativen unternehmerischen Umfeldes (mit traditionellen wie innovativen Pro-<br />

dukten/Dienstleistungen)<br />

Indikator: Zahl der geschaffenen<br />

Arbeitsplätze<br />

Indikator: Zahl der geförderten<br />

Betriebe<br />

Indikator: Anstieg der Bruttowertschöpfung<br />

(bei Betriebserweiterungen)<br />

79


3.3.1.2 Diversifizierungsinvestitionen landwirtschaftlicher Betriebe als Teilexistenzgründungen<br />

Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die wirtschaftliche Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe bedarf einer<br />

Verbesserung, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe zusätzlicher<br />

wirtschaftlicher Perspektiven. Diese können in einer verstärkten Bündelung der regionalen Erzeugung,<br />

der Direktvermarktung oder auch bäuerlichem Handwerk bzw. Dienstleistungen in der Natur-<br />

und <strong>Land</strong>schaftspflege liegen.<br />

Ziele<br />

� Beitrag zum Erhalt der Wirtschaftskraft der landwirtschaftlichen Betriebe durch Diversifizierung<br />

� Arbeitsplatzschaffung<br />

� Sicherung eines stabilen Bestands an landwirtschaftlichen Betrieben<br />

Strategie: Die Förderung soll zum Erwerb von Kompetenzen für Angebote, die bislang nicht auf<br />

dem regionalen Markt vertreten waren, eingesetzt werden. Zudem soll der Kaufkraftverlust und der<br />

Import von Produkten und Kompetenz aus anderen <strong>Region</strong>en verringert werden.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Förderung von 2 Teilexistenzgründungen im landwirtschaftlichen Bereich (zusätzlich zu Maßnahmen/operationalisierten<br />

Zielen unter 3.3.2.1)<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Erhalt von bäuerlichen Betrieben und Arbeitsplätzen<br />

� Erschließung von Angebotslücken des regionalen Marktes<br />

� Verbesserung der regionalen Wertschöpfung<br />

Indikator: Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze Indikator: Zunahme der Bruttowertschöpfung in<br />

geförderten Betrieben<br />

3.3.2 Förderung der Entwicklung des Tourismus: Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ beabsichtigt<br />

eine weitere touristische Profilierung hin auf die Zielgruppe der naturverbundenen, aktiven<br />

Urlauber (oftmals durchaus verbunden mit Interesse an der regionalen Kulturgeschichte). Damit<br />

muss sich die <strong>Region</strong> konsequenter auf die zielgruppenspezifischen, insgesamt aber individualisierten<br />

Erwartungen einstellen und das touristische Infrastrukturangebot und Leistungsspektrum im Hinblick<br />

auf Qualitätsstandards, Service, Beherbergung und Gastronomie ausbauen und erweitern.<br />

3.3.2.1 Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe für touristische Aktivitäten<br />

Leitprojekt „Tourismus und Naherholung aktiv“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die wirtschaftliche Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe bedarf einer<br />

Verbesserung. Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe benötigt zusätzlicher<br />

wirtschaftlicher Perspektiven. Eine Diversifizierung der <strong>Land</strong>wirtschaft im Hinblick auf<br />

Angebote des <strong>Land</strong>tourismus (z.B. bäuerliche Gastronomie, Beherbergung, Freizeitinfrastruktur)<br />

wird von den regionalen <strong>Land</strong>wirtschaftsbetrieben immer noch zu wenig ins Auge gefasst.<br />

Ziele<br />

� Verbesserung des landtouristischen Angebots<br />

� Ausbau des landtouristischen Angebotsspektrums (z.B. analog zum südeuropäischen Agriturismo)<br />

� Verbesserte Qualitätsstandards und Serviceleistungen<br />

Strategie: Mit gezielten Förderungen sollen landwirtschaftliche Betriebe für die Erschließung des<br />

landtouristischen Marktes sensibilisiert werden. Beabsichtigt ist nicht nur eine einzelbetriebliche Sicherung,<br />

sondern – im Sinne einer integrierten regionalen Entwicklung - auch eine Profilierung der<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ auf die Zielgruppe der naturverbundenen, aktiven Touristen.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Förderung von 5 landwirtschaftlichen Betrieben (zusätzlich zu Maßnahmen/operationalisierten<br />

Zielen unter 3.3.1.2)<br />

80


Erwartete Wirkungen:<br />

� Verbesserung der Qualitätsstandards und Serviceleistungen<br />

� Verbesserung der (land)touristischen Struktur um qualitativ hochwertige, marktgerechte Angebote<br />

� Beitrag zur zielgruppenspezifischen und allgemeinen Profilierung des regionalen Tourismus<br />

� Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und zur Schaffung/Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

Indikator: zusätzliche Übernachtungs-<br />

bzw. Gästezahlen<br />

Indikator: höhere Bruttowertschöpfung<br />

in geförderten Betrieben<br />

Indikator: Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen<br />

3.3.2.2 Investitionen zur Entwicklung des <strong>Land</strong>tourismus durch Kleininfrastruktur,<br />

Unternehmenskooperationen und „destinationsbezogene Vermarktungskooperationen“<br />

Leitprojekt „Tourismus und Naherholung aktiv“<br />

Problem-/Ausgangslage: In der <strong>Region</strong> gibt es partielle Mängel in der touristischen Infrastruktur<br />

v.a. in den Angebotssegmenten, die sich an die – verstärkt zu erschließende – Zielgruppe der naturverbundenen,<br />

aktiven Touristen richtet. Darüber hinaus hat die veränderte Gesundheitspolitik zu<br />

gravierenden strukturellen Problemen nicht nur in den Orten mit gehobenen Prädikaten geführt.<br />

Auch in kleinerem Rahmen und besonders im Bereich des <strong>Land</strong>tourismus sind entsprechende Investitionen<br />

notwendig, um die gewünschte Zielgruppenorientierung (naturverbundenen Aktivtouristen)<br />

zu halten und entsprechende Angebotssegmente entwickeln zu können.<br />

Ziele<br />

� Unterstützung von qualitativ hochwertigen, markt- und zielgruppengerechten landtouristischen<br />

Tourismus- und Freizeitangeboten<br />

� Qualitätssicherung und –entwicklung der Orte mit landtouristischem Potential<br />

Strategie: Das naturräumliche Potential und das reichhaltige Kulturerbe der <strong>Region</strong> soll durch die<br />

Entwicklung des <strong>Land</strong>tourismus weiter – auch für Naherholungssuchende und Kurzurlauber aus<br />

dem Gebiet der Stadt <strong>Kassel</strong> - erschlossen werden. Hierbei geht es darum, mit vergleichsweise geringem<br />

Aufwand das Angebot für naturverbundene Aktivtouristen zu erhöhen und die Zielgruppenorientierung<br />

zu fördern. Die relative Nähe zu den Anbietern und deren direkte Beteiligung können<br />

zudem die Vernetzung der Angebote und damit deren Wahrnehmung und Nutzung erhöhen.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Förderung von 3 landtouristischen Infrastrukturprojekten<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� <strong>Land</strong>touristische Profilierung der <strong>Region</strong><br />

� Sicherung und Weiterentwicklung von Dienstleistungen<br />

� Abbau von Engpässen in der landtouristischen Infrastruktur<br />

� Attraktivierung und Profilierung der <strong>Region</strong> als „Urlaubsregion“<br />

� Verbesserung der Ansprache neuer Zielgruppen (Kurzurlauber und Naherholungssuchende) und<br />

damit Steigerung der regionalen Wertschöpfung<br />

Indikator: zusätzliche Zahl an (Kurz)Urlau- Indikator: Anzahl der geförderten Projekte<br />

bern und Naherholungssuchenden<br />

3.3.2.3 Investitionen in die Tourismusinfrastruktur<br />

Leitprojekt „Tourismus und Naherholung aktiv“<br />

Problem-/Ausgangslage: In der <strong>Region</strong> gibt es partielle Mängel in der touristischen Infrastruktur<br />

v.a. in den Angebotssegmenten, die sich an die – verstärkt zu erschließende – Zielgruppe der naturverbundenen,<br />

aktiven Touristen richtet. Zudem zeigen v.a. die Orte mit (gehobenen) Prädikaten<br />

strukturelle Probleme auf, die nicht zuletzt auch in Veränderungen der Gesundheitspolitik begründet<br />

sind. Diese Veränderungen haben nicht nur die klassischen Tourismusorte getroffen, sondern auch<br />

benachbarte Kommunen mit touristischem Schwerpunkt. Nicht zuletzt sind viele touristische Angebote<br />

nur unzureichend miteinander vernetzt, was die touristische Profilierung der <strong>Region</strong> erschwert.<br />

81


Ziele<br />

� Stärkung/Ausbau der touristischen (und v.a. zielgruppenspezifischen) Infrastruktur und der Tourismus-<br />

und Freizeitangebote mit (über)regionaler Ausstrahlung<br />

� Optimierung der Gästeinformation, Attraktivitätssteigerung, Qualitätssicherung und Beseitigung<br />

von Engpässen (v.a. in den Angebotssegmenten der naturverbundenen Gäste)<br />

Strategie: Das touristische Potential, welches sich v.a. aus dem Kulturlandschaftsraum und kulturgeschichtlichen<br />

Erbe der <strong>Region</strong> ergibt, soll über eine Förderung aus EFRE und GA gesteigert und<br />

erschlossen werden. Durch eine Konzentration auf die Zielgruppen der naturverbundenen Aktivtouristen,<br />

die enge Kooperation mit der nordhessischen Destinationsebene und die Nähe zur Großstadt<br />

<strong>Kassel</strong> können auch attraktive Angebote für Kurzurlauber und Naherholungssuchende entwickelt<br />

und (regional, überregional und international) vermarktet werden.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Profilierung der <strong>Region</strong> als „Urlaubsziel“<br />

� Verbesserung der touristischen Infrastruktur (v.a. durch Zielgruppenorientierung)<br />

� effektivere Vermarktung durch querschnittsorientiert tätige nordhessische Destinationsebene<br />

3.3.2.4 Touristische Marketinginvestionen: Es wird davon ausgegangen, dass die touristischen<br />

Marketinginvestitionen auf der nordhessischen Destinationsebene durchgeführt werden. Als Kooperationspartner<br />

der für den <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong> zuständigen Tourismusorganisation ist die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ in diese Ebene konstruktiv eingebunden und wird von den Marketinginvestitionen<br />

mittelbar profitieren.<br />

3.3.3 Entwicklung der regionalen Energiegewinnung und Versorgung<br />

Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ will ihre Vorreiterrolle im Einsatz und der Nutzung regenerativer<br />

