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Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 308<br />

Die Beamtin hat hier keine partnerschaftlich getroffene Entscheidung im Horizont,<br />

sondern spricht ganz exklusiv die Mutter als Entscheiderin an.<br />

Es werden auch Fälle geschildert, in denen die Urkundsperson mit der Mutter in eine<br />

Art Komplizenschaft tritt, was folgendes Beispiel zeigt:<br />

„B: (…) Ich befrage dann die Frauen, die mich anrufen, die Mütter, sie möchten einen<br />

Termin machen, dann frage ich sie mal, weil ich sie dann mal alleine an der Strippe<br />

habe. Ja, einige Herren sind so: Ich will aber auch. Und so. Und dann spreche ich<br />

das gar <strong>nicht</strong> an. Wenn sie sagt: Ich will das <strong>nicht</strong>. Dann spreche ich bewusst das gar<br />

<strong>nicht</strong> an.<br />

I: Ah, dann machen Sie nur Vaterschaft?<br />

B: Genau. (…) wenn der dann sagt: Wie wär es und so weiter, dann muss ich<br />

natürlich erklären. Also, es geht <strong>nicht</strong> gegen (…) den Willen der Mutter und<br />

überlegen Sie sich und da sind auch keine Fristen und das muss auch überhaupt<br />

jetzt <strong>nicht</strong> überstürzt passieren und so weiter. Dass ich das ein bisschen hinzubiegen<br />

(…).“ (Kleinstadt West, w).<br />

In einem vorab geführten Telefonat erklärt die Mutter, dass sie die gemeinsame<br />

Sorge <strong>nicht</strong> wünscht, woraufhin die Urkundsbeamtin das Thema in Anwesenheit des<br />

Vaters gar <strong>nicht</strong> erst anspricht.<br />

Auffallend viele Interviewpassagen lassen den Schluss zu, dass angenommen wird,<br />

dass Männer in ihrer Rolle als Vater, Erzieher und Bezugsperson für ein Kind eher<br />

eine Nebenrolle spielen. Die häufig im Zusammenhang mit der Vaterrolle benutzten<br />

Worte sind „mit-bestimmen“, „auch“, „etwas mitkriegen“ oder auch die<br />

Passivkonstruktion „informiert werden“. In der Darstellung einer Urkundsperson ist<br />

ein Vater, der auch mit-bestimmen möchte, bereits ein aktiver Vater, für dessen<br />

Wunsch, auch informiert zu werden, Verständnis aufgebracht wird. Dies gilt auch für<br />

seinen Wunsch, <strong>nicht</strong> außen vor gelassen zu werden.<br />

„Also wirklich da mitzubestimmen über diese ganz grundlegenden Entscheidungen.<br />

Auch will ich die durch Unterschriften bestätigen: Ja, ich will das auch so. Welche Art<br />

der Schule oder überhaupt welcher Kindergarten oder (…) Ausbildung oder so. Ich<br />

will da schon meinen Anteil haben, ne. Und ich möchte auch, dass das gehört wird<br />

und Gewicht hat, was ich dazu sage. Die fühlen sich einfach völlig außen vor. Viele<br />

haben auch Angst, die werden dann gar <strong>nicht</strong> informiert. So, ne Kind ist im<br />

Krankenhaus. Was ist, wenn mich gar keiner anruft, weil ich ja sowieso <strong>nicht</strong> das<br />

<strong>Sorgerecht</strong> hab und ich muss das doch wissen. Also das sind die, die auch wirklich<br />

Interesse an dem Kind haben. Und alles mit begleiten wollen und <strong>nicht</strong> irgendwie nur:<br />

schick mir ein Foto und ab und zu mal Bescheid. Sondern die wirklich alles auch im<br />

Nahen mitkriegen wollen. Oder möglichst viel sozusagen“ (Großstadt West, w).<br />

Die Befragten erkennen eine „Tendenz“, dass sich in dem Verständnis der<br />

Elternrollen und in den Verhaltenserwartungen in letzter Zeit Veränderungen<br />

abzeichnen. „… ist ganz klar, die wollen stärkere Rechte (…) ich erkenne die<br />

Tendenz“ (Großstadt West, m).

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