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Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 315<br />

9.3.3 Familienbilder der ASD-Berater/innen in der Beratungspraxis<br />

Aus den vorliegenden sechs Interviews mit ASD-Berater/innen lassen sich Hinweise<br />

auf Familienbilder erkennen, die einen Einfluss auf die professionelle Praxis haben.<br />

Ähnlich wie in den Haltungen der interviewten Eltern sind die, teils latent geäußerten<br />

Vorstellungen von Familie auch Leitbilder, die sowohl richtigerweise das<br />

Beratungshandeln anleiten, andererseits jedoch auch eine geänderte<br />

Problemwahrnehmung bedeuten können. Deutlich wird dies in einer<br />

überblicksartigen Rezeption der sozialpädagogischen Professionsforschung.<br />

Familienbilder stellen eine überaus komplexe Kategorie dar. Daher gibt dieser<br />

Exkurs einen knappen theoretischen Einstieg zu diesem Begriff.<br />

Die Arbeiten von Bauer und Wiezorek (2007 und 2009) befassen sich ausführlich mit<br />

den Familienbildern „professioneller SozialpädagogInnen“ (Bauer P. C., 2009).<br />

Einige Ergebnisse sollen hier kurz vorgestellt werden.<br />

Familienbilder können subjektive eigene Vorstellungen von Familie sein, aber auch<br />

medial inszenierte Bilder oder politisch-gesellschaftliche Familienideale (Wahl, 1997).<br />

Bauer und Wiezorek (2009) zeigen, wie sich das Familienideal am Anfang des<br />

letzten Jahrhunderts stark an dem „trauten Heim“ der bürgerlichen Familie<br />

orientierte. Als Gegenhorizont diente die „Verwahrlosung“ in Arbeiterfamilien. Dieses<br />

Idealbild einer bürgerlichen Familie wirkt noch bis heute nach. Bauer und Wiezorek<br />

(2009) ziehen Interviews mit zwei Sozialpädagoginnen, eine Studentin der<br />

Erziehungswissenschaften und eine Dokumentenanalyse des Falls Kevin in Bremen<br />

heran, um zu verdeutlichen dass sich auch heute noch Praktiker/innen aus dem<br />

sozialpädagogischen Arbeitsfeld von einem Familienbild leiten lassen, das auf die<br />

bürgerliche Norm einer intakten Familie zurückzuführen ist (ebd. 183ff). Dieses<br />

Familienbild ist ein gesellschaftlich dominantes Deutungsmuster, das neben der<br />

Vorstellung eines Ideals auch eine abgrenzende Funktion hat. Familien, die <strong>nicht</strong><br />

dieser Norm entsprechen, gelten als abweichend.<br />

Inzwischen hat sich eine Pluralisierung der Lebensformen vollzogen und die Phase<br />

der Kindheit als Grundstein für jede weitere Entwicklung eines Menschen ist verstärkt<br />

ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Das Wohl des Kindes, obgleich ein<br />

unspezifischer Begriff, wird zur Maxime jeden Handelns, zur zentralen Aufgabe von<br />

Eltern (vgl. Bauer & Wiezorek 2007, S. 626). Zieht man vor diesem Hintergrund die<br />

Analysen von Bühler-Niederberger (2005) hinzu, so wird deutlich, dass zum einen<br />

die moralische Überhöhung der Kindheit mittels der Konstruktion verschiedener<br />

Kindheitsvorstellungen („das unschuldige Kind“ (S. 104 ff.) „das bedürftige Kind“ (S.<br />

128 ff.) mit normativen Familienidealen zusammenfallen. Da dieser gesellschaftliche<br />

Diskurs so dominant ist, stellt es eine besondere Herausforderung für professionelle<br />

Fachkräfte dar, sich mit den eigenen Maximen auseinanderzusetzen.

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