Energien weiter ausbauen. Sie will dabei auf das breite Spektrum verfügbarer Energiequellen<br />

(wie z.B. Solar, Wind, Biomasse, Erdwärme) zurückgreifen, dabei aber auch eine nachhaltige <strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

und allgemeine Lebensqualität fördern.<br />

3.3.3.1 Investitionen landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Betriebe/Betriebszusammenschlüsse<br />

zur stofflichen/energetischen Nutzung von Biorohstoffen<br />

Leitprojekt „Erneuerbare Energien“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die <strong>Region</strong> nimmt im Einsatz und der Nutzung von Biorohstoffen zur<br />

energetischen Nutzung eine „Vorreiterrolle“ ein. Besonders im Hinblick auf das Biomassepotential<br />

aus der <strong>Land</strong>wirtschaft besteht jedoch die Gefahr einer Überschätzung und damit einer „einseitigen“<br />

Ausrichtung bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Lebensmittelproduktion. Auch um den Bestand<br />

bereits bestehender Biomasseanlagen nicht zu gefährden, ist es wichtig, das Spektrum auf mögliche<br />

Alternativen (Bioabfälle, feuchte Grünabfälle etc.) sowie neue technische Entwicklungen auszuweiten.<br />

Ziele<br />

� Sicherung des Bestands landwirtschaftlicher Anlagen zur energetischen Nutzung von Biorohstoffen<br />

� Erweiterung des nutzbaren Spektrums an Biomasse auf Bioabfälle, feuchte Grünabfälle etc. mit<br />

gleichzeitiger Berücksichtigung neuer technologischer Entwicklungen<br />

Strategie: Um den Bestand an landwirtschaftlichen Anlagen zur energetischen Nutzung von Biorohstoffen<br />

auch unabhängig vom Einsatz von Energiepflanzen sichern zu können, wäre die Förderung<br />

eines Konzepts zum regionsspezifischen Einsatz möglicher alternativer Biorohstoffe und dafür<br />

notwendiger technischer Entwicklungen oder Veränderungen sinnvoll. Mit der Förderung weiterer<br />

Anlagen zur energetischen Nutzung von Biorohstoffen sollte aufgrund der aktuellen Unsicherheiten<br />

zum regionalen Potential behutsam umgegangen werden.<br />

82


Operationalisierte Ziele:<br />

� Zur Sicherung bestehender Anlagen zur Nutzung von Biorohstoffen wäre die Erstellung eines<br />

Konzeptes zum Einsatz möglicher alternativer Biorohstoffe und dafür notwendiger technischer<br />

Entwicklungen oder Anpassungen wünschenswert. Ggf. ist die Förderung eines solchen Konzeptes<br />

über EPLR/Code 321, Teilmaßnahme B4 möglich ist (in der Finanztabelle für den geplanten Einsatz<br />

der LEADER-Mittel bleibt das Konzept unter dem Punkt 3.3.3.1 dargestellt).<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Erhalt und Verstetigung der Vorreiterrolle<br />

� Ausbau der Kompetenzen in der Nutzung regionaler Energiequellen<br />

Indikator: Erhalt bestehender Anlagen mit alternativen<br />

regionalen Ressourcen<br />

Indikator: entwickelte alternative Lösungen im<br />

Rahmen eines Konzeptes<br />

3.3.3.2 Investitionen sonstiger Träger zur stofflichen/energetischen Nutzung von<br />

Biorohstoffen<br />

Leitprojekt „Erneuerbare Energien“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ nimmt im Einsatz und der Nutzung<br />

von Biorohstoffen zur energetischen Nutzung eine „Vorreiterrolle“ ein. Besonders der relativ hohe<br />

Waldanteil unterstützt den Bau von Anlagen, die mit der Energiequelle „Holz“ Wärme (und z.T.<br />

auch Strom) erzeugen. Das Potential an Holz (v.a. in Form von <strong>Land</strong>schaftspflegegehölzen, Altholz,<br />

Sägewerksnebenprodukten) ist weiterhin verfügbar.<br />

Ziele<br />

� Kompetenzerweiterung im Bereiche nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energie<br />

� Weitere Streuung der Anlagen zur Nutzung von Biorohstoffen in der <strong>Region</strong><br />

Strategie: Um einer Wettbewerbsverzerrung vorzubeugen, sollte die Förderung vorrangig auf öffentliche<br />

Träger ausgerichtet sein oder (z.B. als Pilotanlage) einen öffentlichen Charakter aufweisen<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Förderung von 4 Holzfeuerungsanlagen bis 100 kW<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Erhalt und Verstetigung der Vorreiterrolle<br />

� CO2-Reduktion durch die Nutzung erneuerbarer Energien<br />

� Ausbau und Weiterentwicklung der Nutzung nachwachsender Rohstoffe<br />

Indikator: Nachhaltigkeitswert<br />

Indikator: Beitrag zur Bekämpfung<br />

des Klimawandels<br />

Indikator: Zahl der Begünstigten<br />

3.3.3.3 Nutzung anderer regenerativer Energiequellen: Als Vorreiter im Bereich des Einsatzes<br />

von Biorohstoffen setzt die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ auf einen Energie-Mix, bei dem die<br />

breite Nutzung verschiedener Energiequellen (wie z.B. Solar, Wind, Biomasse, Erdwärme) bei<br />

gleichzeitiger Förderung einer nachhaltigen <strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> und allgemeinen Lebensqualität zum<br />

Tragen kommt. Damit verbunden ist der Ausbau der Wärme- und Stromerzeugung durch regenerative<br />

Energien, eine Erhöhung der regionalen Wertschöpfung durch Energieerzeugung in der <strong>Region</strong>,<br />

die Sensibilisierung der Bevölkerung für einen verstärkten Einsatz regenerativer Energien und damit<br />

für einen aktiven Klimaschutz und eine Erhöhung der Energieeffizienz sowie die Nutzung innovativer<br />

Techniken und Verfahren. Zur Umsetzung dieser Ziele ist die Kombination verschiedener Förderprogramme<br />

notwendig. Deshalb werden auch kommunale Fördermöglichkeiten, aber auch ggf.<br />

weitere <strong>Land</strong>es- und Bundesprogramme sowie die Kreditprogramme der KfW genutzt werden.<br />

3.3.4 Andere für die <strong>Region</strong> wichtige wirtschaftliche Maßnahmen: Zu wirtschaftlich relevanten<br />

Projekten können sich in der <strong>Region</strong> der Ausbau der Flughafens <strong>Kassel</strong>-Calden sowie die Realisierung<br />

des Ferienressorts Hofgeismar-Beberbeck entwickeln. Die Akquisition entsprechender Fördermittel<br />

obliegt hier direkt den Projektträgern. Ob und inwieweit die Konversion der beiden Kasernen<br />

in Wolfhagen und Fuldatal Fördermittel außerhalb der hier beschriebenen Maßnahmen bedarf,<br />

ist zu prüfen.<br />

83


3.3.5 Schulungs-/Begleitungsmaßnahmen mit wirtschaftlicher Zielsetzung<br />

Neben den nachfolgend detaillierter beschriebenen Schulungs- und Begleitungsmaßnahmen gibt es<br />

in der <strong>Region</strong> Bestrebungen zur Implementierung von Fachinhalten zur Bioenergie in Ausbildungs-<br />

und Lehrpläne sowie Konzepte für Qualifizierungsinitiativen in landwirtschaftlichen, technischen<br />

und forstwirtschaftlichen Berufsfeldern. Ein Förderbedarf ist derzeit offen.<br />

Darüber hinaus werden Schulungs- und Begleitungsmaßnahmen mit wirtschaftlicher Zielsetzung<br />

von den beiden Kammern angeboten. Diese greifen i.d.R. für die gesamten Kammerbezirke, werden<br />

jedoch z.T. auch vor Ort in Kooperation mit regionalen Partnern (wie z.B. der Kreishandwerkerschaft<br />

Hofgeismar-Wolfhagen) umgesetzt. Ein Förderbedarf für Schulungen in der <strong>Region</strong> ist zu<br />

prüfen.<br />

3.3.5.1 Existenzgründungen oder Teilexistenzgründungen im Zusammenhang mit<br />

Qualitätssicherung oder Neuausrichtung von Produkten für regionale Märkte<br />

und für den <strong>Land</strong>tourismus, sowie für den Einsatz von Biorohstoffen zur energetischen<br />

und stofflichen Verwertung<br />

Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die <strong>Region</strong> hat einen erheblichen Zuwachs der Bevölkerungsgruppe<br />

50plus zu erwarten. Damit verbunden sind strukturelle Veränderungen der <strong>Region</strong> wie auch einzelner<br />

Orte mit entsprechendem Dienstleistungsbedarf. Als zukunftsweisender „Markt“ des regionalen<br />

Handwerks und Gewerbes ist diese Bevölkerungsgruppe bislang noch nicht angemessen ins Blickfeld<br />

gerückt. Eine Anpassung von regionalen Produkten und Dienstleistungen an die Bedarfe dieser<br />

Altersgruppen ist zu wenig gegeben. Eine entsprechende Sensibilisierung kann v.a. (Teil)Existenzgründungen<br />

maßgeblich in ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit unterstützen.<br />

Ziele<br />

� Sensibilisierung des regionalen Handwerks und Gewerbes (im Rahmen von (Teil)Existenzgründungen<br />

wie auch bestehenden Betrieben) für die Bedarfe der älteren Bevölkerung<br />

� Stärkung des regionalen Handwerks und Gewerbes durch spezifische Schulungs- und Begleitungsangebote<br />

im Hinblick auf den Umgang mit älteren Kunden und Möglichkeiten der Gestaltung,<br />

Entwicklung und Anpassung von Produkten/Dienstleistungen auf die Zielgruppe 50plus<br />

� Verbesserung des betrieblichen Wissens und Kompetenzerlangung um regionale Nachfragen und<br />

