Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...

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23.01.2013 Aufrufe

Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 272 8.11.2 Mütter als Hauptverantwortliche im Alltag Auch in Fragen das Kind betreffend fühlen einige Frauen, dass sie die Hauptverantwortung tragen. Es werden etliche Beispiele geschildert, die zeigen, dass die letztendliche erzieherische Kompetenz und Entscheidungsgewalt bei den Müttern liegt. „Aber das mit dem Kind ist eigentlich // gut, ich schaff die Sachen ja an. Also ich werd immer gefragt: Was soll ich denn anziehen? Was ist mit dem und dem? Also ich bin so, sozusagen wie der Boss, so dieses und jenes“ (M6, zog). Mehrere der befragten Mütter schildern in teilweise drastischen Worten das Gefühl „für alles“ verantwortlich zu sein, sogar für die Stimmung in der Familie. Eine Mutter sagt, sie sei für die Familie ein „Gerüst, in dem sich die anderen wohl fühlen“ (M8, zog). Diese dominante Stellung innerhalb der Familie scheint von vielen der befragten Mütter gar nicht gewollt zu sein. Sie fühlen sich allein gelassen und wünschen sich mehr selbstverständliche Unterstützung durch den Partner und die Möglichkeit, Entscheidungen oder erzieherische Maßnahmen zu besprechen: „Ich bin ja auch nicht unfehlbar. Ich bin ja auch bloß ein Mensch. Und trotzdem entscheide ich dann größtenteils dann. Ja. Aber er sagt natürlich auch seine Meinung. Er schreitet nur halt nicht ein, auch wenn ihm irgendwas missfällt oder so“ (M3, zmg). Die richtige Kleidung auszusuchen und im Schrank zu finden (M8, zog), die richtige Windelgröße zu kaufen (M25, gog) und zu wissen, wann das Kind welche Nahrung zu sich nimmt (M13, zog), wird aus Sicht der befragten Mütter in vielen Fällen einzig dem mütterlichen Kompetenzbereich zugeordnet. Hier findet sich auch die Deutung eines Vertrauensbeweises: „also er überlässt viel mir. Also er lässt mir da viel Freiheit. Was mit anziehen oder was. Das interessiert ihn // also es interessiert ihn nicht negativ, sondern er lässt mich. Also das findet er okay und das ist auch gut so“ (M5, zmg). Es fällt auf, dass die befragten Väter in einigen Fällen spezielle mit der Kinderbetreuung zusammenhängende Wörter nicht wissen oder verwechseln, ein Vater kann den Tagesablauf des Kindes, hier die Kita-Zeiten, nicht wiedergeben: „Sie geht dann ja zur Kita normalerweise. Ist jetzt auch alles noch irgendwie speziell, weil ja noch Einführungsphase ist. So irgendwie Kita, dann irgendwann auch wieder zu Hause“ (V8, zog). Einige schildern Väter ihre Partnerinnen als Zentrum der Familie, ohne die „es jar nich' gehen“ (V12, zog) würde. Ein sehr junger und bildungsferner Vater gibt ein sehr traditionelles Frauenbild wieder:

Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 273 „Die Frau spielt bei uns eine große Rolle, die macht halt den Mann zu einem Mann wirklich jetzt, indem sie halt alles im Griff hat, also nicht nur im Haushalt sondern auch das Geld nicht ausgeben, sparen so ja“ (V14, zog). Im Kontrast dazu, gibt ein älterer Vater mit hoher Bildung eine recht ähnliche Einschätzung ab. Er begrüßt sehr, dass seine ehemalige Partnerin ihr Leben nach der Trennung als Alleinerziehende „problemlos“ organisiert hat, ohne ihm das Gefühl zu geben, dass er fehle: „Weil ich halt X als sehr straight, von Anfang an als sehr straight und sehr organisiert und problemlos erlebt habe. Ne, also dass sie das komplett für sich wusste. Und nie das Gefühl gehabt hab', dass da irgendwo 'n, wo 'n, wo 'n zweiter Erziehungsberechtigter fehlt. (...) Also Beispiel: Wir haben uns ja getrennt vor der Geburt. (...) Und K ist am 31. Oktober geboren. Mitte Dezember hat X abgestillt. Anfang Januar war das Kind halbtags bei 'ner Tagesmutter und dann ging sie wieder halbtags arbeiten. Bums. So. Also alles klar“ (V17, gmg). 8.11.3 Konflikte um Erwerbstätigkeit In mehreren Fällen kämpfen die Eltern regelrecht um die Zeit, in der sie arbeiten oder ihre Ausbildung beenden können. Insbesondere die Mütter haben das Gefühl, ihr Anspruch auf diese Zeit sei nicht selbstverständlich und müsse hinter den Ansprüchen des Mannes zurückstehen. „Dieser Interessenkonflikt, dass der eine das halt machen möchte. Und ich sehe das halt auch ein, dass er da morgen hin muss (…) und da auch im Nachhinein noch eine Stunde ist. Aber ich hab halt eben auch jetzt die ganze Woche zurück gesteckt und hab halt gesagt: Pass auf, ich gehe nicht in die Uni, ich bin zu Hause und kümmere mich halt um sie. Und irgendwo muss dann halt halbwegs die Waage gehalten werden. Das muss halt irgendwann auch mal sein. Was sich halt dann nicht verschieben lässt, da muss man dann halt durch“ (M7, zog). Für eine Mutter, eine hochspezialisierte Medizinerin, ist der einzige Weg, beruflich während der Elternzeit den Anschluss nicht zu verlieren, nachts zu arbeiten: „aber ich mache nebenher schreibe ich noch eine Veröffentlichung, die ich dann immer mit der Kollegin zusammen über Email hin und her schicke. Und die mache ich auch wieder grade in den Freizeiten, wo ich irgendwie noch Zeit habe, schreibe ich die Vorträge. Meistens abends, wenn der Kleine dann im Bett ist. Dann um acht oder so. Bin ich natürlich auch manchmal fix und foxy. Aber es geht doch erstaunlicherweise immer ein bisschen was“ (M13, zog). Einige Frauen erkennen Automatismen in der Aufteilung bestimmter Tätigkeiten. Eine Mutter stellt fest, dass es eigentlich keinen Grund gibt, warum sie die gesamte Krippensuche übernommen hat bzw. warum der Mann nach der Geburt des Kindes einfach weiterarbeitet, sie aber „einen ganzen Sommer lang“ (M8, zog) damit beschäftigt ist, einen Betreuungsplatz zu organisieren, um ihren Job wieder aufnehmen zu können:

