III. Empirischer Teil - E-Beratungsjournal

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24.01.2013 Aufrufe

Nach den berührenden Momenten gefragt, erklärt derselbe Interviewpartner Folgendes: „Irritierend war für mich, und auch berührend, wenn Momente der Nähe, des Sharings und der Verbundenheit entstanden sind, und das zugleich mit einer so großen Distanz, mit einer so großen physischen Distanz gekoppelt war, die zwischen mir und dem Klienten bestand, das finde ich emotional schwer zu verankern.“ Zu einer berührenden Erfahrung befragt, erzählt derselbe Psychotherapeut: „Ich denke gerade an einen Geschäftsmann, der so in einem ziemlichen Dauerstress steht und dann vor dem Computer sitzt und mich fragt: „und was soll ich jetzt machen?“ Und dieser Moment, wo die Gesprächssituation umbricht und das erste Mal emotional wird, und man tatsächlich merkt, dass man einen Menschen erreicht – mit einer Tiefe, mit der er selber nicht gerechnet hat, und dann so merkt, dass der ruhiger wird und bisschen Pipi in den Augen hat, anders aus dem Gespräch hinausgeht, als er hereingekommen ist, dann ist das, was ich gerade beim Skypen ganz besonders schön finde - - - besonders anrührig, also der Schritt aus der Anonymität heraus in ein echtes menschliches Miteinander.“ Die Interviewpartner in den europäischen Ländern sind überrascht, welche Tiefe in der therapeutischen Arbeit über Videotelefon erreicht wird. In den anderen Ländern, Kanada, USA, Vietnam und Australien, versetzt diese Tatsache keinen Experten in Erstaunen. „What touched my heart? - - - I don’t have some really separated I am afraid. - - I don’t have it separated, of course there are many moments from all the clients which touched my heart, but I cannot remember one particular in skype that seems to be different.“ (IP 12) Die Einsicht der Patienten zur mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit im therapeutischen Prozess zeichnet die Screen-to-Screen Therapie aus, so beschreiben es fünf Interviewpartner. IP5 „Der Klient sitzt in seiner eigenen Wohnung, d. h. es ist für ihn nicht so bedrohlich, nicht so fremd, und damit lässt sich eine schöne Balance aufbauen, die so zwischen einer therapeutisch hergestellten Nähe und doch einer gewissen eigenständigen Distanz schwebt. Und das ist es, was das Arbeiten mit Skype auszeichnet und mitunter, wie ich 68

finde, gegenüber einem normalen Praxisbesuch dann wirkungsvoller macht. Also man stellt auf der einen Seite eine Nähe her, man hat einen guten Bezug zueinander, auf der anderen Seite ist man dabei in seinem gewohnten Rahmen und auf seinen eigenen Problembereich eingebunden.“ „Man hat weniger Kontrolle auf das Leben des Patienten, das kann ein großer Vorteil sein, die Problematik bleibt auf der Patientenseite, er neigt nicht dazu sie abzugeben und zu sagen „machen sie was!“ (IP 4) Als weiteren Vorteil der Therapie mit Videotelefon beschreiben vier Gesprächspartner, dass sich die Patienten sehr konzentriert mit ihren Problemen auseinandersetzen. „Das sind etwas andere Prozesse in der Skype-Beratung, als ich in sonstigen Psychotherapien beobachte, weil sie stärker fokussiert sind, - - - - ja das fokussiert trifft es eigentlich. Der Prozess ist stärker gebündelt auf ein bestimmtes Thema.“ (IP 4) Ein Therapeut unterstreicht die Möglichkeit der Anbahnung einer Face-to-Face- Therapie durch vorsichtiges Annähern über Videotelefon. Erst nach einigen Screen-to- Screen-Kontakten haben die Patienten so viel Vertrauen gefasst, dass sie eine Life- Sitzung in Betracht ziehen. „Und dann gibt es noch die Leute, die so ein bisschen vorsichtig anfragen, wie denn so etwas [Therapie] aussehen würde. […] Die sind zunächst nicht an einer intensiven therapeutischen Beziehung interessiert, sondern die wollen sehr genau testen, was kommt da auf mich zu.“ (IP 5) C 2 Krisen Mit der Frage „Welche Krisen mit Ihren Patienten im therapeutischen Prozess sind Ihnen noch in Erinnerung in der Videotherapie?“ sollten die tatsächlichen und nicht die vermuteten Grenzen vom Einsatz von Skype aufgezeigt werden. Keiner der Interviewpartner berichtete über außergewöhnliche Krisen im therapeutischen Prozess. „Mit Skype gibt es natürlich genauso Krisen, wie es sie normal gibt. Aber die Menschen kommen ja wegen Krisen!“ (IP 1) 69

finde, gegenüber einem normalen Praxisbesuch dann wirkungsvoller macht. Also man<br />

stellt auf der einen Seite eine Nähe her, man hat einen guten Bezug zueinander, auf der<br />

anderen Seite ist man dabei in seinem gewohnten Rahmen und auf seinen eigenen<br />

Problembereich eingebunden.“<br />

„Man hat weniger Kontrolle auf das Leben des Patienten, das kann ein großer Vorteil<br />

sein, die Problematik bleibt auf der Patientenseite, er neigt nicht dazu sie abzugeben und<br />

zu sagen „machen sie was!“ (IP 4)<br />

Als weiteren Vorteil der Therapie mit Videotelefon beschreiben vier Gesprächspartner,<br />

dass sich die Patienten sehr konzentriert mit ihren Problemen auseinandersetzen.<br />

„Das sind etwas andere Prozesse in der Skype-Beratung, als ich in sonstigen<br />

Psychotherapien beobachte, weil sie stärker fokussiert sind, - - - - ja das fokussiert trifft<br />

es eigentlich. Der Prozess ist stärker gebündelt auf ein bestimmtes Thema.“ (IP 4)<br />

Ein Therapeut unterstreicht die Möglichkeit der Anbahnung einer Face-to-Face-<br />

Therapie durch vorsichtiges Annähern über Videotelefon. Erst nach einigen Screen-to-<br />

Screen-Kontakten haben die Patienten so viel Vertrauen gefasst, dass sie eine Life-<br />

Sitzung in Betracht ziehen.<br />

„Und dann gibt es noch die Leute, die so ein bisschen vorsichtig anfragen, wie denn so<br />

etwas [Therapie] aussehen würde. […] Die sind zunächst nicht an einer intensiven<br />

therapeutischen Beziehung interessiert, sondern die wollen sehr genau testen, was<br />

kommt da auf mich zu.“ (IP 5)<br />

C 2 Krisen<br />

Mit der Frage „Welche Krisen mit Ihren Patienten im therapeutischen Prozess sind<br />

Ihnen noch in Erinnerung in der Videotherapie?“ sollten die tatsächlichen und nicht die<br />

vermuteten Grenzen vom Einsatz von Skype aufgezeigt werden.<br />

Keiner der Interviewpartner berichtete über außergewöhnliche Krisen im<br />

therapeutischen Prozess.<br />

„Mit Skype gibt es natürlich genauso Krisen, wie es sie normal gibt. Aber die Menschen<br />

kommen ja wegen Krisen!“ (IP 1)<br />

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