Bedarfe und mögliche Handlungsoptionen<br />

Strategie: Die Schulungsmaßnahmen setzen – auch, aber nicht ausschließlich – bei Existenzgründern<br />

und Teilexistenzgründern an. In der Kombination mit bestehenden Betrieben wie auch Betrieben<br />

aus unterschiedlichen Wirtschaftzweigen sollen Erfahrungen und Kompetenzen gebündelt und<br />

für eine zukunftsweisende regionale Entwicklung genutzt werden. Die Schulungsangebote sollen zur<br />

Erschließung von Marktnischen ebenso beitragen wie neue Möglichkeiten der Einkommenssicherung<br />

und –verbesserung schaffen. Es handelt sich um Schulungsmaßnahmen außerhalb der in der<br />

<strong>Region</strong> normalerweise zur Verfügung stehenden Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Um eine<br />

möglichst große Nähe zu den Betrieben zu gewährleisten, werden die Maßnahmen in Kooperation<br />

mit regionalen Institutionen und Bildungsträgern entwickelt und durchgeführt.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� 1 Schulungsreihe für Handwerks-/Gewerbebetriebe zur Erschließung der Zielgruppe 50plus<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Sicherung und Aufbau von (hoch)qualifizierten Dienstleistungen und Produkten zur Attraktivierung<br />

der <strong>Region</strong> für die Altersgruppe 50plus<br />

� Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft durch zielgruppenspezifische Diversifizierung des<br />

Dienstleistungs- und Produktangebotes<br />

Indikator: Erhöhung der regionale<br />

Wertschöpfung<br />

Indikator: Zahl der Schulungsangebote<br />

Indikator: Umfang der zielgruppenspezifischen<br />

regionalen Produkte<br />

und Dienstleistungen<br />

84


3.3.5.2 Andere Bildungsmaßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Qualifikation,<br />

ggf. in Verbindung mit arbeitmarktpolitischen Aktivitäten (auch: ESF)<br />

Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ wird - als Folge des demographischen<br />

Wandels – perspektivisch ein Fachkräftemangel prognostiziert. Auch verzeichnet die <strong>Region</strong><br />

einen hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen sowie älteren Arbeitslosen. Um auch sozial benachteiligte<br />

in eine angemessene Ausbildung zu bringen und die Langzeitarbeitslosen bzw. älteren Arbeitnehmer<br />

in den Arbeitsmarkt zu integrieren, stehen regionale Beschäftigungs- und Qualifizierungsinitiativen<br />

und arbeitsmarktpolitischen Instrumenten zur Verfügung. Mit dem Netzwerk Hessen<br />

Campus sind zudem wichtige Schritte zur Entwicklung einer regionalen Bildungslandschaft getan.<br />

Ziele<br />

� Integration v.a. junger Menschen, Langzeitarbeitsloser, älterer Arbeitnehmer i. d. Arbeitsmarkt<br />

� Stärkung der Beschäftigungs- und Qualifizierungsinitiativen<br />

� Aktiver Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente<br />

� Entwicklung einer regionalen Bildungslandschaft<br />

Strategie: Um die <strong>Region</strong> als Arbeitsraum (für alle berufsaktiven Bevölkerungsgruppen) zu erhalten<br />

und nachhaltig zu gestalten, sind alle verfügbaren Instrumente einer aktiven Arbeitsmarktpolitik zu<br />

nutzen. Hierzu zählen insbesondere die Fördermöglichkeiten des ESF, aber auch die arbeitsmarktpolitischen<br />

Instrumente, die zur Integration älterer Arbeitnehmer in den regionalen Arbeitsmarkt beitragen<br />

(z.B. „Perspektive 50plus“ und „Erfahrung hat Zukunft“). Die Nutzung der Förderinstrumente<br />

sollte bei den erfahrenen Projektträgern verbleiben bzw. in enger Abstimmung mit Agentur für<br />

Arbeit bzw. ARGE erfolgen.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Attraktivierung des Arbeitsmarktes v.a. für junge Menschen und ältere Arbeitnehmer<br />

� Intensivere Kooperationen der vorhandenen Ansätze zum lebenslangen Lernen – Stabilisierung<br />

hin zu einer regionalen Bildungs- und Qualifizierungslandschaft<br />

3.4 Verbesserung der Lebensqualität<br />

3.4.1 Versorgung der ländlichen Wirtschaft und Bevölkerung mit gemeinwohlorientierten<br />

Einrichtungen (für Dienstleistungsangebote, Versorgung/Betreuung, Information/Kommunikation,<br />

Kulturveranstaltungen/-betrieb etc.)<br />

Leitprojekt „Lebensqualität für alle Generationen“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die Versorgung der <strong>Region</strong> mit modernen Dienstleistungseinrichtungen<br />

(der allgemeinen Lebensqualität als auch z.B. für die regionale Wirtschaft) ist nicht ausreichend und<br />

wird in Zukunft weiter zurückgehen. Die prognostizierten demographischen Entwicklungen (v.a. im<br />

Hinblick auf die Alterspyramide) werden zudem Konzepte und Einrichtungen mit einem breiteren<br />

(generationenübergreifenden) Spektrum an Funktionen und Ausrichtungen erforderlich machen.<br />

Ziele<br />

� Anpassung der Dienstleistungseinrichtungen an die sich wandelnden Bedarfe der Versorgung, Information,<br />

Betreuung und Kommunikation<br />

� Verbesserung des Angebots an kulturellen, sozialen wie auch Dienstleistungseinrichtungen (auch<br />

als „weiche“ Standortfaktoren für unternehmerischen Entscheidungen)<br />

Strategie: Die Förderung soll v.a. in den <strong>Region</strong>santeilen ansetzen, wo ein Rückgang der Dienstleistungseinrichtungen<br />

bereits jetzt absehbar ist und die <strong>Region</strong> als Lebens- und Arbeitsraum an Attraktivität<br />

verliert. Dies gilt v.a. für die dünnbesiedelten und von vielen kleinen Orten geprägten <strong>Region</strong>steile<br />

(insb. wenn sie mit einer drastischen Verschiebung der Alterspyramide einhergehen).<br />

85


Operationalisierte Ziele:<br />

� 12 Einrichtungen der Grundversorgung sowie des Gemeinwohls (Teilmaßnahme A1)<br />

� 7 Dienstleistungen/Sachaufwendungen zur Evaluierung von Projektideen, Organisationsentwicklungen<br />

sowie Ausführungs- und Genehmigungsplanungen (Teilmaßnahme A3)<br />

� eventuell das in Punkt 3.3.3.1 beschriebene Konzept (Teilmaßnahme B4)<br />

Denkbar erhebliche Versorgungsengpässe werden v.a. für die dünnbesiedelten und von vielen kleinen<br />

Orten geprägten <strong>Region</strong>steile prognostiziert.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Steigerung der Lebensqualität in der <strong>Region</strong><br />

Indikator: Stagnation bis Verringerung<br />

der Abwanderung<br />

Indikator: Zahl der geschaffenen<br />

Arbeitsplätze<br />

Indikator: Bruttowertschöpfung<br />

(bei geförderten Betrieben)<br />

3.4.2 Dorferneuerung und –entwicklung (DE)<br />

Leitprojekte „Lebensqualität für alle Generationen“, „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft erlebbar machen“<br />

und „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Z.Z. gibt es in der <strong>Region</strong> 10 Förderschwerpunkte der Dorferneuerung<br />

(DE), für weitere 6 Orte ist die Aufnahme beantragt. Seit einiger Zeit werden die Förderschwerpunkte<br />

gemeinsam mit dem zuständigen <strong>Region</strong>alforum und damit gemeinsam mit Gebietskörperschaften<br />

und gesellschaftlich relevanten Gruppierungen nach soziokulturellen und politisch-planerischen<br />

Kriterien festgelegt. Diese enge Abstimmung soll auch in Zukunft erfolgen. Die DE hat sich<br />

als wirksames Instrument zur nachhaltigen Entwicklung historischer Ortskerne, zur Verbesserung<br />

der Grundversorgung sowie Arbeitsplatzschaffung/-erhaltung erwiesen. Mit seinen Potentialen einer<br />

kleinstrukturierten Entwicklung/Förderung und der breiten Beteiligung der Bevölkerung setzt es sich<br />

positiv zu Stadterneuerung und Stadtumbau ab. Allerdings stellen sich weitgehend alle Orte nur zögerlich<br />

der Entwicklung spezifischer Maßnahmenspektren (auch überörtlicher Kooperation). Einzige<br />

Ausnahme bildet der Ort Ehrsten (Calden) mit einer spezifischen Ausrichtung in der energetischer<br />

Versorgung.<br />

Ziele<br />

� Erhalt und Entwicklung historischer Dorfkerne und dörflicher Lebensformen<br />

� Verbesserung der Grundversorgung und gemeinwohlorientierter Einrichtungen (u.a. Kultur)<br />

� Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen<br />

� Aktive Beteiligung der Bevölkerung am Entwicklungsprozess<br />

Strategie: Gemäß den – durchweg positiv bewerteten – Vorgaben des <strong>Land</strong>es Hessen werden auch<br />

in der <strong>Region</strong> nur Dörfer in die DE aufgenommen, die auf eine Ausweisung konkurrierender Neubaugebiete<br />

verzichten. Zudem soll die Motivation der Orte hin zu spezifischen Maßnahmenspektren<br />

erhöht und die Umsetzung von Flächenmanagements unterstützt werden, um hierüber eine Verlagerung<br />

von baulichen Investitionen in die Innenbereiche zu begünstigen.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Erweiterung der Zahl an DE-Förderschwerpunkten mit spezifischem Maßnahmenspektrum<br />

� Intensivierung des innerörtlichen Flächenmanagements mit Stärkung der historischen Ortskerne<br />

als Arbeits- und Lebensräume<br />

3.4.3 Stadtumbau, Stadterneuerung: Förderinstrumente wie das Förderprogramm Stadtumbau<br />

West sind in der <strong>Region</strong> noch nicht angemessen ins Blickfeld gerückt bzw. wurden versäumt. Aufgrund<br />

gravierender Defizite (z.B. Kaufkraftverlust, Gebäudeleerstände auch in historischen Stadtkernen,<br />

Alterspyramide, Sanierungsbedarfe in sozialen Einrichtungen) wäre die Beteiligung an solchen<br />

Förderprogrammen durchaus für einen erheblichen Teil der Kommunen wünschenswert.<br />

