Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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23.01.2013 Aufrufe

Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 276 Er könne problemlos Termine absagen oder verschieben, da seine beruflichen Verpflichtungen immer wichtiger seien als ihre, die ja mit keinerlei Einkommen verbunden waren. Er könne sich daher die „Rosinen rauspicken“, und es sei ihre Aufgabe dies auch noch zu organisieren. Es entsteht ein Gefühl, ausgenutzt zu werden, was sich dann auch in beruflicher Benachteiligung niederschlägt. Der Vater schlägt eine für ihn einfach zu realisierende Lösung vor: „Und hat dann immer gesagt: Ich zahl dir eine Kinderfrau, dann kannst du auch arbeiten. Darum ging‟s mir aber nicht. Ich wollte einfach, dass die Erziehung ein bisschen verteilt wurde. Weil damit ging natürlich die Schere immer weiter auf mit Zuständigkeiten fürs Kind. Und dann (…) hab ich auch mehr Ahnung und hab mich immer schwerer getan, in den kurzen Phasen, wo er da war, auch abzugeben“ (M16, gmg). Sie möchte die Kinderbetreuung nicht kaufen, sondern erwartet, dass der Mann seinen Vateraufgaben gerecht wird. Die Befragte beschreibt einen Kreislauf, der es den Müttern und Vätern erschwert, gleichwertige Eltern zu werden, weil sich über die Jahre die Zuständigkeiten verfestigen. Sehr häufig werden die Worte „bespaßen“ und „bespielen“ verwendet, wenn die Beschäftigung mit dem Kind gemeint ist. Das Kind erscheint als passiv und es ist die Aufgabe des jeweiligen Elternteils, das Kind zu unterhalten. Und das sei auch das „gute Recht“ (M7, zog) des Kindes. Es drängt sich der Eindruck auf, es sei dem jeweiligen Elternteil unmöglich, irgendetwas anderes zu machen, wenn man auf das Kind „aufpassen“ (V1, zmg) muss. In manchen Schilderungen stellt sich die Zeit mit dem Kind, z. B. nach der Krippe um „vier“ und vor der Essenszeit um „18:30 Uhr“ (M15, zog) als reine Wartezeit dar, die es zu überbrücken gilt: „Ich sag mal so, über den Tag rettet man sich mit ganz vielen mmh kleinen Sachen“ (M18, gog). 8.11.5 Väter als Spielkameraden der Kinder Die gemeinsam mit dem Kind verbrachte Zeit schildern die befragten Mütter in vielfältiger Weise: Sie gehen spazieren im Park, zum Spielplatz, Eis essen, treffen sich mit Freundinnen, die Kinder im selben Alter haben. Außerdem berichten die Mütter von Schwimmkursen, PEKIP, Müttercafés im Familienzentrum, Bibliotheksbesuche „weil da ist auch eine Spielmöglichkeit“ (M1, zmg), Besuchen bei Verwandten, Nachbarn und Arztbesuchen. In der mit den Vätern des Samples verbrachten Zeit wird ganz überwiegend gespielt. „Wenn ich nach Hause komme, dann spiele ich erstmal mit dem Großen“ (V14, zog). Väter „bespielen und bespaßen“ (M7, zog) ihre Kinder, machen „Quatsch“ und „Blödsinn“ (V5, zmg). Sie beschreiben sich selbst als „großer Spielkamerad“ (V12, zog), „großer Bruder“ (V12, zog) oder meinen, „dass Männer nie richtig erwachsen

Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 277 werden“ (V3, zmg). Sie spielen Gitarre, Lego, Fußball, Fantasy-Spiele, Nintendo und lesen Bücher vor. 177 Sie gehen „ganz viel raus“ (V7, zog), „Schneeschippen und Laub rechen“, und „bald zum Motocross“ (V2, zmg). Der Vater mache „Späße“ und spiele „den Clown“ (M9, zog) für das Kind. Mütter begrüßen dieses Verhalten durchaus und schildern es, um den Vater als „guter Papa“ (M12, zog) oder „Topvater“ (M2, zmg) zu beschreiben, der sich um die Kinder kümmert und ihnen „gerecht“ (M2, zmg) wird. Einige Mütter, die selber nicht so gerne mit ihren Kindern spielen („das ist mir einfach zu langweilig“, M3, zmg), betonen die gute Ergänzung, die beide Elternteile so dem Kind bieten können: „Mein Badezimmer 178 sieht danach aus wie// Und wenn ik bade, denn sag' ik: „Et wird nich' jespritzt.“ Und Papa sagt: „Los, doller, doller.“ Also so 'ne Sachen halt“ (M12, zog). Mütter beurteilen die Väterqualitäten ihres Partners differenziert. Fast alle mit ihrem Partner zusammenlebenden Mütter sind auf den ersten Blick zufrieden mit ihren Partnern als Väter, es finden sich jedoch auch einschränkende Anmerkungen: „Er bemüht sich“ (M2, zmg); „Er beschäftigt sich sehr viel mit den Kindern, wobei man sagen muss, mit dem ganz Kleinen kann er noch nicht so viel anfangen.“ (M5, zmg); „Er ist ein guter Papa (…) er ist halt nur ein bisschen träge im Moment“ (M9, zog), „also daran merke ich, dass er mit seiner Verantwortung wächst“ (M24, gog). Das Ritual des Ins-Bett-Bringens ist in vielen Fällen Väteraufgabe. Warum das so ist, hat in der Kontrastierung der Aussagen der Mütter und Väter unterschiedliche Gründe. Für manche Väter ist es ohnehin die einzige Zeit des Tages, die sie mit ihren Kindern verbringen können. Ein Vater stellt den Aspekt in den Vordergrund „dass Papa vorlesen sollte, weil die haben halt sehr wenig von mir“ (V21, gog). Mehrere Väter meinen auch, sie könnten es besser: „Er will es von mir. Und weil ich das vielleicht mit mehr Humor mache“ (V5, zog). Eine Mutter hingegen betont, dass sie den ganzen Tag den Moment herbeisehne, wenn sie dem Vater das Kind „in den Arm drücken“ könne, um dann „in den Fernseher“ (M2, zmg) gucken oder „die Wand“ (M7, zog) anschauen zu können. „Aber das ist Papa-Zeit. Also da leg ich auch Wert drauf“ (M7, zog). Alle befragten Mütter freuen sich sehr, wenn sie sehen, dass der Vater das Kind liebt und umgekehrt: „sie ist halt Papa, Papa, Papa. Also wenn er da ist, der Held in Strumpfhosen, also wirklich. Die liebt ihn und insofern, er merkt das auch“ (M7, zog). Väter betonen in mehreren Interviews, dass die Mutter „fast abgeschrieben [ist], wenn ich da bin“ (V2, zmg). Gerade für Väter, die wenig mit ihren Kindern zusammen sein können, scheint das Gefühl, von ihren Kindern gewollt zu sein, sehr wichtig. Im 177 Dies bestätigen mehrere jüngere Väterforschungen z. B. (Seiffge-Krenke, 2009) 178 Die Bezeichnung „mein Badezimmer“ gibt einen Hinweis darauf, wer hinterher das Badezimmer wieder säubert.