„<strong>Gemeinsames</strong> <strong>Sorgerecht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>miteinander</strong> verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 273<br />

„Die Frau spielt bei uns eine große Rolle, die macht halt den Mann zu einem Mann<br />

wirklich jetzt, indem sie halt alles im Griff hat, also <strong>nicht</strong> nur im Haushalt sondern<br />

auch das Geld <strong>nicht</strong> ausgeben, sparen so ja“ (V14, zog).<br />

Im Kontrast dazu, gibt ein älterer Vater mit hoher Bildung eine recht ähnliche<br />

Einschätzung ab. Er begrüßt sehr, dass seine ehemalige Partnerin ihr Leben<br />

nach der Trennung als Alleinerziehende „problemlos“ organisiert hat, ohne ihm<br />

das Gefühl zu geben, dass er fehle:<br />

„Weil ich halt X als sehr straight, von Anfang an als sehr straight und sehr organisiert<br />

und problemlos erlebt habe. Ne, also dass sie das komplett für sich wusste. Und nie<br />

das Gefühl gehabt hab', dass da irgendwo 'n, wo 'n, wo 'n zweiter<br />

Erziehungsberechtigter fehlt. (...) Also Beispiel: Wir haben uns ja getrennt vor der<br />

Geburt. (...) Und K ist am 31. Oktober geboren. Mitte Dezember hat X abgestillt.<br />

Anfang Januar war das Kind halbtags bei 'ner Tagesmutter und dann ging sie wieder<br />

halbtags arbeiten. Bums. So. Also alles klar“ (V17, gmg).<br />

8.11.3 Konflikte um Erwerbstätigkeit<br />

In mehreren Fällen kämpfen die Eltern regelrecht um die Zeit, in der sie arbeiten oder<br />

ihre Ausbildung beenden können. Insbesondere die Mütter haben das Gefühl, ihr<br />

Anspruch auf diese Zeit sei <strong>nicht</strong> selbstverständlich und müsse hinter den<br />

Ansprüchen des Mannes zurückstehen.<br />

„Dieser Interessenkonflikt, dass der eine das halt machen möchte. Und ich sehe das<br />

halt auch ein, dass er da morgen hin muss (…) und da auch im Nachhinein noch<br />

eine Stunde ist. Aber ich hab halt eben auch jetzt die ganze Woche zurück gesteckt<br />

und hab halt gesagt: Pass auf, ich gehe <strong>nicht</strong> in die Uni, ich bin zu Hause und<br />

kümmere mich halt um sie. Und irgendwo muss dann halt halbwegs die Waage<br />

gehalten werden. Das muss halt irgendwann auch mal sein. Was sich halt dann <strong>nicht</strong><br />

verschieben lässt, da muss man dann halt durch“ (M7, zog).<br />

Für eine Mutter, eine hochspezialisierte Medizinerin, ist der einzige Weg, beruflich<br />

während der Elternzeit den Anschluss <strong>nicht</strong> zu verlieren, nachts zu arbeiten:<br />

„aber ich mache nebenher schreibe ich noch eine Veröffentlichung, die ich dann<br />

immer mit der Kollegin zusammen über Email hin und her schicke. Und die mache<br />

ich auch wieder grade in den Freizeiten, wo ich irgendwie noch Zeit habe, schreibe<br />

ich die Vorträge. Meistens abends, wenn der Kleine dann im Bett ist. Dann um acht<br />

oder so. Bin ich natürlich auch manchmal fix und foxy. Aber es geht doch<br />

erstaunlicherweise immer ein bisschen was“ (M13, zog).<br />

Einige Frauen erkennen Automatismen in der Aufteilung bestimmter Tätigkeiten.<br />

Eine Mutter stellt fest, dass es eigentlich keinen Grund gibt, warum sie die gesamte<br />

Krippensuche übernommen hat bzw. warum der Mann nach der Geburt des Kindes<br />

einfach weiterarbeitet, sie aber „einen ganzen Sommer lang“ (M8, zog) damit<br />

beschäftigt ist, einen Betreuungsplatz zu organisieren, um ihren Job wieder<br />

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