86


3.4.4 Erhaltung/Verbesserung des ländlichen Kulturerbes durch gemeinwohlorientierte<br />

Einrichtungen zur Information über <strong>Land</strong>schafts- und Kulturgeschichte<br />

(Evaluierung von Projektideen, Anschubfinanzierungen und Investitionen)<br />

Leitprojekt „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ verfügt über einen immensen<br />

Reichtum an kultur- und landschaftsgeschichtlichen, aber oft nicht augenscheinlichen Besonderheiten.<br />

Mit kooperativen Projekten (Ecomuseen Habichtswald und Reinhardswald, ersten EcoPfaden,<br />

Hugenottenpfad, nino) wurden erste Schritte unternommen und diese Besonderheiten stärker in den<br />

Fokus der Bevölkerung, z.T. aber auch der Urlauber gerückt. Das gewachsene Wissen um die landschafts-<br />

und kulturgeschichtlichen Zusammenhänge hat z.T. auch zur Erhöhung der eigenen regionalen<br />

Identität beigetragen, ist jedoch noch ausbaufähig. Dies gilt v.a. für die regionalen Museen<br />

und musealen Einrichtungen, deren Qualitätsstandards und -sicherung entwicklungsfähig ist.<br />

Ziele<br />

� Erhalt und Nutzung des kulturellen und natürlichen Erbes durch Informationsangebote<br />

� Erschließung und Nutzung des kulturellen und natürlichen Erbes<br />

� Stärkung der regionalen Identität und Verbundenheit<br />

� Hervorhebung der Kulturgeschichte zur Erschließung auch für touristische Entwicklungen<br />

Strategie: Gefördert werden sollen Einrichtungen, die zur Information und Wissensvermittlung der<br />

vielfältigen Aspekte der regionalen Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsgeschichte beitragen und die (historischen<br />

wie aktuellen) Wechselwirkungen von regionaler Ökonomie, Ökologie und sozialen Zusammenlebens<br />

vermitteln. Es wird davon ausgegangen, dass die Einrichtungen die Attraktivität der<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ und die regionale Identität erhöhen. Aufgrund der reichhaltigen<br />

Erfahrungen mit kooperativen Projekten im Bereich der Kulturgeschichte sollen Kooperationen zwischen<br />

regionalen Akteuren nachhaltig unterstützt und weiterentwickelt werden.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� 8 EcoPfade (inkl. Maßnahmen zu deren Vernetzung)<br />

� Investitionen zur regionalen Umsetzung und Verankerung des Hugenottenpfades<br />

� Investitionen zur Sicherung von Qualitätsstandards der regionalen Museen/musealen Einrichtungen<br />

(3 Vorhaben)<br />

Die Zahl der Besucherziele entspricht den genannten Maßnahmen. Sie kann sich jedoch durch den<br />

Ausbau von Vernetzungen mit bereits bestehenden musealen Einrichtungen oder kulturgeschichtlichen<br />

Projekten beträchtlich erhöhen.<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Förderung der regionalen Identität und Zusammenarbeit<br />

� Verbesserung der Attraktivität des Lebensraums „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

� Erschließung touristischer Potentiale<br />

Indikator: Zahl der geförderten<br />

Maßnahmen<br />

Indikator: Grad der Vernetzung<br />

der kulturgeschichtlichen<br />

Einrichtungen<br />

3.5 Weitere für die <strong>Region</strong> wichtige Entwicklungsmaßnahmen<br />

Indikator: Teilnehmer- und Besucherzahlen<br />

(= Quantifizierung<br />

des Interesses)<br />

Weitere, für die <strong>Region</strong> wichtige Entwicklungsmaßnahmen, für die das <strong>REK</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong><br />

<strong>HessenSpitze</strong>“ als Grundlage für Förderungen eingesetzt werden soll, sind derzeit nicht bekannt.<br />

Gleichwohl ist es zu begrüßen, wenn das Konzept i.S. einer integrierten <strong>Region</strong>alentwicklung auch<br />

zur Begründung von Fördermaßnahmen und Projekten außerhalb des aufgezeigten Förderspektrums<br />

genutzt wird und damit dazu beiträgt, Bedarfe frühzeitig zu erkennen und kreativ anzugehen. Hier<br />

sei v.a. auf Projekte im palliativen und/oder Hospizbereich zu verweisen, aber auch auf Formen altersgerechten<br />

und (möglichst) generationenübergreifenden Wohnens, die in ihrem Angebot sicher<br />

ausbaufähig sind und im Hinblick auf das zunehmende Alter der Bevölkerung gewiss auch – am Bedarf<br />

und den Rahmenbedingungen der <strong>Region</strong> orientiert - ausgebaut werden müssen.<br />

87


3.6 Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung/Sensibilisierung der Bevölkerung<br />

für die Ausarbeitung/Umsetzung regionaler/örtlicher Entwicklungskonzepte<br />

3.6.1 Dienstleistungen im Zusammenhang mit Entwicklungskonzepten wie Prozessmoderation,<br />

<strong>Region</strong>alanalyse, Aufbereitung und Publikation der Ergebnisse<br />

(Projektbereich 1)<br />

Diese Maßnahme bezieht sich querschnittsorientiert auf alle Leitprojekte<br />

Problem-/Ausgangslage: In der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ wird seit vielen Jahren erfolgreich<br />

<strong>Region</strong>alentwicklung auf Grundlage <strong>Region</strong>aler Entwicklungskonzepte (<strong>REK</strong>) betrieben. Die<br />

Umsetzung dieser <strong>REK</strong> basiert – ebenso wie die Umsetzung der (kooperativen) Projekte – auf einer<br />

kontinuierlichen Diskussion und Fortschreibung. V.a. im Hinblick auf die Fortschreibung kann der<br />

Blick und die Moderation gemeinschaftlicher Diskussionsprozesse durch externer Büros/Experten<br />

hilfreich sein, um Weiterentwicklungen der <strong>Region</strong> effektiv und konstruktiv gestalten zu können.<br />

Ziele<br />

� Anpassung und Ergänzung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes als originäre Aufgabe der regionalen<br />

Akteure (Lokalen Aktionsgruppe) zur weiteren Entfaltung regionaler Initiativen, dem Erkennen<br />

von Stärken und Schwächen, zur Zielformulierung und Fortschreibung der regionalen<br />

Entwicklungsstrategie<br />

Strategie: Innerhalb des Förderzeitraums soll das <strong>Region</strong>ale Entwicklungskonzept kontinuierlich<br />

umgesetzt werden. Zum Ende soll – ähnlich wie bei der aktuellen Erarbeitung des <strong>REK</strong> – in einem<br />

größeren Rahmen der Erfolg des regionalen Entwicklungskonzeptes mit einer breiten Öffentlichkeit<br />

diskutiert und die Entwicklungsziele, -projekte und –strategie auf ihre Wirksamkeit hin überprüft<br />

bzw. ggf. an erforderliche neue Entwicklungen angepasst werden.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� 1 Fortschreibung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Stärkung der Eigenverantwortlichkeit bei der Entwicklung der <strong>Region</strong><br />

� zielgerichtete Begleitung und Steuerung der mit dem Demographischen Wandel verbundenen<br />

Problemstellungen<br />

� intensivere Einbindung lokaler Akteure in die regionalen Entwicklungs- und konsensorientierten<br />

Diskussionsprozesse mit verstärkter regionaler Netzwerkbildung<br />

Indikator: Zahl der regionalen Netzwerke und<br />

(öffentlich-privaten) Kooperationen<br />

Indikator: Zahl der Teilnehmer am Umsetzungsprozess<br />

des <strong>REK</strong><br />

3.6.2 Information über Gebiet und die lokale Entwicklungsstrategie/Binnenmarketing<br />

(Projektbereich 2)<br />

Diese Maßnahme bezieht sich querschnittsorientiert auf alle Leitprojekte<br />

Problem-/Ausgangslage: Mit dem aktuellen Prozess zur Erstellung des <strong>REK</strong> wurde die Diskussion<br />

der regionalen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken fortgeführt. Um regionale Akteure kontinuierlich<br />

und nachhaltig in die Umsetzung des <strong>REK</strong> einbinden zu können, aber auch für die Umsetzung<br />

eines erfolgreichen <strong>Region</strong>almanagements, bedarf es einer Verbreitung der wesentlichen Ergebnisse<br />

und der sich daraus für die <strong>Region</strong> ergebenden Fördermöglichkeiten.<br />

Ziele<br />

� Stärkung der Verbundenheit mit der regionalen Entwicklungsstrategie<br />

� Erhöhung der Beteiligungsbereitschaft an Projekten und Initiativen zur Umsetzung des <strong>REK</strong><br />

Strategie: Mit der Information der regionalen Akteure und der Projektträger über die <strong>Region</strong>ale<br />

Entwicklungsstrategie wie auch verfügbarer Fördermöglichkeiten erhöht die Akzeptanz und die<br />

Mitwirkungsbereitschaft in der <strong>Region</strong>.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� 1 Print-Dokumentation der wesentlichen Inhalte und Ergebnisse des <strong>REK</strong> und der damit verbundenen<br />

Förder- bzw. Beteiligungsmöglichkeiten<br />

88


Erwartete Wirkungen:<br />

� kontinuierliche Information und Einbindung möglichst vieler regionaler Akteure<br />

Indikator: Zahl der Teilnehmer am Umset- Indikator: Zahl der geförderten Akteure<br />

zungsprozess des <strong>REK</strong><br />

3.6.3 Schulung von ehrenamtlich tätigen Akteuren auf der örtlichen und regionalen Ebene<br />

(Projektbereich 3)<br />

Diese Maßnahme bezieht sich querschnittsorientiert auf alle Leitprojekte<br />

Problem-/Ausgangslage: Auch wenn die Beteiligung vieler regionaler Akteure in den vorangegangenen<br />

Förderperioden in einigen Bereichen erfolgreich umgesetzt wurde, stellen die prognostizierten<br />

Auswirkungen des demographischen Wandels weite Teile der <strong>Region</strong> vor neue Probleme. Hierfür<br />

effektive Konzepte (mit geeigneten Lösungsansätzen, Organisationsformen, Finanzierungsmodellen)<br />

zu entwickeln, wird v.a. für ehrenamtliche Akteure (auch in Kooperation mit regionalen oder kommunalen<br />

