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Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 319<br />

„Das kommt dann nebenbei beim Hausbesuch“ (Kleinstadt West, w).<br />

Für viele Väter erscheine es zweitrangig, ob sie das <strong>Sorgerecht</strong> haben oder <strong>nicht</strong>,<br />

was mit den Aussagen der Urkundspersonen und der getrennt lebenden Eltern (vor<br />

allem der Väter) übereinstimmt. Die Berater/innen schildern mehrfach, wie sie alle<br />

drei Blickwinkel im Auge zu behalten versuchten. Bevor über Umgang oder<br />

<strong>Sorgerecht</strong> gesprochen werde, müssten eine Reihe von Fragen geklärt werden,<br />

bspw.: Warum versucht die Mutter den Umgang zu reduzieren oder gar zu<br />

verhindern? Warum will der Vater (mehr) Umgang? Ist sein Wunsch gerechtfertigt?<br />

Was für eine Geschichte hat diese Vater-Kind-Beziehung? Was will das Kind? In den<br />

Beratungsterminen würden oft mit beiden Eltern Umgangsregelungen ausgehandelt,<br />

vereinbart, geprüft und wieder angepasst. Teilweise werde der Umgang begleitet,<br />

gerade wenn es darum gehe, die Interessen und Bedürfnisse des Kindes zu wahren.<br />

Die sozialtherapeutische Herangehensweise führt zwar zu einer differenzierten<br />

Fallanalyse weitgehend ohne Schuldzuweisungen. Die Sozialpädagoginnen und der<br />

Sozialpädagoge suchen nach Möglichkeiten für die Familien als Ganzes, was der<br />

Behauptung des „dichotomen Blicks“ (Bauer & Wiezorek, 2009) entgegensteht.<br />

Folgendes Beispiel macht vielmehr deutlich, dass die Interessen und das Wohl des<br />

Kindes im Zentrum der Überlegungen stehen.<br />

„Also in der Regel geht es um Umgang. Selten um <strong>Sorgerecht</strong>. (…) Und dann<br />

einfach herausarbeiten, was bedeutet Umgang für das Kind, wie ist es in der<br />

Vergangenheit gewesen, wie würden Sie die Beziehung zum getrennt lebenden<br />

Elternteil definieren, was braucht Ihr Kind, wie können Sie was unterstützen und<br />

möglichst eine Vereinbarung hinbekommen, die wirklich nach den Bedürfnissen des<br />

Kindes so ausgerichtet ist“ (Kleinstadt Ost, w).<br />

Die Experten/Expertinnen benennen Angst als die primäre emotionale Reaktion<br />

bezüglich des <strong>Sorgerecht</strong>s, sowohl bei Vätern als auch bei Müttern.<br />

Mütter befürchteten, durch die geS etwas „zu verlieren“, „etwas abzugeben, das sich<br />

dann negativ auf ihr Leben auswirkt“ (Großstadt West, w).<br />

Väter hätten Angst, ohne die geS kein Recht auf Umgang mit ihrem Kind mehr zu<br />

haben. Die Mutter würde dann als „Gegnerin“ wahrgenommen, in deren Macht es<br />

stünde, die Beziehung zwischen Vater und Kind willentlich zu zerstören (Großstadt<br />

West, m). Einige Expertinnen schildern Väter, die in Sorge um das Kind kommen und<br />

sich ohne <strong>Sorgerecht</strong> machtlos fühlen, auf die Erziehung und das Wohlbefinden ihres<br />

Kindes Einfluss zu nehmen. Eine Expertin spricht von dem „tiefen Bedauern der<br />

Väter“ (Kleinstadt West, w) darüber, dass sie keine Chance hätten, ohne die<br />

Einwilligung der Mutter die geS zu bekommen.<br />

Verschiedene Berichte der Befragten verweisen auf die Möglichkeit der<br />

Instrumentalisierung des <strong>Sorgerecht</strong>s für den Paarkonflikt:

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