III. Empirischer Teil - E-Beratungsjournal
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Schwierigkeiten, wie Unterbrechungen, leichte Asynchronität bei den Gesprächen, in<br />
naher Zukunft behoben werden können. 3D Bilder können das Gespräch noch<br />
lebensnaher erscheinen lassen. Neben der Kommunikation über Videotelefon sind die<br />
Interviewpartner überzeugt, dass neue soziale Netzwerke entstehen werden, und diese<br />
eine wachsende Bedeutung für die Psychotherapie erlangen. Vom Gesetzgeber wünscht<br />
man sich in Deutschland Regelungen zur Qualitätssicherung und eine Zusatzausbildung.<br />
Patienten soll die Möglichkeit geboten werden, geeignete Hilfsangebote rasch zu finden<br />
und auf ihre Seriosität zu prüfen. Interviewpartner aus Großbritannien, der Schweiz,<br />
Ungarn, Kanada, USA und Vietnam haben keine Erwartungen an den Gesetzgeber. In<br />
Australien befürchtet man, dass die reale Psychotherapie durch Psychotherapie mit<br />
Videotelefon aus Kostengründen ersetzt wird.<br />
Die Vorstellungen der interviewten Psychotherapeuten für die Zukunft sind, jedem die<br />
geeignete Behandlung zugänglich zu machen. Körperliche Behinderungen, geografische<br />
Gegebenheiten, politische, religiöse oder kulturelle Einstellungen sollen keine<br />
Kontraindikationen für eine Psychotherapie sein. Für alle befragten Psychotherapeuten<br />
steht fest, dass die Screen-to-Screen-Therapie das Angebot in der psychosozialen<br />
Versorgung erweitern, die Präsenztherapie aber nicht ersetzt werden soll.<br />
Psychotherapie per Mausklick? Auf den ersten Blick erscheint es fast unvorstellbar.<br />
Doch nach intensiver Beschäftigung mit diesem Thema zeichnet sich ab, dass es eine<br />
große Herausforderung für die Psychotherapieforschung in der Zukunft wird. Schon<br />
jetzt kann man erkennen, dass das Internet die psychotherapeutische Versorgung – die<br />
Vorsorge, die Behandlung und die Nachsorge – wesentlich bereichern kann. Während<br />
sich im deutschsprachigen Raum die Studien über internetbasierte Psychotherapie<br />
verdichten, scheint die Psychotherapie mit Videotelefon etwas vernachlässigt zu<br />
werden. Wenn man sich auf der Website von US National Institutes of Health (16.<br />
August 2011, http://clinicaltrials.gov) vertieft, erkennt man doch das internationale<br />
zunehmende Interesse in diesem Bereich. Die ersten Studien zum Thema<br />
Psychotherapie mit Videotelefon sind vielversprechend. Doch alle Studien eröffnen<br />
viele weitere Fragen: Welche Patientengruppen sind für eine Screen-to-Screen-Therapie<br />
besonders geeignet? Welche Persönlichkeitsfaktoren sind sowohl für den Therapeuten<br />
als auch für den Patienten förderlich? Wo sind die Grenzen der Psychotherapie mit<br />
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