Trägern) nicht immer leicht sein.<br />

Ziele<br />

� Stärkung des Ehrenamtes bei der Entwicklung und Umsetzung örtlicher/regionaler Konzepte und<br />

Problemlösungen und Aufbau von Kooperationen<br />

� Vernetzung und Verstärkung des Wissens um Organisations- und Finanzierungsmodelle<br />

Strategie: Die Schulungen sollen v.a. ehrenamtlich Tätige in die Lage versetzen, einen aktiven und<br />

eigenverantwortlichen Beitrag zur Entwicklung ihres Umfeldes und der <strong>Region</strong> zu leisten.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� 2 Schulungen mit jeweils durchschnittlich 20 Teilnehmern<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Strukturiertere und zukunftsorientierte Begleitung des demographischen Wandels<br />

� Verstärkte Kooperationen zwischen ehrenamtlich Tätigen und öffentlichen Einrichtungen zur effektiven<br />

Bündelung und Nutzung vorhandener Kompetenzen und zugunsten einer gemeinsamen<br />

Zielsetzung<br />

Indikator: Zahl der Schulungen Indikator: Zahl der Teilnehmer<br />

3.6.4 Schulung der leitenden Akteure der <strong>Region</strong>alforen durch Fortbildung und<br />

Coaching (Projektbereich 4)<br />

Diese Maßnahme bezieht sich querschnittsorientiert auf alle Leitprojekte<br />

Problem-/Ausgangslage: Im Alltagsgeschäft ist es für die Arbeit des <strong>Region</strong>almanagements nicht<br />

immer einfach, Qualitätsstandards an die eigene Arbeit zu formulieren, kontinuierlich umzusetzen<br />

oder auch an neue Erfordernisse der regionalen Entwicklung anzupassen.<br />

Ziele<br />

� Verbesserung der Qualität des <strong>Region</strong>almanagements<br />

� Überprüfung, Weiterentwicklung und qualitative Ergänzung der angewandten Methoden und Vorgehensweisen<br />

Strategie: Das <strong>Region</strong>almanagement soll durch Schulungs- und Coachingmaßnahmen in die Lage<br />

versetzt werden, seine eigene Arbeit im Entwicklungsprozess zu überprüfen, regionsspezifische<br />

Entwicklungschancen, aber auch -risiken zu erkennen und Projekte bzw. Initiativen (methodisch wie<br />

inhaltlich sinnvoll) anzustoßen und zu begleiten.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Teilnahme an 2 Schulungs- bzw. Coachingmaßnahmen<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� Qualitativ hochwertige Begleitung und Umsetzung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes i.S.<br />

der zu erwartenden strukturellen und demographischen Veränderungen<br />

Indikator: Wirksamkeit und<br />

Nachhaltigkeit des <strong>Region</strong>almanagement<br />

Indikator: Umsetzungsgrad<br />

des <strong>REK</strong><br />

Indikator: Zahl der geförderten<br />

bzw. Erfolg der initiierten Projekte<br />

und Netzwerke<br />

89


3.7 Umsetzung von Projekten der Zusammenarbeit<br />

3.7 Umsetzung von Projekten der Zusammenarbeit<br />

Leitprojekt „Erneuerbare Energien“ in Synergie mit dem Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft<br />

zwischen Tradition und Innovation“<br />

Problem-/Ausgangslage: Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ hat eine große Erfahrung in der<br />

Umsetzung kooperativer Projekte vorzuweisen. Dazu gehören regionale Projekte wie die Ecomuseen<br />

ebenso wie gebietsübergreifende Projekte wie „nino“ oder das transnationale Kooperationsprojekt<br />

„Hugenottenpfad“. Die qualitative Weiterentwicklung und Umsetzung dieser Projekte wird im<br />

kommenden Förderzeitraum – neben der konstruktiven Begleitung durch das <strong>Region</strong>almanagement<br />

– vorwiegend investive Maßnahmen zur Folge haben, so dass diese Projekte nicht unter der Maßnahme<br />

3.7 subsummiert sind.<br />

Im Leitprojekt „Erneuerbare Energien“ wurde jedoch das Projekt „Grüne Seiten“ als ein Vorhaben<br />

der nächsten Förderperiode formuliert. Dieses könnte und sollte – v.a. im Hinblick auf das Projekt<br />

BioRegio Holz - in Zusammenarbeit mit den benachbarten <strong>Region</strong>en „Casseler Bergland“ und<br />

„Werra-Meißner“ angegangen und umgesetzt werden. Entsprechende Vorplanungen sollen zeitnah<br />

in Angriff genommen werden.<br />

Ziele<br />

� Verbesserung der Zusammenarbeit mit benachbarten (LEADER)<strong>Region</strong>en<br />

� Beitrag zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung in den kooperierenden <strong>Region</strong>en<br />

Strategie: Die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ übernimmt bei dem Projekt „Grüne Seiten“ die<br />

Federführung.<br />

Operationalisierte Ziele:<br />

� Entwicklung von „Grünen Seiten“ als Print- oder Internetangebot<br />

Erwartete Wirkungen:<br />

� zusätzliche wirtschaftliche Wertschöpfung durch Verknüpfung sich ergänzender Märkte/Produkte<br />

� Senkung des Entwicklungsaufwandes und der Entwicklungskosten<br />

Indikator: Zahl der kooperierenden <strong>Region</strong>en Indikator: Zahl der entstandenen und nachhaltig<br />

wirkenden Kooperationen<br />

3.8 Arbeit der lokalen Aktionsgruppe<br />

Der lokalen Aktionsgruppe „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ steht ein funktionierendes <strong>Region</strong>almanagement<br />

zur Verfügung, für das keine Mittel aus ELER/Leader eingesetzt werden.<br />

90


3.9. Finanztabelle für den geplanten Einsatz der LEADER-Mittel<br />

Maßnahme<br />

Bezeichnung der Maßnahme Anzahl der Fördermittel<br />

nach Nr.<br />

Projekte in €<br />

3.3.1.1 (Code Existenzgründungsinvestitionen nichtlandwirt- 20 400.000<br />

312 EPLR) schaftlicher Träger inkl. Dienstleistungen<br />

3.3.1.2 (Code Diversifizierungsinvestitionen landwirtschaft- 2 40.000<br />

311 C EPLR) licher Betriebe in Handwerk, Dienstleistung<br />

3.3.2.1 (Code <strong>Land</strong>touristische Investitionen landwirtschaft- 5 100.000<br />

311 B EPLR) licher Betriebe inkl. Dienstleistungen<br />

3.3.2.2 (Code <strong>Land</strong>touristische kleine Infrastrukturinvestitionen 3 20.000<br />

313 EPLR) und Marketingaktivitäten sonstiger Träger inkl.<br />

Dienstleistungen<br />

3.3.3.1 (Code Investitionen landwirtschaftlicher Betriebe zur 1 15.000<br />

311 A EPLR) Nutzung von Biorohstoffen inkl. Dienstleistungen<br />

3.3.3.2 (Code Investitionen sonstiger Träger zur Nutzung von 4 40.000<br />

321 B EPLR) Biorohstoffen inkl. Dienstleistungen<br />

3.3.5.1 (Code<br />

331 EPLR)<br />

Schulungen für Wirtschaftsakteure 1 10.000<br />

3.4.1 (Code Investitionen für Versorgungseinrichtungen inkl. 19 782.500<br />

321 A EPLR) Dienstleistungen<br />

3.4.4 (Code Investitionen für Einrichtungen zur Information 12 250.000<br />

323 EPLR) über <strong>Land</strong>schafts- und Kulturgeschichte inkl.<br />

Dienstleistungen<br />

3.6 (Code 341<br />

EPLR gesamt)<br />

Kompetenzentwicklung und Sensibilisierung 6 37.500<br />

Davon Maßnahmen in 3.6 (Code 341 EPLR) nach einzelnen Projektbereichen<br />

3.6.1 (Code Entwicklungskonzepte, Moderation,<br />

1 15.000<br />

341 Projektbereich<br />

1 EPLR)<br />

Publikation<br />

3.6.2 (Code Information über das Gebiet und die lokale Ent- 1 2.500<br />

341 Projektbereich<br />

2 EPLR)<br />

wicklungsstrategie (Binnenmarketing)<br />

3.6.3 (Code Schulung ehrenamtlich tätiger Akteure auf der re- 2 15.000<br />

341 Projektbereich<br />

3 EPLR)<br />

gionalen und örtlichen Ebene<br />

3.6.4 (Code Schulung der leitenden Akteure der <strong>Region</strong>alforen 2 5.000<br />

341 Projektbereich<br />

4 EPLR)<br />

durch Fortbildung und Coaching<br />

3.7 (Code 421 Umsetzung von Projekten der Zusammenarbeit 1 5.000<br />

EPLR) mit anderen LAGs<br />

3.8 (Code 431<br />

EPLR)<br />

Aufbau einer <strong>Region</strong>almanagements -- --<br />

Summe 74 1.700.000<br />

4. Organisationsstruktur des Entwicklungsprozesses<br />

Verfahren der Entstehung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes: Das <strong>Region</strong>ale Entwicklungskonzept<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ wurde mit öffentlicher Beteiligung erstellt. Diese<br />

war über eine Bürgerkonferenz, einen Strategieworkshop sowie eine Ergebnispräsentation gegeben,<br />

an denen kontinuierlich mehr als 150 Vertreter regionaler Einrichtungen, Vereine, Wirt-<br />

91


schaftsverbände, politische Mandatsträger, aber auch interessierte Einzelpersonen teilnahmen.<br />

Viele Beteiligten sind bereits seit langem über bestehende Projektzusammenhänge und Arbeitsgruppen<br />

(z.B. die Ecomuseen), aber auch die Gremien des <strong>Region</strong>alforums, Vertreter regionaler<br />

Institutionen oder als politische Mandatsträger aktiv in die <strong>Region</strong>alentwicklung eingebunden.<br />

Sie begreifen die Mitarbeit am <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzept entsprechend als konsequente<br />

Fortführung der erfolgreich begonnenen <strong>Region</strong>alentwicklung, aber in der Diskussion auch als<br />

Bereicherung ihrer jeweils eigenen Arbeit. Darüber hinaus ist es auch gelungen, weitere Einzelpersonen<br />

und Interessengruppen (auch Wirtschafts- und Sozialpartner) über den Entstehungsprozess<br />

des <strong>REK</strong> erstmalig für die Entwicklung ihrer <strong>Region</strong> zu interessieren und einzubinden.<br />

