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Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 323<br />

„Empfehlen tu ich ihnen eher zu schauen nach der eigenen Situation zu gucken, was<br />

ist wirklich des, wie sie es auch leben können. (…) aber wenn da jetzt irgendwie klar<br />

ist, er wohnt wo ganz anders und sie muss dauernd was regeln, dann empfehle ich<br />

schon, dass sie genau drauf hingucken, ist das realistisch, dass er dann alle<br />

Unterschriften leistet und immer dann teilnehmen kann. (…) Grade für<br />

Alleinerziehende, die normalerweise erstmal das alleinige <strong>Sorgerecht</strong> haben, also, es<br />

ist ja immer so ein Abwägen: Ist das für mich eine Unterstützung? Habe ich damit<br />

auch eine Entlastung? Oder ist es was, wo mir jemand jetzt in alles reinschwätzt und<br />

ich <strong>nicht</strong> mehr das alleine machen kann?“ (Großstadt West, w).<br />

Eine Beraterin hat vor allem die Situation vieler faktisch alleinerziehender Mütter 188<br />

vor Augen, die sich – aus ihrer Sicht zurecht – in ihrer Autonomie und<br />

Handlungsfähigkeit eingeschränkt sehen. Das gemeinsame <strong>Sorgerecht</strong> könne hier<br />

zur Behinderung anstatt zur Entlastung mutieren.<br />

Wenn die faktische Aufteilung der Sorge zwischen den Eltern <strong>nicht</strong> gegeben ist, ein<br />

Elternteil zwar mitentscheidet aber <strong>nicht</strong> mithilft, bietet dieser Umstand Nährboden<br />

für Konflikte zwischen den Elternteilen.<br />

Auffallend ist, dass alle Berater/innen darauf hinweisen, dass die Entscheidung zwar<br />

von den Eltern getroffen und getragen werden muss, dass aber viele Eltern weder<br />

die Reife noch die Handlungskompetenzen hätten, die geS für eine<br />

gleichberechtigte, verbindliche Elternschaft im Sinne einer<br />

Verantwortungsgemeinschaft für das Kind zu nutzen. So schildert ein Berater sein<br />

„Klientel“ aus einem großstädtischen sozialen Brennpunkt wie folgt:<br />

„Eigentlich Lebensperspektive // (…) Das ist so bei vielen (…) die sich auf sehr<br />

einfachen Niveau bewegen, sag ich jetzt mal, wo dann erst die Kinder gemacht<br />

werden, (…) und danach gedacht wird: Wie ernähren wir die eigentlich? Eigentlich<br />

braucht es ja dann auch das nötige Geld und mmh irgendwie mal einen Arbeitsplatz<br />

dazu. Und eigentlich so die Unterstützung vom Staat sollte ja <strong>nicht</strong> immer da sein“<br />

(Großstadt West, m).<br />

Dahinter steht das Bild unreflektierter Eltern („erst die Kinder machen“, danach wird<br />

gedacht; ebd.), die für das eigene Leben keine Verantwortung übernehmen können,<br />

sich <strong>nicht</strong> an allgemein geltenden Normen der Lebensführung orientieren und daher<br />

auf Hilfe von außen langfristig angewiesen sind.<br />

9.3.4.5 Zusammenfassung: <strong>Sorgerecht</strong> zwischen Alltag und<br />

Entscheidungsverantwortung<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Berater/innen dem Thema geS<br />

insgesamt eher befürwortend gegenüberstehen. Die dominante Diskursstruktur rankt<br />

188 Die Auswertung der Elterninterviews hat ergeben, dass es auch faktisch alleinerziehende Mütter<br />

gibt, die einen Partner haben und u.U. auch mit ihm zusammenleben.

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