Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander - Bundesministerium ...
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„Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 254 angenehm“ (M19, gmg). Als familiäres Ziel schildert der befragte Vater eine harmonische Patchwork-Familie. Auch wenn er sich bewusst ist, dass dies momentan noch nicht möglich ist, wird diese Wunschvorstellung aktiv verfolgt. „Natürlich hab ich manchmal die Vorstellung, irgendwann verstehen sich alle ganz prima und dann mietet man sich im Sommer ein Haus in Südfrankreich und fährt dann mit den Kindern hin, ja. Also so diese klassische Patchwork-Familie. Das will ich jetzt nicht ausschließen und das wäre natürlich nett“ (V16, gmg). Abschließend kann man feststellen, dass diese Paare alle Belange, die das Sorgerecht tangieren, selber lösen und erfolgreich Lösungen finden. Allerdings schildert M19 eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Vater ihres Kindes kurz nach der Trennung. Nicht Wut oder andere Emotionen führten zu der gerichtlichen Auseinandersetzung, sondern lediglich rationale Überlegung: „wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, muss eben das Gericht darüber entscheiden. Ist ja auch richtig“ (M19, gmg). Aber auch diese Erfahrung hatte keine negative Eintrübung des Verhältnisses zum Vater zur Folge. „Also wir haben das jetzt nicht beide nicht persönlich genommen, dass wir uns da bei Gericht gesehen haben. Weder er noch ich“ (M19, gmg). Ansonsten spielt die Tatsache, dass die geS erklärt wurde, in den Berichten der Befragten keinerlei Rolle und wird erst auf Nachfrage thematisiert. „Ich hätte mich wahnsinnig in Y getäuscht, wenn der sich, wenn der je die Idee gehabt hätte, sich da ganz rauszuziehen. Mmh, nee, ich glaub, wir hätten auch ohne gemeinsames Sorgerecht das in der Form geregelt“ (M16, gmg). 8.7.2 Die konflikthafte Trennung Demgegenüber stehen neun Befragte, deren Trennungsgeschichte wesentlich konfliktbeladener ist. Auch die Situation zum Zeitpunkt des Interviews war in keinem Fall problemlos. Bei den Interviewten handelt es sich um eine Mutter und zwei Väter mit der geS; und um drei Mütter und drei Väter ohne die geS. Eine eingehende Analyse der Fälle kann in diesen Bericht nicht einfließen. Es soll hier lediglich untersucht werden, ob die Sorgerechtsregelungen bei den Trennungen eine Rolle gespielt haben oder ob sie für die getroffenen Regelungen das Kind betreffend relevant waren. Alle befragten Väter haben Kontakt zu und regelmäßigen Umgang mit ihrem Kind oder ihren Kindern, die ausnahmslos bei den Müttern leben. Eine Mutter (gmg) wünscht sich, dass der Vater mehr Umgang hätte, dieser lehnt aber ab, da er „es
„Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern“ – Endbericht 11/2010 Seite 255 nicht länger als zwei Stunden mit dem Kind aushält“ (V17, gmg). Vier Väter sind mit der Umgangsregelung relativ zufrieden, oder wünschen sich einen häufigeren Umgang. Bei den Müttern ist teilweise eine tiefe Enttäuschung über den Vater ihrer Kinder zu finden, was sie mit zahlreichen Beispielen von Geschehnissen begründen. Daher sind sie sehr froh, die aeS zu haben. Ihre Erfahrungen und geschilderten Bemühungen, den Vater in ihr Leben zu integrieren, wurden als so verletzend und negativ empfunden, dass sie „dann lieber ganz ohne Mann“ (M18, gog) leben möchten. Es werden Situationen geschildert, die die Mütter als Gefährdung für das Kindeswohl durch den Vater interpretieren und daher intervenieren. Ein Beispiel soll dies veranschaulichen: „Zum Beispiel er sagte vor 14 Tagen zu mir: Er möchte die Kinder gerne übers Wochenende mit zu seiner neuen Freundin nehmen. Wo ich mir dann dachte: Du kannst doch jetzt nicht Donnerstag anrufen und mir sagen, du willst deine Kinder am Wochenende haben, jetzt plötzlich nach zwei Monaten, wo du sie gar nicht gesehen hast. Ich sag und dann gleich noch in eine fremde Umgebung, die sie beide nicht kennen, zu fremden Leuten, die sie beide nicht kennen, dann sollen sie da schlafen, essen, trinken, das ganze Wochenende. Ich sag, wie stellst du dir das vor? Na, sind doch Kinder, die gewöhnen sich doch so schnell an irgendwelche Sachen. Wo ich mir dann dachte: nee, da gewöhnen die sich nicht dran. Und ich möchte auch nicht, dass meine Kinder zu irgendwelchen oder bei irgendwelchen Leuten übernachten, die ich nicht kenne. Oder ob sie nicht vielleicht auch in irgendwelchen Kreisen verkehrt oder sich umgibt, mit denen ich meine Kinder eigentlich auch nicht konfrontieren möchte. (…) Ihm fehlt so jeglicher Draht zu den Kindern, auch um abschätzen zu können, ob das jetzt gut für die Kinder wäre oder nicht. Und wo ich dann gesagt habe: Nein, das gibt es nicht. Ja, da war ich wieder die