Alle Beteiligten hatten die Möglichkeit (die auch intensiv genutzt wurde), zwischen den einzelnen<br />

öffentlichen Veranstaltungen mit dem federführend koordinierenden <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<strong>Land</strong><br />

e.V. Kontakt aufzunehmen und somit kontinuierlich weitere Ideen und Anregungen in den Prozess<br />

einzubringen bzw. sich über den aktuellen Stand zu informieren.<br />

Die beteiligten Akteure und Interessengruppen der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ verstehen<br />

den im Zusammenhang mit dem <strong>REK</strong> erneuerten und verstetigten Diskussionsprozess als Beginn<br />

einer weiteren Arbeitsphase, in der man sich - v.a. im Hinblick auf den demographischen<br />

Wandel - neuen Herausforderungen gemeinsam stellen will und muss.<br />

<strong>Region</strong>ales Entwicklungskonzept<br />

„<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

09.06.07<br />

03.07.07<br />

11.10.07<br />

Bürgerbeteiligung wesentliche Inhalte<br />

Ganztägige<br />

Bürgerkonferenz<br />

Strategieworkshop<br />

Ergebnispräsentation<br />

� Erarbeitung der strategischen Themen<br />

� Identifikation v. Stärken/ Schwächen<br />

� Sammlung erster Projektideen<br />

� Statusbestimmung<br />

� Konkretisierung Projektideen<br />

� Namensfindung<br />

� Vorstellung und Diskussion der<br />

regionalen Entwicklungsstrategie<br />

Daneben wurden die politischen Mandatsträger im Rahmen von zwei Bürgermeisterdienstversammlungen<br />

über den jeweils aktuellen Stand der Erarbeitung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes<br />

informiert und aktiv in die Arbeit eingebunden. Als Multiplikatoren konnten sie damit<br />

in ihren Orten aktiv für eine Mitwirkung am regionalen Entwicklungskonzept werben. Auch<br />

im Rahmen von Mitgliederversammlungen und anderer Gremien des Vereins <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<br />

<strong>Land</strong> als federführend betreuender und koordinierender Institution wurden der Stand und die<br />

Entwicklung der <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes intensiv diskutiert. Damit konnten langjährige<br />

Erfahrungen mit ländlicher Entwicklung genutzt und eingebracht werden.<br />

Mit der Moderation der öffentlichen Veranstaltungen wurde das Büro Contextplan (Berlin) beauftragt,<br />

die Zusammenstellung und Auswertung der statistischen Daten sowie der Befragung<br />

der Kommunen wurde von der Arbeitsgruppe Empirische Planungsforschung (Universität <strong>Kassel</strong>)<br />

durchgeführt. Beide Partner haben den Prozess zugleich aus Sicht externer Beobachter konstruktiv<br />

begleitet und darüber die öffentlichen Diskussionen um wichtige Impulse bereichert.<br />

Rechtsfähigkeit des <strong>Region</strong>alforums/LAG: Mit Anerkennung der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> Hessen-<br />

Spitze“ als LEADER-<strong>Region</strong> wird innerhalb von drei Monaten ein Verein gegründet, der die<br />

Aufgaben eines „<strong>Region</strong>alforums“ bzw. einer „Lokalen Aktionsgruppe“ übernimmt. Damit wird<br />

die Rechtsfähigkeit als „Lokale Aktionsgruppe“ umgesetzt und deren Zuständigkeit ausschließ-<br />

92


lich für diese <strong>Region</strong> gewährleistet. Der für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ bereits erstellte<br />

und rechtlich geprüfte Satzungsentwurf (s. Anhang) sieht folgenden Satzungszweck vor:<br />

§ 2, Vereinszweck<br />

(1) Der Verein fungiert als <strong>Region</strong>alforum für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ und hat<br />

somit den Zweck, die integrierte und nachhaltige Entwicklung dieser Lebens- und Wirtschaftsregion<br />

zu fördern.<br />

(2) Der Vereinszweck wird insbesondere erfüllt durch<br />

� die Nutzbarmachung von LEADER und/oder anderen Strukturförderprogrammen in der<br />

und für die <strong>Region</strong>,<br />

� den Aufbau und die Pflege regionaler und überregionaler Kooperationsstrukturen,<br />

� die Vorbereitung, Moderation und Umsetzung regionaler Meinungsbildungsprozesse und<br />

Entwicklungskonzepte,<br />

� die Initiierung, Beratung, Begleitung und Umsetzung von Veranstaltungen und Projekten.<br />

Aufgebaut und getragen wird der Verein von den 19 der <strong>Region</strong> zugehörigen Kommunen sowie<br />

mind. ebensoviel privatrechtlichen Mitgliedern (z.B. Heimat- und Gewerbevereine oder kirchlichen<br />

Organisationen), die unterschiedliche gesellschaftliche Interessen vertreten und sich zum<br />

großen Teil bereits seit Jahren in der und für die <strong>Region</strong> engagieren.<br />

Die Versammlung der Vereinsmitglieder wird als höchstes Organ des Vereins alle für die Fortschreibung<br />

und Umsetzung des <strong>REK</strong> grundlegenden Entscheidungen treffen; dem max. neunköpfigen<br />

Vorstand ist es vorbehalten, die Geschäftsführung zu bestellen und zu überwachen sowie<br />

die Mitgliederversammlungen vorzubereiten (Satzung, § 9, 5).<br />

<strong>Region</strong>almanagement und Geschäftsstelle: Die Umsetzung des <strong>REK</strong> „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

und die Etablierung/Stabilisierung der mit dem <strong>Region</strong>alforum/LAG verbundenen<br />

Tätigkeiten der Initiierung, Koordination, Beratung und Moderation wird durch eine(n) hauptamtliche(n)<br />

<strong>Region</strong>almanager(in) in Vollzeit sowie unterstützendes Personal im Umfang von<br />

mindestens einer halben Stelle gewährleistet. Als operative Einheit wird eine Geschäftsstelle<br />

dienen. Damit stehen den regionalen Akteuren unmittelbare Gesprächspartner zur Verfügung<br />

bzw. wird die direkte Kommunikation zwischen den regionalen Akteuren und der LAG sowie<br />

die Möglichkeit des Einbringens von neuen Projektideen sichergestellt. Beim <strong>Region</strong>almanagement<br />

laufen alle Kommunikationsprozesse zusammen, die mit der Fördermittelberatung, aber<br />

auch der Initiierung und Koordination von kooperativen (regionalen wie überregionalen) Projekten<br />

verbunden sind. Weitere Aufgaben des <strong>Region</strong>almanagements liegen in der Motivierung,<br />

Qualifizierung und Vernetzung der Akteure.<br />

Finanzierung von <strong>Region</strong>almanagement und Geschäftsstelle: Das Personal der Lokalen Aktionsgruppe<br />

(LAG) „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ sowie die für dessen Arbeit notwendige<br />

Büro- und Sachkostenausstattung (im Gesamtwert von rd. 120.000 €/J.) werden auf Basis eines<br />

langfristigen Vertrages durch den <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<strong>Land</strong> e.V. zur Verfügung gestellt. Dessen Vorstand<br />

hat am 01.10.07 beschlossen, der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ im Falle der Anerkennung<br />

als LEADER-<strong>Region</strong> die erforderliche Grundausstattung bzw. -finanzierung für die Einrichtung<br />

und Unterhaltung eines ordnungsgemäßen <strong>Region</strong>almanagements - i.S. von öffentlichen<br />

Zuschüssen - zur Verfügung zu stellen.<br />

Projektbewertung und Projektsteuerung: Im Vordergrund der Projektbewertung steht die<br />

Prüfung des Nachhaltigkeitsaspekts und von Kriterien wie der Konformität mit dem <strong>Region</strong>alen<br />

Entwicklungskonzept, Netzwerkbildung, Multiplikatorwirkung, Synergieeffekte, Innovationsgehalt<br />

u.a. Darüber hinaus werden die unter Kapitel 3 beschriebenen LEADER-Maßnahmen<br />

(und hier insb. die benannten operationalisierten Ziele und Indikatoren) zur Projektbewertung<br />

herangezogen. Die Bewertung und Steuerung der Projekte (i.S. einer Priorisierung) wird in der<br />

Verantwortung der Gremien des <strong>Region</strong>alforums/LAG liegen.<br />

93


Leitprojekte: Im Sinne einer integrierten <strong>Region</strong>alentwicklung weisen die formulierten Leitprojekte<br />

untereinander z.T. komplexe Wirkungsgeflechte bzw. Synergieeffekte auf (vgl. Kap. 2.3).<br />

Sie stellen eher übergeordnete und langfristige Diskussions- und Arbeitszusammenhänge dar,<br />

unter deren Dach sich unterschiedliche Einzelprojekte subsumieren werden. Die Leitprojekte<br />

werden im Rahmen von (z.T. bereits seit längerem bestehenden) Arbeits- und Projektgruppen<br />

konkretisiert, die sich durch Vertreter von Vereinen und Organisationen sowie engagierten Privatpersonen<br />

zusammen setzen. Dabei kann und soll auch an langjährige Erfahrungen (z.B. mit<br />

den Ecomuseen) mit ehren- und nebenamtlicher Arbeitsstrukturen angeknüpft werden. Darüber<br />

hinaus ist beabsichtigt, den jeweiligen Entwicklungsstand (inkl. Umsetzungsschritten, Ergebnisse,<br />

Wirkungen) in öffentlichen Workshops vorzustellen. Im folgenden werden noch einmal die<br />

Leitprojekte inkl. aktuellem Entwicklungsstand und Projektverantwortung dargestellt:<br />

Leitprojekt „Kultur und <strong>Land</strong>schaft erfahrbar machen“<br />

Kurzbeschreibung: Das Leitprojekt baut auf vielen Projekten der Kooperation und Vernetzung<br />

(z.B. Ecomuseen Reinhardswald und Habichtswald, EcoPfade, transnationales Kooperationsprojekt<br />

Hugenottenpfad, nino - Netzwerk Industriekultur Nordhessen) auf, mit denen Kultur und<br />