„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 277<br />

werden“ (V3, zmg). Sie spielen Gitarre, Lego, Fußball, Fantasy-Spiele, Nintendo und<br />

lesen Bücher vor. 177 Sie gehen „ganz viel raus“ (V7, zog), „Schneeschippen und<br />

Laub rechen“, und „bald zum Motocross“ (V2, zmg). Der Vater mache „Späße“ und<br />

spiele „den Clown“ (M9, zog) für das Kind. Mütter begrüßen dieses Verhalten<br />

durchaus und schildern es, um den Vater als „guter Papa“ (M12, zog) oder<br />

„Topvater“ (M2, zmg) zu beschreiben, der sich um die Kinder kümmert und ihnen<br />

„gerecht“ (M2, zmg) wird. Einige Mütter, die selber <strong>nicht</strong> so gerne mit ihren Kindern<br />

spielen („das ist mir einfach zu langweilig“, M3, zmg), betonen die gute Ergänzung,<br />

die beide Elternteile so dem Kind bieten können:<br />

„Mein Badezimmer 178 sieht danach aus wie// Und wenn ik bade, denn sag' ik: „Et wird<br />

nich' jespritzt.“ Und Papa sagt: „Los, doller, doller.“ Also so 'ne Sachen halt“ (M12,<br />

zog).<br />

Mütter beurteilen die Väterqualitäten ihres Partners differenziert. Fast alle mit ihrem<br />

Partner zusammenlebenden Mütter sind auf den ersten Blick zufrieden mit ihren<br />

Partnern als Väter, es finden sich jedoch auch einschränkende Anmerkungen:<br />

„Er bemüht sich“ (M2, zmg); „Er beschäftigt sich sehr viel mit den Kindern, wobei<br />

man sagen muss, mit dem ganz Kleinen kann er noch <strong>nicht</strong> so viel anfangen.“ (M5,<br />

zmg); „Er ist ein guter Papa (…) er ist halt nur ein bisschen träge im Moment“ (M9,<br />

zog), „also daran merke ich, dass er mit seiner Verantwortung wächst“ (M24, gog).<br />

Das Ritual des Ins-Bett-Bringens ist in vielen Fällen Väteraufgabe. Warum das so ist,<br />

hat in der Kontrastierung der Aussagen der Mütter und Väter unterschiedliche<br />

Gründe. Für manche Väter ist es ohnehin die einzige Zeit des Tages, die sie mit<br />

ihren Kindern verbringen können. Ein Vater stellt den Aspekt in den Vordergrund<br />

„dass Papa vorlesen sollte, weil die haben halt sehr wenig von mir“ (V21, gog).<br />

Mehrere Väter meinen auch, sie könnten es besser: „Er will es von mir. Und weil ich<br />

das vielleicht mit mehr Humor mache“ (V5, zog).<br />

Eine Mutter hingegen betont, dass sie den ganzen Tag den Moment herbeisehne,<br />

wenn sie dem Vater das Kind „in den Arm drücken“ könne, um dann „in den<br />

Fernseher“ (M2, zmg) gucken oder „die Wand“ (M7, zog) anschauen zu können.<br />

„Aber das ist Papa-Zeit. Also da leg ich auch Wert drauf“ (M7, zog).<br />

Alle befragten Mütter freuen sich sehr, wenn sie sehen, dass der Vater das Kind liebt<br />

und umgekehrt: „sie ist halt Papa, Papa, Papa. Also wenn er da ist, der Held in<br />

Strumpfhosen, also wirklich. Die liebt ihn und insofern, er merkt das auch“ (M7, zog).<br />

Väter betonen in mehreren Interviews, dass die Mutter „fast abgeschrieben [ist],<br />

wenn ich da bin“ (V2, zmg). Gerade für Väter, die wenig mit ihren Kindern zusammen<br />

sein können, scheint das Gefühl, von ihren Kindern gewollt zu sein, sehr wichtig. Im<br />

177 Dies bestätigen mehrere jüngere Väterforschungen z. B. (Seiffge-Krenke, 2009)<br />

178 Die Bezeichnung „mein Badezimmer“ gibt einen Hinweis darauf, wer hinterher das Badezimmer<br />

wieder säubert.

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