Böse in dem ganzen Spiel“ (M18, gog). Die befragten Väter hingegen erzählen von allen Arten der empfundenen Schikane und unnötigen Einschränkungen durch die Mütter. Die Männer fühlen sich als Vater benachteiligt und dem guten Willen der Mutter ausgeliefert, ohne die Möglichkeit, eigenständig ihre Beziehung zum Kind oder zu den Kindern gestalten zu können: „man hatte sich ja mündlich geeinigt zwei Mal die Woche. Und dass dann einfach nach Gutdünken einfach geändert wird“ (V22, gmg). Teilweise lässt sich der Konflikt erahnen, in dem sich die Kinder u. U. dadurch befinden: „aber ich sag mal so, wenn die Kinder schon unter der Bettdecke das Telefon nehmen wollen, anrufen und Mama erwischt sie so ungefähr, so wie mein Großer: Papa, ich wollte dich Freitagmorgen, aber der Q war so doof und hat die Tür aufgemacht. Da wird es schon bedenklich. Und die Mama kriegt das mit“ (V21, gog). Die Eltern können eine einvernehmliche Einigung nicht erzielen, die Kommunikation ist teilweise derart gestört, dass sich die Befragten auch im Interview auf ihren ehemaligen Lebenspartner nur mit der distanzierten Anrede „Frau W.“ (V21, gog)
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<strong>nicht</strong> länger als zwei Stunden mit dem Kind aushält“ (V17, gmg). Vier Väter sind mit<br />
der Umgangsregelung relativ zufrieden, oder wünschen sich einen häufigeren<br />
Umgang.<br />
Bei den Müttern ist teilweise eine tiefe Enttäuschung über den Vater ihrer Kinder zu<br />
finden, was sie mit zahlreichen Beispielen von Geschehnissen begründen. Daher<br />
sind sie sehr froh, die aeS zu haben. Ihre Erfahrungen und geschilderten<br />
Bemühungen, den Vater in ihr Leben zu integrieren, wurden als so verletzend und<br />
negativ empfunden, dass sie „dann lieber ganz ohne Mann“ (M18, gog) leben<br />
möchten. Es werden Situationen geschildert, die die Mütter als Gefährdung für das<br />
Kindeswohl durch den Vater interpretieren und daher intervenieren. Ein Beispiel soll<br />
dies veranschaulichen:<br />
„Zum Beispiel er sagte vor 14 Tagen zu mir: Er möchte die Kinder gerne übers<br />
Wochenende mit zu seiner neuen Freundin nehmen. Wo ich mir dann dachte: Du<br />
kannst doch jetzt <strong>nicht</strong> Donnerstag anrufen und mir sagen, du willst deine Kinder am<br />
Wochenende haben, jetzt plötzlich nach zwei Monaten, wo du sie gar <strong>nicht</strong> gesehen<br />
hast. Ich sag und dann gleich noch in eine fremde Umgebung, die sie beide <strong>nicht</strong><br />
kennen, zu fremden Leuten, die sie beide <strong>nicht</strong> kennen, dann sollen sie da schlafen,<br />
essen, trinken, das ganze Wochenende. Ich sag, wie stellst du dir das vor? Na, sind<br />
doch Kinder, die gewöhnen sich doch so schnell an irgendwelche Sachen. Wo ich<br />
mir dann dachte: nee, da gewöhnen die sich <strong>nicht</strong> dran. Und ich möchte auch <strong>nicht</strong>,<br />
dass meine Kinder zu irgendwelchen oder bei irgendwelchen Leuten übernachten,<br />
die ich <strong>nicht</strong> kenne. Oder ob sie <strong>nicht</strong> vielleicht auch in irgendwelchen Kreisen<br />
verkehrt oder sich umgibt, mit denen ich meine Kinder eigentlich auch <strong>nicht</strong><br />
konfrontieren möchte. (…) Ihm fehlt so jeglicher Draht zu den Kindern, auch um<br />
abschätzen zu können, ob das jetzt gut für die Kinder wäre oder <strong>nicht</strong>. Und wo ich<br />
dann gesagt habe: Nein, das gibt es <strong>nicht</strong>. Ja, da war ich wieder die Böse in dem<br />
ganzen Spiel“ (M18, gog).<br />
Die befragten Väter hingegen erzählen von allen Arten der empfundenen Schikane<br />
und unnötigen Einschränkungen durch die Mütter. Die Männer fühlen sich als Vater<br />
benachteiligt und dem guten Willen der Mutter ausgeliefert, ohne die Möglichkeit,<br />
eigenständig ihre Beziehung zum Kind oder zu den Kindern gestalten zu können:<br />
„man hatte sich ja mündlich geeinigt zwei Mal die Woche. Und dass dann einfach<br />
nach Gutdünken einfach geändert wird“ (V22, gmg).<br />
Teilweise lässt sich der Konflikt erahnen, in dem sich die Kinder u. U. dadurch<br />
befinden:<br />
„aber ich sag mal so, wenn die Kinder schon unter der Bettdecke das Telefon<br />
nehmen wollen, anrufen und Mama erwischt sie so ungefähr, so wie mein Großer:<br />
Papa, ich wollte dich Freitagmorgen, aber der Q war so doof und hat die Tür<br />
aufgemacht. Da wird es schon bedenklich. Und die Mama kriegt das mit“ (V21, gog).<br />
Die Eltern können eine einvernehmliche Einigung <strong>nicht</strong> erzielen, die Kommunikation<br />
ist teilweise derart gestört, dass sich die Befragten auch im Interview auf ihren<br />
ehemaligen Lebenspartner nur mit der distanzierten Anrede „Frau W.“ (V21, gog)