<strong>Land</strong>schaft erfahrbar gemacht wird, auf. Alle Projekte stehen dabei für eine ebenso effektive wie<br />

erfolgreiche, dabei immer wieder ausbaufähige Kooperation und Vernetzung von Ehrenamt und<br />

Hauptamt und für kontinuierliche Arbeitsprozesse. Ihre stetige Weiterentwicklung und ihr sukzessiver<br />

Ausbau zur „Erfahrung Kulturgeschichte“ - mit Fokus auf die <strong>Region</strong> als Lernort - ist<br />

damit grundlegender Bestandteil des Leitprojektes. Die Projekte sind Ansätze für neue Konzepte<br />

und Maßnahmen, die zur Vermittlung der reichhaltigen Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsgeschichte beitragen<br />

und nicht zuletzt auch das Ehrenamt verstärkt unterstützen. Hierzu gehören z.B. Angebote<br />

zur weiteren Qualifizierung und Vernetzung der in der <strong>Region</strong> aktiven Kultur- und <strong>Land</strong>schaftsführer,<br />

aber auch die weitere Förderung und Qualitätsentwicklung der regionalen Museumslandschaft<br />

- auch in Kooperation mit anderen (regional tätigen) Institutionen (wie z.B.<br />

Volkshochschule <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>, Museumsverband Hessen).<br />

Entwicklungsstand: Die vorhandenen Ansätze und Projekte der Kooperation und Vernetzung<br />

sind wesentliche (und stabile) Grundlage dieses Leitprojektes und als solche weiter auszubauen<br />

und (nach innen wie außen) imagefördernd zu stärken.<br />

Projektverantwortung: <strong>Region</strong>almanager(in) der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“<br />

Leitprojekt „Lebensqualität für alle Generationen“<br />

Kurzbeschreibung: Um einer Abwanderung der jüngeren Bevölkerungsgruppen vorzubeugen<br />

bzw. eine Zuwanderung dieser Altergruppe zu erleichtern, aber auch auf die Bedürfnisse – des<br />

wachsenden Anteils - der älteren Bevölkerung einzugehen, ist das kulturelle und soziale Angebot<br />

für alle Altersgruppen generationenspezifisch zu erweitern bzw. anzupassen sowie ggf. besser<br />

miteinander zu vernetzen. Zudem gilt es, innovative Lösungen zur Sicherung und Verbesserung<br />

von (mobilen wie standortgebundenen) Einrichtungen der Grundversorgung mit dem Ziel<br />

der Sicherstellung einer Mindestversorgung (auch in Bezug auf Direktvermarktung) zu entwickeln.<br />

Auch die Entwicklung eines „Generationennetzwerks“ zur Schaffung eines attraktives<br />

Lebensumfelds soll durch individuell gestaltbare Angebote der häuslichen (medizinisch-pflegerischen<br />

wie hauswirtschaftlichen) Pflege und Betreuung sowie entsprechende trägerneutrale Beratung<br />

und Vermittlung bedarfsgerecht ausgebaut und unterstützt werden. Auch sind Aktivitäten<br />

der Nachbarschaftshilfe und des bürgerschaftlichen/ehrenamtlichen Engagements als wichtige<br />

ergänzende Maßnahmen zu fördern. Bei notwendigen Schulungen für ehrenamtlich bzw. bürgerschaftlich<br />

Tätige ist die Kooperation mit regionalen Bildungsträgern (z.B. VHS <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>)<br />

zu suchen und die Beteiligungsprozesse der Dorferneuerung zu nutzen.<br />

Entwicklungsstand: Zur Zeit gibt es vereinzelte Ansätze zur Umsetzung eines „Generationennetzwerks“,<br />

die angesichts des demographischen Wandels dringend eines Ausbaus bedürfen.<br />

Projektverantwortung: Dekan Wolfgang Heinicke, Evangelischer Kirchenkreis Hofgeismar<br />

94


Leitprojekt „<strong>Region</strong>ale Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation“<br />

Kurzbeschreibung: Ziel ist die Stärkung der regionalen Wertschöpfung und Fachkompetenz.<br />

Damit verbunden ist eine Verringerung der „Ausbildungs“-Abwanderung, eine verstärkten Nutzung<br />

vorhandener Berufserfahrungen v.a. älterer Arbeitnehmer, aber auch ein aktives „Werben“<br />

um die Zuwanderung von kreativen Fachkräften und Unternehmen in die <strong>Region</strong>. Besondere<br />

Priorität hat der Erhalt und die Schaffung von wohnortnahen und qualifizierten Arbeits- und<br />

Ausbildungsplätzen sowie die Unterstützung von Existenzgründungen. Es gilt, die regionalen<br />

Kompetenzen und regionsspezifischen und innovativen Produkte oder Dienstleistungen besonders<br />

zu fördern und den Bedarfen der Zielgruppen entsprechend auszubauen. Mögliche Kooperationen<br />

zwischen regionalen Unternehmen und Bildungsträgern sind in ihrer Umsetzung zu unterstützen.<br />

Chancen beruflicher Bildung und Qualifizierung sollen möglichst in der <strong>Region</strong> gehalten,<br />

gestaltet und ausgebaut werden. Zudem gilt es, die (betrieblichen wie außerbetrieblichen)<br />

Angebote der beruflichen Orientierung und Ausbildung zu sichern und auszubauen. Einer „Vernachlässigung“<br />

wichtiger Berufserfahrungen ist mit vorhandenen arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />

zur Integration von älteren Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt entgegenzuwirken.<br />

Entwicklungsstand: In der <strong>Region</strong> gibt es einige Unternehmen mit innovativen Produkten und<br />

Dienstleistungen. Dieses im Grundsatz kreative Unternehmensumfeld ist jedoch erweiterungsfähig<br />

und als image- und identitätsstiftend nur unzureichend erschlossen.<br />

Projektverantwortung: Erich Horbrügger, Kreishandwerkerschaft Hofgeismar-Wolfhagen<br />

Leitprojekt „Tourismus und Naherholung aktiv“<br />

Kurzbeschreibung: Im Fokus steht die zunehmende Profilierung der <strong>Region</strong> mit stärkerer Orientierung<br />

auf die Zielgruppe der naturverbundenen, aktiven Touristen und eine Konzentration<br />

auf Aktivitäten und Projekte, die zur Sicherung und zum Ausbau v.a. der zielgruppenspezifischen<br />

Infrastruktur beitragen. Besonders gilt es, die Infrastruktur der regionalen Tourismusorte<br />

mit Prädikat zu stärken. Damit verbunden ist eine stärkere Vernetzung der touristischen Infrastruktur<br />

mit den regionalen Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie die Stärkung interkommunaler<br />

und privat-öffentlicher Kooperationen. Mit der Entwicklung und Umsetzung von Projekten<br />

zur Stabilisierung, zum Ausbau und zur Vernetzung von zielgruppenspezifischen Übernachtungs-<br />

und Gastronomiebetrieben sollen die in Ansätzen vorhandenen Aktivitäten landwirtschaftlicher<br />

Betriebe gestärkt bzw. <strong>Land</strong>wirtschaftsbetriebe für die Wahrnehmung entsprechender<br />

Chancen der Einkommens- und Angebotsdiversifizierung (analog des südeuropäischen<br />

Agriturismo) sensibilisiert und motiviert werden. Die Einbindung der <strong>Region</strong> in die touristische<br />

Handlungsebene des <strong>Land</strong>kreises wie auch die nordhessische Destinationsebene ist obligatorisch<br />

und zu intensivieren.<br />

Entwicklungsstand: Die <strong>Region</strong> bietet viele und qualitativ herausragende Ansätze für die Entwicklung<br />

eines naturnahen (Aktiv)Tourismus. Diese wurden jedoch bislang zu wenig zur Profilierung<br />

als Urlaubsregion genutzt und nur bedingt miteinander vernetzt. Die Vermarktung und<br />

Kooperation mit regionalen Tourismusebene wie auch der nordhessischen Destinationsebene ist<br />

ausbaufähig.<br />

Projektverantwortung: Reiner Merkel, <strong>Region</strong> <strong>Kassel</strong>-<strong>Land</strong> e.V. – Touristik und <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

Leitprojekt „Erneuerbare Energien“<br />

Kurzbeschreibung: Die Vorreiterrolle der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ im regenerativen<br />

Energiebereich hin zu einer „Kompetenzregion Energie“ ist unter Nutzung verschiedener Energiequellen<br />

bei gleichzeitiger Förderung einer nachhaltigen (Kultur)<strong>Land</strong>schaft und allgemeinen<br />

Lebensqualität auszubauen. Dies geht einher mit der weiteren Wärme- und Stromgewinnung aus<br />

regenerativen Energien, einer Erhöhung der regionalen Wertschöpfung durch Energieerzeugung<br />

in der <strong>Region</strong>, der Sensibilisierung der Bevölkerung, einem aktiven Klimaschutz und der Nutzung<br />

innovativer Techniken. Bereits bestehende Strukturen und Initiativen werden genutzt. Dem<br />

Projekt „BIOREGIO Holz Meißner-Kaufunger Wald“ kommt aufgrund seines vernetzenden<br />

95


Charakters eine besondere, jedoch nicht ausschließliche Rolle zu. Vielmehr sollen Einzelvorhaben<br />

eine verstärkte Vernetzung der bestehenden Strukturen und der regional nutzbaren Energiequellen<br />

effizienter umgesetzt und gemeinsame Projekte ermöglicht werden. Informationsveranstaltungen,<br />

die Dokumentation bestehender wie geplanter Projekte/Anlagen wie auch die Entwicklung<br />

von „Grünen Seiten“ sollen dazu beitragen, dass die regionale Kompetenz im regenerativen<br />

Energiebereich deutlich wird, Chancen für Produzenten und Handwerker darstellen und<br />

Nutzungswege für Endverbraucher eröffnen.<br />

Entwicklungsstand: Die <strong>Region</strong> nimmt eine Vorreiterrolle im Bereich der Nutzung regenerativer<br />

Energien ein und kann auf vorhandenen Strukturen und Teilnetzwerken aufbauen.<br />

Projektverantwortung: Manfred Schaub, ENERGIE 2000/Energieagentur im <strong>Land</strong>kreis <strong>Kassel</strong><br />

Leitprojekt „Siedlung und <strong>Land</strong>schaft nachhaltig entwickeln“<br />

