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Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 274<br />

„Du, du musst dich grad um gar <strong>nicht</strong>s kümmern, weil du hast einfach deinen Job,<br />

aber warum // aber ich hab auch einen. Also die warten alle, dass ich zurückkomme.<br />

Warum muss ich mir Gedanken machen, wie ich es mache und <strong>nicht</strong> du? Also im<br />

Endeffekt kann man das genau andersrum machen. Ich kann einfach problemlos in<br />

meine Jobs zurückkehren und ja, müsstest du regeln, wie wir das mit K machen.<br />

Also ich hatte das Gefühl, dass ganz viel auch so ehm an mir liegt. Aber ich bin mir<br />

halt im Nachhinein auch <strong>nicht</strong> sicher, ob ich es irgendwie doch an mich reiße, dass<br />

ich also schon mehr auch abgeben könnte“ (M8, zog).<br />

Die im Nachsatz angesprochene Überlegung, ob sie die kindbezogenen Arbeiten<br />

eventuell an sich reiße, 176 schildern eine Bewusstwerdung über völlig<br />

selbstverständliche Selbst- und Fremdzuschreibungen von Aufgaben, von der auch<br />

andere Mütter berichten. Eine Befragte versucht ganz bewusst diese Automatismen<br />

zu durchbrechen, um den Vater aktiv an wichtigen Entscheidungen der<br />

Kinderbetreuung zu beteiligen:<br />

„Ah ja, dann muss ja ich im September noch die Eingewöhnung machen. Am 30.9.<br />

muss ich abgeben [gemeint ist ihre Abschlussarbeit]. Dann denke ich mir: Halt, wieso<br />

sollte ich? Das kann Y machen. Dann hab ich zu ihm gesagt: Du, die Eingewöhnung<br />

hoffe ich, dass du machst, fifty, fifty, du machst Kindergarten, ich hab die Krippe<br />

gemacht. Ja, nee, können wir uns das <strong>nicht</strong> teilen? Nee, wenn dann macht das einer.<br />

Hm, ja aber du sprichst besser Deutsch. Das ist mir egal. Es geht hier nur darum,<br />

dass du in der Lage sein müsstest, dass du das schaffst“ (M15, zog).<br />

Der Satz „Er macht es anders aber <strong>nicht</strong> falsch“ (M5, M8, M10, M24) wird von vier<br />

befragten Müttern benutzt. Sie beschreiben damit ihr Bemühen, dem Vater <strong>nicht</strong> alles<br />

vorzuschreiben und <strong>nicht</strong> auf ihrer Art und Weise mit gewissen Dingen umzugehen<br />

zu bestehen. Sie unterstützen vielmehr, dass der Vater seinen eigenen Weg mit dem<br />

Kind findet. Allerdings ist dieser Satz ambivalent, denn er bedeutet auch, dass der<br />

mütterliche Weg der normale ist, denn der väterliche ist „anders“, wenn auch –<br />

allerdings nach mütterlichem Ermessen - <strong>nicht</strong> falsch.<br />

8.11.4 Mutter und Hausfrau als Negativhorizont<br />

Mehrere Interviewstellen weisen darauf hin, dass „Hausfrau“-Sein und die häuslichen<br />

Tätigkeiten eher durch die befragten Mütter, aber auch seitens einiger befragter<br />

Väter negativ bewertet werden. Schon allein das Wort „Hausfrau“ zu benutzen,<br />

bedarf eines kommentierenden Nebensatzes: „Hausfrau – so blöd das klingt“ (V1,<br />

zmg). Keine „perfekte Hausfrau“ zu sein, wird offen und <strong>nicht</strong> ohne Stolz zugegeben:<br />

„Ich bin natürlich auch <strong>nicht</strong> die perfekte Hausfrau. Ehm dadurch läuft es vielleicht<br />

auch chaotischer ab“ (M1, zmg).<br />

176 Der Begriff des „gatekeeping“ beschreibt mütterliche Strategien, um die Involviertheit der Väter in<br />

die Kindererziehung zu steuern. Neuere Studien können zeigen, dass „gate opening“ und „gate<br />

closing“ meist unbewusste Handlungsweisen sind, die sowohl bei Vätern als auch bei Müttern in<br />

unterschiedlichen Weisen zu beobachten sind (Trinder, 2010).

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