III. Empirischer Teil - E-Beratungsjournal
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nutzen, um Suizidgefährdeten ein Gesprächsangebot machen zu können. Dieser Ansatz<br />
scheiterte. Es gab zu wenige Telefone. In England entstand 1953 ein Notruf für<br />
Suizidgefährdete. Wieder war es ein Pfarrer, der in der Londoner Zeitung „Times“ ein<br />
Inserat aufgab: „Before you commit suicid, ring me up!“ Schon bald konnte er die<br />
Anzahl der Anrufe nicht alleine bewältigen. Er wählte Unterstützung, Männer und<br />
Frauen, und gründete eine Organisation mit dem Namen The Samaritans. Von England<br />
aus breitete sich die Idee rasch über ganz Europa aus. In Deutschland entstand 1956 die<br />
erste Telefonseelsorge, in Österreich wurde sie 1966 in Linz gegründet. Vertraulichkeit<br />
und Verschwiegenheit, Ideologiefreiheit, Erreichbarkeit rund um die Uhr und die<br />
Beratung sollte kostenfrei sein – das sind die Grundsätze der Telefonseelsorge.<br />
(16. August 2011, www.telefonseelsorge.at)<br />
Es verwundert nicht, dass Mitarbeiter der Telefonseelsorge sehr früh die Chancen der<br />
Kommunikationsmöglichkeit über Internet erkannt haben. Es wurde konsequent das<br />
Ziel verfolgt, Menschen in Not niederschwellig erreichen zu können. Das Angebot<br />
reicht über Gespräche am Telefon, Mail-Kontakt und Chat. Das mediale<br />
Kommunikationsangebot im Zusammenwirken mit Anonymität und Verschwiegenheit<br />
ermöglichte dabei die paradoxe Erscheinung „Nähe durch Distanz“, wodurch es<br />
Menschen möglich wird, über ihre Probleme zu reden, selbst wenn sie es unter anderen<br />
Umständen nicht getan hätten. Die Ursprungsintention, Menschen in suizidalen Krisen<br />
beizustehen, gehört noch heute zum Kernziel der Telefonseelsorge. Das<br />
niederschwellige Angebot der Telefonseelsorge bewirkt, dass sich Menschen an diese<br />
Einrichtung wenden, die nach eigenen Aussagen keine Beratungsstelle,<br />
psychotherapeutische Praxis oder sonstige psychosoziale Hilfseinrichtung aufsuchen<br />
würden. Oft fassen Anrufer erstmals ihre Probleme in Worte. Davor war vieles kaum<br />
fassbar oder diffus. Durch das Gespräch oder das Schreiben wird das Problem<br />
konkreter. Die Telefonseelsorge versteht sich auch als Vermittler zu anderen<br />
psychosozialen Versorgungsangeboten, z. B. Beratungsstellen, „Offene Tür“,<br />
Psychotherapeuten. Die Telefonseelsorge in Deutschland hat im September 2002 bereits<br />
ein Sicherheitskonzept realisiert. Die gesamte Beratungskommunikation wird<br />
automatisch verschlüsselt. Nur so wird die Anonymität gewährleistet. Für viele<br />
Ratsuchende ist das die Grundvoraussetzung zur Nutzung dieses Angebots. Die<br />
Telefonseelsorge im Internet ist zu einer wichtigen Einrichtung geworden. Hier melden<br />
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