Kurzbeschreibung: Hierzu gehören Projekte, die im Hinblick auf den demographischen Wandel<br />

notwendig werden und sich auf die regionale Siedlungsstruktur (Gebäudeleerstands/–verfall,<br />

sich drastisch verändernde Ortsbilder) beziehen. Mit einem Leerstandskataster, aber auch einem<br />

die historischen Ortskerne stärkenden Flächenmanagement sollen hier geeignete Grundlagen<br />

und Instrumentarien etabliert werden. Zudem verbinden sich in dem Leitprojekt verschiedene<br />

Aspekte der <strong>Land</strong>schaftsnutzung (inkl. Natur-/<strong>Land</strong>schaftsschutz). Aufgrund der hohen Bedeutung<br />

der <strong>Land</strong>- und Forstwirtschaft wird die Verbesserung von deren Wettbewerbsfähigkeit sowie<br />

der Umweltsituation und <strong>Land</strong>nutzung von genereller Bedeutung sein. Auch wird eine möglichst<br />

umfassende Umsetzung des Großprojektes „Unteres Diemeltal“ einbezogen, das auf die<br />

Koordination naturschutzfachlich notwendiger Schutzmaßnahmen verbunden mit adäquaten<br />

Vermarktungsstrukturen abzielt. Das Projekt will unter Einbindung touristischer Aspekte einen<br />

Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen in <strong>Land</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Land</strong>schaftspflege und nachgelagerten Bereichen leisten.<br />

Entwicklungsstand: Über die DE besteht eine gewisse Sensibilisierung für die zukünftigen<br />

Problemstellungen. Leerstandkataster und Flächenmanagement werden deshalb zunächst an den<br />

Förderschwerpunkten der DE ansetzen, die Erfahrungswerte sind dann auf Orte außerhalb der<br />

DE übertragen. Das Großprojekt „Unteres Diemeltal“ ist konzeptionell vorbereitet, seine Umsetzung<br />

wird schrittweise in Form von Einzelvorhaben erfolgen.<br />

Projektverantwortung: Peter Nissen, Amt für den ländlichen Raum<br />

Realisierungsvorstellungen für Einzelprojekte: Derzeit befinden sich ca. 25 – nach LEADER<br />

förderfähige - Projekte in der Beratung bzw. im Verfahren der Antragstellung und Bewilligung.<br />

Die Projekte werden jeweils ungefähr zur Hälfte in öffentlicher bzw. privater Trägerschaft umgesetzt<br />

werden. Zu mindestens der Hälfte der Projekte liegen bereits Anträge vor, ihre Bewilligung<br />

könnte entsprechend zeitnah erfolgen. Bei der Hälfte dieser Anträge handelt es sich um arbeitsplatzschaffende<br />

Maßnahmen.<br />

Auf dieser Grundlage ist zur Zeit davon auszugehen, dass in 2008 mindestens die folgenden 13<br />

Einzelprojekte mit einem Fördervolumen von mindestens 400.000 € umgesetzt werden können:<br />

� Arbeitsplatzschaffung durch Erweiterung eines Werkstattgebäudes - privater Träger - Hofgeismar-Kelze<br />

� Umgestaltung des Rosengartens zum Kulturraum - öffentlicher Träger - Stadt Bad Karlshafen<br />

� Eco Pfade Archäologie (z.B. Sieburg, Calden, Fuldatal, Wolfhagen) - unterschiedliche öffentliche<br />

Träger<br />

� Einrichtung eines Schiffermuseums - öffentlicher Träger - Gemeinde Oberweser<br />

� Arbeitsplatzschaffung im Zimmereigewerbe - privater Träger - Wahlsburg-Lippoldsberg<br />

� Existenzgründung im, Metallgewerbe - privater Träger - Hofgeismar-Hombressen<br />

� Einrichtung einer Kulturscheune - öffentlicher Träger – Stadt Liebenau<br />

� Einrichtung eines Apfelmuseums - öffentlicher Träger – Stadt Naumburg<br />

96


� Planung und Einrichtung einer Erlebnisgastronomie/<strong>Land</strong>brauerei - privater Träger - Hofgeismar-Hümme<br />

� Arbeitplatzschaffung im Bildungsbereich auf dem Dörnberg - privater Träger - Zierenberg<br />

� Einrichtung eines Informationszentrums zum Naturpark Habichtswald - öffentlicher Träger<br />

– Stadt Zierenberg<br />

� Planung eines interaktiven Informationszentrums zu Fossilienfunden - privater Träger - Liebenau-Lamerden<br />

� Planung (und ggf. Umsetzung) einer arbeitsplatzschaffenden Maßnahme im Seminarzentrum<br />

- privater Träger - Wolfhagen-Gasterfeld<br />

Zusammenfassende Finanztabelle: siehe Kapitel 3.9<br />

5. Erfolgkontrolle und Programmfortschreibung<br />

Zur Erfolgskontrolle und Steuerung der Umsetzung des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes<br />

wird die LAG „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ den zukünftigen LEADER-Prozess begleiten<br />

und - sofern erforderlich - die Entwicklungsstrategie an geänderte Rahmenbedingungen oder<br />

gewonnene Erkenntnisse anpassen. Um den Umsetzungsstand und den Grad der Zielerreichung<br />

in den Handlungsfeldern und Leitprojekten zu erfassen, sind die Prozesse und Projekte hinsichtlich<br />

ihrer Eignung zur Zielerreichung, ihrer Umsetzungsschritte sowie ihrer Ergebnisse und Wirkungen<br />

zu beschreiben. Dies geschieht durch Überprüfung der Kriterien zur Projektpriorisierung<br />

und -auswahl. Zu diesen Kriterien gehören die Konformität mit dem <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzept,<br />

Netzwerkbildung, Multiplikatorwirkung, Synergieeffekte, Innovationsgehalt u.a.<br />

In einem jährlichen Geschäftsbericht wird der aktuelle Stand der Umsetzung des <strong>Region</strong>alen<br />

Entwicklungskonzeptes, aber vor allem auch die Erfüllung und ggf. Anpassung der operationalisierten<br />

Ziele dargestellt und begründet. Die operationalisierten Ziele gelten in Verbindung mit<br />

den in Kapitel 3 formulierten Indikatoren als Kennziffern. Kennziffern in diesem Sinne sind z.B.<br />

� Art und Umfang neu geschaffener Wertschöpfungsketten<br />

� Umfang und (Produkt-/Dienstleistungs)-Ausrichtung der initiierten Existenzgründungen<br />

� Zahl der Maßnahmen zur Diversifizierung landwirtschaftlicher Einkommen<br />

� betriebswirtschaftliche Auswirkungen für das geförderte Unternehmen<br />

� Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze<br />

� Art und Umfang neuer Produkte und Dienstleistungen und deren nachhaltige Implementierung<br />

in den regionalen Markt<br />

� quantitative Veränderungen bei Anlagen zur Nutzung regenerativer Energiequellen<br />

� Zahl der neu geschaffenen Grundversorgungseinrichtungen und –angebote<br />

� Zahl der neu geschaffenen Kultur- und Informationseinrichtungen<br />

� Zahl der Teilnehmer an Kultur- und kulturgeschichtlichen Veranstaltungen<br />

� Zahl der Teilnehmer im Hinblick auf Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen<br />

� Umfang und Nachhaltigkeit der Kooperationen und Netzwerke<br />

� Entwicklung der Kompetenzen des <strong>Region</strong>almanagements und der leitenden Akteure<br />

� Umfang der Öffentlichkeitsarbeit und Einbindung der Bevölkerung<br />

Die Kennziffern sind erweiterungsfähig. Da nicht alle Kennziffern ausschließlich quantitativ beschreibbar<br />

sind, wird zusätzlich die Methode der Selbstbeschreibung und -bewertung in Anlehnung<br />

an das Verfahren der nova-Institut GmbH eingesetzt. Obwohl dieses Verfahren vorrangig<br />

auf die Integration von Naturschutzbelangen in den regionalen Entwicklungsprozess ausgerichtet<br />

ist, soll es für die „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ auch auf andere Bereiche (wie z.B. Einbindung<br />

des kulturgeschichtlichen Erbes oder die wirtschaftliche Entwicklung in den regionalen<br />

Entwicklungsprozess) ausgeweitet werden. Damit soll eine möglichst umfassende Reflektion<br />

des Stands und der Entwicklung der <strong>Region</strong> ermöglicht werden.<br />

97


Um eine Bewertung der <strong>Region</strong> aus unterschiedlichen Perspektiven zu erhalten, wird die Selbstbeschreibung<br />

im Abstand von 18 bis 24 Monaten von mindestens zehn Mitgliedern der Lokalen<br />

Aktionsgruppe und durch das <strong>Region</strong>almanagement durchgeführt. Die Ergebnisse der Selbstbeschreibung<br />

werden mit einer Auswertung der Kennziffern vernetzt und in der Lokalen Aktionsgruppe<br />

(Mitgliederversammlung) vorgestellt und diskutiert. Dadurch sollen gemeinsame Handlungsansätze<br />

ermittelt, mit neu gewonnenen Erkenntnissen kombiniert und eine Fortschreibung<br />

des <strong>Region</strong>alen Entwicklungskonzeptes sichergestellt werden.<br />

Es ist beabsichtigt, zur Halbzeit und zum Ende der Förderphase - öffentliche - Workshops zur<br />

Bewertung des bisherigen und zur Steuerung des weiteren Entwicklungsprozesses durchzuführen.<br />

Die Workshops haben entsprechend die eingeschlagene Entwicklungsstrategie, die Projektebene,<br />

die Arbeit der Lokalen Aktionsgruppe und des <strong>Region</strong>almanagements zum Gegenstand.<br />

Die Ergebnisse aller Veranstaltungen und Auswertungen werden in den Geschäftsberichten dokumentiert<br />

und den Projektträgern, der LAG wie auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Darüber hinaus wird sich das <strong>Region</strong>almanagement der „<strong>Kultur<strong>Land</strong>schaft</strong> <strong>HessenSpitze</strong>“ weiter<br />

aktiv in die Arbeitszusammenhänge des Netzwerks der Hessischen <strong>Region</strong>alforen einbinden.<br />

Der Austausch in diesem Netzwerk hat sich bewährt und gibt wertvolle Impulsen zur Bewertung,<br />

Reflektion und Weiterentwicklung der eigenen Arbeit.<br />

98

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